Sonntag, 14. Februar 2016

Kulturgeschichten 0128

Valtentinswahn

Der Valentinstag gilt als Tag der Liebenden
Vor allem ist er einer der Blumenindustrie
Wie der Hersteller von Süßwaren die sich
Die käufliche Liebesgabe zu eigen machten

Ob Liebe und käuflich nicht ein Gegensatz
Immer ist wird seltener gefragt als gehorcht
Teils aus schlechtem Gewissen teils um der
Gewohnheit ohne Enttäuschung zu genügen

Der Valentinstag erinnerte ursprünglich
An zwei christliche Heilige die enthauptet
Die Kopflosigkeit der Liebe gut darstellten
Es sind Valentin von Terni und von Viterbo

Der bereits 469 als Gedenktag eingeführte
Tag wurde 1969 wieder gestrichen unklar
Ob die Liebe da den Reströmern weniger
Wert war oder den Marketingzweck erfüllte

Valentin von Terni ist der Schutzpatron der
Jugendlichen Reisenden und Imker er wird
Angerufen bei Epilepsie Wahnsinn und Pest
Soll zugleich jungfräuliche Unschuld bewahren

Ob allein dies zu einer guten Verlobung oder
Heirat verhilft ist unklar wie der übrige
Aberglaube dazu auch in dem Rom eben alte
Kulte in christlichem Gewand erscheinen lässt

Der von Terni wird gern mit dem von Rom
Vermischt und keiner ist sich ganz sicher
Ob es nicht vielleicht doch derselbe ist der
Angeblich Kranke heilte und Paare traute

Der arme Valentin ist in vielen Reliquien die
Aus den Resten seines Körpers angeblich
Gewonnen wurden zerstückelt weit verteilt
Da jedoch längst tot ist dies relativ egal

Noch populärer auch beim Handel ist der Tag
Im angelsächsischen Sprachraum dort auch
Durch ein Gedicht Geoffrey Chaucer aus dem
Jahre 1383 das Parlament der Vögel

Nach diesem Gedicht versammeln sich die
Vögel an diesem Feiertag um die Göttin Natur
Damit jeder seinen Partner dort finde später
Wurde er Vielliebchen oder Lostag noch

In England bildeten sich seit dem 15. Jahrhundert
Valentinspaare die ausgelost wurden und sich dann
Mit Geschenken oder Gedichten bedenken mussten
Daraus wurden viktorianisch dekorierte Karten dann

Die Auswanderer schleppten den Brauch in die USA
Von dort aus gelangte er über US-Soldaten nach dem
Krieg nach Westdeutschland wo die gerade erst wieder
Entstehende Blumenindustrie begeistert zugriff

In Japan wo christliche Heilige unwichtiger sind
Schenken die Frauen den Männern am 14.2.
Schokolade und bekommen dafür einen Monat
Später von den Männern weiße Schokolade

Die Südkoreaner feiern noch einen dritten Tag
Für alle die am 14.2. und am 14.3. keinen
Abbekamen  gibt es am 14.4 den Black Day
Nudeln mit schwarzer Sauce ohne Liebestrost

Was der Gewinn dieser Feierlichkeiten sein soll
Für alle Übriggebliebenen außer Bloßstellung
Wird nicht ersichtlich und erhöht so nur das
Bemühen um weitere Konformität noch

So gibt es in manchen Städten den Ritus das
Alle bis 40 Unverheirateten die Treppen von
Dom oder Rathaus fegen müssen als auch
Öffentliche Bloßstellung oder Marketing

In Italien wird dazu gern dem Aberglauben
Mit den Liebesschlössern gehuldigt bei dem
Sich zwei ewige Liebe versprechen und dann
Die Schlüssel an Brücken in Wasser werfen

Die Finnen haben die Liebe in Freundschaft
Dafür verwandelt zu der sie anonym sich
Kleine Geschenke machen während es in
Südafrika ein öffentliches Fest sogar ist

Im lieb- und humorlosen Saudi-Arabien steht
Der Valentinstag auf der Verbotsliste nach
Islamischen Recht dort wird der Verkauf von
Allem was sich dazu eignet Tage vorher verboten

In Thailand wo öffentliche Zärtlichkeiten dafür
Verboten sind ist der Tag zwar nicht verboten
Aber für alle Jugendlichen gilt daher am 14.2.
Eine Ausgangssperre Schlimmeres zu vermeiden

Im Volksaberglauben galt der 14.2. als Lostag
Dem zukunfstbestimmende Bedeutung im Guten
Wie im Schlechten zugeschrieben wurde dabei
Wurden Zufälle wie üblich als Vorzeichen gedeutet

Abgesehen vom christlichen Hokuspokus geht der
Brauch wie vieles der nachahmungswütigen Christen
Auf alte römische Bräuche zurück wie hier das
Fest der Lupercalia des italischen Gottes Faunus

Die Lupercalien waren ein angeblich schon von
Romulus begründetes Fruchtbarkeitsfest mit dem
Am 15. Februar die baldige Ankunft des Frühlings
Gefeiert wurde was manche mit Liebe verbinden

Im antiken Rom das weniger für Aberglauben als
Rationale Philosophie bekannt war als die dunkle
Christliche Epoche gedachten sie am 14.2 der Juno
Als Beschützerin von Ehe und Familie mit Blumen

Die Ursprünge des heute Valentinstages sind weit
Vermutlich antik bereits wenn auch heute nur noch
Der Industrie der Blumen und Süßwaren nützlich
Wie eine logische Folge von Enttäuschungen immer

Tage an denen Geschenke erwartet werden um
Damit Gefühle öffentlich zu demonstrieren sind
Immer eher das Gegenteil dessen was sie sollen
Eine nur alberne Einrichtung für bloß Gläubige

Sie dienen also Menschen die ihr Glück nicht in sich
Finden sondern dazu irgendwas höheres außer ihrer
Selbst erfinden müssen was sie dann gehorsam wie
Angepasst der geschäftsmßigen Liebe unterordnen

Was also ist der Gewinn als moralischer Druck
Den sich Menschen mit Erwartungen gegenseitig
Machen bei dem es am Ende doch nur um das
Prinzip von Leistung und Gegenleistung geht

Wie groß muss heute das Valentinsgeschenk sein
Damit die begehrte Jungfrau oder Maid ihre sonst
Verschlossenen Schenkel bereitwillig noch öffnet
Damit Mann sich dazwischen befriedigen kann

So schlicht ist vermutlich das Denken der meisten
Heute Fernsehzuschauer und es reduziert uns
Zumindest auf unsere Natur was eigentlich gut ist
So wäre der Tag erfolgreich der wollüstig endet

Insofern also die Hergabe zur Hingabe führt
Fördert diese zumindest theoretisch auch die
Möglichkeit der Fruchtbarkeit und dient also
Dem ursprünglich naturreligiösen Zweck doch

Auch wenn unklar bleibt warum und ob just
Dieser 14. Februar auch mit dem Eisprung
Der Auserwählten zusammenfällt erhöht sich
Bei sexuellen Folgen zumindest die Chance

Ob damit Valentinsgeschenke im Falle von
Real praktizierter Verhütung absurd sind
Kann offen bleiben falls es egal wie doch
Zumindest das gegenseitige Glück mehrt

Dagegen spricht die für gewöhnlich dabei
Erwartbare Frustration da es sich nur um eine
Rituelle und nicht eine ernsthaft emotionale
Handlung handelt die also entbehrlich ist

Wer einen allgemeinen Tag braucht sich
Die Liebe zu beweisen hat von dieser eher
Wenig könnte sich den Versuch lieber sparen
Was nichts am tatsächlichen Trieb ändert

So könnte das Fest der Liebenden doch
Auf einen natürlichen Versuch reduziert werden
Das Triebleben marktkonform zu verbessern
Was sich als effektiv wohl erwiesen hat

Fraglich wäre dann nur noch ob die dabei
Übliche Verkleidung in große Emotionen
Nur dem weiblichen Bedürfnis nach Ablenkung
Genüge tut Dinge nicht beim Namen zu nennen

Vermutlich und nach aller Erfahrung ist es so
Ob es damit moralisch schlechter ist dazu
An bestimmten Tagen zu teure Blumen wie
Süßigkeiten zu erwerben bleibt unklar

Der Markt folgt stets eigenen Gesetzen
Folgten die Liebenden nur dem Gefühl
Würden sie sich vom Markt verabschieden
Um ganz füreinander da zu sein in Liebe

So gesehen ist der Valentinstag die fast
Geniale Synthese von emotionaler Welt
Mit dem öffentlichen Marktplatz der eben
Auch seiner Befriedigung braucht

Die Befriedigung der Triebe gegen eine
Materielle Gegenleistung aber ist in unserer
Kultur als Prostitution verpönt auch wenn
Viele die Ehe als solche noch sehen

Wer liebt wird auch wenn er es natürlich
Offiziell ablehnt sich für Gefühle dem nur
Konsum hinzugeben an diesem Tag sich
Eine besondere Geste überlegen

Auch dies anstatt und vielleicht sogar
Gerade diese Opposition gegen den
Konformen Konsum ermöglicht auch
Neue Wege des Zuwendungsbeweises

Nun drehen wir uns zwar scheinbar im Kreis
Da die Zuwendung die des Beweises bedarf
Eher keine ist aber manche Gewohnheiten
Sind auch schon Zweck an und für sich

Beurteilen wir den Valentinstag also weniger
Nach dem verlogenen Mittel als nach dem
Damit erstrebten Zweck hat er seinen
Nutzen für viele auf den Markt

Ob dieser Tag etwas mit Liebe zu tun hat
Wegen stattgefundener Enthauptung oder
Antiker Fruchtbarkeitsfeste ist eine andere
Frage die müßig ist wo es Spaß macht

Was Spaß oder Freude ist wäre eine andere
Frage die sicher nicht allgemein beantwortet
Werden kann sondern immer nur für jeden
Einzeln was den Umfang hier sprengte

Die Liebe feiern ist sicher eine gute Idee
Es zu tun wenn andere es auch tun muss
Der Liebe nicht schaden macht es nur den
Beteiligten leichter angepasst zu leben

Wem es wichtiger ist unangepasst zu
Leben der möge sich distanzieren dafür
Sich unangepasst lieben oder paaren um
Sein Anderssein zu zelebrieren als Liebe

So genau ich diesen Tag auch betrachte
Der formell und vielfach oberflächlich voll
Enttäuschter Erwartungen immer ist fällt
Es mir schwer ihn nur schlecht zu finden

Wer etwas aus Liebe tut tut damit etwas
Gutes ob es ihm gelingt damit Gehör bei
Den Liebsten zu finden ist eine andere
Frage die viel über diese verrät

Ob wer nicht würdigen kann liebt oder
Mehr beschäftigt damit ist seine immer
Unangepasste Rolle zu erfüllen könnte
Weiter führen wagten wir so zu denken

Aber vielleicht wären viele glücklicher
Im Leben bewerteten sie weniger als
Dass sie genössen was als Glück sich
Zeigt von Zuwendung doch getragen

So ist dieser Tag in all seiner spießigen
Anpassung an dumme Konventionen
Vielleicht eine Chance über sich wie die
Konventionen in Liebe hinauszuwachsen
jens tuengerthal 14.2.16



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