Kulturgeschichten 0123

Machtglück

Macht Macht glücklich oder bewirkt sie
Genau das Gegenteil weil sie immer auch
Macht über uns hat und damit unfrei macht
Auch wenn Mächtige das Gegenteil meinen

Ist also die Abkehr von der Macht wenn sie
Ein Amt ist und Verantwortung bedeutet eher
Ein Glück und eine Befreiung bevor sie zur
Ohnmacht am Ende wird ohne eigene Macht

In der demokratischen Republik werden die
Ämter auf Zeit vergeben die Macht ist damit
Immer eine beschränkte mit der sich die dann
Mächtigen epochal schmücken können

Sollte alle Macht formell begrenzt werden um
Die Macht nicht selbständig werden zu lassen
Auf etwa zwei Wahlperioden oder geht es nie
Um Zeit sondern immer mehr um die Inhalte

Angela Merkel sieht sich vieler Angriffe derzeit
Ausgesetzt und manche fordern längst ihren
Rücktritt ohne eine Alternative auch nur irgend
Ernsthaft vorschlagen zu können bis jetzt

Manche Ministerpräsidenten beten sie möge
Gesund bleiben und im Amt möglichst lange
Andere wünschen sich das Gegenteil weil
Sie den Untergang des Abendlandes fürchten

Wann ist der richtige Zeitpunkt zu gehen
Wenn der Abschied noch unvorstellbar ist
Auf dem Gipfel der Macht oder wenn die
Felder alle bestellt und das Haus ruhig ist

Einer der weit über das Abendland hinaus
Regierte von dem es hieß in seinem Reich
Ginge die Sonne nie unter ging freiwillig
Auf dem Höhepunkt seiner Macht noch

Karl V. zog sich am 3. Februat 1557 nach
Fertigstellung seines Refugiums das an
Das Kloster von Yuste angebaut wurde
Dorthin aus aller Öffentlichkeit zurück

Er war als Sohn von Philipp dem Schönen
Wie Johanna der Wahnsinnigen designierter
Erbe zweier Königreiche von Geburt zu der es
Am 24. Februar 1500 in Gent in Burgund kam

Mit 16 war er König von Spanien geworden
Seit dem 19. Lebensjahr auch deutscher König
Ab 1520 nannte er sich Kaiser zu den ihm als
Letzten noch Papst Clemens 1530 krönte

Er hatte bereits im August 1556 zugunsten
Seines Sohnes Philipp und seines Bruders
Ferdinand auf spanische Krone wie auch die
Kaiserwürde verzichtet und abgedankt

Insofern seine Mutter Johanna die Tochter
Von Ferdinand und Isabella war die Spanien
Durch ihre Ehe einten und Kolumbus bezahlten
War er früh Herrscher eines Kolonialreiches

Väterlicherseits stammte er aus dem Hause
Habsburg und war ein Enkel von Maximilian I.
Dem letzten Ritter genannten Kaiser der schon
Durch Heirat Burgund hinzugewonnen hatte

Zu Burgund zählte nicht nur das heute Burgund
Sondern auch Elsaß Lothringen Luxemburg wie
Die heute Niederlande und Belgien dazu das sich
So von der Nordsee bis zur Loire erstreckte

Karl folgte der Idee von der Universalmonarchie
Danach hatte der Kaiser Vorrang vor allen anderen
Königen warum er sich als Friedenswahrer wie
Retter des Abendlandes vor den Osmanen verstand

Als Fürst sah er sich auch zuständig für die sowohl
Verteidigung als auch Reform der Kirche was er mit
König Franz I. von Frankreich teilte warum beide
Kriege um Vorherrschaft gegeneinander führten

Karl wollte als Kaiser das monarchische Prinzip
Gegenüber dem ständischen effektiv stärken
Was ihm mißlang im Gegensatz zur Gesetzgebung
Die Constitutia Criminalis Carolina heißt nach ihm

Sein Scheitern gegenüber den Ständen hängt
Mit der Reformation durch Luther zu seiner Zeit
Zusammen mit dem sich die Stände teilweise
Solidarisierten woraus viele Kriege folgten

Nach dem Schmalkaldischen Krieg erzwang
Karl das Augsburger Interim auf das wiederum
Mit einem Fürstenaufstand reagiert wurde
Der zum Augsburger Religionsfrieden führte

Er musste nun resigniert die Spaltung seines
Reiches im Glauben akzeptieren und  trat nur
Wenig später von allen Ämtern zurück wobei
Die beschriebene Teilung vereinbart wurde

Das Reich in all seinen Teilen wie seine Krone
Auch in Spanien und Italien hatten ihn stets
Aufs neue gefordert als weltumspannenden
Monarchen und wie er gestand überfordert

Bei seiner Abdankungserklärung die er
Am 25. Oktober 1555 in Brüssel hielt
Gab er mit großer Bescheidenheit auch
Seine Grenzen beim nur Versuch zu

„Vor vierzig Jahren, am selben Ort, am Vorabend des Dreikönigstages, hat mich der Kaiser, mein Großvater, für volljährig erklärt. Dann wurde ich König von Spanien, dann selbst Kaiser – Ich habe die Kaiserkrone gesucht, nicht um über noch mehr Reiche zu gebieten, sondern um für das Wohl Deutschlands und der anderen Reiche zu sorgen, der gesamten Christenheit Frieden und Eintracht zu erhalten und zu schaffen und ihre Kräfte gegen die Türken zu wenden. Ich habe darum viel beschwerliche Reisen machen, viele beschwerliche Kriege führen müssen … aber niemals mutwillig, sondern stets sehr gegen meinen Willen als Angegriffener …“

„Große Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, und nur wenige bleiben mir: und um den Preis welcher Mühen! Das hat mich schließlich müde und krank gemacht. Ihr wisst alle, wie sehr … Ich habe alle Wirrnisse nach Menschenmöglichkeit bis heute ertragen, damit niemand sagen könnte, ich sei fahnenflüchtig geworden. Aber jetzt wäre es unverantwortlich, die Niederlegung noch länger hinauszuzögern. Glaubt nicht, dass ich mich irgend Mühen und Gefahren entziehen will: Meine Kräfte reichen einfach nicht mehr hin. Vertraut meinem Sohn, wie er euch vertraut, seid einig, übt stets Gerechtigkeit und lasset den Unglauben nicht in eure Reihen.“

„Was mich betrifft: ich weiß, daß ich viele Fehler begangen habe, große Fehler, erst wegen meiner Jugend, dann wegen des menschlichen Irrens und wegen meiner Leidenschaften, und schließlich aus Müdigkeit. Aber bewusst habe ich niemandem Unrecht getan, wer es auch sei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, geschah es ohne mein Wissen und nur aus Unvermögen: ich bedaure es öffentlich und bitte jeden, den ich gekränkt haben könnte, um sein Verzeihen.“

Mit 55 zog sich der Kaiser nun zurück
In sein Kloster San Jéronimo de Yuste
Das in der Extremadura gelegen an
Der Südflanke der Sierra de Gredos

Hier verbrachte Karl seine letzten Jahre
Von 1555 bis zu seinem Tod 1558 trat
Jedoch nicht dem Orden der Hieronymiten
Bei sondern lebte im angebauten Palast

Eine Besonderheit dieses im italienischen
Stil errichteten Palastes ist eine Tür vom
Schlafgemach zum Hauptaltar des Klosters so
Konnte der Gichtkranke vom Bett aus zuhören

Der bescheidene Palast hatte nur 8 Zimmer
Jedoch kümmerten sich 60 Diener um den
Abgedankten Kaiser sein Wohl und seine
Wünsche in den letzten Jahren am Kloster

Der mächtigste Kaiser des Reiches ging
Freiwillig als er sich am Ende seiner
Kräfte und Fähigkeiten sah denn aller
Reichtum und alle Macht halfen nicht

Auch der mächtigste Kaiser der Welt
Spürte von der Gicht schmerzvoll jeden
Knochen auch in der Sänfte getragen
War Reisen kein Luxus zu dieser Zeit

Macht schützt vor Leiden nicht warum
Sich jeder fragen sollte wieviel Leiden
Sich jemand um der Macht willen noch
Zufügen muss wann es ein Ende hat

Warum Merkel nicht auf dem Gipfel
Ihrer Macht und größten Beliebtheit
Ging und sich nun dieses Geschrei
Der Populisten antut bleibt unklar

Es ahnten zwar viele was bevorstand
Diese unangenehme Wendung welche
Von Islamhassern aus Sachsen mit
Ausgelöst wurde ahnte noch keiner

Darum ist es an dieser Stelle besser
Sie macht weiter statt gerade jetzt
Inmitten einer absehbaren Krise nur
Das Handtuch zu werfen als Verliererin

Wer denken kann und den Kontext
Kritisch versteht sieht deutlich wie
Alternativlos ihr Handeln war wie der
Populismus umgekehrt nur schadet

Doch scheinen des Denkens nicht alle
In dieser Republik gleich befähigt so
Dass eine Partei von Populisten ohne
Antworten zu stark werden konnte

Merkel stieß zwei wichtige Dinge an
Für die dieses Land ihr noch über
Generationen dankbar sein wird wenn
Auch kurzsichtige Sachsen es begriffen

Es geht nicht um die Gefahr oder die
Kosten von einer oder zwei Millionen
An Flüchtlingen sondern allein um die
Viel höheren einer Grenzschließung

Die Exportnation kann sich nie wieder
Strenge Grenzkontrollen leisten aber
Wir können weder die Griechen noch
Die Türken mit dem Problem allein lassen

Ohne konstruktive Alternative im Handeln
Ist jeder weitere Diskurs entbehrlich nun
Es geht um Lösungen und dabei schnell
Die beste und effektivste zu finden

Weder wird an der deutschen Grenze je
Auf Flüchtlinge geschossen werden noch
Können wir uns die Schließung leisten also
Macht es richtig wer Lösungen sucht

Wer über neue Mauerschützen dagegen
Öffentlich schwadroniert steht nicht mehr
Auf dem Boden des Grundgesetzes darf
Nicht weiter mit Steuergeld gefördert werden

Sichere Herkunftsländer gerhören zu einer
Effektiveren Behandlung im Asylverfahren
Die Prüfungen schneller zuverlässig machen
Wichtiger als alles aber ist endlich Frieden

Reden wir mehr über Frieden statt über
Rache und Verwünschungen und trauen
Wir der Kaiserin Europas in schweren
Zeiten mehr zu als den Schreihälsen

Es gibt manches an Merkel noch immer
Zu kritisieren konstruktiv und politisch
Wer ihr den Tod wünscht oder behauptet
Sie handele kriminell ist es offensichtlich

Gegen Gruppen die mit krimineller
Energie ihre Propaganda verbreiten
Ist der Rechtsstaat nur machtlos
Wenn er sie als Meinung zulässt

Es gibt Grenzen krimineller Energie
Deren Wirkung wir historisch kennen
Darum darf auch die politische Lüge
Wie die Verschwörung bestraft werden

Könnte es gut verstehen wenn sich
Die verdienstvolle Kanzlerin nun auch
Genervt zurückzöge doch hoffe ich noch
Ihre protestantische Art lässt es nicht zu

Lässt die auch Preußin pflichtbewusst
Zu Ende bringen was sie so mutig anfing
Womit sie dem Land wie Europa auf Dauer
Nutzt weil sie den Zusammenhang erkennt

Nicht kurzsichtiger Aberglaube regiert noch
Die Welt dies sind nur Ausbrüche einer länst
Untergehenden Art es ist vielmehr Geld wie
Offene Märkte die über die Zukunft entscheiden

Wer die globalen Zusammenhänge begreift
Sieht warum Davos die Kanzlerin feierte die
Für eine Verteidigung der Freiheit gerade
Auch der Wirtschaft mit offenen Grenzen steht

Es kann keine Politik ohne Geld gemacht werden
Wie kein Markt auf Dauer funktioniert ohne die
Nötige Freiheit warum wir besser es laufen lassen
Statt zuviel regulieren zu wollen aus Angst

Die Gefahr aus Angst Europa zu verschließen
Sich vom Zustrom in sterbenden Gesellschaften
Auf Dauer abzuschneiden ist deutlich höher als
Die wenigen Integrationsprobleme dabei

Dass diese nun hysterisch hyperventiliert werden
Zeigt zu deutlich wie wenig reflektiert Radikale
Derzeit auf Stimmenfang gehen beschämend
Nur dass die Mitte auch um die Dummen buhlt

Stolz darauf nicht zum Chor der Deppen zu
Gehören sehe ich die Notwendigkeit wie
Alternativlosigkeit und fürchte nur die Gefahr
Die von diesen Narren immer ausgeht

Gegen Unvernunft hilft nur Vernunft wie
Wider die Dummheit nur Aufklärung die
Geduld braucht hoffen wir die Kanzlerin
Hat nocht ein wenig Geduld mit uns
jens tuengerthal 3.2.16