Mittwoch, 3. Februar 2016

Kulturgeschichten 0122

Abendlandsmorgengrauen

Geht das Abendland nun unter weil
Im Orient Krieg herrscht und sich die
Menschen dort den Schädel einschlagen
Als wurzelte nicht alle Kultur dort

Historisch mutmaßlich ungebildete Sachsen
Fürchten dies wenn der Anteil muslimischer
Bürger von unter einem auf über zehn Prozent
Steigen sollte als wohl komplexbeladene 90%

Früher fürchteten die Menschen ähnlich panisch
Nur noch gläubiger den Untergang der Welt nach
Der Vier-Reiche-Lehre wenn das vierte Reich
Welches das römische war untergehen sollte

Auch darum hatten die Menschen im Mittelalter
Das besondere Bedürfnis eine Kontinuität der
Reiche aus ihrem Aberglauben herbei zu reden
Waren glücklich wo sie dies zu sehen meinten

Vielleicht hat die Deutschen diese Tradition einst
Dem Verbrecher Hitler und seinem 3. Reich so
Zujubeln lassen in Verkennung historischer Lehre
Die Babylon Persien Griechenland Rom annahm

Was die wirren Sachsen um Pegida treibt ist
Aus historischer Sicht nicht ersichtlich zumal
Unsere zeitweise Gäste aus dem Reichsgebiet
Stammen und Aberglauben nur regional ist

Am 2. Februar 962 wurden der Luidolfinger Otto I.
Mit seiner Frau Adelheid von Papst Johannes XII.
Zu Kaiser und Kaiserin gekrönt womit dann das
Heilige Römische Reich neu gegründet wurde

Im Heiligen Römischen Reich bestand nun das
Untergegangene Römische im Sinne der
Translatio imperii fort der Weltuntergang nach
Der Vier-Reiche-Lehre war verhindert worden

Nach der Theorie des translatio imperii löst ein
Weltreich das andere ab folgte ein Fürst dem
Anderen dabei wurden göttliche und weltliche
Geschichte als untrennbare Einheit verstanden

Die Idee des translatio imperii basiert auf der
Vier-Reiche-Lehre aus dem Buch Daniel dem
Der Kirchenvater Hieronymus erst die Reiche
Babylon Persien Griechenland Rom zuordnete

Nach dem letzten Reich sollte danach das
Weltenende folgen eine im Mittelalter weit
Verbreitete Furcht auch aus der Apokalypse
Noch zusätzlich im Aberglauben gespeist

Die Idee vom erneuerten Römerreich wurde
Schon für Karl den Großen nach dessen
Krönung durch Papst Leo III. vertreten 800
Vertreten ab Mitte des 9. Jahrhunderts

Nach dem Zerfall des fränkischen Reiches
Trat das ostfränkische an dessen Stelle mit
Otto I. jedoch trat die Nachfolgelehre zum
Römischen Reich erst im 10. Jahrhundert auf

Heilig wurde dieses Römische Reich dann
Ab dem 13. Jahrhundert genannt bis zu
Seinem Untergang im 19. Jahrhundert dabei
War die Übertragung durch den Paps wichtig

Die Kaiser begründeten ihr Recht Gesetze
Zu erlassen auf die römische Tradition was
Auch die Anwendung römischen Rechts mit
der Translatio-Lehre logisch erklärte

Die Lehre hat sich bis heute weiterentwickelt
So sehen sich die USA nicht nur als eben
Gods own country sondern im Sinne des
Ex oriente Lux der Sonne folgend als neues Reich

Otto I. der 912 geboren wurde war ab 936
Herzog von Sachsen und König der Ostfranken
Ab 951 war er auch König von Italien
Setzte die Unteilbarkeit des Reiches durch

Unteilbarkeit wie Alleinvergabe der Ämter
Lösten Aufstände auch seiner Brüder aus
Aus denen Otto aber als Sieger hervorging
Zumal er noch die Slawen besiegte warum
Die Folgezeit ottonische Renaissance hieß

Bei der Ausdehnung seines Reiches bis nach
Süditalien 962 geriet er in Konflikt mit Byzanz
Das die Nachfolge für sich in Anspruch nahm
Auch darum ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen

Die Verheiratung seines Sohnes des späteren
Otto II. mit Teophanu der Nichte des Kaisers
Von Byzanz sorgte später für einen Ausgleich
So gründete er 968 das Erzbistum Magdeburg

Spätestens seit dem Geschichtsschreiber
Otto von Freising heißt er auch Otto der Große
Doch nannte ihn schon Widukind von Corvey der
Autor der Saxonicae Haupt der ganzen Welt

Als Sohn Heinrichs I. des ersten ostfränkischen
Königs und der Mathilde aus der Familie Widukinds
Der noch den Widerstand gegen Karl anführte
Stand er fest in sächsischer Traditionslinie

Zugleich band er sich durch seine Krönung 936
In Aachen in die karolingische Tradition ein
Betonte die Reichszugehörigkeit Lothringens
Er ließ sich von Erzbischöfen salben und krönen

Beim anschließenden Festmahl versahen dann
Die Herzöge von Lothringen Franken Bayern
Schwaben Höfänter und ordneten sich so dem
Neu gewählten König auch rechtlich klar unter

Die sakral göttliche Legitimierung seiner dann
Herrschaft zeigte sich ab 936 durch Hinzunahme
Der Gottesgnadenformel DEI Gratia zu seinem
Siegel als gesteigerter Herrschaftsanspruch

Diese höhere Begründung der Macht war auch
Nötig weil sein Bruder Heinrich ihm die Krone
Streitig machte der auch von der Mutter noch
Bevorzugt wurde warum beide nicht dabei waren

Mit Heinrich hatte Otto in den folgenden Jahren
Noch einige Zwistigkeiten bis dieser sich nach
Mehreren Mordversuchen endgültig unterwarf
Endlich Ruhe an der Familienfront einkehrte

Als der Bayernherzog Arnulf verstarb verweigerte
Dessen Sohn und designierter Nachfolger Otto die
Huldigung weil dieser nicht auf die Investitur dort
Verzichten wollte woraufhin Otto ihn verbannte

Diese Verbannung erforderte zwei Feldzüge
War aber dann so erfolgreich dass der dann
Nachfolger auf Bischofsinvestitur wie die dort
Karolingische Königswürde verzichtete

Es zeigt sich dass sich im politischen Kontext
Auch über 1000 Jahre nicht soviel ändert
Bayern manchmal deutlich zur Räson noch
Gebracht werden müssen für den Frieden

Während sein Vater Heinrich noch immer
Kompromisse mit dem Adel gesucht hatte
Mit Pakten regierte fühlte sich Otto als
Gesalbter König über dem Adel erhaben

Nur wer sich bedingunslos unterwarf wie
Seine Schuld eingestand konnte noch mit
Vergebung rechnen alle übrigen Verschwörer
Wurden ohne lange Diskussion hingerichtet

Die Krone in Italien eroberte er nebenbei
Als sie frei wurde und er Witwer war durch
Die Heirat mit der zwanzigjährigen Witwe
Adelheid von Burgund der später Kaiserin

Seine Braut führte ihm sein Bruder Heinrich
Zu von der Burg Canossa wo sie sich vorher
Versteckt hielt nach Pavia und ab dieser
Vermählung wird er König von Italien genannt

Als Otto den Sohn aus der Ehe mit Adelheid
Als Nachfolger bevorzugte begann sich sein
Sohn Luidolf gegen ihn zu erheben und dazu
Den Widerstand im Reich zu organisieren

Dies ging soweit dass Luidolf ein Bündnis
Mit dem das Reich bedrohenden Ungarn schloß
Was ihn politisch völlig isolierte aber dafür die
Ungarn einmarschieren ließ ins Reich

Bis Otto seinen Sohn besiegte und dieser
Sich dem Vater unterwarf kamen sie bis
Augsburg das der Bischof noch verteidigte
Als Otto ihm mit einem Heer zuhilfe kam

Am 10. August 955 kam es zur Schlacht
Auf dem Lechfeld bei der Otto die Ungarn
Triumphal besiegte und nach Widukind von
Corvey zum Imperator ausgerufen wurde

Nach der Lechfeldschlacht kam es zu keinen
Erhebungen mehr gegen den siegreichen König
Im Reich der den Sieg mit Gottesgnadentum
Begründete seinen Ruf jedenfalls festigte

Als im gleichen Jahr sächsische Abodriten
Nach Sachsen eindrangen unterwarf er sie
Zeigte aber keine Gnade sondern enthauptete
Den Anführer und tötete 700 Gefangene

Bevor er zum zweiten Mal nach Italien zog
Ließ er seinen minderjährigen Sohn Otto II.
Zum König salben und ihm huldigen während
Bischofsbrüder ihn in die Obhut nahmen

Zu Rom ließ er sich mit seiner Frau erstmals
Was noch kein Karolinger vorher getan hatte
Gleichberechtigt zum Kaiser krönen und salben
Danach wird das Herrscherbild byzantinisch

Für die Kaiserkrönung hatte er dem Papst
Rom und die Pippinsche Schenkung garantiert
Was bis zu den Staufern zu ständigem Streit
Mit der Kirche führte und ihn lang beschäftigte

Als der Papst wenig später mal wieder die
Seiten wechselte weil Otto ihm zu mächtig
Wurde sich mit Berengar verbündete ging
Otto nach Rom und ließ einen neuen wählen

Dieses Spiel ging noch einige Male hin und her
Bis Otto seinen Leo durchsetzte dem später
Noch mit seinem Einverständnis Johannes XIII.
Folgte der seinen Sohn Otto II. vorab krönte

Die widerständigen Römer die seinen Papst
Abgesetzt und gefoltert hatten ließ er sodann
Kreuzigen in gut christlicher Tradition dazu
Noch dabei im Bündnis mit dem Papst

Er gründete noch sein Erzbistum Magdeburg
Verheiratete seinen Sohn mit Byzanz und dehnte
Den Herrschaftsbereich in den Süden Italiens aus
Ordnete sein Reich und wurde in Magdeburg begraben

Byzanz ist heute Istanbul und Rom bleibt Rom
Ob nun mit dem Reichsdeputationshauptschluss
Das Vierte Reich endgültig unterging oder früher
Kann wohl dahinstehen die Welt ging nicht unter

So hat die Praxis auch jenseits der Reiche die
Biblische Lehre wie so oft im Aberglauben
Widerlegt weil sie auf nichts fußte als Angst
Vor einem erfundenen Weltuntergang

Damit wieder in der Gegenwart sehen wir
Die Untergangstheorien des Abendlandes
Als genauso lächerlich wie den christlichen
Wahn des Mittelalters mit der Reiche-Lehre

Fürchteten wir nicht die Dummheit so sehr
Wie ihre Verbreitung in Kombination mit der
Angst schiene uns all dies als ein Witz
Der nur historisch betrachtet bedeutend wäre

Leider lehrt die Geschichte dass auch die
Dümmsten Ideen wie ab 1933 genug finden
Die einem Wahn aus Rassismus und Angst
Hinterherlaufen wenn nicht Vernunft sie hält

Darum ist es wohl gut über Pegida heute
Zu lachen wie über die AfD und ihre verbal
Entgleisten Vorsitzenden Flintenweiber auch
Wenn wir wissen es hilft nur mehr Vernunft

Weil Vernunft Geist erfordert wie Aufklärung
Die noch dazu kritisches Denken braucht
Braucht die Lösung heutiger Probleme
Zeit wie Geduld auch wenn es schwer fällt

Der Kaiser baute sein Reich ein Leben lang
Schlug sich mit immer denselben Problemen
Immer wieder herum wurde von Vertrauten
Hintergangen bis sie um Verzeihung baten

Er gewährte sie auch zum wiederholten mal
Etwa seinem Bruder der ihn sogar wie sein
Sohn ermorden lassen wollte und verzieh
Machtvoll den Unterworfenen immer wieder

Die mächtigste Frau im Europa unserer Tage
Wird gerade von vielen Seiten angegriffen
Die ihr ihre Macht neiden und sich gern
Selber als Nachfolger profilieren wollen

Es werden Verschwörungen erfunden
Die dümmer noch sind als mittelalterliche
Vier-Reiche-Lehren um sie aus dem Amt
Zu jagen als änderte es irgendwas

Mit erstaunlich ruhiger Hand regiert die
Kanzlerin in Europa das sich gerade
Widerspenstig zeigt auf der Suche nach
Vor allem dem eigenen Vorteil

Hoffen wir sie findet bald die Ruhe
Europa für die Zukunft zu gestalten
Statt sich weiter mit Hysterikern noch
Zu streiten die ihr den Tod wünschen

Wer den Kaiser ermorden oder stürzen
Will sollte wissen wer es wie besser
Machen könnte statt sich ins Chaos
Zu stürzen wo es Ruhe braucht
jens tuengerthal 2.2.16

1 Kommentar:

  1. Ja, "als wurzelte nicht alle Kultur dort"... Aber wen interessiert's? Und was Geschichte an sich anbelangt - die meisten (oder nur viele?) interessieren sich sowieso nicht für sie. Offenbar kann man damit leben, aber mit welchen Folgen?

    AntwortenLöschen