Sonntag, 21. Februar 2016

Kulturgeschichten 0133

Frauenreden

„Meine Herren und Damen!“ (Heiterkeit.)
„Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen, ganz objektiv, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat.“

Am 19. Februar 1919 sprach Marie Juchacz
In ihrer Rede vor der Nationalversammlung
Noch in Weimar als erste Frau je was ein
Großer Schritt zur Gleichberechtigung war

Wer war diese Frau die als Tochter eines
Zimmermanns geboren vom Zimmermädchen
Zur Krankenschwester wurde bis sie dann
Schneiderin lernte und so nach Berlin kam

Nach Berlin war sie nach der Trennung
Von ihrem Mann 1913 gezogen und begann
Dort bei Kriegsbeginn mit dem Engagement in
Heimarbeitszentrale und Lebensmittelkommission

Bereits 1908 war sie der SPD beigetreten
Mit deren Programm sie der Bruder noch
Vertraut gemacht hatte wo sie schnell zur
Gefragten Versammlungsrednerin wurde

Als sich 1917 die USPD abspaltete erhielt
Sie von Friedrich Ebert die Position der
Frauensekretärin im Zentralen Parteivorstand
Die vorher Clara Zetkin inne hatte

Dort übernahm sie die Redaktion der
Frauenzeitschrift Die Gleichheit
Am 13. Dezember 1919 gründete sie die
Arbeiterwohlfahrt der sie bis 1933 vorstand

Während der Zeit des Nationalsozialismus
Emigrierte sie über das Saargebiet ins
Elsaß dann über Paris und Marseille nach
New York wo sie bis 1949 aktiv lebte

Sie gündete die Arbeiterwohlfahrt der USA
Half ab Kriegsende bei Paketsendungen
Ins zerstörte Deutschland in das sie selbst
1949 vielfach geehrt zurückkehrte

Heute spricht die Kanzlerin oder die Damen
Ihres Kabinetts ganz selbstverständlich vor
Dem Bundestag und alles andere schiene
Uns absurd wie eine Frau ihr dann erwidert

Noch immer gibt es mehr Männer in den
Führungspositionen der Wirtschaft aber
Der Unterschied schrumpft langsam es
Wird normal von Frauen geführt zu werden

Ist der Kampf um Gleichberechtigung darum
Hier nun vorbei nur noch eine Frage der
Irgendwann Statistik die zufällige Egalität
Nach Neigung und Begabung aufzeigt

Formell bedarf es keiner Kämpfe mehr
Frauen und Männer sind gleichberechtigt
Die Unterschiede sind durch verschiedene
Gesetze der Gleichstellung eingeebnet

Frauen dürfen in einst Männerberufen
So selbstverständlich arbeiten wie auch
Umgekehrt Männer Kindergärtner etwa
Werden können und sollen künftig

Wichtig ist es an Marie Juchacz noch
Zu erinnern um dem Aufbruch zu gedenken
Der es war als vor noch nicht 100 Jahren
Erstmals eine Frau vorm Parlament sprach

Die Kürze der Zeit macht auch die noch
Relativen Unterschiede zu anderen
Weltgegenden deutlich in denen Frauen
Noch nichts zu sagen haben oder schlimmer

Die BRD ist noch nicht soweit wie etwa
Schweden wo Männer sich natürlich als
Feministen sehen weil es ein normales
Selbstverständnis für Gleichheit gibt

Andere Teile Europas sind rückständiger
Oder gehen eigene Wege zur Gleichberechtigung
Wie sie dem je lokalen Charakter entsprechen
Doch bewegt es sich in Europa überall

Die Länder des ehemaligen Ostblocks
Wie auch das Gebiet der früheren DDR
Kannten eine formale Gleichbereichtigung
Die am Frauentag höflich zelebriert wurde

Tatsächlich waren die Frauen dort meist
Nur eben auch berufstätig weil ihre
Arbeitskraft benötigt wurde und dafür
Erledigten sie den Haushalt nebenbei

Ob Gleichberechtigung in der Führung
Oder mit den kleinen Aufgaben anfängt
Könnte eine wichtigere Frage sein als
Die des Genderproporzes in Parteien

Geht es darum dass beide verdienen
Beide das gleiche verdienen immer
Oder jeder macht was ihm gefällt
Um miteinander glücklich zu sein

Viele Wege die heutige Strategen
Der Gleichberechtigung beschreiten
Scheinen eher wie Windmühlengefechte
Auf der Suche nach dem verlorenen Krieg

Was braucht es heute dringender als
Eine prozentuale Gerechtigkeit die nur
Formalem Proporz entspringt statt den
Schlicht praktischen Bedfürfnissen

Welche alte Sitten der Hochachtung
Wären bewahrenswert und welche dafür
Können als völlig überholt gelten warum
Was verlieren wir mit den Gewohnheiten

Lernte noch von Mutter und Großmutter
Einer Dame die Tür aufzuhalten wie
Selbstverständlich ihr in die Jacke zu
Helfen als Gebot der Wertschätzung

Viele Frauen lehnen dies heute ab
Weil sie es nicht nötig hätten sich
Selbst anziehen oder die Tür öffnen
Könnten aus Angst ungleich zu sein

Dabei sind wir doch an einigen der
Schönsten Stellen sehr ungleich die
Jeden Akt der Verehrung wert wäre
Auch wenn dies sexistisch logisch ist

Sind wir Gefangene einer Kultur der
Unfreiheit die auf formale Akte mehr
Vertraut als auf menschliche Neigung
Ist das Recht wichtiger als die Liebe

Es soll obiger Marie alle Bewunderung
Zukommen die ihr ohne Frage zusteht
Für ihren emanzipatorischen Mut sich
Als Frau öffentlich politisch zu engagieren

Doch fraglich sollte uns sein was das
Leben miteinander schön macht wo
Es durch Formalien kalt und hässlich
Wird was wohl keiner wollen kann

Am Geld hängt scheinbar vieles
Für manche wohl auch an der Macht
Für mich frage ich eher was macht
Wen glücklicher und was nicht

Selbstverständlich sind Frauen heute
Gleichberechtigt hier wichtiger wäre
Da dort für sie zu kämpfen wo sie es
Noch lange nicht sind durch Religion

Dürfen wir für die Frauen kämpfen
Die etwa im Islam unterdrückt werden
Oder wäre dies müßig da es immer
Der eigenen Befreiung dafür bedarf

Muss es eine Päpstin geben oder ist
Egal was ein Verein im Aberglauben
Für seine Mitglieder beschließt weil
Sie es schon immer gewohnt sind

Die chauvinistischen Knaben des Orients
Werden von Müttern erzogen die genau
Dies wollen wie die Mütter Afrikas dort
Wo es üblich ist ihre Töchter beschneiden

Wer sich über das Verhalten am Bahnhof
Von Köln wundert muss bei den Müttern
Anfangen die zuerst umdenken müssen
Bevor wir ihnen etwas überstülpen

Der Krieg in Afghanistan nach dem wieder
Die Sharia dieses mittelalterliche Recht
Eines albernen Aberglaubens eingesetzt
Wurde beweist Vernunft kommt nicht allein

Wer etwas bewegen möchte im Land wird
Frauen bevorzugt ausbilden wie bilden
Damit eine neue Generation heranwächst
Die es künftig selbst in die Hand nimmt

Wenn Frauen das Gefühl haben dass
Es ihnen nicht gut geht sollen sie etwas
Daran ändern wobei wir immer gerne
Helfen alles andere ist entbehrlich

Was ich nun mit den alten Sitten eines
Gentleman tue passt nicht mehr in die
Zeit doch manchmal noch finden
Sich welche die es schätzen

Diese werden immer älter bis es wieder
Mode wird so zu sein aber das werde ich
Ja auch und also passt es wenn ich
Als Frau des Kapitäns an Bord bin

So schere ich mich immer weniger
Um das was erwartet wird sondern
Orientiere mein Verhalten nach Laune
Was das Gewissen enorm erleichtert

Wenn ich Frauen verehre und liebe
Bin ich dann gleichberechtigt oder auch
Ein wenig der Könign meines Herzens
Untertan voll gewollter Hingebung

Vielleicht wäre das Leben schöner
Wenn wir es weniger formal gestalten
Dafür mehr um zu genießen einfach
Der Liebe zueinander mehr nachgeben
jens tuengerthal 19.2.2016

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