Samstag, 22. Februar 2020

Berliner Aufklärung XIX

Vormärzlich

Wie kam es im preußischen Berlin
Zur revolutionären Stimmung die
Im Barrikadenaufstand gipfelte der
Morgen Thema sein soll weil schon
Der sogenannte Vormärz 1848 die
Stimmung langsam auflud die dann
In der versuchten Revolution gipfelte
So ist die Vorgeschichte vielleicht
Für das Verständnis der Ereignisse
Viel wichtiger als die später Eskalation
Die dann den üblichen Gang ging
Vorausgegangen waren schon erste
Unruhen wie der Kartoffelaufstand
Der aufgrund starker Preiserhöhung
Für das wichtige Nahrungsmittel das
Erst Friedrich II. mühsam in Preußen
Etabliert hatte die durch die grassierende
Kartoffelfäule ausgelöst wurden was
Die ärmsten Teile der Bevölkerung traf
Sich zuerst gegen die Händler wandte
Dem hatte die Polizei noch zugesehen
Weil sie keine Mittel gegen die Masse
Hatte die plünderte und zerstörte
Worauf das Militär für Ordnung sorgte
Die Stadt Kartoffeln günstiger abgab
Also auf Deeskalation noch setzte
Die Situation kontrollieren konnte
Parallel wurde das Bürgertum nun
Politischer und debattierte öffentlich
Allerdings vermehrt noch vor der
Stadt in den Zelten im Tiergarten
Es gründeten sich liberale Blätter
Der König wurde an das Versprechen
Einer Verfassung noch aus der Zeit
Der Befreiungskriege erinnert was er
Um jeden Preis verhindern wollte
Damit kein Blatt Papier zwischen ihn
Und sein Volk käme was dafür das
Gottesgnadentum seiner Majestät
Als Geschenk akzeptieren sollte
Geprägt vom Geist des Absolutismus
Der nach dem Wiener Kongress zur
Üblichen Regierung wieder wurde
Die alle Versprechen vergessen ließ
Doch wuchs in der Bevölkerung dem
Biedermeierlichen Leben zum trotz
Der Unwille darüber bei zugleich
Wachsender Bildung weiter Teile
Wenn sich der König wieder mal
Neue Schulden genehmigen ließ
So auch auf dem Landtag den er
Anfang März zu diesem Zweck
In Berlin einberufen ließ der auch
Obwohl ständisch besetzt an das
Verfassungsversprechen erinnerte
Was Friedrich Wilhelm IV. noch mit
Üblichen Argumenten abwimmelte
In den geduldeten Versammlungen
Vor der Stadt wo sich Bürger noch
Ohne parteiliche Organisation trafen
Wurde der Wunsch laut nun eine
Petition an den König zu bringen
Als deren Überbringer der beliebte
Alexander von Humboldt mehrfach
Vorgeschlagen wurde was zeigt
Wie explosiv die Stimmung war
Dass schon ein Vermittler als
Letzte Lösung gesucht wurde
Die Forderung nach einem einigen
Deutschen Staat war verbunden
Mit dem Wunsch nach Bürgerrechten
Wie einer Volksvertretung für alle
Der Aufhebung von Zollgrenzen
Wofür auch wohlhabende Bürger
Sich entschlossen einsetzten um
Einen freien Handel zu erreichen
Sogar der eigentlich konservative
Bürgermeister von Berlin Krausnick
Wandte sich gegen die einseitige
Unterstützung orthodoxer Kreise
Der evangelischen Kirche in Preußen
Was ihm zunächst Zuspruch brachte
Trotz vieler Versuche und Appelle
Blieb der König bei seiner Linie
Die Verfassung wie Mitbestimmung
Ablehnte was den Widerstand noch
Erhöhte wobei der König schwankend
Eine Position noch suchte die ihn
Ohne Zugeständnisse beliebt machte
Aber erwartungsgemäß nicht fand
Zu fern lagen sich die Positionen des
Liberalen Bürgertums und konservativer
Kreise um den Herrscher zu denen auch
Sein Bruder Wilhelm der spätere Kaiser
Noch zu zählen war dazu kamen die
Vereinzelten Angriffe auf Bürger durch
Truppen der Armee wenn diese von
Versammlungen in den Zelten wieder
In die Stadt zurückkehrten was die Wut
Vorm Ausbruch der Revolution immer
Weiter steigerte dabei zählten zu den
Eifrigen Besuchern der Versammlungen
Auch Fontane und Virchow wobei sich
Letzterer später erstaunlich zurückhielt
Seine Position als Schriftsteller nicht
Durch königlichen Zorn zu gefährden
Trotz fehlender Reformen verdoppelte
Sich die Zahl der Einwohner Berlins
Seit Ende der Befreiungskriege auf
Dann 400.000 Einwohner was die
Vorhandenen sozialen Spannungen
Noch verschärfte aber auch den
Unwillen liberaler Bürger verstärkte
Doch fehlte es an Einsicht wie der
Nötigen guten Beratung um einen
Drohenden Umsturz zu verhindern
Auch wenn seit 1789 die Furcht vor
Revolutionen überall verbreitet war
Erkannte Preußens Herrscher nicht
Die Zeichen der Zeit sondern blieb
Väterlich bei seinem Kurs der ihn
Später zur Entschuldigung zwang
Die Revolution in Paris im Februar
Des Jahres 1848 tat ihr übriges die
Stimmung weiter aufzuheizen um
Mehr Menschen den Mut zu geben
Der gottgewollten Herrschaft auch
Widerstand entgegenzusetzen
Damit steuerte der Vormärz aus
Vielen Gründen auf den Versuch
Einer bürgerlichen Revolution zu

jens tuengerthal 22.2.20

Freitag, 21. Februar 2020

Winterfrühling

Der Winter fühlt sich gerade
Sehr frühlingshaft schon an
Warte noch eher vorsichtig
Auf den eisigen Einbruch
Der eigentlich Jahreszeit
Überall aber regt sich längst
Wie Goethe einst dichtete
Bildung und Streben in der
Vielleicht voreiligen Natur
Spüre es auch schon 
Beim flanieren durch Berlin
Von außen wie innen wie
Knospen sich vordrängen
Zarter Vorfrühling bereits
Sich ins Leben verliebt zeigt
Als stünde Ostern schon
Vor der Tür noch bevor
Nächsten Mittwoch erst
Die närrische Zeit endet
Die Berlin kaum tangiert
Sollte ich zarten Knospen
Vertrauen schon schenken
Wieder ins Leben verliebt
Dem warmen Hauch trauen
Frag ich mich erwärmt von
Irgendwo etwas Sonne die
Sinne wie Natur täuschen
Könnte aber wenn nicht
War es doch zumindest
Ein schöner Traum der
Vielleicht geteilt schon
So schön blühen lässt
Was ist wie es ist allein
Dafür lohnt sich Leben
Manchmal mehr als
Wirklich Winter es so
Eislos glauben lässt
Und jenseits aller Zweifel
Kommt der Frühling sicher
Irgendwann um zu bleiben

jens tuengerthal 21.2.20

Berliner Aufklärung XIII

Vogtländisch

Alles begann mit einem guten
Geschäft betreffend Wohnraum
Für die Armen nördlich der Stadt
Dass sich beide Investoren dort
Bald gen Paris absetzten wo sie
Gut von Hypotheken lebten wie
Zumindest der zweite von beiden
Als Homöopath reüssierte ohne
Damit einen Zusammenhang
Zwischen Heilung und Betrug
Herstellen zu wollen um den es
In diesen Versen über einen
Bezahlbaren Wohnraum nur ganz
Am Rande noch geht denn gerade
Die im Vogtland aufgrund der dort
Herrschenden hygienischen Zustände
Mit Sickergruben in denen Kinder
Gelegentlich auch mal ertranken
Drohende Cholera Epidemie war
Ein wichtiger Grund für die Stadt
Sich mit der Siedlung der Armen
Vor den Toren der Stadtmauer
Politisch zu beschäftigen nur leider
Ohne durchgreifenden Erfolg mit
Keinem anderen Mittel als dem
Autoritärer Strenge um den dort
Augiasstall ordentlich auszumisten
Was einige der Opfer vertrieb aber
Den Zuzug vom Land her in die
Metropole mit Industrie nicht mehr
Aufhalten konnte was die Zustände
Um die Gartenstraße noch lange
Verschärfte auch wenn diese heute
Zu einer beliebten Wohngegend in
Berlin Mitte wurde die damals nur
Verarmte Vorstadt des Proletariats
Zwischen dem Hamburger und dem
Rosenthaler Tor war sozusagen die
Damals Slums von Berlin an denen
Einige Investoren gut verdienten
Weil die Stadt auch damals nicht
Den Mut hatte Genossenschaften
Für soziales Bauen zu gründen
Wie sie andernorts Industrielle
Finanzieren was später erst im
Südwesten um das Krankenhaus
Bethanien wie die dort Kirchen
Zumindest schrittweise versucht
Ein Wohnen mit Garten und Grün
Für Arbeiter ermöglichen sollte
Bis heute hat sich Berlin mit den
Versuchen im sozialen Wohnungsbau
Eher blamiert als erfolgreich zu sein
Was die schrittweise Veränderung
Von zeitweise vernachlässigten Kiezem
Die durch Zuzug von Künstlern wieder
Hipp werden was die Preise steigen lässt
Zu einer neuen Vertreibung der Ärmsten
In gerade günstigere Gegenden führt
Die in der Stadt mit Achselzucken oder
Alibi-Maßnahmen wie der aktuellen
Mietpreisbindung vorgeblich verhindert
Werden soll was de facto nur zu einer
Erhöhten Belastung für die meisten führte
Also das Gegenteil mal wieder erreichte
Was mit guter Absicht geleugnet wird
Die eher für die Fortexistenz des längst
Totgeglaubten Sozialismus auf unserer
Insel der seligen Deantwortung spricht
Der real existierend kein Modell hat um
Günstigen Wohnraum zu sichern aber
Gerne so tut um damit die Opfer einer
Unverantwortlichen Politik zu beruhigen
Die im 19. Jahrhundert schon in ihrem
Buch Bettina von Arnim beklagte die
Jene grauenvollen Zustände im
Berliner Vogtland nicht nur einer
Literarisch interessierten Öffentlichkeit
Bekannt machte dabei schon zur
Vermeidung eines Skandals ihren
Band für den König betitelte der da
Ab 1840 Friedrich Wilhelm IV. war
Der Sohn von Königin Luise dessen
Kleinerer Bruder Wilhelm unter der
Führung von Bismarck Kaiser wurde
Was später noch Thema werden wird
Wie des Königs Verhalten 1848
Der Adressat des Buches der Arnim
Nahm den Band nach Auskunft von
Humboldt zur Kenntnis ignorierte
Dessen Inhalt aber im Sinne seiner
Überzeugung vom Gottesgnadentum
Hatte obwohl er die Macht forderte
Nicht die Größe notwendiges auch
Wie erforderlich umzusetzen warum
Die Zustände in den Slums vor Berlin
Noch lange nicht besser wurden
Ob dies auch heute noch gilt etwa
Für Hochhaussiedlungen am Rand
Ist zumindest umstritten jedenfalls
Sind dort bei Wahlen eher die
Radikalen Kräfte stark als die Mitte
Berichtete Christiane F eindrucksvoll
Davon in ihrer Lebensgeschichte
Wie Wohnraum auf Zustände wirkt
Die nur in Drogen Perspektive sahen
So sorgte eine konservative Politik
Ohne soziale Visionen in Berlin für
Eine aufgeladene Stimmung die zum
Vormärz führte dessen Folgen in den
Morgigen Versen Thema sein werden

jens tuengerthal 21.2.20

Donnerstag, 20. Februar 2020

Berliner Aufklärung XII

Industrieidylle

In rasendem Tempo veränderte sich
Das beschauliche Berlin das uns der
Maler Eduard Gaertner in Erinnerung
Wach hielt der noch bei Gropius lernte
In die schmutzige Metropole die dafür
Mit großem Erfolg August Borsig mit
Seinen Fabriken für Eisenbahnen als
Erfolgreicher Unternehmer nach dem
Zeitalter der Manufakturen prägte 
Während Gaertner noch jene Idylle
Festhielt die mit der Industrialisierung
Verloren ging und Geschichte wurde
Baute Borsig modernes Fabriken mit
Den riesigen Schornsteinen schon das
Bild der Moderne in die romantische
Stadt vor dem Oranienburger Tor wo
Mit hohem Tempo geschweißt genagelt
Mit Dampfmaschinen eine neue Zukunft 
Für Berlin entworfen wurde was sich
Einerseits biedermeierlich beschaulich gab
Vielerorts von der Romantik geprägt wie
Etwa auch in Schinkels berühmter
Friedrichwerderscher Kirche die er im
Stile der Neogotik direkt neben seiner
Bauakademie als ebenfalls Ziegelbau
Errichten ließ der aber auch seine
Italienischen Einflüsse nicht leugnet
Von deren Dach wiederum Gaertner
Sein sechsteiliges Berlin Panorama malte
In dem auch Schinkel und Humboldt
Als lokale Berühmtheiten auftauchen
Was aber die Stadt noch völlig ohne
Ihre Industrie zeigte die später Preußen
Zur Macht in Deutschland wie Europa
Werden ließ mit Borsig Siemens AEG
Die wohl die Basis einer revolutionären
Veränderung erst legte aus der dann
Die Gesellschaft der Moderne entstand
Was die Brücke aus der Geschichte
Noch zwischen Aufklärung und Romantik
Mit aufgeklärtem Geist in die Gegenwart
Als unsere Heimat schlägt damit auch
Die gegenwärtige Sehnsucht nach der
Ländlichen Idylle wie der Verlagerung
Der Industrie an die Ränder bestätigt
Wie wenig sich durch alle Zeiten ändert
Gaertners exakte Architekturmalerei mit
Ihrem harmonisch idyllischem Charakter
Verlor an Bedeutung mit dem Aufkommen
Der Fotografie in den 1850er Jahren
Schon in den 40ern verlor er seine Rolle
Als Hofmaler bediente dafür das neue
Bürgertum im gewünschten Stil der Zeit
Wandte sich dann mehr Innenräumen zu
Wie es dem Geist der Reaktion nach der
Revolution von 1848 eher entsprach die
Gärtner aber mit den Bild der Barrikade
In der Breiten Straße noch verewigte
Während bei Borsig der Sohn übernahm
Der den ursprünglich Schraubenschmied
Zum Industriemagnaten auch machte
Zwei Seiten Berlins die parallel fast
Entstanden spiegeln Übergang als
Fließenden Prozess neben radikalen
Umbrüchen von denen so manche
An zweckmäßigen Notwendigkeiten
Orientiert wieder völlig versandeten
Während andere bis heute laufen noch
Unklar wohin das digitale Zeitalter strebt

jens tuengerthal 20.2.20

Hasskultur

Von Hass und Ängsten getrieben
Tötete ein Sportschütze 9 Menschen
Von denen wir heute sagen sie hätten
Einen Migrationshintergrund was zeigt
Welche Blüten der Hass treiben kann
Den AfD und Pegida hier verbreiten
Auch wenn es keine juristische Schuld
Für die Tat eines angeblich Wahnsinnigen
Bei den Populisten geben kann somit
Niemand für die Brandstiftung haftet
Die manchen Geist in Flammen setzte
Sollten wir über moralische Verantwortung
Mehr reden diese wieder zu finden
Als kritisch aufgeklärte Gesellschaft
Es braucht eine Front gegen Hass
Rassismus und Gewalt auch wenn
Diese Abgrenzung provozieren ist es
Wichtig sich zur Verantwortung auch
Gemeinsam zu bekennen um so die
Zukunft friedlich gestalten zu können
Auch Wähler darüber nachdenken
Wohin es führt Brandstifter zu wählen
Warum es so nötig ist diese endlich
Zum Schweigen zu bringen statt ihren
Provokationen eine Plattform zu bieten
Sagen wir es einfach und klar
Wer Populisten wählt fördert Gewalt

jens tuengerthal 20.2.20

Mittwoch, 19. Februar 2020

Berührungslustgefahr

Wie nah kommen wir uns
Manchmal völlig ungeplant
In öffentlichen Verkehrsmitteln
Ohne sonst miteinander irgend
Verkehr zu haben gar intimer
In Stoßzeiten als manches Paar
Sich im Beziehungsleben kommt
Zumindest regelmäßig geballt
Treten wir einander auf die Füße
Kommen uns auch geruchlich näher
Als zum Wohlbefinden nötig wäre
Schaffen aber so auch in Bussen
Wie Bahnen mehrmals eine Art
Erotischen Sperrbezirk den nur
Keiner so nennt weil es den sonst
Normalen Wahnsinn unerwartet
Völlig durcheinander brächte
Während solch große Nähe
Noch dazu ungefragt längst im
Zeitalter politischer Korrektheit
Das BELÄSTIGUNG groß schreibt
Einer empörenden Straftat nah käme
Ertragen es beide Geschlechter im
Im öffentlichen Personennahverkehr
Wobei nomen est omen gilt
Ohne irgendwelch lauten Klagen
Es muss halt sein geht nicht anders
Zeigen wir lächelnde Contenance
Statt großer moralischer Empörung
Weil der real existierende Kontakt
In den Verkehrsmitteln dem Transport
Nicht etwa sexuellen Zwecken dient
Was scheinbar alle Werte relativiert
Aber in zugegeben weite Felder führt
Was ist schon Sex dabei was dient
Dem öffentlichen Verkehr alleine
Also nicht dem sexuellen dabei
Enthalte mich dazu am liebsten
Wandere zu den Liebsten gern
Nicht nur um unberührt anzukommen
Sondern der Bewegungsfreiheit wegen
Was nichts verurteilt sich aber lieber
Aus dem Gedränge heraus hält
Um Berührung voller Lust zu genießen
Wo ich es so will und nicht muss

jens tuengerthal 19.2.20

Berliner Aufklärung XI

Schinkelbürgerlichkeit

Karl Friedrich Schinkel formt
Berlin und sein Stadtbild noch
Bis in die Gegenwart durch die
Bauten die er uns hinterließ
Auch wenn nur als Plan gedacht
Folgte viel seinem Vorbild bald
Veränderte die Wahrnehmung
Der Stadt wie das Denken in ihr
Er prägte nach den Idealen der
Klassischen Antike das Berlin
Nach den Befreiungskriegen
Als Preußen erstmals nach
Friedrich dem Großen wieder
Eine Macht in Europa wurde
Deren Aufstieg nach dem eher
Mäßig gelaufenen Wiener Kongress
Durch die folgende Industrialisierung
Die damals noch keiner voraussah
Nun aber unaufhaltbar bevorstand
Durch die Gruben im Osten und Westen
Was eine völlige Veränderung der
Gesellschaft mit sich brachte in der
Arbeiter mit Gewalt Rechte forderten
Dahingestellt ob die neue Hässlichkeit
Ein Produkt proletarischer Herrschaft
Oder kollektiver Geschmacklosigkeit
Nicht mehr klassisch gebildeter Bürger
Also bloß der Lauf der Geschichte war
Stand die nüchterne Schönheit der
Bauten von Schinkel noch für die
Orientierung des Klassizismus gen
Rom wie Athen wohin auch Schinkel
Seine mehrjährige Bildungsreise einst
Unternahm was seine Bauten stark
Beeinflussen sollte wie seine Karriere
Der die in Rom geschlossene Freundschaft
Mit Wilhelm von Humboldt nicht schadete
Aufgrund der fehlenden Mittel für Projekte
Schlug Schinkel sich in der Zeit nach
Der Niederlage gegen Napoleon also im
Berlin zwischen Aufklärung und Romantik
Noch als Maler von Panoramen wie
Landschaften auch für Gropius durch
Nach Humboldts Rückkehr sorgte dieser
Dafür dass sein römischer Freund
Schinkel Geheimer Oberbauassessor
Für das Berliner Stadtschloss wurde mit
Seinem Freund Clemens Brentano die
Inneneinrichtung für Königin Luise in deren
Räumen des großen Schlosses entwarf
Das Panoramabild über Moskaus Brand
Malte er noch im gleichen Jahr das neue
Eiserne Kreuz als Ehrenzeichen für alle
Die an den Befreiungskriegen teilnahmen
Wie das nach der Rückführung der Quadriga
Aus Paris dort eingefügte Eiserne Kreuz den
Neuen Stolz Preußens zeigte der sich
In eiserner Bescheidenheit gern gab
Ab 1815 wurde Schinkel Oberbaurat
Damit zuständig für alle repräsentativen
Bauten der preußischen Metropole
Er sah sich dabei in griechischer Tradition
Deren stilistische Fortsetzung im Geiste
Des Klassizismus darauf so hinweist
Wie auch sein Theaterneubau nach dem
Band von 1817 und die Neue Wache
Unter den Linden diese Tradition weiter
Pflegen die für eine neue Offenheit
In alten Traditionslinien steht eben das
Erstarkte Bürgertum repräsentieren
Aus dem Schinkel selbst stammte
Was seinen Ausdruck in klaren Linien
Wie dem mächtigen Alten Museum
Am Lustgarten direkt gegenüber dem
Schloß dann fand was den Auftakt zur
Heute Museumsinsel gab auch wenn
Erst nach Schinkels Tod vollendet
Der stilistisch passende Umbau des
Berliner Dom der leider am Ende des
Langen 19. Jahrhunderts den grässlichen
Wilhelminischen Neubau unserer Tage
Weichen musste der besser endlich
Für den Vorgänger des Meisters wieder
Abgerissen würde der noch die gute
Preußische Bescheidenheit zeigte
Zum Weltkulturerbe der Insel passte
Wie das wiedererrichtete Schloss was
In der Demokratie Humboldt Forum heißt
So steht Schinkel als Architekt Berlins
Für die Fortdauer der Aufklärung auch
Unter dem ästhetischen Geist der nun
Romantik die weit weniger klar war
Sich lieber nach dem Mittelalter noch
Sehnte was Schinkel als Maler auch
Bildnerisch zu bedienen wusste in den
Plänen zur Vollendung des Kölner Doms
Weltberühmten Ausdruck noch fand
Der Berliner Architekt der sich wie die
Meister der Renaissance an der Antike
Eher orientierte balancierte auch als
Freimaurer in seinem arbeitsreichen
Leben zwischen Aufklärung und Zeitgeist
Keiner weiß wann Schinkel je schlief
Blieb Klarheit und Freiheit verpflichtet
Ist ein großes Vorbild bis heute was
Für den guten Teil des preußischen Erbes
Steht den es zu erhalten gilt

jens tuengerthal 19.2.20

Dienstag, 18. Februar 2020

Unterbewusstseinsunfreiheit

Der Glaube an ein Unterbewusstsein
Macht die Menschen im Wesen unfrei
Weil er wie jeder Aberglaube bloß ein
Höheres Sein über mir behauptet was
Für mich entscheiden könnte ohne
Das es auf die bewusste Entscheidung
Die uns erst menschlich machte noch
Auf den Geist ankäme da aus Sicht
Der psychoanalytischen Sekte
Erst das Unterbewusstsein uns zu
Menschen machte wie an den auch
Entscheidenden Punkten uns steuerte
Die Bewusstmachung dessen uns befreite
Was aber wie vorher bei den Religionen
Nach den Mustern der Psychoanalyse
Erfolgen soll dem also Katechismus
Des menschlichen Seins nach der Natur
Was keinen freien Willen mehr kennt
Sondern nur noch im Reflex unseres
Unterbewusstseins sekundär existierte
Nie moralisch handeln könnte wie es
Kant als Befreiung von Unmündigkeit
Für die Aufklärung definierte sowie als
Voraussetzung moralischen Handelns
Nach dem kategorischen Imperativ
Logisch herleitete was bis heute
Unwiderlegt gültig blieb in sich die
Große Freiheit schon trägt die zu
Besitzen der aufgeklärte Mensch
Stolz sein sollte statt sie so leicht
Für ein geglaubtes Unterbewusstsein
Aufzugeben und damit auch seine
Große Chance in Freiheit gut zu
Handeln weil er es so will als nicht
Nur Reflex unbekannter Mächte
Ohne Gründe aufgeben würde
Denn auch wenn mir nicht alles
Was Einfluss auf mich hat zugleich
Bewusst sein kann schon allein
Weil ich zu beschränkt bin dies
Zu erfassen bleibe ich dabei doch
Entscheider in meinem Bewusstsein
Für das ich Verantwortung übernehme
Kann immer über mein Leben selbst
Entscheiden bis zum letzten was ein
Grundsätzlich anderer Ausgangspunkt ist
Der die Freiheit in den Mittelpunkt stellt
Nicht die Herrschaft des Unterbewusstseins
Was jede Aufklärung bekämpfen sollte
Auch im Bewusstsein der eigenen
Natürlichen Beschränktheit sich nicht
Anmaßt mehr wissen zu können über
Das was unseren Willen bestimmt als
Diejenigen die wollen oder nicht aber
In Freiheit dabei sind und nur so auch
Moralisch irgend handeln können

jens tuengerthal 18.2.20

Berliner Aufklärung X

Turnerwahn

Turnvater Jahn rief einst noch
Die Berliner zum Turnen in die
Hasenheide nach Kreuzberg
Nördlich vom Tempelhofer Feld
Heute ein städtischer Park nur
Damals ein zentraler Ort war
Des Widerstandes gegen die
Französischen Besatzer deren
Vertreibung Ziel der Turner war
Die eine nationale Welle trieb
Aus der später das Wartburgfest
Mit Bücher verbrennenden Burschen
Wurde die schwarz-rot-gold trugen
Was damals schon Mode wurde
Die ersten aber die den heute noch
Deutschen Farben Pate standen
Waren die Lützowschen Jäger denen
Sich Jahn in den Befreiungskriegen
Als Freiwilliger sogleich anschloss
Was ihm nach dem Krieg zunächst
Wo er sich wagemutig tapfer schlug
Eine Ehrenpension wie ein weniger
Nützliches aber ehrenvolles Kreuz
Aus Eisen als höchste Ehe brachte
Eisen für Gold war auch einer der
Wahlsprüche mit denen Spenden
Für den Widerstand gegen Napoleon
In Preußen und andernorts gesammelt
Wurden mit erstaunlichem Erfolg dabei
Brachten die Bürger plötzlich viel auf
Vom nationalen Wahn getragen wie
Völlig verkennend wie gut Napoleon
Auch ihnen und ihrer Freiheit tat
Neben seinem sonst Größenwahn
Der für so viele tödlich endete
Im russischen Winter wie später
Vom im Widerstand beginnenden
Nationalen Wahn getrieben wieder
Als es meine Großväter betraf deren
Kinder sich dafür auch wie schon so
Manche Generation der Familie die
Bei den Gothanen zu Jena turnte
Auf einem der Stiftungsfeste
In dieser Turnerverbindung fanden
Die liberaler schon war nicht mehr
Aggressiv national wie noch bei Jahn
So steht auch mein Leben direkt
Im Zusammenhang mit den Turnern
Womit ich am Ende der Geschichte
Des vom Geist der Romantik schon
Getriebenen Widerstands aus Berlins
Hasenheide bei mir ankomme

jens tuengerthal 18.2.20

Moralurteil

Was ist moralisch richtig
Gibt es einen immer gültigen
Maßstab des Guten oder ist
All dies nur subjektiv relativ
Abhängig von den Umständen
Frage ich mich auf der Suche
Nach letzter Sicherheit mit sich
Habe klare Maßstäbe für mich
Diese sind unverrückbar außer
Es gibt besondere Umstände
Die alles wieder verschieben
Bin stets gegen jede Gewalt
Außer es greift mich wer an
Dann darf ich mich verteidigen
Was ich moralisch richtig finde
Nach dem kategorischen Imperativ
Soweit wäre alles ganz einfach
Fraglich nur ist welcher Angriff
Wann wie abgewehrt werden darf
Wo Verteidigung zu weit geht
Da hilft das Recht der Notwehr
Was eine klare Aussage trifft
Erlaubt ist diese danach nur
Wenn ein gegenwärtiger Angriff
Vorliegt der auch rechtswidrig ist
Was schon ins Grübeln bringen kann
Auch kann ich als Angriff empfinden
An dem ich zu ersticken drohe
Was das Gegenüber nie so sieht
Kann Psychoterror dafür genügen
Ist ein jahrelanger Herzraub der
In vieler Hinsicht in geschützte
Persönlichkeitsrechte eingriff noch
Gegenwärtig wenn ich es merke
Ist Versklavung des Willens durch
Suiziddrohung die verzweifeln lässt
Ein Angriff auf mich oder nur sich
Kam ich psychisch gestörten ihre Tat
Jemals zurechnen oder nie weil sie
Eben unzurechnungsfähig auch sind
Denke ich hier weiter und beziehe
Noch die schwere Krankheit Eifersucht
Als psychische Störung ein wird der
Seiner Rechte bewusste freie Mann
Plötzlich ein unfreier Sklave der
Sich weil Opfer einer Kranken nicht
Mehr selbst schützen kann daran
Logisch irgendwann verzweifelt
Selbst wahnsinnig wird ohne je
Etwas Böses wem gewollt zu haben
Verschwimmen die Werturteile aus
Der klaren Theorie im Alltag völlig
Noch dazu gerechnet dass eben dieser
Normale Alltag zwischen Mann und Frau
Ohnehin schnell nahe dem Wahnsinn ist
Wundert sich keiner mehr über die vielen
Beziehungstaten im Gegenteil auch wenn
Das Werturteil dabei schnell klar scheint
Wage ich immer weniger zu sagen was
Gut und böse in jedem Moment ist
Enthalte mich also lieber und übe
Toleranz und Verständnis

jens tuengerthal 17.2.20

Montag, 17. Februar 2020

Berliner Aufklärung IX

Universalitäten

Universität wurde das späte Berlin
Später als viele andere auch erst
Weil Napoleon die in Halle verbot
Womit der preußische Staat eine
Ausbildungstätte für seine Beamten
Dringend brauchte was zum Glück
Im Geist der Reformer geschah
Die unter Führung Humboldts ein
Modernes Programm entwarfen
So wurde der gerade aus Jena
Erst vertriebene Fichte dort zum
Gründungsdirektor der sich erst
Nach antisemitischen Zwistigkeiten
Vom Amt zurückzog was Savigny
Sein Fressgesellschaftskamerad
Dessen Antisemitismus dahingestellt
Einige Jahre erfolgreich übernahm
Fichte war obwohl sogar Sprecher
Der nationalen Fresser seit 1811
Zwar Nationalist aber wehrte sich
Entschieden gegen Grobheit dort
Hatte allerdings zuvor schon die
Geistige Basis des Antisemitismus
Philosophisch gelegt passte also
Auch in Arnims Verein der sodann
Mit Fichte und Savigny auch die
Beiden ersten Direktoren der heute
Humboldt Universität genannten
Lehranstalt Unter die ihren Sitz im
Prinz Heinrich Palais gefunden hatte
Geistig ging es dort vielfach eher
Eng zu wie es herrschende Sicht im
National romantisch taumelnden
Deutschland unter Napoleon war
Dahingestellt ob der Schwabe Hegel
Der ab 1818 dort lehrte dazu gut
Passte anders als sein Vorbild Kant
Den er nur weiterzudenken dachte
In üblich horizontaler Beschränkung
Die nicht notwendig mit seiner eher
Zufälligen Herkunft zusammenhängt
Auch wenn manche noch meinen
Die Anmaßung häufe sich dort
Könnte sein destruktiv wirkungsvollerer
Schüler Marx der mit Stirner studierte
Belegen der Geist der Intoleranz kann
Auch im Saarland geboren worden sein
Prägender für die neue Universität aber
Bis in heutige Zeiten waren die Humboldts
Nach denen sich nach 1945 nannte
Was seit 1828 Friedrich-Wilhelm-Uni hieß
Als Universität zu Berlin 1811 gegründet
Worden war vom später Namensgeber
Prägender als Fichte den damals gerade
Seine Reden an die deutsche Nation sehr
Publik machten warum fraglich erscheint
Was die Büste von Marx mit einem der
Geistig eher schlichten Zitate dort noch
Verloren hat als Erinnerung an die DDR
Die ihren Heiligen anbetete passte es
Bedürfte dazu aber klarer Abgrenzung
An der es in Berlin ohnehin völlig fehlt
Wo noch zwei Straßen nach Marx heißen
Er mit Engels nahe dem Roten Rathaus
Herumsteht ohne an Opfer zu mahnen
Die sein schlichtes Denken forderte
So ist die Freiheit an dieser Universität
Die in Zeiten schwerer Not vom Staat
Gegründet worden war lange Zeit
Weniger zuhause gewesen was aber
Zum Geist Preußens leider passte das
Immer Kriege verlieren musste um
Etwas neues positives zu entwickeln
Wie die Freie Universität im Westen
Nach dem Krieg in Dahlem entstand
Nachdem Preußen durch Beschluss
Der Alliierten aufgelöst worden dafür
Berlin zweigeteilt eingemauert wurde
Heute zählt die Humboldt Universität
Zu den Eliten des Landes das nur
Juristisch bisher vereint wurde also
Weiter eine Doppelexistenz in der
Allein formal einigen Hülle führt was
Logisch die Schizophrenie nicht zur
Krankheit hier länger macht als die
Gesund feinfühlige Reaktion aller
Zeigt die nicht blind nur noch leben
Aber es zeugt auch von etwas das
Mit der Gründung der Universität
Im ehemaligen Prinz Heinrich Palais
In dieser seltsam bekloppten Stadt
Für manche noch überraschend dem
Feinfühligen Beobachter viel eher 
Erwartungsgemäß erscheinend begann
Dem großen Kampf um die Freiheit
Für die diese Stadt vielen lange stand
Seit die westlichen Alliierten sie gegen
Sowjetischen Totalitarismus verteidigten
Die Heimat von Bildung und Geist aus
Der in der Renaissance manches wuchs
Kam in Berlin spät wie nur unter Zwang
Überhaupt an und hat bis heute eine
Manchmal seltsame Sonderrolle noch
An der sich das Erbe Preußens klarer
Zeigt als an anderen Orten ohne darum
In der Gegenwart angekommen zu sein
Geht es doch irgendwie um Freiheit
Dabei bis heute

jens tuengerthal 17.2.20

Kusskultur

Welche Kultur hat das Küssen
Frage ich mich sehnsüchtig
Nach langen schönen solchen
Die nur das Wagnis Liebe uns
Schenken kann im allerschönsten
Zauber menschlicher Magie
Schreibt der Aufklärer der an
Nichts Höheres glauben kann
Wie selten ist das große Glück
Mit offenem Herzen zu küssen
Wie sehr sehne ich mich danach
Wissend es ist die Ausnahme
Passiert wirklich ganz selten
Wenn beide zutiefst verliebt
Sich Lippe auf Lippe wie
Zunge an Zunge finden
Um ganz zu versinken im
Küssenden Paradies ohne je
Diesen Kuss beenden zu wollen
Sich selig vereint finden ist es
Das schönste im Leben fraglos
Gar nach geteilter Lust dazu
Selig entspannt sich im Arm
Voll gegenseitiger Dankbarkeit
Wie oft aber küssen wir einfach
Als Bussi Bussi irgendwen ganz
Ohne Nähe Erotik Sehnsucht Liebe
Vielleicht auch mal mit aber doch nie
Bei diesen alltäglichen Küssen die
So leer sind wie Filmküsse immer
Bei denen nur das als ob Maßstab
Des unechten Lebens anstatt wurde
Selten sind die Küsse voller Liebe
Wie das Wunder der Liebe auch
Nur ausnahmsweise sich entfaltet
Nicht beliebig austauschbar ist
Außer für lieblose Rollenspieler
Die nur im Glanz des Scheins leben
Den virtuelle Welten gern kultivieren
So freue ich mich auch ein wenig
An der Sehnsucht nach Küssen
Den echten die so selten sind
Wo wir es wagen uns mal ganz
Zungig aneinander zu verlieren
Bis der Alltag uns wieder weckt
Wirklich einander geküsst haben
Jenseits aller Vernunft dabei
Miteinander für immer versunken
Mit dem dazu Traum von Ewigkeit
Der richtig selten sein muss
Um wertvoll zu bleiben und denke
Allein darauf zu hoffen lohnt Leben
Für einen Kuss der nicht nur
Ein Kuss halt ist

jens tuengerthal 17.2.20

Sonntag, 16. Februar 2020

Lebendig

Tatsächlich stelle ich fest
Auch wenn es mich wundert
Bin ich wirklich lebendig
Schlägt mein Herz weiter
Auch nachdem gebrochen
Klopft manchmal aufgeregt
Als würde es sich verlieben
Kann es auch schon wieder
Atme ich manchmal tief durch
Obwohl schon fast erstickt
Am Schmerz der alles raubte
Geht was wir Leben nennen
Jeden Tag einfach weiter
Was eigentlich Wunder genug
Den Rest nur zu genießen
Weil es ist was es ist mit oder
Manchmal ohne Willen dazu
Noch weiter macht auch wenn
Wir im Schlaf etwa nicht mal
Irgendwas dazu wollen können
Weil wir sogar willenlos noch
Lebendig sind was mir gerade
Wunder genug erscheint
Bemühe mich nur noch was ist
Täglich zu genießen mehr bleibt
Am Ende ohnehin nicht übrig
Und dann war es gut so

jens tuengerthal 16.2.20

Berliner Aufklärung VIII

Abgrenzungsbefreiung

Während ganz Berlin noch von
Franzosen besetzt war wurde
Im Casino in der Behrenstraße
Von Achim von Arnim als großer
Stammtisch nationaler Kräfte die
Deutsche Fressgesellschaft 1811
Am Krönungstag gegründet die sich
Aus freien Stücken eine Satzung gab
Nach Abstimmung der Anwesenden
Die alle Juden dabei auch die getauften
Für alle Zeiten als Mitglied ausschloss
Also zutiefst rassistisch damit war
Das geistige Vorspiel der späteren
Nürnberger Rassegesetze schon ist
Mit dabei Kleist Savigni Schleiermacher
Fichte Clausewitz Marwitz Finkelstein was
Wie ein Katalog großer Preußen klingt
Zeigt wie tief der Antisemitismus auch
In der Elite der Gesellschaft wurzelte
Wie es damals kein Widerspruch war
Reformer und Reaktionär zu sein auch
Warum es so einsam um Hardenberg
Wurde der die Bürgerrechte der Juden
Wie die Freiheit der Märkte durchsetzte
Viele Gewohnheiten damit durchbrach
Irrationalen Widerstand provozierte
Von seinem König Friedrich Wilhelm IV.
Liberal despotischer Liederjan genannt
Vielen als solcher in Erinnerung noch
In manch alter preußischer Familie als
Wiener Partyhengst eher belächelt wird
Im Gegensatz zum pflichtbewussten Stein
Den Napoleon aus dem Amt schickte
So bekam der latente Antisemitismus
Ein gut deutsches Mäntelchen als nur
Variante treuer Bürgerlichkeit die auch
Friedrichs alter Offiziersadel mittrug
Wie überhaupt damals im Geist der
Romantik Ausschluss und Abgrenzung
Wichtiger wurde als kritisches Denken
Der Geist der Toleranz der Aufklärung
Wich dem klar romantischen Traum
Von reinen christlichen Eliten die den
Tafelrunden des Mittelalter ähnelten
Geistig ähnlich beschränkt waren
Hegel und Marx gebaren stattdessen
Des Geistes Kinder dieser Zeit
Wobei des letzteren Erfolg auch auf
Landflucht und Industrialisierung beruht
Die erst Proletariererschichten schuf
An welche der Aberglaube von der
Freiheit durch die Diktatur der Arbeiter
Als Klasse anknüpfte was wenige noch
Bis heute konsequent zu Ende dachten
Ist der Erfolg des Schwaben in Berlin
So unerklärlich wie seine Überzeugung
Kant weiter und zu Ende gedacht zu haben
Doch hier wie dort einte die Abgrenzung
Gegen Juden oder das böse Kapital was
Kritisches Denken nachhaltig verhinderte
Das vermeintlich humanistische Denken
Auch linker Diktatoren bis heute einen
Unzeitgemäßen Kulturbetrieb weit mehr
Beeinflusst als kritisches Denken könnte
Die Vordenker sich von der Basis weit
Entfernen befremdet nur betrachten was
In monokausale Denkmuster nicht passt
Die viele von links bis heute noch leiten
Womit der Mut deutlich fehlt zu dem
Schon Kant uns aufgeklärt aufforderte
Der solchen Antisemitismus wie den
Der Fressgesellschaft verhinderte aber
Viele unkritische Menschen fühlen sich
Im Gefühl der Romantik wieder wohl
Suchen Abgrenzung mehr als Freiheit
Oder übertreiben beim Gegenteil gern
Was es der liberalen Mitte schwer macht
Die Freiheit offen noch zu verteidigen
Während deren Gegner lautstark zum
Einen oder anderen Ende hin ziehen
Es dient der radikale Antifaschismus
So wenig der Freiheit wie Arnims
Intoleranter Antisemitismus Preußen
In eine bessere Zukunft jemals half
Im Gegenteil der Stein wurde der
Zum Untergang nach 33 und 45 führte
Dessen was Preußen positiv auch war
Weil ein Österreicher die immer Neigung
Zur Abgrenzung primitiv noch befeuerte
Warum vom Geist der Toleranz wie der
Offenheit auch für Flüchtlinge ob aus
Frankreich oder Österreich wenig blieb
Worüber manche besser mehr noch
Nachdächten statt gegen imaginäre
Feinde ihrer Ideen anzukämpfen
So braucht es weniger Abgrenzung
Als konstruktive Integration endlich
Um befreit miteinander die Zukunft
Ohne Schlagworte zu gestalten
Mehr Aufklärung statt Romantik

jens tuengerthal 16.2.20

Wettermitfühlig

Manche fühlen das Wetter
Irgendwo in den Knochen
Als angenehm oder leidend
Verfluchen oder loben sie es
So entsteht gutes oder auch
Schlechtes Wetter nach je
Bedürfnis der Beteiligten
Die sich gern für wetterfühlig
Halten um kompetent zu sein
Nach ihrer gerade Neigung
Was wirklich gutes Wetter ist
Ob Mehrheit dabei allein zählt
Leben wie unserer Ernährung
Viel eher der Vorrang gebührt 
Ist beim Wetterurteil strittig
Zwischen den Profis wie den
Freizeitaktivisten allerorten
Manche leiden an dem Wetter
Was andere glücklich macht
Während andere dafür lieben
Worunter nicht wenige leiden
Was immer gutes Wetter ist
Lässt es sich je nach Stimmung
So oder so noch empfinden
Was eine zusätzliche Komponente
Der Ungewissheit über das Gute
Für alle Besserwisser mit sich bringt
Plädiere darum für viel mehr Mitgefühl
Beim Wetter um sich bei uns gerade
Unpassendem Wetter für andere
Zu freuen was am Ende jedes Wetter
Gut macht solange wir Mitgefühl haben
Auf das es mehr ankommt als auf die
Zufällige Witterung die ist wie sie ist

jens tuengerthal 15.2.20

Samstag, 15. Februar 2020

Musikerziehung

Genoss einst wie von meinen
Stets bürgerlich wohlmeinenden
Eltern gewünscht als Knabe noch
Mit nur leicht lockigem Haar eine
Musikalische Früherziehung am
Glockenspiel was als Basis der
Späteren Musikalität gesehen
Bestimmt große Wirkung zeigte
Bei denen die dazu begabt sind
So wurde mein damals Freund
Mit dem ich den Unterricht nach
Orphschen Vorbild erlitt später
Dirigent auch in Bayreuth was
Belegen könnte es schadete
Zumindest nicht langfristig mehr
Bei mir war die Karriere als
Musikus damit beendet was ich
Später mit Thomas Buddenbrook
Noch zu begründen lernte um so
Zumindest den Anschein einer
Bildungsbürgerlichen Belesenheit
Erwecken zu können weil Schein
Doch am Ende alles ist was zählt
Höre manchmal gerne Musik auch
Richard Wagner lieber aber Bach
Aber doch eher ausnahmsweise
Weil es mich meist vom Lesen
Wahlweise auch Denken dabei
Gilt zum Anschein wieder obiges
Nur ablenken würde ich die Musik
Schlicht vergessen habe meistens
Während andere sich lieber noch
In Stimmungen dadurch bringen lassen
Habe ich viel lieber meine Ruhe
Weil Herz und Geist zu empfindsam
Für die dauernde Beschallung mit
Der andere sich lieber ablenken sind
Frage mich nur manchmal wohin
Musikerziehung wen führen kann
Ohne eine Antwort zu kennen

jens tuengerthal 15.2.20

Berlinerfreiheit

Wie frei Berlin doch ist
Denken viele der Gäste
Die kommen um da zu sein
Die große Freiheit genießen
Die hier mehr als irgendwo
Als Markenzeichen gilt mit 
Weniger engen Kontrollen
Von Öffnungszeit bis Drogen
Wird vieles locker gesehen
Sehen wir vom Falschparken
Oder Fahren ohne Fahrausweis
Als einkömmliche Delikte ab
An denen die Stadt gut verdient
Spannend wäre nun zu fragen
Wann die Berliner Stadtluft so
Frei wurde wie sie es heute ist
Waren es die Wendezeiten
Nach 1989 als jeder hier tat
Besonders im Osten was gefiel
In der nicht mehr geteilten Stadt
Brachte es uneinige Regierung
Mit vielen irgendwie Kompromissen
Waren es 40 Jahre besetzte Stadt
Die plötzlich autonom es genoss
So überall vogelfrei auch zu sein
Als Reaktion auf zuvor Enge der
Spießer von SED und NSDAP
Ist es der Kontrapunkt noch zum
Militärisch korrekten Wesen des
Früher Preußen oder eher eine
Fortsetzung der wilden 20er
In denen in Berlin alles ging
Was teilweise aber schon im
Kaiserreich nach 1870 begann
Als die plötzlich reiche Stadt
Die Provinznest lange nur war
Was sogar die Könige mieden
Sich gerne etwas mondän gab
Zuvor schon aber waren Berlin
Nach der Niederlage gegen Napoleon
Mehr Freiheiten gegeben worden
Im Zuge der preußischen Reformen
Die Bürger motivieren wollten wie
Als tatkräftige Teilnehmer einband
Denen kleine Freiheiten gewährt
Wurden mit beschränktem Wahlrecht
Was an Geschlecht wie Besitz also
Nur Männer mit Grundeigentum wie
Ausreichendem Einkommen gebunden
Große Teile der Einwohner ausschloss
Aber gemeinsame Identität auch schuf
Wozu die Emanzipation der Juden 1809
Einen guten Teil beitrug die vielfach dort
Den Aufschwung unter Lasten mittrug
Berlin war nach der Niederlage Preußens
Gegen Napoleon quasi pleite was sie
Zu Reformen zwang überhaupt noch
Überleben zu können in Zukunft die
Dafür die Basis des künftigen Aufstiegs
Nach der Niederlage Napoleons legten
Es wurden Freiheiten gewährt die das
Später vielfältig erfolgreiche Preußen
Erst groß und stark werden ließen wie
Auch die nötige Bauernbefreiung schon
Die Basis der Industrialisierung legte
Weil verarmte Bauern gen Stadt zogen
Wo sie die Basis der Arbeiter bildeten
Was andere Reformen nach sich zog
So begann die Berliner Freiheit erst
Mit der Niederlage gegen Napoleon
Als Bürger wieder Rechte bekamen
Die ihnen Jahrhunderte lang ihre
Eigentlich in Cölln residierenden
Burgherren genommen hatten die
Ohne bürgerliches Engagement
Keine Chance zum Aufbau hatten
Was kluge Beamte wie etwa der
Freiherr vom Stein bald erkannten
So liegt manches was wir lieben
Gegenwärtig auch genießen noch
In den Niederlagen der Geschichte
Verborgen als aus großer Not erst
Getan wurde was notwendig war
Um irgend weiter noch zu können
Vielleicht wäre es darum klüger
Solange es uns gut geht noch mehr
Über Reformen zur Verantwortung
Nachzudenken statt milde Gaben
In Gutsherrenmanier zu verteilen
Damit kommende Generationen
Noch Berliner Freiheit genießen
Doch sind Gaben und Geschenke
Besonders beliebt bei denen die
Sich sozial nennen was heute 
Freiheit mit Versorgung ersetzt
Abhängigkeit weniger schlimm
Findet als Ungleichheit aber
Die Klärung dieser Frage ist
Höchst politisch warum sich
Der Poet dazu lieber enthält
Es genügt mir hier festzustellen
Dass viele Berliner Freiheiten
Auf Untergang nach Niederlage
Beruhen was alles was kommt
Gelassener zu betrachten lehrt
Es könnte ja zu was gut sein

jens tuengerthal 15.2.20

Deutsche Revolutionen

Es gab deutsche Revolutionen
Zumindest wird es so genannt
Von Historikern also Fachleuten
Denen der Deutsche gern vertraut
Auch wenn es dem Wesen eher
Widerspricht sich zu erheben
Sie lieber in Ruhe angepasst sind
Revolution nicht ins Land passt
Aber darüber nörgelnd leben
Begann es schon relativ früh
So ist der Aufstand des Hermann
Der eigentlich Arminius hieß
Lange unter Römern dort lebte
Der erste gewesen den sich
Gerne im 19. Jahrhundert die
Nationalen Kräfte als Vorbild
Im Kampf gegen Napoleon den
Kaiser nach der Revolution nahmen
Wie passend und korrekt auch immer
Das alte System zu stärken statt
Sich wie die Franzosen dagegen
Aufzulehnen im großen Aufstand
Vorher gab es noch die Revolution
Der Bauern die für freie Religion
Wie nebenbei Rechte kämpften
Aber völlig erfolglos dabei blieben
Von göttlich legitimierter Macht
Konsequent niedergemetzelt was
Der antisemitische Reformator Luther
Auch religiös legitimierte weil die
Ordnung wichtiger als Freiheit war
Dagegen kamen Bauern nicht an
Lieber kämpften die Deutschen
Wie Besucher aus Schweden und
Böhmen was aber damals deutsch
Unstrittig noch war sogar nach dem
Viel älteren Sachsenspiegel noch
Weiter um den dann einzig rechten
Glauben über dreißig Jahre lang
Beginnend weil ein Heidelberger
Protestant für einen Winter noch
Den Wienern den Thron in Böhmen
Wegnahm den sie brauchten um
Sich mit dessen Stimme auch als
Kaiser im Reich wählen zu lassen
Auch wenn die Wahl der Stände
Zu Prag revolutionär fast war ein
Habsburger Gesandter dafür sogar
Aus dem Fenster in den Mist flog
Im Ergebnis war der Krieg dann
Das Gegenteil von Revolution
Schaffte eine Stabilisierung der
Alten Ordnung für 150 Jahre noch
Die Ideen der Bauern wurden dann
Vergessen für sehr lange Zeiten
Auch 1848 beim nächsten Versuch
Revolutionär in Deutschland zu sein
Holte das fragwürdige Vorbild keiner
Wirklich hervor nur Hecker auf seinem
Südwestdeutschen Marsch erinnerte
Manche an die wilden Bauern war
Auch ähnlich erfolglos wie diese
Kurze Aufstände von Berlin bis Wien
Vertrieben Metternich nur kurzzeitig
Führten im Ergebnis zum erstarken
Der Reaktion die 1870 dem neuen
Kaiser aus Berlin in Paris zujubelte
Wohin ihn Moltke und Bismarck erst
Militärisch wie intrigisch erfolgreich
Gebracht hatten den Kaiser Wilhelm
Der zu Revolutionszeiten in Berlin noch
Als Kartätschenprinz bekannter war
Ein Sohn der verehrten Königin Luise
Die erfolglos Napoleon bekniet hatte
Bald darauf an Lungenentzündung starb
Der selbsternannten Freiheitskämpfer
In den sogenannten Befreiungskriegen
Dafür protestantische Heilige wurde
Was zeigt welch Geistes Kind noch
Alle Freiheit in Deutschland war
Nachdem 3 schwäbische Berliner
Was die regierenden Hohenzollern
Ursprünglich waren auch wenn sie
Als einst Burggrafen von Nürnberg
Die wahlberechtigte Mark erhielten
Das zweite Reich dann im Krieg
Völlig ruiniert hatten kam es zur
Begrenzten Revolution 1918 die
Sogar die Republik doppelt ausrief
Durch Sozialdemokraten aus dem
Dafür nun zuständigen Reichstag
Wie aus dem Schloss durch nur
Kurzzeitig erfolgreiche Kommunisten
Was später durch kurze Flucht
Nach rechten und linken Aufständen
Die Weimarer Republik genannt wurde
Blieb ein kurzes Kapitel nur vor der
Revolution der Faschisten die alle
Freiheit im totalitären Wahn wieder
Hinter der Reichstagsbrandverordnung
Verrecken ließen im rassistischen Staat
Von Hitlers Gnaden der sein Reich als
Österreicher auch das 3. nannte um so
Für mehr Kontinuität zu stehen als
Revolution die nur Unordnung verhieß
Die Staaten nach dem nächsten Krieg
Kamen zweigeteilt von Alliierten Gnaden
Totalitär und demokratisch diktiert wie
Es ostwestlicher Überzeugung entsprach
Von Revolution dabei keine Spur lieber
Begann stattdessen das Wirtschaftswunder
Was eher magisch als revolutionär klingt
Aber typisch deutsch dem Wesen nach
Als schließlich der Ostblock beginnend mit
Revolutionären Gewerkschaften in Polen
Wie einem polnischen Papst noch dazu
Aufgrund ökonomischer Mängel des nie
Konkurrenzfähigen Systems zerbrach
Gab es einige Demos in der noch DDR
Die später friedliche Revolution genannt
Wurden auch wenn sie nur dem hinterher
Liefen was Gorbatschow der SED Führung
Mit dem Zaunpfahl zugewinkt hatte
Bleibt es die einzige zumindest im
Ergebnis vermeintlich erfolgreiche
Revolution auf deutschem Boden
Welche die Wiedervereinigung dann
Im Rechtsstaat ordnungsgemäß auch
Erledigt hat wo kämen wir auch hin
So wurde Zonengabi und ihre erste
Banane zum Symbol der Revolution
Wie deutscher Revolution historisch
Obwohl keine solche je stattfand
Wirklich revolutionär war dagegen
Mit nachhaltiger Diskussion bis heute
Als der Staat Post und Telefon trennte
Telefonzellen rosa statt gelb wurden
Bewegte das deutsche Gemüter
Noch über Jahre sehr nachhaltig
Gleiches gilt für die staatlich verkündete
Abschaffung der DM die Forderungen
Nach mehr Basisdemokratie lauter
Werden ließ als jeder spätere Eingriff
In die Grundrechte nur zur Sicherheit
Nach der terroristischen Revolte von 9/11
Die liberalen Verteidiger der Freiheit sind
Schon immer rar gewesen in diesem Land
Dank der nachhaltigen Spendenquittung
Für Möwenpick wurde dies nicht besser
Deutsche Revolutionen gab es eher nie
Ob das ein Verlust ist mal dahingestellt
Trauen viele in diesem Land eher dem
Rückwärtsgang Fortschritt zu als der
Revolutionären Veränderung deren
Gefahren mehr gefürchtet werden was
An Graf Schulenburgs Worte in Berlin
Nach dem Sieg Napoleons über die
Preußen und die Flucht ihres Königs
An die Memel stark erinnert wonach
Ruhe die erste Bürgerpflicht nun sei
Worüber Alexis noch gleichnamigen
Sehr beliebten Roman geschrieben
Wie das Biedermeier auch als eine
Typisch deutsche Epoche gelten kann
Die zwischen dem Wiener Kongress
Und der kurzen Revolution von 1848
Sich in stilvoller Gemütlichkeit auslebte
In der das Bürgertum stark wurde was
Auch in den Buddenbrooks zu Beginn
Quasi musterhaft geschildert wird wo
Das dortige Weihnachtsfest zum Vorbild
Vieler folgender Generationen wurde
Beschreibt womit auch ich aufwuchs
Zwischen Biedermeierzimmer im Haus
Der Großeltern und geschmückter Halle
Was meine Eltern fortsetzten wobei
Noch unklar ist wer ihnen folgen wird
Sicher nur ist dass sich möglichst nichts
Ändert an der Reihenfolge der Lieder
Als Teil der gemeinsamen Zeremonie
Alles andere wäre auch revolutionär
Was nicht nach Deutschland passte
Womit wir wieder am Anfang sind
Damit wohl auch ziemlich am Ende
Es geht einfach weiter wie gewohnt

jens tuengerthal 14.2.20

Freitag, 14. Februar 2020

Liebesfeiertag

Der 14. Februar ist der Tag
Enttäuschter Erwartungen
Die in Schaufenstern überall
Geweckt werden um die höchst
Konventionellen Bedürfnisse einer
Durchschnittlichen Masse zu befriedigen
Den kitschigen Konsum anzukurbeln
Der mit Liebe am Ende belohnt wird
Auch wenn es nur um Sex dabei geht
Bei dem sich einige Befriedigung
Andere soziale Anerkennung holen
Wenige beides sogar finden
Kaum eine es zusammen erlebt
Auch wenn alle dabei beteuern
Die Liebe sei nicht käuflich ist es
Die regelmäßigste Prostution 
Nach global gleichem Schema
Mit meist enttäuschter Erwartung
Die sich das Gegenteil versichert
Um irgendwie zufrieden zu wirken
Denn was könnte schlimmer sein
Als ewig unzufriedene Paare
Die sich vorwurfsvoll enttäuscht
Für alle verpatzten Erwartungen
Im genervten Ton ankeifen wie
Es die meisten ihr Leben lang
Aus Gewohnheit auch tun
So sehe ich den Liebesfeiertag
Als Anlass zu meist Ärger
Wie bestätigter Enttäuschung
Über die sich die Beteiligten laut
Selbst belügen um zumindest die
Heile Fassade aufrecht zu halten
Zumindest davon bin ich nun schon
Fast 1 Jahr verschont was seltsam
Zufrieden mich am heutigen Tag
Mit mir und der Welt wieder macht
Als nicht liebloser Kontrapunkt der
Verbreiteten Lügen der Spießer
Scheint es an der Zeit sich wieder
Oder nie mehr dem anzupassen
Es besser noch egal zu finden
Hätte ich weniger Gefühl

jens tuengerthal 14.2.20

Geldkultur

Ist Geld Teil unserer Kultur
Oder nur der Preis den wir
Zahlen müssen um uns so
Kultiviert zu fühlen wie es
Unserem Status entspricht
Ohne je kultiviert zu sein
Alles hat heute seinen Preis
Außer der Liebe wie naive
Menschen noch glauben
Nur weil käufliche Liebe nie
Etwas mit Gefühl zu tun hat
Welch irriger Umkehrschluss
Eine Ehe kommt viele teurer
Zu stehen als alle Huren je
Was auch der Preis ist den
Wir für die Illusion der Liebe
Als reines Gefühl bezahlen
Wenn wir naiv ewig vertrauen
Wollen auch wenn wir wissen
Alles Leben ist logisch begrenzt
Statt vernünftig kritisch zu sein
Was sich in der Liebe verbietet
Wofür wir vielfach hinterher nur
Um so mehr bezahlen müssen
Aber das ist ein anderes Thema
Bleiben wir also beim lieben Geld
Dies finanziert unsere Kultur
Aber ob es auch eine hat scheint
Beim Blick auf Neureiche besonders
Häufig uns doch eher fraglich wie
Der amerikanische Präsident uns
Noch deutlicher zeigt als viele
Unkultiviert und primitiv wie er ist
Geschmacklos wie er halt lebt
Kultivierte Menschen beschämt
Andererseits sind große Bänker
Wie die Medici oder die Fugger
Als Finanziers der Renaissance
Auch Retter der Kultur gewesen
Lange Teil unserer Kultur in der
Auch Banken gerne Gesicht zeigen
Als machten sie sonst anständige
Geschäfte zum Wohle aller nur
Dabei handeln sie nur mit Geld
Verdienen mit Wetten darauf viel
Was was wann wert sein könnte
Wie den Preisen von irgendwas
Es ist der Handel mit allem was
Irgend Gewinn verspricht der sie
Unter verschiedenen Namen
Reich machte am reichsten aber
Ist wer Kultur sich leisten kann
Den Luxus kultivierten Lebens
Sich äußerlich bescheiden gönnt
Mehr ist als nur scheinen will
Warum Geld sicher auch Teil
Unserer Kultur geworden ist
Auf vielen oft Umwegen auch
Aber inhaltlich bedeutungslos
Seinen Wert erst kultiviert zeigt
Wer es nicht nötig hat sich noch
Profilieren zu wollen mit üblichen
Statussymbolen stattdessen lieber
Bescheiden in Kultur investiert ist
Gelassen ganz oben angekommen
Was zeigt wo wirklicher Reichtum liegt
Den kein Geld der Welt kaufen kann
Manche werden es nie begreifen
Größter Reichtum zeigt sich kultiviert
Ist damit unabhängig vom Geld das
In großen Geist lieber investiert der
Auf Dauer unsterblich erst macht
Was sich kaum einer leisten kann
Weil nötiger Verstand und Bildung
Am Markt nicht zu erwerben sind
Sondern eben Kultur erfordern die
Geld nur gerne finanzieren darf

jens tuengerthal 14.2.20

Donnerstag, 13. Februar 2020

Zeitgewinn

Was haben wir nicht an Zeit
Gewonnen seit letztem Jahrhundert
Wieviel schneller wurde der Transport
Was früher Wochen gar Monate dauerte
Geschieht nun in wenigen Stunden
Nachrichten übermitteln wir rasend
Schnell in Echtzeit über das Internet
Die Wäsche erledigt eine Maschine
Ungeduldige können trocknen lassen
Was vorher eben seine Zeit dauerte
Informationen aus der ganzen Welt
Bekommen wir auf unsere Telefone
Quasi live zugeschickt wir haben so
Wahnsinnig viel Zeit gewonnen doch
Sind die meisten Menschen gehetzter
Als unsere Spezies es jemals war
Hat immer weniger Zeit nur noch
Rennt angestrengt durch die ganze Welt
Um zu sehen was wie gesehen haben
Müssen bevor das so gehetzte Leben
Plötzlich wenn auch erwartungsgemäß
Eben endet manchmal auch schneller
Als gehofft dank der ständigen Hektik
Wie wäre es also wenn wir endlich
Anfingen den Zeitgewinn zu nutzen
Uns viel mehr Zeit nähmen um statt
Irgendwo hin zu kommen oder mehr
Zu verdienen einfach zu genießen
Was ist voller Lust das Leben leben
Mit viel mehr statt weniger Zeit denn
Sie ist ja da solange wir sind danach
Ist ohnehin alles eher völlig egal
Sapere aude zum carpe diem
Sei künftig unser Motto

jens tuengerthal 13.2.20

Herztod

Wir alle sterben am Herztod
Manche ganz direkt beim Infarkt
Andere über verschiedene Umwege
Einige auch romantisch gedacht
Doch wirklich tot sind wir erst
Sagt uns seit Jahren die Medizin
Mit dem Hirntod also der Nullinie
Auf dem EEG und von da ist nie
Einer ins Leben zurückgekehrt
Wird damit zur beweglichen Sache
Leider haben wir nicht überall
Ein solches EEG zur Hand was
Den Puls des Herzens zum Maß
Unseres Lebens im tatsächlichen macht
Doch können wir diesen Stillstand
Auch minutenweise noch überleben
Wofür der Autor ein lebendes Beispiel
Der sich für stärker hielt als ein Bus
Was aber nicht zu ernst zu nehmen ist
Zumindest für mich erfreulich auch war
Soll doch das Leben lieber heiter sein
Auch wenn es nicht mehr ist weil der Tod
Bekanntlich niemanden etwas angeht
Einmal durfte er sogar noch das Herz
Seines Herrn Papa durch gezielte
Schläge zurück zum Dienst rufen
Was alle Beteiligten hocherfreute
Weil damit das Nichts verschoben
Bis nach der Goldenen Hochzeit wurde
Mit bis heute ungewissem Ausgang
Wie es eben im Leben so geht
So sollte ich wohl des Lebens wert
Hoch schätzen auch angesichts der
Vielen Kranken die ich über Jahre
Im Krankenhaus beim Sterben begleitete
Denke gerade an einen Freund dabei
Den der plötzliche Herztod eben völlig
Unerwartet beim Sex mit seiner eher
Geheimen Geliebten ereilte welche mir
Angesichts der Ereignisse noch mehr
Leid tat als der Verstorbene der wohl
Den schönsten kleinen großen Tod starb
Was auch in eines da fallen kann
So stand auf der sehr fröhlichen
Beerdigung die seine noch Ehefrau
Von der er seit Jahren getrennt war
Organisiert hatte bei der es reichlich
Guten Wein gab die Geliebte bei der er
Mitten im Akt verstarb im Mittelpunkt
Während seine eigentlich Freundin
Einsam traurig blieb waren wir alle
Uns danach einig es würde ihm so
Genau gut gefallen haben was doch
Ein in jeder Hinsicht schönes Ende war
Außer für die Freundin vielleicht
Anders ging es mir als ich mein Herz
An eine wunderschöne aber leider
Nicht nur rasend eifersüchtige Frau
Verlor die mich völlig unerwartet
Wie es auch in der Liebe so geht
Plötzlich verließ mich mit den vielen
Gemeinsamen Träumen in der zuvor
Geteilten Wohnung allein zurückließ
Was mich monatelang ohne Herz
Den Tod mehr wünschen ließ als
Irgend schönes im Leben zu sehen
Das ich mit mehr Mut aber weniger
Verantwortung gerne beendet hätte
Weil ein Leben ohne sie unvorstellbar
Lange Zeit mir erschien aufgrund des
Nun verlorenen Herzens aber noch
Schlug mein Herz auch ungewollt
Regelmäßig weiter und so erholte sich
Die angeschlagene Psyche wieder
Ohne je zu begreifen was geschah
Was dem Herzen verdammt weh tat
Aber seltsam genug ist der Körper
Stärker als größter Schmerz konnte
Das Herz wieder voll Freude und Lust
Mit anderen nach ihr schlagen was
Den Begriff großer Liebe mit der Zeit
Ein wenig relativiert hat aber das ist
Vielleicht auch gut so um wieder mit
Dem was das Herz bewegt glücklich
Sein zu können was die Vernunft dem
Angeschlagenen Geist schon lange riet
Aber eben seine Zeit wohl brauchte
Irgendwann wird auch mein Herz dann
Aufhören zu schlagen wenn es soweit ist
Aber das hat wohl noch etwas Zeit
Solange leben wir eben weiter immer
Auf der Suche nach dem Glück was
Sich manchmal überraschend zeigt
Wenn wir am wenigsten damit rechnen
Bis zum am Ende Herztod

jens tuengerthal 13.2.20

Vertrauenskultur

Vertrauen ist die Basis
Von Glück und Liebe
Warum ich viel lieber
Vertraue als dieses
Kritisch infrage zu stellen
Was nur Misstrauen stärkt
Machtlos dabei noch macht
Keinerlei Perspektive hat
Auch wenn ich ansonsten
Alles gerne infrage stelle
Logisch kritisch hinterfrage
Will ich in der Liebe blind
Vertrauen können weil sonst
Die Liebe völlig wertlos wäre
Besser schnell beendet wird
Nur unglücklich machen kann
Wer sein Vertrauen verschenkt
Kann vielleicht betrogen werden
Nur bekommt wer keines gibt
Nie welches zurück warum
Liebe ohne Vertrauen bloß ein
Spiel um Anerkennung ist was
Das größte Glück der Liebe die
Zuverlässigkeit voller Vertrauen
Ohne jeden Gewinn verspielt
Warum ich nie je kontrollierte
Was mir voll Liebe versprochen
Manches mal dadurch auch
Verletzt und betrogen wurde
Was jedesmal sehr weh tat
Aber nichts wog gegen das Glück
Der Freiheit voller Vertrauen
Warum ich lieber riskant liebe
Als nie glücklich zu werden
Wohin ewige Zweifel nur führen
So bin ich gerne ein Narr der Liebe
Im manchmal glücklichen Leben

jens tuengerthal 13.2.20

Eifersuchtskultur

Eifersucht ist das Gegenteil
Von Liebe sagt die Vernunft
Getrieben von Misstrauen
Hat sie nichts Gutes an sich
Zerstört was zart kostbar
Bringt keinerlei Gewinn je
Wüsste nicht was sie mir
Schenken sollte als Ärger
Darum kann ich höchstens
Mit viel Liebe verständnisvoll
Solchen Unsinn tolerieren
Aber nie natürlich nennen
Werde sie stets bekämpfen
Mit Vertrauen auflösen wollen
Weil Liebe nur auf Vertrauen
Basieren kann als eben Gefühl
Dies entspricht meiner Kultur
In der ein Versprechen zählt
Emotional völlig wertlos wird
Was nur Kontrolle noch hält
Der kategorische Imperativ
Maßstab allen Handelns ist
Vielleicht ist es protestantisch
Anders als das katholische
Misstrauen mit seiner Erlösung
Durch Beichte ist es allein dem
Gewissen noch verantwortlich
Wo Eifersucht als normal gilt
Ihr Fehlen als Mangel empfunden
Eifersucht Ausdruck von Liebe ist
Oder ist es einfach eher südlich
Ausdruck von wildem Temperament
Was nicht zur nordischen Kühle passt
Der Gelassenheit im Vertrauen viel
Wichtiger als Kontrolle jemals wäre
Für die sich alle Vernunft schämte
Die anderen Leidenschaft nur zeigt
Es gibt bei allem auch Nuancen
Doch wer Eifersucht legitim findet
Dieses primitive Besitzdenken als
Ausdruck von Liebe sieht wird nie
Mit denen glücklich sein können
Denen Vertrauen nach ihrem nur
Gewissen am wertvollsten ist
Ob Kulturen die noch Eifersucht
Kultivieren eher primitiver sind
Freiheit und Toleranz nach dem
Gewissen ohne jede Kontrolle
Dem kategorischen Imperativ
Moralisch also entsprechend die
Kultiviertere Form des Seins sind
Mag an dieser Stelle dahinstehen
Um niemanden hier abzuwerten
Wie es unserer Toleranz entspricht
Offensichtlich aber scheint doch
Eifersucht widerspricht klar dem
Kategorischen Imperativ macht
Mit Kant gedacht schlicht unfrei
Kann zu nichts Gutem führen
Im Sinne vernünftiger Moral
Es gibt viele Kulturen die erst
Durch die Eifersucht aufleben
Sich in Leidenschaft entfalten
Im Stierkampf zeigt sie sich
Aber auch im Ehrenmord
Wurde in Romeo und Julia
Literaturgeschichte wie in
Manch anderen tragischen Dramen
Ist also Teil wohl der Kultur nur
Moralisch im kantschen Sinne
Wird dieser Unsinn nie sein
Es möge sich paaren wer
Dies betreffend Welten teilt
Könnte alle glücklich machen
Wo es differiert wird es stets
Mühsam und ist entbehrlich
Erinnere mich dabei sogar
An die Eifersucht auf meine
Fehlende Eifersucht die damit
Als Mangel an Liebe denen galt
Die Besitzdenken legitim finden
Was mir völlig absurd vorkam
Das Gegenteil von Liebe wäre
So scheint es doch eine innere
Unvereinbarkeit der Stufen einer
Kulturellen Entwicklung zu geben
Nehme es heute gelassen hin
Habe Mitleid mit all denen die so
Unfrei auch in der Liebe bleiben
Nie völlig glücklich vertrauen
In ewigem Zweifel stets leben
Weil Eifersucht ihrer Kultur mehr
Als menschlicher Natur entspricht

jens tuengerthal 13.2.20

Mittwoch, 12. Februar 2020

Kulturwirtschaft

Wirtschaft strebt nach Gewinn
Wer keinen macht verschwindet
Vom umkämpften Markt schnell
Ein Prozess natürlicher Auslese

Kultur möchte gern bewahren
Was eine Gesellschaft ausmacht
Also auch kreative Prozesse
Die keinen Gewinn versprechen

Ohne Geld bleibt für Kultur nichts
Dann geht es nur ums Überleben
Wirtschaft gilt daher als notwendig
Kulturelles als bloße Verzierung

Dazwischen laviert die Politik heute
Gibt beidem mehr oder weniger Raum
Möglichst viele damit zu befriedigen
Einen Gewinn an Stimmen zu holen

Eine unkultivierte Gesellschaft hat
Keine kreative Perspektive mehr
Warum Kultur eine Rolle spielt
Für die zukünftige Wertschöpfung

Bisher versucht die Kulturwirtschaft
Mit ökonomischen Mitteln zumindest
Kleine Gewinne zu realisieren ihre
Langfristige Existenz zu rechtfertigen

Warum die Wirtschaft nicht lieber
Mit kulturellen Mitteln Dauer sucht
Bleibt angesichts der Schwankungen
An freien Märkten relativ unklar

Die Herrschaft der Erbsenzähler
Als Verwalter des Gewinns macht
Blind für kreative Notwendigkeiten
Was jede Perspektive verbaut

Vielleicht sollte künftig wieder die
Gewichtung stärker verschoben
Werden nachhaltig zu wirken auf
Allen Gebieten statt nur schnell

jens tuengerthal 12.2.20

Mondkultur

Wie prägte der Mond unsere Kultur
Seit wir einen Sonnenkalender haben
Warum ist der Mond hier männlich
Dafür die Sonne sprachlich weiblich
Während die Lateiner wie ihre Erben
Um das Mittelmeer es umgekehrt halten
Liegt es an der vorchristlichen Dominanz
Der germanischen Frau als Hausherrin
Was nominell wieder vom Herrn spricht
Aber die Sonne möge dahinstehen wie
Fröhlich strahlen während uns viel mehr
Unser Trabant der Mond interessiert der
Männlich die weibliche Erde vielfältig
Nicht nur grammatisch auch bewegt
So werden Ebbe und Flut zugleich
Von des Mondes Kraft ausgelöst
Bleibt es ein Kommen und Gehen
Ob die weibliche Regel natürlich
An den Mond gebunden wäre lässt
Sich hormonell schon verschoben
Nicht mit letzter Gewissheit sagen
Eine meiner Liebsten die auch gern
Die Sterne betrachtete hatte ihren
Zyklus genau nach Vollmond gestellt
Womit der Blick nach oben schon
Den nach unten entbehrlich machte
Ein- und Ausgang dann wechselten
Schlafwandler lassen sich im Traum
Vom Mond aus dem Bett sogar locken
Folgen ihm gerüchteweise auf Dächern
Im Nachthemd balancierend was aber
Vermutlich eher nur ein Gerücht ist
Habe ich doch auch als jahrelanger
Nachtwanderer durch Berlin nie einen
Solchen wie die Sage besagt gesehen
Manche halten sich dennoch für sehr
Mondfühlig und schlafen in Nächten
Mit Vollmond anders oder schlechter
Unklar ist wissenschaftlich dabei ob
Es am mehr an Licht liegt da ein sonst
Einfluss nicht nachweisbar ist warum
Die Macht des Mondes sagenhaft bleibt
Wir wissen nicht so genau was wirklich
Auf Menschen dabei wirken könnte was
Den Geschichten endlose Weite öffnet
Die sie bis heute sagenhaft füllen was
Mehr über unsere Phantasie verrät als
Kenntnis über den Mond zu offenbaren
Der wie manches Kleines was zeitweise
Um uns kreist viel mehr Einfluss hat
Als seiner Größe angemessen scheint
Was aber offensichtlich eine Täuschung
Vieler noch ist die ihre Größe gerne noch
Überschätzen um von oben auf Kleinere
Herabzuschauen was selten wem gut tat
So könnte der Mond noch manches wohl
Bewirken von dem wir nichts ahnen doch
Wie immer beim spirituellen Wissen war
Der Glaube größer als der reale Inhalt
Solange ich nicht weiß wie sehr mich
Der Mond in allem beeinflusst bin ich
Relativ frei vom Aberglaube glücklich
Wie frei gewesen was zu ändern ich
Dem Mond nicht zugestehen möchte
Warum ich dem Mond seit Jahren schon
So wenig Zugeständnisse mache wie
Den Sternen der Astrologen jemals
Die große Mondkultur als Humbug
Schlichtweg ignoriere um frei zu sein

jens tuengerthal 12.2.20

Erwartungslos

Das Los der Erwartung ist
Stets zu enttäuschen weil
Keiner solche erfüllen kann
Warum sie alle Liebe tötet
Die im Wesen Freiheit braucht
Damit sie entstehen kann
Sagt logisch alle Vernunft
Wer also an Bestimmung
Füreinander glaubt oder
Sich gezwungen dazu sieht
Weil es eben Schicksal wäre
War immer unfrei in der Liebe
Hat damit nie wirklich geliebt
Was sich tragisch schon anhört
Wird es noch häufiger in der
Realität gescheiterten Miteinanders
Wo Schicksalsgläubige alles vorige
Logisch auch vor sich negieren
Nachdem sie den Glauben verloren
Während freie Menschen stets
Vernünftige Gründe suchen um
Zu verstehen was ist fügen sich
Gläubige wechselhaft ins Schicksal
Damit endet alles Verständnis
Nicht nur füreinander sondern
Für das Leben noch viel mehr
Was manches Chaos noch weckt
Weil Gläubigen das Unverständnis
Unverständlich immer bleiben wird
Wo sie doch intuitiv alles entscheiden
Geglaubter höherer Wahrheit folgend
Suchen Aufklärer stets nach Gründen
Die wissende Gläubige nicht brauchen
Verstehen die einen die Welt nicht mehr
Während die andern unberührt bleiben
Weil Intuition kein Verständnis braucht
Es mag sein dass sich solch Gläubige
Auch lieben können oder es so fühlen
Gegenseitig sich glücklich machen
Auch wenn sie dabei völlig unfrei
Dem Schicksal folgend sich fühlen
Jede Entscheidung füreinander fehlt
Doch vermeiden sollten sich lieber
Romantiker und Aufklärer in der Liebe
Sie bleiben verständnislos füreinander
Werden unglücklich miteinander ohne
Dass einer den anderen verstünde oder
Danach wüsste warum eigentlich nicht
Aber wer so fragt offenbart sich schon
Als Aufklärer dem Wesen nach wohl
Ob es protestantisch gegen katholisch
Auch ist sei hier einmal dahingestellt
Der Aberglaube wird bedeutungslos
Im Schatten wirklich wichtiger Dinge
Die weltlich bleiben wie die Liebe
Zumindest erwarte ich nichts mehr
Von Dauer mit romantischen Damen
Was mich relativ erwartungslos macht
Der Liebe aus meiner Sicht bessere
Chancen einräumt dafür in Freiheit
Zusammen zu kommen worum es
Am Ende doch immer geht

jens tuengerthal 12.2.20

Stumpfsinnslob

Hat der Stumpfsinn einen Wert
Hält er das Gleichgewicht in uns
Gegen die Vielzahl der Gedanken
Die gemischt mit Gefühlen uns
Sonst schon nach dem Erwachen
In den Wahnsinn treiben würden
Warum überhaupt Sein oder Tun
Wenn wir auch nicht mehr sein
Als Option wählen könnten
Was bindet uns an die Person
Neben der wir zärtlich erwachen
Könnte es jede andere auch sein
Ist Gefühl beliebig austauschbar
Was bindet uns an die eine nur
Oder schlimmstenfalls auch noch
Wenn sie längst das Weite suchte
Uns ewig unglücklich zu machen
Was ist gut und vernünftig noch
Im Leben und täglichen Streben
Hat irgendwas davon Sinn oder
Niemals können wir alles nur noch
Mehr oder weniger lustvoll genießen
Was glücklicher machen könnte
Als nichtvorhandenen Sinn zu suchen
Unklar nur ob uns ohne etwas fehlte
Dies ganze Chaos im Kopf lege ich
Für einige Stunden schlafend ab
Wird in Träume eingetauscht die
Manche als einen Spiegel sehen
Des geglaubten Unterbewusstsein
Was Freiheitsberaubung eher ist
Als Aufbruch in ungeahnte Tiefe
Weil es behauptet es gäbe etwas
In mir was mir nicht gehorchte
Einen willenlos herrschenden
Willen der unbeherrschbar wäre
Außerhalb der Entscheidung läge
Die ich sogar über mein Leben
Täglich neu frei treffen kann doch
Gibt es als Wesen nirgendwo ein
Unterbewusstsein so wenig wie
Eine Seele in der Natur existiert
Warum ich der Fülle der Gedanken
Lieber die Leere gegenüberstelle
Das Nichts im Stumpfsinn lobe
Den wir bewusst uns wählen
Um unsere Freiheit zu feiern
Im Kontrapunkt des Seins statt
Ein Unterbewusstsein zu erfinden
Glücklich mit Nichts sind

jens tuengerthal 11.2.20

Dienstag, 11. Februar 2020

Extremismusrelativierung

Manche relativieren gerne die Worte
Der Extremisten um sie einzubinden
Gerade wird darüber wieder gestritten
Mit wem geredet oder koaliert wird
Was für Demokraten zulässig noch ist
Dass die AfD tabu sein sollte sind
Alle Demokraten der Mitte sich einig
Außer es sind östliche Konservative
Dass die Linke längst normal sei nie
Mit Rechtsextremisten vergleichbar
Sei behauptet die SPD gerne um
Einen Koalitionspartner zu haben
Was in Neufünfland dafür Konservative
Gerne nüchtern erwägen würden die
Scheinbar deutsche Geschichte so
Schnell vergessen wie Sozis umgekehrt
Den Händedruck der SED der sie über
Jahrzehnte der DDR nur erwürgte weil
Linke gern links sind wer sich so nennt
Doch nicht einfach böse sein kann was
Vielmehr offenbart als zu verbergen wäre
Auch verzeichnet das Schwarzbuch des
Kommunismus nominell mehr Opfer als
Der menschenverachtende Faschismus
Weltweit bisher erreichen konnte trotz
Auschwitz und Weltkrieg starben mehr
Für die angeblich humanistischen Ideen
Von Marx und Engels was nominell
Zur Gleichbehandlung genügen könnte
Die nötig ist Extremismus zu isolieren
Der sich austauschbar nahe steht 
Lechts und Rinks sind austauschbar
Warum alle Seiten Vorsicht walten
Lassen sollen sollten im Bündnis mit
Extremisten egal wie moderat auch
Sympathisch einzelne von ihnen sind
Erst eine stabile Mitte gibt Zukunft
Warum die Diskussion über neue
Bündnisse wie diese so schnell
Wie möglich beendet werden sollten
Wer mit den Populisten spielen will
Wird ihre Sprache sprechen müssen
Wobei Demokraten immer verlieren
Weil Mäßigung und Mitte sie stark macht

jens tuengerthal 11.2.20

Liebesopfer

Kenne viele Opfer der Liebe
Sie zahlten viel für ihre meist
Vergebene Liebesmüh noch
Manche sogar in bar an Betrüger
Alle emotional noch viel mehr
Ihnen bleibt am Ende wenig
Ein Lächeln der Polizei noch
Für den zigtausendsten Fall
Schämen sich meist einsam
Danach für ihre Dummheit
Dabei sind sie so viele die
Alles für die Liebe opferten
Sind sie genau dafür aber
So liebenswert weil sie an
Die große Liebe noch glauben
Wie ich Narr es einst tat bei
Einem Mädchen die mich dafür
Später für verrückt erklärte wie
Meine Naivität laut verlachte
Längst einen anderen hatte
Als ich noch hoffte auf sie
An unser Versprechen glaubte
Das sich ein Leben gelobte
Wofür mir die Welt unterging
Die mir entsetzlich schwarz
Lange infolge nur schien
Was medizinisch heute wohl
Depression genannt wird die
Viele große Liebende ergreift
Manche in den Tod auch trieb
Helden von Romeo bis Werther
Die sicher psychisch krank waren
Aber besser ohne Schublade wohl
Einfach gefühlvoll genannt würden
Wirklich große Liebe zeigten
Statt des ewig austauschbaren
Weiter so virtueller Flirts die
Löcher in den leeren Herzen
Danach irgendwie verdecken
Aber nie ersetzen können was
Real betrogen verloren ging
Fragt sich wie Opfer sich besser
Befreien können vom vorigen nur
Betrug der so endlos schmerzte
Als miteinander glücklich zu sein
Sich ihre Geschichten erzählen
Lustvoll mit Vertrauen genießen
Hilft leichter zu vergessen was
Keiner Erinnerung mehr wert ist
Außer als Liebesbeweis eben
Wirklich großer Liebender die
Alles geben und gaben was mehr
Bewunderung als Mitleid verdient
Denke ich lächelnd und weiß heute
Es geht immer irgendwie weiter
Wie gut irgendwie hinterher

jens tuengerthal 11.2.20

Letzte Worte

Über letzte Worte wird viel geredet
Von denen die noch da sind meist
Wer nicht mehr ist sagt nichts dazu
Ob wichtig war was am Ende kam
Scheint mir mehr als fraglich der
Viele in den Tod begleiten durfte
Als Pfleger oder Sanitäter einst
Manche waren schon verwirrt
Andere zumindest benebelt
Weil Tumor oder Unfall sie
Angefressen oder beschädigt
Medikamente sie betäubten
Ihre Worte werden selten nur
Bewahrt und lieber vergessen
Um das gesunde Bild zu erinnern
Manche die aus dem Leben gehen
Hinterlassen Abschiedsbriefe noch
Als Hilferuf erinnert zu werden aus
Dem Bedürfnis nach Unsterblichkeit
Dem auch Testamente gern dienen
Mit denen wir die Dinge nach dem
Tod ordnen wollen als ginge uns
Wenn wir nicht mehr sind noch
Irgendetwas jemals an doch ist
Das Bedürfnis der Menschen stark
Genug sogar absurden Aberglaube
An ein Jenseits wach zu halten wo
Einfach nichts mehr ist was doch
Genug ist damit glücklich zu sein
Werde nichts dazu für mich regeln
Mögen die Reste verwertet werden
Wie es am nützlichsten erscheint
Auch letzte Worte wird es nie geben
Genügend davon lebend hinterlassen
Sollten sich jene die ich liebte einmal
An jene erinnern die ich schenkte
Wenn ich voller Liebe schrieb
War es für ein Leben genug
Die Freiheit wortlos zu gehen
Ist kostbarer als die Illusion
In Erinnerung weiterzuleben
Wenn ich nicht mehr da bin
Darf mir alles egal sein
Noch aber lebe ich
Auch in Worten

jens tuengerthal 10.2.20

Montag, 10. Februar 2020

Berliner Aufklärung VII

Schadowfreude

Wie kaum einer steht Schadow
Der berühmteste preußische
Bildhauer für den Übergang
Von der Aufklärung zur Romantik
Selbst dem aufgeklärten Klassizismus
Damit dem Geist der Aufklärung auch
Verpflichtet war der Sohn eines Berliner
Schneiders auf ungewöhnlichem Wege
Hofbildhauer geworden hatte zunächst
Durch seine aus Liebe begründete Flucht
Aus Berlin alles getan seinen Erfolg am
Königlichen Hof zu verhindern auch war
Diese Flucht um der Liebe willen
Ein eigentlich typisch romantischer Akt
Dabei sollte er doch die Tochter seines
Meisters des Hofbildhauers Tassaert
Heiraten wie dessen Amt übernehmen
Stattdessen floh er mit seiner Geliebten
Marianne Devidels die er im Salon bei
Henriette kennengelernt haben soll aus
Berlin nach Prag zu ihrem Vater dem
Wohlhabenden Juwelier Samuel Devidel
Der sie im jüdischen Glauben erzog wie
Die Italienreise der beiden finanzierte
Wo Schadow  in Rom katholisch wurde
Was er zurückgekehrt nach Berlin dann
Wieder änderte um Hofbildhauer im
Protestantischen Berlin sein zu können
Dahingestellt was der Berliner glaubte
Wieviel er verliebt nur versprach
Konnte er sich nach erfolgreicher Arbeit
Dennoch bald sein reich verziertes Haus
Nördlich der Linden bauen was der König
Finanzieren würde nachdem er seinen
Lehrer Tassaert im Amt gefolgt war sich
Direkt mit der Vollendung des Grabmals
Für den als Knaben gestorbenen Sohn
Friedrich Wilhelms II. auch bei dessen
Trauernder Geliebter und Mutter des
Grafen von der Mark beliebt machte
Zuvor hatte er sich mit der Gattin aus
Italien zurückgekehrt bei KPM als
Porzellanmaler erfolgreich verdingt
Nach dem Grabmal modellierte Schadow
Als bis heute berühmtestes Werk 1793
Die Quadriga für das Brandenburger Tor
Wie das berühmte 36m lange Münzfries
Für die neu errichtete Münze am Markt
Bald wurde er Mitglied der Akademie der
Künste wie später auch deren Direktor
Als leidenschaftlicher Schachspieler
Gründete er den ersten Schachclub
War als Freimaurer viele Jahre aktiv
So auch im Vorstand der Großloge
Royal York die noch von Friedrich II.
Gegründet worden war dahingestellt
Für wie liberalen Geist diese standen
Nachdem seine erste große Liebe 1815
Verstarb heiratete er 1817 die Tochter
Des aus dem Elsass stammenden da
Bereits erfolgreichen protestantischen
Preußischen Beamten Rosenstiel der
Nebenbei auch Direktor von KPM war
Verhielt sich also ganz ordnungsgemäß
Genügte allen Erwartungen an den
Ersten Künstler der Stadt als Preuße
Berlinerte aber wohl Zeit seines Lebens
Mehr noch als Goethe hessisch dichtete
Wurde also ein Original dieser Stadt
Änderte seinen klassizistischen Stil erst
Mühsam als die Aufträge ausblieben
War in vielen kritisch aufgeklärt auch
Als Freimaurer diesem Geist zugewandt
Tat dennoch viel sehr romantisches
Kann als Brückengestalt gelten die
Auch in ihrer Person den Übergang lebte
Neues wagte Gutes bewahrte 

jens tuengerthal 10.2.20

Machtkultur

Wer hat die politische Macht
Kann eine politisch machtlos
Aber parteilich erfolgreich sein
Fragt sich in Zeiten des Umbruchs

Konnte Merkel erfolgreich ihre
Nachfolgerin installieren ohne
Ihr die Macht auch zu übergeben
War es zum scheitern verurteilt

Was verrät es über die wahre Macht
Wenn wenige Worte aus Afrika mehr
Bei allen Parteien bewirken als viele
Taktische Versuche einer Vorsitzenden

Spekulationen was die Kanzlerin wollte
Ob sie indirekt ihre Macht nur sicherte
AKK ein Bauernopfer dafür nur wurde
Sind an dieser Stelle völlig müßig

Wer die Macht hat und es auch zeigt
Macht andere logisch damit machtlos
So kann sich ein Land darauf besinnen
Was und wen es wirklich braucht

Ob nun im Merzen der Bauer schon
Die Rösser anspannt ist völlig egal
Darüber zu reden überflüssig hier
Wo sich zeigte wer wirklich herrscht

Spannender als Merkels Organisation
Ihres Abgangs oder nicht wird sein
Wo künftig die Mitte stehen wird die
Für Mehrheiten im Land sorgen soll

jens tuengerthal 10.2.20

Sonntag, 9. Februar 2020

Gutundböse

Wie scheiden wir gut und böse
Gibt es einen sicheren Maßstab
Sind wir uns bei Freunden sicher
Sie sein wirklich gute Menschen
Sollten wir sie bei einer Trennung
Ob mit oder ohne Scheidung
Erleben um langfristig eines besseren
Belehrt zu werden doch insofern es
Um ein moralisches Urteil geht
Bei dem Verstand gefragt ist
Wird nichts geeigneter sein das
Gegenteil zu belegen als eine
Starke die Phantasie anregende
Emotionale Beteiligung Liebender
Wie der Autor aus Erfahrung weiß
Der schon viel Unsinn aus Liebe
Tun wollte tat oder auch dachte
Ohne etwas davon zu verstehen
Was uns besonders einmalig scheint
Beurteilen wir mit größter Sicherheit
Obwohl die Einmaligkeit ja belegte
Es gibt keine Vergleichswerte dabei
Das Urteil über gut und böse ist
Sobald es um Liebe geht immer
Untauglich sich der Wahrheit
Von wo auch immer zu nähern
Die ohnehin logisch stets die
Erfindung eines Lügners ist
Was manche über die Liebe
Auch eher sagen würden was
Aber besonders bei Beteiligten
Immer wieder umstritten ist
Da Liebende sich gerne auch
Im Besitz höherer Einsicht wähnen
Wofür spricht dass ihr Werturteil
Vernünftig besehen keiner versteht
Lasse es mit der zumindest noch
Theoretischen Option der Liebe
An dieser Stelle einmal offen
Wer wäre ich mehr zu wissen
Vor allem warum sollte ich jemals
Auf die Blindheit der Liebe verzichten
Was ließe schöner träumen von
Einer guten Welt warum es doch
Zumindest nicht böse sein kann
Auch wenn ziemlich bescheuert
Die Liebe als Maßstab zu nehmen
Nur haben wir keinen tauglicheren
Um am Ende festzustellen dass es
Gut und böse nicht absolut gibt nur
Die Liebe manchmal sehr da ist
Ob wir das wollen oder nicht

jens tuengerthal 8.2.20

Samstag, 8. Februar 2020

Berliner Aufklärung VI

Welche Rolle spielte das Geschlecht
Für den Geist der Berliner Aufklärung
War sie egalitär oder ein bloßer Verein
Älter werdender Männer der irgendwann
Einfach überholt wurde von der dann
Romantisch-erotischen Salonkultur die
Vor allem bei zwei großen Jüdinnen
Henriette Herz und Rahel Levin die
Spät erst Frau Varnhagen von Ense wurde
Als gut besuchte Institution sich etablierte
Jette Herz als Gattin des Kantschülers
Arzt Autor und Philosophen Marcus Herz
Der noch als Kopf der Aufklärung gilt
Während seine Gattin das neue Gefühl
Romantisch sinnlich auch für sich selbst
Kultivierte was zur Gegenbewegung
Wurde durch die ehrenwerte Köpfe wie
Friedrich Nicolai verlacht wurden weil er
Dorothea Veith die Tochter seines längst
Verstorbenen Freundes Moses Mendelssohn
Zur ehelichen Treue ermahnte statt nach
Glühendem Gefühl mit dem romantischen
Flegel Schlegel durchzubrennen wobei
Rahel Levin ihre Freundin unterstützte
Zugleich verkehrten bei beiden Damen
Auch Köpfe wie die Brüder Humboldt
Oder der geniale Prinz Louis-Ferdinand
Flirteten dort und dachten manches an
Was später aufgeklärte Reform in Preußen
Wurde die humanistische Bildung brachte
Wie Bauernbefreiung und Heeresreform
Und so stehen die Salons gebildeter
Jüdischer Damen als quasi exterritoriale
Veranstaltungen im preußischen Berlin
Mit engem christlichen Horizont sonst
Für einen Aufbruch zur Freiheit der
Weiblich geführt war auch diesmal beide
Geschlechter gleichberechtigt beteiligte
Zumindest am Anfang des Diskurses
So ist die stark weibliche Romantik
Auch ein Akt bürgerlicher Emanzipation
Vor allem zuerst jüdischer Frauen
Die im Geist der Aufklärung erzogen wurden
Womit sich zeigt wie nah beide doch
Zusammenhängen auch im Gegensatz
Der mit den weiblichen Salons entstand
Die Aufklärung war noch männlich dominiert
Während die Romantik dies nicht nur
Gefühlt für alle Zeiten änderte dahingestellt
Ob der romantische Weg gut gehen konnte

jens tuengerthal 8.2.20

Eckexistenzen

Früher gab es sie noch
An jeder besseren Ecke
Die Berliner Eckkneipe
In der sich in verrauchter
Atmosphäre damals noch
Herren zu Molle und Korn
Trafen um über die Welt
Im Spiegel des Berliner
Mehr oder weniger damals
Ummauerten Horizont laut
Zu debattieren doch verlor
Sich alles unter dem Druck
Globaler Anpassung die den
Prenzlauerberg in eine bekannte
Alte Sofa-Bar Gegend wandelte
In der die Besucher aus aller
Welt finden wollen was schon
Ihre Anwesenheit verdrängt
Warum sich Friedrichshain wie
Kreuzberg und Prenzlberg so
Sehr als Partymeile gleichen
In der Menschen die besondere
Individuelle Erfahrung machen
Wollen wie alle Welt sich gleicht
Besonders wenn sie sich gern
Ganz individuell inszeniert oder
Sagen wir ehrlicher so verkauft
Dass sogar die Bewohner schon
An ihr höheres Dasein zwischen
Bio-Latte und Yoga-Matte glauben
Versunken in sphärischer Meditation
Erzählen sie sich vom letzten Trip
Meist mit dem Flieger irgendwohin
Ohne über Folgen nachzudenken
Seltener unter wildem Drogen die
Das beschränkte Bewusstsein der
Gesund erleuchteten Existenzen
Irgend erweitern könnte wie das
Geistige überhaupt eher einem
Ominös spirituellen wich in dem
Die sich besonders fühlenden ihre
Große Erleuchtung suchen aber das
Wäre eine andere Geschichte über
Die Zustände in hippen Kiezen die
Auch nichts bleibendes mehr haben
Wo es doch gerade mehr um die
Verlorenen Eckexistenzen geht
In denen noch richtig berlinert wurde
Aber auch dies Gejammer klingt
Schon wieder nach Ethno-Nostalgie
Die heute unter neuem Namen schlicht
Rückwärtsgewandt vorgestriges als
Erhaltenswert definiert um sich nur
Nicht auf neues einstellen zu müssen
Aber noch gibt es einige Eckkneipen
In denen der Ton eher rauh ist
Die für ein altes Bild von Berlin stehen
Eine gewisse Schanktischegalität die
Heute der Bartträger-Mutti-Normalität
Wich ohne zu wissen was nun was
Langfristig wert sein könnte klagt aber
Der gewöhnliche Berliner zu gerne über
Die Zustände was in Gegenwart von
Lauter positiv denkenden wie zugleich
Biogwandeten kerngesunden Nachbarn
Irgendwie komisch wirkt aber dett is
Halt Berlin watt soll ich sagen?

jens tuengerthal 8.2.20