Montag, 10. Dezember 2018

Demokratielektionen

Erteilen uns die Franzosen gerade
Eine Lektion in Sachen Demokratie
Oder sind es egomane Südländer
Die ihre Bedeutung überschätzen

Frankreich kennt das Revolutionäre
Als Element politischer Diskurse
Darum wird Gewalt nie demokratisch
Sondern offenbart nur deren Ende

Wenn sich eine Gruppe im Volk
Mit Gewalt lautstark durchsetzt
Zeugt dies nur von den Mängeln
In Diskurs und Demokratie dort

Wo eine nachhaltige Politik die für
Geteilte ökologische Verantwortung
Von Gebrüll im sozialen Mantel
Unterdrückt wird herrscht Diktatur

Wenn die Deutschen nun nicht mehr
Auf billigen Populismus aus Moskau
Hereinfallen verstehen sie Demokratie
Besser als viele aufgehetzte Franzosen

Demokratie bedeutet heute eben auch
Die Institutionen der Demokratie als
Zuständig zu akzeptieren auch wenn
Ein Beschluss mich persönlich ärgert

Hoffen wir Frankreich findet bald vom
Eher lächerlich revolutionären Kurs
Zurück zur verantwortlichen Demokratie
Das Schauspiel nervt langsam etwas

jens tuengerthal 10.12.2018

Verschrödert

Schröder hat es wieder getan
Der ehemalige Bundeskanzler
Putin-Freund und Russenbüttel
Äußerte sich zum Parteikurs

Der peinlich gegen Merkel einst
Verlor und nicht verlieren konnte
Meint öffentlich meinen zu müssen
Merz hätte dem Land besser getan

Wieder ein billiges Nachtreten
Ohne Niveau gegen Merkel
Zeugt vom beschränkten Geist
Missgünstiger kleiner Männer

Der letzte Siegertyp der Partei
Will zeigen wie es heute geht
Der jungen Vorsitzenden mal
Deduktiv Grenzen aufzeigen

Hätte die SPD Merkels Niveau
Würde sie es gelassen aussitzen
Es wäre Andrea Nahles zu gönnen
Nur Geduld siegt gegen Chauvis

So gesehen ist Schröder nützlich
Er zwingt zur klaren Abgrenzung
Gibt im Kontra deutlicher Profil
Hilft zu mehr Geschlossenheit

Ein kleiner Geist tritt billig nach
Wie sich Schröder immer eher
Neureich niveaulos verhielt so
Auch mit diesem Kommentar

Ob dieses eher unkultivierte eines
Lauten Aufsteigers zur SPD besser
Passt als preußische Bescheidenheit
Verrät viel über den Geist kleiner Leute

Armut ist keine Schande sondern Zufall
Häufig mehr als Ergebnis von Leistung
Kultur und Stil aber sind lernbar
Beides fehlt einem Schröder

Können in der SPD allein solche
Kleinen Männer mit Neigung zum
Schein groß werden für all die
Kleinen Geister die sie vertreten

Doch sind dies schon wieder zu viel
Worte über kleine Männer deren
Bedürfnis nach Aufmerksamkeit noch
Deren vergangene Bedeutung überstrahlt

jens tuengerthal 10.12.2018

Sonntag, 9. Dezember 2018

Glaubensbefreit

Waren Kulturen ursprünglich gläubig
Begann Kultur erst mit dem Glauben
Überwindet Hochkultur ihn endlich
Oder gab es nie Kulturen ohne ihn

Vieles wissen wir nicht mangels
Irgend schriftlicher Überlieferungen
Der Ulmer Löwenmensch aber
Weist auf frühen Glauben hin

Am Ende der letzten Eiszeit also
Vor rund 40.000 Jahren glaubten
Frühe Menschen wohl an etwas
Schufen zumindest Figuren dazu

Figuren die Mensch und Löwe
In der geschnitzten Elfenbeinfigur
Zu irgendwelchen Zwecken einte
Sehr aufwendig hergestellt wurden

So scheint der Ulmer Vorkriegsfund
Ein Hinweis auf frühe Religiosität
Die Menschen Grund gab dafür Zeit
Von über 400 Stunden zu investieren

Einige Kulturen verneinten jedoch
Die Existenz von Göttern völlig
Betrieben keinen Totenkult und
Waren ohne Himmel glücklich

In anderen Kulturen entwickelte sich
Freiheit von erfundenen Göttern mit
Dem höheren Stand der Entwicklung
Etwa bei den Griechen und Römern

Der marxistische Atheismus war nie
Ein solcher sondern nur eine weitere
Wahrheitslehre mit Glaubenssätzen
Warum er kulturell eine Religion ist

Dies zeigt sich häufig am Erstarken
Von Formen des Glaubens in allen
Kulturen die diese Form der Diktatur
Wieder überwanden um frei zu sein

Pygmäen und Eskimos jedoch etwa
Kannten keine organisierten Formen
Des Glaubens und lebten mit der Natur
Deren Wege sie als natürlich ansahen

Es finden sich noch einzelne Beispiele
Von Kulturen auch ohne Glauben aber
Sie sind universell betrachtet eher die
Ausnahme denn vernünftige Regel

Die Gesellschaften ordnenden Werte
Von Glaube und Religion haben sich
In verschiedenen Formen verbreitet
Finden sich in fast allen Kulturen

Epikur ließ im noch staatlich religiösen
Griechenland die Götter zumindest
In eine ferne unberührte Welt entrücken
Damit keiner vom anderen tangiert sei

Der Atheismus seiner Lehre wäre damals
Eine Straftat gewesen warum sich nicht
Sicher sagen lässt ob diese Lehre nur die
Offizielle Lesart verbotenen Denkens war

Lukrez war dahingehend bereits freier
In seinem Lehrgedicht gab er wieder
Was geistiger Konsens gebildeter Römer
In der Spätzeit der Republik bereits war

Epikur und seinen freien Garten verehrend
Fürchteten sie den Tod nicht und sahen
Es als Aufgabe ihr Leben zu genießen
Wenn es Götter gab waren sie irrelevant

Überliefert aus den frühen Kulturen sind
Vielfach Spuren ihrer Religiosität noch
Zumindest wurden sie bisher so gedeutet
Um eigenen Erwartungen zu genügen

Von Stonehenge bis zum Hinkelstein
Meinen wir Naturreligion zu erkennen
Wissen nicht ob ihnen die Astronomie
Wichtiger war als etwa Astrologie vielen

War die Himmelsscheibe von Nebra
Eine Sternenscheibe zur Orientierung
Oder Teil eines Gottesdienstes schon
Gar beides zusammen und parallel

Wir trennen Glaube von Wissenschaft
Was in früheren Zeiten unüblich war
Aber auch die Spuren etwas verwischt
Wie etwas zu verstehen ist bleibt unklar

Druiden waren Hohepriester wie zugleich
Mediziner und Kräuterkundige die auch
Vielfach historisches Erbe weitergaben
Teil der Kultur der Gemeinschaft eben

Seit Kant spätestens braucht unsere
Kultur keine Religion mehr um Moral
Oder ethische Werte zu definieren
Wir wurden sozial Glaubensbefreit

Ob der kategorische Imperativ nun
Mit seinem komplexen Denken echt
Befreite scheint mehr als fragwürdig
Er könnte viele schlicht überfordern

Ist damit der Glaube einfach nur
Die primitivere Ethik für schlichte
Gemüter die der KI übersteigt
Damit alle sich zurechtfinden

Dann spräche manches für einen
Ursprünglichen Glauben bei dem
Nur unklar ist womit er begann ab
Wann Menschen Götter erfanden

Warum befreiten sich Völker von
Der Herrschaft höherer Wesen
Nahmen andere sie niemals an
Während einige es bis heute tun

Die USA waren wesentlich freier
Von Religion als sie im Geiste
Der Aufklärung sich gründeten
Als Republik befreiter Kolonien

Was gab Islam und Christentum
Solange Gewalt und Macht sich
Über den ganzen Erdball bis heute
Mit ihrem Aberglauben zu verbreiten

Friedrich der Große schrieb noch
Als Kronprinz atheistische Werke
Zu denen er sich später nicht mehr
Äußerte die Ordnung zu wahren

Welche Werte vermitteln wir denen
Die vom Glauben befreit aufwachsen
Sofern sie der Ki geistig überfordert
Genügt für die Moral ein Grundgesetz

Lässt sich aus der Geschichte bereits
Der Schluss ziehen das Religion uns
Gute Werte vermittelt weil alle es tun
Oder spricht Masse gegen erlesen

Weit entfernt davon Glaubensbefreit
Bereits zu leben sind wir oft paradox
Zwischen Gewohnheit und Wissen
Lassen wir uns von Tradition treiben

Der Glaube ist heute eher Accessoire
Bestimmter Lebensumstände denn
Überzeugung und wird entsprechend
Flexibel zur Einrichtung bloß benutzt

Will die Auflösung der Strukturen
Als atheistischer Kantianer nicht
Beklagen doch der Ersatz ist oft
Von noch weniger geistigem Niveau

Heidegger Hitler Sartre und Stalin
Einte zumindest kein Glaube
Was sie nicht moralischer oder
Ethisch vorbildlicher machte

Sie waren theoretisch zumindest
Näher am KI als viele ihrer Opfer
Praktisch aber ferner als Gläubige
Die ethisch viel besser handelten

So können wir heute sagen dass
Die Welt ethisch besser wäre wenn
Werte ohne Glauben begründet sind
Aber praktisch kein Beispiel taugte

Die Beispiele der Kulturen ohne sind
Eher spärlich gesät was noch nichts
Über den Wert der Seltenheit sagt
Fraglich wären Glück und Freiheit

Angesicht der riesigen Windmühlen
Des Aberglaubens fragt sich ob der
Kampf für freie Vernunft hier lohnt
Oder nur zum Don Quijote machte

jens tuengerthal 09.12.2018

Herbstgrauen

Manchen ist der Herbst ein Grauen
Mit Nebel Nässe und weniger Licht
Wird es draußen richtig ungemütlich
Drinnen dafür noch viel schöner

Im schon dezembrigen Spätherbst
Bei grauem Regenwetter drinnen
Durch Bücherwelten trocken reisen
Macht das Leben reich und wunderbar

Wie liebe ich den sonnig bunten Herbst
Im späten September und Oktober
Wenn erste Winde Blätter verwehen
Die Kastanien uns entgegenfallen

Dann aber wenn viele Tiere schlafen
Sich bereits winterlich zurückzogen
Blühe ich in meinem Bücherturm auf
Zum draußen grau leuchtet es Innen

Bücher als innere Leuchttürme sind
Die Traumfänger meines wachen
Winterschlafs in der Bücherhöhle
Der mich licht durch graue Zeit führt

jens tuengerthal 09.12.2018

Verkehrstote

Wer von Verkehrstoten spricht
Meint nicht Opfer der Fortpflanzung
Sondern meist deren Gegenteil
Wenn es wen auf der Straße erwischt

Über eine Millionen jedes Jahr
Mehr als zweihunderttausend in China
Mehrere tausend noch hierzulande
Werden diese Toten gern verschwiegen

Ein Tod überflüssiger als der andere
Nehmen wir sie als Opfer der Mobilität
Die angeblich so nötig wäre bloß hin
Was ist uns Leben wirklich wert

Weniger Mobilität und mehr Innehalten
Täten Menschheit und Umwelt besser
Aber wen interessiert das am Markt
Wo Zeit eben auch immer Geld ist

Einen Moment innehalten aber
Für Millionen Tote jedes Jahr wäre
Zumindest mal eine Geste im Strom
Überflüssiger millionenfacher Vernichtung

Weniger Individualverkehr bei zugleich
Deutlich erhöhter Sicherheit im Alltag
Mit mehr Problembewusstsein könnte
Millionen Menschenleben retten

Erstaunlich wie wenig uns das kümmert
Wie sehr wir uns geschützt noch wähnen
Bis wir nicht mehr sind aber dann ist es
Auch egal was mit uns noch sein könnte

Wer nicht mehr ist macht nur Platz für
Neues Leben irgendwo sagt die Natur
Ohne Wert für den einzelnen dabei
Ein steter Fluss von Tod und Leben

jens tuengerthal 09.12.2018

Eitergelb

Gelb ist der Eiter
Wo Entzündung krankhaft wuchert
Breitet sich manch ungesundes aus

Gelb sind die Straßen Frankreichs
Auf denen Neid und Missgunst wuchern
Sich mit Gewalt durchsetzen wollen

Ist die Bewegung der gelben Westen
Ein Krebsgeschwür des Kapitalismus
Oder typisch französische Folklore

Vermutlich sowohl als auch am meisten
Wie sich eine egoistische Bewegung
Vorgestriger Autofahrer wandelt zeigt es

Es ist typisch französich wie das Gefühl
Vieler Franzosen zu diesen Protesten
Ein wenig trotzig revolutionär gern

Die Bewegung war schlecht und falsch
Benutzt von nationalen Kräften zu hetzen
Wandelte sie sich im Verlauf wieder

Das nur soziale Deckmäntelchen
Wandelte sich zum Zweck an sich
Plötzlich kämpfen sie gegens Kapital

So sehr die Mehrheit beobachtend
Lieber abwartete so breit wird die
Zustimmung der Nation mit der Hymne

Nationale und linke Kräfte vereinigt
Für eine bessere gerechtere Welt
Toben ihren revolutionären Geist aus

Wie geschickt Macron nun reagiert
Entscheidet über sein Schicksal
Nach einigen Zumutungen zuvor

Seine Bewegung aus der Mitte
Trat an Frankreich zu reformieren
All das braucht seine Zeit

jens tuengerthal 09.12.2018

Samstag, 8. Dezember 2018

Sozialmoral

Was ist die richtige Tugend
Woher rührt das Laster
War manches heute Laster
In früheren Zeiten eine Tugend

Viele der Laster rühren noch
Aus dem Leben in der Wildnis
In denen sie uns Schutz boten
Bedingung des Überlebens waren

Von der Völlerei bis zur Wollust
Beim Geiz wie beim Zorn galt
Sie sicherten das Überleben
Besser als manch andere Taten

Erst die Zivilisation wie mit ihr
Das Übermaß der Dinge machte
Ursprünglich nötige Eigenschaften
Zu Lastern die umdefiniert wurden

Erstaunlich wichtig war dagegen
Den frühen Kulturen die Ehrlichkeit
Während ihnen unsere Kultur heute
Als ein System der Lügen erschiene

Hochgehalten wird die Ehrlichkeit
Teilweise verbunden mit Wahrheit
Wer immer diese kennen soll von
Allen Kulturen durch die Jahrhunderte

Der Mord heute das schwerste Verbrechen
Was mit lebenslänglicher Haft geahndet
War lange eine Frage der Ehre für viele
Frauen heirateten nie keinen Mörder

So verkehren sich die Zeiten wieder
Lange galten Leutnants als ehrenvoll
Heute werden sie wohl eher bemitleidet
Werden Soldaten gern Mörder genannt

Neugeborene haben noch keine Moral
Was uns angeboren ist dient höchstens
Zum guten Überleben im Urwald sichert
Aber nie dauerhaft Erfolg in der Zivilisation

Als Krücke zur Vermittlung der Moral diente
In vielen Kulturen die Religion deren große
Rolle für den Erhalt von Staatswesen damit
Deutlich wird ohne sonstige Wertschöpfung

Schnell bekam die Moral religiöse Sanktionen
Weil übersinnliches vielfach wirkungsvoller war
Als vernünftige Erklärungen oder Vereinbarungen
Insofern ihr Triebmittel irrationale Angst noch ist

Die Ordnung eines Gemeinwesens stellt andere
Oft gegenteilige Anforderungen an die einzelnen
Als es das ursprüngliche Waldleben noch tat
So veränderten sich Werte und Anforderungen

Die Entwicklung eines Rechtsweges vorab
Der vor Gewalt den Schwächeren schützt
Diente der Befriedung und der Vermeidung
Von Fehden wie sie lange noch üblich waren

Der Staat schränkte so die Freiheiten ein
Gewährte dafür aber ein mehr an Schutz
Was im staatlichen Gewaltmonopol mündete
Dem wir heute körperliche Gewalt absprechen

Das Auge um Auge und Zahn um Zahn wie es
In Teilen des Alten Testaments noch gängige
Sozialmoral war wurde durch den Rechtsweg
Als langfristig friedlicher darum nun ersetzt

Spannend schließt sich nun die Frage an
Ob Moral Quelle oder Frucht der Religion
Einst war und diese ihrem Wesen gemäß
Anordnete oder dafür immer benutzt wurde

Liegt die Moral der Religion zugrunde oder
Ist umgekehrt die Moral aus ihr gewachsen
War die Religion ein einfaches Mittel bloß
Zur Ordnung der Verhältnisse durch Mächtige

Diese Fragen werden religiösen Menschen
Immer anders beantworten als Beobachter
Denen die jeweiligen Mythen fremd bleiben
Werden ein eigenes Kapitel der Moral bald

jens tuengerthal 08.12.2018

Glückohne

Ist Glück ohne denkbar oder
Macht weniger nie glücklicher
Sondern bringt nur mehr uns
Größere Befriedigung im Leben

Entsagung als eine Qual ist nur
Für Masochisten eine echte Lust
Genießer würden das verneinen
Aber auch ein zuviel stets meiden

Wenn was ist schon mehr quält
Als ohne etwas sein es je könnte
Stellt sich die Frage was gut tut
Wobei weniger mehr sein kann

Für manches was wir festhalten
Quälen wir uns mehr als nötig
Statt lieber zu genießen was ist
Halten wir vergangenes zu fest

Manchmal kann auch der Verzicht
Auf Kleinigkeiten das Vorhandene
Wieder genießen lassen statt vor
Allem mehr Eskalation zu fürchten

Es gibt ein Glück ohne viel mehr
Was nicht im asketischen Verzicht
Sondern im konzentrierten Genuss
Mehr liegt als Schlemmer denken

War wir wirklich brauchen erkennen
Genießen mit weniger freier zu sein
Um in vollen Zügen ganz zu genießen
Statt immer nur halb irgendwie gehetzt

Um so älter ich werde desto mehr
Weiß ich was ich brauche und will
Wie vieles mir völlig entbehrlich ist
Auf was er mir wirklich ankommt

Glück ohne mehr aber mit weniger
Taugte zum Motto unserer Zeit die
Weniger aufgeblasene Blender braucht
Aber mehr Genuss friedlicher Ruhe

Weniger immer schädliche Flüge
Dafür mehr klimaneutrales Tun
Als Genuss entdeckter Langsamkeit
Mehr Würdigung dessen was ist

Was brauche ich wirklich unbedingt
Worauf kann ich leicht verzichten
Wie sehr befreit mich das weniger
Wieviel mehr habe ich ohne vom Leben

Mit und ohne sind die Maßstäbe der
Scheinbaren ökonomischen Vernunft
Doch steigern wir unseren Wert noch
Viel mehr mit weniger als gleich allem

jens tuengerthal 08.12.2018

Adventen

Advent heißt Ankunft
Die Christen feiern hier traditionell
Die Ankunft ihres Herren also Jesus
Insofern dreieinig zugleich aller

Jenseits des Hokuspokus die Symbolik
Die der ehemals Fastenzeit widerspricht
Auch wenn Rom sie erst 1917 aufhob so
Feiert das Volk ein Lichterfest in dunkler Zeit

Die gläubigen Geister scheiden sich schon
Ob sechs oder vier Wochen also je nach dem
Wie der Mond julianisch oder gregorianisch steht
Dem schlichten Numerus bis zum 24.12. folgend

Über Quersummen und Symbolik dieser Zahlen
Gibt es genug müßige Spekulationen die zu gerne
Tiefgründiges mit dunkel untergetaucht verwechseln
Es sei in diesem Advent auch lieber darauf verzichtet

Spannender ist wie das Christentum sich verlagerte
In seinen Schwerpunkten auf dem Weg nach Norden
Die Symbolik und Bedeutung passend umdrehte
Statt Ostern wurde im Norden Weihnachten zum Kult

Die Wiedergeburt des Lichts zur Wintersonnenwende
Feierten die Heiden lange bevor die jüdische Sekte
Neue Deutungsmacht überall für sich beanspruchte
Warum die Alleskönner sie schlicht integrierten

Advent also die Ankunft wurde früher für Könige
Zeremoniell gefeiert wenn sie sich die Ehre gaben
Wir feiern die Rückkehr der Sonne in neuem Gewand
Weihnachten hat mit Christus überhaupt nichts zu tun

Manche lästern über das bloße Konsumfest
Als seien sie in Kommunen lebend was besseres
Müssten die dostojewkischen Urchristen spielen
Die Orthodox wenn Ostern ganz groß feierten

Lichterketten überall und leuchtende Tannen
Als Symbol des Lichterfestes in dunkler Zeit
Stehen im Rhythmus der Naturreligionen noch
Die Naturbeobachtung in einen Kult umsetzen

Das christliche Mäntelchen darum ist Staffage
Die mit der eigentlichen Mystik nichts zu tun hat
Doch bis heute hält der Norden lieber an seinem
Lichterfest fest statt den spirituellen Ostergeistern

Fausts Geisterlebnis in der Nacht vor Ostern steht
Symbolisch für den zentralen mystischen Kult der
Historisch kaum einem präsent oder vermittelbar
Für Wiedergeburt und spirituelle Geistigkeit steht

Weihnachten dagegen redet einfach von Geburt
Einem natürlichen Vorgang am Ende der Zeit
Ohne Zyklus also der Schwangerschaft bei der
Die Schlepperei durch Geburt beendet wird

So feiere ich den Advent gerne in natürlich
Heidnischer Tradition als Lichterfest bevor
Die Sonne wieder zum mehr sich wendet
An den ewigen Zyklus der Natur erinnernd

Götter und all der Aberglaube sind mir fremd
Christus ist für mich ein durchgeknallter Rabbi
Dem einige in freudiger Erwartung dann folgten
Schadet heute nichts mehr beim Lichterfest

Wir haben die schwere traumatische Erfahrung
Der christlichen Okkupation inzwischen weitgehend
Säkularisiert überstanden können deren Hokuspokus
In unser altes Lichterfest aus Tradition integrieren

Manchmal tut es gut die Dinge vom Kopf auf die
Füße zu stellen und sich der Natur zu erinnern
Um entspannt den Advent als das zu feiern was
Es im winterdunklen Norden immer war ein Lichterfest

jens tuengerthal 06.12.2018

Freitag, 7. Dezember 2018

Politpropheten

Jetzt kriechen wieder
Die Politpropheten raus
Wissen sicher wer untergeht
Weil eine die Wahl gewann
Auf die sie nicht hofften
Machen sie sich selbst
Zur tragischen Kassandra
Leider von lächerlicher Gestalt
Wer wollte Troja untergehen sehen
Warum glaubt keiner der Schönheit
Apolls hintergründige Rache
Seltsam nur wäre wenn wer
Den lächerlichen Narren glaubte
So ist es wohl da tragische Leben
Der Politpropheten nach Irrtümern

jens tuengerthal 07.12.2018

Muttimacht

Souveränität und Macht zeigen
Sich erst im Abgang in voller Größe

Wer über seine Nachfolge entscheidet
Ohne sich zu beteiligen ist machtvoll

Merkel hat ihre Kandidatin AKK durchgesetzt
Mit kleinen Stichen Merz vorab bloßgestellt

Den Rest erledigte ihr Volk gehorsamst
Sie wissen wem sie ihre Macht verdanken

Es war dennoch eine ganz echte Wahl
Sogar mit bewährten Tischwahlkabinen

Natürlich hätte es anders enden können
Wäre Mutti ängstlich statt souverän gewesen

Sie aber tat alles für ihre Kandidatin
Humorvoll wie versöhnlich dankbar

Wer sogar seine Gegner noch umarmt
Zeigt unantastbare wahre Größe damit

Sie ähnelt langsam der Queen ein wenig
Die beiden schätzen sich ja auch längst

Natürlich hat AKK auch für den Sieg gekämpft
Doch jeder wusste sie war Muttis Kandidatin

Die mächtigste Frau der Welt hat es allen
Am Ende nochmal gezeigt wie sie herrscht

Lästert über sie und spottet mit Lügen
Sie lehnt sich souverän zurück und siegt

Er kam sah und siegte sagte einst Cäsar
In göttlichem Dünkel Dritter Person schon

Merkel hat nichts dergleichen mehr nötig
Lässt sogar Seehofer ein Loblied singen

Wäre sie nicht demokratisch gewählte
Kanzlerin ihre Herrschaft wäre absolut

Katharina die Große ziert ihren Schreibtisch
Jene machtvolle Askanierin gleicht ihr sehr

Nie hätte ich gedacht so über diese Frau
Die nicht mal essen konnte zu schreiben

Sie hat viele überrascht und nicht nur den
Einst Andenpakt letzmals völlig entmachtet

Dies tat sie mit einem Lächeln im Gesicht
Nach ihrem vornehmen Rückzug mit dem Florett

Manch ländlicher CDU-Ritter zückte einst noch
Den Zweihänder lieber sie lachte nur darüber

Die Trumps und Putins mit diesem Lächeln
Vor die Wand laufen lassen wäre genial

Größe und souveräne wie elegante Ausübung
Von geliehener Macht zeigt echte Persönlichkeit

Kann mich davor völlig neidlos verneigen
Diese Frau hat es dezent allen gezeigt

Dieser Kurs verändert das Land und die Welt
Trump ist die Trotzreaktion scheinbar darauf

Doch der Kurs steht schon lange fest
Ein Merz hätte nur ein wenig gebremst

Es geht weiter wie gehabt und doch
Wird Merkel nun zur historischen Figur

jens tuengerthal 07.12.2018

Tischwahlkabinen

Sind sowas von richtig Deutsch
Wer sich je darüber Sorgen machte
Die CDU verstünde ihr Land nicht
Mit der Tischwahlkabine ist alles klar

Weniger Bewegung bei gleichzeitig
Höherer Bequemlichkeit werden so
Die Formen aufs Feinste gewahrt
Sie sind manifestierter deutscher Geist

Geschützt vor Nachbars bösen Blicken
Wählt so der Delegierte normgerecht
Entfaltet seine Burg als Heimat wieder
Die eine feste den Gläubigen sei

jens tuengerthal 07.12.2018

Mutti Adé

Merkel nimmt langsam Abschied
Von der Macht und ihren Spielen
Sprach wie befreit selbstironisch
Manche sahen Tränchen bei ihr

Sah und hörte keine Tränen
Es war nüchtern und trocken
Dabei intelligent und witzig
Typisch die reife Merkel eben

Einige werden darüber lästern
Andere respektvoll schweigen
Schwiege nun auch gerne
Ihre klugen Worte im Ohr

Was wurde über die Ossi-Frau
Bei ihrem Antritt noch gelästert
Sie hat es allen noch gezeigt
Behielt Humor und ging beizeiten

Wirkliche Größe zeigt sich darin
Zu wissen wann es genug ist
Ein Wechsel nötiger wird wer
Sich zurücknehmen kann

Viele kritisierten einst ihr Zögern
Etwa bei Hilfe für Griechenland
Oder der Reaktion auf Flüchtlinge
Als es schlicht wir schaffen das hieß

Viel mehr werden sie in Erinnerung
Loben für ihre weise Achtsamkeit
Die Zeit wird sie strahlen lassen
Weil sie kein Medien Star war

Preußisch korrekt erledigte sie
Anstehende Aufgaben zuverlässig
Selten mit großer Euphorie dabei
Dafür nüchtern und sachlich

Sachlich stets zu bleiben sei auch
Was ihre Politik ausmachte meinte
Die Kanzlerin in ihrer guten Rede
Die doppelbödig witzig wie nie war

Eine Hamburgerin kehrt heim
Zu ihrem letzten Parteitag denn
Warum sollte eine Frau die Curie
Wie Katharina verehrt sich das antun

Offen noch was aus der Partei wird
Ist es mir noch relativ egal weil es
So oder so das Gefüge verändert
Die einen stärkt andere schwächt

Rückt die Partei nun weiter nach rechts
Wird sich der AfD bald erledigt haben
Andersherum trifft es wohl die SPD
Was für die Demokratie tragischer wär

Hinter die starke selbstbewusste Mitte
Der Frauen die alles können kann nun
Keiner mehr zurück oder an warum es
Klüger sein kann es ihnen zu überlassen

Abwarten und Tee trinken heißt es nun
Was immer die Delegierten entscheiden
Es wird das Land irgendwann verändern
Was klingt als wäre Politik interessant

Am meisten beneide ich aber Merkel
Wobei der Neid es ihr mit Respekt gönnt
Dass sie bald viel mehr Zeit haben wird
Als dann hoch respektierter Pensionär

Sie wird es glaube ich zu schätzen wissen
Wieder in Ruhe gute Bücher zu lesen
Kartoffelsuppe selbst zu stampfen und nach
Neuland nur mal nebenbei zu zwinkern

jens tuengerthal 07.12.2018

Verdächtigungsglück

Manche verdächtigen gerne
Projizieren all ihre Zweifel
Auf ihren erwählten Verdächtigen

Unvorstellbar erscheint ihnen
Dass dieser nichts böses will
So wird ihr Wahn zur Realität

Sie reden von Vorstellungen
Als seien sie längst Wirklichkeit
Klagen nach diesen dann an

Natürlich sind die Klagen erfolglos
Wo nur Wahn bleibt fehlen die Beweise
Aber das nehmen Sie nicht mehr wahr

Vielleicht ist solche Wahrnehmung
Eine wirklich große Gnade verglichen
Sie formt die Welt nach ihrem Horizont

Welch Glück wenn immer sicher eintritt
Was allen unseren Vorstellungen auch
So oder so vollständig entspricht

Schade nur wenn daran die Realität
Die noch viel schöner sein könnte
Am Ende da unvereinbar scheitert

jens tuengerthal 07.12.2018

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Nickolügen

Gibt es überhaupt den Nikolaus
Sollen wir Kinder lieber anlügen
Oder die Wahrheit darüber sagen
Damit sie ohne Lügen aufwachsen

Bin gänzlich ohne all das aufgewachsen
Da wollten mich meine Eltern nie anlügen
Wir beschenken uns gegenseitig hieß es
Aus historischen Gründen zum Gedenken

Andere finden die Lügen so romantisch
Lachen jedes Jahr wieder über Geschichten
Die Kinder noch vom Nikolaus erzählen
Oder vom Weihnachtsmann und Wunschzetteln

Frage ich diese ob ihnen diese Lügen
Der Eltern nicht geschadet haben
Lachen sie nur und beteuern stets
Aufrichtig das Gegenteil und lügen weiter

Was ich davon halten soll wusste ich
Lange selber nicht so ganz genau
Heute bin ich da gelassener weil
Das eben auch ein Aberglaube ist

Der Aberglaube ist frei und gleich
Sogar die NASA pflegt ihn lange
Mit Santa Claus Verfolgung im Netz
So absurd es für Behörden klingt

Wer Spaß daran hat soll damit leben
Zum Glück war ich mir damals mal einig
Mit der Mutter meiner Tochter dass
Wir es lieber ohne Aberglaube machen

Andere lügen wieder weil ihnen anderes
Viel wichtiger ist als die Aufrichtigkeit
Gegenüber den eigenen Kindern die
Noch in einer anderen Welt leben würden

Zum Glück muss ich es nicht beurteilen
Denke ich heute gelassener als jemals
Mag doch jeder aussuchen was ihm gefällt
Der Geist der Aufklärung stirbt nicht daran

Vielleicht werde ich heute auch noch zum
Nikolaus für die eine oder andere ohne
Irgendwen dabei anlügen zu wollen
Einfach weil es so romantisch ist

So ist wohl manches grundsätzlich blöd
Nüchtern betrachtet völlig bescheuert
Hat nichts mit Vernunft noch zu tun
Aber dann doch wieder so schön

So möge jeder den Nikolaus genießen
Wie es ihm oder ihr gerade so gefällt
Muss nichts mehr besser wissen als
Andere Menschen nur glücklich sein

jens tuengerthal 06.12.2018

Lebensmitte

Wann ist eigentlich die Lebensmitte
Gibt es dafür ein konkretes Datum
Beruht es auf bloßen Schätzungen
Wird es vom Tod zurück gerechnet

Betrachte ich meine beiden Großväter
Habe ich die Mitte bereits überschritten
Schaue ich mehr auf den Durchschnitt
Bin ich jenseits aller Mitte schon lang

Nehme ich mein jetziges Alter als Ganzes
Lag die Mitte bei etwa Mitte zwanzig was
Etwa meine Frau noch nicht erreicht hat
Für sie liegt Mitte zwischen 12 und 13

Wenn ich alter Sack irgendwann 50 werden
Wird sie kurz davor 25 und wir Hälfteln also
Ob wir das dann auch mittig tun hängt von
Vielen verschiedenen Faktoren immer ab

So scheint die Mitte ein relativ weiter Raum
Zwischen noch nicht und schon vorbei liegt
Was gerade ist und uns darum immer wieder
Als Mittelpunkt des Lebens gerade erscheint

Irgendwann sind wir nicht mehr Jugendliche
Wollen aber auch noch keine Alten sein
Hoffen auf die doch irgendwie goldene Mitte
Deren Durchschnitt statistisch wohl steigt

Die Zukunft gehört sicher den Alten die sich
Nun in der Mitte wähnen um zu genießen
Zumindest kreist ihr Denken nicht weniger
Um die Mitte als schon in der Pubertät

So gesehen nähere ich mich gerade wohl
Unaufhaltsam der Mitte aller golden agers
Wie die Amis es im Schönsprech nennen
Was als Aussicht doch nicht so schlecht ist

Lebensmitte ist ein relativ ungenauer Begriff
Hatte Frauen zwischen 19 und jenseits 50
Auf Partnersuche also ein eher weites Feld
Um mittlere Gemeinsamkeiten zu finden

Beginnt die Mitte wo wir volljährig werden
Oder wenn keine Teenies endlich mehr
Noch als Twen oder erst ab 30 frühestens
Fühle mich erst seit 40 langsam mal so

Aber eben mal so und mal so und dann
Wieder ganz anders je nach Stimmung
Wenn ich in Clubs wild tanze bin ich jung
Am nächsten morgen dafür oft schon uralt

Wähnt sich meine 25 Jahre jüngere Frau
Weit jenseits der Mitte in ihrer Lebenserfahrung
Oder nur was ihren Teint betrifft aber niemals
Hinsichtlich Geist oder Erfahrung im Leben

Werde mich hüten dazu zu mutmaßen
Denn nichts ist ein größeres Tabu für
Männer als das Alter der Frauen egal
Welcher Mitte sie sich gerade nähern

War es bei mir jemals im Leben anders
Meinte ich nicht immer alles zu wissen
Wurde mir erst über 40 klar wie wenig
Überhaupt ich von allem verstehe

Wer sich in der Mitte wähnt meint auch
Die Welt drehe sich nur um ihn was
Gewisse Auffälligkeiten im Verhalten
Mancher Zeitgenossen verständlich macht

Rein mathematisch habe ich wohl meine
Halbwertszeit nun bereits überschritten
Aber was weiß ich schon von der Mitte
Wie dem dann nur noch halb fernen Ende

Müsste ich mir dann ein Ende auch setzen
Wenn ich was jetzt war Mitte nannte und
Dann das Doppelte bereits überschritt was
Ja jedem jedes Jahr im Leben passiert

So lasse ich die Mitte lieber gänzlich offen
Als ginge ich von hier bis Wladiwostok und zurück
Am besten noch zu Fuß ohne die etwa
Schwankungen des Klimas zu beachten

Was konkret mit Statistiken begann endet
Relativ absurd im offenen weiten Raum
Zwischen Taiga und Nichts der Eiswüste
Kommt es auf die Mitte nicht mehr an

jens tuengerthal 06.12.2018

Lebensende

Leben endet mit dem Tod
Fraglich nur welchem und
Wie lange wer es feststellt

Wir unterscheiden dabei
Den Hirntod als irreversibel
Vom nur relativen Herztod

Letzteren kenne ich schon
Vom ersteren weiß ich nichts
Wenn er da ist bin ich nicht mehr

Wer Leben vorher beendet wird
Als Mörder oder Totschläger bestraft
Außer er fährt Auto oder es ist seins

Bisher erlauben wir nicht Leben
Vorab günstiger zu verkaufen
Etwa um Rente noch zu sparen

Wir verbieten sogar die Hilfe dabei
Das Leben selbst zu beenden was
Wenn erfolgreich keinen Täter hat

Wir riskieren täglich massenhaft
Leben ohne schlechtes Gewissen
Wenn dies unsere Konvention ist

Welches Leben wieviel wert ist
Scheint dabei relativ veränderlich
Zwischen Auschwitz und Schlachthof

Trotz der real existierenden Relativität
Wollen wir Leben absolut schützen
Solange es nicht zu viel kostet dabei

Das Leben endet im Nichts
Das Nichts aber ist grenzenlos
Ohne Anfang und Ende

Sind wir also nur relativ tot
Oder waren wir nur relativ lebendig
Was bleibt fürs absolute übrig

Ende fängt an wie es aufhört
Anfang unterscheidet da fein
Dazwischen passiert relativ viel

jens tuengerthal 06.12.2018

Lebensanfang

Wann beginnt das Leben eigentlich
Mit der Vereinigung von Ei und Samen
Nach einigen Wochen der Existenz
Wenn es unabhängig leben kann

Bilden Kind und Mutter dabei eine
Natürliche Symbiose eigener Art
Über die kein Mann urteilen darf
Oder ist Leben egal wie geschützt

Grenzen ziehen ist immer schwer
Beschränkt unsere freie Natur
Sind diese überhaupt noch nötig
Um Mörder zu unterscheiden

Es wehren sich die gleichen gegen
Eingriffe in das Genom wie für den
Schutz der Freiheit durch Abtreibung
Was logisch eigentlich paradox ist

Zeit über das Leben zu reden
Wann es absoluten Schutz verdient
Wann es noch gar keines sein kann
Wann wir uns besser zurückhalten

Immer verdient es Schutz wenn
Individuell als solches lebend
Was für Leben in der Gebärmutter
Ab der Befruchtung sicher gilt

Soweit wir außerhalb befruchteten
Zumindest sicher ab der Einnistung
Was relative Grenzen bereits zeigt
Dennoch unterscheiden wir dabei

Sind pragmatisch zugunsten der
Armen Schwangeren wie ihrer
Damit eingeschränkten Freiheit
Frau ist also wichtiger als Leben

Leichen können noch gebären
Wie Kinder in sich wachsen lassen
Welches Leben da schutzwürdig ist
Würde logisch keiner mehr fragen

Wir schützen das Leben absolut
Wer Neugeborene tötet ist uns
Darum ein schlimmer Mörder
Wer vorher tötet aber nicht

Sind nach der Logik des Gesetzes
Nicht alle Verhütungsmittel die
Eine Einnistung befruchteter Eier
Verhindern stets Beihilfe zum Mord

Gilt die Strenge erst wenn wir nicht
Nur im Reagenz zeugen sondern
Auch gesund aufziehen können
Welche Unterscheidung ist gerecht

Egal was in diesem Bereich Recht wird
Wurde es immer über den Bauch der Frau
Die ein Leben lang für ein Leben danach
Verantwortlich gemacht werden kann

Leben beginnt nicht mit Sex
Welch naive Illusion ohne Natur
Leben beginnt nach dem Kampf
Ums Überleben nach dem Sex

Individuell neu wird die Existenz
Wenn sich Ei und Samen treffen
Damit eigentlich absolut geschützt
Geschähe nicht alles im Mutterbauch

Wir erlauben aus vernünftigen Gründen
Eine Relativierung des Lebens bereits
Ab seiner Entstehung wollen aber zugleich
Mit absolutem Anspruch schützen

Wir könnten die Grenzen damit logisch
Auch frei verschieben in jede Richtung
Also Leben erst eine Woche nach der
Geburt wie Monate davor beginnen lassen

Es ist eine bloß willkürliche Entscheidung
Beeinflusst von verschiedenen Faktoren
Soziologischen wie biologischen am Ende
Doch nur formal juristische Willkür

Was also ist uns das Leben wirklich wert
Können wir auch willkürlich beenden etwa
Wenn die angesparte Rente aufgebracht
Oder wäre das schon wieder ein Mord

Traue mich kaum soweit zu denken doch
Rein logisch relativiert sich der Wert des
Lebens absolut wenn ich damit anfange
Doch scheint es mir leider alternativlos

jens tuengerthal 06.12.2018

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Wunschlos

Wo wären wir wunschlos glücklich
Können Deutsche das je erreichen
Wäre es die Erfüllung aller Träume

Ist wer keine Träume mehr hat
Noch glücklich zu nennen oder
Nie weil das Ziel Glück genug

Könnte das Nichts ein Glück sein
Würde es eine Fee als Wunsch
Schenken können oder logisch nie

Wenn was es nicht gibt uns zu dem
Was nicht mehr ist bringen würde
Wäre nichts mehr von uns übrig

Weil aber aus nichts nichts wird
Also immer etwas war stellt sich
Die Frage zu keiner Zeit mehr

Die Beschäftigung mit dem Nichts
Hat so ganz nebenbei noch die
Schöpfungsgeschichte vernichtet

So ist das Nichts doch zumindest
Zu etwas nütze gewesen indem
Kein Nichts Erkenntnis schöpfte

jens tuengerthal 05.12.2018

Neulandterrain

Merkel hat erstaunlich viel Humor
Sogar im Neuland KI nimmt sie
Sich in Reden als Opfer hopps
Und nennt es nichtdurchschritten

Sie bleibt etwas spröde aber dabei
Mit Erfahrung gelassen gewandt
Weiß die Internetgemeinde genau
Zu nehmen wie sie es auch liebt

Ernst in der Sache aber dabei doch
Aufgrund von Erfahrung so gelassen
Dass sie sich sogar über sich lustig
Machen kann ohne Wimpernzucken

In solchen Momenten wird deutlich
Wie sehr ich sie vermissen werde
Wenn sie wohlverdient bald geht
Denke ich etwas wehmütig dann

jens tuengerthal 05.12.2018

Wahrnehmungswirklich

Wie wirklich ist die Wirklichkeit
Geschieht was wir wahrnehmen
Oder erscheint uns vieles nur so

Mehr als unsere Sinne haben wir
Nie auf sie müssen wir uns stets
Völlig verlassen zu erkennen was ist

Um die ganze Wahrheit zu erkennen
Müssten wir alles wissen was keiner
Unter allen Umständen je könnte

Unser Horizont ist immer beschränkt
Nie erkennen wir sicher jemals mehr
Als seinen engen Grenzen entspricht

Stets erscheinen uns die Dinge so
Wie es unserer Haltung entspricht
Warum uns immer weniger überrascht

Heißt geistige Reife darum immer
Sich in allen Fälle sicher zu sein
Stets zu ahnen was nun geschieht

Sieht wer sich immer selbst bestätigt
Die Wirklichkeit exakter als andere
Sind diese Menschen der Wahrheit näher

Oder ist infragestellen immer klüger
Wenn wir um unsere Mängel wissen
Nie auf eine Wahrheit folglich bestehen

Wer alles für möglich hält wird infolge
Immer weniger ernst genommen weil
Er fern der Wahrheit keine Meinung hat

Früher war ich eher meinungsstark
Forderte klare Entscheidungen heraus
Auf der Suche nach der Wahrheit

Heute stelle ich immer lieber infrage
Enthalte mich gerne eines Urteils
Frage mit Montaigne was weiß ich schon

Keiner weiß wie wirklich Wirklichkeit ist
Weniger Meinung und mehr Enthaltung
Könnte der Erkenntnis förderlich sein

Leider ist diese Bescheidenheit
Eher selten geworden und gilt als
Schwache Sicht der sicheren Verlierer

Wer sich infrage stellt wird im Kampf
Um die Vorherrschaft meist ignoriert
Dabei bräuchten wir viel mehr davon

Wie viele Konflikte und Kriege würden
Vermieden stellten wir mehr infrage
Wie wirklich unsere Wahrnehmung ist

Wir verlören damit die starke Dominanz
Die gern Meinung bildet und dafür kämpft
Auch die laute Masse bejubelte uns nicht

Wollte nie ein Held der Masse sein
Lebte lieber unerkannt friedlich in Ruhe
Warum Enthaltsamkeit mir weiser scheint

Manchmal stritt ich dennoch aus Prinzip
Aber es lohnte nie eher im Gegenteil
Waren Verdruß und Wut die einzige Folge

Enthalte mich also künftig lieber im Streit
Wie sicher kann ich mir schon dabei sein
Gewinne dafür den Luxus der Gelassenheit

jens tuengerthal 4.12.2018

Dienstag, 4. Dezember 2018

Erwartungslos

Erwartung ist der Tod der Liebe
Predige ich schon lange allen
Die an der Liebe wieder leiden
Einschließlich natürlich mir selbst

So versuche ich erwartungslos
Immer zu bleiben und stattdessen
Lieber den Augenblick zu genießen
Was nicht immer vollständig gelingt

Aber der Vorsatz wie die Annäherung
An die hehren Ziele der Liebe allein
Sind schon Gold wert und machen
Zumindest das Leben viel schöner

Einzig in einem Punkt gebe ich zu
Misslingt es mir noch immer ganz
Ohne Erwartung im Alltag zu leben
Wenn sie mich wieder richtig nervt

Dahingestellt wessen Fehler dafür
Vor allem ursächlich sein könnten
Eine gewisse Wahrscheinlichkeit
Spricht dabei immer eher für meine

Trotz vielfältiger Erfahrungen wie dem
Schon durchaus fortgeschrittenen Alter
Schaffe ich es eigentlich nie mich nicht
Auf den Versöhnungssex später zu freuen

Damit habe ich natürliche eine Erwartung
Mache alle sachlichen Argumente logisch
Völlig lächerlich für Sex was Mann besser
Nie Frau gegenüber im Alltag tun sollte

Eine gewisse Erfahrung spricht dafür
Dass eintritt woran ich bloß glaube
Weil es ja immer das gleiche ist
Es allen Paaren immer so geht

Aber besser wäre wohl ich bliebe
Bei allem völlig erwartungslos
Damit die Liebe mehr Raum hat
Sich auch überraschend zu entfalten

Doch zugegeben es macht mich viel
Gelassener und erspart mir Aufregung
Was immer hilft es eher schon wieder
Zum Guten zu wenden wie üblich

Wie bei allen Paaren eskaliert es
Stück für Stück an immer gleichen
Punkten die beide endlos nerven
Die aber aus Prinzip keiner ändert

Während ich darüber schreibe
Muss es wohl oder übel zugeben
Grinse ich schon wieder breit
Diese Erwartung ist unverschämt

Verdränge sie jetzt also bewusst
Leide am schrecklichen Drama noch
Ein wenig bis es wie immer endet
Damit ich nur bloß keine Erwartung hab

Sollte es einmal anders enden
Als aus Gewohnheit erwartet
Habe ich zumindest dann nichts
Von dem erwartet was kam

Ist das nun schon früher Wahnsinn
Oder ganz normal Liebe mit genug
Leidenschaft auch überzukochen
Damit die Flamme der Lust brennt

jens tuengerthal 04.12.2018

Sinnfrei

Sinnfrei lebe ich
Jeden Tag besser ohne
Glaube an etwas

jens tuengerthal 04.12.2018

Sinnunsinn

Hat das Leben einen Sinn
Oder ist schon diese Frage
Logisch einfach nur Unsinn

Hätte Leben nur einen Sinn
Könnte es keine zwei haben
Was der Natur widerspricht

Gibt es viel verschiedenen Sinn
Hat das Leben nicht mehr einen
Fraglich bliebe nur warum überhaupt

Sein ist als solches Natur
Mehr kann niemals sein
Weil diese alles enthält

Was natürlich schon ist
Braucht nicht mehr Sinn
Weil schon alles da ist

Wer sinnlos nach Sinn fragt
Will meist Antworten verteilen
Was immer zweifelhaft ist

Mehr Sinn als da ist brauchen
Alle die an Höheres glauben
Was mehr als Natur wäre

Übernatürliche Phänomene
Fand ich immer eher sinnlos
Als Gegenstand meiner Gedanken

Wovon ich nichts wissen kann
Weil ich es wenn glauben muss
Brauche ich gar nicht zu reden

jens tuengerthal 04.12.2018

Zeitgemäßes

Welche Philosophie wäre zeitgemäß
Fragt sich der etwas naive Dichter oder
Ist der Anspruch nicht schon logisch
Contra dictio zum philosophischen

Was unser Sein rückwärts versteht
Betrachtet was war um es zu deuten
Dagegen will Politik Zukunft gestalten
Hat die Gegenwart keinen geistigen Raum

Was sich im Moment der Betrachtung
Logisch immer mehr Null annähert
Hat eher weniger Selbstbewusstsein
In seinem meist nichtigen Zwischenraum

Die Mode hat eine ähnliche Geschichte
Wie die zeitgemäße Philosophie wird sie
Von inhaltslosen Püppchen vorgeführt
Lebende Kleiderstangen ohne Werte

Wo Philosophie bleibendes schuf
War ihr Denken immer zeitlos
Was dem gemäßen ungemäß wäre
Seine Entbehrlichkeit offenbart

Beschäftige mich darum nicht länger
Damit was aktuell zeitgemäß wäre
Weil ich es lieber durch Sein werde
Was sich aus diesen Schranken löst

Ob das dann schon Raumzeit ist
Oder nur mein Zwischenraum
In den ich mich gerne zurückzog
Die Welt von hinten zu betrachten

Kann dahinstehen wie auch der
Zusammenhang der Strophen
Zeilenweise buchstäblich verfliegt
Solange ich nur zurück denke

jens tuengerthal 04.12.2018

Montag, 3. Dezember 2018

Geschlechtsmoral

Die größte Aufgabe der Moral war
In allen Kulturen die Regelung des
Geschlechtslebens da der Instinkt
Die soziale Ordnung vielfältig bedroht

Zunächst stellte sich die Frage ob die
Vorehelichen Beziehungen frei waren
Oder schon begrenzt wurden insofern
Selbst bei Tieren der Trieb nicht frei ist

Unter den Tieren gibt die Zeit der Brunst
Dem Geschlechtsleben einen engen Rahmen
Während der Mensch immer lieben kann
Außer dem teilweise Tabu in der Menstruation

In vielen frühen Gesellschaften in der Natur
War das voreheliche Geschlechtsleben noch
Völlig frei und ungezwungen warum es dort
Kaum zu Formen der Prostitution je kam

Diese angeblich älteste Beruf ist relativ jung
Entsteht erst in der Zivilisation mit Eigentum
Wie dem Verschwinden vorehelicher Freiheit
Außer die Hingabe für Hergabe diente Göttern

Keuschheit ist erst eine späte Entwicklung
Frühe Kulturen sorgten sich nicht um die
Jungfräulichkeit der Mädchen teilweise war
Diese in der Ehe sogar als unerfahren verpönt

So zwang die Jungfräulichkeit den Gatten
Ein Stammesmitglied zu verletzen was bei
Vielen Stämmen ein Tabu war dass sie dann
Durch Hingabe an Fremde noch umgingen

So suchten die Frauen in Tibet vielfach noch
Männer die ihre Töchter vor der Ehe deflorierten
Jungfrauen konnten bei vielen Stämmen keine
Gatten finden was zu neuen Bräuchen führte

Manche Bräute wurden so verpflichtet sich
Vor der Hochzeitsnacht allen ihren Gästen
Hinzugeben bevor sie sich zum Gatten legten
Andere mieteten extra einen Beamten dafür

Der Kult der Jungfräulichkeit begann mit dem
Patriarchalen System bei dem der Mann sein
Eigentum auf Frau und Töchter ausdehnte und
Findet seine Ursache also auch im Eigentum

Vorherige Enthaltsamkeit der Frauen gab damit
Das Versprechen späterer ehelicher Treue das
So kostbar war weil es die Männer davor bewahrte
Ihr Eigentum erschlichenen Kindern zu hinterlassen

Besonders in der Kaufehe erlangte Jungfräulichkeit
Einen hohen Wert wobei die Männer nie dachten
Die Verpflichtung der Treue gelte auch für sie warum
Keine Gesellschaft die Pflicht auf Männer ausdehnte

Keine Gesellschaft der Welt kannte oder kennt
Den Begriff der Jungfräulichkeit auch für Männer
Dieser Heiligenschein wurde allein den Töchtern
Aufgedrängt und teilweise mit dem Tod bestraft

Manche Völker erfanden zum Schutz der Jungfrauen
Den grausamen Brauch der vaginalen Verspangung
Bei der ein Ring die Schamlippen zusammenband
Oder sie schlossen die jungen Frauen lange ein

Mit Jungfräulichkeit und Patriarchat entstand
Das Schamgefühl während der Menstruation
Wie die Verpflichtung auf andere Beziehungen
Neben der Ehe zu verzichten sich zu bekleiden

Jedoch steht die Moral häufig gerade in Afrika
Im umgekehrten Verhältnis zum Kleiderreichtum
Hing besonders von den lokalen Tabus ab wo
Etwa Gesicht verhüllt aber Brüste gezeigt wurden

Auch wenn die Ansprüche an die Moral völlig
Verschieden an jedem Ort sind teilweise sogar
Entgegengesetzt ergibt sich daraus doch nicht
Dass sie für die Ordnung verzichtbar wären

Doch schon Anarcharsis berichtete von den
Alten Griechen dass wenn von allen Bräuchen
Die einige für heilig halten man alle abzöge die
Andere unmoralisch fänden nichts übrig bliebe

Trotz dieser scheinbar willkürlichen Gegensätze
Sehen manche den Wert der Moral darin dass
Sie dem Leben Ordnung gibt und die Menschen
Wüssten was sie von wem erwarten könnten

Wer als Heranwachsender irgendwann entdeckt
Wie relativ gültig Sitte und Moral immer nur sind
Wird sie verwerfen und damit infrage stellen was
Sich im reiferen Alter häufig in Respekt umkehrt

Das Schamgefühl als Rückzug ermöglichte es
Den Mädchen ihre Gefährten mit mehr Bedacht
Auszuwählen und zwangen diese ihre edleren
Eigenschaften vor der Hingabe ihnen zu zeigen

Die aus dem Schamgefühl folgenden Hindernisse
Stellten sich dem schnellen Begehren entgegen
Ermöglichten die Entwicklung romantischer Liebe
Welche den Wert der Frau aus Männersicht erhöht

Die Verschärfung des Kults um Jungfräulichkeit
Vernichtete das natürliche Geschlechtsleben
Was das Jünglingsalter zugleich verlängerte
Damit auch das Niveau der Rasse weiter hob

Mit der neuen Eigentumssituation wurde der
Ehebruch vom bloßen Fehltritt zur Todsünde
Auch wenn Naturvölker keinen Wert darauf
Legten kam mit dem Eigentum die Treue

Wo Männer ihre Frauen einem Gast liehen
Taten sie es weil sie als Eigentümer konnten
Die Zugehörigkeit gipfelte im frühen Indien
In Witwenverbrennung nach des Gatten Tod

Im Patriarchat glich der Ehebruch dem Diebstahl
Wurde streng bestraft was zur Herausbildung
Der weiblichen Tugend gegen die eigene Natur
Dem Trieb zu folgen nach kurzer Zeit führte

Dieses Bewusstsein bildete sein Gegenstück
In der weiblichen Psyche die daraufhin ihre
Treue als natürlichen Wert erhöhten es als
Ihrer Natur gemäße Pflicht immer ansahen

Die Dauer der Eher war bei verschiedenen
Kulturen jeweils unterschiedlich sie dauerte
Bei den Indianern selten länger als ein Jahr
Erst der Ackerbau schuf wieder mehr Dauer

Männer fanden es im patriarchalen System
Nicht mehr lohnend sich scheiden zu lassen
Weil sie damit eine billige Arbeitskraft verloren
Wurden sie zur produktiven Einheit

Erst mit Entwicklung einer städtischen Industrie
Wie der dann nötigen Verkleinerung der Familien
Wurde die Scheidungen wieder häufiger weil sie
Sich auch günstiger für alle bewältigen ließen

Meist wollten Männer möglichst viele Kinder
Während Frauen sich dieser Pflicht noch eher
Entziehen konnten insofern sie mehr über
Das Geheimnis der Zeugung wussten

Frauen kümmerten sich historisch allein
Um Empfängnisverhütung wie Kindsmord
Auch Frauen in frühen Kulturen wollten sich
Der Last und Gefahr durch Kinder entziehen

Frauen verhüteten auf verschiedene Weise
Teilweise durch einfaches sich Entziehen
Während der jahrelang gehenden Zeit des
Stillens oder durch Formen der Abtreibung

Misslang die Abtreibung blieb der Kindsmord
Den die meisten Naturvölker billigten sofern
Das Kind behindert oder unehelich war
Oder die Mutter bei der Entbindung verstarb

Einige Stämme töteten alle Kinder von denen
Sie glaubten sie seien an unglücklichen Tagen
Geboren worden oder bei Zwillingen einen weil
Nur eines der beiden ehelich sein konnte

Gerade Nomadenstämme töteten Kinder
Die auf langen Märschen ein Hindernis waren
Oder sofern sie dem üblichen überzählig
Häufiger noch wenn eine Hungersnot drohte

Direkt nach der Geburt galt der Kindsmord
Ohne jeden Skrupel als erlaubt weil Mütter
Erst nach einigen Tagen eine Bindung zu
Den eigenen Kindern entwickeln würden

Sobald das Kind einige Tage lebte bestand
Meist keine Gefahr des Kindsmordes mehr
Erfuhr es sogar eine bessere Behandlung als
Kinder höherer Zivilisationen bis heute

Manche Mütter stillten aus Mangel an sonst
Nahrung sogar bis zu zwölf Jahre oft aber
Mindestens drei Jahre noch wie heute wieder
Aus anderem neuen Gesundheitsglauben

Manche Mütter trugen ihre Kinder bei der Arbeit
Auf dem Rücken und warfen dann wenn nötig
Ihre Brüster über die Schultern zum Kind die
Schon früh sich selbst überlassen wurden

Hoch entwickelt war die Sohnes- wie Elternliebe
In der natürlichen ursprünglichen Gesellschaft
Jedoch war Kindersterblichkeit noch sehr hoch
Die Jugend dauerte nur eine kurze Zeitspanne

Frauen verzehrten sich in Sorgen um Kinder
Männer dafür in der Beschaffung der Nahrung
Am Ende blieb wenig Zeit zur freien Gestaltung
So kam Individualismus erst mit der Zivilisation

Werte wie Muße Kunst und Kultur kamen erst
Mit der Morgendämmerung der Geschichte in
Der verfeinerten Zivilisation auf ermöglichten
Es einigen wenigen schöpferisch tätig zu sein

jens tuengerthal 03.12.2018

Lustkrankheit

Ist Lust schon eine Krankheit
Wie Sekten es gern verkaufen
Um hinterrücks dafür weiter
Die Kinder zu missbrauchen

Lust scheint mir mehr Natur
Wie sie Fortpflanzung dient
Weit darüber hinaus aber auch
Körper und Geist stärken kann

Nur wie verhält es sich dann wenn
Lust und Krankheit zusammen kommen
Haben wir dann eine Lustseuche oder
Ein hemmendes Verhütungsmittel

Thomas Mann schrieb ausführlicher
Dazu im Zauberberg von allen Seiten
Ließ Hans mit dem Anrüchigen spielen
Was Lust unter Kranken für ihn hatte

Berücksichtigen wir dabei auch
Dass Mann die Idee zum Buch beim
Dreiwöchigen Besuch bei seiner kranken
Frau in Davos erst gekommen ist

In Zeiten sexueller Enthaltsamkeit
Aufgrund der Katia Abwesenheit
Erregte sich Mann am Gedanken
Sexuellen Umgangs der Kranken

Betrachten wir dies noch im Lichte
Seiner teils unausgelebten Neigungen
Denen er eheliche Treue immer vorzog
Sehen wir ein Wunderwerk der Dialektik

Gesundheit und Zeugung verbunden
Scheint uns normale Natur zu sein
Was nicht frei von Diskriminierung
Aller Behinderten heute wohl wäre

Ob meine Liebste krank ist oder nicht
Ändert an meiner Lust auf sie nichts
An ihrer umgekehrt auf mich schon
Was mir ganz natürlich erscheint

Umgekehrt geht es mir genauso
Volle Hingabe an die Leidenschaft
Erfordert alle körperlichen Kräfte
Damit am Ende die Säfte fließen

Gefährlich sind alle Krankheiten
Die bei der Lust übertragen werden
Da dabei das Hirn gern aussetzt
Der Hintern dafür schieben hilft

So verbinde ich traumhafte Lust
Mit voller Gesundheit und Kraft
Sie ist also das Gegenteil von
Krankheit für mich immer schon

Wie eine Sekte Anhänger fand
Die unsere Natur kriminalisierte
War mir immer schon rätselhaft
Vor allem angesichts ihrer Realität

Lust wurde zur katholischen Krankheit
Verboten allen Frommen als unrein
Patriarchal Frauen erniedrigend wie
Dafür Kinder vielfach missbrauchend

Wer auf den christlichen Kontext schaut
Der tabuisiert und mit Höllenstrafen im
Aberglauben zugleich auch kriminalisiert
Wird sich über keine Reaktion wundern

Lust fördert unsere Gesundheit immer
Die geistige wie die körperliche dazu
Stärkt unser Immunsystem eigentlich
Macht uns also glücklich und schön

Insofern dies höchste Ziele verbindet
Fragt sich warum wir nicht alle nur
Nach diesem Ziel gemeinsam streben
Was am Reiz des Verbotes liegen könnte

Sexuelle Spannung die Lust auslöst
Entfaltet sich vielfach im Verborgenen
Was unerreichbar scheint wiegt mehr
Als das so nah liegende Glück uns

Ob die Spannung der Sexualität mehr
Aus dem paradoxen moralischen Verbot
Oder der Natur unseres Wesens kommt
Wäre vorab zu ergründen spannend

Die Lust auf meine Liebste nimmt nicht ab
Um so besser ich sie kenne wie ich es
Früher noch bei allen kannte wo schnell
Der Reiz der ersten Lust wieder verflog

Dennoch gibt es Momente in denen
Weil es gerade irgendwie unmöglich ist
Die Lust noch höher in uns beiden steigt
Bis wir uns dann gemeinsam erschöpfen

Manches spricht für eine dialektische
Wirkung der Spannung beim Sex die
In der Natur der Wesen immer liegt
Weil wir auch etwas gern erringen

Sich ganz hingeben einerseits
Etwas zurückbehalten andererseits
Um immer Spannung zu erhalten
Scheint die Natur des guten Sex

Wer volle Erfüllung schon kennt
Erzeugt Spannung mit mehr Lust
Durch erwig überflüssigen Streit
Wie er bei Paaren wohl vorkommt

Vielleicht macht der sexuelle Kontext
Des meisten Streits deren Gegenstand
Weniger gravierend es ist die natürliche
Methode die Spannung stets zu erhalten

So gesehen lohnt sich wohl jeder Streit
Der zu himmlischen Versöhnungssex führt
Welcher die Spannung ganz natürlich nutzt
Nur ohne wäre manchmal doch entspannter

Viele Frauen beschweren sich heute
Über Typen die sie nicht mehr richtig
Zu nehmen wissen wenn sie es doch
Gerade so dringend mal bräuchten

Andererseits schreien alle laut #metoo
Sollte es einer wagen vom dem sie
Genau das gerade zufällig nicht wollen
Was ohnehin meist theoretisch bleibt

Gewollt werden wie eine Hure
Verehrt werden wie eine Dame
Geliebt werden wie die einzige
Bleibt Erfüllung vielfach Theorie

An dieser Krankheit leidet die Lust
Heute noch mehr als an der ihr immer
Innewohnenden Dialektik nach der wir
Verführen und erobert werden wollen

Vielleicht ist die Lust zu ursprünglich
Fast tierisch atavistisch noch einfach
In soziologische Schemen zu passen
Die sie häufig infolge eher ersticken

Was bin ich glücklich mit meiner Frau
Die gern von mir genommen wird wie
Sich voller Lust auf mir befriedigt weil
Echte Lust immer gegenseitig auch ist

Am Mangel der Gegenseitigkeit aber
Krankt wohl die meiste Lust im Land
Wenn statistisch 95% der Frauen nie
Zusammen kommen können im Leben

An den Ursachen davon mehr forschen
Könnte vermutlich viele Krankheiten
Besser und nachhaltiger heilen als die
Ganze Pharmaindustrie es bisher tat

Habe eines der seltenen Naturtalente
Was ich nicht suchte sondern mich fand
Weiß heute erst wie perfekt Sex sein kann
Was bisher erträumte Theorie eher war

Vielleicht gibt es dafür nur einen Menschen
Sind alle übrigen Versuche und Varianten
Völlig entbehrlich bis sich die Richtige zeigt
Aber auch Übung macht erst den Meister

Die literarische Verarbeitung der Lust als
Krankheit kennt viele berühmte Beispiele
Von der Kameliendame bis zum Zauberberg
Werden viele ein Leben lang suchen müssen

Die Verwandlung der Krankheit in Gesundheit
Wie ihr förderliche natürliche Lust wird ein
Wichtiges Kapitel künftiger Befreiung sein
Bei dem viele die Richtigen suchen müssen

Von aller Suche befreit und gelassen
Schreibe ich in meinem geistigen Liegestuhl
Auf dem Zauberberg meines Wohlbefindens
Über das Glück der Findung zu gerne

Spannend wäre wohl kulturgeschichtlich
Wie weit die Entwicklung der Dialektik
Auch mit der größtenteils Unfähigkeit zur
Glücklichen Erfüllung zusammenhängt

Ist was uns besonders erotisch reizt
Nur eine Reaktion auf die zumindest
Teilweise Unmöglichkeit dies zu erreichen
Oder ist Natur dem Wesen nach dialektisch

Vermutlich spielt beides eine Rolle dabei
Der Reiz der Reizwäsche ist auch weniger
Was sie enthüllt als besser noch verbirgt
Andererseits auf den Zweck reizvoll hinweist

Wie der Versöhnungssex uns so häufig als
Traumhaft schön in Erinnerung bleibt ist auch
Die Überschreitung von Tabus manchmal ein
Besonderer Reiz geteilter Lust egal wo

Damit die Lust von der Krankheit zu der
Sie die Kirche machte wieder zur guten
Gesunden Betätigung wird muss sich noch
Vieles im Bewusstsein der Menschen ändern

Wie nah oder fern wir der Freiheit und Erfüllung
Dabei sind möge jeder für sich beurteilen
Zumindest wäre ohne Sehnsucht weniger
Antrieb zur Wiedervereinigung der Geschlechter

Vielleicht weist uns diese eben Wiedervereinigung
Zweier getrennter Hälften wie sie etwa auch die
Anhänger der Monadenlehre vertraten schon auf
Die wirklichen Ursprünge der Dialektik dabei hin

Es vereint sich natürlich hormonell gegenläufiges
Zur gemeinsamen Zeugung auch wenn diese
Gerade zum Genuss nicht gewollt sein muss
Kein Wunder wenn es dabei funkt und kracht

jens tuengerthal 03.12.2018

Merzbauern

“Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt”
Heißt es im mährischen Volkslied noch
Was das harte bäuerliche Leben idealisiert
Wer kennt es nicht als Kinderlied auch

Der Bauer im Lied ist schön fleißig im Jahr
Um im Winter manch leckeren Schmaus
Noch zu haben keine Not also zu leiden
Als hinge das nur von seinem Fleiß ab

Keine Not sollen auch deutsche Rentner
Mehr leiden nach dem Willen des Merz
Dem Kandidaten der Christdemokraten
Für den Vorsitz der einst Bauernpartei

Fürsorge sollen die Rentner besser
Mit Aktien treffen rät ihnen ganz privat
Politisch völlig neutral der Vorsitzende
Des Aufsichtsrates von BlackRock

Kann ihm da eigentlich vernünftigerweise
Nur zustimmen Aktien sind sicherer als
Die Rente die so keine Zukunft mehr hat
Unfeine Lobbytätigkeit ist es dennoch

Genau das verbindet  die Profis alle
Die sich einst im Andenpakt noch fanden
Sich Zusammenarbeit schworen auf dem
Weg zur Macht der sich nun wieder öffnet

In Vetternwirtschaft geübt rät der Kandidat
Noch bevor ihn einer gewählt hat zwar das
Grundsätzlich richtige deutschen Rentnern
Und tut es doch mit einem Geschmäckle

So verhält sich Friedrich Merz wie ein
Gutsherr der seinen Bauern einst noch
Arbeit und Fleiß pries als einzigen Segen
Aber bei Unwetter sich gern helfen lässt

Es ist diese widerlich abhängige schon
Fast Bestechlichkeit die einfach stinkt
Auch wenn sie juristisch unbedenklich
Sachlich richtig wäre unfein immer bleibt

Wie werden wir die unabhängige Merkel
Erst schätzen können die niemandem riet
Was ihrem Unternehmen zum Vorteil noch
Gereichen würde woran sie verdiente

So sind die Andenpaktbübchen alle
Noch was geworden aus der JU einst
Halten sie noch immer zusammen
Als prädemokratischer Männerbund

Was die CDU als Vorsitzenden wählt
Geht mich als nie Mitglied nichts an
Wer darum vielleicht auch ohne Wahl
Nächster Bundeskanzler wird schon

Warum ich lieber von einer Frau regiert
Die Argumente eines Aufsichtsrates
Im Sinne seiner Firma fragwürdig finde
Wie so viele immer wieder vom Andenpakt

Was war noch mit Koch einst in Hessen
Was mit dem Bundespräsidenten Wulff
Dessen Frau nun mit einem andern singt
Der Doktor Merz ist auch einer von ihnen

So gesehen würde seine Wahl zumindest
Die Chancen der SPD erhöhen egal wie
Sich deren Vorstand nun benehmen sollte
Also bedenkt wer hinter ihm alles steht

Die Parteifreunde der CDU könnten nun
Sich zu dienenden Bauern ihres Gutsherrn
Merz machen der sich mittelständisch geriert
Oder weiter auf die stärkere Mitte setzen

Vielleicht brächte ein Merz sogar den
Einen oder anderen Prozentpunkt vom
AfD wieder zurück in schwarze Reich
Doch Mehrheiten liegen längst woanders

Die Flüchtlingskrise ist bewältigt und so
Hatte die Kanzlerin völlig Recht mit ihrem
Wir schaffen das kleine Folgeprobleme
Lösen sich mit der Zeit von alleine auf

Das Thema gewinnt keine Wahlen mehr
Die Mitte dagegen schon die eine neue
Offenere Regierung will ob es darum nur
Der dritte im Bunde nur weil schwul wird

Wer am Ende bei der CDU die Ernte
Einfährt und den guten Schmaus genießt
Wird die Zeit zeigen doch könnte sich
Der Merz kräftig verkalkuliert haben

Männerbündnisse noch aus den Anden
Taugen wohl nur wenig für die Zukunft
Ob die Konservativen sich das gestehen
Wird für manches entscheidend sein

Deutschland ist nach Merkel nicht mehr
Das Land der Männerbündnisse die noch
Hinter verschlossenen Türen Politik machten
Wer das versuchen sollte wird bestraft werden

Eine Ahnung davon bekam Merz jetzt schon
Mit der Reaktion auf seine gutgemeinte Idee
Die einer wie er nicht mehr vorbringen darf
Weil die Zeit der Hintertüren vorbei ist

Merkels unbestechlich offene Art hat das Land
Ohne der Kanzlerin eine basisdemokratische
Neigung unterstellen zu wollen nichts läger ihr
Wohl ferner nachhaltig positiv verändert

Dagegen standen Wulff und Schröder noch
Mit ihrer VW-Connection und andere mehr
Für das alte Deutschland der Hinterzimmer
In das auch Putin gerne privat nur einlädt

Will die CDU in Mehrheit nun zurück
In die Zeit des Andenpakts und der
Hinterzimmerabsprachen unter sich
Irgendwie gut bekannten Freunden

So gesehen ist die Wahl ein Wendepunkt
Der zeigt ob die CDU eine Zukunft hat
Oder als billiger AfD Jäger für lächerliche
Prozente die neue Identität aufgibt

jens tuengerthal 03.12.2018

Kanzlerkrönung

Bald kommt der Parteitag
Auf dem Merkel zurücktritt
Zunächst als Vorsitzende
Alles weitere folgt je nachdem

Andenbündnisbuben grinsen
Reiben sich jubelnd die Hände
Ohne sicher sein zu können
Wohin die Mehrheit denn will

Auf diesen Tag hofften Pegiden
Seit Jahren was wird nur aus ihnen
Wenn der Feind verloren geht
Fragt sich grinsend der Skeptiker

Verlorene Existenzen gibt es genug
Gerade im Osten wo sie gern sagen
Früher war alles noch viel besser
Erst die Einheit machte alles schlecht

Gemäßigter heißt es dann auch
Zumindest was nicht alles schlecht
Vom Ampelmännchen bis zur
Vollbeschäftigung ohne Druck

Mit Gläubigen vernünftig reden ist
Müßig insofern es nichts ändert am
Festen Glauben der sich nur bestärkt
Fühlen wird auch gegen alle Logik

So wird dies Land noch Generationen
Gespalten bleiben weil es die Linke
Wie nationale Kräfte im Bündnis schafften
Die Verlierer als Gruppe zu mobilisieren

Auch in der Beurteilung der Kanzlerin
Hat der Westen viel schneller erkannt
Wie glücklich wir uns preisen konnten
Der Osten wird wieder hinterher jammern

Auf einem bloßen Spaziergang durch Rio
Während ihr Kabinenpersonal pausierte
Wurde die Kanzlerin dort wild bejubelt
Die Welt hat es scheinbar eher begriffen

Ob die Deutschen noch rechtzeitig merken
Was sie mit der so bescheidenen Preußin
Verlieren in spätestens drei Jahren sicher
Oder wie üblich erst hinterher jammern

Gehörte früher zu ihren Kritikern auch
In Verkennung griechischer Verhältnisse
Halte sie inzwischen für einen Glücksfall
Diese geistvoll starke Frau macht es gut

Nicht umsonst die mächtigste Frau der Welt
Umgeben von immer mehr Großmäulern
Erledigte sie zuverlässig einfach ihre Arbeit
Mit absoluter Präzision ohne große Aufregung

Sie verkörpert in persönlicher Bescheidenheit
Wie darüber hinaus großem Weitblick für die
Nötige Verantwortung mit Pflichtbewusstsein
Die Idealbesetzung dieses Amtes im Land

Merkel zeigte was der Westen lernen kann
Vom Osten an Bescheidenheit bei zugleich
Stark preußischem Pflichtbewusstsein stets
Am Ende sogar in der Sache der Frauen

Zugleich zeigte sie in Persona dann auch
Was der Osten vom Westen lernen kann
Ohne Vorurteile oder ollen Klassenkampf
Ist ihr Benehmen heute völlig tadellos

Politische Ämter nur auf Zeit zu verleihen
Ist gute demokratische Tradition so geht
Irgendwann auch die Ära Trump zu Ende
Was für die Zukunft sehr beruhigend ist

Bei der Kanzlerin gab es keine Beschränkung
Wirkliche Größe zeigt sich schließlich darin
Sich selbst zugunsten des Amtes zu beschränken
Was noch keinem Kanzler so gelungen ist bis jetzt

Erst Merkel verkündete ihren Abgang noch selbst
Musste nicht nach der Abwahl betrunken pöbeln
Schnell viele Akten vernichten sondern geht so
Wie sie arbeitete zuverlässig und aufrecht

Vermutlich ist es das Schicksal der Kanzlerin
Im Amt nur im Ausland die Blumen zu erhalten
Die ihr für ruhige Führung schon lange gebühren
Weil zu viele Deutsche Spätzünder wohl sind

Vielleicht liegt der mangelnde Führerkult hier
In der Geschichte begründet was sein gutes
Noch hätte aber zumindest im Osten eher
Zweifelhaft wohl den meisten erscheinen mag

Es gibt auch die deutsche Neigung zu nörgeln
Nie ganz zufrieden und glücklich mit etwas
Meckern sie lieber bis etwas Geschichte wurde
So wird es wohl auch unserer Mutti gehen

Aber ehrlich gesagt sind mir die ollen Nörgler
Weniger unheimlich als fanatische Jubler
Die gerne noch Führerkult betreiben
Der so gar nicht zu Merkel passte

Bin kein Prophet und aller Glaube liegt mir fern
Doch würde ich glatt darauf wetten wollen
Dass Merkel bald als ganz große Kanzlerin
Wenn nicht die Größte Geschichte uns wird

So betrachte ich heute eher lächelnd den
Naiv dümmlichen Fanatismus der Pegiden
Die Merkel zur Feindin kürten wie ihnen ohne
Dass sie es merkten Moskau indirekt befahl

Fragte mich lange wie sie diesen Hass aushielt
Weiß nun sie tat es mit Blick auf die Geschichte
Die ihre Gelassenheit einst krönen wird wenn
Von Merz und Seehofer keiner mehr spricht

jens tuengerthal 03.12.2018

Sonntag, 2. Dezember 2018

Ehemoral

Die erste Aufgabe des Moralkodex
Ist die Regelung des ewigen Kampfes
Der Geschlechter als Quelle der Zwietracht
Die Ehe ist die grundlegende Sexualregelung

Sie ist eine Verbindung von Gefährten
Zur Pflege der erhofften Nachkommen
Dabei kannte sie als veränderliches Institut
In der Geschichte alle erdenklichen Formen

Erfunden haben die Ehe schon die Tiere
Die teilweise sogar in Monogamie leben
Womit sie älter als der Mensch schon ist
Selten sind Gesellschaften ohne eine Ehe

Doch finden sich an vielen Orten der Welt
Immer wieder auch Spuren freien Lebens
Ohne jede Form der Ehe bei der teilweise
Frauen als Gemeingut benutzt wurden

Spuren dieser Form des Zusammenlebens
Finden sich in allen Kulturen besonders da
Wo Monogamie als unnatürlich bezeichnet
Wie der zeitweisen Lockerung der Schranken

Bis heute findet sich dies etwa im Karneval
Dem Brauch dem Gast die Ehefrau anzubieten
Auch im ius prima noctis zeigte es sich als
Vermutlich Überbleibsel alter Stammesrechte

Verschiedene Formen der Probeehe sind
Ausdruck sexuell ungebundenen Lebens
Bei dem teilweise Mädchen vor der Ehe
Mit jedem Mann des Stammes verkehrten

Die leichte Auflösung solcher Probeehen
Erinnert etwas an heutiges Beziehungsleben
Manche Stämme wechselten wöchentlich
Tacitus berichtet es zyklisch von den Germanen

In einigen Kulturen galten Ehen solange
Keine Kinder vorhanden waren als frei
Jederzeit wieder auflösbar bis dahin
Konnte frei wieder gewechselt werden

Auch Marco Polo berichtete uns schon
Von Stämmen in denen den Partnern
Bei mehr als zwanzig Tagen Abwesenheit
Zustand sich einen anderen zu nehmen

Es gibt auf der Welt jenseits unserer Moral
Alle Formen der Ehe bei der jedes Experiment
Von der Gruppenehe bis zum freien Tausch
Wie es Cäsar schon in Britannien beschrieb

Warum haben Kulturen dann später anstelle
Der Promiskuität die individuelle Ehe gesetzt
War diese doch gegen die sexuelle Natur
Die es natürlich zur Vielfalt immer zöge

Vermutlich gab das Eigentum den Ausschlag
Der Mann erhielt mit der Ehe billige Sklaven
Verhinderte die Übertragung seines Eigentums
An die Kinder anderer Männer stärkte seine Brut

Teilweise hatten Frauen auch mehrere Männer
Was überall da geschah wo Männer zahlreicher
Als Frauen in der Bevölkerung waren was zeigt
Die Moral wurde den Umständen angepasst

In vielen ursprünglichen Gesellschaften gab es
Aufgrund des Todes bei der Jagd und im Krieg
Einen Überschuss an Frauen worauf die Moral
Mit einer Anpassung der Ordnung reagierte

Je mehr Frauen und Kinder ein Mann hatte
Als desto reicher galt er noch in patriarchalen
Gesellschaften und gilt dies teilweise bis heute
Dort war nur der arme Mann zwangsweise monogam

Verminderte Gefahren und Gewalttätigkeiten
Beim sesshaften Ackerbauleben glichen mit
Fortschritt der Kultur den Unterschied aus
So wurde Polygamie ein Privileg der Reichen

Gegen die Polygamie wirkten weiterhin
Die Eifersucht und das Bedürfnis nach
Ausschließlichkeit wie die Verhinderung
Einer späteren Aufteilung des Eigentums

In Europa brachte erst das Christentum
Die Monogamie als gesetzliche Form der
Geschlechtlichen Verbindung aber sie ist
Wie Schrift und Staat eine künstliche Form

Wie auch immer Ehe dann gestaltet wurde
Wurde sie unter vielen Völkern obligatorisch
Ein Junggeselle galt danach als halber Mann
Auch Exogamie galt fast allen als zwingend

Männer holte sich danach ihre Braut
Möglichst immer aus anderen Stämmen
Ob dies aus Angst vor Inzucht geschah
Oder zur Stärkung ist relativ unklar

Nur Pharaonen und Inkas widersetzten sich
Pflegten auch die Geschwisterehe die jedoch
Schon im römischen Recht verboten war
Was bis in unsere Tage im Recht gilt

Wie sich ein Mann eine Frau aus einer
Fremden Sippe nahm differiert danach
Ob matriarchale oder patriarchale Ordnung
Aufnahme in der Sippe oder Bezahlung

Teilweise wurde die Raubehe praktiziert
Die billig nützliche Sklaven verschaffte
In Russland und Serbien  wurde sie noch
Bis ins 19. Jahrhundert regelmäßig genutzt

Eine Spur dieser Unsitte findet sich noch
Im bei Hochzeiten teilweise heute üblichen
Brautraubs in ländlichen Regionen wieder
Auch wenn kaum einer noch davon weiß

Mit zunehmendem Reichtum wurde dann
Der Raub durch den Kauf ersetzt der so
Weniger Risiko von Fehden in sich barg
Geld löste so schnell viele Konflikte

Die Kaufehe war überall weit verbreitet
Auch Frauen schätzten sie ebenfalls
Weil ein hoher Kaufpreis ihnen Wert gab
Als Gegengeschenk kam die Mitgift auf

In all diesen ursprünglichen Formen
Der Ehe spielt die romantische Liebe
Noch keinerlei Rolle wenn es auch
Schon früh seltene Ausnahmen gab

Die romantische Liebe dagegen taucht
In höher entwickelten Kulturen auf die
Dem Begehren Schranken setzen durch
Moral und Reichtum Romantik ermöglicht

In manchen Kulturen fand sich kein Wort
Für Liebe weil diese im Überlebenskampf
Keine Rolle spielte noch genug Zeit war
Solche Dinge schon zu berücksichtigen

Dort wurde geheiratet weil sie eine Frau
Brauchen um sie zu versorgen sowie
Auf Reisen ihre Sachen zu tragen was
Wenig Platz für Romantik nur lässt

Die Ehe diente für viele Naturmenschen
Nicht der geschlechtlichen Befriedigung
Sondern wirtschaftlicher Mitarbeit warum
Eher Nützlichkeit und Fleiß erwartet wurden

Die Ehe war eine einträgliche Partnerschaft
Um zu zweit mehr Wohlstand zu erzielen
Wo Frau kein ökonomischer Gewinn war
Verfiel schon bald die Ehe und die Kultur

Zu fragen wie es angesichts unseres
Heutigen Verständnisses von der Ehe
Um unsere Kultur bestellt ist könnte
Die romantischen Träume verdüstern

Andererseits entspricht unser Begriff
Von Freiheit und Gleichheit ganz dem
Ideal der romantischen Liebe was so
Zum Zeichen hoher Zivilisation wird

Absurd scheinen arrangierte Ehen
Uns im Zeitalter von Tinder längst
Auch wenn sie Teile der Welt noch
Praktizieren als seien sie normal

So pallen in der Ehe die Kulturen
Aufeinander ohne sich zu verstehen
Oder sicher zu wissen ob unser
Individualismus die beste Lösung ist

Kulturhistorisch betrachtet zeigt sich
Die Ehe viel vielfältiger als unser nur
Monogames christliches Modell was
Immer nun für wen am besten ist

Zumindest scheint die Entwicklung
Zur monogamen Ehe Ausdruck der
Höheren kulturellen Differenzierung
Jenseits des alten Aberglaubens

Inwieweit die hohe Scheidungsquote
Auf ein Scheitern dieses Modells
Hinweist oder natürliche Folge ist
Beurteilen kommende Generationen

Spannend wird im Verhältnis zur Ehe
Wie sich die Umstrukturierung von
Einer patriarchalen Gesellschaft zur
Matriarchal geprägten verhalten wird

Wie überkommene Modelle zu einem
Veränderten Verhältnis der Geschlechter
Passen wird über die Zukunft der Ehe
In postfeministischen Zeiten entscheiden

Bedenken wir wie frei Sartre und Beauvoir
Als Existenzialisten noch die Ehe sahen
Was hier die Kommune 1 daraus machte
Scheint sich etwas verändert zu haben

jens tuengerthal 02.12.2018

Morgendämmerung

Wie schön ist es doch
Es Tag werden zu sehen
Wann können wir das je
Besser als in dunkler Zeit

So dämmerte mir schon oft
Wenn ich morgens heimkam
Dass die Nacht zuende geht
Was Vorhänge hier ignorierten

Nun stehe ich immer dann auf
Wenn ich wach bin was eine
Neue Freiheit mir nun beschert
Mit fast täglicher Morgendämmerung

Früher schlief ich nach der Uhr
Quälte mich wenn ich meinte
Es könne noch nicht genug sein
Lag schlaflos manchmal im Bett

Nun stehe ich immer wach auch auf
Was wie heute um halb vier sein kann
Es schenkt mir unerwartet viel Zeit
Der Körper holt sich was er braucht

Nicht muss so oder so mehr sein
Vielmehr darf ich nun genießen
Was ist statt mich noch zu quälen
Wenn ich nach vier Stunden wach

Berufliche Bahnen zwingen uns früh
In ein enges zeitliches Korsett hinein
Vom Schulunterricht bis zur Vorlesung
Egal ob wir dann wirklich wach sind

Später müssen wir nach der Uhr täglich
Funktionieren und tanzen im System
Was Leistung nach Zeit eben fordert
Viele kommen dabei nie bei sich an

Umso glücklicher macht es mich heute
Zu wissen wie wenig Schlaf ich brauche
Was mich zufrieden stellt und warum ich
Am sehr frühen Morgen besonders gut bin

Wenn ich dabei mal übertrieben habe
Holt sich der Körper den Schlaf wieder
Es pendelt sich ganz natürlich ein und so
Rechtfertige ich meine senile Bettflucht

Ist es wirklich das Alter was mich weckt
Oder hatte ich diese Zeit schon immer
In mir ohne sie nutzen zu können als
Ganz extremer Frühaufsteher der Nacht

Weiß nicht genug über den Schlaf
Dazu etwas sicher auszusagen
Tue was mir gut tut und finde es gut
Gewinne Zeit ohne einen Verlust

Die Morgendämmerung beim Tee zu sehen
Der noch in dunkler Nacht bereitet wurde
Gibt eine gute Kraft für den ganzen Tag
Haltung scheint wichtiger als Normstunden

Während die Welt noch tief schläft
Als einer der wenigen ganz für sich
Auf zu sein fühlt sich sehr gut an
Gibt den Gedanken mehr Raum

jens tuengerthal 2.12.2018

KI-Kanne

Die Bundesregierung hat erkannt
Dass Künstliche Intelligenz wohl
Das Thema der Zukunft sein wird
Darum will sie ein wenig fördern

Sie verkennt mit ihrer Gießkanne
Nach Sicht der Industrie allerdings
Das Ausmaß der nötigen Förderung
Es ist halt noch Neuland für sie

Ob nun die Industrie dreist bettelt
Der Staat den Maßstab nur verkennt
Wird die nächsten Jahre gestritten
Dann geht es weiter wie immer

Die Automobilindustrie verschläft alles
Fordert später vielfache Unterstützung
Der vielen Arbeitsplätze im Land wegen
Will natürlich nicht für Schäden haften

Wer schon so lange konsequent die
Elektromobilität verschläft bietet auch
Sonst keine gute Perspektive mehr
Und Geld verdienen sie in der Wüste

So wird der Staat ein wenig fördern
Die Industrie weiter jammern wegen
Der verkannten Zeichen der Zeit die
Sie seit Jahrzehnten nicht gestaltet

Wenige innovative Unternehmen
Werden die Zukunft ohne Förderung
Mit einigen guten Ideen gestalten
Während andere sich Mittel neiden

Insofern diese Entwicklung absehbar
Sogar so gut wie sicher heute scheint
Fragt sich warum noch gefördert wird
Statt dem Markt Freiheit zu schenken

Würden mehr Hemmnisse der Entwicklung
Beseitigt und stattdessen endlich durch
Freiheit für Innovation ein Klima geschaffen
Könnte sich wirklich was verändern im Land

Doch sein sie beruhigt davon sind wir noch
So weit entfernt wie immer weil der Staat
Eben mit der Gießkanne Gelder verteilt
Und die Großmäuler Ansprüche stellen

Es geht also weiter wie immer im Neuland
Staatliche Förderung kann beantragt werden
Von zertifizierten Unternehmen die dabei
Den Löwenanteil der Förderung dafür erhalten

jens tuengerthal 02.12.2018

Nachtlust

Wenn es dich in der Nacht überkommt
Während du eigentlich nur schläfst
Es plötzlich miteinander tust
Dann stimmt wohl alles
Miteinander und
Überhaupt
Dann ist es einfach
Traumhaft

jens tuengerthal 2.12.2018

Gipfelnichts

Gipfel bewirken eher symbolisches
Dienen mehr der Repräsentanz
Als tatsächlich nützlicher Arbeit
Die erfolgt hinter den Kulissen

So wenig wie diesmal gab es nie
Nichts wird besser in nahezu nichts
Wurde Einigkeit dabei vorgespielt
Eigentlich viel Lärm um nichts

Die Trumps und Putins dieser Welt
Nutzen diese Treffen mal wieder so
Richtig den starken Mann rauszuhängen
Erdogans und saudische Prinzen lächeln dazu

Massen jetten klimaschädlich um die Welt
Für nichts als freundliche Worte am Ende
Hätten sich es alle wohl besser gespart
Aber gut dass wir darüber geredet haben

Erkennen wir einfach an das Zeitalter
Großer Gipfel mit Lösungen ist vorbei
Keiner braucht dieses Palaver noch
Kostet viel und bringt keinem etwas

Ach ja Trump steht vor seinen Idioten
Nicht länger als Lügner mehr da
Er macht was er immer gesagt hat
Ignoriert den Klimawandel als Witz

Putin klärte uns endlich darüber auf
Dass die Ukraine allen Ärger anfängt
Es mit dieser Regierung wohl keinen
Frieden in der Region geben kann

Der saudische Prinz wurde nicht verhaftet
Obwohl das CIA seine Beweise durchstach
Aber das kann sich doch keiner leisten
Führer der Welt zur Verantwortung ziehen

Machen wir nun einfach weiter als wäre
Nie etwas gesehen denn eigentlich ist ja
Auch nichts passiert außer viel Klimakiller
In die Luft zu blasen für absolut nichts

jens tuengerthal 2.12.2018

Samstag, 1. Dezember 2018

Blutwursttheater

Manchmal ist Seehofer richtig genial
Dann verschiebt er den Blickwinkel
Durch bloßes Nichthandeln schon

Vom Islam kam es zur Blutwurst
Nur weil sie gutdeutsch da war
Als Angebot für alle Feinschmecker

Schon echauffiert sich Deutschland
Über solche religiöse Intoleranz
Weil Moslems doch nie Schwein essen

Die Debatte zeigt eine geistige Reduktion
Auf Bierzeltniveau und denoch meinen
Viele sich darob empören zu müssen

Wer was isst bleibt jedem überlassen
Keiner muss deutsche Blutwurst essen
Aber alle dürfen sich in Toleranz üben

Wenn Seehofer dass nicht geplant hat
War es ein genialer Glücksfall für ihn
Der zu gut bayerische Toleranz zeigt

Aberglaube sollte ohnehin privat sein
Wenn auch Seehofer das anders sieht
Gibt er eine gute Begründung dafür

Wird der Glaube endlich Privatsache
Ist die lästige Konferenz mit Schergen
Erdogans bereits vorher entbehrlich

Dann werden auch Söders Amtskreuze
Überflüssig rechtswidriges Theater
Bayern wird damit anders werden

So tritt Seehofer aus Berlin dafür nach
Dass sie ihn nicht mehr wollten bleibt
Aber immer im Gespräch ohne Inhalte

jens tuengerthal 01.12.2018

Kulturmoral

Ist die Moral ein Teil der Kultur
Bedingt etwa eines das andere
Braucht Gesellschaft die Ordnung
Könnte sie sich ohne ordnen

Gesellschaft ordnet immer auch
Die Verhältnisse ihrer Mitglieder
Wie weit ist eine Frage der Moral
Wie nötig eine des Gewissens

Moralisch handelt immer nur wer
Nur seinem Gewissen folgt warum
Jedes Gesetz kontraproduktiv ist
Für späteres moralisches Handeln

Wo früher Brauchtum und Sitte mehr
Anstelle des Gesetzes regelten wurde
Dieses Verhältnis heute eher umgekehrt
Ohne Vermehrung der Moral dadurch

Was ein Volk als angemessen empfindet
Macht es zur Sitte die über Generationen
Vom Brauchtum zur Konvention wechselt
Die manchmal auch noch Gesetz werden

Bis etwas Gesetz wird haben vorher schon
Erfahrung und Irrtum ihre Auswahl getroffen
Häufig verblendet die Konvention der Religion
Alle Vernunft und wird dennoch zum Gesetz

Wie hörig eine Kultur in ihrer offiziellen Moral
Den Bräuchen des Aberglaubens noch ist
Zeigt den Grad ihrer Zivilisation wie auch
Der moralischen Reife ihrer Einwohner

Zur Sitte werden jene Verhaltensweisen
Die ein Volk als lebensspendend erachtet
Dies kann je nach Glaube auch absurd sein
Solange das Volk es existentiell findet

Ohne Gesetze regelten Sitten und Bräuche
Alles Lebensbereiche bis ins kleinste Detail
Gab es keine Bereich ohne eine Ordnung
Die heute staatliche Gesetze ersetzen

Der Ablauf der Zeit sorgt alleine dafür
Dass diese Regeln den Mitgliedern
Einer Kultur zur inneren Ordnung werden
Deren Nichtbefolgung das Gewissen plagt

Dieses Gewissen ist wohl der Ursprung
Einer die Kultur prägenden Eigenschaft
Der Moral im Bewusstsein der Menschen
Was ihm Zugehörigkeit zur Gruppe vermittelt

Dabei wirkt der Einzelne mit seiner Gruppe
In der Moralität zusammen die auf höherer
Ebene zum Staate auch werden kann ohne
Den wohl kaum Zivilisation möglich wäre

Spannend ist dabei warum alle Kulturen
Immer wieder jeden Einzelbereich gern
Regeln wollten auch wenn sie wussten
Dies ist kontraproduktiv für jede Moral

Dass sich umkehrende Verhältnis von
Brauchtum und Gesetzen führte zur
Abnehmenden individuellen Moral bei
Zunehmender gesetzlicher Regelung

Was Kant im kategorischen Imperativ
Theoretisch als moralisches Gerüst
Für die Gesellschaft erst entwickelte
Zeigte sich ethnologisch als richtig

Dennoch besteht gerade hierzulande
Der früher Heimat des großen Denkers
Die Neigung es umgekehrt tun zu wollen
Mit mehr Gesetzen die Moral zu heben

Gleichzeitig klagen Menschen allerorten
Wie gleich welchen Alters immer gerne
Über den Verfall der Sitten und der Moral
Fordern darum gern schärfere Gesetze

Die einen wollen Ausländer bestrafen
Weil sie als Menschen verdächtig sind
Andere lieber all jene die Ausländer
Für verdächtig halten gesetzlich verfolgen

Ein Teil empört sich über den Minister
Der es gewagt hätte Muslimen sogar
Blutwurst vom Schwein vorzusetzen
Was sie für kulturelle Ignoranz halten

Andere empören sich über die Empörer
Wollen den Innenminister hochleben
Lassen für die Verteidigung deutscher
Kultur gegenüber muslimischen Invasoren

In der Mitte stehe ich etwas verwirrt
Finde es völlig in Ordnung wenn einer
Seinen Gästen vorsetzt was er mag
Ohne darum den Islam zu fürchten

Was wer essen will liegt an seiner
Privaten Moral wie dabei häufig
An seinem privaten Aberglauben
Manchmal auch an Diätvorschriften

Ob Diäten auch ein besonders
Deutscher Aberglaube sind sei
Hier dahingestellt insofern es
Noch keine Studien dazu gibt

Solches tat zwar auch etwa die
Scholastik noch im Mittelalter was
Erdgeschichtlich nicht lang her ist
Es fehlt jedoch die Theologie der Diät

Wie nah das Mittelalter uns sein kann
Zeigt die unterschiedliche Auslegung
Des Koran im Islam wo er die Scharia
Teilweise als gültiges Gesetz sieht

Ob mehr Muslime nun eine geistige
Diät bräuchten zur Erlangung ihrer
Sittlichen Freiheit im Sinne Kants
Oder weniger so denken ist egal

Egal ist was mich nicht tangiert
Dem einzelnen überlassen ist
Also die Begründung seiner je
Individuellen Moral im Alltag

So gelassen macht mich heute
Die Verfassung die den Rahmen
Des Miteinanders hier ordnet
Ohne einem Vorrang zu geben

Im Rahmen kultureller Moral auch
Diskutierten sie hier lange noch ob
Der Islam zu Deutschland gehört
Oder nur Muslime als Einwohner

Die Gegner argumentieren mit
Der christlichen Kultur hier die
Seit langer Zeit natürlich gewachsen
Das prägende Element sein soll

Befürworter bis zum Präsidenten
Sprachen von der Macht des Faktischen
Mit der sie hier lebende Muslime einfach
So moralisch kulturell integrierten

Zwischen den Stühlen wie immer
Finde ich keiner hat hierbei Recht
Der Islam gehört so wenig wie das
Christentum zum heute Rechtsstaat

Gehört etwa das vorher Heidentum
Wie Gläubige es so gerne nennen
Auch zu Deutschland nur eben mehr
Verdrängt und unbewusst ursächlich

Doch gehören alle Menschen hierher
Die sich zu den Werten der Verfassung
Als dem Gesellschaftsvertrag bekennen
Der unser Miteinander allein ordnen darf

Hierzu wären längere Ausführungen
Nötig als es Vierzeiler allein können
Es genüge auf grundgesetzlich garantierte
Freiheiten an dieser Stelle zu verweisen

Merke schon ich verliere mich ein wenig
In Fragen von Kultur und Moral dabei
War es nur eine Art lyrische Einleitung
Doch passt Haltlosigkeit gut zum Thema

Moral neigt dazu auszuufern wie auch
Zugleich Gültigkeit für alle Menschen
Einer Kultur zu beanspruchen was sich
Mit der Toleranz immer ein wenig beißt

Damit noch jemand hier bis zum Ende
Kommt oder liest sei hier nun ein Punkt
Zumindest inhaltlich gesetzt insofern doch
Jegliche Zeichensetzung lyrisch entbehrlich

jens tuengerthal 01.12.2018