Samstag, 1. Dezember 2018

Kulturmoral

Ist die Moral ein Teil der Kultur
Bedingt etwa eines das andere
Braucht Gesellschaft die Ordnung
Könnte sie sich ohne ordnen

Gesellschaft ordnet immer auch
Die Verhältnisse ihrer Mitglieder
Wie weit ist eine Frage der Moral
Wie nötig eine des Gewissens

Moralisch handelt immer nur wer
Nur seinem Gewissen folgt warum
Jedes Gesetz kontraproduktiv ist
Für späteres moralisches Handeln

Wo früher Brauchtum und Sitte mehr
Anstelle des Gesetzes regelten wurde
Dieses Verhältnis heute eher umgekehrt
Ohne Vermehrung der Moral dadurch

Was ein Volk als angemessen empfindet
Macht es zur Sitte die über Generationen
Vom Brauchtum zur Konvention wechselt
Die manchmal auch noch Gesetz werden

Bis etwas Gesetz wird haben vorher schon
Erfahrung und Irrtum ihre Auswahl getroffen
Häufig verblendet die Konvention der Religion
Alle Vernunft und wird dennoch zum Gesetz

Wie hörig eine Kultur in ihrer offiziellen Moral
Den Bräuchen des Aberglaubens noch ist
Zeigt den Grad ihrer Zivilisation wie auch
Der moralischen Reife ihrer Einwohner

Zur Sitte werden jene Verhaltensweisen
Die ein Volk als lebensspendend erachtet
Dies kann je nach Glaube auch absurd sein
Solange das Volk es existentiell findet

Ohne Gesetze regelten Sitten und Bräuche
Alles Lebensbereiche bis ins kleinste Detail
Gab es keine Bereich ohne eine Ordnung
Die heute staatliche Gesetze ersetzen

Der Ablauf der Zeit sorgt alleine dafür
Dass diese Regeln den Mitgliedern
Einer Kultur zur inneren Ordnung werden
Deren Nichtbefolgung das Gewissen plagt

Dieses Gewissen ist wohl der Ursprung
Einer die Kultur prägenden Eigenschaft
Der Moral im Bewusstsein der Menschen
Was ihm Zugehörigkeit zur Gruppe vermittelt

Dabei wirkt der Einzelne mit seiner Gruppe
In der Moralität zusammen die auf höherer
Ebene zum Staate auch werden kann ohne
Den wohl kaum Zivilisation möglich wäre

Spannend ist dabei warum alle Kulturen
Immer wieder jeden Einzelbereich gern
Regeln wollten auch wenn sie wussten
Dies ist kontraproduktiv für jede Moral

Dass sich umkehrende Verhältnis von
Brauchtum und Gesetzen führte zur
Abnehmenden individuellen Moral bei
Zunehmender gesetzlicher Regelung

Was Kant im kategorischen Imperativ
Theoretisch als moralisches Gerüst
Für die Gesellschaft erst entwickelte
Zeigte sich ethnologisch als richtig

Dennoch besteht gerade hierzulande
Der früher Heimat des großen Denkers
Die Neigung es umgekehrt tun zu wollen
Mit mehr Gesetzen die Moral zu heben

Gleichzeitig klagen Menschen allerorten
Wie gleich welchen Alters immer gerne
Über den Verfall der Sitten und der Moral
Fordern darum gern schärfere Gesetze

Die einen wollen Ausländer bestrafen
Weil sie als Menschen verdächtig sind
Andere lieber all jene die Ausländer
Für verdächtig halten gesetzlich verfolgen

Ein Teil empört sich über den Minister
Der es gewagt hätte Muslimen sogar
Blutwurst vom Schwein vorzusetzen
Was sie für kulturelle Ignoranz halten

Andere empören sich über die Empörer
Wollen den Innenminister hochleben
Lassen für die Verteidigung deutscher
Kultur gegenüber muslimischen Invasoren

In der Mitte stehe ich etwas verwirrt
Finde es völlig in Ordnung wenn einer
Seinen Gästen vorsetzt was er mag
Ohne darum den Islam zu fürchten

Was wer essen will liegt an seiner
Privaten Moral wie dabei häufig
An seinem privaten Aberglauben
Manchmal auch an Diätvorschriften

Ob Diäten auch ein besonders
Deutscher Aberglaube sind sei
Hier dahingestellt insofern es
Noch keine Studien dazu gibt

Solches tat zwar auch etwa die
Scholastik noch im Mittelalter was
Erdgeschichtlich nicht lang her ist
Es fehlt jedoch die Theologie der Diät

Wie nah das Mittelalter uns sein kann
Zeigt die unterschiedliche Auslegung
Des Koran im Islam wo er die Scharia
Teilweise als gültiges Gesetz sieht

Ob mehr Muslime nun eine geistige
Diät bräuchten zur Erlangung ihrer
Sittlichen Freiheit im Sinne Kants
Oder weniger so denken ist egal

Egal ist was mich nicht tangiert
Dem einzelnen überlassen ist
Also die Begründung seiner je
Individuellen Moral im Alltag

So gelassen macht mich heute
Die Verfassung die den Rahmen
Des Miteinanders hier ordnet
Ohne einem Vorrang zu geben

Im Rahmen kultureller Moral auch
Diskutierten sie hier lange noch ob
Der Islam zu Deutschland gehört
Oder nur Muslime als Einwohner

Die Gegner argumentieren mit
Der christlichen Kultur hier die
Seit langer Zeit natürlich gewachsen
Das prägende Element sein soll

Befürworter bis zum Präsidenten
Sprachen von der Macht des Faktischen
Mit der sie hier lebende Muslime einfach
So moralisch kulturell integrierten

Zwischen den Stühlen wie immer
Finde ich keiner hat hierbei Recht
Der Islam gehört so wenig wie das
Christentum zum heute Rechtsstaat

Gehört etwa das vorher Heidentum
Wie Gläubige es so gerne nennen
Auch zu Deutschland nur eben mehr
Verdrängt und unbewusst ursächlich

Doch gehören alle Menschen hierher
Die sich zu den Werten der Verfassung
Als dem Gesellschaftsvertrag bekennen
Der unser Miteinander allein ordnen darf

Hierzu wären längere Ausführungen
Nötig als es Vierzeiler allein können
Es genüge auf grundgesetzlich garantierte
Freiheiten an dieser Stelle zu verweisen

Merke schon ich verliere mich ein wenig
In Fragen von Kultur und Moral dabei
War es nur eine Art lyrische Einleitung
Doch passt Haltlosigkeit gut zum Thema

Moral neigt dazu auszuufern wie auch
Zugleich Gültigkeit für alle Menschen
Einer Kultur zu beanspruchen was sich
Mit der Toleranz immer ein wenig beißt

Damit noch jemand hier bis zum Ende
Kommt oder liest sei hier nun ein Punkt
Zumindest inhaltlich gesetzt insofern doch
Jegliche Zeichensetzung lyrisch entbehrlich

jens tuengerthal 01.12.2018

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