Freitag, 26. Oktober 2018

Einsamkeitslob

Die Einsamkeit lobt keiner
Oder zumindest kaum einer
Der sie gerade genießen darf
Dafür mancher in Zweisamkeit

Stille statt täglichem Keifen
Gesellschaft wo ich sie suche
Ruhe und Zeit zum denken
Ungestört tun was einem gefällt

Niemand überwacht dich ständig
Keiner will dich immer kontrollieren
Da ist auch egal wenn keiner da ist
Der dich lobt liebt liebkost verwöhnt

Wenn der Verlust des Schönen
Immer weniger wert dir scheint
Brauchst du mehr Einsamkeit
Weil Zweisamkeit just nervt

Natürlich erreicht nichts die Liebe
Hält kaum was mit gutem Sex mit
Außer ruhiger Gelassenheit anstatt
Die für sich wieder genießen kann

Was wünschte sich wohl Epikur
Der im Garten der Freunde sogar
Frauen als Philosophen zuließ
Mehr Zweisamkeit oder Einsamkeit

Nach Lust streben sei immer gut
Weiß der Epikuräer aus Anklagen
Der Kirchen und anderer Sekten
Aber was ist echte Lust eigentlich

Höchste Lust ist ungestört zu leben
Genießen nach gusto ohne Zwang
Mit sich und anderen in Frieden
Ohne sich rechtfertigen zu müssen

Liebe sei den anderen so zu nehmen
Wie er ist und sich zeigt wie dabei
Voller Liebe alles Gute zu gönnen
Statt sich stets wichtiger zu nehmen

Wenn Liebe durch Zweisamkeit erreicht
Haben wir den höchsten Level gefunden
Darüber gibt es nichts mehr zu finden
Sonst ist Einsamkeit meist besser

Weiß nicht ob Liebe realistisch sein kann
Nicht logisch eine contradictio stets ist
Während Einsamkeit stets gut sein kann
Besser als lieblose Zweisamkeit zumindest

So lobe ich die Einsamkeit immer gern
Frage mich ob sie alternativlos nicht ist
Für alle denkenden Schreiber auf Dauer
Im Gegensatz zur realen Zweisamkeit

Was ich am Ende der Tage wählen werde
Liegt nie allein an mir doch dabei zu wissen
Die Einsamkeit zumindest passt gut zu mir
Macht gelassener für alle künftigen Fälle

So ist es mit der Einsamkeit wie mit dem Tod
Wer ihn fürchtet ist sein steter Sklave lebend
Wer wie Epikur nicht kann immer glücklich sein
Was frei macht und viele Wege eröffnet mit sich

jens tuengerthal 26.10.2018

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Totenfest

Wenn ich tot bin,
darfst du nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
und dich segnen
Joachim Ringelnatz

So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung
Römer 13, Vers 10

Wo eine Beerdigung ein Fest wird
Für den Toten nur leider ohne ihn
Ist sie bei aller würdigen Andacht
Das Beste was passieren konnte

Der Tote ist nicht mehr und also
Geht es darum wie die noch sind
Am besten damit umgehen können
Künftig ohne ihn sein zu müssen

Als nur besuchender Freund war
Es leichter für mich als für den
Freund der den Vater verloren
Doch auch die Familie genoß es

Es war natürlich ein Familienfest
Wie immer so bei Beerdigungen
Ein Wiedersehen vieler Bekannter
Mit Anknüpfung neuer Bande auch

Manches noch im Gottesdienst
Blieb dem Atheisten wohl fremd
Doch daran gemessen war es
Sehr lebenszugewandt schön

Wichtiger als Gott war die Liebe
Unter deren Motto alles stand
Von Worten der Brüder bis zu
Gebet und Wünschen der Enkel

Über Tote nur Gutes zu reden war ja
Altbekanntes römisches Motto schon
Verwunderte also nicht weiter dabei
Die Liebe mit der es geschah schon

Im hohen Alter klaren Verstandes
Von einem Moment auf den andern
Einfach zu gehen ist zwar traurig
Aber auch groß und schön wohl

Was sollte ich mir wünschen dafür
Als dass Menschen die mich lieben
Ein Fest zu meinen Ehren feiern
Und dies ganz genießen dabei

Wie wenig schrecklich wird der Tod
Wenn die ich liebte feiern können
Wehmütig zwar aber mit Genuss
Weil es auch ohne mich weitergeht

Der Epikuräer fürchtet den Tod nicht
Weil er ihn logisch nie antreffen wird
Solange ich lebe ist der Tod nicht da
Ist der Tod da bin ich es nicht mehr

Manche Menschen macht es froher
Die Verstorbenen dann im Jenseits
Quasi gut aufgehoben zu wissen
Als seien sie nur vorausgegangen

Dieser Glaube ist mir völlig fremd
Aber im Leben dafür sorgen dass
Menschen gut über mich denken
Und mich danach feiern gefällt mir

Eine würdige schöne Beerdigung
Bei der nicht mal der Gottesdienst
Den Atheisten wirklich abschreckte
Sondern mit Dankbarkeit erfüllte

Danach ein Fest dass alle sichtbar
Auch genossen im Sinne des Toten
Dem es so Freude gemacht hätte
Nicht mehr könnt ich mir wünschen

Nach einem langen Herbsttag
Der grau begann und sonnig endete
Bleibt Dankbarkeit und gute Erinnerung
So braucht keiner den Tod zu fürchten

jens tuengerthal 25.10.2018

Herbstgrau

Ein grauer Herbsttag begann
Seit Mitternacht regnet es schon
Sturm fegt die Blätter vom Baum
Bedeckt Räder und Wege im Hof

Nach dem langen heißen Sommer
Beginnt in Berlin nun die graue Zeit
Bis im Frühling das Licht wieder kommt
Scheint kaum Licht in die Innenhöfe

Schwarzgrau gekleidet auch ich
Heute mit Hemd und Manschetten
Schwarzem Schlips und Strümpfen
Gekleidet für die bald Beerdigung

Dem Toten ist das natürlich egal
Wer nicht mehr ist ist wunschlos
Die Angehörigen sehen es gern
Also verkleiden wir uns - Weste zu

Raus geht’s durch Wind und Wetter
Gen Dahlem ins Dorf zur Kapelle
Was für ein Begräbnis wird es wohl
Bei novembrigen Wetter und Licht

Ein bereits alter Mann ist gestorben
Freundes Vater noch ein alter Preuße
Nimmt Abschied ohne obiges blau
Alles bleibt trist und schlicht in grau

Wäre es seltsam unter himmelblau
Oder einfach nur besseres Wetter
Während unten die Augen überlaufen
Ein bloßer klimatischer Zufall dabei

Herbstgrau passt heute farblich gut
Zum Anthrazit meiner Weste denk ich
Nicht ohne die Eitelkeit zu schelten
Die Familie kommt wohl im Cut dort

Ist die Erde feucht und nass gräbt sich
Schwerer für lange Särge als für Urnen
Beerdigung nach einer Vollmondnacht
Ob alle so unausgeschlafen sein werden

Wiedersehen der ganzen Familie endlich
Zuletzt waren es Hochzeit und Taufe noch
Heute etwas ernster vermutlich fehlt einer
Mit strahlend blauen Augen im Zentrum

Graue Herbsttage sind auch wunderschön
Lassen an Storm denken und Jantzen
Worpswede das Moor und Norddeutschland
Wenig Licht und schlaflos viele Gedanken

jens tuengerthal 25.10.2018

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Annalisches

An Anna Amalias Geburtstag
Dem nun 279. nebenbei bemerkt
Den Tag der Bibliothek zu feiern
Passt geradezu perfekt finde ich

Jene Fürstin die Weimar erst
Zu seiner Blüte der Klassik half
Auch durch die Wahl der Erzieher
Des Herzogs und Freund Goethes

Sie rief nicht nur Dichter und Musiker
Komponierte und dichtete auch selbst
Gab Raum für literarische Freiheiten
Behielt Wieland als Freund am Hof

Die Bibliothek der Anna Amalia selbst
Nicht jene die Goethe in Weimar leitete
Die nur nach der Herzogsmutter benannt
Hatte bereits über 5000 Bände von allem

Im Wittumspalais sammelte sie vieles
Von deutscher Dichtung bis zu Klassikern
In lateinisch und französisch sie hatte
Die größte private fürstliche Bibliothek

Die nach ihr benannte Weimarer Bibliothek
Anna Amalia zählt du den schönsten der Welt
Eine Rockoko Perle voll zarter Schönheit
Gefüllt mit großer Literatur schon damals

Passend ist der Tag der Bibliotheken dazu
Weil sie als Fürstin auch bürgerliche noch
An ihren Hof rief vom Dichter Wieland bis
Zum Illuminaten Bode und anderen mehr

Bibliotheken als Orte der Bildung sind
Klassische Orte der Bürgerlichkeit immer
Horte des Bildungsbürgertums das auch
Seinen Schatz so weitertragen möchte

So feiert der Tag der Bibliotheken heute
Nicht nur die Bibliotheken was ja schon
Grund genug wäre sondern dazu noch
Anna Amalia und die bürgerliche Bildung

Die Wertschätzung dieser weiten Basis
Des modernen Rechtsstaates wie auch
Der Demokratie Wissenschaft und Kultur
Die das Bürgertum ist tut also doppelt gut

So feiert sich das Bürgertum quasi selbst
Wie Thomas Mann es einst zelebrierte
Der großartige Zauberer der Worte noch
In Buddenbrooks und Zauberberg

Bibliotheken feiern und verehren ist also
Der bürgerlichste Feiertag im besten Sinne
Braucht kein sozialistisches Mäntelchen
Sondern lebt von der Bücher alter Tradition

In diesem Sinne feiere ich Bibliothekar
Einer kleinen chaotischen Bibliothek
In der keiner sich etwas leihen sollte
Ein Fest meiner bürgerlichen Wurzeln

Mein Ururgroßvater einst noch aus dem
Vergangenen 19. Jahrhundert stammend
War Hofbibliothekar zu Gotha jenem
Sachsen-Weimar benachbarten Fürstentum

So schließen sich die Kreise in Annalen
Der Familie wieder fast bei Anna Amalia
Noch dazu hieß dieser ja Arnoldi was ganz
Ähnlich klingt oder zumindest gleich beginnt

Generationen kommen
Generationen gehen
Bibliotheken bleiben bestehen
Hoffen wir und wissen wir irren

Ururgroßvaters Bibliothek wurde verteilt
Nur die Kupferstiche blieben irgendwie
Bücher landeten bei zonalen Antiquaren
Handsignierte Goethes und Schillers

Nichts davon blieb in meinen Händen
Die diese Schätze von Meisters Hand
Gewiss liebevoll liebkost hätten doch
Kriege und Verwirrung verstreuten viel

Auch um des lieben Friedens willen
Heute die Bibliotheken zu feiern ist
Gut für die Zukunft und den Geist
Wie groß immer sie auch seien

jens tuengerthal 24.10.2018

Kohleblues

Kennst du den Kohleblues
Sie spielen ihn schon lang
Fideln weinerlich vom Untergang
Der Energie ohne Zukunft

Es ist ein trauriger Song
Geht immer um das gleiche
Kohle hat keine Zukunft mehr
Aber wir tun noch etwas so

Verwüstung von Landschaften
Zerstörung menschlichen Lebens
Ganz egal es lebe die Tradition

Glück auf ruft der Bergmann
Für seinen teuren Drecksjob
Der mehr kostet als je nutzt

Aufschwung ist alternativ
Keine Zukunft hat Kohle
Wer für sie kämpft ist tot

Aber der Kohleblues singt
Vom Untergang einer Zeit
Von Kumpeln und SPD halt

Die Gegenwart zeigt den Stand
Hat keine Zukunft mehr im Land
Wer noch den Kohleblues singt

Tagebau zu Seenlandschaft macht
Früher Kumpel zu künftig Wächtern
Mit zumindest einer Perspektive

Die Kohle bringt nur den Tod
Sie hat nirgendwo mehr Zukunft
Außer im Kohleblues gesungen

jens tuengerthal 24.10.2018

Poppolitik

Der Po fließt durch Italien
Pop hören Menschen weltweit
Populismus wird international

Sahra Wagenknecht ist Popstar
Östlich nationalistischer Politik
Singt als Folklore die Internationale

Vereinigen wir erste und zweite Strophe
Ergreift Linke Wagenknecht öffentlich
Partei für Italiens rechte Populisten

So wird der Populisten Traum real
National und sozialistisch sind einig
Lechts und Rinks sind austauschbar

Nicht Inhalte zählen mehr sondern
Populäre Gesten der Solidarität mit
Was auch immer egal solange laut

jens tuengerthal 24.10.2018

Bücherzahl

Wieviele Bücher wir lesen
Im Leben oder auf einmal
Hängt an der Leidenschaft
Die wir fürs Lesen haben

Manche lesen kaum eines
Mehr als sie gezwungen sind
Andere eins nach dem andern
Mit viel Pausen fürs Fernsehen

Früher war ich sehr diszipliniert
Las ein Buch nach dem anderen
Fühlte mich schlecht eines nicht
Bis zum Ende gelesen zu haben

Heute bin ich völlig undiszipliniert
Lese nach Lust und Laune immer
Mindestens 20 Bücher auf einmal
Wechsle sie je nach Stimmung

Wo ich früher oft traurig war wenn
Ein geliebtes Buch zu Ende war
Habe ich heute genug auf einmal
Einfach das nächste zu nehmen

Im Lesen immer noch diszipliniert
Verschlinge ich sie abschnittsweise
Um leicht hinein hinein zu finden
Wenn die Laune es gerade so will

Der Wechsel der Bücher ist für mich
Wie der Programmwechsel für alle
Die Fernsehen statt noch zu lesen
Nur muss ich dazu aktiv werden

Viele Bücher parallel zu lesen
Fordert den Geist täglich neu
Muss mich in Geschichten finden
Wie andere in ihre Serien

Habe ich eines mal einen Monat
Nicht gelesen ist der wieder Anfang
Wie der Besuch alter Freunde
Die du lange nicht gesehen hast

So lebe ich mit vielen Freunden
Manche kenne ich schon sehr gut
Nehme sie wieder und wieder
Wie etwa Montaigne oder Mann

Andere verschlinge ich am Stück
Aber nie ohne noch vorm Schlafen
Die anderen Freunde zu besuchen
Sei es auch nur auf ein zwei Seiten

Die häufige Frage was liest du gerade
Verwirrt mich immer wieder auch sehr
Beginne ich vorsichtig die Aufzählung
Wechseln die anderen das Thema

Glaube Bücherliebhaber sind einsam
Mit ihrer Leidenschaft die kaum einer
Versteht geschweige denn teilt warum
Die meisten lieber nicht darüber reden

Großes Glück habe ich noch dabei
Das Leben mit einer zu teilen die
Bücher und Lesen liebt wie ich ohne
Sie gesucht zu haben fand sie mich

Gemeinsam zu lesen um sich mal
Etwas vorzulesen ist wunderschön
Doch bleibt der Leser immer einsam
Will auch lesen im Erlebnis für sich sein

Gehe darum sehr selten zu Lesungen
Finde sozialen Kontext dazu eher nervig
Ziehe mich lieber lesend für mich zurück
Auch wenn ich dazu im Café mal sitze

Mit einem Buch wie auf einer Insel leben
Ist wahrhaft paradiesisch im Strom der Zeit
Es schafft einen Raum ganz für sich
Den wir lesend frei beleben können

So lebe ich mit meinen vielen Büchern
Die ich immer auf einmal lese zugleich
Auf einer Insel und überall auf der Welt
Mit Forster am Pol mit Thoreau im Wald

Von Historischem zu Versen über Romane
Zu Essays bilden die Bücher oft ein Netz
Dessen Verbindungen mit erst später dann
Ganz klar und als Bild offenbar werden

Fürchte nicht mehr nicht zum Ende
Bei dem einen oder anderen Buch
Im parallelen Lesen zu kommen
Sondern genieße frei nach Laune

Dazu kommen die Bücher die ich
Für mein Schreiben lesen will die
Grundlagen meiner Recherche sind
Aus denen neue Geschichten entstehen

So ist meine kleine Bibliothek längst
Ein Universum mir geworden in dem
Der möglichst nie reisende Astronaut
In vielen weiten Welten zugleich ist

Vielleicht ginge es der Welt besser
Wenn mehr läsen und weniger reisten
Zum Glück muss ich es nicht werten
Sondern genieße lieber lesend die Welt

jens tuengerthal 23.10.2018

Dienstag, 23. Oktober 2018

Dreimal

Alle guten Dinge sind drei
Sagt der Volksmund gern
Widerspreche diesmal nicht
Sondern freue mich lustvoll

Schöner noch wird es dann
Wenn bei drei nichts endet
Sondern noch einer wartet
Das Ende zum Anfang macht

Vierundzwanzig ist dreimal acht
Zusammen in 24 Stunden gleich
Fünfmal kommen beim 6 ist 7
Welche die Zahl des Meisters ist

Lustvoll erschöpft aber motiviert
Die Meisterzahl in Summa noch
Gemeinsam zu erreichen ist mehr
Als der Durchschnitt im Leben hat

Wie bewundere ich meine Liebste
Unerschöpflich dabei überragend
Macht sie aus einem schon mehr
Als die meisten zuvor in Summa je

Was kein Ende finden soll hat schon
Bei drei seinen Höhepunkt gefunden
Ohne an Abstieg dabei zu denken
Brechen wir zu neuen Gipfeln auf

jens tuengerthal 23.10.2018

Arbeitsglück

Emerson schrieb noch
Eisen drehe sich sicher
Nicht schwerer als Stroh

Granit schmelze nicht
Schwerer als Eis sofern du
Es ordentlich machst

Wo etwas nicht klappt
Lag es an Leichtfertigkeit
Ein vergessener Schritt

Natur verzeiht nie
Eine Unaufmerksamkeit
Bei ihren Stufen

Glücklich werden wir
Unter jeder Bedingung
Dank Anziehungskraft

Die Anziehung bürgt
Für den eigenen Willen
An dem alles hängt

Ausdauer zählt mehr
Als alle Gebete dort
Nur Treue braucht es

Realistisch klingt
Was Emerson allen riet
Um glücklich zu sein

Ohne Fleiß kein Preis
Sagt die deutsche Redensart
Weniger weise

Mühe dich ohne
Jede Angst zu verlieren
Sei nur sorgfältig

Wichtiger scheint mir
Das Lebensglück können wir
Immer erreichen

Es wird allein durch
Den Willen angezogen
Glück erzeugt sich selbst

Wagen wir also
Einfach glücklich auf Dauer
Zu sein sind wir es auch

jens tuengerthal 23.10.2018

Montag, 22. Oktober 2018

Vorteilsnahme

Wer seinen Vorteil
Zuerst sucht verliert damit
Vertrauen in sich

Was normal erscheint
Im Kapitalismus ist
Sozial gefährlich

Teuer bezahlt so
Der Gierige seinen Geiz
Mit mehr Misstrauen

Bist du voll Rücksicht
Edelmütig dazu wirst
Du so behandelt

Schlacke im Eisen
Weist auf solche beim Lohn hin
Sorgfalt muss lohnen

Besser möchte sein
Wer besser behandelt wird
Als er erwartet

Güte lohnt also
Langfristig mehr als Missgunst
Bringt uns Vorteile

Wenig erwarten
Mehr leisten als bekommen
Bringt mehr Gewinn

Kurzfristig lohnt Gier
Aber Dauer will Treue
Die vertrauen kann

Wer nie vertraute
Hat keinen Vorteil davon
Außer mehr Misstrauen

Darum warte ich
Lieber bevor ich giere
Was keiner je braucht

jens tuengerthal 22.10.2018

Sonntag, 21. Oktober 2018

Wirklichkeitswirkung

Emerson ist sich
Sicher Menschenrang in den
Augen zu lesen

Lernen die Sprache
Der Menschheit Stufenleiter
Leichter zu lesen

Erkennen Wirkung
Vollkommener Menschen durch
Bloß Persönlichkeit

Wir stimmen diesen
Leichter zu überzeugt dass
Sie Gutes wollen

Äußeres allein
Zeigt im Auftreten die Macht
Über andere

Wer sich sicher ist
Dessen Gesicht trägt
Auch diesen Ausdruck

Wer erziehen will
Zu bestimmten Benehmen
Gibt Natur Ausdruck

Natur gibt Prämie
Für Wirklichkeit dagegen
Sind Effekte nichts

Wer Effekte hascht
Bleibt niemals überzeugend
Liebe ist sichtbar

Zuneigung erringt
Wer nie danach für sich sucht
So auch Vertrauen

Was wir sehr schätzen
An anderen entwickelt
Sich nur im Dunkeln

Letzteres zuerst
Scheint dem Aufklärer fraglich
Dunkel gegen Licht

Aufklärung sucht Licht
Vernünftig aus dem Verstand
Kein Glaubensdunkel

Ist Gefühl aber
Natürlich und vernünftig
Oder darum nie

Wird Aufrichtigkeit
Höherer Lohn beschieden
Nach ihrem Wesen

Oder lassen wir
Uns heute lieber blenden
Irrte Emerson

Kurzfristig wirkt Show
Schneller als Ehrlichkeit weil
Alles eitel ist

Wer einmal erfolgreich
Hat es leichter im Leben
Ehrlich ist schwerer

Emerson stritt sich
Zu nötiger Konsequenz
Mit Thoreau später

Thoreau lebte ganz
Was Emerson bloß beschrieb
War darum allein

Emerson lebte
In Gesellschaft als Löwe
Ostküstlicher Salons

Der eine ein Star
Der andere konsequent
Erhielt den Nachruhm

Wirkung aber ist
Stets gegenwärtig spürbar
Was ist wichtiger

Menschen wollen gern
Immer glücklicher sein als
Sie vorher waren

Wo Glück allein zählt
Ist Konsequenz auch egal
Was gut tut ist gut

So gesehen ist
Emerson den besseren
Weg wohl gegangen

Andererseits gilt
Thoreau heute vielen mehr
Als Emerson jemals galt

Davon hatte er
Aber im Leben wenig
Starb früher und krank

Wir fragen heute
Vielmehr wie wirklich ist die
Wirklichkeit uns noch

Kapitulieren
Wir damit immer vorm Schein
Oder ists Natur

Wirklichkeit und Schein
Sind alltäglich verwoben
Untrennbar einig

Sich wohler fühlen
Ein ungenauer Maßstab
Könnte alles sein

So verschwimmt heute
Wirklichkeit mit bloßem Schein
Es zählt Glücksgefühl

Weniger Führung
Suchen als genießen ist
Maßstab der Zukunft

jens tuengerthal 21.10.2018

Warheitsruhe

Emerson meinte
Wir wählen zwischen Wahrheit
Und Ruhe allein

Suche nach Wahrheit
Raubt immer die Ruhe
Außer wir finden

Dann erkennen wir
Zuhören ist mehr als reden
Wollen nun schweigen

Schweigen als Lösung
Die alles persönliche
Auflöst uns frei lässt

Ist Schweigen Wahrheit
Wäre nichts sagen alles
Was nötig wäre

Gibt es die Wahrheit
Oder führen nur viele
Wege uns zum Ziel

Keiner weiß alles
Also kann keiner wissen
Was Wahrheit sein soll

Wahrheit verkünden
Heißt also immer lügen
Wir nennens Glauben

Weil Wahrheit immer
Eines Lügners Erfindung
Kann sie egal sein

Schweigen lernen hilft
Glücklich damit zu leben
Was Leben uns zeigt

Will alles wissen
Weiß aber dabei genau
Es ist nie Wahrheit

Schweigen macht größer
Lässt alle Wege leben
Ruht dabei in sich

Nicht Wahrheit suchen
Sondern wahrhaft glücklich seiin
Erfüllt mein Leben

Vielleicht ist Ruhe
Die glücklich allen zuhört
Wahrem Glück näher

Meiden wir Künder
Erfundener Wahrheiten stets
Bleiben wir ruhig

jens tuengerthal 20.10.2018

Samstag, 20. Oktober 2018

Berlingrün

Vom Helmholtzplatz zum Tempelhofer Feld
Ist ein Weg ins Grüne mitten durchs Grau
Über lange Straßen den Berg hinab wie
Wieder hinauf durch schönstes Grün

Rosa war mir dieser Weg schon bevor
Wir das alte Flugfeld erreichten welches
Die Sonne so zauberhaft verfärbte durch
Die Gegenwart der schönsten Liebsten

Den herbstlich bunten Platz verlassend
Trösteten nur gelegentlich Bäume noch
Bis vor die Museumsinsel der gegenüber
Am Humboldt Forum einige bunt wogten

Die lange Annenstraße entlang einzig
Lautes Grau mit viel hässlichen Bauten
Tröstend am Ende das Engelbecken
Mit dem bezaubernden Rosengarten

Dem Grün folgend bis zum Landwehrkanal
Diesen an der nächsten Brücke überquert
Danach dem schönen Grün in der Mitte der
Grimmestraße gefolgt bis zur Urbanstraße

Am Luise Grimm Museum vorbei ging es
Die Fichtetraße leicht hinauf bis zum Ende
An dem noch die vierspurige Hasenheide
Überquert wurde um in selbige zu gelangen

Dort die erstmals Ruhe unter Bäumen wie
Auf langgestreckten Wiesen genossen
Glücklich die vielen Farben in den Wipfeln
Bewundert und tief endlich durchgeatmet

Am wieder grau lauten Columbiadamm
Diesen überquert und die bezaubernde
Sehitlik Camii Moschee bewundert bis
Es endlich aufs Tempelhofer Feld ging

Die Schafherde die dort das Gras mäht
Wie es die Zeitungen uns ankündigten
Hatten die Liebste auf den langen Weg
Mit mir quer durch die Stadt gelockt

Die Schafe sahen wir leider nicht mehr
Waren aber auch nicht alles abgelaufen
Den schon 12 km bis hierhin geschuldet
Wurden aber durch das Licht entschädigt

Nie ist das Licht schöner als im Herbst
Nach diesem wunderbar sonnigen Tag
Versank dort rosarot bis gold glühend
Die Sonne unendlich langsam im Westen

Wie schön war die schönste Liebste nun
Im Herbstlicht anzusehen machte diesen
Vom Himmel her vollkommenen Tag auch
Am Boden noch schöner als vorstellbar

Auf dem langsam kühleren Rückweg
Gingen wir an unendlichen Buden für
Autoschilder vorbei in den Bergmannkiez
Wo wir im Makomi uns wärmend einkehrten

So erwärmt und gestärkt ging es weiter
Die lange Zossener hinunter bis wieder
Zum Landwehrkanal auf dessen anderen
Ufer wir der Lindenstraße weiter folgten

Von der dann Axel Springer Straße ging
Es über die Kommandantenstraße wie
Alte Jakobstraße und Neue Roßstraße
Zurück auf die Fischerinsel gen Heimat

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei
Vino e Libri zum Aufwärmen der Liebsten
Ging es die letzten 3 km zum Helmholtzplatz
Wo wir erschöpft und selig wieder ankamen

jens tuengerthal 19.10.2018

Freitag, 19. Oktober 2018

Geheimversteck

Emerson wusste
Kein Geheimnis lässt sich für
Immer verstecken

Wir alle sind wohl
Gedankenleser Dinge
Verraten sich selbst

Vorstadthäuser sind
Billig teurer Prunk allein
Entblößt Bewohner

Nichts Privates bleibt
Zivilisiert dauerhaft
Jemals undurchschaut

Der Weltmaskenball
Verbirgt seinen Charakter
Ihn zu enthüllen

Konvention durchschaut
Wer Redensarten einfach
Lieber überhört

Es zählt nur das Werk
Kein Urteil ist zu fürchten
Als das eigene

Wer seinem Urteil
Voll vertraut braucht keinen mehr
Außen je fürchten

Stärker ist darum
Wer ohne Geheimnisse
Freier leben will

Jedes Versteckt macht
Dauerhaft unfrei die es
Noch benötigen

Lügen wirken so
Wie Verstecke im Alltag
Machen uns unfrei

Machiavelli irrt
Geheimnisse geben uns
Nur Schein der Freiheit

Offen dagegen
Bleiben wir besser geschützt
Als jede Festung
jens tuengerthal 19.10.2018

Nein heißt ...

Nein heißt Nein
Oder ich weiß nicht
Außer wenn es
Gerade brennt
Bei beiden was
Bei manchen nie
Vorkommt warum
Die meisten nie
Zusammen kommen
Dann erübrigt sich alles
Aber das versteht nur
Wer es kennt

jens tuengerthal 19.10.2018

Nachtlust

Heute Nacht hat es uns gepackt
Zwischen Traum und Schlaf quasi
Fielen wir übereinander her ohne
Eine Minute an die Zeit zu denken

Seitlich noch aneinander gekuschelt
Glitten wir fast im Traum ineinander
Bis wir von wechselseitiger Bewegung
Ineinander erregend wach wurden

Du schon von Morgentau mittig bedeckt
Nahmst meine nach Mitternachtslatte auf
Bis wir erschöpft wieder innehielten um
Noch mehr als miteinander zu schlafen

Ein Ritt im wilden Mondschein über
Traumwiesen unter elfenhafter Nymphe
Tief versunken in deinem  Morgentau
Erstarrtest du koboldig aufgespießt

Nächtlicher Schrei durchbrach die Stille
Im tiefen Dunkel tiefer in dir versunken
Sprudeln deine Quellen mich belebend
Auf Höhepunkten zuckend über mir

Selig wer zu Traumzeiten solchermaßen
Traumhaftes wirklich erleben darf um
Danach erschöpft ineinander immer noch
Sanfter nur noch zuckend einzuschlafen

jens tuengerthal 19.10.2018

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Potenzpsyche

Die Potenz der Männer nimmt ab
Je länger sie eine Frau haben
Desto weniger Lust haben sie
Bei Frauen kann es anders sein

Darum gibt es heute Viagra
Für Männer und Frauen damit
Gestörte Libido künstlich gehoben
Geteilte Lust wieder ermöglicht

Bin in einem Alter in dem ich längst
Die abnehmende Potenz spürte
Er nicht mehr bei jeder genug stand
Oder wunschgemäß schneller kam

Versagensängste dabei wie die Worte
Der Frauen dazu machten den Sex
Zum fast bedrohlichen Härtetest
Gefüllt von sich häufendem Frust

Dazu kommt ein sich wandelndes Bild
Mann soll liebevoll zart und einfühlsam
Zärtlicher Freund und verständnisvoll
Zumindest die allermeiste Zeit noch sein

Im richtigen Moment aber soll Mann dann
Frau richtig zu nehmen wissen und dabei
Fest und hart sein ein bisschen brutal auch
Eine Gratwanderung der Einfühlsamkeit

All dies überfordert viele Männer immer mehr
Ihre Lust nimmt ab und der Sex misslingt
Weil sie zufällige Launen falsch einschätzen
Dafür sogleich mit Sexentzug bestraft werden

Die Kriminalisierung verschiedener Wege
Der Anbahnung der Sexualität hilft dabei
Vorhandene Neigung zur Impotenz noch
Geradezu exponentiell zu potenzieren

All diese Dinge und die damit verbundene
Krise bei der Nachkommenschaft sind bekannt
Seltsam genug ist es bei mir genau umgekehrt
Werde mit meiner Liebsten immer potenter

Ob das nur an ihrer überragenden Schönheit
Unserer großen Liebe oder ihrem fraglos
Unübertroffenen Sex-Appeal liegt oder eine
Frage von Technik und Erfahrung ist
Weiß ich nicht

Sicher ist nur indem sie mich als Mann
Fordert und geil findet macht sie mich
Genau darin stärker als jede zuvor die
Alle mich irgendwann etwas langweilten

Das Ende meiner Potenzprobleme
Ohne eine Änderung des Lebens
Außer des Gefühls für die eine spricht
Deutlich für ihre rein psychische Ursache

Sie kommt immer wieder auf und mit mir
Egal von wo und wie will sie und lobt mich
Für meine Lust auf sie statt mich darin zu
Depotenzieren als alter geiler Bock

Potenz ist mehr Psyche als Biochemie
Zwar stimmt die Chemie bei uns auch
Aber gegenseitiges sich Wollen erst
Macht beide auch auf Dauer glücklich

Zeit mehr miteinander zu genießen
Statt mit Chemiekeulen zu stehen
Was nichts an der Ursache ändert
Guter Sex braucht gute Gefühle

Fühle mich mit meiner jungen Göttin
Wie Zeus und mehr mindestens noch
Erblühe zu nie geahnter Standkraft die
Der korrekte Mann sich niemals traute

Aber neben ihrer strahlenden Schönheit
Den perfekten körperlichen Reizen wirkt
Viel stärker noch dabei das Gefühl das
Sie mir gibt indem sie genau mich will

Darum liegt sexuelles Glück und Potenz
Nicht in der Vielfalt eines Casanova den
Wahllosigkeit am Ende unglücklich machte
Sondern im Vertrauen und Wissen umeinander

Der überall Jugendwahn der allen Angst macht
Vor dem Alter was früher der Weisheit hehres Ziel
Macht unentschiedene Wahllosigkeit verlockend
Die Folge ist ewig unzufriedene Impotenz überall

Wäre ich ein Sex-Guru predigte ich heute wohl
Den Jüngern die ich nicht habe statt freier Liebe
Entscheidung und Treue als höchste Erfüllung
Sie macht unendlich potent nicht die Orgien

Sex ist gut und gesund für den Menschen
Ihn zu suchen mag immer gut sein warum
Keiner Prüderie hier das Hohelied gesungen
Sondern dem wahren Genuss geilster Lust

Nicht Vielfalt bringt jemals uns Erfüllung
Allein Einfalt Vertrauen und Übung sind es
Die den Weg zum höchsten Glück bahnen
Sage ich heute nach Jahren der Übung

Wenige finden die oder den Richtigen
Viele leben mit irgendwie Kompromissen
Nur um nicht allein zu sein oder gar keinen
Sex mehr außer mit sich zu haben

Es lohnt sich so lange zu suchen bis alles
In- und Zueinander voller Lust auch passt
Alles davor ist nur halb richtig eigentlich
Und das Glück findet dich von alleine

Erst als ich alle Suche bereits aufgegeben
Keine Hoffnung mehr hatte fand sie mich
Hatte mich gezielt ausgesucht was also
Für wie gegen das Suchen zugleich spricht

Was am Ende vielleicht verwirrend klingt
Ist der natürlichen Divergenz geschuldet
Die Mann und Frau nach der Natur eigen
Deren Leugnung sicher impotent macht

jens tuengerthal 18.10.2018

Ehrlichkeitsrettung

Emerson fragte
Nach dem wahren Mittelpunkt
Rettung in der Not

Beim Schiffbruch halte
Nach den Wissenden Ausschau
Die wissen stets wo

Hoffnungen gehen
Allesamt nur ins Leere
Bleiben Hausmittel

Himmelsgunst erbarmt
Gesunder Menschenverstand
Alles hilft hier nicht

Nichts kann dir helfen
Als immer nur Ehrlichkeit
In allem offen

Emerson lebte
Wie sein Freund Thoreau offen
Ehrlich auch mit sich

jens tuengerthal 18.10.2018

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Sexriesin

Es gibt viele Arten von Riesen
Die meisten sind nur sehr lang
Wenige werden wirklich groß
Ganz anders meine große Liebe

Sie ist ein hochbegabtes Talent
Dessen Natur mit dem ersten Blick
Verzaubert deren wahre Größe du
Aber erst vereinigt erkennen kannst

Tief in ihr blühe ich erst ganz auf
Nie erregte mich eine so sehr wie
So oft immer wieder aufs Neue
Mit ihrer unstillbaren Lust überall

Wie sie vor Leidenschaft überläuft
Der schönste Busen mir lustvoll aus
Dem Halter entlassen entgegenspringt
Da überragt sie für mich jede andere

Doch zur größten Riesin wird sie erst
Auf mir wenn ich unter ihr liegend selig
Höhepunkt auf Höhepunkt lausche
Da überragt sie alles je erlebte

Zur Riesin aber macht sie nicht etwa
Die Quantität auch nicht die Lautstärke
Sondern die höchste Qualität ihrer dabei
Hingebungsvollen grenzenlosen Leidenschaft

Die beste Sexriesin zu lieben ist immer
Wieder eine körperliche Herausforderung
Für einen schon fast älteren Herren ohne
Viagra genügt dafür aber ihr Anblick mir

Meine große Liebe die beste Sexriesin
Ist quantitativ Weltmeisterin gäbe es je
Eine Konkurrenz für dies einmalige Glück
Wie qualitativ immer für mich unschlagbar

Das erstaunlichste aber an ihr ist
Nicht nur sie ist die beste Sexriesin
Auch ich als ihr kleinerer Partner
Wachse mit ihr über mich hinaus

Kann die Suche nach einer solchen
Keinem Mann empfehlen habe dies
46 Jahre versucht bis sie mich fand
Ansonsten scheint sie mir einmalig

Ein kleiner Tipp für alle Sehnsüchtigen
Wer nur nach oben schaut und Riesen
Über sich am Himmel vermutet wird
Nie bemerken wenn sie einen finden

Sollte ich nun den Neid geweckt haben
Bedaure ich das sehr da ich gerne weiter
Im Schatten der unteilbaren Sexriesin
Lustvoll durchs Leben schweben möchte

jens tuengerthal 17.10.2018

Fritzisch

“Und so war ich denn auch preußisch, oder um richtiger zu reden, Fritzisch gesinnt: denn was ging uns Preußen an. Es war die Persönlichkeit des großen Königs die auf alle Gemüther wirkte”
[Goethe in Dichtung und Wahrheit, Band I, Erster Theil]

Eines Freundes Vater ist nicht mehr
Ging mit 87 also stolzem Alter wohl
Doch fehlt der Welt ein Stück ohne
Den alten Fritz draußen in Dahlem

Er stürzte einfach aus dem Leben
Als vielfacher glücklicher Großvater
Überraschend vital noch bis dahin
Mit ihm ging ein Stück Geschichte

Erinnere mich seit mehr als einem
Viertel Jahrhundert an Erlebnisse
Mit ihm von Karlsruhe bis Berlin
Sah ihn beruflich wie als Vater

Nichts gegen die Erinnerungen
Seiner Kinder die teilweise schon
Ein halbes Jahrhundert mit ihm
Oder seine Frau weit darüber

Aber doch manche Geschichte
Vom Herrenreiter am Geigersberg
Der sich tief in die Kurven legte
Rasanter fuhr als ich vermutete

Der liebevolle Vater der manchmal
Auch mehr besser wusste als seine
Kinder sich zuvor träumten in von ihm
Gebauten Möbeln und Betten noch

Denke an die Gänge durchs Museum
Wo er fröhlich lachend auflebte dafür
Viel mehr in Bildern erkannte als ich
Mir manchen Blick erst eröffnete auch

Wie er mit seinen Geschwistern am Tisch
Verse zitierte von Morgenstern bis Fontane
Auswendig lachend über Louis Ferdinand
Was er immer noch mit Anekdoten verband

Wie er der Tochter sagte wer zur Hochzeit
Zu laden sei und wer nicht was mich noch
Mit dieser innerlich ganz solidarisch empörte
Was er aber lächelnd logisch begründete

Dies Lächeln mit dem ich ihn werden sah
Vom Vater zum Großvater mit seiner Enkel
Schar um wie mit ihm tobend oder auf dem
Großväterlichen Schoß Geschichten lauschend

Geschichte und Geschichten erzählen konnte er
Einmal durfte ich die seiner Flucht mitanhören
Wie er noch einmal durch die SBZ nach Schlesien
Auf das verlorene Gut der Familie alleine fuhr

Ein Mann aus einer anderen Zeit war er für mich
Sohn schlesischer Gutsbesitzer wie Nachfahre
Des Feldmarschalls und mancher Widerständler
Adelsstolz und bodenständig gut preußisch wohl

Er war gut preußisch wie es mein Großvater noch
Als Ideal aus seiner Zeit in Lichterfelde beschrieb
Bescheiden aber wie der Feldmarschall es beschrieb
Schien er mir weniger denn humorvoll überlegen

Seine echte Demut und Bescheidenheit lernte ich
Erst später kennen und würdigen als ich merkte
Wie er sich völlig zurücknahm für die Familie sogar
Seinen Geburtstag völlig unwichtig nur nannte

Ein Kind einer anderen Zeit die unterging wie auch
Das Land auf dem ihre Güter einst standen heute
Polnischer Nachbar in Europa einfach wurde was er
Als Ritter und in Stiftungen zu würdigen wusste

Auf Familienfesten ein Mittelpunkt immer wieder
Ansteckend mit seinem Lachen wie den Augen
Die so strahlend blau glänzten wie ich es kannte
Von den Bildern vom Feldmarschall überall

Denke an die Hochzeit des Freundes zurück
Wie er von seinem Suppenwunsch erzählte
Braut und Bräutigam wie sich zum Schutz
Riesige Servietten lachend umband

Als großer Leser mit geistig verwandt wenn auch
Von geradezu enzyklopädischer klassischer Bildung
Die sicher auch einschüchternd war für die Umgebung
Wurde er im Alter so schien es mir immer milder noch

Als ich ihn zuletzt sah freute ich mich sehr zu sehen
Wie gelassen ruhig er mit seinen Enkeln umging
Manchmal schien mir wir zwinkerten uns zu wenn
Die Umgebung zu geschäftig aufgeregt wurde

Wurde nicht gleich warm mit ihm - das dauerte
Verstand seine Tochter in ihrer Revolte zu gut
Wie hätte ich mit diesem autoritären Alten gekämpft
Den ich doch immer respektvoll bewunderte

Als ich ihn Geschichten erzählen hörte und sah
Wie liebevoll er mit seinen Enkeln immer war
Seine Liebe für gute Dichtung rezitierend spürte
Da wurde auch ich weniger preußisch als fritzisch

Ein Zeitalter geht zu Ende das noch vom Leben
Auf den Gütern in Schlesien erzählen konnte
Er war nicht der älteste seiner Geschwister aber
Doch der älteste Sohn wie mein Freund und ich

Sich seiner strahlenden lachenden Augen noch
Lange erinnern und seiner Liebe für die Kunst
Seiner Neugier bis ins hohe Alter hinein lesend
Freue ich mich dass er nicht mehr leiden musste

Da konnte einer geistig rege und aufmerksam gehen
Bleibt als liebevoller Großvater Vater und Freund allen
So in Erinnerung wie er leben wollte was gut so ist
Glaube er hat auch in der Liebe alles gefunden

Wenn ein glücklicher alter Mann gehen darf ohne
Vorher zu leiden oder inkontinent in Geist oder Körper
Bewusst noch werden zu müssen ist das tröstlich
Auch wenn ich sein strahlendes Lachen vermisse

jens tuengerthal 17.10.2018

Dienstag, 16. Oktober 2018

Kleingroß

Kleine Menschen sind oft größer
Als sie uns größeren erscheinen
Sogar als sie sich selbst sehen
Weil Größe nicht an Länge hängt

Meine größte Liebe aller Zeiten
Ist die kleinste meiner Verlobten
Die allermeisten waren länger
Aber keine kam mir je näher

Die größte Schönheit steckt im
Elfenartig zartesten Körper mir
Die schärfsten Rundungen hat
Jene mit den kleinsten Füßen

Die Öffnungen des Feenkörpers
Sind von vollkommener Schönheit
Die eindringlich allerengste aber
Macht mich immer am heißesten

Wie liebe ich es züngig schnell
Zwischen ihren feuchten Lippen
Die mich am Gipfel überschwemmen
Doch in meinen Träumen lecke ich sie im …

Was eng und verschlossen im Alltag
Die kleinste unter ihren Öffnungen
Nase und Ohren mal beiseite gelassen
Ist Quelle lustvoll größter Träume

So zeigt sich am Ende wie von hinten
Je kleiner desto größer das Glück
Weshalb meine kleinste zarteste Fee
Die größte Liebe überall mir wurde

jens tuengerthal 16.10.2018

Einrichtungsliebe

Bei der Liebe geht es um Gefühl
Glücklich heißt wer es gefunden
Zumindest wo es gegenseitig ist
Sonst endet es eher unglücklich

So gesehen bin ich vollkommen
Glücklich und habe alles in einer
Mehr als ich je zu träumen wagte
Dennoch scheitern viele Lieben

Die meisten Lieben scheitern an
Den Kleinigkeiten des Alltags mit
Welchen wir uns jeden Tag nerven
Und darüber das Glück vergessen

Sich darum täglich bewusst machen
Wie groß das Glück doch ist hilft es
Gegen den Alltag tapfer zu verteidigen
Um was ist immer mehr zu genießen

Schreibe darüber das Glück zu preisen
Dankbar für die Lieb und glücklich mit ihr
Brauche ich nichts mehr sonst finde mein
Leben so gemeinsam perfekt eingerichtet

Sich gemeinsam gut darin einrichten hilft
Das Glück als solches zu würdigen wie sich
Jeden Tag darin wohler noch zu fühlen
Eben Zuhause beieinander angekommen

Welche Einrichtung zwei zusammen finden
Ist weniger wichtig als diese sich zu suchen
Träume zu teilen und danach streben sie zu
Leben hilft dabei dauerhaft glücklich zu sein

Habe alles mit meiner einen und damit ich
Es nie im Alltag vergesse richten wir uns
Den gemeinsamen Traum immer mehr ein
Was hilft zu sehen wie schön doch alles ist

Gute Träume haben keinen Preis sondern
Wachsen in die geteilte Wirklichkeit hinein
Diese glücklich zu genießen hilft sehr dabei
Die Liebe dauerhaft wichtiger zu machen

Es sind Kleinigkeiten immer die trennen
Wieviel mehr wiegt das geteilte Glück da
Es zärtlich zu würdigen macht viel Freude
Daran arbeiten ist so die leichteste Übung

Weil ich das wie vermutlich alle theoretisch
Genau weiß ist es gut sich manchmal auch
Schriftlich daran zu erinnern wie glücklich
Das Leben gemeinsam eingerichtet ist

jens tuengerthal 15.10.2018

Heiligelächerlichkeit

Die Menschen suchen nach Glauben
An etwas was in allem über ihnen sei
Darum erfinden sie sich noch Götter
Glauben Aberglaube sei die Wahrheit

Wer in Höherem die Erfüllung sucht
Wird nie mit dem was ist glücklich sein
Weil Erfüllung erst im Jenseits kommt
Was daraus wurde sehen wir täglich

Dabei tun die Kirchen überall alles
Sich so lächerlich wie möglich zu machen
Rom lässt massenhaft Kinder missbrauchen
Nennt aber die Abtreibung bösen Mord

Die Orthodoxen spalten sich mal wieder
Aus politischen Gründen im Aberglauben
Weil die Ukraine unabhängig nun wurde
Erkennt Moskau den Rest nicht mehr an

Menschen lassen sich von Priestern
Überall auf der Welt Angst machen
Vor dem was kommt wenn sie nicht
Mehr sind was also völlig egal wäre

Der Islam zwingt seinen Gläubigen
Überall auf der Welt noch Regeln auf
Die noch aus dem Mittelalter stammen
Sind intern völlig zerstritten dabei

Sekten und Glaubensformen bekämpfen
Sich gegenseitig weltweit für den wahren
Weg den jeder für sich beansprucht dafür
Die Gläubigen sich noch opfern lässt

Lacht endlich über all diese Heiligen
Noch mehr über ihre allzu menschlichen
Institutionen in ihrem lächerlichen Streit
Kein Mensch muss noch etwas glauben

Wir haben die Freiheit nichts zu glauben
Können lieber das Leben mehr genießen
Statt über ein Jenseits nur zu mutmaßen
Uns dafür im Alltag noch zu kasteien

Der Mensch ist überall frei geboren
Auch frei zu glauben was ihm gefällt
Vergesst die Organisationen lieber
Genießt mehr was ihr im Leben habt

Die große Aufgabe der Zukunft wird
Den Menschen die Freiheit zu lehren
Auch nichts zu glauben und dennoch
Das glücklichste Leben zu führen

Kein Epikuräer fürchtet noch den Tod
Anders als all die Gläubigen die sich
Unsicher vor der Verdammnis fürchten
Wir genießen lieber jeden Tag was ist

Es ist Unsinn gegen den Aberglauben
Mit Gewalt noch zu kämpfen wie dieser
Die Welt schon immer mit Gewalt übersät
Lachen wir lieber darüber und genießen

Dankbar betrachte ich Aufklärer also
Wie lächerlich sich die Kirchen machen
In kleinlichen Haarspaltereien um Macht
Sage euch nichts davon müsst ihr glauben

Aufklärung heißt darum heute ganz einfach
Die Freiheit auch nichts zu glauben zu lehren
Womit sich die Glaubenswahrheit erledigt hat
Als Exempel glücklich ohne Angst zu leben

Das Leben ist schön und bietet uns so viel
An Genüssen und Glück jeden neuen Tag
Lernen wir sie in allem mehr zu genießen
Haben wir in Zukunft genug mit uns zu tun

jens tuengerthal 15.10.2018

Sonntag, 14. Oktober 2018

Wahlschweigen

Wenn Wahlen genau ausgehen
Wie Umfragen es ankündigten
Muss nichts dazu gesagt werden
Ein wirklich erwartbares Ergebnis

Fraglich nur ob sich nun etwas
In der Politik irgendwo ändert
Wenn es kommt wie angekündigt
Braucht auch keiner mehr kommen

Bayern hatte die Wahl welch Qual
Nun wird es dort endlich normal
Söder spielte dort noch den Aal
Seehofer kommt an den Marterpfahl

Das oben nur des Reimes wegen
Ansonsten schweigen wir lieber
Wer hat schon noch die Wahl
Wenn's kommt wie angesagt

jens tuengerthal 14.10.2018

Fußballschweigen

Zum Fußball sollte ich
Besser schweigen um
Nicht meine schlechtesten
Eigenschaften zu offenbaren

Viele täten gut daran mehr
Zu schweigen gerade politisch
Wieviel friedlicher wäre es
In einer so stillen Welt dann

Groß wäre auch die Zahl der
Ehen die mehr schweigen rettete
Jenseits der Stille liegt also viel
Mehr als Medien glauben wollen

Glück und Zufriedenheit zögen
Im miteinander endgültig ein
Gekommen um dort zu bleiben
Schwiegen wir alle öfter mehr

Kein Wort also von mir zu Jogi
Nichts sage ich zum Team noch
Nicht mal einem Gedanken gar
Verschwende ich auf Konflikte

Analytiker meinen in Fällen wie
Meinem diese seien gefährlicher
Weil alles irgendwann wiederkomme
Geschwätz alles ist irgendwann egal

Darum kommt heute mal nichts…
jens tuengerthal 14.10.2018

Samstag, 13. Oktober 2018

Wannseeherbstliebe

Mit der Liebste im schönsten Herbst
Am Wannsee entlang gewandert
Von der Station Wannsee los bei
Sonnenschein mit der Schönsten

Segel auf dem See betrachtet
Wie Liebermann sie einst malte
An dessen Gartenvilla gestoppt
Herbstliche Bilder dort gemacht

Nach dem Haus der Wannseekonferenz
Zum Seeufer abgebogen und ihm gefolgt
Wobei wir leider nicht ganz allein waren
Viele Berliner hatte die Sonne rausgetrieben

Durch schönsten Herbstwald gewandert
Großartige Farben an beiden Ufern bestaunt
Pfaueninsel und Peter und Paul auch gesehen
Kurz vorm Glienicker Park in rosa gepicknickt

Der Herbst am Wannsee ist noch viel schöner
Als diese wunderbare Jahreszeit ohnehin schon
Im preußischen Arkadien wandert sich lustvoll
Während die Wannseewellen an Ufer schwappen

Die Farben sind zum verlieben schön und allein
Der Liebsten noch schönerer Anblick konnte den
Staunenden Dichter noch vom ständigen Blick in
Diese verzauberte Landschaft etwas abhalten

Das immer schönere Rosarot weiter bewundert
Am traumhaften Park entlang bis zur berühmten
Glienicker Brücke diese nach Potsdam überquert
Dort mit der Straßenbahn zum Bahnhof gezuckelt

Berlin ist ja schon ganz nett so als Stadt mit allem
Aber sein Hinterhof oder ist es der Vorgarten doch
Übertrifft alles an Schönheit gerade im Herbst
Der heute wieder zärtlich schönsten Jahreszeit

jens tuengerthal  13.10.2018

Freitag, 12. Oktober 2018

Leidenschafft

Leidenschaft ist wunderbar
Zumindest beim Sex immer

Leidenschaft ist der Horror
Im alltäglichen Zusammenleben

Was Leiden schafft
Also Leiden lässt
Sollte gemieden werden
Um glücklich zu sein

Pures Gleichmaß ist öde
Explosionen bringen Abwechslung
Bei hohem Verletzungsrisiko
Ohne weitere Gewinne

Leidenschaft quält das Herz
Sex ohne Leidenschaft quält

Wir haben also wohl die Wahl
Früher sterben oder uns quälen
jens tuengerthal 12.10.2018

Lichterorte

Das Lichterfest zu Berlin
Neigt sich auf denglisch
Langsam dem Ende zu

Es mit weniger Trubel
Noch einmal abgelaufen
Zumindest andernorts

Nette Ideen gelegentlich
Der Fernsehturm auch
Auf langer Röhre bespielt

Asiatisch im Nikolaiviertel
Wirkt es so glaubwürdig
Wie Kopien Made in China

Die Liebste fühle sich auch
Sogleich an Asien erinnert
Was mir passend erschien

Das Bode Museum noch
Nach Besuch bei Dussmann
War ein schöner Anblick

Doch war ganz ehrlich gesagt
Kulturell Dussmann lohnender
Als das Festival of Lights 2018

Bedächte ich den Stromverbrauch
Bekäme ich schlechte Laune wohl
Darum lasse ich es lieber noch

Ein Festival neuer Dezentz täte
Berlin in preußischer Tradition
Für meinen Geschmack besser

Auch Stille könnte die Stadt feiern
Wider den alltäglichen Lärm hier
Wäre es ein angenehmes Festival

Stattdessen werden wir bedudelt
Beim Betrachten des stillen Lichts
Um Volksfestmassen zu bewegen

Berlin hat viele wunderschöne Seiten
Sie zeigen sich eher dezent versteckt
Aber das behalte ich lieber für mich

jens tuengerthal 12.10.2018

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Dreimal

Dreimal in 14 Stunden
Ist ganz schön viel
Oder einfach sehr geil
Nicht gezählt dabei
Die Zahl deiner
Höhepunkte
Näher 14 als 3
Dreimal zwei
Ist bester Sex
Der Rest ist
Bloß Schweigen
Der Genießer

jens tuengerthal 11.10.2018

Künstlich

Kunst fordert dich ganz
Oder es ist keine Kunst
Nur kleine Hausmusik
Ohne bleibenden Wert

Wer für die Kunst lebt
Opfert sich dieser um
In der Kunst echt zu sein
Alles andere bleibt künstlich

Damit Künstler nicht nur
Künstlich bleiben müssen
Sie bereit sein alles zu geben
Sagen melodramatische Phrasen

Jenseits der Phrasen ringen die
Künstler echt und künstlerisch
Mit sich und ihrer Rolle wohl
Manchmal wirkt es künstlich

Am Ende bleiben sie immer
Handwerker mit Träumen
Die gern mehr sein wollen
Darum das Drama leben

Goethe machte einfach
Seine tägliche Arbeit
Als Geheimrat und Minister
Wenig Drama nebenbei

Schaue ich vom Ergebnis her
Lohnt weniger Drama mehr
Raubt nicht dramatisch Zeit
Sondern erledigt was nötig

Sicher schrieb Goethe mal
Den Werther in wilder Jugend
Für den er sich später schämte
Nicht literarisch sondern menschlich

Sich als Handwerker bemühen
Ordentliche Arbeit dafür machen
Schafft oft größere Kunst als die
Schwankungen des Dramas

Neben dem großen Drama
Als das manche ihr Leben
Täglich neu inszenieren bleibt
Wenig Raum für große Kunst

Was dann kommt ist zufällig
Folgt keinen größeren Plan
Soll ein Geniestreich nur sein
Hat selten längere Dauer

Manche Dichtung wirkt genial
Wo ihr das Handwerk aber fehlt
Verdankt sie sich seltenem Zufall
Ist eigentlich hohl und wertlos

Weiß nicht ob ich ein Künstler bin
Ein guter Bürger zu sein genügte
Der sein Handwerk sicher beherrscht
Ruhe und Raum braucht es sicher

Diesen für die Kunst zu verteidigen
Ist oft des Lebens größtes Drama
In dem Künstler von sich sprechen
Was oft allzumenschlich endet

Vielleicht ist der Wille dazu schon
Kunst genug im Alltag während
Andere Freiraum für sich wollen
Schenke ich ihn lieber der Kunst

jens tuengerthal 11.10.2018

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Friedenswert

Des Menschen Wert macht
Alles äußere wertlos
Jeder ist Ursache

Nichts bringt mehr Frieden
Als endgültiger Triumph
Deiner Grundsätze

Gerne loben wir
Aberglauben für Gewinn
Wider die Vernunft

Siege dank Glauben
Aber sind völlig wertlos
Du allein zählst da

Niemand kann Frieden
Dir bringen als du allein
Mit dir im Reinen

So lehrt Emerson
Amerikas Philosoph
Von guter Freiheit

Konstruktiv gibt er
Seinen Lesern neue Kraft
Auf sich vertrauend

Aberglaube macht
Ewig unfrei die Menschen
Die nicht sich trauen

Revolutionär
Was dieser bereits dachte
Bevor wir wussten

Wagen wir wirklich
Alle Freiheit zu leben
Solitär zu sein

Es erfordert Mut
Schenkt aber größte Freiheit
Ein ganzes Leben

jens tuengethal 10.10.2018

Messwert

Früher ging ich liebend gern
Auf die Frankfurter Buchmesse
Leipzig war ja immer eher komisch
Für Manga-Freunde eine Bühne

Heute langweilt mich schon die
Bloße Berichterstattung dieses
Festivals der Händler und Krämer
Dass gerne große Kultur spielt

Mit noch dazu moralischem Anstrich
Wird gefühlvolles Marketing betrieben
Neue Artikel als Kulturgüter vertrieben
Handel und Kultur eklig vermischt

Bücher waren ganz bestimmt Kulturgüter
Bis sie Gegenstand des Handels wurden
Dann waren sie plötzlich nur noch Waren
Die nach dem Verkaufswert taxiert wurden

Großer Trick des Marketing wurde dabei
Buchhändler gaben sich als Kulturvermittler
Verleger als Landwirte alter Kultur während
Autoren Darsteller der Bücher-Show wurden

Bin weder Buchhändler noch Verleger
Was soll ich da auf einer Messe die
Wie der Buchhandel lange bereits
Den Anschluss an die Zeit verpasste

Das neue Zeitalter ist logisch digital
Die Bücherromantik dieser Messen
Ist nur anekdotisch und museal noch
Eine kulturelle Perspektive hat sie nicht

Es bräuchte dringend eine Messe für
Die Kultur und ihre Schöpfer statt des
Jährlichen Marktplatzes der Eitelkeiten
Derer die an fremder Kunst verdienen

Aber dieser schöne Traum bleibt ewig
Illusion denn am Ende zählt Verdienst
In barer Münze für den Händler sorgen
Mögen sie ihre Geschäfte machen

Buchhändler sind nichts anderes als
Teppichhändler oder Autofachverkäufer
Nur ihre Ware profitiert vom Anschein
Der Kultur in ihrem käuflichen Umfeld

Mögen sie das ruhig erfolgreich tun
Liebe alle schönen Bücher sehr nur
Mit dem Handel hab ich nichts zu tun
Mir geht es um Liebe nicht Prostitution

jens tuengerthal 10.10.2018

Berlinbunt

Nachts ist auch Berlin grau
Es fehlt das preußische Blau
Das vom Himmel über herab
Als lichtes Zelt uns erscheint

Manchmal aber leuchtet es
Von unten herauf bunter als
Die Stadt sich ohnehin gibt
Eine typisch Berliner Erfüllung

Bunter Anschein beleuchtet
So schon schöne Flächen
Wie domhaftes Grauen farbig
Als kunterbunten Illusionsraum

Kein Flughafen fertig bis jetzt
Stadt als Summe von Baustellen
Aber jährlich schön beleuchtet
Ist Berlin Meisterin der Scharlatane

jens tuengerthal 10.10.2018

Dienstag, 9. Oktober 2018

Verständnisvoll

Männer und Frauen
Verstehen sich weniger
Als sie gern meinen

Dabei wissen sie
Was wem Worte bedeuten
Nach der Theorie

Sagen dasselbe
Und meinen das Gegenteil
Was alltäglich ist

Verständnisvoll sein
Wird dabei manchmal schwierig
Ohne verstehen

Liebe hilft dabei
Natürliche Divergenz
Zu überbrücken

Gefühl aber ist
Immer wieder besonders
Gefährlich dabei

Hier zu behaupten
Eine Sicht sei die Wahre
Verlängert den Krieg

Nicht überzeugt sein
Von der eigenen Wahrheit
Wirkt wie gelogen

Ist die Dialektik
Ohne Lösung das Schicksal
Wohl aller Liebe

Im Alltag sicher
Aber Glaube erhält noch
Letzte Hoffnung uns

Es ändert sich nichts
Außer wir änderten uns
Was unmöglich scheint

Leben wir also
Gelassen lieber weiter
Als sei alles gut

Ist es dann nicht so
Ging es dabei allen gut
Bevor sie wussten

Was wissen wir schon
Sicher fragte Montaigne
Uns wie sich vorab

Wenig können wir
Antwortet der Philosoph
Was mehr offen hält

Lasse es stehen
Wer wäre ich zu meinen
Besser zu wissen

Stehen lassen ist
Eine Hilfe immer auch
Gegenüber Frau

In Frieden lassen
Weniger streiten anstatt
Rechthaber sein

So die Theorie
Weiser Philosophen ohne
Praxis Erfahrung

Überleben zählt
Am Ende immer noch mehr
Als Recht je wert ist

jens tuengerthal 09.10.2018

Schicksalsmacht

Die Macht des Schicksals ist
Der stärkste Aberglaube noch
Und zeugt von Ohnmacht mehr
Als von vernünftiger Realität

Was soll dies Schicksal sein
Als Ohnmacht der Vernunft
Vor dem was unerklärlich ist
Antwort staunender Narren

Schicksal fürchtet nur wer
Sich ohnmächtig stets sieht
Seinen Beitrag nicht wertschätzt
Statt Gleichgewicht zu suchen

Würde das Schicksal tatsächlich
Alles beherrschen wären auch
Wir Menschen Teil davon also
Selbst eine Macht des Schicksals

So betrachtet Ralph Waldo Emerson
Lächelnd die Ohnmacht zu vieler
Gegenüber dem angeblich Schicksal
Dessen Teil sie logisch selbst wären

Sich die Welt lieber so zu machen
Wie sie uns gefällt entspricht eher
Der konstruktiven Haltung einer
Vernünftigen Aufklärung heute

Wer das Schicksal fürchtet offenbart
Nur seine Ohnmacht nicht die Macht
Dieser geglaubten Phantasie eines
Irgendwie höheren über sich

jens tuengerthal 09.10.2018

Lügenswert

Was ist Lügen wert
Verrät jeder Lügner sich
Wie die Gesellschaft

Franzosen lügen
Lieber als andere wohl
Schreibt uns Montaigne

Von sich selbst reden
Können guten Gewissens
Nur wirklich Große

Montaigne aber
Redet dennoch über sich
Ohne zu lügen

Nicht weil er dächte
Ein Großer irgend zu sein
Sondern bloß trotzdem

Nichts bedeutendes
Sei Gegenstand seines Buchs
Sondern allein er

Warum soll lügen
Wer über sich nur redet
Denkt sich der Leser

Schöner sich machen
Wäre Bedürfnis genug
Was er nie wolle

Oder fischt dieses
Understatement ganz bewusst
Nach Komplimenten

Ist echt bescheiden
Wer sich öffentlich schwach nennt
Oder darum nie

Wäre es Lüge
Unbescheiden zu tun wenn
Genie so sichtbar

Lügen nicht alle
Die weniger scheinen als
Ihrem Wert entspricht

Ist Montaigne dann
Ein französischer Lügner
Oder einfach Mensch

Er verurteilt streng
Alle Lügen als Gefahr
Für die Gemeinschaft

Die Wahrheit aber
Ist immer eine Lüge
Wo sie behauptet

Keiner weiß alles
Wahrheit kennt also keiner
Nur Lügen jeder

Wer was weiß ich schon
Als Motto sich gab ist frei
Ohne zu lügen

jens tuengerthal 08.09.2018

Montag, 8. Oktober 2018

Squirtingquatsch

Squirting wird zum neuen Druckmittel
Der Erwartung an weibliche Sexualität
Aber weiß wer genau worum es geht
Hat es etwas mit Orgasmus zu tun

Auch Wikipedia wartet längst mit den
Passenden Artikeln zum Thema auf
Das weibliche Ejakulation nur heißt
Unwissenschaftlich wie nichts sonst

Es wird viel mit wie und ähnlich dort
Formuliert und mehr ist doppeldeutig
Als es seriöse Lexika wohl zuließen
Wir mutmaßen über ein Wunder

Lange galt der weibliche Orgasmus
Auch als unerklärliches Wunder nur
Heute kennen wir den nervus pudendus
Wissen wo er endet und was ihn reizt

Nichts anderes braucht es auch als
Diesen für den weiblichen Höhepunkt
Auch der G-Punkt ist der Nerv indirekt
Stimuliert bei günstigem Verlauf einfach

Der weibliche Orgasmus ist nicht immer
Klitoral manchmal ist er auch vaginal
Oder mit dem Verlauf des Nervs anal
Aber nie hat er mit der Harnröhre zu tun

Die Theorien zum diffundieren der sonst
Scheidenflüssigkeit in die Harnröhre sind
Gelinde gesagt mindestens gewagt stets
Ohne jeden wissenschaftlichen Beweis

Viel mehr als für die angebliche neue
Weibliche Ejakulation spricht hier nur
Für einen Verkaufstrick der Pornoindustrie
Die Squirting-Filme besser verkaufen will

Dabei aber geht es real nur darum dass
Männer sich von Frauen statt Höhepunkt
Anpissen lassen wie die Darsteller dort
Wenn sie ehrlich sind zugeben müssen

Das ganze Gerede um das Squirting
Resultiert nur aus dem beschränkten
Männlichen Vorstellungsvermögen zum
Weiblichen Orgasmus ohne zu spritzen

Es ist allerdings eine kluge geradezu
Feministische Idee den Frauen heute
Einzureden sie müssten nur pissen
Beim Sex dann hätten sie Orgasmen

Nun fühlen sich alle die nie konnten
Weil ihr nervus pudendus eben anders
Verläuft eben toll wenn sie ihre Typen
Beim Sex anpissen und dabei so tun

Wer weiß wie vagina oder anus dabei
Zucken wenn Frau wirklich gemeinsam
Zum natürlichen Höhepunkt kommt
Muss sich nicht anpissen lassen

Es mag Frauen geben die tatsächlich
Beim Höhepunkt Urin absondern weil
Sie so völlig entspannt alles los lassen
Aber es besteht kein Zusammenhang

So zeigt uns die Mode Squirting nur
Die Dummheit der Männer beim Sex
Welche jede alberne Theorie glauben
Sich dafür sogar anpissen lassen

Vielleicht ist es so betrachet sogar
Eine Art Akt der Emanzipation für
Alle Frauen die sonst nicht können
Sie dürfen Typen nun mal anpissen

Verzichte darauf gern für die echten
Höhepunkte meiner omnipotenten Frau
Die mich nicht anpissen muss um einen
Echten Höhepunkt vorzutäuschen

Vermutlich macht der Quatsch aber real
Über 90% der Paare glücklicher weil sie
Sich so scheinbar beweisbar weiter etwas
Vormachen können was nie gewesen ist

jens tuengerthal 08.09.2018

Sonntag, 7. Oktober 2018

Lichterfest

Mal eben inmitten Berlins noch
Das Festival of Lights besuchen
Ist nach der Grunewaldwanderung
Eher ein Höllenritt denn ein Genuss

Die Prüfung für den völlig entspannten
Waldläufer der unter Menschen kommt
Ohne zu wissen was uns wohin diese
Etwas seltsamen Wesen nun wollen

Alle Jahre wieder wird Berlin noch
Sehr energieaufwendig beleuchtet
Auf offener Straßen tragen dort die
Beleuchter ihren Wettbewerb aus

Es sieht teilweise sehr nett aus
Illusionen aus Licht und häufiger
Rasenden Bildern auf Wänden
Die eher verwirren als erleuchten

Die Zeit der Erleuchtung hieß noch
Die Aufklärung warum dies Fest
Vorab einen guten Ruf bei mir hatte
Auch wenn es nur romantisch illuminierte

Mehrere male besuchte ich es noch
Relativ begeistert dachte es wäre
Nach dem Waldbesuch wunderbar
Mit der Liebsten anzuschauen

Es war eher ein Kulturschock
Nach friedlicher Waldesruhe
Ins trubelige Belin hineinfallen
Erschien uns beiden absurd

Nette Beleuchtung um die Humboldt
Bunt auch der Dom wie die Insel aber
Hektisch nervig das Tor und schlimmer
Noch vollgestopfte Wege dazwischen

Wer Jahrmärkte mit Massen mag
Wird auch diesen Volkeshimmel
Eher mögen als sich so gruseln
Wie wir es bald flüchtig taten

Einen Moment zur Erholung noch
In Ruhe auf den Stufen gepicknickt
Der Alten Nationalgalerie und dann
Möglichst ruhig den Berg hinauf

Jahrmärkte und Stadien sind mir fremd
Kann die Menge einen Moment ertragen
Aber dies unkontrollierte Wogen ist mir
Eher widerlich fremd als vertraut je

Das Berliner Lichterfest ist romantisch
Als Kunstwerk ganz nett aber eben
Ein entbehrliches Massenereignis
Warne inzwischen vor dem Besuch

Im Gegensatz zu Grunewald und Wannsee
Ist es von permanenter Unruhe geprägt
Aufgeregte Menschen pilgern durch die
Ohnehin überfüllte Stadt seltsam abwesend

jens tuengerthal 07.10.2018

Grunewaldwasser

Eine kleine Wanderung mit der Liebsten führte uns von der S-Bahnstation Grunewald zum Wannsee, was nach nicht viel klingt aber dann doch 24km waren, die noch danach mit sieben Kilometern durch erleuchtete und überfüllte Stadt zumindest lichttechnisch gekrönt wurden.

In die Natur wollten wir, zuerst war geplant am schönen Wannsee entlang bis zur Glienicker Brücke und den angrenzenden herbstlichen Parks zu laufen. Das haben wir uns, für das nächste mal aufgehoben, da die Sonne bereits bei unserer Ankunft dort bunteste Anstalten machte im Wannsee oder schließlich sogar hinter ihm zu verschwinden. Aber der Reihe nach - es begann am späten Mittag am Helmholtzplatz von wo es gen Westen ging.

Los ging die Wanderung noch am frühen Nachmittag am nördlichen Ende des Grunewalds entlang den nobel bebauten Hundekehlesee auf dessen östlicher Seite das Wohnhaus des hochgeschätzten Walter Rahtenaus als Gedenkstätte liegt, was wir aber auf Naturursuche diesmal völlig ignorierten. Entsprechend folgte dem Hundekehlesee, von dem besonders eine eindrucksvoll knurrende Dogge mit dem Blick durch buntes Laub auf schönes Wasser in Erinnerung blieb, das Hundekehlefenn mit viel sumpfigem Grün im anmutig herbstlichen Wald.

Den Weg zum Forsthaus kann sich der Flaneur ohne besonderen Auftrag übrigens schlicht sparen - dort endet der Weg an Zäunen mitten im Wald. Die andere Seite aber führte uns direkt zum Grunewaldsee, wo ich mit der seligen Liebsten eine erste kleine Picknickpause einlegte.

Dieser See mit dem schönen königlichen Jagdschloss hieße eigentlich einzig mit Recht Hundekehle, so sammeln sich hier die planschenden, bellenden, badenden, sich schüttelnden, tobenden Hunde mit ihren mehr oder weniger noch beweglichen Herrchen und Frauchen. Glücklich strahlte meine Liebste, die Hunde wirklich liebt, die dort versammelten Vierbeiner an und lauschte andächtig dem Gekläffe bei unserem Picknick, was ich durch einen schönen Schluck Tee lieber, wenn auch erfolglos auszublenden versuchte.

Warum sich viele Menschen gerne Tiere halten, dies bei Tierliebhabern ein Lächeln auslöst und kläffende Viecher in schönster sonst stiller Natur als schön gelten, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Auch warum sich Menschen für tierlieb halten, die Tiere halten, was schon vom Wesen her eigentlich eine contra dictio ist. Aber die strahlenden Augen der Liebsten angesichts der vielen manchmal sogar zumindest farblich schönen Kläffer, entschädigte mich für den erwartbaren Lärm in sonst waldig friedlicher Umgebung und ich lächelte zum nervigen Gebelle dank bezaubernder Gegenwart meiner Hundefrau.

Was an der Herrschaft über ein Tier und der Haltung eines solchen schön sein soll, als die Versachlichung von Lebewesen, die eine Form von Sklaverei ist, ist mir trotz jahrelangem Zusammenleben mit wunderbaren Hunden bei meinen Eltern irgendwie entgangen. Natürlich liebte ich diese Familienmitglieder irgendwann auch, besonders als Babys laden diese süßen kleinen Eisbären ja auch dazu ein - aber warum es gut sein soll, ein Tier zu halten, also in Gefangenschaft leben zu lassen, was nur dem eigenen Vergnügen dienen soll, verstehe ich nicht.

Wer Tiere liebt, sollte sie freilassen, was sicher erstmal Mord und Totschlag auch in deutschen Wäldern bedeutete, wie ihn eingewanderte polnische und russische Wölfe gerade wirkungsvoll in mecklenburgischen und märkischen Wäldern verursachen, aber wäre diese mörderische Natur nicht besser als das “Weiter soi!” der Sklavenhalter?

Zum Glück muss ich nicht darüber entscheiden und kann mich vereinzelt an schöner Farbe erfreuen, das Thema aber mit dem Verweis auf die noch Stadtwohnung lächelnd ignorieren, denn in der Stadt haben Viecher nun wirklich nichts verloren, außer zur Egopflege gelangweilter Menschen, die besser lesen läsen.

Aber das sehen viele Berliner, vor allem im Westen vollständig anders, die ihr Viehzeug schon immer mehr lieben als Kinder je. Diese treffen sich, zumindest soweit sie Kläffer haben, alle dort, hat der ahnungslose Waldwanderer den Eindruck, wenn er erstmal an den Grunewaldsee kommt.

Sie dürfen dort fast überall ohne Leine toben, warum es im Herbst dort erst wirklich schön wird, weil im Sommer noch Wälder und Wiesen nach dampfenden Ausscheidungen der Lieblinge überall duften.  Ein Heiratsmarkt für alleinstehende Hundehalter soll es sein, lästerte der Tagesspiegel schon -  an diesem Samstag war es eher ein Ausflugsziel für Hundefamilien - aber ich weiß natürlich nicht, was sich wochentags in den ewig stinkenden Wäldern so abspielt. Manche soll das ja anmachen und was zu reden, findet sich mit Kläffern noch immer.

Vom ersten Picknickplatz am Nordende des Sees ging es zum Jagdschloss in dem Vogelhalter noch mehr gefangene Tiere präsentierten, Bussarde, Steinadler, teilweise auf den Armen der oliv gekleideten wohl behüteten Damen und Herren und noch Iltisse bei einer Dame, die neugierige Besucher anlockten und mich Feind der Tiersklaverei eher erschreckten, auch wenn alles gut gelaunt, freundlich und gepflegt wirkte, sie bestimmt bestmöglich mit den Vögeln umgingen, wie es eben bestmöglich geht, wenn Menschen sich Tiere in Gefangenschaft halten, die sonst frei und wild fliegen.

So wenig wie die Vögel durften die Hunde im Jagdschloss frei toben, gut angeleint verhielten sie sich verhältnismäßig diszipliniert und bellten etwas weniger - warum Menschen so etwas im Wald brauchen, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Die königlichen Besitzer werden dort womöglich auch Jagdhunde und Jagdvögel gemeinsam gehalten haben, sagte ich mir und dachte irgendwie passt es dann ja und erinnerte mich an meine Kindheit  in den 70ern, wo solches noch ganz normal war. Wie nicht lange zuvor für viele Amerikaner die Sklavenhaltung noch normal war, haben viele eben Tiere gehabt, die ihnen gehörten, wie ihre Fahrräder oder Autos - aber im Bewusstsein gegenüber den Kreaturen scheint sich etwas zu ändern, denke ich und beiße in mein Wurstbrot.

Die Insel West-Berlin hatte ihre eigenen Regeln und ihre geschlossenen Gebiete - vom Bahnhof Zoo schrieb uns Christiane F und vom Grunewaldsee könnte Bello erzählen - es sind wirklich viele dort und so war ich heilfroh, als wir endlich in wunderbarer Ruhe durch den Grunewald entlang dem langen Luch durch einsamen Wald wanderten. Nur die Liebste wurde dort, vermutlich erschöpft von der vielen Hundebegeisterung, etwas müde, während ich überlegte, dass wir nicht mal ¼ der von mir geplanten Strecke hinter uns hatten, was mich am nicht mehr frühen Nachmittag schon nervöser machte.

Aber Pläne sind dazu da, geändert zu werden, um das Leben besser miteinander zu genießen. Flexibilität macht glücklicher als Konsequenz und Durchsetzungswille. Aufregung lohnt nie und so trabten wir gemächlich den feuchten Fenngraben entlang bis zur schließlich Krummen Lanke, an der wir sogar badende Kinder und Großväter sahen und uns am schönen Laub im herbstlichen Grunewald am Ufer erfreuten. Von der Krummen Lanke geht es ganz schnell über die Straße zum Schlachtensee, dessen Gastronomie wir ignorierten, um weiter dem Seeenrundweg zum Wannsee zu folgen.

Nach schönstem herbstlichen Wald, der allerdings auch am Schlachtensee schon deutlichst die Autobahn westlich hören ließ, war der Wechsel auf die Spanische Allee, die uns schließlich über die Autobahn zum Kronprinzessinnenweg führte ein schöner Schock. Am AVUS Treff an der Spinner Brücke standen und röhrten wie immer bei schönem Wetter mehrere hundert, wenn nicht tausende Motorräder, diese überflüssigsten aller belästigenden Vehikel, deren Lärm längst durch einen Elektroantrieb vollständig beseitigt werden könnte.

Warum Motorräder noch erlaubt sind, außer um die Zahl der Organspender zu erhöhen, ist mir schon immer ein Rätsel, vielleicht wäre es eine gute Maßnahme, die Verpflichtung zur Organspende mit dem Kauf eines Motorrades zu verknüpfen und diese auf Elektroantrieb mit gedämpften Reifen beschränken. Vielleicht ist es aber gut so, dass ich auch über diese Ausprägung der Individualität nicht intolerant zu entscheiden habe. Höre ich diesen grässlichen Lärm und rieche ich ihren Gestank nach dem zauberhaften Grunewald, könnte ich mich noch für Lebendspende bei allen Bikern einsetzen, damit dieses nervige Volk endlich vom geplagten Planeten verschwände und sie noch einmal etwas nützliches täten, warum es vermutlich wirklich besser so ist, das ich dazu nichts weiter zu sagen habe, wollte es nur mal sagen und frage mich doch, wie vielen Lärm geplagten Menschen es genauso geht und ob wir diese Idioten nicht alle in Schallgedämmte Gegenden abschieben und internieren können - aber ich merke schon der Tonfall ist keinesewegs gut menschlich sondern fast schon AfD-mäßig, was mir ja noch ferner liegt.

Für diesen Lärm entschädigte uns anschließend der Grunewald auf dem überflüssigen Weg zum Strandbad Wannsee, da es von dort auch nicht weiter als bis zur Jugendherberge geht, die aber immerhin irgendwann an den Strand führt, den wir zwar noch mal bis zum Bahnhof in Richtung Kronprinzessinnenweg verlassen mussten, der aber spektakuläre Wolken in schönstem rot und rosa uns dafür bot, was ja auch nicht zu verachten ist.

Als wir, also die Liebste und ich schließlich den Wannsee erreichten dunkelte es schon so sehr, dass der Versuch sie zum noch längeren Weitermarsch am See entlang gen Potsdam zu überreden, nicht wirklich realistisch war und auch ich fand die 24 km bis hierhin angesicht des noch geplanten Besuchs beim Festival of Lights inzwischen eher erstmal genug.

Eine kleine Freude bereitete der Liebsten noch der zumindest ihrerseits wahrgenommene Rattenbesuch als wir mit Seeblick der Sonne hinterher schauten, nahe dem Bismarck Denkmal, gegenüber dem Bahnhof, noch auf das romantisch schönste rot warteten, zumindest beschleunigte dies die Abreise gen Stadt sehr, die wir schließlich in völliger städtisch beleuchteter Dunkelheit wieder erreichten, um in die Menge zu tauchen. Das größtmögliche Gegensatzpaar - Herbstnatur und touristisch überfüllte Großstadt, die angesichts der bewegten Massen auch bei nicht Massen fürchtenden Menschen Klaustrophobie auslösen konnte - sind eine Geschichte für sich.

jens tuengerthal 07.10.2018

Freitag, 5. Oktober 2018

Lustheilung

Lust ist ein Allheilmittel
Befriedigt macht glücklich
Stärkt das Immunsystem
Hat eine sportliche Seite

Wo Lust tief befriedigt hat
Was wenige wohl kennen
Braucht es nichts sonst
Wird das Mittel zum Zweck

Weiß nicht wie andere ihr
Immunsystem stärken und
Ihre Psyche stabilisieren
Uns reicht Sex vollkommen

Vermutlich darum gibt es
So viele überflüssige Dinge
In Apotheken zu kaufen
Für all die Unbefriedigten

Wir brauchen nichts als Sex
Um glücklich und stark uns
Miteinander zu fühlen doch
Ohne ging ja gar nicht mehr

Frage mich wie ich viele Jahre
Mit unbefriedigendem Sex nur
Aushielt ohne eine Frau voller
Lust genau auf mich dabei

Dieses Allheilmittel ist exklusiv
Gibt es nur mit Befriedigung
Wie Erfüllung voller Liebe
Was wenige überhaupt kennen

Wie Alraunenwurzel oder gar
Einhornsirup ist echte Lust sehr
Selten und für große Genießer
Allein in der Natur aufgehoben

Brauche keine Ärzte mehr oder
Kur und Kräutergärten habe doch
Alles mit der Einen voller Lust
Das Wunderallheilmittel der Liebe

Kenne welche die wollten lieber
Nur kuscheln statt richtig ficken
Was ein ungar labriges Weißbrot
Mit einem deftigen Steak verglich

Manche kamen nie gemeinsam
Fanden seperat ganz normal
Kannten es ja nie anders aber
Konnten es wohl auch nicht

Habe alles mit und in einer
Wir haben uns immer überall
Finden kein Ende damit jemals
Bin mit Lust von allem geheilt

jens tuengerthal 5.09.2018

Tapfertugend

In Kriegszeiten sei
Tapferkeit letzte Tugend
Sogar wenn wertlos

Schreibt uns Montaigne
Aber meinte er es so
Oder spielt er nur

Bringt eine Tugend
Die Lebensgefahr erhöht
Irgendwem Gewinn

Zweifelhaft erscheint
Heldentum der Kriege
Allen im Frieden

Sterben der Helden
Macht Soldaten mutiger
Ein schlichtes Geschlecht

Nie sagt Montaigne
Kriege seien nur Dummheit
Höchstens indirekt

Zum Abschluss seines
Kapitels zum Dünkel erst
Lobt er Tapferkeit

Ein kurzer Absatz
Nach einem viel längeren
Zu Marie Gornay

Nennt seine Liebste
Adoptivtochter lieber
Im höchsten Lobe

Hält jene sogar
Für echter Freundschaft fähig
Höchstes Kompliment

Achtung verdient sie
Sich in seine Worte zu
Verlieben genug

Erhebt die Geliebte
Über alle übrigen
Für ihre Liebe

Dünkel taugt wenig
Tapferkeit zählt nur formal
Was zählt ist Liebe

Ist Eitelkeit nun
Bei älteren Herren schon
Dünkel oder nie

Lassen wir lächelnd
Offen womit Montaigne
Am Ende spielte

jens tuengerthal 05.10.2018

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Liebeskunst

Sex ist eher kein Problem
Die Natur zeigt uns den Weg
Übung macht den Meister
Wer einmal kann kann immer

Warum dennoch immer mehr
Nicht erfolgreich dabei sind
Einige stets unbefriedigt bleiben
Liegt in deren Natur begründet

Was heißt überhaupt Erfolg
Wenn es doch vielen mehr um
Große Gefühle dabei geht als Sex
Den sie dann nur mitmachen

Aber seien wir nicht kleinlich
Wer genießen kann hat es gut
Die anderen verdienen Mitleid
Wissen nicht was sie verpassen

So gesehen vollkommen glücklich
Habe ich alles in einer was viele
Nicht mal mit mehreren schaffen
Sex und Beziehung passen perfekt

Ist gemeinsame Befriedigung dabei
Nur Glück mehr Talent oder Übung
Vielleicht die hohe Kunst der Liebe
Zu der es auch etwas Genie braucht

Alle Übung führt bei Unbegabten auch
Nicht weiter sie kommen nie zusammen
Wissen geteilte Gipfel nicht zu schätzen
Onanieren nur gelegentlich gemeinsam

So unbeschränkt hochbegabt zu sein
Wie meine Liebste die alles übertrifft
Was ich nie zu träumen wirklich wagte
Ist sicher ein Glück für alle Beteiligten

So gesehen ist ist sie ein Naturtalent
Wie sie bescheiden wie sie eben ist
Nie von sich sagte das wäre halt so
Und sei doch keine große Kunst

Im Gegenteil möchte ich dann rufen
Mit genug Erfahrung zu wissen wie
Öde das Rein-Raus-Spiel ohne Talent
Schnell unbefriedigt werden kann

Die hohe Kunst braucht stets Talent
Wenn sicher auch Übung dabei hilft
Mühen sich ohne Begabung zu viele
Lange vergebens um Befriedigung

Es ist nicht nur Technik die wäre
Mit der Zeit sicher erlernbar da es
Auf das richtige Gefühl dabei mehr
Ankommt als technischen Vollzug

Von Anbeginn war unsre Lust perfekt
Schöner nur im Detail spürte ich gleich
Sie hat dies äußerst seltene Talent der
Doppelbegabung die fordert und hingibt

Meister der Liebeskunst werden nur die
Welche sich ihr ganz hingeben aber dabei
Auch nach ihrem eigenen Glück suchen
Was in geteilter Befriedigung gipfelt

Die Liebste beherrscht es vollkommen
Lebe in größtmöglicher Seligkeit also
Weil sie liebt und lustvoll gierig auch ist
Das Geben und Nehmen ist der Trick

Doch alle Theorie ist dabei wohl stets grau
Wer sich nur hingibt hat es nicht begriffen
Die sich nur befriedigen sind ohnehin blind
Es muss alles passen zur Vollkommenheit

Selten finden sich unter den Milliarden
Die unser Planetchen bevölkern auch
Tatsächlich die passenden Puzzleteile
Die sollten glücklich besser schweigen

Als einer der wenigen Glücklichen also
Schweige ich nun genüsslich in Zukunft
Die Liebe ist die wohl höchste Kunst bei
Der die meine begabt und perfekt ist

Mehr kann kein Mann im Leben haben
So gesehen bin ich selig am Ziel nun
Lehnte mich glücklich zufrieden zurück
Wollte ich sie nicht glücklich machen

Da aber seid beruhigt neidische Männer
Die ihr meine schönste perfekte Frau alle
Zu gern hättet muss ich mich mühen wie
Alle weiblicher Liebe würdig zu bleiben

Wie Dürer schon so treffend schrieb ist
Großes Talent immer auch viel mehr Fleiß
Der in der Übung erst erfolgreich wird
Wie alles Handwerk solche braucht

Das Paradies auf Erden erlebe ich mit ihr
Zumindest wenn sie es will immer wieder
Einen Himmel brauch ich drum nicht mehr
Schöner könnte es dort auch niemals sein

Doch wie lang suchte ich völlig erfolglos
Bis sie  mich schließlich fand der ich nie
Diesen Engel zu suchen gewagt hätte
Warum ich mich ihrer Kunst ganz ergab

Hingabe und Forderung in Harmonie
Die Gefühl mit Technik vermengt bei der
Auch biochemisch alles perfekt passt
Ist meine Glücksquantenrelativiätsformel

jens tuengerthal 4.010.2018

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Unentschiedenheiter

Montaigne bekennt
Entschieden unentschieden
Stets lieber zu sein

Einerseits seines
Schlechten Gedächtnis wegen
Dem alles gleich scheint

Andererseits wohl
Als die weisere Tugend
Die stets sich enthält

Meinung überschätzt
Unsere Zeit unsäglich
Für Alltägliches

Enthaltsamkeit wird
Wieder zur hohen Tugend
Wider das Geschwätz

Wer es zuerst merkt
Wird genüsslich da schweigen
Wo Deppen meinen

Schätze Montaigne
Genug lieber zu schreiben
Anstatt zu schwätzen

Wo beginnt Meinung
Wann bleiben wir enthaltsam
Mit aller Vernunft

jens tuengerthal 03.10.2018

Wahrheitswahn

Über die Wahrheit
Schreibt Montaigne
Pragmatisch weise

Er misstraut seinem
Gedächtnis warum lieber
Lügen er meidet

Könnte je einer
Ohne die Erinnerung
Von Wahrheit reden

Wissen wir genug
Die Wahrheit zu erkennen
Kannte sie einer

Wahrheit ist Lüge
Keiner kann alles wissen
Jemals auf Erden

Was über uns ist
Glauben wir höchstens selig
Doch niemals wissend

Was uns wirklich scheint
Lieber sagen statt lügen
Wäre pragmatisch

Schlechtes Gedächtnis
Taugt als Ausrede immer
Eher als Wahrheit

Wer fest behauptet
Zu kennen was keiner kennt
Muss immer lügen

Lieber nicht lügen
Gebietet mir der Zweifel
An jeder Wahrheit

Lüge folgt Lüge
Wer eine vergisst verliert
Lieber nicht lügen

Lebe gern bequem
Meide aus Faulheit Lügen
Die anstrengend sind

Kenn keine Wahrheit
Erkenn manchmal Lügen
Doch was weiß ich schon

jens tuengerthal 02.10.2018

Dienstag, 2. Oktober 2018

Unbeschränkt

Bin mit meiner Liebsten
Allseits unbeschränkt glücklich
Mehr kann eigentlich nicht sein
Darum sag ich auch nichts mehr

Nur so viel vielleicht noch
Manche sehen Schranken
Wo sich neue Wege öffnen
Sie leben meist beschränkt

Freue mich an meinem Glück
Genieße es also auf jede Art
Weil wir uns nicht beschränken
Teilen wir dies selig ganz

Unbeschränkt glücklich zu sein
Ist schon mehr als denkbar
Habe darum keine Fragen mehr
Genieße einfach wie was es ist

Natürlich geht es immer auch
Zumindest manchmal dabei
Um das eine auch mir doch
Ist glücklich wer das teilt

jens tuengerthal 02.10.2018

Tapferkeitel

Soldaten sterben meist beruflich
Dann folgen sie ihrer Berufung
Für andere im Kampf zu fallen
Unabhängig vom eigenen Gewinn

Weil ihr Ziel nicht Tod sondern Sieg
Rüsten sie sich mit der Rüstung
Entsprechend wehrhaft aus für den
Kampf inmitten auch der Natur

Allzeit bereit zu sein ist nicht nur
Gut pfadfinderisch sondern eben
Jedem Soldaten zum Überleben
Natürliche Pflicht auch im Alltag

Kein Wunder dass dem Waldläufer
Thoreau deren Uniformen gefielen
Praktisch in der Natur und im Alltag
Also ein Ausdruck von Tapferkeit

So sei echte Tapferkeit für Thoreau
Es hinzunehmen wie es kommt
Dabei gelassen zu bleiben um sich
Jeder Situation stellen zu können

Gelassenheit und Tapferkeit sind
Eine gewohnte Verknüpfung uns
Warum wer cool uns ein Held ist
Mehr Überlebenschance hat

Dabei schützt uns Angst vor vielem
Verhindert oft leichtsinnigen Tod auch
Ist Tapferkeit eher sogar eiteldumm
Weil sie leichtsinnig gefährden lässt

Hat die Tapferkeit überhaupt Wert
Für all diejenigen die leben wollen
Ist sie Bedingung des Gehorsams
Unreflektiert hirnlos gar zumeist

Armeen funktionieren nur mit Gehorsam
Darum zeichnen sie Tapferkeit gern aus
Nennen wagemutige Narren gern Helden
Damit andere ihnen noch nacheifern

Eigentlich ist Tapferkeit der Armeen
Das Gegenteil von Thoreaus Freiheit
Die Unabhängigkeit im Geiste fordert
Um immer gelassen vorbereitet zu sein

Vielleicht war es wie ich als nie Soldat
Für meine Waldtouren gerne früher auch
Teile von Armeeuniformen nutzte um damit
Auf alles vorbereitet zu sein in der Natur

Wollte mich ein wenig tarnen im Wald
Um nicht störend aufzufallen mit der
Umgebung in Harmonie dort zu sein
Wie Soldaten und Jäger es auch tun

Als ich einst sogar im Winter alleine
In Berge und Wälder zog galt ich
In meiner abenteuerlustigen Familie
Als irgendwie Held der Wildnis

Zumindest dufte ich mich so fühlen
Als wäre irgendwas daran nur tapfer
Im Wald zu schlafen statt in der Stadt
Wo es immer viel gefährlicher doch ist

So war das Risiko meiner Kusinen die
In der großen Stadt arbeiten gingen
Während der Vetter im Schnee schlief
Realistisch betrachtet um vieles höher

Tapferkeit hat in meinen Augen weniger
Mit Mut als mit bloßer Konvention zu tun
Bei der die lächerlichste Tat dazu taugt
Sterbende Helden für Unsinn zu kreieren

Von Indianergeschichten noch geprägt
Scheint uns Mut in der Natur besonders
Heldenhaft dabei ist es bloß natürlich
Sich dort ohne Angst zu bewegen

Gut aber scheint mir der Gedanke
Es hinzunehmen wie es kommt um
Gelassen zu bleiben egal wie es
Dabei am Ende für wen kommt

Dinge die ich nicht ändern kann
Sind nie einer Aufregung wert
Kann ich es ändern sollte ich es
Statt aufgeregt und uncool zu sein

Dafür brauche ich keine Uniformen
Auch keine Gore-Tex Outdoor Sandalen
Wichtiger scheint mir die Haltung dabei
Mit der ich die Dinge in Ruhe betrachte

Weniger wichtig als auf jede Katastrophe
Mit täglicher Ausrüstung vorbereitet zu sein
Wie ein Soldat mich dem Kampf zu stellen
Ist mir komme was wolle gelassen zu bleiben

Insofern Gelassenheit ohnehin immer
Mehr die Haltung zu etwas beschreibt
Als Eigenschaft der Sache selbst zu sein
Arbeite ich lieber an meiner Haltung

Tapferkeit erscheint mir meist eitel
Zumindest die soldatischer Helden
Die das Leben weniger schätzten
Warum Tapferkeitel meist gut passt

jens tuengerthal 02.10.2018

Zwischendurch

Wie schön ist es zwischendurch
Wenn du mit der Liebsten lesend
Im Bett liegst und es beide packt
Aus Bücherwelten du dich findest

Jeder kommt aus seinem Buch
Literarisch in anderen Welten
Finden wir und doch in der Mitte
Um ineinander ganz zu versinken

Zwischen den Seiten sich finden
Das Buch einen Moment weglegen
Genüsslich zusammen kommen
Um dann weiter zu lesen für sich

Höhepunkte in der Literatur sind
Meist der Gipfel der Spannung
Höhepunkte neben der Literatur
Erhöhen die Freude an beidem

Wie glücklich ist derjenige doch
Der Lust und Literatur so teilt
Eines mit dem anderen ergänzt
Geteilt statt anstatt zu leben

jens tuengerthal 01.010.2018

Montag, 1. Oktober 2018

Stadtgrün

Thoreau dessen Waldensee
Noch inmitten der Wälder lag
Nahe dem Örtchen Concord
Plädierte für Parks in Städten

Nach vielen tausend Kilometern
Zu Fuß durch Berlin lernte ich auch
Viel Grün viel mehr zu lieben heute
Sie sind im Verkehr eine Erholung

Ersetzen oder simulieren sie Natur
Sind sie Natur oder deren Imitat nur
Wie ein Naturkundemuseum bloß
Einstige Natur uns musealisiert

Ist es mehr die Ruhe im Verkehr
Der Gegenpol zum Lärm der Stadt
Oder die natürlich grüne Farbe
Mit dem Wispern der Bäume

Als Kind liebte ich der Wind in den Weiden
In dem Tiere in ihren Wohnungen lebend
Sehr menschlich alles englisch erleben
Noch heute denke ich an die Geschichten

Die Schönheit der Natur lernte ich kennen
Wie das Grau der Städte mit grünen Inseln
Grüne Wälder waren für Erholungszeiten
Graue Städte stets Orte der Arbeit auch

Grau ist es auch um Theater Bars und Kinos
Orte der Lustbarkeit glänzen oft nur Innen
Sie ersetzten mir im Rang lang die Natur
Bis ich anfing nächtelang zu laufen

Wer sich selbst bewegt lernt Natur lieben
Oder weniger emotional doch schätzen
Viele bewegen sich lieber nur im Grünen
Wobei ihnen vielen des Werts entgeht

Was weiß ich einen Park zu würdigen
Wenn ich Kilometer entlang vierspuriger
Straßen durch Autoabgase und Lärm lief
Wie schön wird das Grün gegenüber Grau

Weiß am Ende nicht ob Parks Natur sind
Oder diese nur wohlgehegt imitieren als
Gäbe es noch Natur in den Großstädten
Bin aber sicher sie tun uns immer gut

Ob es uns damit zurück zur Natur gleich
Besser ginge bin ich auch nicht sicher
Halte jede Übertreibung für gefährlich
Aber mehr grün zwischen grau tut gut

Dies zu Ende gedacht spräche zwar
Deutlich für mehr zurück zur Natur
Wäre dies Denken nicht zu dogmatisch
Warum ich nur interessiert beobachte

Eine grünere Stadt täte allen besser
Auch ohne zu sagen Grün sei immer
Die bessere Wahl wie blauer Himmel
Trotz Schönheit nicht zu Blau verführt

Stimme also Thoreau völlig zu ohne
Über ein Jahr in einer Hütte am See
Mitten im Wald natürlich gelebt zu haben
Mehr Grün täte allen gerade besser

Vielleicht ist der Komparativ dabei
Entscheidend denn nur wo es mehr
Werden kann hat es erhöhten Reiz
Im Urwald hätte ich gern weniger

jens tuengerthal 01.10.2018

Sonntag, 30. September 2018

Lebensplan

Lebe am liebsten planlos
Folge aber genau dem Plan
Möglichst glücklich zu leben
Nichts sonst erstrebe ich

Mit der Liebsten bin ich glücklich
Sie ist alles was ich dazu brauche
Liebe Lust und viel Zärtlichkeit
Darum plane ich nichts sonst

Sie suchte mich aus
Das war nicht planbar
Meist ist es wunderbar
Den Rest vergesse ich

Leben nach Plan ist Unsinn
Kommt es anders und
Als wir umsonst planten
Darum genieße ich planlos

Habe meine überall Traumfrau
Ohne je eine gehabt zu haben
Was sollte ich noch wünschen
Denke ich als nur Gewissheit

Gewissheit gibt Gelassenheit
Zum Glück bin ich mir sicher
Was mich gelassener macht
Im Genuss meiner Liebsten

Besser als völlig planlos
Konnte es nie laufen
Denke ich heute aber
Was weiß ich schon

jens tuengerthal 30.09.2018