Kulturursprung
Es war einmal ein dem Affen sehr ähnliches Wesen, ziemlich behaart und manchmal wild, das lebte es ungestört in paradiesischer Natur und ernährte sich von dem, was um es wuchs. Eines Tages, als dies Wesen, noch ohne Wissen um sein Geschlecht, auf einem seiner Spaziergänge den Elefantenbüffel seine Kuh besteigen sah, den Löwen um die Löwin schleichen hörte, den Ruf der Vogelsänger vernahm, die um das schönste Weibchen sangen, erhofften im Frühling, der vielleicht im Paradies auch immer war, erhört zu werden, fragte es sich, was treiben die alle wohl und was wollen sie nur voneinander.
Viel Zeit zum Grübeln blieb aber nicht, musste doch noch wer kräftig sammeln oder jagen, um etwas gegen den Hunger zu tun. Satt sein war schön, fühlte sich gut an und dann mit vollem Bauch in der Sonne liegen und sinieren war vernünftiger, als hier mitten im Paradies dumm rum zu stehen.
Vernunft und Überlegung lag diesem Wesen. Vielleicht konnte er für zwei Tage sammeln und jagen, dann konnte er einen Tag träumen und rumliegen, einfach nichts tun, wie es dieser Mensch so liebte. Manchmal juckte es in der Mitte, dann wurde gekratzt oder in den See gesprungen, beides konnte helfen, war also vernünftig. Dies Wesen lebte, um glücklich zu sein. Bis er ein ihm ähnliches unbehaarteres Wesen sah, was ihn so bezauberte, dass alle Vernunft aussetzte.
Vorsicht war in der Wildnis des Paradieses wohl angebracht, nicht alle Tiere waren immer wohlgesonnen und wer wusste schon, was das nun wieder war. Nacktschnecken konnten gefährlich sein, hatte es schon bemerkt. Doch zog es die beiden unwiderstehlich zueinander hin, um sich näher zu besehen. Noch wussten sie nicht, was sie miteinander sollten.
Es würde aber bald dunkel und Adam hatte noch nicht genug zu essen und so war er plötzlich hin und hergerissen, was er nun zuerst wollen sollte. Auch Eva dachte an den Hunger und wie lange sich die Tiere manchmal umeinander bemühten, wie schön die Vögel sangen, bevor etwas geschah. Wenn er also wollte, würde er mehr tun müssen als nur zu schauen. Sie verzog sich und hoffte er würde sie suchen.
Adam aber verlor, als er sie nicht mehr sah, erstmal sein Interesse, er hatte ja immer noch Hunger und wusste nicht genau, was er damit sollte. So ging er jagen und sammeln, aß und legte sich satt in seine Höhle, um zu schlafen. Da aber tauchte sie plötzlich wieder in seinen Gedanken auf und er sehnte sich nach ihr. Auch wenn er ja alles hatte, er satt und zufrieden war, fühlte er sich plötzlich einsam.
Einmal von diesem immer größer werdenden Gefühl ergriffen, stand er auf und wollte sie suchen. Aber es war dunkel und das Feuer hatte er noch nicht für sich entdeckt. Sie in dunkler Nacht suchen, war gefährlich und er würde sie nicht finden, dachte er. Doch war er nun wach und konnte nicht schlafen, musste immer an sie denken, die jetzt irgendwo anders lag. Um die Gedanken zu verbannen aß er noch mehr, bis ihm schlecht wurde und er darüber irgendwann unruhig einschlief.
Auch Eva lag in ihrer Höhle, auf Gras und Fellen aber, um es weicher zu haben und sehnte sich. Sie wusste schon wonach und war also weiter als er, nur war es jetzt Nacht und wenn er sie erobern wollte, musste er noch mehr tun, als nur aus der Ferne mal schauen. Sie würde morgen wieder an den Ort gehen, an dem sie ihn gesehen hatte und dann der Natur ihren Lauf lassen. Die Tiere zeigten ja, wie es ging.
So gingen beide am nächsten Tag zur gleichen Stelle, bemerkten sich und begannen das ewige Spiel wie üblich ganz langsam. Sie sah ihn zuerst, ging ein wenig aus der Deckung, um gesehen zu werden. Er entdeckte sie und stürmte auf sie zu, aber kaum kam er durch das hohe Gras zu dem Baum, an dem sie sich gezeigt hatte, war sie schon wieder verschwunden. Beobachtete den ahnungslosen Verehrer aus der Entfernung und fragte sich, wie lang er wohl brauchen würde, sie zu finden.
Erfahrener auch Jäger der er war, sah er nach dem ersten Moment der Verwirrung auf den Boden, entdeckte ihre Spuren und folgte ihnen, bis diese nahe einem Baum, auf dem sie saß, endeten. Nahe gelegen hätte jetzt in den Baum zu schauen, doch Adam fragte sich erstmal, ob er die Spur vielleicht verloren hatte, ging ein Stück zurück und hörte es dann hinter sich knacken,drehte sich blitzschnell um, sah aber Eva, die sich vom Baum schwang nur noch gerade wieder im Busch verschwinden.
Sie näherten sich vorsichtig, die etwas nacktere versteckte sich und ließ den anderen suchen, bis sie schließlich fanden und kurz berührten. Der kräftigere Adam erinnerte sich, wie er es zuvor bei den Tieren beobachtet hatte und wollte sie von hinten bespringen, doch Eva war klug und entzog sich ihm immer wieder, bis er sie irgendwann packte, auf den Rücken legt und erstmal beschnüffelte und betastete.
Eine feine Beute dachte sich Adam und spürte wie sein Blut schon bei der Betrachtung in Wallung geriet. Ihre Brust war schmaler als seine aber größer und ging nach vorne heraus. Er berührte sie vorsichtig und Eva ließ es nach anfänglichem Widerstand geschehen. Während sich Adam noch fragte, ob er diese Eva nun schlachten und grillen sollte, wenn er sie nicht ummdrehen konnte, wie es die Tiere taten, wuchs sein Glied und ließ ihn alle Planungen vergessen.
Auch Eva wurde immer neugieriger und befühlte das haarige Ungeheuer mit den schönen Augen. Als sie das dritte Bein sah, das diesem Wesen in der Mitte wuchs aber keinen Fuß hatte, fragte es sich, ob es ein Arm ohne Finger sein könnte und irgendwas in ihr drängte sie dies Ding anzufassen, so griff sie nach Adams Glied und er ließ es geschehen, ohne zu wissen, was er damit sollte, außer es, wie er es bei den Tieren beobachtet hatte in sie zu stecken. Das schien, denen gefallen zu haben.
So legte er sich auf Eva und überlegte angestrengt, wie er sie nun, wo er auf ihr lag, umdrehen konnte. Aber auch Eva hatte die Tiere beobachtet und spürte, ohne zu wissen warum, das Bedürfnis, dieses Bein oder den Arm, was immer es nun war, dies Ding ohne Zehen und Finger, in sich zu haben. Solange er auf mir liegt, kann ich mich nicht umdrehen, wenn er aber runtergeht, muss ich weglaufen und mich wieder verstecken, um nicht besiegt zu werden. Wenn es so nicht ging, musste es also anders gehen, dachte Eva und folgte ihrem Gefühl, als sie die Beine spreizte.
Als Eva nun so breitbeinig unter ihm lag, wurde Adam klar, dass er sie vielleicht gar nicht umdrehen musste, wenn er auch so dahin kam, wohin es ihn so drängte, ohne zu wissen warum, es hatte ihn ja keiner aufgeklärt, da er der erste war und nur gesehen hatte, was die Tiere taten. Er hob vorsichtig ein wenig seinen Bauch, um zu fühlen, was da wäre und ob es da irgendwo einen Weg gab, sein Ding reinzustecken, wie er es so oft beobachtet hatte.
Als er unter ihrem Busch in der Mitte, wo sie auch so behaart war wie er, plötzlich zwei Lippen spürte, die sich seinen Fingern öffneten und ihn in einen feuchten Schlund eintauchen ließen, zog er erschreckt die Hand zurück. Was war das nur, warum war es so feucht da und hatte sie einen Mund oben wie unten, würde sie ihn am Ende beißen.
Neugierig steckte er seine Finger in den Mund um zu schmecken, ob er es kannte und siehe es war gut. Eva kannte sich schon besser als Adam und wusste, wie gut es tat, sich dort anzufassen und so nahm sie denn seine Hand und führte sie vorsichtig wieder dort hin, wo es sich gut und richtig anfühlte und Adam entdeckte, welche Lust es ihm bereitete, Eva dort anzufassen.
Ganz vom neuen Spiel fasziniert, ließ Adam auch ihren anderen Arm los, um sich besser abzustützen, damit er Eva ungehindert anfassen konnte. Die beiden ersten Menschen erkundeten sich und während sie noch kurz überlegte, wieder wegzulaufen, als er seinen Arm von ihrem nahm, ihr ein wenig Freiheit zurückgab, war er völlig von dieser feuchten Höhle hinter den Lippen fasziniert und er wolle sie sehen, um zu verstehen, was es war.
Doch Eva rannte nicht weg sondern fasste lieber nach seinem Arm oder Bein, was immer es war, dass da plötzlich so steif in der Gegend rumstand und zog es zu ihrer Mitte. Irgendwann fanden sie so den Weg ineinander und auch wenn es erst weh tat, wurde es dann in den Bewegungen, die wohl in ihrer Natur lagen immer schöner miteinander. Ein Wohlgefühl breitete sich in ihnen aus, als seien sie für nichts anderes je Mensch geworden.
Nun taten sie es wie die Tiere nur andersherum und sahen sich dabei an, als sich plötzlich ihre Lippen dabei berührten und sie fühlten, es war gut so. Sie trieben es weiter bis zum Ende und dann sanken sie erschöpft nebeneinander hin.
Das neue Spiel hatte auch Eva so gut gefallen, dass sie nicht wollte, es wäre schon vorbei. Doch Adam vom ersten Akt der Menschheit erschöpft schlief ein und lag schnarchend mit seinem erschlafften Glied auf dem Rücken. Sie könnte nun weglaufen, dachte sie, aber irgendwas sagte ihr, das Spiel war noch nicht zu Ende und so setzte sie sich auf ihn, wenn er schon nicht aufstehen wollte, um sich sein Ding wieder zwischen ihre Lippen zu stecken.
Da dies aber nun so schlaff war, gelang es ihr nicht und die auch mit Verstand begabte Bewohnerin des Paradieses überlegte, was sie tun könnte, es wieder wachsen und stehen zu lassen, um sich auf ihm zu vergnügen. Und sie erinnerte sich, wie schön die Küsse auf ihre Lippen hier wie dort waren und beschloss, es zu versuchen, vielleicht half es ja.
Wie glücklich war Eva, als sie spürte, wie es wieder wuchs und ihren Mund bald ganz füllte. Adam noch halb im Schlaf, wusste nicht, wie ihm geschah, doch schien es gut so und er ließ sie gewähren. Als sie aber meinte, es sei nun groß genug, nahm sie das Ding, setzte sich darauf und fühlte großes Glück, zu dem sie mit ihrer Mitte auf ihm zu tanzen begann. Erst vorsichtig, dann immer wilder, bis der endlich erwachte Adam ihre Bewegungen spürte und sie endlich zusammen zum schönsten Glück fanden, dass sie bisher kannten.
Adam schlief danach gleich wieder ein vom doppelten Akt nun all seiner Manneskraft beraubt, während Eva überlegte, wie es denn nun weitergehen sollte. Bald würde es dunkel werden und sie hatten noch nichts zu Essen gesammelt oder gejagt. Wollten sie nicht hungern, mussten sie dringend etwas tun - zum Schlafen war in der Nacht, wenn es dunkel war und sich keine Beeren und Kräuter oder guten Blätter mehr fanden, noch genug Zeit, dachte sie und weckte den unwilligen Adam.
Nach einigem Widerstand erhob er sich. Sie hatte ja Recht, wenn sie nicht bald etwas zu Essen suchten, würde es eine hungrige Nacht. Irgendwie verständigten sich die beiden, um jeder auf seine Art, nach Nahrung zu suchen. Die vorausschauende Eva lockte ihn nahe zu ihrer Höhle und als es dann Dunkel wurde, war das heutige zu dir oder zu mir schnell geklärt. Das gepolsterte Bett gefiel ihm besser als seine Höhle und so verbrachten sie ihre erste Nacht miteinander, nicht mehr einsam sondern gemeinsam und es schien ihnen, als hätten sie nun das größte Glück der Menschheit gefunden, bräuchte es nichts sonst mehr.
Zuerst gingen sie zusammen auf die Jagd und sammelten, was sich fand, teilten ihre Vorräte und machten sich ihre Höhle schön. Dann wuchs etwas in ihr, sie wurde immer runder und die Jagd und das Bücken fielen ihr immer schwerer. Durch die Beobachtung der Tiere, ahnten sie, was geschehen war und ihnen bevorstand. Adam fügte sich und zog alleine los, während sie so viel sammelte, wie sie noch konnte, ihre Höhle noch gemütlicher machte, einen Windschutz bastelte und das Bett für zwei noch dicker mit Zweigen polsterte.
Manchmal noch, als Eva dann mit dem Baby in der Höhle lag, dachte Adam daran, wie paradiesisch das Leben früher war, als er einfach in den Tag hineinlebte, nicht weiter nachdenken musste, als satt zu werden für einen oder zwei Tage, um dann den nächsten Tag nur in der Sonne zu liegen, sehnte er sich nach seiner alten Freiheit und dem Leben für sich. Dann schlief er mal wieder eine Nacht in seiner Höhle, bis ihm einfiel, dass Eva und das Kind ja Hunger hatten und er nicht mehr allein war. Schlimmer war aber, dass er einsam nicht mehr so gut schlief, ihm fehlte ihre Nähe und das schöne weiche Bett, dass er sich nie gebaut hätte.
So lebten denn Adam und Eva mit ihren Kindern im Paradies, machten es sich immer schöner und wenn sie nicht genug voneinander hatten, dann probieren sie es heute noch.
Hier endet das Märchen vom Anfang aller Kulturgeschichte und so begegneten sich die beiden Wesen, die spätere Generationen Adam und Eva nannten, erkannten sich, wie schon biblisch einst Sex umschrieben wurde, und merkten es war alles gut so. Mehr brauchte es nicht zum Glück als Sex nach Lust und Laune, genug zu Essen und keine Geldsorgen. Es war in ihrem Paradies immer warm und es ward für alles gesorgt, ob aus der Natur, die eben wachsen ließ oder von Gott, den der Mensch erst erfand, möge
jeder nun für sich entscheiden, je nachdem ob er lieber glaubt oder vernünftig ist.
In dem Märchenbuch Bibel griff dann Eva nach der Erkenntnis und nahm den Apfel, den ihr die kluge Schlange reichte vom verbotenen Baum und auch wenn unklar ist, warum im Paradies irgendwas verboten gewesen sein soll, wird deutlich, weibliche Neugier ist der Anfang aller Erkenntnis und wäre damit der Ursprung jeder Kultur in der biblischen Interpretation. Nebenbei sind Verbote der andere Zweck der Religion, die damit den Reiz des Verbotenen erst schaffen und erhöhen. Hätte Adam nicht besser friedlich fressend und schlafend weiter gelebt, statt sich viele Fragen zu stellen, fragt sich der heutige Betrachter der Scheidungszahlen jenseits aller Märchen oder ist es der weibliche Instinkt der schon biblisch historisch dem trägeren männlichen Wesen überlegen ist und zu neuen Ufern lieber aufbricht?
Im Paradies der Bibel stellten sich solche Fragen nicht, da waren sie glücklich, wie sie waren, ohne sich als Mann und Frau zu erkennen und den Gebrauch ihrer Geschlechter zu verstehen, soll uns die Sage erzählen, die viel über die verrät, die sie verkünden und wenig darüber, wie es war oder steckt doch am Ende in jeder Sage ein wahrer Kern, fragt sich der Märchenerzähler auf der Suche nach seinen Wurzeln.
Wer von den beiden war welcher, wer erkannte den anderen zuerst, um aufeinander auf die Jagd zu gehen, wann sahen sie sich als eine Art und wie merkten sie, dass es liebend miteinander noch viel schöner als im Paradies schon sein kann, gehört zum großen Glück nicht das Bewusstsein dessen?
Weiß es nicht, es gibt nur von den Kulturen geprägte Sagen, die den Weg in der Natur in allem zeigen sollen, was immer an ihnen wahr ist oder irgend wirklich je war. Die Tiere hatten beide Wesen bei der Jagd aufeinander beobachtet. Gesehen wie glücklich der Akt sie teilweise machte, sich die Weibchen dort erst zierten und jagen ließen, bis sie sich stöhnend hingaben, wenn es nicht umgekehrt war und die Männer selbiges spielten. Das Spiel schien immer dazu zu gehören.
Folgten sie ihrer Natur dabei und wie war diese wohl beim ersten mal wirklich - nahm sich Eva den Adam oder bestieg er sie, wie es die Tiere taten, die sie sahen - gab es diesen paradiesischen Anfang in der Evolution je, wie fing es mit der Kultur an, warum verhält sich Mensch manchmal kultiviert und dann wieder nicht?
Tritt der Mensch ins Leben ein
Ist er meistens noch recht klein
Doch er wächst ja bald heran
Zu einer Jungfrau oder Mann
So hieß es in einem der Lieder, das ich schon als Kind aus der Studentenverbindung meiner Eltern kannte. Beide waren sie im ATB, dem akademischen Turnerbund, der auf Turnvater Jahn zurückgeht, den ich weniger lobenswert fand, was aber in meiner Familie beiderseits lange Tradition hatte, also einen Wert an sich verkörperte, immerhin nahmen sie als erste Männer und Frauen gleichberechtigt auf, was zur obigen paradiesischen Frage passt. Es geht dann im Refrain, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, weiter, dass dieser Eintritt vom Rudern und vom Segeln, das noch mit dem Fische fangen variiert wird, auf hoher See kommt.
Die Doppelbödigkeit des Liedes verstand ich erst viel später und sang es als eine Art Lied zur menschlichen Evolution bis dahin, fand es komisch und freute mich, dass auch die Erwachsenen so darüber lachten, auch wenn sie es aus anderen Gründen taten, denn eigentlich ging es in diesem Lied nur um Sex und entsprechend wurde sich bewegt, gelacht und gewitzelt.
Der Ursprung der Welt, l’Origine du monde im französischen Original, heißt ein Gemälde von Gustave Courbet aus dem Jahre 1866. Das einst skandalträchtige Bild hängt heute völlig unaufgeregt im Musée d’Orsay in Paris, ob es das auch in New York noch täte, ist eine andere Frage und bei Facebook sollte es auch lieber keiner veröffentlichen, denn es zeigt den direkten Blick auf die unbekleidete weibliche Mitte. Die behaarte weibliche Vulva, auch das wäre in den Vereinigten moralischen Emiraten von Amerika Grund genug zur Aufregung, bildet das Zentrum des Bildes, bei dem nur noch ein wenig Schenkel und der Ansatz der Brüste zu sehen ist. Die naturalistisch dargestellte weibliche Haut wird noch durch das seidenartige Tuch unterstrichen, dass alles übrige der Frau außer Geschlecht und Brüsten verhüllt.
Gemalt wurde das Bild für den türkischen Diplomaten Hali-Serif Pasa, der auch als Khalil Bey bekannt wurde und nebenbei noch das wirklich erotische Gemälde ‘Das türkische Bad’ von Ingres besaß. Unklar ist, ob die Abgebildete die Geliebte des türkischen Paschas war oder doch ein anderes bekanntes Aktmodell, das Courbet mehrfach in seinen Bildern auftauchen ließ. Das Bild wurde jedoch von Khalil Bey verborgen gehalten und nicht in seinem Salon gezeigt. Wegen späterer Geldsorgen, die es ja im ursprünglichen Paradies, von dem es handelt, nicht gab, musste es dann versteigert werden.
Zunächst erwarb es ein französischer Antiquitätenhändler, bei dem es Edmonde de Goncourt zu sehen bekam und davon in seinem Tagebuch berichtete. Später kaufte es der ungarische Baron Havtany und brachte es nach Budapest, wo es bis zum 2. Weltkrieg blieb. Von da aus gelangte es auf der Flucht des jüdischen Adeligen über Umwege wieder nach Paris. Dort kaufte es der mit einer Schauspielerin verheiratete Psychoanalytiker Lacan, der es in seinem Landhaus, hinter einem Schiebebild verborgen, aufhängte und so tauchte es erst nach dessen Tod 1981 wieder in der Öffentlichkeit auf und hängt seitdem im Musee d’Orsay, von wo es einmal auch 1988 nach New York ans dortige Metropolitan verliehen wurde und einen mittelgroßen Skandal auslöste.
Ist der weibliche Schoß der Ursprung der Welt?
Viel spricht dafür und denken wir an die Märchen aus dem Paradies vom Anfang der Welt, bleibt diese Frage unbeantwortet, weil dort der erfundene Gott vor der Zeugung steh. Bei den Germanen gab es dazu noch große Sagen um die Erdmutter und ihre Kinder, die aus Lehm formten, was wir wurden. Egal welche Geschichte zur Entstehung der Welt wir auch betrachten, kommen wir um die Sexualität zur Fortpflanzung nicht herum - sie ist der Anfang und alle Schöße dieser Welt in ihrer unendlichen Gestaltung und Vielfalt der Formen, könnten aus dem einen geboren sein, denn alles hat doch einen Anfang irgendwo.
Den Anfang der Kultur in die Suche nach Lust und ihrer Befriedigung zu legen, klingt märchenhaft und soll genau das auch sein. Erzählen vom großen Märchen der menschlichen Kultur, die sich in unendlich vielen Geschichten um die Welt erzählen lässt, die keine Menschen bevölkerten, hätten ihre Eltern nicht Sex gehabt. Wie sich daraus unterschiedliche Kulturen entwickelten, deren Umgang mit der Sexualität uns teilweise heute absurd erscheint, wird auch Thema der folgenden Märchen sein.
Wir sind, weil welche vor uns Sex hatten und die Menschen suchten immer nach neuen Wegen, diesen mehr zu genießen und wieder zu bekommen, weil es so schön war. Ob sich Adam und Eva oder wie immer wir die Urmenschen nennen, so begegneten, weiß ich nicht, schildere nur nach meinem Empfinden, wie ich es mir vorstelle, wie es alle Geschichtenerzähler immer tun.
Für die Idee, dass alle Kultur von der Frau ausging und Mann sich dem beugte oder, um ihr zu gefallen, es weiter entwickelte, spricht schon die natürliche Konstruktion der Sexualorgane. Der weibliche Höhepunkt funktioniert anders als der männliche und auch die Erregung ihrer Lust verlangt mehr Feingefühl dabei. Das Spiel umeinander ist so alt wie die Menschheit und scheint in unserer Natur zu liegen - in ihm verbindet sich der ursprüngliche Trieb mit dem Streben nach Höherem. Sex, wenn er gut ist, lässt uns viehisch manchmal werden, wenn wir getrieben von der Lust, der Natur folgen und stöhnen, als hätten wir keine Sprache.
In der Spannung zwischen hoher kultureller Anforderung, die Begeisterung beim anderen auslöst und dem nur tierischen Bedürfnis unserer Natur nach Befriedigung und Glück liegt unser Sein. Warum träumt ein Mann wie ich von der kultivierten Frau einerseits, mit der ich große Gefühle und die Liebe zur Kultur teile und möchte andererseits auch die wilde Hure, die beim Sex vor Lust schreit, keine Grenzen kennt und sie mir doch setzt.
Die ich haben kann, die breitbeinig vor mir liegt, sich mir schenkt und die ich nicht erobern muss, reizt mich nicht mehr. Natürlich kann die Liebe den schnellen Reiz überwinden aber die Natur reagiert relativ simpel und schematisch. Seit es Menschen gibt, hat sich an unserem genetischen Code und der Konstruktion unserer Gehirns nicht viel verändert. Warum Steinzeitmenschen weniger tiefe Gefühle gekannt haben sollen als die Menschen seit der Romantik, war mir schon immer rätselhaft. Nur weil die einen es als Mode laut ausleben und die anderen, sich andere Wege dafür suchen, ändert es doch nichts an der Natur.
Ist die innere Dialektik zwischen Hure und Heiliger, die so viele Männer suchen, während Frau den verständnisvollen Freund und den wilden Kerl je nach Stimmung will, jene zwischen Kultur und Natur oder sind wir erst in ihrer Aufhebung ganz Mensch, weil erst beides vereint, uns ganz glücklich macht?
Lege ich den Ursprung der Kultur in die differenziertere weibliche Sexualität, wird damit deutlich, warum es der Umwege zum Glück braucht. Eva wird ihren Adam auch dabei angelernt haben, es so zu tun, wie es ihr gefällt und wenn Adam einmal erfuhr, wie schön das Glück erstmal geteilt ist, wird er alles dafür tun, es wieder zu erreichen.
Nur liegt dies in der Natur oder könnten wir die Geschlechter dabei beliebig verkehren, sind die Rollen nur sozial geprägt, weil wir Mustern folgen?
Heutige Gendertheorie vertritt schon lange die Ansicht, es gäbe kein natürliches Geschlecht sondern all dies sei Produkt der Erziehung, die uns in Rollen presse, um gegen die diskriminierenden Konventionen der Gesellschaft zu kämpfen. Damit wurde viel Gutes im Sinne der Emanzipation erreicht und manch schlechtes im Sinne der Natur. Manche Menschen wurden damit glücklicher, weil es ihnen leichter gemacht wurde, ihren Zwischenraum zu finden, der nicht konventioneller Sexualisierung entsprach. Eine relativ große Gruppe fühlt sich davon aber verwirrt und findet sich darin nicht wieder, weil sie ihrer Natur nach gerne anders lebten.
Es ist sehr vernünftig, sich nicht nur an überkommene Formen zu halten. Auch in der Sexualität und Liebe kann es sehr gut tun, die eigenen Muster zu hinterfragen. Doch wenn ein theoretisches Modell, dass für eine bestimmte Gruppe passt, es anderen erschwert, ihrer Natur nach zu leben, kann es nicht einfach allgemeingültig sein. Ob es Menschen glücklicher macht, mehr über die Rollen des Geschlechts zu diskutieren, scheint mir fraglich. Sie ihrer Natur nach zu leben und daraus eine Kultur zu machen, kommt mir menschlicher vor und bringt die Menschen mehr zusammen, denn es gibt Teile, die stärker nach der Natur ihres Geschlechts leben und damit glücklich sind und welche, denen das nicht entspricht, die sich andere Wege suchen müssen.
Statt einer Generalisierung der Theorie über das Geschlecht, das nur Produkt gesellschaftlicher Konventionen sei, wäre eine stärkere Individualisierung wünschenswert, in der jeder seine Rolle für sich definieren kann. Nicht dieses oder jenes allein entscheidet, was wen glücklich macht, sondern eher eine Mischung aller Umstände. Warum es zwar gut war, die Konventionen im Denken mit dieser Theorie aufzubrechen, aber Glück immer die für jeden einzelnen richtige Mischung von Natur und Kultur sein sollte, die weniger finden, wenn sie meinen dafür generalisierten Mustern folgen zu müssen.
Um die obige Frage noch irgendwie zu beantworten, es liegt alles in unserer Natur, wenn uns Konventionen hindern dieser entsprechend zu handeln, sollten wir lieber die Konvention infrage stellen, als nach einer neuen zu suchen, die Natur zugunsten von bloßer Konvention negiert. Sexualität und Neigung sind Natur, warum wer diese infragestellt, den Menschen seiner natürlichen Basis beraubt und ihn zu einem unisex verwirrten Wesen macht, das sich im Alltag immer schlechter zurechtfindet.
Weit über 200 Jahre dauerte es, seit der ersten Theorie dazu, bis die Forschung begriff, was es mit dem weiblichen nervus pudendus auf sich hat und warum manche Frauen dabei etwas empfinden und andere nie. Die Geliebte Ludwigs XV., die dazu Feldforschung aus einem natürlichen Bedürfnis heraus betrieb und damit auf etwas hinwies, was lange als Unsinn abgetan wurde, sich aber immer mehr als richtig erwies, könnte uns zeigen wie wichtig es ist, seiner Natur dabei mehr zu folgen als allen Konventionen. Naturforschung im Sinne der Sexualität heißt dabei, auszuprobieren, was glückliche macht, denn es gibt immer einen natürlichen Weg, nur die Eingänge sind unterschiedlich.
Sexualität ist der Anfang der Kulturgeschichte. Sie machte uns zu denen, die mehr wollten und auch die Religion als dialektisches Spannungselement folgte erst auf das Bedürfnis, die Lust aufrechzuerhalten. Was tun wir nicht alles, um zu diesem Glück zu gelangen. Bieten alle Kräfte auf, um zu überzeugen, verschönern uns und quälen uns. Die Wege dahin spornten uns zu kulturellen Höchstleistungen an. Die Liebe dabei und damit zu genießen, ist schön und hat ihren eigenen Anteil an der Kultur gefunden - ob sie zusammengehören, nicht notwendig wohl ihrer Natur nach, oder sich erst im Kontext findet, ist eine weitere Frage der Kulturgeschichte und führt zum nächsten Märchen über die Kultur der Liebe.
jens tuengerthal 2.2.2017
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