Montag, 27. Februar 2017

Berlinleben 005

Dezember - Januar 2000/2001

Liebesleben jenseits Berlins

Es gibt auch Lust und Liebe jenseits der Berliner Stadtgrenzen, auch wenn sich der typische Berliner das nur schwer vorstellen kann, wie der Märker ohnehin dazu neigt, die Welt in sich zu spiegeln, wie schon Fontane zu berichten wusste auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg in die seine hugenottischen Vorfahren vor noch nicht allzu langer Zeit zogen - es war noch unter dem Großen Kurfürsten, dem Großvater des Soldatenkönigs, als Frankreichs Ludwig XIV, das Toleranzedikt von Nantes seines Großvaters Henry IV., der mit dem Hahn im Topf, wieder aufhob und die Mark, die damals noch nicht Preußen hieß, wie heute eher nicht mehr, davon über lange Zeit profitierte.

Nicht nur der Schriftsteller Fontane, der so wunderbar über die Liebe und das Leiden an ihr schreiben konnte, seine Gesellschaft liebevoll karikierte und ihr den Spiegel vorhielt, gut preußisch reimte, auch um vergessen zu machen im reaktionären Bismarck Preußen, dass er einst 1848 auf den Barrikaden stand und nur von den Schwestern în St. Hedwig als Apotheker versteckt, alles unbeschadet überstand und nicht wie Virchow vertrieben zu werden, den die naiven Preußen zur Flucht zwangen, als der Kartätschenprinz, der spätere Wilhelm I., mit Bismarck  im Bündnis schon als Prinz die Zügel wieder anzog. Beide übrigens, Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. waren noch Kinder von Königin Louise, der großen Liebe ihres Vaters Friedrich Wilhelm III. (im weiteren FW I-IV), dem Sohn des Dicken FW II., der als Neffe des kinderlosen Friedrichs des Großen geerbt hatte, der einzigen herausragenden Herrschergestalt aus dem Hause Hohenzollern, sehen wir mal von vereinzelten Leistungen des Großen Kurfürsten ab.

Diese Liebesgeschichte von FW III. und Louise, die in Berlin immer noch sehr hoch gehalten wird, gilt als Inbegriff preußischer Romantik. Der Vater lernte sie in Frankfurt im Theater kennen als es gegen die Franzosen ging - wie es nun wirklich war, gibt es manche Varianten die mir, der ich Klatsch schon immer relativ uninteressant fand, völlig egal sind - die mecklenburgische Prinzessin aus Schwerin war nach dem frühen Tod ihrer Mutter am Hof der Großmutter in Darmstadt groß geworden und sprach wohl auch das dort übliche hessisch relativ breit - hatte sich also gut angepasst, war aber geborene Mecklenburgerin. Sie kam mit Friederike ihrer Schwester zusammen, die Schadow beide so zauberhaft sinnlich in der Prinzessinnengruppe verewigte, auch wenn diese Louises Mann und später Witwer viel zu sinnlich war, da FW III. im Gegensatz zu seinem Vater, dem Dicken, FW II., eher als prüde und fromm galt, was selten auf einen weiten Horizont schließen lässt. Der Vater hatte die beiden für seine beiden Söhne ausgesucht, den Kronprinzen und Prinz Ludwig, der früh starb und mit Friederike eine muntere Witwe hinterließ, die auch ihren Vetter Louis Ferdinand wohl genoß, bis er gegen Napoleon fiel, was Fontane unnachahmlich schön bedichtete:

Sechs Fuß hoch aufgeschossen,
Ein Kriegsgott anzuschaun,
Der Liebling der Genossen,
Der Abgott schöner Fraun,
Blauäugig, blond verwegen
Und in der jungen Hand
Den alten Preußen-Degen -
Prinz Louis Ferdinand.

…. und einiges später endet es dann tragisch wie bekannt:

Und als das Wort verklungen,
Rollt Donner schon der Schlacht,
Er hat sich aufgeschwungen,
Und sein Herze noch einmal lacht,
Voraus den andern allen
Er stolz zusammenbrach,
Prinz Louis war gefallen
Und Preußen fiel - ihm nach.

Warum erzähl ich das jetzt? Naja, weil ich in die Nähe von Darmstadt fuhr, auf der Suche nach meinem verlorenen Herz und gleich zwei fand, nach einiger Verwirrung falsch entschied und dann doch alles ganz anders kam. In die Nähe aus Berliner Sicht nur - für dortige liegt Heidelberg und also die Kurpfalz in einer völlig anderen Welt als Hessen-Darmstadt, wo die verwitwete Großmutter der Louise ihre Enkelinnen königlich aber auch auf gut hessisch erzog. Bei Heidelberg dagegen hatte Friedrich II. damals mit seinem Freund Katte von der Truppe abhauen wollen, um nach England zu fliehen und zu hoffen, er könne die dortige Prinzessin auch gegen den Willen seines Vaters heiraten.

Die Sache ging ziemlich schief, war unausgegoren in jugendlichem Leichtsinn, kostete Katte den Kopf und Friedrich saß für einen Prinzen lange in der Festung Küstrin ein und diente sich dann wieder unter die Gnade seines strengen Vaters, der den Sohn sofort persönlich einen Kopf kürzer gemacht hätte, was das Einschreiten mutiger Offiziere gegen ihren cholerischen König FW I. gerade noch verhinderte. Die Ecke hatte also einen Bezug zu Preußen, schon historisch betrachtet -  bei dem Ausflug damals hat übrigens der spätere Alte Fritz als noch ganz junger Fritze beim großen österreichischen Feldherrn Prinz Eugen seiner Zeit noch manches gelernt, was er später gegen Österreich in vielen Jahren Krieg um Schlesien zu verwenden wusste.

Also liebe Preußen, Berliner und Berlinliebhaber, wenn ich nun auch 650km vom Mittelpunkt der Welt und also Berlins entfernt das Glück suchte, war ich doch der preußischen Geschichte und ihren wichtigen Spuren sehr nah - sogar wenn mir das damals noch nicht bewusst war und so ist, was passierte, vielleicht doch weniger uninteressant als es den immer lieber auf Berlin konzentrierten Berlinern scheint, denn auch die Provinz hat zarte Pflänzchen, die im Garten des Hauptdorfes um so schöner blühen können. Hier zu erwähnen, dass die Hohenzollern mit ihrem einst toleranten Wahlspruch suum cuique, der nach 1933 so hässlich missbraucht wurde, ein ursprünglich schwäbisches Geschlecht waren, scheint mir eher überflüssig. Jeder kam ja irgendwann mal irgendwo her und als die Hohenzollern die Mark mit Kurwürde vom Kaiser bekamen, waren sie längst Burggrafen zu Nürnberg und hatten sich dabei so vertrauensvoll bewährt, dass der Habsburger den Hohenzollern die nordöstliche Kurwürde als Bonus gab, eines noch relativ unbestellten wilden Landes damals - genau wie es alles außerhalb Berlins um Berlin herum heute noch in vielem ist - ignorieren wir mal kleine kulturelle Inseln in Potsdam entspricht die Mark doch in vielem dem dort zu errichtenden Flughafen der Hauptstadt - sie bleibt ewig unvollendet und ist häufig, wenn wir von ihr hören, eher peinlich, als sei sie ein Land der Wilden.

Bevor ich mich nun auf die Suche nach einer neuen Prinzessin machte, die ich nach Preußen locken könnte wie einst die FWs nur ohne Schloss dafür mit vielen Träumen und ohne Zacken aus der Krone, wollte ich die Verhältnisse mit der einst großen Liebe klären - sie über die Tatsache aufklären, wie es wirklich lief damals, dass sie belogen und wir beide um unsere Liebe betrogen wurden. Es konnte doch nicht sein, dass dies alles gewesen wäre und wenn ich ihr erzählte, wie es war, musste sie doch verstehen, dass ich es gut meinte und ich hatte sie doch nie betrogen - gut, was jetzt war, nachdem sie mich verließ, ist eine  andere Geschichte, aber bis dahin war ich der treueste und liebste Mann, den sie sich nur wünschen konnte - sie hatte mich also ohne Grund verlassen und das mussten wir doch einfach aufklären, an der Wahrheit war doch jeder interessiert, dachte ich in meinem immer stärker werdenden Wahn.

Rief I also an, die das Gespräch verweigerte, ich schrieb ihr Mails, sie reagierte nicht und so fuhr ich, dass sie zuhause war, wusste ich ja, da ich ohne erkennbare Nummer immer anrief, zu ihrer Wohnung, die ich ja einmal schon für eine halbe Stunde ohne Sex gesehen hatte und in meinem Elefantengedächtnis war nichts von meiner ach so großen Liebe verloren gegangen, ich vergesse immer nur wichtige Dinge. So raste ich nachdem sie wieder auflegte, mich nicht anhören wollte, wo es doch nur um vernünftige Aufklärung gehen sollte, den Ideen der Aufklärung fühlte ich mich da schon sehr verpflichtet, aber dazu später, einfach los.

Weiß nicht, ob ich schon Schaum vorm Mund hatte oder mich nur so fühlte, meine beunruhigte Mutter, die den Wahn in meinen Augen schon sah, ahnte nichts gutes und wollte mich noch zurückhalten, aber ich war nicht zu halten - ich musste nun zu dieser Frau, mit ihr reden, sie aufklären, wie es wirklich war, die Liebe retten, sie wiedergewinnen, indem ich sie von meiner Unschuld notfalls mit Gewalt überzeugte.

Die folgende Fahrt von Walldorf nach Heidelberg in die Tiefgarage des Hochhauses in dem I wohnte, war vermutlich ein ähnlich riskantes Manöver wie jene Verfolgungsjagd mit L aus  dem letzten Kapitel und ich weiß nicht ob und wie oft ich dabei geblitzt wurde, es war mir eigentlich alles egal in diesem Moment, es ging schließlich um Leben oder Tod dachte ich, im Kampf um die große Liebe, die nicht mit mir reden, noch sonst irgendwas mit mir zu tun haben wollte, die ich seit dem Morgen des 29. Septembers nicht mehr gesehen hatte.

Was erwartete ich, als ich bei ihr vor der Tür stand, Sturm klingelte, mich von ihrer sehr netten Nachbarin nicht abwimmeln ließ, die warnte I würde die Polizei rufen, wenn ich sie nicht in Ruhe ließe, weil ich davon überzeugt war, dass ich es nur gut meinte, sie aufklären wollte, was ich noch der Nachbarin erklärte, die es aber seltsamerweise überhaupt nicht interessierte. Ich war am Durchdrehen. Saß im Flur und rauchte, die Nachbarin warnte mich nochmal, I traute sich nicht raus, könnte jederzeit die Polizei rufen, das sei Stalking, ich blieb stur, rauchte noch eine, fühlte mich furchtbar und irgendwann ging ich, fuhr mit dem Aufzug wieder hinunter, wo mich ihr vermutlich Retter noch fast anrempelte, der ins Haus stürmte und mich grimmig ansah, frage ich mich noch heute und weiß keine Antwort - ich war eben im Liebeswahn, was dem Prinzip Aufklärung ungefähr so nahe steht wie Gustav Mahler der Schlagerparade, manchmal sind wir eben nur ein Schatten unserer selbst.

Der liebeskranke Narr fuhr dann zu seiner lieben Freundin C, mit der ich nach der ersten Fete in B das Bett gemeinsam mit J teilte. Diese sehr liebeserfahene junge Mutter wusch mir gehörig den Kopf. Verbot mir nur daran zu denken, in die Nähe dieser Frau zu kommen, weil keinen interessierte, was ich erklären wollte, es vorbei sei und ich das respektieren müsse. Sie tat das mit viel Gefühl und dem großen Herzen ihrer auch ziganen Familie und als kluge Frau. Verstand es erst ganz langsam, wehrte mich noch, weil es doch unvernünftig war, akzeptierte es aber und es war gut so. Damit war das Kapitel I erledigt, es war endgültig tabu, ich hatte es akzeptiert, auch wenn ich nie verstand, warum zwei Menschen nicht vernünftig ein Missverständnis aufklären können - aber so wahnsinnig wie ich zu diesem Zeitpunkt auch war, ist der Ansatz einer vernünftigen Klärung ohnehin eher illusorisch gewesen und es war vernünftig, dass die Frau, die ich zu lieben meinte, nicht versuchte, es mit mir vernünftig zu klären, ich hätte es ohnehin nie verstanden, wie sie sich vermutlich längst einem anderen zuwenden konnte. Ansonsten mochte ich die Vernunft und Kant aber sehr.

Die Herrschaft der Vernunft und die Prinzipien der Aufklärung faszinierten mich schon viele  Jahre, hatten mich auch Ende der 80er noch mit 18 zu den Freimaurern gebracht, deren tolerantes Denken verbunden mit sagenhafter Geschichte und berühmten Mitgliedern, eigentlich alles von Rang und Namen im 18. und 19. Jahrhundert zunächst, gefiel mir gut. Auch Kant, der strenge Logiker und Friedrich der Große waren dort mehr oder weniger aktiv - Lessings Ringparabel, in der Moses Mendelssohn im Nathan sein schönstes Denkmal fand, wurde auch als freimaurerisches Denken der Toleranz gegenüber den Religionen hochgehalten. Wie sie es tatächlich damit hielten und wie es auch Lessing mit diesem Verein hielt, der sich weigerte seinen Freund Moses aufzunehmen, was ihn unter anderem von Hamburg nach Wolfenbüttel gehen ließ, wo er welfischer Bibliothekar wurde, erfuhr ich erst viel später, als die Ideale schon viel von ihrer Faszination in der bloßen Realität des Vereins verloren hatten.

Der 60. Geburtstag meines lieben Logenbruders und alten Meisters KH war der Grund der früheren Reise ursprünglich gewesen, das reale Drama mit I hatte ich nicht bewusst geplant, es packte mich eher spontan und darum vermutlich auch so heftig kurzzeitig. KH war ein sehr wohlhabender Freund, er hatte als Architekt viele Häuser saniert und feierte entsprechend großzügig mit seinen Brüdern und Freunden. Häufig hatte ich ihn in einem seiner schnellen Autos gefahren, da er regelmäßig seinen Führerschein einige Zeit abgeben musste, da er wieder zu viele Punkte angesammelt hatte. Seine freimaurerische Toleranz gegenüber Geschwindigkeitsbegrenzungen und Regelungen des Abstandes war sehr hoch - aber er war gelassen dabei und auch wenn ich solches Verhalten von Haus als ganz streng zu verurteilen nur kannte, mochte ich ihn immer sehr. Er war wie ein großer Lausbub, der eben manchmal zu schnell fuhr und wenn du mit 300 ankommst und dann fährt einer mit 120 auf die linke Spur, dann bist du eben schnell dicht dran.

Zumindest war ich als dann zeitweise Chauffeur der Porsches, Audis oder Jaguars in den Genuss hoher Geschwindigkeit in tollen Autos gekommen, selbst über 300 mal gefahren und hatte festgestellt, 650PS unter dem Hintern, brachten Schub, ließen dich toll fühlen in der Schlange hinter dem Trecker in der Pfalz, weil du sie alle schneller überholst als der Passat vorne überhaupt blinken kann, aber für mich war das sonst eher nichts und das wir keinen Unfall bauten, war noch riesiges Glück wohl, denke ich heute, wo ich um meine schlechten Augen weiß.

Wollte ich nun moralisch werden, dächte ich an die gerade Verurteilung der zwei Idioten in Berlin, die ein Autorennen auf dem Tauentzien veranstalteten und dabei jemand tot fuhren, wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft, wüsste ich, was ich von dieser idiotischen Raserei  und ihrem ethischen Wert zu halten hätte. Verwerflicher Mist, der sogar mörderisch sein kann und lebenslänglich in den Knast führt. So sah ich es aber nicht - waren alles hoch moralische Männer in meiner Mainzer Loge, sozial engagiert, tolerant, gut integriert, wie sich die Gesellschaft das so wünscht, es fuhren halt nur einige von ihnen gerne sehr schnelle Autos und konnten es sich leisten im Gegensatz zu mir, der das aber nie bedauerte.

So gehen wir manche moralischen Kompromisse jenseits aller Vernunft ein, weil wir die Leute mögen und ich muss ja zugeben, diese Raserei war schon sexy, wenn ich selbst diese Kisten fahren durfte, weil mal wieder einer den Führerschein abgeben musste,  oder zu viel Getrunken hatte, was in diesem der Toleranz gewidmeten Verein, der noch vom Fänger des Schinderhannes, dem damaligen französischen Kommandeur von Mainz, gegründet wurde, nicht so selten war. Es war ein reiner Männerverein, in dem Frauen nur manchmal zu Gast sein durften. Ein Verein der für sich und seine Gäste fabelhaft kochte und die ein wunderschönes Haus in der Mainzer Altstadt ihr Eigen nannten.

Die Ideale der Freimaurerei, die sich Anfang des 17. Jahrhunderts in England aus den überflüssig gewordenen Dombauhütten heraus gründete und die vom Geist der Aufklärung getragen war, wollen den Menschen dazu bringen, an sich zu arbeiten, er soll mit den symbolischen Werkzeugen der Maurer, die jeder auf Bildern von Logenhäusern oder aus einschlägigen Publikationen sehen kann, also Winkelmaß und Zirkel, wie einigen anderen noch, beschäftigen und sie symbolisch bearbeiten, sich vom rauhen Stein, der er beim Eintritt ins Leben war, zum kubischen Stein wandeln, indem er nachdenkt. Es geht symbolisch oder geistig darum, seinen Platz im Tempel der Menschheit zu finden und sich selbst der rechten Form anzupassen - also normgerechte Anpassung unter dem Deckmantel der Toleranz.

Schöne Ideale, die auch Lessing, Goethe, Friedrich dem Großen, Kant, Casanova, Tucholsky und anderen mehr gefielen besonders zu einer Zeit der realen Klassengesellschaft in der die klassenlose Loge eine echte Revolution war. Ob es gut sein kann die Hälfte der Menschheit auszuschließen, könnte diskutiert werden, es entspricht sicher nicht mehr dem Zeitgeist, hat aber auch deutliche Vorteile im sozialen Miteinander wie mich die Erfahrung lehrte, aus der ich gemischte und getrennte Loge kennenlernte. Von mir aus soll sich da jeder den Verein raussuchen, der ihm am besten gefällt, mit geschlechtlicher Mischung oder ohne. Fand es angenehm in einer reinen Männerrunde zu diskutieren aber es gibt in jeder sozialen Konstellationen immer Möglichkeiten der Entgleisung und einen vernünftigen Grund für die Trennung kann ich nicht nennen, außer wir machten das halt schon immer so und es hat sich bewährt - manchmal wurde das Logenhaus in seiner Mänerrunde so auch zu einem Rückzugsort zahlreicher von der Damenwelt gequälter Herren, die sich ihr Leid klagten, wie es das umgekehrt unter Frauen auch gibt.

Das große freimaurerische Geheimnis von dem immer gemunkelt wird und das unter dem Gebot der symbolischen Todesstrafe keines der Mitglieder verraten soll, könnte ich, der ich längst aus dem Verein austrat, weil es eben auch nur ein Verein war und in Berlin noch schlimmer mit sich beschäftigt war, getrost verraten, ohne mich zu fürchten, wenn es was zu verraten gäbe.

Wer die Rituale der Freimaurer lesen will, kann dies in allen Landesbibliotheken tun - eine Hamburger Loge lud einmal Geo-Reporter ein, die über eine Aufnahme genau mit Fotos berichteten. Kann jeder, den es interessiert überprüfen oder es lassen. Die Idee halte ich immer noch für gut als einen Versuch den Geist der Aufklärung in ein intuitives Ritual zu übertragen, das über Initiation, die sich an alten elementaren Riten orientiert, versucht dem Geist der Freiheit einen Rahmen zu geben, wie ihn viele Menschen im Gottesdienst fanden, der aber als Aberglaube noch weniger in unsere Zeit passt.

Eine gute Idee mit schönen Idealen, die der Aufklärung einen zeremoniellen Ritus gibt, dazu eine weltweite Bruderkette baut, um im Geist der Toleranz zusammen zu arbeiten, zumindest theoretisch. Praktisch beschäftigt sie sich mehr mit Regularität und der Ahndung der Abweichler als mit inhaltlich philosophischen Fragen, wird in vielem männerbündisch, was die Geschichten über schnelle Autos oder meine Einladungen ins Bordell belegen - es gibt da angenehme Ausnahmen - Mainz war so eine, wo sich auch der sehr tolerante und kritische Georg Forster seinerzeit schon wohl fühlte, in Berlin schien es mir eher ein Verein und war Mainz weit weg.

Die Logen sind in Deutschland im Durchschnitt relativ überaltert, was ihrem Geist in vielem entspricht und das Aussterben als einen natürlichen Prozess ohne Bedauern kommen sieht - insofern hat es sich halt überlebt. Andererseits wäre der Geist der Toleranz und der Freiheit  wieder wichtig im Land, während russische Propaganda Sender hier zur Fremdenfeindlichkeit anstacheln und eine Minderheit intoleranter Pegiden meint, sie sein das Volk. Doch Töne wie sie bei Pegida teilweise zu hören sind, waren auch von einigen Brüdern ansonsten eher als tolerant bekannter Logen in Deutschland zu hören und als Vorreiter der Emanzipation haben sich diese Vereine schon zu Lessings Zeiten nicht gezeigt, im Gegenteil. Was Lessing von diesen Vereinen hält, kann jeder in dessen Schrift Ernst und Falk, Gespräche für Freimaurer,  nachlesen - er hält sie für einen Haufen intoleranter mit sich selbst beschäftigter Männer, die nur theoretisch so tolerant sind, wie sie sich geben, nette Idee real nur ein deutscher Verein.

Ganz so scharf würde ich auch Jahre nach meinem Austritt eher nicht urteilen - es ist  ein Verein in dem es viele gibt, die sich um Toleranz bemühen und sicher mehr als im Durchschnitt die sich Gedanken über die Fragen des Seins machen. Ansonsten ist es eben ein Verein, ein deutscher e.V. - solche meide ich, wenn ich kann, wie die Pest und es gibt in der regulären englischen und also auch der deutschen Variante noch einen Bezug auf den Großen Baumeister aller Welten, was symbolisch für Gott steht, mit dem ich nun wirklich nichts mehr am Hut habe.

Im liberaleren Großen Orient von Frankreich, der die meisten Mitglieder im Nachbarland hat, dem ich auch mal angehörte und von dem aus die meisten Logen in Deutschland gegründet wurden, zumindest in den Staaten, die im Rheinbund waren, ist es was diesen Baumeister betrifft etwas freier - dort liegt nicht die Bibel sondern die Verfassung oder ein Buch mit weißen Blättern auf. Die GO genannte Großloge nimmt in Frankreich auch an politischen Diskussionen teil, beruft sich auf die Revolution und sagt statt Weisheit, Schönheit und Stärke lieber Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und es lebe die Republik.

Damit beschäftigte ich mich an einigen Freitagen und Samstagen im Dezember, als ich wieder im Süden weilte und doch war mir diese vorher so vertraute Welt bereit seltsam fremd geworden. Statt mit den Brüdern Silvester zu feiern, wie ich es noch als einziger unbeweibt 1999/2000 tat, plante ich den Jahreswechsel schon lieber mit meinem lieben Freund J in irgendeiner Heidelberger Kneipe feiernd zu verbringen - wir zwei von den Damen leicht frustrierten Junggesellen, wollten nur Spaß haben.

So gingen wir schon vor Silvester zusammen in irgendeine Heidelberger Disco zum Tanzen. War während meiner Zeit in Heidelberg nie in dem Laden gewesen, obwohl er bekannt war, aber Tanzen gehen, außer mal auf Festen oder Bällen, wenn mich meine Verlobte oder sonstige Damen dazu verdonnerten, war nicht so mein Thema, was ein Fehler war, wie sich gleich beim ersten mal herausstellte.

Flirtete zunächst mit Blicken mit einer schwarzhaarigen Schönen, die viel ihrer guten Figur zeigte und sich im Gespräch als eine Ungarin aus Transsylvanien herausstellte, womit ich gleich meinen Freund J ins Gespräch bringen konnte, der ja Ungar aus Budapest war. Sie war mit einer Freundin da, die mit J auf ungarisch zu reden anfing, auch wenn beide längst hervorragend deutsch sprachen.

Wir kamen uns näher, berührten uns beim Tanzen, sie schreckte nicht zurück, sondern spielte damit und am Ende tauschten wir Telefonnummern. Schon am nächsten Tag fuhr ich mit J nach Speyer, wo wir mit dem beiden in irgendeinem dortigen Irish Pub verabredet waren, der so langweilig wie die meisten Restaurants dieser Sorte war, allerdings dem Zweck der Annäherung ohne sonstige Ablenkung ganz dienlich war.

J unterhielt sich mit der Freundin und ich plauderte mit der Schönen aus Transsylvanien aber es passierte in der zivilen Umgebung nicht wirklich viel - schließlich brachten wir die Damen nach Hause oder zumindest zur Wohnung der einen und da fanden T und ich endlich dazu, uns leidenschaftlich zu küssen. Sie war eine sehr heißblütige und zugleich kontrollierte Fraue, eine spannende Mischung, studierte in Mannheim Betriebswirtschaft, war einige Jahre jünger als ich aber mit schönen großzügig proportionierten Rundungen an den richtigen Stellen und sonst eher mädchenhaft schlank, soweit ich es in der winterlichen Kleidung erfühlen oder an mich gedrückt, spüren konnte. Das perfekte Schneewittchen in weiblich vom Typ her.

Freute mich auf das, was nun kommen würde - aber es kam nichts, mein kleiner Vampir, die von Leidenschaft gepackt zum Abschied noch mal echt transylvanisch in meinen Hals biss, verabschiedete sich höflich und ich, der klare Verhältnisse schon immer mochte, wusste nichts genaues und nun standen die Feiertage an, in denen wir wohl beide eher in Familie eingebunden sein würden, sie arbeitend, ich als Sohn und Familienmitglied.

Beratschlagte mit J, der ja Ungar war, was ich davon halten sollte - er meinte, die käme schon, ich solle einfach cool bleiben und abwarten, wie er die Frauen aus Ungarn kannte, auch wenn sie ja eher aus Siebenbürgen kam, wollte sie gerne die Zeit und die Richtung bestimmen, aber das würde noch dieses Jahr was, meinte er und sonst feiern wir halt zusammen oder mit den beiden Silvester irgendwie, er war ganz gelassen, war ja auch mehr als 25 Jahre älter und es ging nicht um sein Herz.

Weihnachten kam, was bei uns in der Großfamilie ein wenig wie bei den Buddenbrooks  nach alter Sitte zelebriert wird - mit riesigem Tannenbaum voller brennender Bienenwachskerzen, langem gemeinsamen Singen, Geschenken und einem großen Menüs an der langen Tafel, die aufgebaut und eingedeckt werden musste. Zur Begrüßung der Großfamilie wurde gegen 17h Tee getrunken und Gebäck gereicht, alle begrüßt, viel erzählt, wenn auch meist kaum etwas zu Ende, weil immer wieder einer zum anderen tingelte und fragte, wie es ginge, worauf die Erzählung von vorne begann. Familie eben - wir sahen uns ein bis zweimal im Jahr - wir, das waren die drei Brüder meines Vaters, damals noch die Großmutter und deren Kinder mit Partnern soweit sie im Lande waren. Um die 25 Personen etwa mindestens. Nach dem spätestens nach dem Eintreffen von Tante A. sehr lauten Teetrinken, ging es zum Hauptteil über. Der Vater zündete die Bienenwachskerzen am Baum alle an und dann durfte die Gemeinde mit vielen Aaahs und Oooohs den Baum bestaunen, sowie meinen Vater loben und den rituellen Teil beginnen.

Vor den Geschenken wurde so lange gesungen, wie Gäste da waren. Jeder durfte sich ein Lied wünschen und wir praktizierten das mit großer Freude und teilweise sehr hohem Tempo am Ende, was dann oft in ein einziges Lachen überging. Zum Stille Nacht singen wurden wir dann in Gedenken der Großeltern wieder ernst, fassten wir uns an den Händen - mein Vater rief immer irgendwann immer lauter nach meiner Mutter, die mit dem Braten in der Küche beschäftigt war, den er dann rituell aufschnitt und dekorierte. Doch vor dem Essen kam nach der ersten Zeremonie der Champagner, den ich mit einem Schwager verteilte. Viel Wein wurde auch getrunken, während des Essens und bei den immer lauteren Gesprächen danach und so war ich bis in die Nacht des 1. Feiertages gut beschäftigt - wir tauschten nur einige etwas verliebte SMS, aber ohne zu große Euphorie - noch war ich vorsichtig und spielte nur ein wenig mit dem neuen Glück, der Schock mit I war noch keine drei Monate her. Es schien, als hätte ich etwas gelernt, aber der Schein täuschte.

Gegen Mitternacht oder vermutlich deutlich danach, als sich alle bereits zum Schlafen in ihre Hotels oder Gästezimmer zurückgezogen hatten, fragte sie an, was ich mache, ob wir uns noch sehen wollten. Antwortete, wahrheitsgemäß, es war ja schließlich Weihnachten, dass wir bis jetzt gefeiert hätten und es nun ruhiger würde, ich aber leider nicht mehr fahrtüchtig wäre. Darauf bot sie an, zu kommen, wenn mir das passe. Begeistert sagte ich sofort zu und sie meinte, sie käme dann in einer halben Stunde - erklärte ihr den Weg, aber sie kannte sich wohl aus. Freute mich auf die kleine Lust nach der großen des Festessens und der Familienfeier und war betrunken genug, nicht weiter über Folgen oder Möglichkeiten nachzudenken, als ich ihr zusagte.

Da fiel mir siedend heiß ein, dass ich in meinem Zimmer mit meinem Vetter M schlief und das Haus im übrigen voller Verwandter war. Nur im Keller, wo der Fernseher meiner Eltern stand und meine Mutter ihr Nähzimmer hatte, war keiner und hörte einen vermutlich keiner, fiel mir zum Glück noch ein, nachdem ich schon überlegte, ob wir es in meinem kleinen Bad tun könnten, denn im Wohnzimmer oder im Wintergarten war zwar vermutlich keiner mehr aber es war dafür zum Schlafzimmer meiner Eltern hinauf sehr hellhörig, also für die erste Lust vielleicht doch nicht so geeignet, nicht dass noch jemand nachschauen kam, was da los wäre.

Erwartete sie an der Straße, damit sie nicht klingeln musste und diese strahlenden dunklen Augen unter den schwarzen Haaren werde ich wohl nie vergessen, könnte ich noch jetzt schmachten, wäre es nicht so lächerlich, gemessen am weiteren Verlauf. Leise begaben wir uns in den Keller, nachdem ich ihr noch auf der Straße die Umstände erklärt hatte. Kaum war die Tür des Kellers ohne Hobby hinter uns geschlossen, gaben wir uns endlich ungestört und unbeobachtet ohne Freunde und Verwandte unserer Leidenschaft hin, die schon beim Tanzen spürbar wurde.

Sie trug schöne Wäsche, natürlich passend und ihr relativ großer Busen sprang mir voller Freude entgegen, nachdem ich mit einer Hand die Häkchen an ihrem Rücken geöffnet hatte - küsste ihn hingebungsvoll, er war wunderschön und gerade das vielleicht schönste Weihnachtsgeschenk. Schob ihren Rock hoch, fühlte nur einen schmalen Streifen über ihrem wunderbar runden und festen Po, sie trug String und darunter einen schmalen frisch rasierten Streifen schöner schwarzer Locken, passend zu ihren Haaren, alles war, wie ich es nur träumen konnte.

Küsste auch ihren  Schoss hingebungsvoll, sie bewegte dazu ihr Becken mit großer Beweglichkeit rhythmisch und atmete immer heftiger, bis sie voller Leidenschaft, wenn auchn der Situation geschuldet, etwa gedämpft, zu stöhnen begann. Sie verwöhnte mich danach in gleicher Weise, doch bevor ich unverhofft oder ungeplant nun einfach in ihren Mund kam unterbrach ich dies beglückende Spiel und wollte in sie eindringen - über Verhütung oder sonstigen Schutz machte ich mir weihnachtstrunken in diesem Moment keinerlei Gedanken.

Da übernahm sie die Führung, legte sich auf den Nähtisch meiner Mutter, hoffe sie hatte später nicht zu viele Nadeln irgendwo, kann mich aber an keine Klagen mehr erinnern - wir waren voller Lust, da lenkte nichts mehr vom Ziel ab - legte ihre Beine auf meine Schultern und führte meinen Schwanz ein. Fand es herrlich eng und es fühlte sich wunderbar an - wo ich nun war, machte ich mir keine Gedanken und insofern bewahrheitete sich wieder die alte Weisheit meines Großvaters, im richtigen Moment sitzt das Hirn im Hintern und hilft Schieben.

Kurz bevor ich kam, fragte ich sie, ob ich aufpassen müsse, da lachte sie nur und meinte nein, ich sei doch hinten, kein Problem und vor lauter Begeisterung wuchs meine Lust ins geradezu unermessliche und voller Glück über und auch sie zuckte leise schreiend in genau diesem Moment zusammen - gutes timing, dachte ich, passt doch perfekt und das beim ersten mal ziemlich betrunken an Weihnachten.

Wir kuschelten uns danach auf das Sofa im Keller und schliefen Arm in Arm ein. Am nächsten Morgen verschwand ich erstmal dezent mit ihr im Bad -  sie schien nicht so planlos  wie ich gewesen zu sein, hatte Wechselsachen dabei und wir duschten noch genüsslich zusammen. Das Leben meinte es gut mit mir, dachte ich. So eine wunderbare, romantische und lustvolle Frau, die mich ein wenig anhimmelte, in meinem Arm ruhig schlief und mir beim Sex das Gefühl gab, dieser wäre für beide mehr als befriedigend gewesen. War glücklich und dachte nicht weiter darüber nach, wie ich den neuen Gast beim Familienfrühstück vorstellen würde.

Es ergab sich dann einfach so, wir setzten uns an die lange Tafel und sie wurde einfach integriert, zwei Onkel fragten sie gleich zu ihrer Heimat, das frühere Siebenbürgen, bemühten sich, wie bei uns üblich, einander in ihren Fachkenntnissen beim Plaudern zu übertreffen übertreffen und ich saß stolz strahlend daneben, während sie mit ihrem leicht ungarischen Akzent sinnlich schön plauderte. Jubel, die ist mein, dachte ich, zumindest hatte ich sie heute Nacht.

Sie verabschiedete sich schon bald wieder, weil sie leider im Restaurant ihres Bruders arbeiten musste, der ein bekannter Ringer war und wieder übertrafen sich mein Vater und seine Brüder in der Präsentation ihres Spezialwissens - hatte einfach nur zur Kenntnis genommen, dass ihr Bruder in der Bundesliga kämpfte oder Nationalmannschaft, ich weiß es nicht mehr - Ringen hat mich noch nie interessiert und ich verstand nichts davon, gab mich aber als sie stolz erzählte beteiligt und interessiert und saß noch stolzer am Tisch. Ahnte schon das Getuschel, wenn ich sie nun zum Wagen brachte, um so stiller wurde es in dem Moment, als ich wieder den Raum betrat.

Sofern du einen Raum betrittst und nicht viel passiert, kannst du dich meist freuen und gelassen sein, es sei denn du bist der Grund der Ansammlung, was ja Weihnachten nie der Fall ist, wo doch nur die Familie und der Geburtstag des Rabbis und Sektengründers aus rituellen Gründen passend zur Wintersonnenwende bejubelt wird. Als ich T verabschiedet hatte und selig zurückkam, trat Schweigen ein, ich grinste nur, setzte mich an meinen Platz und trank noch einen Tee - sympathische junge Frau meinten mein Vater und meine Onkel und hübsch meinte der jüngste der Brüder meines Vaters, meine Schwestern verdrehten vermutlich nur die Augen, aber ich habe mich bemüht, alles zu ignorieren, schwärmte vor den Onkels ein wenig und gestand dann, dass der Besuch keinesfalls geplant war, sondern überraschend kam und dann eben blieb. War ja sehr nett, beschloss mein Vater das Gespräch zu meiner Neuen und ich überließ den anderen zu reden, genoß die befriedigte Stimmung in mir und freute mich, auf das was kommen würde.

Wer am 1. Weihnachtsfeiertag kommt, weil er es nicht mehr aushält vor Lust, wird auch sonst kommen, dachte ich und sonst besuchte ich eben sie, war ich wild entschlossen eine Frau, die gebildet und interessant wirkte und dazu noch leidenschaftlich gut war, nicht so schnell wieder loszulassen. Wir tauschten noch einige ziemlich verliebte SMS am ersten Tag - sie musste leider  ganz viel arbeiten, entschuldigte sie sich, dann etwas weniger die nächsten Tage und Silvester rückte immer näher, dass ich doch mit meinem neuen Schatz verbringen wollte, nachdem mein Geburtstag schon so ein einsamer Reinfall war.

Sie hatte leider keine Zeit, angeblich musste sie arbeiten, oder was immer sie sonst vorhatte - sie ließ mich zappeln und sagte dann ab, sie glaube es sei besser so, es passe wohl nicht -  na dann, dachte ich, nur kein Drama machen, rief J an und der meinte auch nur, wer nicht will, der hat schon, freu dich an dem, was du hattest und vergiss sie, machen wir schöne Party in der Altstadt.

So feierten wir uns durch verschiedene Kneipen der Heidelberger Altstadt und landeten schließlich tanzend an der Alten Brücke, wo wir passend mit Blick aufs romantische Schloss als zwei treue Freunde den Jahreswechsel begingen, um dann einfach weiter zu trinken und zu feiern.

Zu weit fortgeschrittener Stunde, die Tanzfläche hatte sich schon etwas geleert, begann ich mit einer lustigen, wohl gerundeten Blondine zu tanzen, die vermutlich etwas älter als ich war, was mich aber nach der Erfahrung mit der unsteten jüngeren T nicht störte. Wir tanzten uns heiß, kurz vor der Schwelle zum Sex, dann verabschiedete sie sich mit ihren Freundinnen und wir konnten gerade noch Nummern tauschen.

Tatsächlich meldete sie sich zwei Tage später und fragte, ob ich am nächsten Abend Zeit hätte. Sie hätte zwar ihre Tochter da, aber die schliefe ja irgendwann, wenn ich nach 21h käme. Leider musste ich an diesem Tag zu einer Beerdigung nach Mainz. Ein lieber Freund und Logenbruder war überraschend gestorben. Herzinfarkt, was aber angesichts seiner Dicke und seiner Probleme beim Treppensteigen keinen zu  sehr verwunderte. Der Freund dessen 60. wir vorher gefeiert hatten, rief mich an und lud mich zur maurerischen Trauerfeier und einem Umtrunk bei Weck Worscht und Woi im Sinne des Verstorbenen.

Der liebe W hatte einen Herzinfarkt beim Sex erlitten, ein wunderschöner Tod eigentlich, wie wir Brüder einander versicherten - dumm nur, dass es ihm weder bei seiner Frau, von der er aber schon länger getrennt lebte, noch bei seiner eigentlich festen Freundin sondern bei einer dritten Geliebten passierte. Hoffte für die arme Frau, er wäre zumindest unter ihr und nicht auf ihr kollabiert, angesichts seines Kampfgewichsts von weit über 150 kg.

Alle seine drei betroffenen Frauen waren bei der Trauerfeier anwesend, es gab bei W. natürlich keinen Pastor sondern nur ein schlichtes freimaurerisches Ritual, mit Göttern hatte es der Philosoph und Denker ja gar nicht, der nebenbei noch ein höherer Beamter war und sich schon auf seine bald Zeit in Rumänien gefreut hatte, wohin ihn die EU gut bezahlt schicken wollte und wo es so viele schöne Frauen gab, wie er mir vorschwärmte. Daraus wurde nichts. Unter den drei Witwen übernahm die nominelle die Führung und ließ sich als  erste kondolieren, die anderen waren noch so verzweifelt und geschockt,  dass sie wie  abwesend wirkten, ohne zugleich miteinander reden zu können.

Beobachtete es, sie taten mir leid aber ich hielt mich dann doch lieber an die Brüder, wir scherzten in seinem Sinne, sagten, er fand den Tod, den er sich immer gewünscht hat und sei nun im Ewigen Osten angekommen. Eine fröhliche Beerdigung mit reichlich unseres guten Rieslings, Fleischwurst und Brötchen, später wurde noch richtig aufgetischt, ganz nach dem Geschmack des großen Gourmets W, der so gerne gut wie viel und deftig aß und trank.

Am frühen Abend löste sich die Runde langsam auf, was mir gut passte, da ich ja noch mein Date mit der blonden Bäckerin an der Weinstraße hatte. Nicht ganz nüchtern machte ich mich auf den Weg, nahm noch eine Flasche Wasser zur Ausnüchterung mit und einen Wein als Mitbringsel. Es wäre wohl in seinem Sinne gewesen, was ich jetzt vorhatte, dachte ich, gerade in Anbetracht seines Todes, verabschiedete mich von den letzten Brüdern, die staunten, da ich sonst immer eher einer der letzten war, der ging, mit KH eben und dann meist noch irgendwo anders hin - dieser witzelte sogleich der hat noch ein Date, der macht es genau richtig, denk dabei an den guten W, das wäre, wie er es wünschte und unter herzlichem Lachen verabschiedete mich die ehrenvolle Runde der trauernden Brüder, die es nach Epikur verstanden mit dem Tod umzugehen, der uns nichts anging, wenn ich sie bei diesen Zoten auch nicht allzu scharf von einem Stammtisch mehr unterscheiden könnte.

Überstand die Fahrt gut, fand nach ihrer Beschreibung ihr kleines Häuschen vor dem Schlösschen in dem Städtchen an der Weinstraße sofort und sie erwartete mich mit strahlenden Augen. Die Nacht wurde mehr als leidenschaftlich - sie war genau, wie ich es mochte, nicht zu schlank, überall genug und an Busen und Po genug, sich ausgiebig daran zu freuen. Sie war laut, leidenschaftlich, für alles offen und dabei völlig natürlich, machte sich dabei über nichts Gedanken als ihre Lust, die sie mit mir ausgiebig genoss, alles war gut so, dachte ich. Lernte ihre Tochter noch nicht kennen, die schlief zum Glück tief und ließ sich nicht von ihrer nicht eben leisen Mutter stören.

Sicher war T gebildeter und wäre langfristig die bessere Partie, aber da sie nicht wollte und die Dinge eben waren, wie sie waren, genoss ich aus vollem Herzen, was sich ergab und sie wollte gerne eine Beziehung, warum also nicht. Sie war Innenausstatterin wohl gewesen, bis sie Mutter wurde und damit alleine war und nun sehr früh als Bäckereifachverkäuferin im wahrsten Sinne des Wortes ihre Brötchen ehrlich verdiente. Was nützt dir eine gebildete oder adelige Frau, wenn sie keinen Spaß am Sex hat, es nicht befriedigend mit ihr ist oder sie nie weiß, was sie nun will, wie T, die sich nicht für uns entschieden hatte. Meine Bäckerin strahlte mich an und sagte, dann kommst du und dichtest du hier, ich verdiene die Brötchen und zwischendurch lieben wir uns, ist doch traumhaft.

Übermorgen sollte es wieder nach Berlin gehen war geplant, doch wir verabredeten, dass ich auf dem Weg noch zu ihr käme, um mir einige Kalorien an Lust und Liebe abzuholen zur Stärkung und Erinnerung wie sie meinte. So war sie und es klang alles so wunderbar unkompliziert mit ihr, sie hatte immer Lust, antwortete sofort voller Leidenschaft auf SMS - war zwar vier Jahre älter als ich, aber egal, vielleicht würden wir noch ein Kind kriegen, Mitte dreißig kein Thema, sagte sie, noch nahm sie die Pille und war meist fröhlich, trug reizvolle schöne Wäsche, ihre Scham war in einem schmalen gelockten Streifen schön frisiert, wie ich es mochte, denn weder keine Haare noch keine Pflege dieser fand ich wirklich reizvoll - so irgendwas dazwischen aber vor allem echte spürbare Lust und die hatte sie, da konnte ich auch mal darüber hinwegsehen, was sie alles nicht wusste oder kannte.

Am Tag bevor ich wieder gen Berlin wollte, meldete sich T, ihre Tage kämen nicht - gut sagte ich, wenn das so ist, werde ich bei dir sein, wenn du das möchtest, egal wie, ich stehe zu meiner Verantwortung sagte ich einfach so, ohne zu wissen, was sie während der Zeit, in der wir uns nicht sahen, noch getrieben hatte.

Dieser Vertrauensvorschuss erfreute sie wiederum so sehr, dass sie völlig fassungslos  war und fast am Telefon zu weinen begonnen hätte. Wir redeten lange, leider konnten wir uns nicht mehr sehen, weil sie lange arbeiten musste und morgen früh fuhr um 10h erwartete mich ja meine Bäckerin zum Sex vor der langen Tour in den wilden Osten.

Erzählte es ihr ganz offen, was passiert war, dass, wenn sie schwanger sein sollte, dies natürlich Vorrang hätte, aber sie doch auch verstehen müsse, dass ich nachdem sie nicht mehr wollte und es war eben Silvester. Druckste ein wenig herum, ohne die Absicht irgendwas zu ändern und war gespannt, ob ich damit durchkam - verfolgte keine Strategie, wollte nicht beide, konnte mich nur nicht so entscheiden, brauchte Zeit und ließ mir darum alles offen. Da wurde meine T ganz weich, ein wenig weinerlich bedauerte sie, wie blöd sie sich benommen habe, entschuldigte sich und sie wusste ja nicht, dass ich es ernst meine - blöde Ausrede eigentlich, nachdem ich sie der ganzen Familie vorgestellt hatte.

Wurde aber genauso weich, spürte wieder das alte Gefühl, wollte aber meine Bäckerin auch nicht einfach im Stich lassen und beschloss morgen auch mit ihr ganz offen zu reden. Ehrlichkeit war immer am sichersten, dachte ich, da konnte ich mich nie verplappern, musste nicht weiter darüber nachdenken und entweder sie liebte mich, so  wie es eben war oder nicht.

Eigentlich, hatte ich gedacht, eine von beiden oder beide würden mir das  Messer auf die Brust setzen und eine klare Entscheidung fordern und dann würde ich mich für die geduldigere entscheiden, was in dem Fall T war, die schon sagte, sie verstünde das und es wäre ja ihr Fehler gewesen, sie freue sich so, wie gut ich reagiert hätte und spüre, was ich für ein guter Vater wäre. Was ging mir bei diesen Worten das Herz auf und fast wäre ich schon wieder schwach geworden und hätte die großartige Situation ohne Not aufgegeben.

Zwei Frauen wollten mich nun, vielleicht war eine schwanger, dann wäre es entschieden, sonst kann ich es mir aussuchen, wenn die Bäckerin nicht morgen ausflippt, aber dann ist es eben so und gut so.

Das zweite Zusammentreffen mit meiner Bäckerin wurde noch leidenschaftlicher, ich sollte sie schließlich in guter Erinnerung behalten, wie sie meinte und als ich ihr die ganze Geschichte mit T erzählte und deren möglicher Schwangerschaft und meinem Gewissenskonflikt und ich sie nie belügen wollte aber nun nicht wüsste, was tun, war auch sie so wunderbar von diesem hilflosen Mann gerührt, der sich um die Frau kümmern will, die er vielleicht aus Versehen geschwängert hat, dass sie sich, wie T, noch mehr in mich verliebte, mir alle Zeit der Welt ließ, ich in Ruhe entscheiden sollte und sie mich in Berlin besuchen käme, was T auch beabsichtigte und danach könnte ich ja entscheiden, außerdem käme ich ja im Februar schon wieder zum Geburtstag meiner Eltern - nun sollten wir erstmal in Ruhe abwarten und sie ließe mir alle Zeit der Welt, küsste dabei erst  mich und dann meinen Schwanz, worauf wir noch zweimal vögelten, bevor ich mich zugegeben etwas erschöpft auf den Rückweg nach Berlin machte, völlig unentschieden, zutiefst befriedigt, aber nicht unglücklich, wie wandelbar das Leben doch sein konnte manchmal. Kam ohne eine Frau gen Süden, lief einer hinterher, mit der es eigentlich schrecklich und langweilig war und fuhr wieder mit zweien, ohne es zu wollen, hatte ich die Wahl, zwischen zwei wunderschönen und äußerst leidenschaftlichen richtigen Frauen, ob das gut gehen konnte, fragte ich mich selig schwebend noch nicht.
jens tuengerthal 27.2.2017

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen