Eine Liebesgeschichte
Es war einmal eine mutige Prinzessin die suchte so lange nach der großen Liebe, dass alle ihre Schwestern und die Leute bei Hof schon unkten, sie werde noch eine alte Jungfer werden, wenn sie alle Prinzen ablehne, die sogar aus dem Morgenland kamen, wohin die mutige Prinzessin einst mit dem Schiff fuhr, um sich die Welt anzusehen.
Bis nach China, um Afrika rundherum in Amerika und der Karibik war sie schon gewesen, als liefe sie vor etwas weg und war doch immer auf der Suche nach ihrem Prinzen, mit dem sie all ihre Liebe teilen wollte, denn ihr Herz war groß und bis dahin hatte sie ihre Liebe immer nur mit ihrem Bären geteilt, der sie auf ihren Reisen um die Welt begleitete.
Die Prinzessin hatte eine schwere Kindheit, ihr Vater, der König war auch zur See gefahren, um die Welt zu sehen, bis er die Königin heiratete, die ihn an Land festband und als er dann trocken lag, weg schickte, weil ein Seemann auf dem Trockenen einfach zu langweilig ist.
Das Reich der Königin, die nahe dem Meer wohnte, verkleinerte sich nach der Trennung vom König ein wenig. Aber es kamen bald immer neue Männer, weil der Königin so langweilig ohne war, von denen manche auch gern mit der Prinzessin und ihrer Schwester spielen wollten, die nicht wussten, wie ihnen geschah. So zogen sie den Spuren der Liebe der Königin folgend durch das Reich im Norden immer nahe dem Meer.
Ungeliebt und verlassen fühlte sich die Prinzessin und sie weinte in der Nacht große Kullertränen und besprach sich mit dem Bären, was sie nur tun könnten, um frei zu sein und glücklich. Immer noch hatte sie den großen Traum von der Liebe, die alles wäre und der sie alles bliebe. Sie wusste nicht, wie es gehen sollte, hatte es ja nie gesehen und doch ahnte sie, es musste etwas mehr geben, als die anderen so machten, die nur zusammenlebten.
Die Prinzessin lief dann von der Königin weg, die immer nur an ihre Männer dachte und nie an die Prinzessinnen, die doch ein Teil von ihr waren. Sommer für Sommer lebte sie auf der kleinen Insel und arbeitete hart als wäre sie ein Bauernmädchen und keine Prinzessin. Es fassten sie auch Männer manchmal an, weil sie gerade bei ihnen lag, die jede Nacht in einem anderen Bett schlief, aber es berührte sie nicht und sie ließ sie machen, wenn sie dafür frei sein konnte.
Immer wieder im Morgenland und tief im Westen machten Prinzen und Cowboys der mutigen Prinzessin Heiratsanträge, aber sie ließ sie immer nur ein wenig heran, schlief vielleicht mit ihnen, aber in ihr Herz durfte keiner, dass sollte keusch und rein für ihren Prinzen bleiben, der irgendwann käme, dessen war sie sich ganz sicher. Sie wusste wie die Lust funktionierte und was die meisten Männer dabei wollten, machte es mit, wenn es nötig war, ansonsten war es ihr völlig egal, solange sie nur frei blieb.
So reiste sie viele Jahre um die Welt, stand auf Bühnen und den Brettern, die manchen die Welt bedeuten, tat alles, um nur frei zu sein und zeigte keinem, dass sie eigentlich eine Prinzessin war, denn ihr Prinz würde sie erkennen, ihre Hoheit erspüren und das geträumte Glück fände kein Ende mehr. Sie wäre alles für ihn, dachte sie, konnte kochen und Schiffe fahren wie Kutschen oder Wohnmobile. Nichts gab es, was sie nicht konnte, wenn sie es wollte und sie tat immer, was sie wollte auf der Suche nach Freiheit.
Manche Jahre konnte sie nur auf die kleine Insel neben dem Königreich im Norden und manchmal in zwei benachbarte Reiche im Süden fahren, weil die alten Könige des Ostens, die griesgrämig und böse waren, eine große Mauer um ihr Reich gebaut hatten, damit ihre Bürger, die sie wie Sklaven hielten und zu des Staates Sicherheit noch überwachten, nicht wegliefen.
So war ihr Drang, die Welt zu erobern riesig, als irgendwann die Mauern fielen, weil keine Mauer ewig hält und sie lernte die Welt kennen und suchte doch immer weiter noch die wahre große Liebe, um endlich anzukommen und da zu sein.
Es gab zur der Zeit, als die Prinzessin und der Zauberer sich trafen, ein verzaubertes Reich der Worte, dass die Menschen ohne Zeit und Ort miteinander verband, als säßen sie in einem verzauberten Garten zusammen. In diesem Reich gab es auch Bilder und es diente der Suche der Einsamen, dabei war die Prinzessin ja nicht einsam, sie hatte ihren Bären, einen uralten Freund und die Welt war ihr Zuhause. Doch dachte sie, wenn ich nicht auch dort bin, wie soll mein Prinz mich dann finden und so ging sie, wieder ohne zu suchen, auch dort hin und ließ die Dinge geschehen, die dort eben geschahen, von Zeit zu Zeit.
Das Reich der Worte war eine eigene Macht, die neben den Königreichen stand und in dem jeder sagen konnte, was ihm gerade einfiel, solange es nichts öffentlich mit Sex zu tun hatte. Und weil selten ein Reich alleine kommt, standen auch bei den Worten manche Reiche nebeneinander und manche verfielen gänzlich den Worten und vergaßen das Leben und die Liebe darüber.
Er hatte ihr Bild gesehen und auch wenn Bilder nur Bilder sind, war da etwas, dass ihn neugierig machte und schon im ersten Brief, den sie sich im Reich der Worte schrieben, spürte er, wie nah sie sich anfühlte. Ob dies wohl der Traum von Frau sein konnte, die alle drei Arten der Liebe in eine schenkte und bei der seine Suche endlich endete.
Wenig war er durch die Welt gestreift, als Kind hatte er noch einige Länder gesehen, dafür reiste er in der Liebe, hatte viele Herzen berührt, noch mehr Schösse geküsst und Brüste gestreichelt. Fast so viele, wie es Länder auf dieser Welt zu sehen gibt und er wusste, es gab nichts neues mehr, zu entdecken, er wollte nur noch ankommen und seine Liebe leben, da sein und das Glück teilen.
Sie wussten es sofort, ohne lange Worte zu wechseln, war ihnen klar, dass sie zusammengehörten. Der Zauberer und die Prinzessin hatten sich weder berührt, noch gerochen und doch waren sie sich schon sicher, bevor sie sich überhaupt ins Antlitz sehen konnten, weil sie zwischen den Zeilen spürten, der andere suchte wie ich die große Liebe und wollte ankommen.
Und als sie sich schließlich trafen, die Prinzessin kam mal wieder von einer kleinen Reise zurück, da sahen sie sich an, fielen sich in die Arme, küssten sich voller Leidenschaft und tranken erstmal einige Kannen Tee miteinander, um zu plaudern, bevor sie sich der Leidenschaft hingaben, die sie auch drängte, aber weniger als es das Gefühl tat, nach dem alles so richtig schien und wie geträumt.
So lebten die Prinzessin und der Zauberer, der nur ganz verborgen ein Prinz auch war, glückliche Tage in dessen Bücherturm, lasen sich vor, wenn sie sich nicht liebten oder Tee tranken. Doch dann kam die Tochter des Zauberers, die noch von einer seiner alten Lieben stammte, als er noch in Schößen um die Welt reiste, während viele lieber in den Flieger stiegen, und sah ihr Platz war von der Prinzessin besetzt und sie fühlte sich schlecht dabei. Sie mochte sie nicht und wusste nicht warum,
Ein böser Zauber lag zwischen der glücklichen Prinzessin und der unglücklichen Tochter, die sich vor der Prinzessin fürchtete. Zauber aber sollten die Spezialität der Zauberer sein, will es uns scheinen, so erzählen es doch die alten Sagen alle. Was wäre das aber für ein langweiliges Märchen, in dem zwei sich nur begegneten und alles wäre gut und die Welt liebte sie dafür.
Eine der schönsten Liebesgeschichten der Welt, jene von Romeo und Julia, die einst Shakespeare uns erzählte, endete tragisch tödlich im Missverständnis und auch wenn das erstmal nur Theater war und auch kein Märchen, schien sie der Prinzessin und dem Zauberer plötzlich näher am Leben als der Liebestraum, den sie zusammen zu träumen begonnen hatten.
Die große Familie des Zauberers, der eher ein Minnesänger im fortgeschrittenen Alter noch war, lehnte die Liebe zuerst mal ab und forderte Zeit. Sie sollten sich gedulden, ihre Liebe beweisen, bevor sie gewürdigt würden. Wer aber mit ganzem Herzen liebt und seinem Liebsten eine Welt schenken möchte, der will nicht warten, sondern lieber gestern als morgen heiraten und so versprachen sie sich einander, ohne ihre Angehörigen um Rat gefragt zu haben, wie es doch Sitte wohl war.
Große Versprechen verbunden mit großer Enttäuschung wurden zur immer schwereren Last auf einer jungen Liebe, die sich ihr Reich noch erobern musste. Die Prinzessin und der Zauberer verstanden sich in Kleinigkeiten des Alltags nicht mehr, fühlten sich ungewollt, wenn es das Gegenteil war und flohen wieder in vorige Welten, statt neue zu bauen - nur wie die vorigen sie nie berührt hatten, bis sie sich zufällig zwischen den Welten in jener der Worte trafen, waren sie sich nun auch immer ferner, obwohl sie doch eigentlich sicher waren, beieinander angekommen zu sein.
Sie spürten es beide, doch der Zauberer, der lieber wegschaute, wenn ihm etwas nicht gefiel, ignorierte ihre Mahnungen, die darauf hoffte, die verlorene Liebe wiederzufinden. Er wollte sich lieber mit dem Glück statt mit der verlorenen Liebe beschäftigen. Sie wollte suchen, was sie verloren wähnte und so redete er sich die Welt schön, während sie sich auf die Probleme konzentrierte, beide sahen wenig schönes mehr voneinander und liebten irgendwie immer mehr aneinander vorbei, was sie aber nicht glauben wollten, da Liebe doch wie Energie nicht einfach verloren ginge, gerade wenn es die große Liebe ist und das dachten sie doch beide eigentlich, ohne zu wissen, was große Liebe genau wäre.
Die Liebe zur Tochter und die Liebe zur Familie im übrigen kollidierten mit der absoluten Liebe zu der Frau, mit der er sein Leben verbringen wollte. Auch die Liebe zu Freunden kam später in ihrem Schatten noch in Schwankungen, die ihm nicht gefielen, der er gern mit allen in Harmonie und Frieden lebte, um geistig weiter zu reisen. Sein bisheriges Leben, in dem er von Schoss zur Schoss nur reiste, neue Herzen eher berührte als fremde Länder, sollte er nicht mehr weiterführen mit der großen Liebe, weil wenn sich zwei fanden, sie doch alles miteinander hätten und ihr das selbstverständlich schien, der die körperliche Liebe nie wichtig war, weil sie diese nur mitmachte, während sie sich mit der ihr möglichen Anteilnahme eben hingab, wenn nötig.
Da die Prinzessin wunderschön war, es normal so schien, weil es üblich war, versprach er ihr die Treue, von der er gar nicht aus Erfahrung so genau wusste, was sie war. Sie dafür, die Ruhelose, würde bald wieder in die Welt ziehen müssen, ob sie nun wollte oder nicht und ihn im geteilten Paradies, dass ihr nicht die Ferne und die Sehnsucht nach ihr ersetzen konnte, alleine lassen. Damit würde sich im Leben der Prinzessin nichts ändern, außer, dass sie eine Liebe zuhause sehnsüchtig erwartete und ihr heiße Verse an Bord sandte, während dem Zauberer aus der Welt der Worte, der die Frauen liebte, nur noch die Worthülsen der Minne blieben, die nicht mehr an jeder ein Ziel haben durfte.
Als die Prinzessin wieder von langer Fahrt durch Meer und große Stürme vom Wetter gegerbt nach Hause zurückkehrte, liebten sie sich wieder, auch wenn sie sich aus der Ferne schon verlassen hatten, weil sie ihre Welt und den verlorenen Zauber der Liebe nicht wiederfanden. Sie liebten sich, schliefen bei und miteinander und berührten sich doch seltsam gar nicht, blieben sich fern und die unausgesprochene Verzweiflung über das Nichts wuchs immer weiter. Sie wollte etwas unternehmen, um sich dort wiederzufinden, während er lieber, zur Ruhe kommen wollte, um sich dabei wieder zu finden und so gingen sie mit unterschiedlichem Tempo und auf verschiedene Art ihre Wege in je entgegengesetzte Richtung auf der Suche nach dem Glück, das sie teilen wollten.
Irgendwann verloren sie sich dabei völlig aus den Augen, jeder auf seinem Weg unterwegs, voller Angst, sich zu verlieren und mit mehr Furcht, sich etwas zu vergeben, als den anderen zu verlieren, spielten sie jenes Spiel, was Männer und Frauen schon spielen, seit es die Welt gibt, wenn auch vielleicht mit etwas verkehrten Rollen, saß er doch lieber bebüchert zuhause, während sie die Wälder und Wiesen durchstreifte.
Einmal sahen sie sich noch für einen Moment und es war wieder wie in ihrem Traum. Der Zauberer brauchte nur Zeit und die Reisende hatte wohl keine und sie verpassten sich wieder, es blieb nur der Traum von der großen Liebe, die sie schon meinten, gefunden zu haben und suchte nach ihrem Ort. Wieder gingen sie in entgegengesetzten Richtungen auseinander und verloren sich aus den Augen, hatten nichts als die Erinnerung an den ersten Moment, der sie beide so verzauberte.
Die Erde aber ist keine Scheibe und so bestand zumindest die Chance, dass sie sich eines Tages wiedersähen, wenn sie auf ihrem Weg durch die Welt und in ihrer unterschiedlichen Art zu reisen, die Augen offenhielten.
So wanderten sie jeder für sich einmal um die Welt auf der Suche nach dem großen Glück. Der Zauberer indem er blieb, wo er war und die Prinzessin wieder in großen Abenteuern über alle Ozeane und nur ganz tief in sich trugen beide noch den Schatz ihrer Erinnerung mit sich. Sie kämpfte gegen Stürme und hohe Wogen, ging beinahe in ihnen unter, rettete sich noch gerade und blieb neugierig auf die Welt, sah neue Orte und viele Menschen, nur ihre Sehnsucht, die einmal erfüllt schien, konnte sie nie vergessen. Der Zauberer reiste durch die Welt der Worte und spürte in den alten Schulen der Philosophie dem grenzenlosen Geist nach, um das Sein zu verstehen. Auch er vergaß die Liebe nicht, die er so gefühlt hatte wie noch nie, auch wenn sie diese nicht leben konnten. Beide sehnten sich und wussten nicht wohin und nach wem.
Eines Tages, als die Prinzessin wieder für kurze Zeit in ihrem Heimathafen lag, trafen sie, ohne es geplant zu haben, auf der Straße zusammen und wussten wieder, was sie die ganze Zeit vermisst hatten. Sie sahen sich an und vergaßen alles, was war und verstanden plötzlich, dass sie nicht in die Ferne schweifen mussten, um das große Glück zu finden, was längst in ihnen lag. Der Zauberer baute seiner Prinzessin ein Schloss aus Worten ausgestattet mit dem unendlichen Reichtum seiner Phantasie und die so bodenständige Prinzessin, nahm die Worte, kaufte Steine dafür, baute das Schloss und machte es ihnen ganz wirklich nun gemütlich zwischen Meer und Heimathafen. Wäre die Liebe einfach ein Märchen, würden sie nun heiraten und glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben und wenn sie nicht gestorben sind, lieben sie sich noch immer.
Weil die Liebe aber im Schatten der Wirklichkeit kein Märchen sondern ein Traum ist, den wir einfach wagen müssen, halten sich die Paare dieser Welt immer noch an Realitäten auf, um in ihrem Schatten den Alltag zu meistern. Sie zweifeln an der Wirklichkeit ihrer Träume, in denen sie doch eigentlich längst glücklich waren, um den Zweifeln und der Vernunft mehr Platz einzuräumen, als sie ihrem Gefühl nach haben sollte.
Die Liebe ist nach dem Sex die zweite Wurzel all unserer Kultur, wenn Menschen ihre Träume leben wollen und dafür manchmal märchenhaft alle Hindernisse überwinden, um einfach glücklich zu sein. Kann es mehr Glück im Leben geben, als Arm in Arm, um die gegenseitige Liebe wissend, einzuschlafen?
Was Menschen alles taten, ihre Liebsten zu beglücken, der verlorenen Liebe nachzuweinen oder sich ihren großen Traum ganz real auszumalen, füllt die Museen und Bibliotheken dieser Welt, schuf einige der schönsten Gebäude und Gärten, wie etwa jenes Taj Mahal in Indien, dass der trauernde Großmogul als Mausoleum für seine gestorbene große Liebe einst baute oder Goethes Sesenheimer Lieder, deren tödliche Steigerung noch im Werther gar und die vom Winde verwehten Blätter der Südstaatenliebe im Bürgerkrieg, die so viel über Amerika und seine Träume immer verriet und doch Menschen um die ganze Welt in seinen Bann zog, wie das Hohrlied auch oder das Lied vom traurigen Sonntag, dem noch so viele in den Tod folgten, mit dem Traum von der großen Liebe immer in Erinnerung.
Nichts inspirierte Menschen zu solch großen Leistungen wie die Liebe, mit der sie etwas taten oder verfolgten. So war die Liebe und das Ringen um sie in allen Kulturen eine der wichtigsten Triebkräfte, auch wenn sie sich im Aberglauben an den erfundenen Gott ausdrückte, brachte sie Menschen zu nie geglaubten Höchstleistungen in Kunst und Architektur, was dem Glauben bis heute ein sehr reale Präsenz gibt. Wer wäre der Dichter, der als sei es ganz natürlich immer an die Liebe glaubte, dieser mehr oder weniger Realität zu geben als dem Aberglauben der anderen - wie wir es auch nennen, ist dieses völlig unkörperliche Gefühl der Grund, der Menschheit bis heute beflügelt.
Ist der Traum von Liebe, der sich wie ein Märchen liest, darum weniger real als der Sex, den ich als Urgrund aller Kultur im ersten Teil märchenhaft erzählte?
Wer je geliebt hat und Glück wie Schmerz in seiner ganzen Größe fühlte, weiß wie real diese Welt ist, die alle Grenzen überwindet. Dennoch hat die Liebe keinen festen Ort in unserer Natur - sie kommt auch aus dem Gehirn, das die Reaktionen zusammenfügt und das Bild entstehen lässt, das in unserem Bewusstsein schwebt und uns meinen lässt, wir liebten, doch zugleich spüren wir den Herzschmerz genau da, wissen wie die Hormone uns dabei auch fern des Hirns manchmal mehr steuern. Ist dieses in manchem unerklärliche Gefühl, das seine Gründe in einer Summe von Dingen findet, die wir nie alle einzeln bewusst erfassen können - von der Ähnlichkeit über die Sehnsucht wieder zum Gegenteil in der Dialektik - nun erst wirklich, wenn wir uns seiner bewusst sind und wie real ist es überhaupt je, frage ich mich. Ist der Tod an gebrochenem Herzen, der längst ein medizinischer Terminus wurde, Ausdruck der Macht einer Illusion, die nur geistig ist oder ist ihre Körperlichkeit nicht offensichtlich?
Eine wohl rhetorische Frage, ich geb es zu, wenn das Herz, weil gebrochen, stehen bleibt oder die Sehnsucht uns zum Wahnsinn treibt, sind das klar körperliche Auswirkungen, warum vielleicht die Trennung unsinnig sein könnte, die wir uns im Echo der Religion angewöhnten. All dies ist Teil unserer Natur und wird von allen Teilen mit befeuert.
Wenn ich morgens voller Lust neben meiner Liebsten aufwache, wirken vielleicht noch die unbewussten Träume sich in meiner ganz realen Errektion aus. Wie der Morgentau, den ich ihr, während sie noch halb träumt, aus ihrer Mitte schlecke, nicht die Reaktion auf meine Zärtlichkeit ist, sondern noch aus dem vielleicht Märchenreich ihrer Träume stammt, wo immer sie dort war. Oder ist er nur die natürliche Reaktion auf die gefühlte Nähe, die gar kein Bewusstsein mehr braucht, um Lust zu werden, frage ich mich und also auch keinen konkreten Traum sondern einfach da ist, weil zwei miteinander und aufeinander reagieren.
Die Sexualität, die ich bewusst im ersten Kapitel abhandelte, weil sie mir der natürliche Ursprung zu sein scheint, spielt gerne mit der Liebe zusammen, doch bedingen sie sich weder, noch hängen sie außer in moralisch dialektischer Beschränkung irgend zusammen. Außer vielleicht, dass es kombiniert das allerschönste uns scheinen kann, ohne zu wissen, wie real dieses Gefühl ist, schafft es doch eine sehr präsente Wirklichkeit. Darum kann sie in der Kulturgeschichte der Liebe als ein Märchen nicht ignoriert werden, wenn auch ihre genaue Beziehung so wenig klar definierbar ist, wie alle Gründe der Liebe es sind. Wo es passt und die Natur sich von alleine findet, ist sie einfach Teil des geteilten Glücks, wenn nicht, was häufiger geschieht als es bei so etwas völlig natürlichem möglich scheint, wie ich inzwischen lernen konnte, braucht es manchmal Umwege, um zur geteilten Natur zu finden, die dann zum höchsten Glück wird.
Wo die Liebe ist, kann sie stärker als alles sein, jede Grenze und alle Hindernisse überwinden, um sich zu finden. Sie verleiht nicht nur Flügel, ganz real in allem, was wir von ihr beflügelt tun und geistig, indem sie uns eine neue Haltung angewöhnt, sondern sondern verwandelt auch die Welt für alle Beteiligten, die in ihrem Schatten erst die Schönheit dessen, was immer da ist, wahrnehmen können. Gleichzeitig raubt sie dialektisch im Falle ihres Verlustes oder des Kampfes um sie alle Kräfte und färbt die Welt in tristes Grau, das keine Schönheit und Freude mehr kennt. Es ist die gleiche Welt, die den Verliebten so zauberhaft im gleichen Moment scheint und doch hat sie für die Lieblosen eine ganz andere Realität durch ihre Haltung zu ihr.
Ob es irgendwo schön ist, scheint uns eine Realität zu sein, doch entscheidet dabei die Haltung zum Ort viel mehr als es die je Wirklichkeit könnte, weil Wirklichkeit scheinbar auch nur eine Illusion derer ist, die sie erleben. Wissen wir je, was wirklich ist oder haben wir wie Platons Höhlenbewohner immer nur ein Schattenbild der Wirklichkeit, die eben dem entspricht, was wir wahrnehmen und sehen wollen. Den Liebenden ist die Welt wunderbar, jede Stunde gemeinsam ein Geschenk, denen die an ihr leiden, scheint es umgekehrt und das wirkt sich auf ihre je Leben ganz real auch physisch aus.
Die Liebe als Quelle und Kraft der Kultur ist wohl einer der wichtigsten Faktoren unserer Geschichte bis heute. Manche gehen in den Tod aus Liebe zu Gott oder dem Vaterland, andere um der Liebe willen, für die sie keine Hoffnung mehr sehen, nachdem sie einmal fühlten, wie groß das Leben sein kann. Einzene verlieren jede Hoffnung ohne je dem Glück nah gewesen zu sein, was manche als Ankommen bezeichnen. Doch sollte, wer je das Glück hatte, sich so zu fühlen und die Welt im Schatten dieses Traums zu sehen, dies nie vergessen, denn vielleicht leben wir nur, um dies Glück genießen zu können, wo immer es sich wieder zeigt und manchmal finden sich Träume auch wieder, wenn wir merken, worauf es ankommt. Mehr als glücklich können wir auf der Suche nicht werden.
jens tuengerthal 3.2.2017
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