Montag, 20. Februar 2017

Irrationalismus

Vom postfaktischen Ideal - was Trump, Schulz und die Islamisten verbindet

Stehen wir an einer Zeitenwende oder ist, was um uns geschieht nur der ganz normale Fortschritt mit kleinen Schwankungen, frage ich mich beim Blick in die USA, auf  die Islamisten oder den Kandidaten der SPD. Lange galt der Vorrang der Vernunft, kommen wir nun in das Zeitalter einen neuen Aberglaubens überall?

Der Vergleich von Trump und Schulz scheint inhaltlich absurd, liegt doch dem früheren Bürgermeister von Würselen und zeitweisen Präsidenten des Europäischen Parlaments wenig ferner als der totalitäre Stil des neureichen Bauunternehmers, doch wer die mediale Steuerung der Begeisterung und den Jubel der Anhänger beobachtet, bemerkt erstaunliche Parallelen. Was haben ihre demokratischen Gegner mit den Islamisten gemeinsam, wundert sich vielleicht so mancher, außer dass der jeweilige Erfolg keine vernünftigen Gründe hat, doch genau dies irrationale Band eint die drei und zeugt von einer gefährlichen Tendenz.

Sie stützten ihre Kampagnen auf nahezu Nichts, machen markige Aussagen, die der jeweiligen Anhängerschaft gefallen, ohne sich inhaltlich festzulegen. Zwei gegen das Establishment, werden darum bejubelt. weil sie nicht zur Clique der Macht gehören. Die Islamisten kämpfen gegen die bösen Imperialisten, helfen vorgeblich den Unterdrückten dieser Welt und schaffen damit eine globale islamische Solidarität. Die jeweiligen Anhänger sind davon überzeugt, dass ihre Heilsbringer die Welt verbessern.

Sind Menschen, die das glauben blind oder blenden sie bewusst aus?

Trump als Bauunternehmer und Milliardär ist fest im New Yorker Establishment und im Sponsoring der Politik verankert. Er finanzierte früher die Wahlkämpfe seiner zuletzt Gegnerin Clinton, dennoch gelang es ihm, sich als Vertreter der Armen und Ungehörten darzustellen. Er wurde von den Verlierern gewählt, die an den Rand gedrängt wurden, damit Leute wie er immer reicher werden konnten. Gerne betont er ein ungebildeter Aufsteiger zu sein, keine Bücher gelesen zu haben, dafür um so mehr zotenhafte Herrenwitze zu kennen. Nichts von dem qualifizierte ihn für das höchste Amt im Staat. Dennoch gab es Solidarität und wurde er Präsident, wenn auch mit Minderheit der Stimmen.

Schulz hat nicht nur selbst Unsummen an europäischen Geldern für sich zur Seite gebracht, ob immer legal, werden sicher noch genug Publikationen bis zur Wahl erscheinen, mit der großen Sehnsucht Kommissar zu werden, statt dem völlig unfähigen deutschen Kommissar Oettinger, der nur als abgewählter Ministerpräsident weggelobt wurde und doch war dieser mehr als peinliche auch innerparteiliche Gegner Merkels ihr noch lieber als der trockengelegte Luftikus Schulz, dem die Preußin offensichtlich nicht traute, er hat auch nachhaltig bewiesen, dass er in seinem Amt nichts taugte, schlechteste Wahlergebnisse in Europa je einfuhr . Es gibt keinen Grund, diesen turnusmäßig abgewählten Bartträger nun als Hoffnungsträger zu sehen.

Die Islamisten, ob des IS oder anderer Organisationen sprechen sich für den mittelalterlichen Gottesstaat aus, urteilen nach dessen Recht, unterdrücken Frauen auf gut islamische Art und bringen Terror in die Welt und die von ihnen besetzte Gebiete. Dennoch gehören nicht wenige der völlig verhüllten Frauen zu ihren Anhängern. Unter Jugendlichen findet die brutale Gewalt im Namen des erdachten Propheten und seines Aberglaubens viele Anhänger, auch wenn es ein völlig irrationaler Aberglaube mit unsinnig vielen unmenschlichen Schranken ist, der eigentlich unfrei macht und dafür Menschen für ein erfundenes Himmelreich und versprochene Jungfrauen den Tod suchen lässt.

Warum wirken Kampagnen, die völlig irrational ein Gemeinschaftsgefühl beschwören und die Menschen zugleich bei ihren Ängsten packen?

Dagegen fällt die vernünftige, erfahrene eine nachvollziehbare Politik vertretende Kanzlerin weiter zurück, weil sie mit nichts glänzen kann als mit Ruhe und Erfahrung, während ihr Luftblasen weniger liegen. Vernünftig wäre es am Rand der Krise und bei einem drohenden Erfolg rechtsradikaler Kräfte auf eine bewährte Kraft der Mitte zu setzen, um bloß keine Polarisierung zu riskieren. Stattdessen verkünden Umfragen erstmals ein Aufholen der SPD und sogar ein Überholen der CDU.

Hat Mutti fertig oder platzt die unvernünftige Luftblase Schulz vorher?

Die SPD-Basis glaubt naiv dem vorigen Vorsitzenden die einsame Entscheidung und sieht keine geplante Kungelei im Luftschloss der vorgeblich Arbeiterpartei. Es ist so durchsichtig, wie Schulz den Umzug nach Berlin ankündigte, Gabriel munkeln ließ und Kraft sich grinsend freute, weil es einer aus NRW werden sollte, was sie aber natürlich nie sagte. Der plötzliche Stern der Sozialdemokratie mit bloß kommunalpolitischer Erfahrung und ein wenig Europaparlament, den aber alle immer schlechter noch als Oettinger fanden, was viel heißen will, wird hell angestrahlt und alle glauben, sie sähen eine Sonne, die nicht mal ein Mond real ist. Dagegen regiert Merkel auf dem Zenit ihrer Macht ruhig und zuverlässig wie immer. Ihre ruhige Politik und ihr Beharren zeigt langsam erste Erfolge, die nicht gewürdigt werden, weil ein Scharlatan neue Versprechungen macht.

Warum verweigern viele Menschen, die eine politische Meinung äußern, jegliche kritische Reflektion, sprechen vom Bauchgefühl, dass sie treibt und warum ihnen diese Inszenierung als einer von unten gefällt?

Plötzlich wird die Nähe zu Trump und dessen Kampagne trotz inhaltlicher Unterschiede immer deutlicher. Vielleicht hilft es ihm sogar noch sich als Sozi als natürlicher Anti-Trump zu inszenieren, um damit noch eine weitere Komponente von desse Kampagne zu übernehmen. Es ist eigentlich widerlich, dämlich und erstaunt, schüttelt sich der kritische Bürger, wie Menschen auf solchen Unsinn hereinfallen können, wenn andererseits eine zuverlässige Kraft der Mitte wie Merkel zur Wahl steht.

Dann kommt von Schulz eine Äußerung zu Hartz IV, die ihm eine Annäherung an die Linke ermöglicht, ohne Programm oder Finanzierung, nur aus dem Bauch gesprochen. Wenn etwas nicht so toll liefe, müsse man den Mut haben, es zu korrigieren, säuselt der verlogene Trumpverschnitt, statt eine ernsthafte und vernünftige Reform zu beginnen. Es gibt weder einen Plan noch eine Finanzierung, es wird auf ein Bauchgefühl mit entsprechenden Äußerungen reagiert und die verletzte sozialdemokratische Seele gestreichelt.

Natürlich erwägt der besagte kritische Bürger auch, dass es dem Parlament und allen gut tut, wenn die Sozen nach dem Gabriel Absturz wieder Fahrt aufnehmen und damit die Chancen des AfD verringern, so paradox es klingt. Was aber, wenn diese Welle aus Nichts geschickt inszeniert wie in den USA zum Wahlsieg und zur Koalition mit der teilweise prädemokratischen Linken und einigen ihrer totalitären Funktionäre führt?

Es wird dies das Land weiter polarisieren, den eigentlich unwählbaren AfD als Reaktion im bürgerlichen Lager stärken und damit genau die Kräfte schwächen, die eine Demokratie stark machen und die es jetzt braucht.

Dächte wer nach, könnte diese erste Woge abgetan werden, weil sie spätestens nach weiteren Publikationen zu Schulz Verhalten in Straßburg und Würselen mit dem Millionengrab Spaßbad, logisch abflachen müsste. Er kann es nicht, nicht umsonst wollte ihn keiner als Kommissar und auch die SPD kämpfte nur halbherzig für den eigentlich Versager in Europa. Dagegen steht die erfahrene Merkel oder stand in den USA die erfahrene Clinton, die das System kennen und erfolgreich im Griff haben.

Doch hier setzt der Irrationalismus in der Politik ein. Menschen glauben an Ideen und schwärmen von Visionen oder schwadronieren von Ängsten, als sei die Politik je etwas anderes als eine oberste Verwaltung, deren Amtsleiter eben durch Wahlen bestimmt werden. Natürlich trennen wir formal das Parlament als Legislative von der Exekutive der Regierung, den Amtsvorstehern, aber schon diese Unterscheidung als Basis der Demokratie versteht kaum einer mehr. Merkel steht für zuverlässige Politik ohne persönliche Bereicherung, verwaltet Europa in bewährter Weise, während Schulz bisher für gar nichts steht und dennoch Menschen anzieht, als sei das zu wählende Amt kein Verwaltungschef auf Bundesebene. Im Gegenteil ist er nur bekannt für Verschwendung und erfolgreiches Abkassieren im kommunalen und europäischen Sumpf.

Warum glauben Menschen an Politiker ohne Erfahrung, die sich nicht festlegen?

Das Großmaul Trump wird von der Judikative und auch von der Legislative bald in enge Grenzen geschickt werden, kaum seine überwältigende Mehrheit zu etwas nutzen können als zur wieder Liberalisierung des Bankensektors an der die Unternehmen seiner neu ernannten Minister am besten verdienen und dies auf Kosten derer, die ihn wählten. Dies ist so offensichtlich, wie die Beseitigung von Obama-Care den Unfrieden im Staat verstärken, der ganz großen Mehrheit schaden wird und dennoch ist nicht gesagt, dass ihn die Wähler darum ablehnen werden.

Die wirtschaftliche Stabilität und der Aufschwung zu Anfang der Ära Merkel war ein Produkt weitsichtiger Politik unter Schröder. Die Flüchtlinge sind Peanuts und kein Problem für ein Land wie Deutschland sondern vielmehr angesichts der Geburtenrate nur eine riesige Chance. Die Angst davor wird Merkel angelastet, nicht Erdogan der viele erst auf den Weg schickte. Dies ist weder vernünftig, noch rational erklärbar, es ist eine Politik aus dem Bauch, wie es die Kanzlerin etwa bei der Schwulen-Ehe betreibt, die anders zu behandeln als die bürgerliche Ehe, es rechtlich keinen Grund geben kann. Dies weiß auch Merkel und doch erspart sie sich aufgeputschte Debatten mit Fanatikern wie in Frankreich und könnte so im irrationalen machtpolitisch klug beraten gewesen sein und irgendwann verpflichtet das Bundesverfassungsgericht die Politik zur Gleichbehandlung und keiner hat das Gesicht verloren.

Ist die Strategie der SPD darum klug, den Ballon ohne Füllung nach oben steigen zu lassen, um ihn dann oben nach Gusto durch den Vorstand zu befüllen?

Wer die Welle nutzt, schwimmt auf ihr. Ob das vernünftig ist oder nicht. Trump hat wider Erwarten diese genutzt und ist ins Weiße Haus geritten, statt der bewährten Insiderin Clinton und sorgt mit vielen unbedachten Äußerungen gerade immer wieder für reichlich Chaos in der Demokratie und in den Medien. Schulz macht es ganz ähnlich, vereinbart erst einen fairen Wahlkampf mit der Kanzlerin und Seehofer, um sich dann mit rein emotionalen Äußerungen zur sozialen Frage Hartz IV ohne jedes sachliche Fundament zu positionieren, statt endlich sachliche Aussagen und Programmvorschläge zu machen.

Die Islamisten sind ähnlich wie die späten Nationalsozialisten schon auf eine Metaebene gebombt worden mit europäischer Hilfe. Sie kämpfen den totalen Krieg und könnten Goebbels wahnsinnige Frage wohl auch vor versammelter Menge wiederholen und bekämen genug Zustimmung, wie sich wahnsinnige Attentäter für ihre Selbstmordanschläge  immer finden, aus Überzeugung im Aberglauben, den keiner laut so nennt, damit nicht endlich jeder Glaube als ein solcher offenbar werde.

233 Jahre nachdem Kant die Frage, was Aufklärung sei, so weitsichtig wie vernünftig beantwortete, sind wir kein Stück weiter gekommen, sondern machen im Gegenteil ständig Rückschritte. Vom Kreuzzug des jungen Bush gegen die Islamisten, bis zu den peinlichen Verteidigern des Abendlandes aus Sachsen zum Triumph eines Trump zieht sich eine Linie des Populismus auf der von links lange Sahra Wagenknecht relativ allein und gerne auch am Rande der Ausländerfeindlichkeit und im Proletariat beliebter Vorurteile lavierte, bis Schulz auftauchte und den inhaltsbefreiten Populismus zum Stilmerkmal machte, zu dem seine jüngsten Bemerkungen zu Hartz IV wieder bestens passen. Es stärken diese Populisten sich wider alle Vernunft gegenseitig, auch und gerade wenn sie scheinbar aus dem gegenteiligen Lager kommen.

Eine Demokratie funktioniert gut, wenn sie mit Vernunft geführt, alles Irrationale vermeidet und einen Kurs der Mitte im Interesse der großen Mehrheit fährt, die sich weder näher mit der Politik beschäftigen möchte, noch zum Wohle aller ihre Meinung ständig öffentlich äußern müsste. Der Staat soll also gut verwaltet werden, der Wirtschaft genug Ruhe und Raum zu Atmen geben, damit es allen einigermaßen gut geht und keiner völlig durchs Netz fällt. Viel spricht dafür darum in schwierigen Zeiten, während ein Populist in den USA nach der Macht griff, solche in der Türkei und in Russland regieren, hier lieber den moderaten Kurs der Mitte zuverlässig weiter zu gehen.

Mit Merkel haben wir genau die Kanzlerin, die für diesen beständigen Kurs spricht, was viele bisher gerade in Deutschland an ihr schätzten - ihr Zitat, sie wissen, was sie an mir haben, ist dafür beispielgebend. Sie ist berechenbar, unbestechlich und zuverlässig. Erledigt ihre Arbeit wie nötig, bemüht sich darüber hinaus, ohne für größere Bestechlichkeit anfällig zu sein. Sie ist eine ideale oberste Behördenleiterin, auch wenn sie nicht durch flammende Reden ein aufgeputschtes Publikum begeistern kann, im Gegenteil, sie steht ja für Ruhe und Kontinuität, folgt selbst erklärt den Idealen der Aufklärung und macht beamtisch zuverlässig  ihre Arbeit. Damit ist sie eigentlich das Beste, was der Verwaltungsdemokratie  passieren kann.

Schulz steht bisher für nichts konkretes, stand lange für eine EU, die eine Mehrheit derer, die ihm nun zustimmen, eher ablehnen würde. Natürlich bedarf es Korrekturen am Hartz IV Bezug für ältere Arbeitslose, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden, was leicht durch ministerielle Verordnung ohne großen Aufwand möglich wäre. Es ist taktisch klug, aus einer solchen Kleinigkeit eine Schlagzeile zu produzieren. Der Mann, der sich mit dem Spaßbad, dass nie wurde, ein Millionengrab als Denkmal setzte, zeigt, was das Land mit ihm erwartet und warum es gute Gründe gibt, davor zu warnen, weil er Gelder verspricht, die er noch nicht erwirtschaftet hat, kurz gesagt, unseriös ist.

Die Äußerung Trumps zu Schweden fällt in die gleiche Kategorie. Eine bloß gelesene Schlagzeile aus den eher rechtsreligiösen Foxnews, die kein seriöser Journalist als Quelle ernst nimmt, genügt ihm, um einen Skandal zu produzieren, der für viel Spott im Netz sucht aber gerade darum seine Anhänger noch enger zusammen bringt. Die Anhänger von  Verschwörungstheorien lassen sich auch nicht durch solche Kleinigkeiten wie Tatsachen vom Weg ihrer Überzeugung abbringen.

Auch die Islamisten sind Meister der Propaganda im Internet mit ihren Hinrichtungsvideos und ähnlichem menschenfeindlichen Schund, finden sie unter den ohnehin psychisch deformierten Sektenanhängern des fundamentalistischen Islam ein begieriges Publikum jenseits aller Vernunft. Was ist unter normalen Umständen von Erwachsenen zu halten, die sich mit übersinnlichen, irrealen Freunden abgeben, als seien sie wirklich? Wir würden sie vermutlich mindestens für therapiebedürftig erklären, außer sie sind religiös, dann ist jeder Wahnsinn normal nur eben etwas fanatisch.

Es ist darum Zeit, darüber nachzudenken, der Religion endlich den Platz zuzuweisen, der ihr, ihrem Wesen nach zugehört. Sie ist eine esoterische Sekte, die stets den Verstand angreift, Heilsversprechungen im erdachten Jenseits macht und im Diesseits im Laufe ihrer Existenz meist für Konflikte sorgte. Auch in Europa wurden die Menschenrechte gegen die Kirchen erstritten, was in Deutschland durch den eigentlich reaktionären Prozess der Reformation, die der Renaissance den geistigen Saft abdrehte und jede Revolution verhinderte, gerne bis heute übersehen wird. Luther war kein Revolutionär sondern ein reaktionärer Mönch, der in seinem Aberglauben zurück zu den Wurzeln wollte und sich dazu sehr geschickt schnell mit den Fürsten als Kirchenherren verbündete, indem er ihnen mehr geistige Macht versprach. Im übrigen war er ein übler Antisemit, voller Vorurteile und auch sonst typisch deutsch, wie sein stetes Genörgel bewies. Die Verbreitung des Märchenbuchs des Aberglaubens in deutscher Sprache ist auch keine aufklärerische Leistung gewesen, sondern nur der Versuch die selbständiger denkenden Menschen der Renaissance neu unter dem reformierten Aberglauben zu einen.

Warum beschäftigen wir uns noch mit diesem lächerlichen Aberglauben?

Nachdem uns Kant klar und unwiderlegt bewies, dass es zum Glück der Freiheit nichts als die kritische Vernunft braucht und zum moralischen Handeln nur das Gewissen, über dem auch kein erdachter Gott stehen muss, den er nur als preußischer Beamter nett in einer Ergänzung zuließ, die aber so widersprüchlich und unlogisch ist, dass sie nur als Beleg der vorherigen Systematik ohne Gott dienen kann, braucht es für die Moral und Ordnung keine Götter mehr. Im Gegenteil jeder Aberglaube stört dabei.

Eine Gesellschaft, die im ewigen Frieden leben möchte, von dem auch Kant viel hielt und über den er wie immer klug schrieb, braucht moralisch verantwortliche Bürger, die für ihr Handeln Verantwortung übernehmen. Dies tun sie nach dem kategorischen Imperativ, den Grundsätzen der Aufklärung entsprechend, als aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit sich befreiende Individuen, die Verantwortung übernehmen. Dazu braucht es keine Götter, im Gegenteil, jeder Aberglaube ist der Vernunft abhold und schadete hier, sittlich verantwortlich handelt eben nur, wer aufgeklärt ist und sich also sein eigenes sittliches Urteil nach dem Gewissen bildet, also ohne Gott, sondern in Verantwortung vor den Menschen.

Wenn Politiker in diesem Land immer noch ihren Eid in Verantwortung vor Gott leisten, haben sie offensichtlich die Werte der Aufklärung, auf denen unsere Verfassung ruht, nicht verinnerlicht. Der Aberglaube hat im Prozess der moralischen Verantwortung, für den es einen Eid nur gibt, nichts verloren. Zwar wurde er seit Jahrhunderten vom geschickten Bündnis des je herrschenden Aberglaubens immer wieder hinein geschmuggelt, doch bleibt es schlicht Unsinn und eine systemfremde contra dictio zur auf Diskurs beruhenden Staatsverfassung.

Sie schadet auch niemand und ist eine bloße Tradition, wie die Taufe von Kindern, die harmlos Wasser auf den Kopf bekommen. Dies steht im Gegensatz zur jüdisch-islamischen Beschneidung, dieser unnötigen Körperverletzung aus Tradition des Aberglaubens, gegen die ein freies Land aufbegehren müsste, stünde es nicht in einem komplexen auch historischen Zusammenhang, der eher Respekt als Autorität gebietet. So ist wohl manches, was jeder Vernunft widerspricht, teilweise vollständig irrational, wie die postfaktische Medienpolitik aus dem Hause Trump, die Realitäten nach Belieben ändert, für manche Menschen ein Ideal, dem sie bereitwillig folgen.

Diese Ähnlichkeit der Religion mit der postfaktischen Politik führt zur Nähe von Trump, seinen Gesinnungsgenossen bei AfD und Pegida, den Islamisten und bisher auch Schulz, der frei von Fakten und Ahnung in der Luftblase eine Stimmung nutzt, der immer für das Gegenteil stand, aber nun ins Massenhorn stößt. Gerade religiöse Menschen, die noch an ein Heil und eine Erlösung glauben, was außerhalb der Religion bei uns unstrittig als psychische Störung betrachtet würde, die dringend behandlungsbedürftig wäre, fühlen sich von Erlösern angezogen, frei von aller Vernunft und jenseits aller Ideale.

Diese Ideale der Aufklärung, für die Merkels humanistische Politik  auch gegenüber Flüchtlingen dem Grundgesetz entsprechend steht, werden durch inhaltsleeren Populismus bedroht. Sie gilt es laut zu verteidigen, vor allem vernünftig gegen den Aberglauben aufzustehen, es gäbe höhere Werte oder ein christliches Abendland, denn alles was hier und heute Wert hat, wurde von Humanisten und Aufklärern teilweise unter Gefahr für ihr Leben gegen den Aberglauben erkämpft, der blutig mit der Herrschaft im Bündnis war. Wer die Gefahr irrationaler Politik sieht, sollte sich klar zu den Idealen der Aufklärung wieder bekennen, denn fern davon der CDU nahe zu stehen etwa, werde ich doch immer gegen sozialdemokratischen Populismus wie ihn schon ein Lafontaine öffentlich zelebrierte laut aufstehen und so sollten wir Freiheit und Demokratie verteidigen.
jens tuengerthal 20.2.2017

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