Sucherotik
“Kennen wir uns?”
“Wüsste nicht woher, aber jetzt schon, zumindest beim nächsten mal”, lächelte ich die Schöne an der Bar an, mit der ich auf der Suche nach einem Platz fast zusammenstieß. Ihre langen braunen Locken umrahmten ein bildschönes Gesicht mit intensivem Rot inmitten. Nun wusste sie nicht, was sie erwidern sollte und lächelte schweigend zurück in der Hoffnung, ich gäbe ihr noch eine weitere Einladung zum Gespräch, doch hinter ihr sah ich den kleinen Sessel vor dem Vorhang frei, auf dem ich am liebsten sitze, wenn ich zum Schreiben hierher in meine Lieblingsbar komme, die tagsüber mehr Café und des Nachts immer mehr zur Bar wird.
“Wir sehen uns bestimmt noch…”, verabschiedete ich mich von der im Kostüm mit engem Rock für hier sehr schick gekleidete Dame und steuerte auf meinem Stammplatz zu.
“Na dann bis später…”, ließ sie mich etwas unwillig aber in dieser Situation als Dame relativ wehrlos ziehen, denn was wollte sie tun, wenn der Langweiler nicht plaudern wollte.
Setzte mich mit Blick auf die Bar, packte meinen Rechner aus, bestellte meinen Riesling und begann zu schreiben, ohne den Blick zu heben, spürte ich, dass sie mich beobachtete und das Spiel wäre langweilig, wenn es so schnell entschieden wäre, dachte ich, dann würde sie mich bald für den nächsten stehen lassen. Männer die wollen, langweilen Frauen scheinbar, dann haben sie das Spiel gewonnen und suchen neue Bestätigung, war meine Erfahrung. Auch wenn ich zugeben musste, dass ich diesmal gerne eine Ausnahme gemacht hätte, nicht zu spielen, sie war wirklich zu schön und ihre Stimme war mir gleich sympatisch gewesen.
Vorsichtig hob ich den Blick, um zu sehen, ob sie wirklich schaute oder sie schon nach dem nächsten spähte, denn gerade füllte sich die Bar immer mehr. Sie schaute noch und unsere Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, sie setzte zu einem Lächeln an, als ich den Blick wieder senkte und insgeheim dachte, blödes Spiel - aber sie hatte die Rollen verteilt, als sie mich ansprach und also musste ich nun tun, als wäre nichts.
Zwang mich auf den Bildschirm zu schauen, was mehr Kraft und Konzentration kostete, als ich nach der nur sekundenlangen Begegnung vermutet hatte. Atmete tief durch die Nase ein, doch statt mich auf den geplanten Text konzentrieren, erinnerte sich mein Geruchsempfunden an ihren Duft, ein feines dezentes Parfum, mit einem Hauch Vanille und ein wenig Bergamotte, dachte ich, passte zu ihrem Stil, der edel und dezent vornehm wirkte.
‘Sollte ich nicht doch schauen, wie es sich einer Dame gegenüber gehörte, war meine Zurückweisung oder zumindest mein Rückzug nicht zu unhöflich, würde sie sich nicht völlig zurückziehen, weil sie denken musste, sie interessiere mich nicht’, dachte ich über die Situation nach, während ich noch ernsthaft versuchte, mir zu überlegen, was ich schreiben sollte. Doch war schon der Versuch illusorisch, mir fiel nichts anderes als die Schöne an der Bar ein und was sie nun wohl dachte, also beschloss ich die Wirklichkeit zur Geschichte zu machen und fing mit dem an, was war.
Manchmal verschieben sich so schreibend Wirklichkeit und Geschichte, dachte ich und fragte mich, wie es nun wohl weitergehen sollte, wo ich in der sonst Frauenrolle völlig ungewohnt war, darauf wartete, dass sie sich weiter bemühte. Sollte ich nun in der Realität bleiben oder einfach irgendwas phantasieren, um die Wirklichkeit wieder zu verlassen und das Knistern einer erotischen Stimmung in die Geschichte zu zaubern. Dabei musste ich nichts zaubern, es knisterte ganz real und wir wussten es beide. Fraglich war nur, wie das Spiel weiterging und mit welchen Rollen - ließ sie mich in der Damenrolle und würde sich weiter um ihre Eroberung bemühen oder zeigte sie nun halb beleidigt demonstratives Desinteresse, ließ sich beliebig vom nächsten Gast an der Bar anflirten, der bei ihrem Anblick kaum lange auf sich warten lassen würde.
Riskierte einen vorsichtigen Blick über meine Brillengläser, während ich den Kopf in Richtung Bildschirm weiter gesenkt ließ. Sie schäkerte ein wenig mit dem Barkeeper, der allerdings schon aus Berufsethos so cool war, dass sie wohl bald davon absehen würde. Zumindest beobachtete sie mich gerade nicht und ich konnte sie dafür ausgiebig um so genauer von hinten betrachten. Sehr weibliche Formen mit einem runden Po lachten mich ohne Gesicht vielversprechend an und diese wilden braunen Haare schienen nicht zu bändigen, wenn sie nur halb so leidenschaftlich war, wie ihre Haare aussahen, würde es mehr als spannend, dachte ich in ihren rückwärtigen Anblick völlig versunken.
Zu versunken wohl und also unaufmerksam, schaute sie noch voller Vorfreude mit sinnlichen Gedanken dabei an, als sie, die offensichtlich so sensibel wie schön war, den Kopf drehte und genau in meine Augen schaute, die noch eher zärtlich über die eindrucksvolle Rundung ihrer Rückseite fuhren. Erwischt, dachte ich und überlegte sekundenlang, ob ich nun typisch weiblich den Blick senken sollte oder ihn lieber stolz männlich erwiderte, um sie, wenn schon erwischt, angemessen zu erwidern.
Etwas zu lang wohl wieder, sah sie noch lächelnd zwinkern und sich wieder abwenden - es schien, als drehte sich das Spiel nun mit gewohnten Rollen um. Dann eben so, dachte ich, beobachten kann ich als Flaneur gut und Geduld habe ich genug, solange ich nur darüber schreiben kann unendlich. Schon sprach sie ein Herr links von ihr an, der auch ihre schnelle Abwendung bewirkt hatte. Mit schönstem Lächeln wohl, wandte sie sich ihm zu und begann zu plaudern und sofort stieg in mir der Gedanke auf, ob ich nicht zu viel gewagt hatte, sie mehr Aufmerksamkeit forderte, ich Idiot diesen Traum von Frau leichtfertig verspielt hatte, an irgendeinen anderen, dem sie sich nun mit etwas viel Aufmerksamkeit für meinen Geschmack widmete.
Die beiden schienen, ihren Spaß zu haben, lachten viel und er begann im Lachen scheinbar unauffällig ihren Arm zu berühren, das übliche Spiel, mir entging nichts und schrieb ich nicht darüber, starrte ich vermutlich wie ein gekränkter Romeo beständig in ihre Richtung - versuchte, mich zu beruhigen, dass diese Spannung zum Spiel gehörte und ich doch längst gewonnen hatte, nur geduldig sein müsste, dann würde es schon von alleine passieren. Doch war der Versuch nicht besonders tauglich, im Gegenteil.
Während er immer bessere Witze scheinbar machte oder unglaublich unterhaltsam auf seine Art war, gehörte ihm ihre ganze Aufmerksamkeit und ich kochte innerlich ein wenig, ärgerte mich die große Chance nur um darüber zu schreiben verpasst zu haben - was könnte ich für einen Spaß mit ihr haben, überlegte ich und winkte doch innerlich ab, dieses oberflächliche Bargerede und dies lächerliche Lachen, war nicht mein Stil, wenn sie so oberflächlich war, hatte ich mich wohl getäuscht. Oder war sie eine so gute Schauspielerin, dass sie ihr Spiel bis zur Perfektion beherrschte, genau das erreichen wollte, was nun in mir ablief, fragte ich mich, während ich mich über meine lächerlichen Gedanken verspottete. War ich doch als Flaneur hierhergekommen, um zu beobachten und zu beschreiben - die Fortsetzung der erotischen Geschichte zwischen den beiden konnte ich mir gut vorstellen.
Dann tanzte er zum Spaß ein wenig mit ihr und sie machte mit aller Eleganz mit, der eine Dame mit solch schönen Rundungen nur fähig sein kann mit. Sie schaute nur ihn dabei an - hatte mich wohl längst vergessen und fühlte sich sichtbar gut unterhalten. Dann wanderte seine Hand nachdem er sie gedreht hatte, ganz indezent ihren Rücken hinunter und strich über ihr prominentes Hinterteil, was sie ohne zu zucken geschehen ließ.
Grollte innerlich und fragte mich warum, ich war doch nur Beobachter, was sie wollte, war ja nun offensichtlich, warum sollte ich mir auch nur einen weiteren Gedanken dazu machen, ich beschrieb es und das Ende war absehbar - ich konnte wohl wetten, wie lange sie noch hierblieben und wie lange es bis zum ersten Kuss dauern würde. Damit nahm die Geschichte inmitten wohl ein anderes Ende als ich zu Anfang plante und ich würde wieder nur Beobachter bleiben, dachte ich etwas traurig. Leben eben, die einen beobachten und schreiben darüber, die anderen erleben es und stürzen sich in schnelle Abenteuer - da war ich der Falsche wohl und blieb der dezente Beobachter, der die Geschichte im Kopf weitersponn und nur darüber schrieb.
Etwas schnell und offensichtlich, fast billig, dachte ich, als er sie nach einer Drehung in seinen Arm sinken ließ und schon mit seinem Kopf sehr nah über ihren kam - dann stand nun wohl gleich der erste Kuss an - keine halbe Stunde nach den ersten Worten - ziemliches Tempo, aber manche mögen das wohl. Während er sich ihrem Kopf zwar noch spielerisch aber in offensichtlicher Absicht näherte, schaute auch sie ihn an, wenn auch etwas zu intensiv für meinen Geschmack, als spielte sie eben nur und wollte nichts. Dann plötzlich, als er noch näher kam, drehte sie den Kopf ein wenig in meine Richtung, damit sich ihre Lippen nicht wie zufällig berühren konnten.
War sie doch nicht so billig, freute ich mich, spielte nur nett die üblichen Spielchen mit und wich im letzten Moment aus und schaute dabei noch sicher nicht zufällig in meine Richtung - unsere Blicke trafen sich nur für den Bruchteil einer Sekunde und da war es wieder dieses vertraute Zwinkern.
‘Was für eine Frau’, dachte ich, ‘liegt im Arm des einen, weicht ihm Sekunden vor dem Kuss noch aus und zwinkert dabei dem anderen zu, den sie sich damit warm hält und sie weiß sich von zweien begehrt - was musste sie sich toll fühlen’. Vielleicht etwas zu toll, wer so spielte, wusste, was er tat, gerade wenn es eine Sie ist, die ihre Reize so bewusst einzusetzen weiß. Blieb zwar reizvoll und interessant, aber aus diesem Rodeo um ihre Gunst würde ich mich dezent wohl zurückziehen, ich war nie der Typ, der an der Bar in Großmäuligkeit konkurrierte, um eine einfach rumzukriegen.
Klar wollte ich sie auch, genau wie er und vielleicht war der auch ganz nett, ich kannte ihn ja nicht, aber ein Kampf um eine Dame, die mit zweien auf einmal spielte, war nicht mein Stil, redete ich mir ein, auch wenn ich längst wusste, es war Blödsinn, ich würde fast alles tun, diese Frau zu bekommen, außer vielleicht, aufzuhören darüber zu schreiben - die Lust an den Worten war noch stärker und das war gut so, denn so trat ich nicht ein in diese Hengstparade, bei der sich nun gleich der nächste, um ihre Gunst bewarb, den sie wieder bezaubernd anlachte, als er sie ansprach. Dessen zufällige Berührungen geschehen ließ, als genösse sie es von jedem Kerl angegrapscht zu werden - denn natürlich versuchte jeder Kerl mit Augen im Kopf mit seiner Hand auch über ihren sehr prominenten Po zu streifen.
Dieser war etwas nachdrücklicher als sein Vorgänger, tanzte tatsächlich ein wenig, und hatte als er zum Kuss schreiten wollte schon vorausschauend eine Hand hinter ihrem Kopf, statt nah ihrem Hinterteil wie der andere noch - da sie sah, wie gefangen sie nun wäre, entwand sie sich lachend vorher - diesmal ohne Blick in meine Richtung. Hieß das nun, sie wollte den wirklich, weil sie spielte, zumindest hatte sie seinen Ehrgeiz noch beflügelt, während der andere schon bereit stand, abzuklatschen beim Tanz, doch davon schien sie genug zu haben und ging an die Bar, um an ihrem sehr bunten Drink zu nippen.
Ihre Verehrer umrahmten sie und versuchten sich zu überbieten in Witz und doppelbödiger Vertrautheit. Sie spielte das doppelte Spiel mit, als sei sie es gewohnt und täte nie etwas anderes als mit mindestens zwei Männern flirten, was sie zwar attraktiv irgendwo machte und reizvoll aber zugleich abstoßend auf mich wirkte. Wollte keine, die mit allen Männern konnte, die ihr vermutlich reihenweise zu Füßen lagen, spätestens jedoch, wenn sie genug von den nervösen mageren Hippen hatten, die noch der Mode entsprachen. Beobachtete, was hier geschah und nahm langsam innerlich Abschied, hatte mich der erste Blick wohl doch getäuscht, schade aber besser, es so zu merken, als lange von einer zu schwärmen, die sich gern viele hält und lieber unterhalten wird.
Unerwartet löste sie sich plötzlich aus der Mitte ihrer Verehrer und ging in meine Richtung und sah dabei doch an mir fast vorbei, vielleicht weil sie von den Blicken ihrer Verehrer verfolgt sah, vermutlich, weil sie mich längst wieder vergessen hatte, den Langweiler, der nur schrieb. Hatte es wohl nicht anders verdient, dachte ich, solche Frauen fordern Aufmerksamkeit und den ganzen Mann und ich hatte ja einen Moment die Chance, als ich mich noch dummerweise spielerisch für das Schreiben entschied und das Ergebnis hatte ich nun, sie übersah mich, war ich zugegeben, auch wenn es ja eigentlich bestens zu meiner Rolle als Flaneur und nur Beobachter passte, ein wenig frustriert.
Dann neben mir, wo es eng war, weil sieben Damen den Geburtstag der einen wortreich feierten, kam sie dann doch näher als nötig, streifte mich und wieder hatte ich diesen dezenten Geruch in der Nase - Chanel No.5 vermutete ich, ein uralter Duft, der noch immer verzaubern konnte - hob den Kopf und da war es wieder dieses vertraute Zwinkern.
Sie konnte es wirklich, dachte ich, als sie verschwunden war und hatte plötzlich das Bedürfnis ihr hinterher zu laufen. Vielleicht hieß dies Zwinkern, dass sie mich hinter dem schweren Vorhang erwartete, überlegte ich, hatte noch keine Tür gehört und wollte schon aufspringen, als ich sah, dass schon einer ihrer Verehrer ihr hinterher lief und auf Hahnenkampf oder Rodeo hatte ich keine Lust.
Als er hinter dem Vorhang verschwand, hörte ich wie die hintere Tür ging und sie vermutlich verschwand - dann hatte sie also gewartet, überlegte ich, aber wohl nicht auf den, der kam. Ob sie auf mich gehofft hatte, fragte ich mich und ob ich sie nun mit offenen Armen erwarten sollte, doch die Situation würde mutmaßlich dachte ich und bedauerte vermutlich mal wieder eine Chance durch zu langes abwarten, verspielt zu haben.
Sie blieb lange, als wartete sie darauf, dass der andere zuvor verschwände. Hörte die Tür der näheren Herrentoilette - aber er kam nicht, sondern wartete wohl auf sie, doch sie kam nicht und schließlich wurde es ihm zu lang und er verschwand nach vorne, um nachzusehen, ob er sie vielleicht verpasst hatte und gerade alle Chancen an der Bar verlor. Einmal durch den Vorhang getreten, winkte ihm schon der andere lachend zu.
“Dachte schon du wärst ins Klo gefallen”, rief ihm dies wohl etwas schlichte Gemüt durch den Raum zu - vielleicht aber, fragte ich mich, nicht immer ganz mit den aktuellen Sitten vertraut, diente dies nur dazu, ihn zu blamierten und bloß zu stellen, offenbarte also mehr über den anderen, wenn dieser regierte.
“Ich doch nicht, aber ich mache mir bei ihr langsam Sorgen”, rief der andere zurück und hielt sich für schlagfertig in der Herrenrunde, dabei war es klar auch für sie hörbar nur eine Blamage für ihn und so standen die beiden nun wie Tölpel da.
Irgendetwas in mir grinste, als sich die beiden Männer jovial, mit Zwinkern und Schulterklopfen über das weitere Vorgehen absprachen - da sie den einen nicht wollte, würde wohl der andere den Trumpf ziehen, schien es offensichtlich - noch schienen sie nicht ganz einig. Der eine erklärte dem anderen, dass sie verschwunden sei als er kam, wäre doch Zeichen genug, was er sich denn denke, worauf der andere argumentierte, es könne auch ihr Spiel sein, denn offensichtlich habe sie es ja wohl faustdick hinter den Ohren.
Längst hatte ich im Gegensatz zu den beiden die Tür gehört und wusste sie hinter dem Vorhang stehend und lauschend. Erwartete sie nun mich, fragte ich mich und war doch zu stolz, wollte nicht ihr hinterherlaufen. Schrieb darüber, als sich der Vorhang öffnete und sie mich, als ich den Kopf hob, anlächelte. Sie machte Anstalten, sich auf den kleinen Sessel neben mir zu setzen.
“Darf ich?”
“Natürlich - aber ich glaube du wirst sehnlichst erwartet….”, lachte ich sie zwinkernd an und plötzlich überholte die Realität die Geschichte an der ich noch schrieb.
Sie schlug nicht die Beine über sondern hielt die Knie elegant geschlossen, ihre langen Beine ein wenig nach hinten. Ganz Dame sagte sie nichts zu meiner Bemerkung zu den anderen Verehren, überhörte sie dezent und als ich zu ihren Verehrern sah, die fast mit offenen Mündern staunend in meine Richtung blickend, nicht begriffen, wie sie dies sicher geglaubte Weib wieder verlieren konnten, in deren Richtung lächelnd die Schultern zuckte und die Brauen hob, als wüsste ich auch nicht, wie mir geschehe, deutete sie dies sogleich richtig und verdrehte in meine Richtung, für die anderen unsichtbar, deutlich die Augen.
“Darf ich fragen, was du schreibst?”, fing sie wieder mit ihrem großartigen Lächeln das Gespräch an.
“Eine erotische Kurzgeschichte.”
“Oh wie schön, um was geht es?”
“Nichts besonderes, ich beschreibe einfach nur, was gerade passiert.”
“Unsere Geschichte?”, schaffte sie es doch wieder, mich aus der Ruhe zu bringen.
“Bis eben wusste ich noch nicht, wie sie endet”, erwiderte ich, nachdem ich einen Moment zu lang, mich mühsam wieder fing.
“Und nun bist du sicher?”
“Was weiß ich schon?”
“Zumindest zitierst du gern Montaigne - ich mag kluge Dichter.”
“Du bist wirklich erstaunlich, du kennst sein Motto?”
“Natürlich, ich liebe ihn - er ist so lustvoll lebensfroh, Epikuräer eben - sag mal schreibst du immer noch auf, was wir hier reden?”
“Äh - ja, irgendwie muss die Geschichte ja enden…”
Sie legte ihre Hand auf den Tisch, zwischen die Schale mit den Kernen der Oliven und mein inzwischen leeres Weinglas und ich wollte das Signal zumindest diesmal nicht übersehen - sie kannte und liebte Montaigne, war Epikuräerin und duftete wie das schönste Paradies - ich legte meine Hand auf ihre, wir sahen uns an und nun muss ich wirklich mit dem Schreiben aufhören, weil meine Hände nun andernorts gebraucht werden.
jens tuengerthal 17.2.2017
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