Sonntag, 11. November 2018

Sein oder Nichts

Sind wir oder ist bloß Nichts
Wenn alles nichts ist was bliebe
Wie können wir feststellen was ist
Außer als angenommene Beobachter

Sein außerhalb unseres Seins
Sehen wir nur mit unseren Augen
Hören wir mit unseren Ohren
Fühlen wir manchmal vielfältig

Wo wir unser Sein fortsetzen
Sehen wir dabei eher nichts
Lassen Spermien und Ei sich suchen
Um zwei halbe vereinigt zu vereinigen

Kommt es darauf an ob wir sind
Oder uns nur einbilden zu sein
Solange es uns glücklich macht
Wie es für uns ganz real scheint

Nichts werden wir irgendwann sein
Wenn wir nicht mehr sind dann aber
Sind wir nicht mehr warum egal ist
Ob wir nicht sind oder Sein blieb

Der Tod ist das sichere Nichts
Steht unter unserer Verfügung
Was Ausdruck unserer Freiheit ist
Warum Sekten diese bestrafen

Vom Nichts kann ich nichts wissen
Egal ob ich meine dass ich nichts weiß
Oder mich leichtfertig weiser dünken würde
Also ist es für mich logisch völlig egal

Warum so viele Menschen meinen
Über das nachdenken zu müssen
Was ist wenn nichts mehr ist bleibt
Immer ein Rätsel des Aberglauben

NIchts ist gewiss als das nichts ist
Wenn wir nicht mehr sind warum
In allem nichts mehr als genug ist
Mehr kommt ohnehin nicht mehr

Kein Himmelreich und keine Hölle
Keine Seelenwanderung kein Nirwana
Nichts wird zu Nichts und bleibt es
Weil von nichts eben nichts kommt

Einzig Energie geht nie verloren
Sagen die Physiker zur Materie
Deren Sein sehr relativ wohl ist
Je nach lichtem Tempo dabei

Betrachteten wir unser Sein auch
Wie Physiker die subatomare Materie
Sähen wir vermutlich auch dort die
Natürliche Quantenrelativität

Danach wäre immer wieder ungewiss
Was wir wirklich sind in welchem Moment
Ob Welle oder Teilchen ist mir dabei
Relativ egal solang ich glücklich bin

Es kommt und geht immer im Leben
Wir kommen und gehen je nachdem
Ob wir zusammen kamen oder nie
Bleibt mehr oder weniger vom Sein

Manche ersetzen bewusstes Sein
Lieber durch Erlebnisse im Alltag
Warum sie sich viel mehr bewegen
Als ihr Hirn noch denken kann

Weil alles Nichts wird irgendwann
Allem nichts zugrunde liegt ist wohl
Das bisschen Sein dazwischen auch
Relativ egal außer für uns selbst

Da wir nicht mehr sind als wir wollen
Kommt es mehr auf den Willen an
Als auf das was wirklich davon ist
Um genießen zu können was bleibt

Es bleibt uns ohnehin nichts mehr
Am Ende sogar mehr Nichts übrig
Also genießen wir besser was ist
Solange wir sind was relativ kurz ist

jens tuengerthal 11.11.2018

Knospenblüte

Wie liebe ich deine Knospen
Die in der Blüte deiner Jugend
Getrieben von unendlicher Lust
Über sich noch hinauswachsen

Zart wie alles an dir und schön
Schöner als alle die ich je sah
Betört mich schon der Gedanke
Sie wieder zungig zu betören

Deine vollkommen runden Vorhöfe
Von schönstem zartesten Braun
Werden gekrönt von deinen festen
Stehenden Nippeln gleicher Farbe

Nur deren Spitzen in zartem Rosa
Erinnern an deine mittige Perle
Die geküsst weit über sich wächst
Als nur eine Quelle deiner Lust

Ach wie liebe ich es voller Lust
Zärtlich deine Spitzen all zungig
Hingebungsvoll schwellen zu lassen
Bis dich nichts mehr halten kann

Wie glücklich macht es mich sie
Die blühenden Knospen deiner Lust
Auf mir erregt bewegt zu sehen
In ihrer vollendeten Schönheit

Weiß dich über mir gar nicht mehr
Wo zuerst hinschauen voller Glück
Die springenden festen Brüste
Oder der celloförmige Leib ganz

Jene vorwitzige kleine Knospe die
Mittig zwischen deinen Lippen mich
So erregt geschwollen anlächelt
Wenn ich hinten in dir ist ein Wunder

Ein wunderbares Wunder voller Lust
Das unter deinem ach so zarten Busch
Der so schmal schlank wie deine Taille
Mich immer wieder glücklich macht

Wie verrückt macht es mich immer
Wenn du vor Lust überläufst auf mich
Der Bauch mir danach feucht glänzt
Während meine Lust in dir schwimmt

Aber zu allem Anfang liebe ich doch
Jedes mal die Blüte deiner Knospen
Die mir in deiner schönen Jugend schon
Deiner Lust Größe dann ankündigt

Wie gerne fülle ich dich völlig aus
Was liebe ich es deine Lust immer
Wieder und wieder zuckend auf mir
In ungezählten Höhepunkten zu fühlen

Doch vor jedem Gipfel kommt noch
Der lange Aufstieg vor dem bereits
Wie ein täglicher Frühling mir deine
Knospen die schönste Blüte sind

Die Jugend zeigt ihre Schönheit erst
Vorsichtig in zarten Knospen braucht
Zeit bis zur vollen Blüte sagt die Erfahrung
Du aber blühst täglich bereits vollkommen

Wie sollte noch schöner je werden
Was bereits so vollkommen längst ist
Frage ich nicht sondern genieße lieber
Täglich des schönsten Frühlings Blüte

jens tuengerthal 11.11.2018

Samstag, 10. November 2018

Zeitreisen

Lesend reise ich ständig
Bewege mich hin und her
Zwischen den Jahrhunderten
Wie spielend über Kontinente

Dazu muss ich meinen Sessel
Niemals verlassen sondern bloß
Von Seite zu Seite umblättern
Oder einen neuen Band nehmen

Vom China des 11. Jahrhunderts
In das Paris der Existenzialisten
In Frankreich noch bleibend dann
Ins Zeitalter der Aufklärung hinein

Aus dem England des 18. Jahrhunderts
In das zeitgleiche Italien philosophisch
Von da ins Äthiopien Kaiser Haile Selassie's
Zeitgleich in Frankreich auf Spuren Prousts

Natürlicher Notwendigkeit hier folgend
Begleite ich James Joyce nach Irland
Für einige Seiten nur auf dem Klo
Wandere ich mit ihm durch Dublin

Für lustvolle Zeilen ins Rom des Augustus
Dann für einige Verse zurück in die Republik
Aus der Lukrez die Natur philosophisch sieht
Im nächsten beschränkter in die Lutherzeit

Deutsche Sitten aus Sicht eines Prinzen
Aus dem Hause David heute betrachtend
Fahre ich mit Forster und Cook gen Süden
Mensch und Natur neu dort zu entdecken

Vom weiten Meer ins ländliche Frankreich
In dem Montaigne aus seinem Turm auch
Mit Blick über Europa bis Amerika schreibt
Dem freien Geist ortlos auch huldigend

Mit Montherlant’s Erbarmen mit den Frauen
Durch das erotische Frankreich spazieren
Was knapp hundert Jahre früher Huysman
In Gegen den Strich mit dem Rückzug quittiert

Über einen verrückten Engländer lachend
Geht es auch im Zeitalter der Aufklärung
Im nächsten Band mit einem Philosophen
Wieder gen Frankreich in die Wirtschaft

Zur Entspannung dann ein Ausflug
Nach China 2200 Jahre früher wo
Konfuzius mit seinen Schülern über
Die rechte Moral im Staate spricht

Wieder im 20. Jahrhundert mit Mann
Während des Ersten Weltkrieges über
Nation und das Leiden an ihr lesend
Geschrieben im Poschi in München

Immer wieder mit dem Einsiedler
Thoreau über den Ozean in die Wälder
Um Concord auf der Suche nach sich
Mit und in der Natur als großem Wunder

Seitenweise im Freundeskreis Thoreaus
Stöbernd von Emerson bis zu Whitmann
Im Nordwesten der USA längere Zeit
Losgelöst vom Ort weiter nachdenkend

Durch die Zeiten rasend nun zurück
In die frühe Renaissance gen Rotterdam
Mit Erasmus die Torheit lächelnd lobend
Mit Burckhardt zeitgleich gen Italien

Für einige Seiten in die Schweizer Berge
Ins Sanatorium Schatzalp im Zauberberg
Wird der geistige Kosmos Europas wie es
Vor dem ersten großen Kriege war geweckt

Bevor ich mit Nansen für einige Seiten noch
Zum Pol aufbreche um dort einzufrieren mit
Mannschaft und Kameraden in eisiger Kälte
Sehe ich das nur noch Weiß des Nordens

Habe ich genug von Eis und Schnee endlich
Fahre ich mit Chamisso gen Brasilien um dort
Tiere Menschen und Natur zu beobachten
Als Zeit und Naturforscher der Dichtung

So gesehen führe ich ein unruhiges Leben
Heute hier und zugleich dort kaum an einem Ort
Weder in den Zeiten konsequent bleibend
Erwärmen mich schon Seiten in einem Band

Seite für Seite wandere ich aus meinem Sessel
Durch die Welt ohne sie je zu betreten aber doch
Sie besser kennenzulernen als die meisten Besucher
Denen kulturelle Wurzeln oft eher noch fernbleiben

Als Reisender zwischen den Zeiten und Welten
Sehe ich mehr als Besucher der nur Gegenwart
Die in ökonomischen Zwängen dort eher stehen
Welche die geistige Annäherung verhindern

Wandere nur hin und wieder durch mein Dorf
Das sich um die Spree ein wenig verstreut
Doch wie unbedeutend sind die Spaziergänge
Des Flaneurs gegen die lesenden Reisen

Komme aus einer Familie von Reisenden
Die alle stets bemüht waren die ganze Welt
Auf ihre Art zu erkunden dabei meist jedoch
In dem sie hinfuhren und es fotografierten

Bleibe lieber am Ort und bin zugleich überall
Wohin mich meine Bücher verführen in die
Sich mit Leidenschaft zu versenken für mich
Die schönste Form des Reisen immer ist

An nichts dabei gebunden als die nächste Seite
Unter keiner Reisekrankheit unterwegs leidend
Bei gutem Tee im Sessel sitzend bin ich überall
So schon gewesen auf jede denkbare Art gereist

Könnte fragte mich wer stundenlang erzählen
Von meinen Bücherreisen aber zum Glück fragt
Eher kaum einer oder winkt gelangweilt ab
War ja nirgendwo und kann in Ruhe lesen

Frage mich was es sonst braucht in der Welt
Als genügend guten Lesestoff für alle Tage
Reisende sind gestresst und überschätzt
Bin dagegen entspannt und bleibe am Ort

jens tuengerthal 10.11.2018

Armreich

Wer ist heute arm
Wer gilt als solches
Wie geht es wem dabei
Was macht Reichtum aus

Mehr Menschen in reichen Ländern
Sind emotional viel ärmer als Arme
Reichtum macht seltener glücklich
Als Armut unglücklich macht

Reiche fürchten um Reichtum
Arme höchstens um ihr Leben
Vermutlich sorgen sich die Erben
Der Reichen um deren Tod mehr

Wäre es besser arm zu leben
Um weniger um Reichtum sich
Fürchten zu müssen oder nie
Weil Leben reich genug ist

Trump ist ein reicher Mann
Aber voller geistiger Armut
Mit beschränktem Horizont
Voller erbärmlicher Angst

Das Vorbild der Reichen
Genügt immer weniger
Haben zu wollen um so
Anders und freier zu sein

Nichts habe ich schon
Außer Büchern vielleicht
Die in Berlin wertlos sind
Warum ich gerne dort bin

Was täte ich wohl wenn ich
Einmal reich wär frage ich
Mich eher nie vielmehr was
Tue ich wenn ich Zeit habe

Der Reichtum an Zeit aber
Scheint konträr zu dem an
Vermögen und dieses mehrt
Sich zeitraubend durch Arbeit

Was ist nun erstrebenswert
Für ein glückliches Leben
Außer viel Zeit zu haben
Dieses auch zu genießen

So frage ich nicht mehr
Was macht mich nur reich
Sondern womit bin ich es
Habe lieber Zeit als Geld

Will und muss nirgendwo hin
Bin glücklich mit dem was ist
Habe alles was ich brauche
Lehne mich gelassen zurück

Will kein Geld sondern Ruhe
Mit viel Zeit um zu lesen was
Zum Glück neben Liebe genügt
So gesehen bin ich superreich

jens tuengerthal 10.11.2018

Freitag, 9. November 2018

Novemberneun

Es war der neunte November
Der immer wieder Geschichte
In Deutschland schon machte
Auch wenn wir wenig beachten

Wer weiß noch was von jenem
Ponifatius der Heilig noch wurde
Als erster Bischof von Rom aber
Bei sardinischer Zwangsarbeit
Erschlagen wurde was später
Seine seinem Verein zumindest
Nützliche Heiligkeit begründete
Nachdem er am 9. November 235 starb

Erinnert sich noch einer an jene
Schlacht von Gammelsdorf  bei der
Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach das bis 1918 dort regierte
Seinen Vetter Friedrich den Schönen
Aus dem Hause Habsburg schlug
Was ihm die Vormundschaft einbrachte
Über den anderen Vetter der seines
Zeichens Herzog von Niederbayern war
Die am 9. November 1313 stattfand
In vielem begründete warum sich dieser
Ludwig als Bayer gegen den Habsburger
Wie andere Konkurrenten im Reich
Bei der Kaiserwahl 13 Jahre später
Noch erfolgreich durchsetzte

Ein anderer Friedrich dagegen diesmal
Aus dem Hause Wittelsbach-Pfalz unterlag
In der Schlacht am Weißen Berg andersrum
Den Habsburgern die den Winterkönig dann
Aus Prag vertrieben womit er bis zum Tode
Asylant in den Niederlanden ländlich blieb
Am 9. November 1620 in dem da bereits
Zwei Jahre alten Dreißigjährigen Kriege
Der auch in Prag mit dem Fenstersturz
Einst auf dem Hradschin gegen Habsburg
Wie seine Stellvertreter begann die wohl
Im Misthaufen landend alles überlebten

Von Bedeutung für ganz Europa war
Die Machtergreifung von Napoleon der
Am 9. November 1799 mit seinem Bruder
Lucien die französische Revolution vorerst
Beendete und sich über den Kontinent danach
Erfolgreich mit Militär und Reformen ausdehnte
Das noch deutsche Reich in Agonie liegend
Zur endgültigen Auflösung zwang zumindest
Als  Heiliges Römisches war es damit erledigt

Für die Reste dieses Reiches bedeutend
War die Erschießung von Robert Blum zu
Wien am 9. November 1848 womit dessen
Immunität als Abgeordneter der Paulskirche
In der die Frankfurter Nationalversammlung tagte
Ignoriert wurde von den Österreichern obwohl
Sie ihren Metternich da bereits gen London
Vertrieben hatten wo er bis 1851 noch blieb
Blum und die Idee der Demokratie starben
Im November 1848 nun der eine endgültig
Die andere für lange siebzig Jahre noch

Erste deutsche Republik begann dann
Am 9. November 1918 mit der Ausrufung
Der Republik durch Scheidemann nachdem
Reichskanzler Max von Baden den Rücktritt
Von Wilhelm II. unabgesprochen erklärt hatte
Einige Stunden später dann aber rief auch
Der Spartakist Liebknecht vom Schloss
Inmitten Berlins wirkungslos die Räterepublik aus
Und gründete Stunden später auch noch mit
Seiner Genossin Rosa Luxemburg damals
Die Rote Fahne als Organ des Bundes
Liebknecht überlebte kein Jahr mehr
Während die zuerst von Ebert präsidierte
Weimarer Republik später genannte
Es immerhin bis 1933 noch schaffte

Inmitten der neuen Republik putschten
Immer wieder rechte und linke Kräfte
Mehr oder weniger erfolgreich bis das Volk
Schließlich seine Mörder selbst an die Macht
Wählte und so fand am 23. November 1923
Der Hitler-Ludendorff Putsch statt den die
Bayerische Polizei leidlich erfolgreich nur
Niederschoss was Hitler nach Landsberg
In Haft brachte wo ein anderer bekannter
Bayer wegen Steuervergehen neulich noch
Einsaß bis sie ihn wieder zum König wählten
Zumindest im Fußball wo die Bayern denn auch
Länger unschlagbar schienen als in der
Parlamentarischen Demokratie bis jetzt

Nur zwei Jahre nach seiner Verurteilung
Bald bereits begnadigt wie der Hoeneß auch
Bennante Hitler am 9. November 1925 dann
Die Sturmkommandos in Schutstaffel SS um
Was nachhaltige mörderische Wirkung unter
Der Regierung seiner NSDAP noch entfaltete
Unbekannt ist noch wie Hoeneß den Sturm
Der Bayern nach Lewi nennen möchte

Am 9. November 1930 übrigens haben nochmal
Die Österreicher da noch südliche Nachbarn
Zum letzten mal frei ihren Nationalrat gewählt
Mit einer Mehrheit für die Sozialdemokraten
Später kam es dann zum für viele tödlichen
Anschluss Österreichs ans Nazi-Reich

Im Schatten der Schrecken des 9. November 38
Wird gern der 1936 vergessen an dem bereits
Die Nationalsozialisten ein Denkmal entfernten
Es war das Mendelssohn-Bartholdys vor dem
Leipziger Gewandhaus was den Bürgermeister
Dort Carl Friedrich Goerdeler zum Rücktritt
Brachte und selbigen später zu einem der
Köpfe des Widerstandskreises vom 20. Juli  machte
In dessen folge er hingerichtet wurde
Die bei Goerdeler entdeckten Unterlagen
Hatten zur Verhaftung und Hinrichtung
Großer Teile des Widerstandes geführt

Am 9. November 1938 schließlich kam es
Zur schrecklichen Pogromnacht im Reich
Bei  der Menschen ermordet und Synagogen
In Brand gesteckt der Hass des Pöbel
Losgelassen beschämenden Lauf nahm
Dazu könnte vieles geschrieben werden
Doch nichts würde dem Hass gerecht
Der gegen eine Gruppe von Menschen
Sich an diesem Tag im Pogrom kehrte
Denken können wir nur daran wenn
Heute wieder gegen andere gehetzt
Manche Menschen unsere Geschichte
Gern verdrängen und vergessen wollen

Nach dem verlorenen Krieg der endlich
Zur Vertreibung der Nationalsozialisten
Wie der Gründung der Bundesrepublik
Westlich und der DDR östlich führte
Kam es zu am 9. November 1968
Zu Studentenunruhen in Hamburg
Bei der Einführung des Rektors riefen
Aufgebrachte Studenten dort aus
Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren
Was zum Wahlspruch der 68er wurde

Aus der radikalisierten Bewegung entstand
Eine terroristische Front später in Berlin
Auch im Zusammenhang mit Morden
Wie der Hetze der Bild auf rechter Seite
Die sich Tupamaros West-Berlin nannte
Diese versuchten am 9. November 1969
Ein Attentat auf die jüdische Gemeinde
Was wieder die geistige Nähe der Radikalen
Links wie rechts erschreckend offenbart

Aus diesen ersten Terroristen entstand
Später die RAF im Krieg gegen den Staat
Finanziert und geschützt von der DDR
In der einige Unterschlupf auch fanden
Was die immer Nähe der Totalitären zeigt
Die Freiheit und liberales Denken immer
Als größere Bedrohung sahen für ihre
Den Menschen verkündeten Wahrheit
Für die eine RAF bombte und mordete
Bis einige dabei überführt wurden
Einer der verhafteten war Holger Meins
Er starb am 9. November 1974 nach
Bereits 58 Tagen Hungerstreik in der JVA

Nur 15 Jahre später fiel die Mauer
Zwischen BRD und DDR endgültig
Wenn auch zunächst unbeabsichtigt
Am 9. November 1989 durch einen
Wohl aufgeregten Versprecher von
Schabowski der die Reisefreiheit
Ab sofort nach monatelangen
Demonstrationen zuvor erklärte
Ein eigentlich Freudentag für alle
Deutschen zumindest für jene
Die bis dahin in der DDR eingesperrt
So jubelte ein einig Volk an diesem Tag
Wie fern manche neue Bewohner nun
Der Demokratie waren zeigt sich bis heute

Nach den Terroranschlägen vom
11. September 2001 in den USA
Beschloss der Bundestag bereits
Am 9. November gleichen Jahres
Ein verschärftes Terrorgesetz welches
Grundrechtliche Privilegien beseitigt
Die als Freiheitsrechte gerade eine
Reaktion auf den NS-Terror waren

In die gleiche Richtung geht das nur
Sechs Jahre später am 9. November 2007
Verabschiedete Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung
Mit dem der Datenverkehr überwacht
Die Kontrolle des Staates ausgeweitet
Bürger noch durchsichtiger öffentlich wurden

So sehen wir einen vielfältig bedeutenden Tag heute
Gründe zur Scham wie zur Freude gelegentlich auch
Wenn der Untergang des Ostblocks den Kurs Europas
Nicht unbedingt gerader und leichter gemacht hat
Kann die friedliche Revolution von 1989 wohl als
Positives Ereignis der Geschichte gelten auch wenn
Es Sachsen und Chemnitz in die BRD brachte

Der 9. November 1918 als Beginn der Republik
Mit der willenlosen Abdankung des Kaisers
Der gar nicht wusste was der Bademax tat
Ist historisch sicher eher positiv trotz der später
Folgen von Nazi-Zeit und 2. Weltkrieg mit Untergang

Aber all diese Tage haben mindestens zwei Seiten
Häufig viele Opfer infolge was zumindest 89 entfiel
Scheue mich vor der Gewichtung dieses Tages
Ein grauer früh dunkler im November eben
An dem historisch genug geschah
Statt jubelnd egal was zu feiern
Verneige ich mich lieber
Still vor den Opfern aus Verantwortung
Die in der Tradition der Geschichte steht

Zumindest kann wer mehr darüber weiß
Bewusster handeln künftige 9. November
Weniger historisch schrecklich werden lassen
Dann wäre schon viel gewonnen

jens tuengerthal 09.11.2018

Misstrauen

Die Miss Trauen traut sich was
Vor allem wem was reicher macht
Andere misstrauen noch lieber
Was arm und einsam macht

Wer nicht vertraut hat nie geliebt
Ob nie geliebt wurde wer es nicht kann
Geht mich nichts nichts mehr an
Misstrauen meide ich lieber

Liebe heißt auf Gefühl vertrauen
Ohne Vertrauen ergo keine Liebe
Jedes Wort mehr ist hier müßig
Lieber ganz ohne als mit ohne

Vertraue der Liebe völlig blind
Bin also liebevoll leichtgläubig
Anders wäre ich nicht mehr ich
Darum bin ich bei Misstrauen weg

Es ist gut es sich leicht zu machen
Die Dinge sind kompliziert genug
Darum liebe und lebe ich wie ich bin
Wer mir nicht vertraut liebt mich nie

jens tuengerthal 09.11.2018

Donnerstag, 8. November 2018

Dunkelzeit

Die dunkle Zeit wächst noch
Bis ab 21. Dezember die Tage
Im Winter wieder länger werden

Gut beleuchtet lebt sich gut
Geradezu gemütlich im dunkeln
Vor bloß gefühlten Kaminfeuern

Der Herbst nimmt rasend ab
An Licht was der Winter zunimmt
So ist manches weniger mehr

jens tuengerthal 08.11.2018

Zeitungsmann

Als ich eine letzte Runde lief
In der Nacht nach dem Mahl
Traf ich den Zeitungsmann
Kein Junge mehr
Wie es früher hieß

Er fing mit seiner Arbeit an
Begann den Tag als meiner
Gerade enden sollte dabei
War er schon alt genug

Mit 68 müsse er noch arbeiten
Dank Angie wie er meinte
Als er über unsere Kanzlerin
Wie die Zustände schimpfte

Verteidigte Mutti in der Nacht
Nicht weil ich ihrer Partei anhing
Meinte ich wir werden noch
Eines Tages dankbar sein

Als ich schneller weiter ging
Als er zu reden aufhörte
Wusste ich wir redeten über
Verschiedene Dinge dabei

Er sprach von seiner Rente
Und ich von der Staatsfrau
Beide haben irgendwie Recht
Aber keiner ist auch schuld

Vielleicht beschreibt diese
Begegnung in der Nacht
Den Zustand der Politik
Besser als viele Worte

jens tuengerthal 08.11.2018

Mittwoch, 7. November 2018

Wendepunkte

Ruhig glitten wir durch die Gewässer
Weltweiter Krisen an Muttis Hand noch
Nichts müsste sich ändern hofften wir
Unser Steuermann war auch Kapitän

Nach dem Kap der guten Hoffnung
Aber richtet sich der Kurs nicht mehr
Nach Landmarken sondern Sterne
Leiten den Weg in neue Welten

Ungewiss sind des Himmels Grenzen
Hat er welche oder endet er nie für uns
Zumindest lebend nicht erreichbar oder
Vorstellbar in Lichtjahren wohl unendlich

Ein Jahr vergangen sind es drei noch
Bis Mutti sich endgültig verabschiedet
In den verdienten Ruhestand dann geht
Um zu genießen was sie schlaflos erarbeitet

Verdient hat die ruhige Wägerin es sich
Mehr als irgendwer sonst denke ich noch
An den Vorgänger nun russischen Aufsichtsrat
Wie fern liegt ihr solches vermutlich immer

Eine gute Preußin verlässt ihr Schiff in
Zeiten schwerer Not nicht ohne Ankündigung
Prüft vorher ob alles gut vertäut wurde
Lässt Zeit für Wechsel und Wende noch

Große Schiffen wenden braucht Zeit
Soviel wie Raum es auch einnimmt
Bis so ein Kahn erstmal gedreht ist
Zeigt uns die Größe voriger Steuerung

Keiner merkte noch die sanfte Hand
Der treuen Preußin im Hintergrund
Die durch Stürme des Populismus
Ruhig mit Zutrauen uns stets fuhr

Hatte die Kanzlerin wirklich Zutrauen
Vertraute sie ihrem ihr fremden Volk
Das teils in einem anderen Land wuchs
Teils sie für nicht ihre Wende noch hasste

Wer wenn nicht sie traute dem Volk zu
Jener frauengrapschende später Willy
Der kniefallend Versöhnung wagen wollte
Oder der zufällige Kanzler der Einheit

Keiner sagte uns vorher jemals noch
Wir schaffen das und meinte es so
Wohl wissend wie schwer es wird
Wie wenige trauen es sich noch

Eine ermutigende Mutti geht von Bord
Lässt ihr Schiff in neue Hände gehen
Spätestens in drei Jahren dann wohl
Aber das sicher angekündigt endgültig

Sie weiß was sie tat auf der Brücke
All die Jahre als letzter Leitstern noch
Der freien Welt die sich um sie scharrte
Ohne das ihr Volk es schätzen konnte

Wendepunkte machen schon traurig
Meine Tochter kannte nur sie als die
Bundeskanzlerin seit sie darüber redet
Viele kannten nur Kohl für lange Zeit

Schaue auf die englische Queen
Auch die geht natürlich irgendwann
Vielleicht sogar noch vor ihrem Sohn
Alles dort zumindest ist sicher geregelt

Was wird und was bleibt ist noch unklar
Einfach zurück kann es nicht mehr gehen
Es ist eben ein Wendepunkt nur wohin
Bleibt noch Ungewiss im Morgennebel

jens tuengerthal 7.11.2018

Guter Sex

Guter Sex ist
Wenn beide kommen
Wenn sie zusammen kommen
Wenn sie hinterher glücklich sind
Wenn es hinterher zärtlich wird
Wenn sich beide riechen können
Wenn es ohne Hemmungen ist
Wenn es überall ist
Wenn es mit Liebe ist
Wenn es gefühlvoll ist
Wenn es hart und wild ist
Wenn beide atemlos sind
Wenn beide schwitzen
Wenn beide selig Lächeln

Ach was
Alles Unsinn
Guter Sex ist immer
Ohne wenn und aber

Woher ich das weiß
Verrat ich nicht

jens tuengerthal 7.11.2018

Dienstag, 6. November 2018

Gotteserfinder

Manche Menschen erfinden sich Götter
Um etwas über sich zu haben was sie
Allmächtig und allwissend führen kann
Das selber Denken für sie übernimmt

Warum etwas über der Natur sein soll
Erklärt sich nicht logisch sondern nur
Aus der Annahme des Glaubens die
Wider die Vernunft verordnet wurde

Logik und Vernunft spiegeln die Natur
Wo wir sie noch nicht erkennen können
Liegt es an unserem beschränkten Blick
Der nicht durch Glaube überwunden wird

Glaube ist die Krankheit die noch vorgibt
Von dem zu heilen was sie erst verursacht
Den Unsinn von allmächtiger Unsterblichkeit
Verursacht die Angst die er überwinden will

Natur ist logisch endlich und beschränkt
In der jeweils individuellen Existenz aber
Unendlich unbeschränkt nur im Kreislauf
Aller Natur und also überindividuell dann

Der Aberglaube erfand dafür die Seele
Die individuelle Existenz unsterblich macht
Einen persönlichen Gott individualisiert
Damit Natur nicht mehr unendlich scheint

Dafür erfand der Glauben die Schöpfung
Wurde statt zyklisch monokausal behauptet
Was wider alle Vernunft ist konnte logisch
Nur mit starkem Aberglauben bleiben

Verschiedene Modelle der Überwindung
Der Natur individuell oder auch kollektiv
Haben Menschen in Kulturen erfunden
Zum jeweiligen Weltbild gerade passend

Wer sich überlegen sehen wollte erfand
Glauben und Kirche entsprechend damit
Diese die Weltherrschaft auch legitimierte
Wie wir es in Rom und Mekka auch sahen

Andere Formen erfanden die Wiedergeburt
Oder einen unendlichen Zyklus der sich im
Individuum und seiner Erkenntnis offenbart
Wie Hinduismus und Buddhismus oder Tao

Wie all diese Erfindungen stets Erkenntnis
Beschränkten statt den Horizont zu weiten
Steht im Zusammenhang mit der Macht
Die sich ihnen ganz irdisch noch verband

Wer die Natur nimmt wie sie ist braucht nie
Etwas über sich und muss keine Unsterblichkeit
Erfinden um an seinem Sein genüge zu finden
Noch eine Schöpfung stets neu phantasieren

Die biblische Schöpfungsgeschichte wie sie
Alle drei großen monotheistischen Religionen
Als ihre Wurzel verkünden wurde immer den
Erkenntnissen der Wissenschaft angepasst

Warum aber Menschen Götter sich erfinden
Was sie dazu verführt an Höheres zu glauben
Statt die Natur als natürlich einfach zu nehmen
Entzieht sich natürlich jedem rationalem Denken

Wer Glauben sucht und glauben will findet stets
Gründe darin aufzugehen wider alle Vernunft
Wen das glücklich macht der soll es gern sein
Sofern er vorher Natur ohne Glauben verstand

Freiheit vom Glauben für die Erkenntnis aller
Kinder ohne Aberglaube aufwachsen lassen
Das sollten künftig Grundrechte aller sein
Weit vor der Freiheit zum beschränkten Glauben

jens tuengerthal 06.11.2018

Montag, 5. November 2018

Kulturzukunft

Hat die Kultur noch eine Zukunft
Stirbt sie nicht unter den Idioten
Die sie regierend nur missachten
Was bleibt neben einem Trump

Immer wieder zerstörten Kulturen
Vorige Hochkulturen rücksichtslos
Die Taten der Spanier in Amerika
Zuvor das Christentum in Europa

Nicht immer waren es überlegene
Kulturen die sich dabei durchsetzten
Oft siegten taktisch klügere einfach
Manchmal bessere Waffen sogar

Auch die Sekte auf Marx Spuren
Ließ vorige Kulturen zerstören
Mit mehr oder weniger vielen Toten
Von Ostberlin bis Peking sogar

Nicht nur darin waren sich alle
Totalitären Systeme immer einig
Dass nur sie so Zukunft hätten
Von der selten mehr noch blieb

Immer ersetzte eine Überzeugung
Die vorherige mit Gewalt außer
Sie wurden beamtisch integriert
Was wird dann aus Amerika

Der primitiv kulturlose Trump
Zerstört als Elefant alte Strukturen
Für den Anschein schnellen Geldes
In seinem schlichten Geschmack

Dem folgt die Welt rasend schnell
Weil es das Geld immer eilig hat
Der Lockruf des Populismus gibt
Alter Kultur keinen neuen Wert

Das Gegenteil war in Berlin zu sehen
Die Kulturstaatsministerin gemeinsam
Mit der Kanzlerin baut im ehemals Schloss
Ein großartiges Museum mit den Besten

Wir integrieren bei offenen Grenzen andere
Nicht immer so erfolgreich wie gewünscht
Doch in der Summe uns dabei bereichernd
Leben den einst amerikanischen Traum neu

Während Washington seine Kultur streicht
Um Grenzmauern zu finanzieren regiert dort
Eine kulturlose Angst von der nichts bleibt
Als die Zweifel an der Vernunft des Souveräns

China knüpft an alte Kulturgeschichte wieder an
Belebt die Seidenstraße auch ökonomisch
Sucht Wurzeln zu seiner uralten Kultur wieder
Nach dem zu lange kulturlosen Grauen Maos

Die Trump USA machen schnelles Geld
Was die eigene Beerdigung schmückt
Aber keine kulturelle Zukunft mehr hat
Davon bleibt nichts als große Leere

Betrachten wir Aufstieg und Untergang
Der USA als Weltmacht und Imperium
Sehen wir die saturierten Grenzen eines
Alten Mannes dem tumbe Masse zujubelt

Es ist gut eine Weltmacht zu verlieren
Die ihre Macht meist ökonomisch imperial
Wie militärisch zu kurzsichtig ausübte
Keiner auf der Welt braucht sie mehr

Fraglich ist nur was sie künftig ersetzt
Wie das Gleichgewicht der Welt dann
Im Zeichen gewachsener Kulturen auf
Schnellen Märkten gewährt werden kann

Wird China die Welt alleine anführen
Was bedeutet das für andere Kulturen
Wer achtet dort auf das Gleichgewicht
Reichen die Bücher des Konfuzius

Der Untergang der USA unter Trump
Wird viele Opfer noch lange kosten
Was bleibt an kulturellen Werten
Außer Thoreau und Emerson noch

Bisher galt die Demokratie als Modell
Der einzig sicheren Zukunft für alle
Der Fake-Populismus läßt zweifeln
Ob die Masse wirklich vernünftig ist

Wir stehen an einem Wendepunkt
Die alte Kultur versagte im Westen
Wo schlichte Formeln mehr bewirken
Die Lüge erfolgreicher nun regiert

Können wir auf mehr Demokratie setzen
Dem ungebildeten Volk weiter vertrauen
Das sich im Privatfernsehen allein informiert
Entsprechend von Machern benutzt wird

Bildung wäre eine gute Alternative
Mehr Bücher lesen als Bürgerpflicht
Kulturelles Bewusstsein als Ausweis
Der Fähigkeit eines Staatsbürgers

So machten es die Chinesen etwa
In ihren Beamtenprüfungen bereits
Als Europa noch fern der Einheit war
Von Beamten nicht mal träumte

Wer Kultur und Werte vermittelt
Braucht eine gemeinsame Basis
Diese findet sich in Literatur als
Ausgangspunkt unserer Kultur

Solange wir etwa Fußballtrainer
Die keinen literarischen Satz je
Über ihre Lippen brachten noch
Kaiser nennen steht es düster

Nicht über Syrer und Iraker gar
Afghanen sollten wir uns sorgen
Sondern die Träger unserer Kultur
Wer schreibt heute noch Gedichte

Die Zukunft einer Kultur zeigt sich
Bei ihrem Umgang mit der Lyrik
Warum die USA niemand Angst machen
Was aus uns wird ist noch lange offen

jens tuengerthal 05.11.2018

Am liebsten

Am liebsten mag ich
Deinen Allerwertesten
Möchte ich lachend schreiben
Und weiß doch es ist Unsinn

Am liebsten mag ich dich
Die du mit allem meine bist
Wie ich für immer ganz deiner
Mit allem was dich ausmacht

Deine sinnliche Schönheit
Hat mich sofort verzaubert
Die grenzenlose Lust fesselt
Bis heute mich immer wieder

Deine Zartheit liebe ich so sehr
Du schöne Elfe die du nicht nur
So zauberhaft zart gebaut bist
Sondern im Wesen noch mehr

Deine Liebe zu den Büchern
Macht mich unendlich glücklich
Diese zu teilen ist das schönste
Unsere gemeinsame große Liebe

Dein sich kümmerndes Wesen
Das liebevoll immer an mich denkt
Vor Liebe gänzlich überfließt
Ein Leben darauf mit mir baust

Deine Begabung mit Zahlen
Bewundere ich sehr und mehr
Noch traue ich dir alles zu
Weil du klug und offen bist

Deine Fähigkeit zu genießen
Dich über Geschenke zu freuen
Machen das Leben mit dir mir
Zu einem nie endenden Glück

Dein vollkommener Körper ist
Der schönste Traum für mich
Ihn täglich liebkosen zu dürfen
Das größte vorstellbare Glück

Alles liebe ich an dir natürlich
Und noch viel mehr als ich hier
In dürren Worten nur stottere
Deinen Duft wie Geschmack

Am liebsten aber wenn eins
Das erste unbedingt sein soll
Ist mir deine Liebe natürlich
Der kostbarste Schatz für mich

Das alles weisst du natürlich
Darum haben wir uns ja verlobt
Wollen heiraten und ein Leben teilen
Ist doch eigentlich ganz logisch

Warum schreibe ich dir also was
Ganz klar ist und wir genau wissen
Fragst du dich vielleicht gerade
Aber an die Liebe erinnern tut gut

jens tuengerthal 4.11.2018

Sonntag, 4. November 2018

Vom Nichts

Nichts ist nicht
Wäre es bliebe nichts
Was ist seiend uns übrig

Außer Nichts und etwas
Wären parallel als quasi
Sich ergänzende Existenz

Dann müsste Nichts sein
Was es logisch nicht kann
Warum alles Unsinn ist

Wo aber nichts und etwas
Alternativ wären sind sie
Wie zugleich nicht immer

Dann hätte unser Sein
Eine Quantendynamik
Zwischen Nichts und etwas

jens tuengerthal 4.11.2018

Was ist

Was ist wirklich
Was scheint nur so
Ist was ist wirklich

Was ist überhaupt
Ist was nicht ist noch
War es nie oder nicht mehr

Spielt Sein eine Rolle
Dafür wie uns dabei ist
Oder sind wir unabhängig

Ist da noch was übrig
Wird etwas künftig sein
Jenseits des Seins Unsinn

Ist was ist sinnvoll
Weil es ist auch ohne
Sinn durch bloßes Sein

Wenn Sein zum Zweck wird
Ist was ist auch warum
Nichts bleibt wie es war

jens tuengerthal 4.11.2018

Samstag, 3. November 2018

Liebesdialektik

Die Liebe ist das größte Glück
Nichts als Ärger verursacht sie
Zwischen diesen beiden Polen
Lieben wir und durchs Leben

Keiner ist es immer und ganz
Beide kommen sich sehr nah
Wer nicht beide Seiten kennt
Liebt nur mit halbem Gefühl

Die Liebste ist meine Traumfrau
In allem perfekt wie für mich gemacht
Passen wir so vollkommen zusammen
Wie mittig ganz und gar ineinander

Manchmal ist das Zusammenleben
Für beide auch ein einziger Alptraum
Dann erscheint uns jedes Wort falsch
Scheint uns der andere nur böswillig

Dazu eine Bilanz zu führen ist lieblos
Wer liebt erträgt und genießt zugleich
Eine Beziehung heißt stets auch Leiden
Dies leugnen wäre völlig verblendet

Die Liebe ist unsere stärkste Kraft
Sie überwindet und bewegt alles
Zugleich macht sie uns schwach
Raubt uns auch den letzten Nerv

Dazwischen balancieren wir immer
Das größtmögliche Glück zu finden
Es zu wollen zeugt von genug Liebe
Alles so gemeinsam zu überstehen

Liebe will dem anderen immer gut
Nur findet der andere nicht immer
So toll was wir nur gut wollen was
Die Liebe an Grenzen oft führt

Schlimmer noch wirken immer Zweifel
An der Liebe wie am anderen auf sie
Sie stellen es an den Wurzeln infrage
Was uns gefühlsmäßig überfordert

Die Liebe hat keine echten Fakten
Sie hat wenn bloß geglaubte Indizien
Was auf Glaube baut ist nie beweisbar
Außer durch dann geteilte Gefühle

So bewegen wir uns auf dünnem Eis
Wo wir mit der großen Liebe leben
Erleben das größte Glück des Lebens
Wie Angst um und Wut auf sie zugleich

Wer Liebe wagen will muss riskieren
Um das große Glück dabei zu finden
Auch Angst und Wut in Kauf nehmen
Keines existiert ohne das andere

jens tuengerthal 3.11.2018

Gesundleben

Menschen beschäftigen sich gern
Damit wie sie gesünder leben können
Um länger ohne Krankheit zu überleben
Oder lange alt und krank zu werden

Die einen wollen keinesfalls Fleisch
Andere nur noch Bio-Gemüse dazu
Neue Arten der Diät finden täglich
Besondere Allergien als neue Fans

In Kriegszeiten wurde einfach gegessen
Was da war und auf den Tisch kam
Predigten meine Eltern noch die es
Live im 2. Weltkrieg erlebt hatten

Wie hasste ich diese Worte meiner
Eltern-Großeltern-Generation noch
Bei mir schon abgemildert musste
Nur noch alles mal probiert werden

Beinahe hätte ich es genauso wieder
Bei meiner Tochter gemacht wie ich es
Von meinen Eltern erfahren hat weil
Am Ende immer Gewohnheit siegt

Dass die Alten gesünder lebten ist
Unsinn wie die These das aufessen
Für morgen schönes Wetter sorgte
Oder Kinder in Afrika darum hungern

Damals und danach starben viele
Doch nicht der Ernährung wegen
Wie viel diese wirklich bewirkt ist
Strittig aber es schadet wohl nicht

Ob gesünder Leben glücklich macht
Oder eher eine Krankheitsparanoia
Langfristig bei Gesunden verursacht
Scheiden sich auch noch die Geister

Trinke literweise Grünen Tee täglich
Nicht weil er besonders gesund wäre
Sondern weil ich ihn besonders mag
Manche schwören schon lange darauf

Nicht rauchen und kein Alkohol möglichst
Gesund leben mit viel Bewegung draußen
Empfehlen sie uns allerorten immer wieder
Schützte nachhaltig vor vielen Krankheiten

Manchmal frage ich mich ob uns diese Art
Gesunden Lebens nicht erst krank macht
Wir nicht besser nach Lust und Laune lebten
Jeden Tag genössen als sei es der letzte

Yoga soll uns entspannen und dehnen
Asiatische Küche uns schlank erhalten
Drogenfrei leben soll glücklich machen
Reden wir lieber über Sex bringt mehr

Überhaupt scheint mir guter Sex wie
Maßvoller Drogenkonsum besser als
Enthaltsamkeit um glücklich zu sein
Wozu auch gesund sein ohne alles

Sich manchmal vorher zu fragen
Wozu wir lange gesund leben wollen
Wenn wir uns lustlos einschränken
Erledigte manchen Diätenwahn

jens tuengerthal 03.11.2018

Donnerstag, 1. November 2018

Teeruhe

Tee bringt Ruhe
Schon bei der Zubereitung
Wirst du gelassen

Wasser muss kochen
Danach wieder abkühlen
Vor dem Aufgießen

Das Ziehen lassen
Schenkt noch mehr Gelassenheit
Guter Tee braucht Zeit

Dabei noch lesen
Oder gerne auch schreiben
Verbreitet Ruhe

Schließlich das Trinken
Erwärmt wunderbar Innen
Beruhigt und regt an

Tee hat so alles
Genießen würdigt Leben
Alles wird schöner

jens tuengerthal 01.11.2018

Mittwoch, 31. Oktober 2018

Reformationsgeister

Am Tag vor Allerheiligen treiben
Iren und der Rest gern Geister aus
An die keiner mehr glaubt die aber
So Tradition und Geschäft wurden

Luther hämmerte seine 95 Thesen an
Unklar ob er es je wirklich tat und nicht
Der Versand vorab genügte zum Skandal
Wider Ablass und Buße zur Disputation

Die Geisteraustreibung vor All Hallows
Ist dem Aufklärer so albern wie ihm die
Hoffnung vergebens Aberglaube würde
Sich je erfolgreich reformieren lassen

Ob die unsägliche Reformation nicht viel
Mehr schadete als nutzte lässt sich nicht
Exakt bilanzieren dabei zählen negativ
30 Jahre Krieg und Ende der Renaissance

Von Hugenotten und anderem Gemetzel
Ganz zu schweigen denn einmal an der
Macht unterschieden sich beide Kirchen
Weder bei Hexen noch bei Hinrichtungen

Der Antisemitismus des Doktor Luther
Gibt auch bis heute keine Pluspunkte
Die unvollständige Befreiung schon
Kampf gegen Ablass und Buße auch

Die große Mehrheit feiert heute wenn
Überhaupt etwas gefeiert noch wird
Geisteraustreibung auf amerikanisch
Wie Weihnachten made by Coca-Cola

Halloween hat mehr Sex als die
Reformation nach Herrn Luther
Der die Disputation noch suchte
Mit Papst und Kaiser zu Worms

Die Geisteraustreibung scheint mir
Als radikalem Atheisten total absurd
Mit der Reformation ist es schwierig
Halloween ist bloß sexy das reicht

Was Moral und guter Stil heißen
Bewies uns die Kanzlerin zuvor
Dazu brauchen wir keine Kirchen
Nach Kant hängt es nur an uns

Feiern wir eben was Spaß macht
Traurig und kurz ist Leben alleine
Genießen ist immer besser als
Sich über andere aufzuregen

In klimatisch dunkleren Zeiten
Sich das Gruseln zu lehren ist
Zumindest amüsant dagegen
Fand ich Luther nie komisch

Als getaufter und konfirmierter
Längst atheistischer Protestant
Feiere ich lieber fröhlich noch
Statt an Aberglaube zu denken

Moral kommt von Innen wenn
Wie Kant lehrte taugt keine sonst
Fröhliche Menschen sind besser
Als besserwisserische Griesgrame

Feiert was ihr wollt heute alle
Aber genießt es dabei ausgiebig
Glückliche Menschen helfen mehr
Die bösen Geister zu vertreiben

jens tuengerthal 31.10.2018

Dienstag, 30. Oktober 2018

Wechselhaiku

Machtwechsel kommen
Fraglich ist immer nur wann
Und wer sie steuert

Selten Mächtige
Eher die zweite Reihe
Die nachfolgen will

Wer noch selbst steuert
Wie Macht übergeben wird
Zeigt sich souverän

Größe zeigt dabei
Wer lieber die Macht aufgibt
Als Werte verrät

Macht korrumpiert stets
Die Ausnahme regierte
Bis gestern Deutschland

Wechsel ist immer
Bewegung also anders
Als zuvor Stillstand

Ob Wechsel wirklich
Etwas besser macht bleibt stets
Unklar bis danach

Manche können dann
Erst schätzen was vorher war
Sein wir gelassen

jens tuengerthal 30.10.2018

Montag, 29. Oktober 2018

Herbstee

Die Teetasse dampft
Draußen wehen die Stürme
Heiß begegnet kalt

Drinnen wärmt uns Tee
Während draußen Herbstwetter
Die Blätter verweht

Seite um Seite
Beim heißen Tee genießen
Dem Regen lauschend

Wieviel schöner macht
Endlich Herbst unser Leben
Als Teetrinker noch

Wer genießen kann
Trinkt lesend seine Tasse
Bei Herbstwetter nun

jens tuengerthal 29.10.2018

Machtwürde

Wer die Macht mit Würde trägt
Gibt sie ab bevor er sie verliert
Ordnet seinen Abgang selbst
Lässt nicht über sich spekulieren

Merkels Abgangs ist sehr würdig
Kein Kanzler ging so freiwillig
Ohne erzwungenen Verlust zuvor
Abgang bedeutete stets Niederlage

Wir sehen nun eine Kanzlerin
Die selbst darüber entscheidet
Wann sie gehen möchte sogar
Die letzten Jahre offen lässt

Sie wäre bereit das Amt weiter
Auszufüllen wenn nötig lässt
Viel Spielraum für Alternativen
Den ihr keiner so je zutraute

Bevor der Abgesang endgültig
Begann ging die kluge Kanzlerin
Ohne herausgewinkt zu werden
Weil sie spürte es ist nun Zeit

Damit gab die Kanzlerin dem Amt
Was mancher Vorgänger schon
Leichtfertig trunken verspielte
Preußisch korrekt die Würde zurück

Ihr Weg ihr Abgang ihre Entscheidung
Eine Überraschung bewusst gesteuert
Bewies den Instinkt für gute Führung
Wie die Abgewogenheit ihres Handelns

Solche Größe die auch über sich noch
Reflektiert und verantwortlich hinaus denkt
Verlangt Respekt und Achtung für immer
Da hat jemand Geschichte geschrieben

Kohl schwadronierte noch vom Mantel
Der Geschichte der ihn streifte worauf
Er großer Führer ihn vermeintlich ergriff
Und überschätzte sein Glück damit auch

Merkel ging ohne Aufforderung von innen
Hoch respektiert vom Rande angefeindet
Ist viel Feind im Amt immer auch viel Ehr
Diese bleibt ihr nun als historische Figur

Über das Gedächtnis an eine Person
Wie ihre geschichtliche Rolle entscheidet
Die Nachwelt nicht die in der Gegenwart
Mehr als Merkel kann keiner dafür tun

Verneige mich vorab vor der Preußin
Die mit ehrlich gelebter Bescheidenheit
Ihrem Amt pflichtbewusst stets diente
Die Größe besaß rechtzeitig zu gehen

jens tuengerthal 29.10.2018

Ausgemerkelt

Die Vorsitzende verabschiedet sich
Vorab und in Raten obwohl sie doch
Amt und Partei logisch immer verband
Darum fürs Amt auch nicht mehr antritt

Es ist konsequent nur gedacht also
Der erste Schritt zu ihrem Rücktritt
Dem der angekündigte Rückzug folgt
Ohne andere Ämter zu erstreben

Dies ist schade weil Merkel real
Für eine vernünftige Mitte stand
Eine verlässliche weibliche Politik
Was Europa gerade jetzt braucht

Das Gegenteil von Populismus
War die fleißige Physikerin stets
Gute Demokratin so gesehen ein
Leuchtturm in der Welt noch

Obama vertraute ihr die Welt an
Als er wusste ihm folgte der nur
Billige Populist Trump ganz ohne
Weitblick und Verantwortung

Sie stellte sich ihrer Verantwortung
Erledigte ihre Pflicht sehr preußisch
Sie hat gern geführt ohne Leidenschaft
Hoffen wir die Nachfolge bleibt gemäßigt

Vielleicht sollten wir auch überlegen
Ämter künftig zeitlich zu begrenzen
Nicht jeder geht mit Größe freiwillig
Die meisten warten lieber zu lang

Die Ära von Merkels Mitte endet
Wohin es nach ihr geht ist offen
Klar ist Mehrheiten finden sich
Auf Dauer nur in der Mitte

Natürlich kommen nun auch die
Polariserer aus allen Parteien
Wieder nach vorne sich zu zeigen
Dabei wissen wir sie liegen falsch

Nur hat es gerade noch schwerer
Wer konsequent für die Mitte steht
Weil Populisten so laut polarisieren
Als brächte es irgend Fortschritt je

Lassen wir die Mitte nicht verhungern
Sie ist schon ganz ausgemerkelt nach
Dem angekündigten Abgang Merkels
Braucht es keine Stärkung der Ränder

Jetzt Neuwahlen schwächten sicher alle
Außer den Grünen und den Extremisten
Was die Mitte wiederum breiter machte
Gewöhnen wir uns besser schon daran

Solange die Radikalen an den Rändern
Unter ¼ der Stimmen bleiben ist es stabil
Bleibt dies auch im Bund auf Dauer so
Kann egal sein wer wem wann nachfolgt

Merkel hat es nach der Hessenwahl geschafft
Ihren Abgang noch ganz selbst zu bestimmen
Das zeigt Größe und der Rest ergibt sich dann
Wie immer bei ihr vermutlich relativ gelassen

Sie hat sich der Verantwortung lange gestellt
Geht noch aus freien Stücken in schwerer Zeit
Statt stets zu meinen alles können zu müssen
Verabschiedet sie sich für ein Leben danach

Sollte es tatsächlich nun auch so kommen
Wie Merkel es geplant angekündigt hat
Bewies sie auch im Abgang mehr Größe
Als nahezu alle Männer im Amt vor ihr

Sie wird dann vernünftigerweise nicht mehr
Bis zum Ende der Legislatur Kanzlerin bleiben
Wird den Weg frei machen müssen damit bald
Amt und Vorsitz wieder verbunden sein werden

Ziehe meinen Hut vor dieser Kanzlerin schon
Die es sogar schafft ihren Abgang zu steuern
Ohne sich mit Gewalt abwählen zu lassen oder
Über irgendwelche Skandale zu stolpern

Wer nun glaubt der Machtmensch Merkel wüsste
Nicht was dieser schrittweise Rücktritt hieße ist
Bestenfalls noch naiv zu nennen vielmehr sollten
Alle überlegen was ihr angemessen folgen kann

Von AKK bis Merz werden Namen nun geraunt
Vorsitzende werden die nächsten Kanzler wohl
Die CDU braucht dafür ein Zukunftsmodell
Keine Racheversuche älterer Herren nur

Es wird sich zeigen ob die Vernunft dabei siegt
Der Machtinstinkt auch nach Merkel größer ist
Als das Bedürfnis das Ego endlich zu profilieren
Denn Mehrheiten liegen immer nur in der Mitte

jens tuengerthal 29.10.2018

Sonntag, 28. Oktober 2018

Mittemehrheit

Die Wahl ist um
Es gab keine Überraschung
Dreiviertel wählten Demokraten
Es gibt auch radikale Ränder

Prognosen sind zuverlässig
Die Mehrheit denkt demokratisch
Eine Minderheit glaubt Populisten
Hessen steht relativ gut damit da

Es war nur eine Landtagswahl
Die Große Koalition stand nicht infrage
Mehrheiten verändern sich langsam
Die Entwicklung war so absehbar

Es gibt keine klaren Mehrheiten
Außer in der breiten Mitte noch
Populisten sind nicht zu stark
Polarisierung lohnt nicht wirklich

Die Demokraten sind gefordert
Für neue Mehrheiten in der Mitte
Damit Radikale rechts oder links
Mit Populismus keinen Erfolg haben

Ansonsten geht es uns relativ gut
Die Demokraten sollten sich einigen
Um Stabilität zu gewährleisten
Wir stehen gut da in Europa

Vergleichen wir die sonst Erfolge
Der Populisten überall in Europa
Ist die demokratische Basis stärker
Die Deutschen können Demokratie

Unaufgeregt nun weiter machen
Statt Schuldige aufgeregt suchen
Scheint der Mehrheit sinnvoller
Die Radikalisierung verebbt wieder

Mit wohl 19,4% sind die Radikalen
Nicht mal ¼ der Wähler was gut ist
Die Mehrheit erkennt die Notwendigkeit
Einer demokratischen Mehrheit der Mitte

Es geht kein Zeichen von Hessen aus
Das Ergebnis ähnelt dem bayerischen
Wer regiert verliert die Opposition kommt
Mit Ausnahmen eher gestärkt davon

Berlin sollte nun seine Arbeit machen
Die ganz große Mehrheit will die Mitte
Lassen wir diese in Ruhe regieren
Statt sich von Radikalen treiben zu lassen

jens tuengerthal 28.10.2018

Lesetage

Was habe ich heute schon gemacht
Bewegungsmäßig eher gar nichts
Geistig reiste ich durch die Welten
Zeit ist für mich keine Grenze mehr

War zuerst in Frankreich zur Zeit
Der Aufklärung begegnete Diderot
Wie Madame Pompadour spazierte
Mit Monsieur Nicolas durch sein Leben

Vom Frankreich des 18. Jahrhunderts
Ging es nach Äthiopien zu Haile Selassie
Folgte seinem Neffen auf den Spuren
Des Königs der Könige aus dem Hause David

Staunte über die Blindheit auch des als Gott
Von den Rastafaris verehrten Kaisers der
Nur seine Pflicht als gläubiger Mensch tat
Und vielleicht darum die Zeit völlig verpasste

Weit über seine Zeit hinaus dagegen wirkte
Thoreau mit seinem Walden das noch immer
Sehnsuchts wie Erkenntnisbuch so vieler ist
Die Wege aus dem Alltagstrott finden wollen

Davor noch in China gewesen des 11. Jahrhunderts
Die liberalen Prinzipien der Kindererziehung bewundert
Denen die alte chinesische Kultur so früh schon folgte
Wie sie sich in den Familien dabei organisierten

Freue mich noch auf den später Abstecher wieder
Ins Paris des 20. Jahrhunderts wo es Philosophen
Um die Existenz und Soziales zugleich ging dabei
Sich noch freier liebend um darüber zu schreiben

Vorher noch bei dem grimmigen Grantler zwischen
Sein und Zeit auf dem Todtnauberg vorbeischauen
In den schwarzen Wäldern die BB einst noch besang
Als Heimat am südwestlichen Ende des Landes

Später erwartet mich wieder Monsieur Nicolas
In seiner so persönlich offenen Autobiografie
Spannender als jeder seiner Romane heute
Stellt er die Kirche so lächerlich ganz bloß

Spaziere dann noch auf einige Seiten mit
Adam Smith durch das Frankreich des da
Mittleren 18. Jahrhunderts wieder was den
Blick wie das Land gänzlich verändert

Von Frankreich nach Italien ist es nun noch
Literarisch wie Kulinarisch ein kleiner Sprung
Nach ein wenig Pasta Bolognese gibt es dann
Genüssliche Lektüre von Giacomo Leopardi

Vom Bett zum Lesesessel in die Küche als Radius
Genügt mir durch die ganze Welt zu reisen immer
Wenn ich noch einige Kilometer dazwischen laufe
Nur des Körpers nie des Horizontes wegen

Nichts ist schöner als solche Lesetage außer
Dieses Glück noch miteinander zu teilen wie
Kurz zwischen Seiten sich vorzuschwärmen
Oder sich länger mal lieben statt Lesen

Lesetage sind das schönste im Herbst
Wenn die Tage immer kürzer werden
Leselampen sinnlich warm über Seiten
Zu Leuchttürmen gegen grau erblühen

jens tuengerthal 28.10.2018

Samstag, 27. Oktober 2018

Versöhnungslust

Wenn du dir ganz nah kommst
Nachdem du dir so fern warst
Dass an Nähe nicht zu denken
Wird es noch schöner als je

Wo nichts mehr zu sagen ist
Hilft irgendwann nur noch küssen
Um sich innig wieder zu finden
Zung an Zung zuerst versinken

Was oben begann endet unten
Auf höchstem Gipfeln ganz tief
Endlich ineinander versunken
Lässt geteiltes Glück vergessen

Die Versöhnungslust ist immer
Innig schönste Wiedervereinigung
Wird wortlos einfach glücklich
Versteht nicht was trennen konnte

Wieviel schöner noch scheint mir
Die immer schon schönste Liebste
Was geniesse ich ihren Körper
Endlich wieder ganz beieinander

Versöhnungslust ist mehr als Sex
Sie zelebriert die Liebe körperlich
Um mittig vereint endlich ineinander
Überzufließen willenlos glücklich

Dann stimmt wieder einfach alles
Trennung wird völlig undenkbar
Für solch wunderbare Versöhnung
Nehme ich alles für immer in kauf

jens tuengerthal 27.10.2018

Leistungserfolg

Emerson meinte
Leistung komme nach Erfolg
Ist auch nie dieser

Alle Schöpfungen
Jeder Zivilisation
Waren Gedanken

Ruhm der Entdeckung
Gebührt dem Geist dahinter
Nicht Fabrikanten

Der Produzent zieht
Allein den Gewinn daraus
Vom Mob bejubelt

Faulheit der Masse
Verkennt in Plänen was folgt
Zweifelt lieber laut

Was nur Gedanke
Ist ihnen bloß Chimäre
Wird niedergeschrien

Was wirklich wurde
Unleugbar auch der Masse
Nennt sie Gottes Werk

Können wir Wissen
Wie Kunst ihrer selbst willen
Lieber noch lieben

Werke vollenden
Ohne auf Lob zu hoffen
Sich selbst wertschätzen

Summe aller Weisheit
Wäre wohl die Erkenntnis
Zeit für Arbeit lohnt

Hastig arbeiten
Fordert stets Verschönerung
Besser ist sorgsam

Überlegenheit
Des Meisters
Über dem Marktschreier

Stimme Emerson
In allen Betrachtungen
Diesmal völlig zu

Mehr Gelassenheit
Wie Konzentration helfen
Zum eigenen Weg

Bloß schneller Gewinn
Bleibt eher minderwertig
Gutes will Dauer

Sich einfach trauen
Eigene Wege gehen
Glücklicher zu sein

jens tuengerthal 27.10.2018

Freitag, 26. Oktober 2018

Einsamkeitslob

Die Einsamkeit lobt keiner
Oder zumindest kaum einer
Der sie gerade genießen darf
Dafür mancher in Zweisamkeit

Stille statt täglichem Keifen
Gesellschaft wo ich sie suche
Ruhe und Zeit zum denken
Ungestört tun was einem gefällt

Niemand überwacht dich ständig
Keiner will dich immer kontrollieren
Da ist auch egal wenn keiner da ist
Der dich lobt liebt liebkost verwöhnt

Wenn der Verlust des Schönen
Immer weniger wert dir scheint
Brauchst du mehr Einsamkeit
Weil Zweisamkeit just nervt

Natürlich erreicht nichts die Liebe
Hält kaum was mit gutem Sex mit
Außer ruhiger Gelassenheit anstatt
Die für sich wieder genießen kann

Was wünschte sich wohl Epikur
Der im Garten der Freunde sogar
Frauen als Philosophen zuließ
Mehr Zweisamkeit oder Einsamkeit

Nach Lust streben sei immer gut
Weiß der Epikuräer aus Anklagen
Der Kirchen und anderer Sekten
Aber was ist echte Lust eigentlich

Höchste Lust ist ungestört zu leben
Genießen nach gusto ohne Zwang
Mit sich und anderen in Frieden
Ohne sich rechtfertigen zu müssen

Liebe sei den anderen so zu nehmen
Wie er ist und sich zeigt wie dabei
Voller Liebe alles Gute zu gönnen
Statt sich stets wichtiger zu nehmen

Wenn Liebe durch Zweisamkeit erreicht
Haben wir den höchsten Level gefunden
Darüber gibt es nichts mehr zu finden
Sonst ist Einsamkeit meist besser

Weiß nicht ob Liebe realistisch sein kann
Nicht logisch eine contradictio stets ist
Während Einsamkeit stets gut sein kann
Besser als lieblose Zweisamkeit zumindest

So lobe ich die Einsamkeit immer gern
Frage mich ob sie alternativlos nicht ist
Für alle denkenden Schreiber auf Dauer
Im Gegensatz zur realen Zweisamkeit

Was ich am Ende der Tage wählen werde
Liegt nie allein an mir doch dabei zu wissen
Die Einsamkeit zumindest passt gut zu mir
Macht gelassener für alle künftigen Fälle

So ist es mit der Einsamkeit wie mit dem Tod
Wer ihn fürchtet ist sein steter Sklave lebend
Wer wie Epikur nicht kann immer glücklich sein
Was frei macht und viele Wege eröffnet mit sich

jens tuengerthal 26.10.2018

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Totenfest

Wenn ich tot bin,
darfst du nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
und dich segnen
Joachim Ringelnatz

So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung
Römer 13, Vers 10

Wo eine Beerdigung ein Fest wird
Für den Toten nur leider ohne ihn
Ist sie bei aller würdigen Andacht
Das Beste was passieren konnte

Der Tote ist nicht mehr und also
Geht es darum wie die noch sind
Am besten damit umgehen können
Künftig ohne ihn sein zu müssen

Als nur besuchender Freund war
Es leichter für mich als für den
Freund der den Vater verloren
Doch auch die Familie genoß es

Es war natürlich ein Familienfest
Wie immer so bei Beerdigungen
Ein Wiedersehen vieler Bekannter
Mit Anknüpfung neuer Bande auch

Manches noch im Gottesdienst
Blieb dem Atheisten wohl fremd
Doch daran gemessen war es
Sehr lebenszugewandt schön

Wichtiger als Gott war die Liebe
Unter deren Motto alles stand
Von Worten der Brüder bis zu
Gebet und Wünschen der Enkel

Über Tote nur Gutes zu reden war ja
Altbekanntes römisches Motto schon
Verwunderte also nicht weiter dabei
Die Liebe mit der es geschah schon

Im hohen Alter klaren Verstandes
Von einem Moment auf den andern
Einfach zu gehen ist zwar traurig
Aber auch groß und schön wohl

Was sollte ich mir wünschen dafür
Als dass Menschen die mich lieben
Ein Fest zu meinen Ehren feiern
Und dies ganz genießen dabei

Wie wenig schrecklich wird der Tod
Wenn die ich liebte feiern können
Wehmütig zwar aber mit Genuss
Weil es auch ohne mich weitergeht

Der Epikuräer fürchtet den Tod nicht
Weil er ihn logisch nie antreffen wird
Solange ich lebe ist der Tod nicht da
Ist der Tod da bin ich es nicht mehr

Manche Menschen macht es froher
Die Verstorbenen dann im Jenseits
Quasi gut aufgehoben zu wissen
Als seien sie nur vorausgegangen

Dieser Glaube ist mir völlig fremd
Aber im Leben dafür sorgen dass
Menschen gut über mich denken
Und mich danach feiern gefällt mir

Eine würdige schöne Beerdigung
Bei der nicht mal der Gottesdienst
Den Atheisten wirklich abschreckte
Sondern mit Dankbarkeit erfüllte

Danach ein Fest dass alle sichtbar
Auch genossen im Sinne des Toten
Dem es so Freude gemacht hätte
Nicht mehr könnt ich mir wünschen

Nach einem langen Herbsttag
Der grau begann und sonnig endete
Bleibt Dankbarkeit und gute Erinnerung
So braucht keiner den Tod zu fürchten

jens tuengerthal 25.10.2018

Herbstgrau

Ein grauer Herbsttag begann
Seit Mitternacht regnet es schon
Sturm fegt die Blätter vom Baum
Bedeckt Räder und Wege im Hof

Nach dem langen heißen Sommer
Beginnt in Berlin nun die graue Zeit
Bis im Frühling das Licht wieder kommt
Scheint kaum Licht in die Innenhöfe

Schwarzgrau gekleidet auch ich
Heute mit Hemd und Manschetten
Schwarzem Schlips und Strümpfen
Gekleidet für die bald Beerdigung

Dem Toten ist das natürlich egal
Wer nicht mehr ist ist wunschlos
Die Angehörigen sehen es gern
Also verkleiden wir uns - Weste zu

Raus geht’s durch Wind und Wetter
Gen Dahlem ins Dorf zur Kapelle
Was für ein Begräbnis wird es wohl
Bei novembrigen Wetter und Licht

Ein bereits alter Mann ist gestorben
Freundes Vater noch ein alter Preuße
Nimmt Abschied ohne obiges blau
Alles bleibt trist und schlicht in grau

Wäre es seltsam unter himmelblau
Oder einfach nur besseres Wetter
Während unten die Augen überlaufen
Ein bloßer klimatischer Zufall dabei

Herbstgrau passt heute farblich gut
Zum Anthrazit meiner Weste denk ich
Nicht ohne die Eitelkeit zu schelten
Die Familie kommt wohl im Cut dort

Ist die Erde feucht und nass gräbt sich
Schwerer für lange Särge als für Urnen
Beerdigung nach einer Vollmondnacht
Ob alle so unausgeschlafen sein werden

Wiedersehen der ganzen Familie endlich
Zuletzt waren es Hochzeit und Taufe noch
Heute etwas ernster vermutlich fehlt einer
Mit strahlend blauen Augen im Zentrum

Graue Herbsttage sind auch wunderschön
Lassen an Storm denken und Jantzen
Worpswede das Moor und Norddeutschland
Wenig Licht und schlaflos viele Gedanken

jens tuengerthal 25.10.2018

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Annalisches

An Anna Amalias Geburtstag
Dem nun 279. nebenbei bemerkt
Den Tag der Bibliothek zu feiern
Passt geradezu perfekt finde ich

Jene Fürstin die Weimar erst
Zu seiner Blüte der Klassik half
Auch durch die Wahl der Erzieher
Des Herzogs und Freund Goethes

Sie rief nicht nur Dichter und Musiker
Komponierte und dichtete auch selbst
Gab Raum für literarische Freiheiten
Behielt Wieland als Freund am Hof

Die Bibliothek der Anna Amalia selbst
Nicht jene die Goethe in Weimar leitete
Die nur nach der Herzogsmutter benannt
Hatte bereits über 5000 Bände von allem

Im Wittumspalais sammelte sie vieles
Von deutscher Dichtung bis zu Klassikern
In lateinisch und französisch sie hatte
Die größte private fürstliche Bibliothek

Die nach ihr benannte Weimarer Bibliothek
Anna Amalia zählt du den schönsten der Welt
Eine Rockoko Perle voll zarter Schönheit
Gefüllt mit großer Literatur schon damals

Passend ist der Tag der Bibliotheken dazu
Weil sie als Fürstin auch bürgerliche noch
An ihren Hof rief vom Dichter Wieland bis
Zum Illuminaten Bode und anderen mehr

Bibliotheken als Orte der Bildung sind
Klassische Orte der Bürgerlichkeit immer
Horte des Bildungsbürgertums das auch
Seinen Schatz so weitertragen möchte

So feiert der Tag der Bibliotheken heute
Nicht nur die Bibliotheken was ja schon
Grund genug wäre sondern dazu noch
Anna Amalia und die bürgerliche Bildung

Die Wertschätzung dieser weiten Basis
Des modernen Rechtsstaates wie auch
Der Demokratie Wissenschaft und Kultur
Die das Bürgertum ist tut also doppelt gut

So feiert sich das Bürgertum quasi selbst
Wie Thomas Mann es einst zelebrierte
Der großartige Zauberer der Worte noch
In Buddenbrooks und Zauberberg

Bibliotheken feiern und verehren ist also
Der bürgerlichste Feiertag im besten Sinne
Braucht kein sozialistisches Mäntelchen
Sondern lebt von der Bücher alter Tradition

In diesem Sinne feiere ich Bibliothekar
Einer kleinen chaotischen Bibliothek
In der keiner sich etwas leihen sollte
Ein Fest meiner bürgerlichen Wurzeln

Mein Ururgroßvater einst noch aus dem
Vergangenen 19. Jahrhundert stammend
War Hofbibliothekar zu Gotha jenem
Sachsen-Weimar benachbarten Fürstentum

So schließen sich die Kreise in Annalen
Der Familie wieder fast bei Anna Amalia
Noch dazu hieß dieser ja Arnoldi was ganz
Ähnlich klingt oder zumindest gleich beginnt

Generationen kommen
Generationen gehen
Bibliotheken bleiben bestehen
Hoffen wir und wissen wir irren

Ururgroßvaters Bibliothek wurde verteilt
Nur die Kupferstiche blieben irgendwie
Bücher landeten bei zonalen Antiquaren
Handsignierte Goethes und Schillers

Nichts davon blieb in meinen Händen
Die diese Schätze von Meisters Hand
Gewiss liebevoll liebkost hätten doch
Kriege und Verwirrung verstreuten viel

Auch um des lieben Friedens willen
Heute die Bibliotheken zu feiern ist
Gut für die Zukunft und den Geist
Wie groß immer sie auch seien

jens tuengerthal 24.10.2018

Kohleblues

Kennst du den Kohleblues
Sie spielen ihn schon lang
Fideln weinerlich vom Untergang
Der Energie ohne Zukunft

Es ist ein trauriger Song
Geht immer um das gleiche
Kohle hat keine Zukunft mehr
Aber wir tun noch etwas so

Verwüstung von Landschaften
Zerstörung menschlichen Lebens
Ganz egal es lebe die Tradition

Glück auf ruft der Bergmann
Für seinen teuren Drecksjob
Der mehr kostet als je nutzt

Aufschwung ist alternativ
Keine Zukunft hat Kohle
Wer für sie kämpft ist tot

Aber der Kohleblues singt
Vom Untergang einer Zeit
Von Kumpeln und SPD halt

Die Gegenwart zeigt den Stand
Hat keine Zukunft mehr im Land
Wer noch den Kohleblues singt

Tagebau zu Seenlandschaft macht
Früher Kumpel zu künftig Wächtern
Mit zumindest einer Perspektive

Die Kohle bringt nur den Tod
Sie hat nirgendwo mehr Zukunft
Außer im Kohleblues gesungen

jens tuengerthal 24.10.2018

Poppolitik

Der Po fließt durch Italien
Pop hören Menschen weltweit
Populismus wird international

Sahra Wagenknecht ist Popstar
Östlich nationalistischer Politik
Singt als Folklore die Internationale

Vereinigen wir erste und zweite Strophe
Ergreift Linke Wagenknecht öffentlich
Partei für Italiens rechte Populisten

So wird der Populisten Traum real
National und sozialistisch sind einig
Lechts und Rinks sind austauschbar

Nicht Inhalte zählen mehr sondern
Populäre Gesten der Solidarität mit
Was auch immer egal solange laut

jens tuengerthal 24.10.2018

Bücherzahl

Wieviele Bücher wir lesen
Im Leben oder auf einmal
Hängt an der Leidenschaft
Die wir fürs Lesen haben

Manche lesen kaum eines
Mehr als sie gezwungen sind
Andere eins nach dem andern
Mit viel Pausen fürs Fernsehen

Früher war ich sehr diszipliniert
Las ein Buch nach dem anderen
Fühlte mich schlecht eines nicht
Bis zum Ende gelesen zu haben

Heute bin ich völlig undiszipliniert
Lese nach Lust und Laune immer
Mindestens 20 Bücher auf einmal
Wechsle sie je nach Stimmung

Wo ich früher oft traurig war wenn
Ein geliebtes Buch zu Ende war
Habe ich heute genug auf einmal
Einfach das nächste zu nehmen

Im Lesen immer noch diszipliniert
Verschlinge ich sie abschnittsweise
Um leicht hinein hinein zu finden
Wenn die Laune es gerade so will

Der Wechsel der Bücher ist für mich
Wie der Programmwechsel für alle
Die Fernsehen statt noch zu lesen
Nur muss ich dazu aktiv werden

Viele Bücher parallel zu lesen
Fordert den Geist täglich neu
Muss mich in Geschichten finden
Wie andere in ihre Serien

Habe ich eines mal einen Monat
Nicht gelesen ist der wieder Anfang
Wie der Besuch alter Freunde
Die du lange nicht gesehen hast

So lebe ich mit vielen Freunden
Manche kenne ich schon sehr gut
Nehme sie wieder und wieder
Wie etwa Montaigne oder Mann

Andere verschlinge ich am Stück
Aber nie ohne noch vorm Schlafen
Die anderen Freunde zu besuchen
Sei es auch nur auf ein zwei Seiten

Die häufige Frage was liest du gerade
Verwirrt mich immer wieder auch sehr
Beginne ich vorsichtig die Aufzählung
Wechseln die anderen das Thema

Glaube Bücherliebhaber sind einsam
Mit ihrer Leidenschaft die kaum einer
Versteht geschweige denn teilt warum
Die meisten lieber nicht darüber reden

Großes Glück habe ich noch dabei
Das Leben mit einer zu teilen die
Bücher und Lesen liebt wie ich ohne
Sie gesucht zu haben fand sie mich

Gemeinsam zu lesen um sich mal
Etwas vorzulesen ist wunderschön
Doch bleibt der Leser immer einsam
Will auch lesen im Erlebnis für sich sein

Gehe darum sehr selten zu Lesungen
Finde sozialen Kontext dazu eher nervig
Ziehe mich lieber lesend für mich zurück
Auch wenn ich dazu im Café mal sitze

Mit einem Buch wie auf einer Insel leben
Ist wahrhaft paradiesisch im Strom der Zeit
Es schafft einen Raum ganz für sich
Den wir lesend frei beleben können

So lebe ich mit meinen vielen Büchern
Die ich immer auf einmal lese zugleich
Auf einer Insel und überall auf der Welt
Mit Forster am Pol mit Thoreau im Wald

Von Historischem zu Versen über Romane
Zu Essays bilden die Bücher oft ein Netz
Dessen Verbindungen mit erst später dann
Ganz klar und als Bild offenbar werden

Fürchte nicht mehr nicht zum Ende
Bei dem einen oder anderen Buch
Im parallelen Lesen zu kommen
Sondern genieße frei nach Laune

Dazu kommen die Bücher die ich
Für mein Schreiben lesen will die
Grundlagen meiner Recherche sind
Aus denen neue Geschichten entstehen

So ist meine kleine Bibliothek längst
Ein Universum mir geworden in dem
Der möglichst nie reisende Astronaut
In vielen weiten Welten zugleich ist

Vielleicht ginge es der Welt besser
Wenn mehr läsen und weniger reisten
Zum Glück muss ich es nicht werten
Sondern genieße lieber lesend die Welt

jens tuengerthal 23.10.2018

Dienstag, 23. Oktober 2018

Dreimal

Alle guten Dinge sind drei
Sagt der Volksmund gern
Widerspreche diesmal nicht
Sondern freue mich lustvoll

Schöner noch wird es dann
Wenn bei drei nichts endet
Sondern noch einer wartet
Das Ende zum Anfang macht

Vierundzwanzig ist dreimal acht
Zusammen in 24 Stunden gleich
Fünfmal kommen beim 6 ist 7
Welche die Zahl des Meisters ist

Lustvoll erschöpft aber motiviert
Die Meisterzahl in Summa noch
Gemeinsam zu erreichen ist mehr
Als der Durchschnitt im Leben hat

Wie bewundere ich meine Liebste
Unerschöpflich dabei überragend
Macht sie aus einem schon mehr
Als die meisten zuvor in Summa je

Was kein Ende finden soll hat schon
Bei drei seinen Höhepunkt gefunden
Ohne an Abstieg dabei zu denken
Brechen wir zu neuen Gipfeln auf

jens tuengerthal 23.10.2018

Arbeitsglück

Emerson schrieb noch
Eisen drehe sich sicher
Nicht schwerer als Stroh

Granit schmelze nicht
Schwerer als Eis sofern du
Es ordentlich machst

Wo etwas nicht klappt
Lag es an Leichtfertigkeit
Ein vergessener Schritt

Natur verzeiht nie
Eine Unaufmerksamkeit
Bei ihren Stufen

Glücklich werden wir
Unter jeder Bedingung
Dank Anziehungskraft

Die Anziehung bürgt
Für den eigenen Willen
An dem alles hängt

Ausdauer zählt mehr
Als alle Gebete dort
Nur Treue braucht es

Realistisch klingt
Was Emerson allen riet
Um glücklich zu sein

Ohne Fleiß kein Preis
Sagt die deutsche Redensart
Weniger weise

Mühe dich ohne
Jede Angst zu verlieren
Sei nur sorgfältig

Wichtiger scheint mir
Das Lebensglück können wir
Immer erreichen

Es wird allein durch
Den Willen angezogen
Glück erzeugt sich selbst

Wagen wir also
Einfach glücklich auf Dauer
Zu sein sind wir es auch

jens tuengerthal 23.10.2018

Montag, 22. Oktober 2018

Vorteilsnahme

Wer seinen Vorteil
Zuerst sucht verliert damit
Vertrauen in sich

Was normal erscheint
Im Kapitalismus ist
Sozial gefährlich

Teuer bezahlt so
Der Gierige seinen Geiz
Mit mehr Misstrauen

Bist du voll Rücksicht
Edelmütig dazu wirst
Du so behandelt

Schlacke im Eisen
Weist auf solche beim Lohn hin
Sorgfalt muss lohnen

Besser möchte sein
Wer besser behandelt wird
Als er erwartet

Güte lohnt also
Langfristig mehr als Missgunst
Bringt uns Vorteile

Wenig erwarten
Mehr leisten als bekommen
Bringt mehr Gewinn

Kurzfristig lohnt Gier
Aber Dauer will Treue
Die vertrauen kann

Wer nie vertraute
Hat keinen Vorteil davon
Außer mehr Misstrauen

Darum warte ich
Lieber bevor ich giere
Was keiner je braucht

jens tuengerthal 22.10.2018

Sonntag, 21. Oktober 2018

Wirklichkeitswirkung

Emerson ist sich
Sicher Menschenrang in den
Augen zu lesen

Lernen die Sprache
Der Menschheit Stufenleiter
Leichter zu lesen

Erkennen Wirkung
Vollkommener Menschen durch
Bloß Persönlichkeit

Wir stimmen diesen
Leichter zu überzeugt dass
Sie Gutes wollen

Äußeres allein
Zeigt im Auftreten die Macht
Über andere

Wer sich sicher ist
Dessen Gesicht trägt
Auch diesen Ausdruck

Wer erziehen will
Zu bestimmten Benehmen
Gibt Natur Ausdruck

Natur gibt Prämie
Für Wirklichkeit dagegen
Sind Effekte nichts

Wer Effekte hascht
Bleibt niemals überzeugend
Liebe ist sichtbar

Zuneigung erringt
Wer nie danach für sich sucht
So auch Vertrauen

Was wir sehr schätzen
An anderen entwickelt
Sich nur im Dunkeln

Letzteres zuerst
Scheint dem Aufklärer fraglich
Dunkel gegen Licht

Aufklärung sucht Licht
Vernünftig aus dem Verstand
Kein Glaubensdunkel

Ist Gefühl aber
Natürlich und vernünftig
Oder darum nie

Wird Aufrichtigkeit
Höherer Lohn beschieden
Nach ihrem Wesen

Oder lassen wir
Uns heute lieber blenden
Irrte Emerson

Kurzfristig wirkt Show
Schneller als Ehrlichkeit weil
Alles eitel ist

Wer einmal erfolgreich
Hat es leichter im Leben
Ehrlich ist schwerer

Emerson stritt sich
Zu nötiger Konsequenz
Mit Thoreau später

Thoreau lebte ganz
Was Emerson bloß beschrieb
War darum allein

Emerson lebte
In Gesellschaft als Löwe
Ostküstlicher Salons

Der eine ein Star
Der andere konsequent
Erhielt den Nachruhm

Wirkung aber ist
Stets gegenwärtig spürbar
Was ist wichtiger

Menschen wollen gern
Immer glücklicher sein als
Sie vorher waren

Wo Glück allein zählt
Ist Konsequenz auch egal
Was gut tut ist gut

So gesehen ist
Emerson den besseren
Weg wohl gegangen

Andererseits gilt
Thoreau heute vielen mehr
Als Emerson jemals galt

Davon hatte er
Aber im Leben wenig
Starb früher und krank

Wir fragen heute
Vielmehr wie wirklich ist die
Wirklichkeit uns noch

Kapitulieren
Wir damit immer vorm Schein
Oder ists Natur

Wirklichkeit und Schein
Sind alltäglich verwoben
Untrennbar einig

Sich wohler fühlen
Ein ungenauer Maßstab
Könnte alles sein

So verschwimmt heute
Wirklichkeit mit bloßem Schein
Es zählt Glücksgefühl

Weniger Führung
Suchen als genießen ist
Maßstab der Zukunft

jens tuengerthal 21.10.2018

Warheitsruhe

Emerson meinte
Wir wählen zwischen Wahrheit
Und Ruhe allein

Suche nach Wahrheit
Raubt immer die Ruhe
Außer wir finden

Dann erkennen wir
Zuhören ist mehr als reden
Wollen nun schweigen

Schweigen als Lösung
Die alles persönliche
Auflöst uns frei lässt

Ist Schweigen Wahrheit
Wäre nichts sagen alles
Was nötig wäre

Gibt es die Wahrheit
Oder führen nur viele
Wege uns zum Ziel

Keiner weiß alles
Also kann keiner wissen
Was Wahrheit sein soll

Wahrheit verkünden
Heißt also immer lügen
Wir nennens Glauben

Weil Wahrheit immer
Eines Lügners Erfindung
Kann sie egal sein

Schweigen lernen hilft
Glücklich damit zu leben
Was Leben uns zeigt

Will alles wissen
Weiß aber dabei genau
Es ist nie Wahrheit

Schweigen macht größer
Lässt alle Wege leben
Ruht dabei in sich

Nicht Wahrheit suchen
Sondern wahrhaft glücklich seiin
Erfüllt mein Leben

Vielleicht ist Ruhe
Die glücklich allen zuhört
Wahrem Glück näher

Meiden wir Künder
Erfundener Wahrheiten stets
Bleiben wir ruhig

jens tuengerthal 20.10.2018

Samstag, 20. Oktober 2018

Berlingrün

Vom Helmholtzplatz zum Tempelhofer Feld
Ist ein Weg ins Grüne mitten durchs Grau
Über lange Straßen den Berg hinab wie
Wieder hinauf durch schönstes Grün

Rosa war mir dieser Weg schon bevor
Wir das alte Flugfeld erreichten welches
Die Sonne so zauberhaft verfärbte durch
Die Gegenwart der schönsten Liebsten

Den herbstlich bunten Platz verlassend
Trösteten nur gelegentlich Bäume noch
Bis vor die Museumsinsel der gegenüber
Am Humboldt Forum einige bunt wogten

Die lange Annenstraße entlang einzig
Lautes Grau mit viel hässlichen Bauten
Tröstend am Ende das Engelbecken
Mit dem bezaubernden Rosengarten

Dem Grün folgend bis zum Landwehrkanal
Diesen an der nächsten Brücke überquert
Danach dem schönen Grün in der Mitte der
Grimmestraße gefolgt bis zur Urbanstraße

Am Luise Grimm Museum vorbei ging es
Die Fichtetraße leicht hinauf bis zum Ende
An dem noch die vierspurige Hasenheide
Überquert wurde um in selbige zu gelangen

Dort die erstmals Ruhe unter Bäumen wie
Auf langgestreckten Wiesen genossen
Glücklich die vielen Farben in den Wipfeln
Bewundert und tief endlich durchgeatmet

Am wieder grau lauten Columbiadamm
Diesen überquert und die bezaubernde
Sehitlik Camii Moschee bewundert bis
Es endlich aufs Tempelhofer Feld ging

Die Schafherde die dort das Gras mäht
Wie es die Zeitungen uns ankündigten
Hatten die Liebste auf den langen Weg
Mit mir quer durch die Stadt gelockt

Die Schafe sahen wir leider nicht mehr
Waren aber auch nicht alles abgelaufen
Den schon 12 km bis hierhin geschuldet
Wurden aber durch das Licht entschädigt

Nie ist das Licht schöner als im Herbst
Nach diesem wunderbar sonnigen Tag
Versank dort rosarot bis gold glühend
Die Sonne unendlich langsam im Westen

Wie schön war die schönste Liebste nun
Im Herbstlicht anzusehen machte diesen
Vom Himmel her vollkommenen Tag auch
Am Boden noch schöner als vorstellbar

Auf dem langsam kühleren Rückweg
Gingen wir an unendlichen Buden für
Autoschilder vorbei in den Bergmannkiez
Wo wir im Makomi uns wärmend einkehrten

So erwärmt und gestärkt ging es weiter
Die lange Zossener hinunter bis wieder
Zum Landwehrkanal auf dessen anderen
Ufer wir der Lindenstraße weiter folgten

Von der dann Axel Springer Straße ging
Es über die Kommandantenstraße wie
Alte Jakobstraße und Neue Roßstraße
Zurück auf die Fischerinsel gen Heimat

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei
Vino e Libri zum Aufwärmen der Liebsten
Ging es die letzten 3 km zum Helmholtzplatz
Wo wir erschöpft und selig wieder ankamen

jens tuengerthal 19.10.2018

Freitag, 19. Oktober 2018

Geheimversteck

Emerson wusste
Kein Geheimnis lässt sich für
Immer verstecken

Wir alle sind wohl
Gedankenleser Dinge
Verraten sich selbst

Vorstadthäuser sind
Billig teurer Prunk allein
Entblößt Bewohner

Nichts Privates bleibt
Zivilisiert dauerhaft
Jemals undurchschaut

Der Weltmaskenball
Verbirgt seinen Charakter
Ihn zu enthüllen

Konvention durchschaut
Wer Redensarten einfach
Lieber überhört

Es zählt nur das Werk
Kein Urteil ist zu fürchten
Als das eigene

Wer seinem Urteil
Voll vertraut braucht keinen mehr
Außen je fürchten

Stärker ist darum
Wer ohne Geheimnisse
Freier leben will

Jedes Versteckt macht
Dauerhaft unfrei die es
Noch benötigen

Lügen wirken so
Wie Verstecke im Alltag
Machen uns unfrei

Machiavelli irrt
Geheimnisse geben uns
Nur Schein der Freiheit

Offen dagegen
Bleiben wir besser geschützt
Als jede Festung
jens tuengerthal 19.10.2018

Nein heißt ...

Nein heißt Nein
Oder ich weiß nicht
Außer wenn es
Gerade brennt
Bei beiden was
Bei manchen nie
Vorkommt warum
Die meisten nie
Zusammen kommen
Dann erübrigt sich alles
Aber das versteht nur
Wer es kennt

jens tuengerthal 19.10.2018

Nachtlust

Heute Nacht hat es uns gepackt
Zwischen Traum und Schlaf quasi
Fielen wir übereinander her ohne
Eine Minute an die Zeit zu denken

Seitlich noch aneinander gekuschelt
Glitten wir fast im Traum ineinander
Bis wir von wechselseitiger Bewegung
Ineinander erregend wach wurden

Du schon von Morgentau mittig bedeckt
Nahmst meine nach Mitternachtslatte auf
Bis wir erschöpft wieder innehielten um
Noch mehr als miteinander zu schlafen

Ein Ritt im wilden Mondschein über
Traumwiesen unter elfenhafter Nymphe
Tief versunken in deinem  Morgentau
Erstarrtest du koboldig aufgespießt

Nächtlicher Schrei durchbrach die Stille
Im tiefen Dunkel tiefer in dir versunken
Sprudeln deine Quellen mich belebend
Auf Höhepunkten zuckend über mir

Selig wer zu Traumzeiten solchermaßen
Traumhaftes wirklich erleben darf um
Danach erschöpft ineinander immer noch
Sanfter nur noch zuckend einzuschlafen

jens tuengerthal 19.10.2018

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Potenzpsyche

Die Potenz der Männer nimmt ab
Je länger sie eine Frau haben
Desto weniger Lust haben sie
Bei Frauen kann es anders sein

Darum gibt es heute Viagra
Für Männer und Frauen damit
Gestörte Libido künstlich gehoben
Geteilte Lust wieder ermöglicht

Bin in einem Alter in dem ich längst
Die abnehmende Potenz spürte
Er nicht mehr bei jeder genug stand
Oder wunschgemäß schneller kam

Versagensängste dabei wie die Worte
Der Frauen dazu machten den Sex
Zum fast bedrohlichen Härtetest
Gefüllt von sich häufendem Frust

Dazu kommt ein sich wandelndes Bild
Mann soll liebevoll zart und einfühlsam
Zärtlicher Freund und verständnisvoll
Zumindest die allermeiste Zeit noch sein

Im richtigen Moment aber soll Mann dann
Frau richtig zu nehmen wissen und dabei
Fest und hart sein ein bisschen brutal auch
Eine Gratwanderung der Einfühlsamkeit

All dies überfordert viele Männer immer mehr
Ihre Lust nimmt ab und der Sex misslingt
Weil sie zufällige Launen falsch einschätzen
Dafür sogleich mit Sexentzug bestraft werden

Die Kriminalisierung verschiedener Wege
Der Anbahnung der Sexualität hilft dabei
Vorhandene Neigung zur Impotenz noch
Geradezu exponentiell zu potenzieren

All diese Dinge und die damit verbundene
Krise bei der Nachkommenschaft sind bekannt
Seltsam genug ist es bei mir genau umgekehrt
Werde mit meiner Liebsten immer potenter

Ob das nur an ihrer überragenden Schönheit
Unserer großen Liebe oder ihrem fraglos
Unübertroffenen Sex-Appeal liegt oder eine
Frage von Technik und Erfahrung ist
Weiß ich nicht

Sicher ist nur indem sie mich als Mann
Fordert und geil findet macht sie mich
Genau darin stärker als jede zuvor die
Alle mich irgendwann etwas langweilten

Das Ende meiner Potenzprobleme
Ohne eine Änderung des Lebens
Außer des Gefühls für die eine spricht
Deutlich für ihre rein psychische Ursache

Sie kommt immer wieder auf und mit mir
Egal von wo und wie will sie und lobt mich
Für meine Lust auf sie statt mich darin zu
Depotenzieren als alter geiler Bock

Potenz ist mehr Psyche als Biochemie
Zwar stimmt die Chemie bei uns auch
Aber gegenseitiges sich Wollen erst
Macht beide auch auf Dauer glücklich

Zeit mehr miteinander zu genießen
Statt mit Chemiekeulen zu stehen
Was nichts an der Ursache ändert
Guter Sex braucht gute Gefühle

Fühle mich mit meiner jungen Göttin
Wie Zeus und mehr mindestens noch
Erblühe zu nie geahnter Standkraft die
Der korrekte Mann sich niemals traute

Aber neben ihrer strahlenden Schönheit
Den perfekten körperlichen Reizen wirkt
Viel stärker noch dabei das Gefühl das
Sie mir gibt indem sie genau mich will

Darum liegt sexuelles Glück und Potenz
Nicht in der Vielfalt eines Casanova den
Wahllosigkeit am Ende unglücklich machte
Sondern im Vertrauen und Wissen umeinander

Der überall Jugendwahn der allen Angst macht
Vor dem Alter was früher der Weisheit hehres Ziel
Macht unentschiedene Wahllosigkeit verlockend
Die Folge ist ewig unzufriedene Impotenz überall

Wäre ich ein Sex-Guru predigte ich heute wohl
Den Jüngern die ich nicht habe statt freier Liebe
Entscheidung und Treue als höchste Erfüllung
Sie macht unendlich potent nicht die Orgien

Sex ist gut und gesund für den Menschen
Ihn zu suchen mag immer gut sein warum
Keiner Prüderie hier das Hohelied gesungen
Sondern dem wahren Genuss geilster Lust

Nicht Vielfalt bringt jemals uns Erfüllung
Allein Einfalt Vertrauen und Übung sind es
Die den Weg zum höchsten Glück bahnen
Sage ich heute nach Jahren der Übung

Wenige finden die oder den Richtigen
Viele leben mit irgendwie Kompromissen
Nur um nicht allein zu sein oder gar keinen
Sex mehr außer mit sich zu haben

Es lohnt sich so lange zu suchen bis alles
In- und Zueinander voller Lust auch passt
Alles davor ist nur halb richtig eigentlich
Und das Glück findet dich von alleine

Erst als ich alle Suche bereits aufgegeben
Keine Hoffnung mehr hatte fand sie mich
Hatte mich gezielt ausgesucht was also
Für wie gegen das Suchen zugleich spricht

Was am Ende vielleicht verwirrend klingt
Ist der natürlichen Divergenz geschuldet
Die Mann und Frau nach der Natur eigen
Deren Leugnung sicher impotent macht

jens tuengerthal 18.10.2018

Ehrlichkeitsrettung

Emerson fragte
Nach dem wahren Mittelpunkt
Rettung in der Not

Beim Schiffbruch halte
Nach den Wissenden Ausschau
Die wissen stets wo

Hoffnungen gehen
Allesamt nur ins Leere
Bleiben Hausmittel

Himmelsgunst erbarmt
Gesunder Menschenverstand
Alles hilft hier nicht

Nichts kann dir helfen
Als immer nur Ehrlichkeit
In allem offen

Emerson lebte
Wie sein Freund Thoreau offen
Ehrlich auch mit sich

jens tuengerthal 18.10.2018

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Sexriesin

Es gibt viele Arten von Riesen
Die meisten sind nur sehr lang
Wenige werden wirklich groß
Ganz anders meine große Liebe

Sie ist ein hochbegabtes Talent
Dessen Natur mit dem ersten Blick
Verzaubert deren wahre Größe du
Aber erst vereinigt erkennen kannst

Tief in ihr blühe ich erst ganz auf
Nie erregte mich eine so sehr wie
So oft immer wieder aufs Neue
Mit ihrer unstillbaren Lust überall

Wie sie vor Leidenschaft überläuft
Der schönste Busen mir lustvoll aus
Dem Halter entlassen entgegenspringt
Da überragt sie für mich jede andere

Doch zur größten Riesin wird sie erst
Auf mir wenn ich unter ihr liegend selig
Höhepunkt auf Höhepunkt lausche
Da überragt sie alles je erlebte

Zur Riesin aber macht sie nicht etwa
Die Quantität auch nicht die Lautstärke
Sondern die höchste Qualität ihrer dabei
Hingebungsvollen grenzenlosen Leidenschaft

Die beste Sexriesin zu lieben ist immer
Wieder eine körperliche Herausforderung
Für einen schon fast älteren Herren ohne
Viagra genügt dafür aber ihr Anblick mir

Meine große Liebe die beste Sexriesin
Ist quantitativ Weltmeisterin gäbe es je
Eine Konkurrenz für dies einmalige Glück
Wie qualitativ immer für mich unschlagbar

Das erstaunlichste aber an ihr ist
Nicht nur sie ist die beste Sexriesin
Auch ich als ihr kleinerer Partner
Wachse mit ihr über mich hinaus

Kann die Suche nach einer solchen
Keinem Mann empfehlen habe dies
46 Jahre versucht bis sie mich fand
Ansonsten scheint sie mir einmalig

Ein kleiner Tipp für alle Sehnsüchtigen
Wer nur nach oben schaut und Riesen
Über sich am Himmel vermutet wird
Nie bemerken wenn sie einen finden

Sollte ich nun den Neid geweckt haben
Bedaure ich das sehr da ich gerne weiter
Im Schatten der unteilbaren Sexriesin
Lustvoll durchs Leben schweben möchte

jens tuengerthal 17.10.2018

Fritzisch

“Und so war ich denn auch preußisch, oder um richtiger zu reden, Fritzisch gesinnt: denn was ging uns Preußen an. Es war die Persönlichkeit des großen Königs die auf alle Gemüther wirkte”
[Goethe in Dichtung und Wahrheit, Band I, Erster Theil]

Eines Freundes Vater ist nicht mehr
Ging mit 87 also stolzem Alter wohl
Doch fehlt der Welt ein Stück ohne
Den alten Fritz draußen in Dahlem

Er stürzte einfach aus dem Leben
Als vielfacher glücklicher Großvater
Überraschend vital noch bis dahin
Mit ihm ging ein Stück Geschichte

Erinnere mich seit mehr als einem
Viertel Jahrhundert an Erlebnisse
Mit ihm von Karlsruhe bis Berlin
Sah ihn beruflich wie als Vater

Nichts gegen die Erinnerungen
Seiner Kinder die teilweise schon
Ein halbes Jahrhundert mit ihm
Oder seine Frau weit darüber

Aber doch manche Geschichte
Vom Herrenreiter am Geigersberg
Der sich tief in die Kurven legte
Rasanter fuhr als ich vermutete

Der liebevolle Vater der manchmal
Auch mehr besser wusste als seine
Kinder sich zuvor träumten in von ihm
Gebauten Möbeln und Betten noch

Denke an die Gänge durchs Museum
Wo er fröhlich lachend auflebte dafür
Viel mehr in Bildern erkannte als ich
Mir manchen Blick erst eröffnete auch

Wie er mit seinen Geschwistern am Tisch
Verse zitierte von Morgenstern bis Fontane
Auswendig lachend über Louis Ferdinand
Was er immer noch mit Anekdoten verband

Wie er der Tochter sagte wer zur Hochzeit
Zu laden sei und wer nicht was mich noch
Mit dieser innerlich ganz solidarisch empörte
Was er aber lächelnd logisch begründete

Dies Lächeln mit dem ich ihn werden sah
Vom Vater zum Großvater mit seiner Enkel
Schar um wie mit ihm tobend oder auf dem
Großväterlichen Schoß Geschichten lauschend

Geschichte und Geschichten erzählen konnte er
Einmal durfte ich die seiner Flucht mitanhören
Wie er noch einmal durch die SBZ nach Schlesien
Auf das verlorene Gut der Familie alleine fuhr

Ein Mann aus einer anderen Zeit war er für mich
Sohn schlesischer Gutsbesitzer wie Nachfahre
Des Feldmarschalls und mancher Widerständler
Adelsstolz und bodenständig gut preußisch wohl

Er war gut preußisch wie es mein Großvater noch
Als Ideal aus seiner Zeit in Lichterfelde beschrieb
Bescheiden aber wie der Feldmarschall es beschrieb
Schien er mir weniger denn humorvoll überlegen

Seine echte Demut und Bescheidenheit lernte ich
Erst später kennen und würdigen als ich merkte
Wie er sich völlig zurücknahm für die Familie sogar
Seinen Geburtstag völlig unwichtig nur nannte

Ein Kind einer anderen Zeit die unterging wie auch
Das Land auf dem ihre Güter einst standen heute
Polnischer Nachbar in Europa einfach wurde was er
Als Ritter und in Stiftungen zu würdigen wusste

Auf Familienfesten ein Mittelpunkt immer wieder
Ansteckend mit seinem Lachen wie den Augen
Die so strahlend blau glänzten wie ich es kannte
Von den Bildern vom Feldmarschall überall

Denke an die Hochzeit des Freundes zurück
Wie er von seinem Suppenwunsch erzählte
Braut und Bräutigam wie sich zum Schutz
Riesige Servietten lachend umband

Als großer Leser mit geistig verwandt wenn auch
Von geradezu enzyklopädischer klassischer Bildung
Die sicher auch einschüchternd war für die Umgebung
Wurde er im Alter so schien es mir immer milder noch

Als ich ihn zuletzt sah freute ich mich sehr zu sehen
Wie gelassen ruhig er mit seinen Enkeln umging
Manchmal schien mir wir zwinkerten uns zu wenn
Die Umgebung zu geschäftig aufgeregt wurde

Wurde nicht gleich warm mit ihm - das dauerte
Verstand seine Tochter in ihrer Revolte zu gut
Wie hätte ich mit diesem autoritären Alten gekämpft
Den ich doch immer respektvoll bewunderte

Als ich ihn Geschichten erzählen hörte und sah
Wie liebevoll er mit seinen Enkeln immer war
Seine Liebe für gute Dichtung rezitierend spürte
Da wurde auch ich weniger preußisch als fritzisch

Ein Zeitalter geht zu Ende das noch vom Leben
Auf den Gütern in Schlesien erzählen konnte
Er war nicht der älteste seiner Geschwister aber
Doch der älteste Sohn wie mein Freund und ich

Sich seiner strahlenden lachenden Augen noch
Lange erinnern und seiner Liebe für die Kunst
Seiner Neugier bis ins hohe Alter hinein lesend
Freue ich mich dass er nicht mehr leiden musste

Da konnte einer geistig rege und aufmerksam gehen
Bleibt als liebevoller Großvater Vater und Freund allen
So in Erinnerung wie er leben wollte was gut so ist
Glaube er hat auch in der Liebe alles gefunden

Wenn ein glücklicher alter Mann gehen darf ohne
Vorher zu leiden oder inkontinent in Geist oder Körper
Bewusst noch werden zu müssen ist das tröstlich
Auch wenn ich sein strahlendes Lachen vermisse

jens tuengerthal 17.10.2018