Freitag, 14. Dezember 2018

Sprachkultur

Am Anfang war das Wort
Beginnt schon die Bibel
Was dennoch treffend ist
Dem Aberglaube zum Trotz

Die Sprache ließ uns Dinge
Benennen vor allem auch
Über uns sprechen womit
Wir Abstand gewannen

Das Bewusstsein seiner selbst
Als Wesen das über sich spricht
Macht den Menschen kulturfähig
Ist Anfang der Kulturgeschichte

Auch im Tierreich gibt es
Wohl Laute doch keine Sprache
Die Dinge auch abstrakt benennt
Gespräch über sich ermöglicht

Mit Tönen des Wohllauts begann
Die Gesprächskultur verbunden
Mit Handzeichen aus denen sich
Bald Zahlen auch entwickelten

Auch Angst und Warnungen dürften
Ein Ursprung der Sprachkultur sein
So wurde Verständigung rettend
In uns eher feindlicher Umgebung

Vielleicht war die erste Sprache
Die wir so nennen können
Der Liebesruf nahe den Tieren
Noch mit wenigen Lauten werbend

Tiere haben nur eine beschränkte
Anzahl von Lauten zur Verständigung
Von zwölf bei Tauben bis zu zwanzig
Mit zusätzlichen Gesten bei Affen

Vor der Sprache stand das Zeichen
Zur Übermittlung eigener Gedanken
Üblich auch bei Indianern bei denen
Die Gatten aus zwei Stämmen kamen

Viele Wörter ahmten zunächst nach
Was sie beschreiben wollten wie wir es
Bei Hatschie Brummen Murmeln hören
So gibt es im hebräischen 500 Wurzeln

Wie vielgestaltig die Sprache der Völker war
Lag nicht unbedingt an ihrer Schriftlichkeit
Manche benannten alle Dingen einzeln
Andere bildeten Gattungen der Worte

Die Fähigkeit zur abstrakten Benennung
Ist ein kulturell wichtiger Schritt weiterer
Entwicklung was Naturgesellschaften von
Modernen Zivilisationen unterscheidet

Vielen schienen die Worte göttlich
Weil sie so viele Gaben mit sich brachten
Was auch an der wortreichen Tätigkeit
Der Priester in Beschwörungen lag

Heute noch sind die Worte heilig
Etwa in den Mysterien wo das Wort
Durch das Sprechen zu Fleisch wird
Soziale Organisation sich bildet

Sprache bildete die geistige Verbindung
Mit der Wissen und Künste überliefert
Völker zu Einheiten verschmolzen
Entwicklung sich rasant beschleunigte

Die Sprache ermöglichte Erziehung
Ließ die Kultur sich erst entwickeln
Die zur geistigen Nahrung wurde
Wie an neue Generationen geben

Bei vielen Naturvölkern hatten Kinder
Im Alter von zehn Jahren bereits alles
Vom Vater gelernt und wurden damit
Selbständig und suchten Partner

Die Geschlechtsreife beendete
Für gewöhnlich die Erziehung
Dann gründeten sich wieder neue
Familien mit eigener Tradition

Doch je länger die Jugend währte
Desto vollständiger wurde auch
Die Erziehung und Übertragung
Der bereits tradierten Kulturen

Frühe Kulturen vertrauten eher dem
Charakter wie spätere der Erziehung
Davon zeugen teils brutale Riten
Der Initiation bei den Naturvölkern

Dabei wurde teilweise auch der Tod
Der neu Eingeweihten riskiert was
Als natürliche Auslese gesehen wurde
Wie als Vorbereitung auf die Ehe

Auch die Beschneidung galt so
Bei vielen Stämmen als Mutprobe
Männer die dabei zuckten fanden
Später oft keine Frauen mehr

Manche sahen die Schriftkultur
Als Gefahr für das Gedächtnis
Weil es am Auswendiglernen hinderte
Es den Menschen den Fleiß raubte

Mit dem Handel kamen dann wohl
Die Zahlen als erste Schriftzeichen
Zur Abrechnung des Austausches auf
Die von Handzeichen deutlich stammen

Mit den Zahlen konnten wir die Welt
Vermessen und erkennen sie entstanden
Aus Fingerzeichen wie Abzählungen an
Den Fingern wie teilweise noch hörbar

An der Ähnlichkeit vieler Zahlen
Schon im Klang erkennen wir
Die Nähe dieser Worte zur Natur
Wie als Wurzeln der Zeichen

Am Anfang war die Schrift eine Art
Zeichnung und Kunst wie sie bis heute
In China und Japan praktiziert wird
Bilder um Dinge zu beschreiben

Jeder bekannte Buchstabe war einmal
Ein Bild darzustellen was es beschreibt
Wie Tierkreiszeichen und Handelszeichen
Es bis heute deutlich symbolisieren

Totemstangen waren einst piktographische
Schriftstücke mit Unterschriften des Stammes
Manche nutzten auch gekerbte Stöcke als
Gedächtnisstütze oder lesbare Botschaft

Aus  den Stöcken wurden teilweise später
Schnüre mit Knoten zu denen etwa Laotse
Den Chinesen zurückzukehren riet um so
Zum einfachen Leben als Ziel zu kommen

Teilweise wurde die Schrift am Anfang
Heilig gehalten von Priestern die so
Ihr geheimes Wissen vorm Volk noch
Verbargen wie auf den Osterinseln

Die Entstehung der Schrift gilt als
Zeichen hin zur Zivilisation wie auch
Die folgende Entstehung von Literatur
Aus Gesängen und Zauber der Priester

Diese erste Literatur wurde zunächst
Mündlich überliefert und im lateinischen
Wort carmina für Dichtung steckt noch
Vers und Zauber wie bei Griechen Ode

Auch an den Zauber erinnerte noch
Das englische Wort Rune wie auch
Das deutsche Wort Lied oder gar der
Griechische Hexameter dort wurzelt

Die griechische Versform wird zuerst
Den Priestern von Delphi zugeschrieben
Als Versmaß für ihre Orakelsprüche
Wanderte sie erst später in die Dichtung

Vom Lobpreis des Gottes durch Priester
Wandelte sich das Lied zum Königslob
Wurde von Historikern verwandt die
Vergangene Heldentaten darin priesen

So wurden die Gesänge verbunden
Mit den Sagen der Zeit wie der Geschichte
Für ein breiteres Publikum erst interessant
Seltener waren da noch die Liebesverse

Mit der Sprache für ein breiteres Publikum
Verbreiteten sich Traditionen als Wurzeln
Neuer Kultur die sich so aus der Sprache
Zu selbständigen Kunst entwickelte

Des magischen Geheimnisses beraubt
Das nur in verborgenen Formen bestand
Wurde die Sprache zum Mittel auch der
Unterhaltung und des Vergnügens

Damit entwickelten sich Literatur wie
Auch Wissenschaft mit der Sprache
Als Wurzeln der Kultur weiter legten
Die Basis für spätere Hochkulturen

Dennoch erlernen wir jedesmal neu
Die Sprache die uns nicht in die
Wiege nach der Natur wohl gelegt
Sondern durch Erziehung erlernt wird

Beispiele für Kinder die unter Tieren
In der Natur oder ohne Ansprache
Aufwuchsen wie der Kaspar Hauser
Belegen natürliche Sprachlosigkeit

So ist was wir für natürlich halten
Weil wir es von klein auf lernen
Von unseren Eltern eine sehr hohe
Kulturelle Leistung unserer Erziehung

Jede Generation scheint diesen Weg
Neu gehen zu müssen wie auch die
Berichte sprachloser Unfallopfer oft
Bestätigen konnten werden wir erst

Trotz aller Fortschritte der Genetik
Wie auch der Hirnfoschung scheint
Dies Programm für jeden Menschen
Neu in ihm programmiert zu werden

Auch zweisprachig aufwachsende Kinder
Die fließend zwischen den Sprachen der
Eltern wechseln können belegen diesen
Vorrang der kulturellen Bildung dazu

Sprache ist die Basis der Kultur die
Ihre Traditionen und Fertigkeiten an
Folgende Generationen weitergibt
Literatur drückt ihre Entwicklung aus

Seit Menschengedenken wurde die
Geschichte verbunden mit Sagen
Die fehlendes Wissen gern flochten
Seit Generationen in Versen gegeben

Aus Sprache und Schrift entstanden
Die Bücher und mit ihnen folglich die
Bibliotheken als große Wissensspeicher
Einer schreibenden dann Hochkultur

Sprache formt den menschlichen Geist
Lehrt ihn seine Kapazitäten zu nutzen
Wie die Welt um sich zu verstehen und
Seine Gefühle in ihr auszudrücken

Gerade im Gefühl wie der Liebe in der
Sich die Dichtung bis heute stark erhielt
Findet sich ein Anklang an die alte Magie
Die Nutzung von Sprache früher umgab

Während Geschichte kaum einer mehr
In Versen noch zu schreiben versucht
In einem gern sachlichen Zeitalter das
Seine sagenhaften Wurzeln eher verlor

Sprache in geschliffener Form wie sie
Die Lyrik traditionell aufweist steht für
Kulturelle Entwicklung als Brücke
Zwischen Kunst und Wissenschaft

Vielleicht auch bringen Verse erst
Wieder die innere Brücke zu ihrer
Geschichte die ihnen sonst eher
Nüchtern langweilig zu sein schien

jens tuengerthal 14.12.2018

Produktionsende

Gibt es ökologische Produktion
Ist irgendwas neues nachhaltig
Schädigt nicht jeder neue Markt
Mehr als er jemals erhalten kann

Jeder Tourismus ist fragwürdig
Auch der zu Konferenzen die
Dem “weiter so” nur neue Name
Geben als Bestandswahrung

Einzig ein Ende der Produktion
Wäre ökologisch ein Fortschritt
Zuallererst von Menschen die
Selbst Klimagas genug schaffen

Weniger wäre wirklich mehr wert
Als alle neuen Produkte am Markt
Die mit grünem Siegel nachhaltig
Vor allem das Gewissen beruhigen

Grün ist ein käuflicher Lebensstil
Keine konsequente Denkungsart
Weniger wäre überall mehr aber
Das verkauft sich so schlecht

Lebe es ohne Auto und Urlaub
Aber mit Fleisch und Büchern
Was verbesserte nachhaltig
Meine gelebte Energiebilanz

Eiere etwas noch herum weil
Das hört natürlich keiner gern
Aber außer meinem Ende
Wäre nichts wirklich nachhaltig

Weniger wäre also wirklich mehr
Nur wer will das schon für sich
Also leben wir einfach weiter
Mit furchtbarer Energiebilanz

Aber wenn Leben eben so ist
Für die Masse nicht gemacht
Wäre es einfach ehrlich zu sein
Es so zu genießen wie es ist

Wir haben nur dies eine Leben
Alles andere ist oller Aberglaube
Wer es nicht ausgiebig genießt
Hat etwas konkret nicht verstanden

jens tuengerthal 14.12.2018

Lustproduktion

Können wir Lust produzieren
Oder schließt sich das aus
Weil Lust natürlich kommt
Oder nie da war

Eine ganze Industrie die sich
Der Lustherstellung widmet
Spricht wohl dafür dass es
Zumindest einen Markt gibt

Was gekaufte Lust wert ist
Merkt jeder der Huren besucht
Nichts als billiges Schauspiel
Für die meisten wie immer

Darum nennen wir sittsam
Die geordnete Prostitution
Welche als Ehe bekannt ist
Vom Lustwert vergleichbar

Lust hat unterschiedliches Niveau
Für die meisten ist es gemeinsame
Onanie mit separaten Höhepunkten
Die es eher nie zusammen gibt

Echten Genießern aber ist es
Der geteilte Höhepunkt stets
Als traumhafter Gipfel am Ende
Der nur durch Natur erreicht wird

Die hohe Kunst schwankt zwischen
Bescheidenheit vor dem Glück und
Leidenschaftliche Hingabe bei der
Erreichung des Gipfels aller Gipfel

Was wir an Lust produzieren können
Ist höchstens durchschnittlich gut
Warum ihre Produktionsstätten meist
Schmuddelig billig auf uns wirken

Das Billige zu ersetzen wird viel
Investiert ohne es je zu ändern
Auch in Nobelbordellen spielen
Die Huren ihre Lust nur vor

Was bloß vorgespielt ist wird
Für Kenner stets wertlos sein
Warum es einen Markt hat
Bleibt ein ewiges Rätsel mir

Vermutlich ist es der Frust
Der unbefriedigt alles nimmt
Was irgend erreichbar ist
Der so viele dazu verführt

Als einer der ganz wenigen
Der echte natürliche Lust
Mit seiner Traumfrau genießt
Schwieg ich wohl besser dazu

Was Natur so passen lässt
Kann niemals imitiert werden
Lassen wir den anderen doch
Ihren Jahrmarkt gekaufter Lust

Nichts lohnt sich verglichen
Keine reicht an meine heran
Denke ich selig ergriffen
Von meiner gottlosen Gnade

Da was einen Markt hat auch
Für irgendwen Wert haben muss
Gibt es käufliche Lustproduktion
Das Ergebnis ist erwartbar

Bin dank der Natur für den Markt
Käuflicher Lust gänzlich verloren
Was vieles entbehrlich macht
Mich über Beate Uhse lächeln lässt

Wie die meisten Männer wohl
Habe ich es im Jugendlichen Drang
Früher mal ausprobiert und damals
Schon das Gefühl gehabt es taugt nix

Wir können wohl Lust produzieren
Aus der Kraft der Natur unserer frei
Tobenden Hormone jede andere aber
Ist wertlos nur weiß es kaum einer

Darüber aufzuklären macht es allen
Schwerer die nicht kommen können
Was vermutlich die Mehrheit doch ist
Also schwiege ich wohl besser

Versaute es mir mit der Mehrheit
Machte alle Huren bald arbeitslos
Würden mehr als wenige Narren
Gefahr laufen davon zu reden

jens tuengerthal 14.12.2018

Gelassenheitsproduktion

Wie kann ich möglichst effektiv
Meine Gelassenheitsproduktion
Steigern - denke so eher nicht
Warum ich es gelassen ignoriere
Da Sein mehr Bewusstsein bestimmt
Wenn ich es vollendet genieße
Statt mehr sein zu wollen

jens tuengerthal 14.12.2018

Märtyrerproduktion

Die EU ist Teil des weltweiten Terrors
Vor allem in der Märtyrerproduktion
Ist sie effektiver als sonst wer weltweit
Wieder kann der IS nun jubeln

Nicht in reinen Zahlen natürlich
Da produzieren Syrer und Afghanen mehr
Aber anteilig an allen Terrorfällen
Sind wir bei fast 100% angekommen

Die Tötung der Täter bringt uns nie
Einem Ende des Terrors je näher
Sie produziert nur weiter Märtyrer
Für die Heldengalerie des IS

Ein psychisch kranker Täter
Der in Therapie behandelt wird
Taugt viel weniger zum Helden
Beim Kult um mehr Männlichkeit

Islamisten sind einfach krank
Haben zu wenig Liebe erfahren
Zeigen völlig gestörte Reaktionen
Zeit sie als Patienten zu behandeln

Lehrt die Narren Frieden und Liebe
Auch ihren Namen sollen sie tanzen
In Talkshows sollten ihre Ängste statt
Ihrer Brutalität thematisiert werden

Gewalt säen erntet nur mehr Gewalt
Wer die Sprache des IS nur spricht
Wird sich allein auf ihre Art unterhalten
Zeit zu bemerken wohin es uns führt

Bin in einer friedlichen Gesellschaft
Noch aufgewachsen da gab es nur
Die RAF die lästig fanatisch waren
Als vom Osten finanzierte Spinner

Der Geist war damals friedensbewegt
Wir suchten nach Lösungen statt zu
Liquidieren im potenzierten Terror
Das hat sich inzwischen verkehrt

Es wird normal Terroristen zu töten
Sind halt Kollateralschäden im Krieg
Den wir im Orient führen wollen
Die Orientalen aber lieber hier

Wer nahezu 100% Märtyrer produziert
Bei beinahe jedem Terroranschlag mit
Heldenhafter Verfolgungsjagd davor
Ist erfolgreich in der Terrorförderung

Wer dann noch seine Geheimdienste
Lieber schützt statt aufzuklären kann
Offen sagen wozu er auch künftig
Den internationalen Terror fördern will

Dient der so geförderte Terror nur
Mit ungebremster Märtyrerproduktion
Effektiver Erhaltung der Islamisten
Oder der Ausweitung der Kontrolle

Es gibt keine Sicherheit mehr wird
Von den Geheimdiensten gewarnt
Die sich selbst die Arbeit beschaffen
Indem sie in ihrer Kernaufgabe versagen

Fürchte keinen Kampf der Kulturen
Um lächerliche religiöse Inhalte
Sehe darin nur eine Form des letzten
Aufbäumens vor dem Tod der Religion

Alles strebt nach persönlichem Nutzen
Versucht konkurrent seine Macht zu
Erweitern immer auf Kosten der anderen
Was nur beim Staat doch seltsam ist

Wäre in der Demokratie nun tatsächlich
Der Staat gebildet durch seinen Souverän
Würde diese Freiheitsberaubung absurd
Fragt sich nur was er stattdessen ist

Ein undemokratischer Beamtenapparat
Der statt Terror effektiv zu bekämpfen
Ihn nur mit Märtyrerproduktion fördert
Um sich so als effektiv zu präsentieren

So führt uns die staatlich abgesegnete
Märtyrerproduktion an die Grenzen
Des Staates wie der möglichen Freiheit
Fraglich nur was der Gewinn dabei ist

jens tuengerthal 14.12.2018

Entgegengehen

May rang in Brüssel noch
Um ein Entgegenkommen
Die EU ließ sie ohne gehen
Als ließe sie es drauf ankommen

Riskieren sie einfach den Knall
Den ein ungeordneter Austritt
Für alle Beteiligten bedeutet
Oder ist es höhere Diplomatie

Manche hören klar die Signale
Gesandt an Mays konservative Gegner
Kein Provisorium ohne Grenzen
Aber auch keine Verhandlung mehr

Wer weiter nun provozieren möchte
Will ohne Abkommen ausscheiden
Was chaotisch bitter für alle würde
Wäre dann zumindest offensichtlich

So gesehen ist dies Nichts viel mehr
Als jedes kleine etwas gewesen wäre
Weil Gegner keinen Kompromiss wollen
Sondern einfach nur provozieren

Dies gilt vor allem deshalb noch mehr
Weil Nichtstun in Europa positiv wirkt
Wenn Großbritannien nicht austritt
Bleibt es ohne große Worte dabei

Lassen wir die Konservativen dort
Weiter alle Kompromisse verhindern
Ohne noch ein Misstrauensvotum
Verhindert es den Austritt effektiv

jens tuengerthal 14.12.2018

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Mythosmoral

Religion wirkte als Ordnungsmacht
Über Mythos und Tabu gemeinsam
Während der Mythos spiritualisiert
Vollzieht das Tabu moralische Verbote

Es gab und gibt viele Formen in denen
Der Mythos als Sage ins Leben tritt
Diese passen sich den Gewohnheiten an
Wie der Erzähltradition einer Gemeinschaft

Tabus regelten teilweise die Weitergabe
Von Wissen und Erfahrung durch Verbote
Die sich verselbständigten und alleine nun
Wirkten ohne vernünftige Gründe noch

Hauptopfer der Tabus waren die Frauen
Deren Regel sie als unrein brandmarkte
Was Männern leichter machte diese zu
Beherrschen durch Tabus der Reinlichkeit

Diese Verkehrung natürlicher Gleichheit
Wie der Fähigkeiten bei der Zeugung führte
Zur Entstehung chauvinistischer Strukturen
Die in fast allen Religionen bis heute wirken

Die Moral konnte auch ohne entstehen als
Kompromiss oder vernünftiges Regelwerk
Was aber selten war warum gerne auf die
Transzendente Bindung zurückgegriffen wurde

Warum Menschen sich dem freiwillig unterwarfen
Oder Macht legitimierenden Aberglauben anerkannten
Erscheint in vielem rätselhaft angesichts des auch
Freiheitlichen Wesens der menschlichen Natur

Zumindest schafften es Mythos und Tabu immer
Stärker noch über die höhere Anbindung zu wirken
Als es heutige demokratische Gesetze können
Weil ihnen eine Allmacht zugesprochen wurde

Die Entmachtung der Masse durch den Glauben
Welche damit Regeln unterworfen werden konnte
War ein wichtiges Steuerungselement der Macht
Die so zum Maßstab geltender Moral auch wurde

In den Tabus der Kirchen von Islam oder Judentum
Sehen wir viele dieser Traditionen der Macht noch
Fortwirken wobei sich die Diskriminierung der Frau
Unterschiedlich nach Kulturen weiter entwickelte

Wie differenziert und kultiviert uns heute eine Kultur
Erscheint hängt viel mit ihrem Verhältnis zur Frau
Wie von Freiheit und Sexualität zusammen was
Erstaunt in die Geschichte blicken lässt

Ob dabei die Maßstäbe stets gerecht sind
Oder ungleiches gleich beurteilt wird was
Nach jedem Recht zu Unrecht würde
Ist eine wichtige Frage der Zukunft

jens tuengerthal 13.12.2018

Lügenverbrenner

Lügen hinterlassen verbrannte Erde
Wer einmal lügt dem glaubt keiner mehr
So sagt es zumindest alle Theorie
Praktisch verhält es sich anders

Verbrennungsmotoren haben keine
Zukunft mehr weiß eigentlich jeder
Dennoch ist die Empörung dramatisch
Wenn wer die Konsequenz daraus zieht

Mobilität gilt vielen als Freiheitsrecht
Dagegen hilft auch kein Verstand mehr
Der sagt was wir tun war tödlich dumm
Wir verteidigten was uns umbrachte

Dies Verhalten ist das Gegenteil von
Nachhaltig oder vernünftig eher ein
Glaube der sich selbst vernichtete
Aus bloß jahrelanger Gewohnheit

Nun hat der EuGH wieder entschieden
Ärgerlich für deutsche Autobauer wohl
Weil sie zu lange schon schliefen auch
Wenn sie eigentlich alles wussten

Spannend wird am Ende nur sein
Haftet der Staat und also alle Bürger
Für mangelnden Schutz von Seiten
Der Industrie oder endlich diese

Innovation und Umstellung sind nun
Endlich gefragt stattdessen jammern
Deutsche gemeinsam was all dies an
Arbeitsplätzen noch kosten wird

Verbot aller Verbrenner bis Sommer
Brächte die Industrie endlich in Schwung
Der Lügenverbrenner hat keine Zukunft mehr
Umbruch schafft Innovation und Arbeit

jens tuengerthal 13.12.2018

Lusttheorie

Theoretisch habe ich immer Lust
Auf die reizvoll wunderbarste Frau
Die je in meiner Gegenwart lebte
Und will sie auch praktisch immer

Einzig zulässige Ausnahmen sind
Meine anderen beiden Leidenschaften
Also Schreiben und Lesen gelegentlich
Zumindest auch mal gleichgewichtig

Die Summe aller Leidenschaften ist
Konstant wandle ich großväterliche
Weisheit zeitgemäß liebevoll ab
Wie eigene Mittel natürlich beschränkt

Sich dann sicher zu sein für ein Leben
Ist zwar scheinbar riesiger Vorsatz aber
De facto genüssliche Entspannung auch
Angesichts lebenslanger Lust mit einer

So zeigt alle Theorie ihre Wirksamkeit
Erst im Vollzug der Praxis also dabei
Was mich erstaunlich entspannt denn
Ein Leben lang gibt unendlich viel Zeit

So habe ich auch praktisch immer Lust
Genieße es ganz entspannt theoretisch
Zu wissen ich hab ein Leben lang Zeit
Für den immer besten Sex der Welt

Da wird das rare Gut noch kostbarer
Können wir theoretisch wohl spielen
Um praktisch immer wieder zu genießen
Wer ein Leben hat kann entspannen

jens tuengerthal 13.12.2018

Integrationsweltmeister

Merkel redete über Integration
Liest ihrer Partei die Leviten
Weil sie besonders lang brauchte
Die Tatsachen anzuerkennen

Seit Merkel nicht mehr Vorsitzende
Einer vorgestrigen CDU ist lebt sie
Auch politisch befreit sichtbar auf
Sie muss niemandem was beweisen

Deutschland braucht Einwanderung
Um den Lebensstandard zu halten
Das funktioniert nur mit Integration
Was manche noch lernen müssen

Integration heißt damit weder die
Staatliche Anerkennung für heute
Parallele Welten noch ein Zwang
Zu gemeinsamer Deutschtümelei

Vielfalt und Teilhabe sind Schlüssel
Für friedliche Koexistenz auf Dauer
Sich bereichern statt bloß fürchten
Langfristig die beste Methode

Deutschland ist ein Einwanderungsland
Die Kanzlerin hat es ganz klar gesagt
Dahinter will nur die AfD noch zurück
Also braucht es aktive Integration hier

Was die Goethe-Institute weltweit an
Deutscher Kultur vermitteln brauchen
Wir Deutschen als Diskussion im Land
In welche Kultur integrieren wir künftig

Nur theoretisch tolerante der Ex-DDR
Wie sie sich in Neufünfland allerorten zeigt
Oder freiheitlich offene der Alt-BRD
Die ein Teil bis heute nicht verstand

Was macht gemeinsame Werte aus
Wo fängt unsere Kultur heute an
Wie bereichern Fremde sie neu
Was entsteht als gemeinsames

Integration heißt über Kultur reden
Sich bewusst sein in was überhaupt
Langfristig integriert werden soll
Um Zukunft gemeinsam zu gestalten

Der Satz der Kanzlerin steht heute
Als Leuchtturm künftiger Politik die
Eine Kultur der Integration pflegt
Mit einem Humboldt Forum inmitten

Deutschland hat in diesem Bewusstsein
Eine große Chance zur Gestaltung der
Zukunft Europas durch eine konstruktive
Integration seiner kultuellen Vielfalt

Wir müssen kein inneres Empire beerdigen
Haben nach Sünden auch Täter wie Oper
Vorbildlich demokratisch hier integriert
Als nächstes gilt es Zukunft zu gestalten

Vielfache Weltmeister scheiden auch mal
Ohne einen Erfolg irgendwo aus um davon
Auf Dauer für die Zukunft wieder zu lernen
Worauf es morgen ankommen wird

Wie alle Europäer haben wir heute auch
Peinliche Parteien am rechten Rand für
Alle die lieber auf Verschwörung setzen
Statt Aufklärung offen zu praktizieren

Ein Land inmitten anderer Länder
In allem herzlich relativ normal
Dürfen wir nun Integration üben
Um Zukunft gemeinsam zu gestalten

Das braucht viel historische Weitsicht
Wie Verständnis der Zusammenhänge
Eine große geistige Aufgabe die erst
Im eigenen Land ostwestlich zu üben ist

Wenn die Mehrheit in Neufünfland erst
Unter dem Grundgesetz integriert ist
Wird Aufgabe die Integration der Zukunft
Es gibt viel zu tun freuen wir uns darauf

jens tuengerthal 13.122018

Maywonnen

Kurz vor Weihnachten vom Mai
Träumen verkehrt den Äquator aber
Was liegt in dunkler Zeit näher
Als Knabenmorgenblütenträume

Ob May nun Menschen formt
Nach ihrem Bild wie Prometheus
Ist noch unklar wie was sie denn
Mit dem Misstrauen überstand

Mit hauchdünner eigener Mehrheit
Mehr als ⅓ der Fraktion zu verlieren
Gibt noch keine Perspektive auf
Einen irgend geordneten Austritt

Kompromisse eifrig aushandeln
Vor allem für die letzte Kolonie wie
Nordirland korrekt heißen müsste
Ohne sich irgend zu binden ist es

Wie sie nach dem Treffen mit Merkel
Ihren geordneten Rückzug ankündigte
Zeigte sie ist für guten Rat wohl offen
Von Frauen als Partner fair unter sich

Dies mag eine der wenigen Wonnen
Der May in den nächsten Wochen sein
In der sie um Mehrheiten für Unsinn ringt
Den sie vernünftigerweise nie wollte

Während ihre Mehrheit in der Fraktion
Langsam immer weiter zerfällt wechselt
Die Mehrheit in der Stimmung des Landes
Gegen überhaupt einen Brexit noch

Politische Kunst zelebrieren heißt nun
Handeln ohne eine Entscheidung nach
Wechselnden Mehrheiten zu treffen
Also Aussitzen bis alles wieder gut ist

Hat sie es so mit Merkel besprochen
Eine Entscheidung in London vertagen
Weil sich so noch keine Mehrheit findet
Hieße alles bliebe wieder beim alten

Der EuGH gab die Richtung jüngst vor
Die kompromisslosen Torries die May
Den Gehorsam verweigern retten also
Britannien ohne Kompromiss in der EU

May muss nun also nichts mehr tun
Als bloß keine Entscheidung treffen
Dann vergeht die Zeit ohne Austritt
Womit gerichtsfest alles beim alten bliebe

jens tuengerthal 13.12.2018

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Glaubensmagie

Nachdem der Mensch Geister erfand
Nutzte er die Magie diese dienstbar
Seinen Zwecken endlich zu machen
Woraus Rituale dann entstanden

Viele Rituale imitierten im kleinen
Den von Geistern oder Göttern
Erbetenen Zustand oder Segen
Durch rituelle Handlungen nun

Auch Feste und Riten lehnten sich
An die Vegetationsriten an wurden
Mit deren Fruchtbarkeit und mehr
Rituell teilweise zügellos verbunden

Ursprüngliche Fruchtbarkeitsfeste
Hielten sich bis heute im Aberglauben
Der Völker etwa an Fasching auch hier
Sehr lebendig und wird dort zelebriert

Öffentlich vollzogener Beischlaf oder
Freier Partnertausch in wilden Nächten
Diente der Beschwörung der Fruchtbarkeit
Half den Frauen unfruchtbarer Männer

Die Magie ist der rituelle Schlüssel der
Den Wunsch an die Natur mit den nur
Geglaubten Geistern verbinden soll
Formen davon sind heute Reliquien

Die Priester hüteten ihr geheimes Wissen
Mit dem sie Geister beschwören konnten
Als Basis ihrer Macht besonders achtsam
Was der Magie ihre geheime Aura gab

Erst die Magie als rituelle Handlung schuf
Den Priesterstand als hervorgehoben vor
Anderen die praktisch nützliches taten
Womit Glaube auch Werte neu definierte

Früh schon leisteten sich die Völker ihre
Priester die sich mit Magie beschäftigten
Also bei der Nahrungsbeschaffung fehlten
Für die dann andere sorgen mussten

Alle Völker praktizierten irgendwann auch
In ihrer Geschichte Menschenopfer um
Die Götter oder die Böden gnädig zu stimmen
Durch das Blut der so geheiligten Opfer

Was nach der Überwindung absurd scheint
Taucht irgendwann in allen Kulturen auf
Bis die Götter milder werden und sich dann
Mit Tieropfern und ähnlichem begnügten

Weil die Magie als eben Hokuspokus oft
Die versprochenen Ziele nicht erreichte
Bildete sich um sie die Wissenschaft um
Sichere Vorhersagen treffen zu können

So wurde aus der Magie ganz nebenbei
Wissenschaft die wegen ihrer Verlässlichkeit
Jene im Lauf der Zeit in der Politik bereits
Weitgehend ersetzte und darauf verpönte

Während Wallenstein oder Nancy Reagan
Sich noch von Astrologen beraten ließen
Betreibt die Pfarrerstochter Merkel eine
Nützlichkeit und Vernunft orientierte Politik

Nur noch zu symbolischen Akten wird
Magie im heutigen Staat von staatlich
Anerkannten Religionen zelebriert wie
Es der durchschnittlichen Erwartung entspricht

Hier zeigen sich weltweit Unterschiede
Zwischen gewohnheitsmäßigen Kult und
Übergreifenden Menschenrechten auch
Jenseits des lokalen Aberglaubens

Bestimmte Regionen Afrikas und Arabiens
Beschneiden und verstümmeln Frauen wie
Knaben mit unterschiedlichen Folgen um so
Ihre rituelle Reinheit zu gewährleisten

Hier sind Tradition und mit ihr Magie stärker
Als alle Vernunft die vor dieser Verstümmelung
Warnt die keinerlei vernünftigen Gewinn je hat
Außer Schmerzen zuzufügen das ganze Leben

In Kulturen die Klitorektomie praktizieren gilt
Weibliche Lust als unrein und schädlich was
Der Fruchtbarkeit abträglich angeblich wäre
So ersetzt die Magie schon die Natur dort

Dabei führt sie zu widersinnigen Ergebnissen
Die Frauen eher quälen als fruchtbar machen
Ihnen die Lust am Sex vergällen und damit
Der bezweckten Fortpflanzung schaden

So zeigt sich beim allermeisten Aberglauben
Mehr Wahnsinn als Vernunft heute warum
Das Festhalten aus Gewohnheit eher uns
Menschen als unbelehrbar lächerlich macht

Absurde Riten aus dem Fetischismus sind
In der katholischen Kirche etwa bis heute
Bei der Verehrung von Reliquien erhalten
Was dennoch kaum einer so auch nennt

Millionen Menschen tragen auch heute
Im eigentlich längst Zeitalter der Vernunft
Zeichen des Aberglaubens mit sich herum
Weil sie von ihnen höhere Hilfe sich erhoffen

Solcher Hokuspokus beginnt beim Kreuz
Das Christen tragen geht weiter über die
Verehrung von Reliquien auch Verstorbener
Endet beim Glaube an Astrologie noch nicht

Vielleicht würde es vielen Menschen helfen
Die bis heute absurden Aberglauben auch
Etwa um den Jahreswechsel veranstalten
Sähen sie die Magie nüchterner als Mittel

Sie war in vorwissenschaftlichen Zeiten
Als ungebildete Menschen nicht wussten
Wie ihnen geschah eine Methode um auf
Den Willen der Geister Einfluss zu nehmen

Diese erfundenen Geister wiederum waren
Das schlichte Produkt der Angst vor dem Tod
Die in Bahnen damit gelenkt wurde deren
Einhaltung dann Seelenheil uns versprach

Auch die erfundene Seele gehört zur Magie
Wie zu jedem Glauben der ein höheres Sein
Im menschlichen Wesen behauptet was zwar
Nicht lokalisierbar dennoch geglaubt wird

Warum Menschen solchen Unsinn glauben
Wie eine irgendwie Seele ohne jeden Ort im
Körper der alles ist was wir natürlich sind
Aus nichts erfunden wird bleibt rätselhaft

Lösbar wird dieses Rätsel viel leichter
Wenn wir uns bewusst machen wie
Wir geistig noch im Mittelalter leben
Unter dünner Schicht der Zivilisation

Auch sonst vernünftige Menschen
Zelebrieren ihren jeweils Aberglauben
Als sei ein solcher von heilsamer Wirkung
Weil sie ihn seit Generationen gewohnt sind

Vielfach wird Erfolg oder Glück auch gern
Im nachhinein mit Ritualen begründet
Was Grund genug gäbe daran festzuhalten
Wie mein Vater an seinem Karpfen Neujahr

Rituale und Sitten verbinden seit langem
Gemeinschaften auf emotionale Weise
Setzen noch ungeahnte Kräfte in uns frei
Bekommen somit Sinn aus der Wirkung

Die Grenze von bloßer Gewohnheit zum
Magischen Ritual ist dabei fließend wie sich
Etwa beim Tischgebet oder dem Ritus des
Händereichens vor und nach dem Essen zeigt

Viele Menschen wachsen mit solchen Riten auf
Die sie teilweise nicht mal mehr wahrnehmen
Weil sie normaler Alltag für sie immer schon war
Womit Magie sich Raum der Vernunft erschleicht

Kenne zahlreiche solcher Formeln auch aus
Dem Dunstkreis der väterlichen Familie die
Sie gern mit der Magie der Liebe begründet
Ohne sie vernünftig rechtfertigen zu können

Die Gewohnheit also das haben wir schon
Immer so gemacht wirkt hier selbständig als
Traditionelle Trotzfigur gegen die Vernunft
In sonst bürgerlich aufgeklärter Familie

Der Eintritt der Magie in die Familie beginnt
Mit frühen Ritualen der Taufe was nichts als
Die Anwandlung eines Naturritus der Probe
Durch die Elemente ursprünglich darstellt

Geht weiter mit rituellen Kerzen zum Advent
Als Abwandlung der Sonnenwendsmagie
Wie vielen kleinen alltäglichen Riten die
Kaum noch einer beim Vollzug bedenkt

Jede Gewohnheit und jeden Ritus der
Familie auf magische Ursprünge einmal
Kritisch zu hinterfragen könnte manche
Unvernünftige Reaktion noch verhindern

Zumindest zeigt es mir ganz deutlich
Wie dünn noch die Decke zum Kult
Der Urahnen in unseren Riten ist
Was alles an Unvernunft weiterlebt

Hinterfragen und kritisch prüfen ist
Sicher im Sinne der Aufklärung gut
Wie wir es als Kitt dann ersetzten
Der uns emotional bindet fraglich

jens tuengerthal 12.12.2018

Lesewetter

Lese bei jedem Wetter gern
Nur manchmal noch lieber
Wie jetzt an dunklen Tagen
Wo es draußen ungemütlich ist

Wenn dann der Samowa brodelt
Leselampen die Bücher erleuchten
Kekse noch viel besser schmecken
Fühle ich mich richtig angekommen

Kultur ist auch Malerei und Musik
Wenn auch beide für mich allein
Der Dekoration des Lesens dienen
Weil Literatur königliche Kunst ist

Auch draußen lesen kann nett sein
Ist aber nichts verglichen mit den
Wohligen Lesenächten am Kamin
Die dunkle Zeit leuchtet mir mehr

Lesesessel und Kamine machen erst
Diese Jahreszeit mir zur schönsten
Darum braucht es heimische Bibliotheken
Als warme Höhle menschlicher Winter

jens tuengerthal 12.12.2018

MissVerständnis

Wann ist eine Frau gut im Bett
Was macht das entscheidend aus
Geht es um Technik oder Titten
Zählt allein Weite oder Enge

Manche Männer behaupten weniger
Intelligenz sei der Kopulation förderlich
Beschwöre eher das Gegenteil weil
Der Mangel schon vorab unerträglich

Nichts von alledem ist entscheidend
Gut ist nur wer selbst genießen kann
Alles andere ist daher entbehrlich
Geschrei und Silikon stören eher

Am besten ist wer zusammen kann
Zeitgleich synchron harmonisch
Sex ist halt gemeinsam kommen
Onanie macht es sich lieber allein

So habe ich doppeltes Glück wohl
Nicht nur dass meine stets gut ist
Es ist auch immer das Beste mit ihr
Und sie sieht dabei perfekt aus

Kaum die Strophe zu Ende merke ich
Dass mein Glück längst dreifach ist
Weil innere und äußere Schönheit
Sich lustvoll in ihr vereinen

Doch was nützte ihr Naturtalent
Ohne den Zauber der Liebe der
Alle Gymnastik miteinander erst
Zum gefühlvoll besten Sex macht

Wann also ist eine Frau gut im Bett
Nicht wenn sie blond oder doof ist
Sondern wo sie leidenschaftlich liebt
Und dabei physisch ein Naturtalent

Weil ich aus Erfahrung heute weiß
Wie selten sich Begabung und Gefühl
Zum lustvollen Verkehr finden und
Erfolgreich paaren genieße ich mehr

Wann Typen wirklich gut sind sollen
Lieber Frauen beschreiben als ein
Ohnehin zu eitel glücklicher Mann
Der ja schon alles mit einer hat

jens tuengerthal 12.12.2018

Misstraurig

Nun haben sie genug Stimmen
Für einen Misstrauensantrag
Gegen Premierministerin May
Englands traurige Gestalt

Die Torys tief gespalten zwischen
Verantwortung und Prinzipien
Kämpfen um den Nationalstaat
Den es mit Europa nicht mehr gibt

Keiner kann sich den totalen Bruch
Leisten oder zurück in alte Zeiten
Manche würden es viel lieber
Statt nach Lösungen zu suchen

Brexit und der nationale Exit sind
Ein Thema mit vielen Emotionen
Wie umso viel weniger Vernunft
Misstrauen liegt da in der Natur

Wer das Scheitern wie verkauft
Scheint strittiger gerade als das
Ergebnis was so keiner wollen kann
May könnte dabei verloren haben

Der EuGH wies uns die Linie an
Durch Nichtstun geht es zum Ziel
Weil wenn nichts passiert sich
Logisch auch nichts ändern kann

Werden am Ende nationale Kräfte
Die als Brexiteers das Gegenteil
Täglich verkündeten die Retter
Der Briten für immer in der EU

Beim nationalen Geist endet alle
Vernunft auch historisch betrachtet
Warum die EU postnational bleibt
Der Weg dahin manche verwirrt

Der Nationalstaat war früher souverän
Entschied allein über Krieg und Frieden
Was in der EU de facto keiner mehr kann
Weil ohne Haushalt und Geld kein Krieg

Bis die Bewohner der früher Nationen
Die heute Europa als Einheit bilden
Das verstanden haben wird weiter das
Vergangene Spiel von Nationen gespielt

Wer ahnungslose Bürger abstimmen lässt
Bekommt Ergebnisse wie die Briten nun
Was Misstrauen in die Politik noch erhöht
Fraglich nur wäre die Alternative dazu

Wenn nun die Politik intern Misstrauen
Einander erklärt könnte das Chaos
Infolge alle Grenzen verschieben was
Brexiteers für die Währungsunion hieße

Die ehrliche Maklerin May könnte zur
Tragischen Figur des Chaos werden
Außer schönen Schuhen bliebe nichts
Was die widerwillige Premier rettete

Sie wäre dann wohl die Miss Traurig
Des vernünftig abzusagenden Brexit
Der an nationaler Unvernunft logisch
Scheitert mangels Verantwortung

jens tuengerthal 12.12.2018

Weihnachtsattentate

So schlug wieder einer zu
Diesmal in Straßburg
Der Europa Metropole am Rhein
Und traf wohl auch Touristen

Der Attentäter wurde gesucht
Sollte am Vortag verhaftet werden
Galt als potentieller Gefährder
Was danach halt geredet wird

Radikale Kräfte fordern Abschiebung
Aller Gefährder schon lange vorab
Was diesmal Tote verhindert hätte
Rein nominell logisch betrachtet

Nun wird er weiterhin gesucht
Angeblich verschanzt umzingelt
Wird er erwartungsgemäß sterben
Oder überraschend überleben

Die Einschläge wurden seltener
Wenn es dennoch mal passiert
Geben wir uns umso schockierter
Wir vergessen gern im Krieg zu sein

Wer irgendwo auf der Welt Krieg führt
Muss auch zuhause mit ihm rechnen
Die Welt scheint gerechter geworden
Fraglich für was das ein Zeichen ist

jens tuengerthal 12.12.2018

Dienstag, 11. Dezember 2018

Verehrtestes

Was verehren Menschen im Glauben
Wie wurde etwas erst zum göttlichen
Wann wurden die Götter abstrahiert
Welche Kultur hat welche Götter

Am Anfang standen Sonne und Mond
Die als mächtiger Mann oder als Frau
Je nach Glaube und Entwicklung dort
Meere und Zyklen natürlich bewegten

Gesellschaften auf Wanderschaft
Die noch von der Jagd lebten
Verehrte eher noch den Mond als
Herren über Frauen und Natur

Mit dem Ackerbau wurde die Sonne
Mehr zum Mittelpunkt der Verehrung
Jedenfalls war Natur der Ursprung
Des Glaubens an höhere Wesen

Teilweise bildete sich ein Totemkult
Bei dem dieser als göttlich schon galt
Zumindest als wirkmächtig verehrt
Ein eigener Kultgegenstand wurde

Manche verehrten statt Göttern die
Ahnen was Familien zusammenhielt
Gerade im asiatischen Raum noch
Bis heute lebendige Tradition ist

Auch in Afrika findet sich der Kult
Um Ahnen noch teilweise lebendig
Wo nicht unsere Sekten alle die
Natürlichen Glaubensformen erstickten

Viele Kulturen verehrten auch Bäume
Oder bestimmte wichtige Tiere die dann
Später als Speise tabuisiert wurden wie
Etwa bei den Juden das Schwein

Englische Druiden dagegen verehrten
Die Misteln der Eichen als heilig wie
Von großer Zauberkraft besessen was
Zur Volkssage bis heute wurde

Der menschliche Gott kam erst spät
Wurde mit zunehmender Fähigkeit
Zu abstraktem Denken erfunden was
Mit der Seelenerfindung einherging

Die Seele als fortlebende Idee die
Auch in der Natur noch verband
Was den Tod vom Leben trennte
Ist eine spätkulturelle Erfindung

Jedoch gingen schon sehr frühe
Kulturen von einer beseelten Natur
Als natürlichem Lebensraum aus
Es schienen ihnen ganz natürlich

Die später Abstraktion der Götter
Als abstrakte oder einmalige Wesen
Wie sie im Monotheismus dominierte
Hängt mit der so Allmacht zusammen

Während frühere Götter noch als
Funktionell beschränkt verehrt wurden
Auch wenn es einen Göttervater gab oder
Eine irdische Mutter war nun einer alles

Vermutlich verführte die Angst immer
Den Menschen zum Aberglauben der
Sich wo mächtig genug nur Glaube dann
Nannte bei logisch gleichem Inhalt

Vielleicht auch spielte Forscherdrang
Verbunden mit Unkenntnis eine Rolle
Wie bei göttlichen Erklärungen für so
Natürliche Ereignisse wie Erdbeben

Mit zunehmender Abstraktion wuchs
Aus den Naturgöttern ein Regelsystem
Das zur Ordnung der Gesellschaft diente
Wie immer flexibel auch nutzbar blieb

Götter die abstrakt überall waren
Konnten jede denkbare Aufgabe
Übernehmen wie Pflichten uns
Im moralischen Sinne auferlegen

Es ist eine Frage der Geschichte
Wie der kulturellen Entwicklung
Wann eine Gesellschaft ihr System
Zur Ordnung und Ethik abstrahiert

Dies hat keine übernatürlichen Gründe
Auch wenn diese gerne angeführt werden
Es ist nur eine Ordnung die einen Konsens
Über geglaubte Allmacht dauerhaft schafft

jens tuengerthal 11.12.2018

Lebeneben

Es ist, was es ist
Meinte der Erich
Was weiß ich schon
Der Michel früher
Am Ende zumindest
Das ist ganz sicher
War es das

jens tuengerthal 11.12.2018

Traumhaftung

Traumhaft ist es
Wenn ich nachts erwache
Und vor mir Po und Busen
Zärtlich fühlen darf

Also genügte es schon
Neben der Liebsten zu
Schlafen um vollkommen
Glücklich im Traum zu leben

Mehr als traumhaft ist es
Wenn die Liebste meint
Es ginge ihr mit dir doch
Immer wieder genauso

Ist es dann unbescheiden
Davon zu träumen mittig
Rhythmisch eins zu werden
Wenn beide es so wollen

Bin ja zufrieden mit allem
Wäre auch mit weniger glücklich
Dass die perfekte Frau mich
Für sich aussuchte ist Glück

Für Glück kann ich doch nichts
Unbescheiden käme es mir vor
Würdigte ich es nicht so sehr
Wie ich es leidenschaftlich tue

Habe es einfach traumhaft so
Aus Männersicht getroffen
Ohne es zu verdienen dabei
Genieße ich wie sie kommt

Schon alles Glück zu haben
Egal wie sie und es uns kommt
Entspannt in allem unglaublich
Was gelassen glücklich macht

jens tuengerthal 11.12.2018

Geschichtslust

Auch die Historie der Erotik
Mag manchmal ganz nett sein
Wirklich an aber machen mich
Bücher mit historischem Weitblick

Vielleicht weil mit der besten Frau
Auch erotisch völlig ausgelastet
Rangiert beim Lesen bei mir die
Ersatzbefriedigung weiter hinten

Dafür genieße ich das tiefe Glück
Geistige Zusammenhänge besser
Verstehen zu lernen mit der Zeit
Erweitertes historisches Denken

Zwischen den Zeiten surfe ich
Wie andere auf Wellen reiten
Fühle mich in Epochen zuhause
Verkehre mit historischen Größen

Geschichte schreiben heißt sich
In alte Welten einlesen zu können
Um Zusammenhänge zu verstehen
Mentale Grenzen zu überwinden

Die Lust an der Geschichte ist
Literarisch kein Ersatz für die
Zärtlich schöngeistige Literatur
Dafür Kompass in geistiger Welt

jens tuengerthal 11.12.2018

Reifegrad

CDU noch nicht reif
Für einen Mann titelte
Der Boulevard in Berlin

Beim deutschen Wein
Bemisst sich der Reifegrad
Nach dem Mostgewicht

In Europa wird auf Herkunft
Nach der romanischen Form
Mehr geachtet als auf Trauben

Germanische Öchslemesser
Dagegen wollen immer die
Traubenqualität zuerst sehen

Das brachte deutschem Wein
Das Glykol als Süßstoff ein wie
Folglich schlechte Massenware

Heute achten Winzer mehr auf
Qualität denn auf viel Zucker
Wollen die Kunden es trocken

Bei Unternehmen geht es um
Reifegrad für Entscheidungen
Die systematisch erforscht werden

Das Team um Merz witterte sofort
Nach dem Sieg der AKK Absprachen
Die ein reiferer Spahn schon leugnet

So wird ein unreifer Merz bloßgestellt
Vom Gegner in die Pflicht genommen
Was AKK wie Merkel ex post stärkt

Die CDU ist wohl schon zu reif
Für die Rückkehr zum überholten
System männlich reaktionärer Führung

Fake News wie im Trump Amerika
Rüttelt in Deutschland an keinem Sieg
Sie kennen ihre zuverlässige Mutti

jens tuengerthal 11.12 2018

Sternenstaubwedel

Großes Trara bei der NASA
Nachdem die Sonde Voyager II
Die Heliosphäre endlich verließ
Nach lächerlichen nur 41 Jahren

So wird uns die Sonde künftig
Unerwartet neue Bilder liefern
Aus den All von nirgendwo aber
Noch aus dem Sonnensystem

Ganze 36 Jahre länger als geplant
Fliegen beide Sonden nun schon
Sollte so irdische Industrie künftig
Von der NASA Haltbarkeit lernen

Bis die so lang und weit gereiste
Sonde das Sonnensystem verlässt
Jenseits der Oortschen Wolke ist
Dauert nur noch 30.000 Jahre

Was hielt seit Menschengedenken
Jemals so lang ausser Faustkeilen
Oder dem Löwenmenschen von Ulm
Wer könnte sein Programm lesen

Wie schnell wir auch immer werden
Solange wir uns in der Zeit bewegen
Bleibt das Universum zu groß für uns
Was Bescheidenheit lehren könnte

Statt mehr sensibler Bescheidenheit
Lehrt es mehr anmaßend zu träumen
Sie wollen das Weltall erobern mit
Dann rasender Geschwindigkeit

Ohne dies Streben aber wüssten wir
Noch viel weniger von dem worüber
Noch mehr gemutmaßt als gewusst
Das Universum an Grenzen kommt

jens tuengerthal 11.12.2018

Brexitexit

Hat May wirklich geglaubt
Sie bekäme den Brexit durch
Oder wählte sie nur geschickt
Mit viel Theater den Exit davon

Keiner profitiert vom Brexit je
Am wenigsten die Wirtschaft
Nur nationale Kräfte kurzzeitig
Bis dieser dann Realität wird

Wie können diese verhindern
Der Lüge geziehen zu werden
Mit ihren Brexit Versprechen
Über Jahre vor naiven Wählern

Indem sie alles scheitern lassen
Es als nationalen Stolz schminken
Um am Ende doch dabeibleiben
Als wäre nie anderes gewollt

Wie aber verkauft künftig May
Das Gegenteil aller Verhandlungen
Die sie vorher genau so wollte
Den Engländern als nationalen Sieg

Vermutlich am besten wird Merkel
Bei der sich die Freundin Rat holt
Der englischen Engländerin sagen
Indem sie einfach nichts tut

Dann wird Britannien Teil der Union
Oder bleibt es juristisch durch das
Folgenreich folgenlose Nichtstun
Bekommt am Ende den Euro

Damit sind vorgestrige Kämpfer
Für vermeintlich nationale Interessen
Auf Dauer ruhig gestellt ohne Nation
Es lebe das postnationale Europa

jens tuengerthal 11.12.2018

Zugeständnisse

Macron machte nun Zugeständnisse
An kriminelle Gewalttäter weil sie wenig
Überraschend sich ein soziales Mäntelchen
Für ihre reaktionären Proteste umhängten

Dennoch solidarisierten sich viele
Franzosen wie Deutsche mit den
Protesten der Gelbwesten weil sie
Die Welt einfach ungerecht finden

Die Deutschen meckern darüber
Die Franzosen spielen Revolution
Auch wenn sie von hinten kommt
Hinterrücks statt sozial von unten

Natürlich kamen viele von unten
Wo sie leichter manipulierbar sind
Weil ärmer dran und wenig Bildung
Aber es ist eine Frage der Identität

Franzosen lieben die Revolution
Sehen sie als Stolz ihrer Geschichte
Was allen Verstand eher ausblendet
Eine nationale Welle begründet

Deutsche finden sie eher peinlich
Weil es die gute Ordnung stört
De facto mehr Menschen schadet
Gute Entwicklung evolutionär ist

Stolz loben sich die Gelbwesten nun
Ihr Kampf hätte was für die Menschen
Erreicht statt immer nur mehr Gier
Hätten sie für die Menschheit gekämpft

Kein Franzose traut sich zu sagen
Dass sie real viel mehr schadeten
Als jedes Zugeständnis nutzte
Beim Kampf Geld gegen Umwelt

Deutsche beschimpfen gleichzeitig
Eisenbahner die für mehr streiken
Wie sie Gelbwesten bewundern die
Nichts anderes immer nur wollten

Dieses seltsame Paradoxon zeigt
Wie unterschiedlich der Geist wohl
Der Nationen theoretisch noch ist
Die eigentlich das gleiche wollen

Beide möchten Wohlstand genießen
Die einen machen es im Namen der
Nation als Kämpfer für die Menschheit
Die anderen schämen sich dafür

Kurzsichtig sind beide wohl lieber
Während Deutsche es ordentlich
Übersehen kleben die Franzosen
Ein revolutionäres Etikett darauf

Was uns sozial revolutionär scheint
Ist in Wirklichkeit historisch reaktionär
Als Identität aus der Tradition die hier
Einen anderen Geist etablierte

Dieses konservative Element pflegte
Macron mit seinen Zugeständnissen
Wie eine königliche Begnadigung
Nach der alle sich als Sieger fühlen

Die Franzosen weil sie gerne glauben
Sie hätten etwas revolutionär erkämpft
Der Präsident weil er königliche Gnade
Dem reaktionären Büttel nun gewährt

Die Deutschen schimpfen derweil über
Streiks am Montagmorgen weil diese
Sie auf dem Weg zur Arbeit behindern
Die zuverlässige Ordnung störten

Ein Präsident der nicht auch mal mit
Einer Revolution kämpfen musste hat
Das Stahlbad der großen Nation nicht
Als echter Sonnenkönig überstanden

Die Kanzlerin wird hier bewundert
Weil sie auch jenseits der Partei
Ihre Macht ausübt und dabei siegt
Freiwillig als mächtige Siegerin geht

So unterschiedlich im Wesen sind
Deutsche und Franzosen historisch
Und sich dabei wieder so ähnlich
Als seien sie antagonistische Zwillinge

jens tuengerthal 11.12.2018

Montag, 10. Dezember 2018

Götterquelle

Mutter der Götter war die Angst
Wusste schon Lukrez mit Epikur
Der die größte Furcht nicht teilte
Die ewige Angst vor dem Tode

Während früher noch die meisten
Tode unnatürlich waren wurden
Deren Ursachen höheren Kräften
Zugeschrieben auf viele Arten

Manche Stämme meinten noch
Der Tod sei durch einen Irrtum
Gottes unter die Menschen erst
Gekommen für die Schlangen

Würden sich Menschen häuten
Stürben sie nicht was aber nur
Die Schlangen anstatt erfuhren
Warum wir weiterhin sterben

Warum Menschen das Nichts
So vielfältig fürchteten ist unklar
Zumal einige Stämme nicht meinten
Um Tote noch trauern zu müssen

Was am nicht mehr Angst macht
War schon Epikur unklar zumindest
Hinterfragte er die gewöhnliche Angst
Auf diese Art klüger als andere wohl

Der Tod ginge ihn darum nichts an
Weil er nie gleichzeitig mit ihm da sei
Er lieber ohne Beunruhigung lebte
Um täglich mehr zu genießen

Weitere Quelle der Religion wurden
Träume die Gläubigen real schienen
In denen sie etwa Tote wieder sahen
Unerklärliches unterbewusst erlebten

Warum der Mensch plötzlich die Seele
Erfand als außerkörperliche Existenz
Die sein Sein überdauerte ist schwer
Mit Vernunft und leicht mit Angst erklärbar

Jenes angeblich unsterbliche etwas
Wird von vielen Menschen überall
Auf dem Globus ängstlich geglaubt
Wurde wichtige Quelle aller Religion

Der Umgang mit diesen geglaubten
Geistern prägte später die Kultur wie
Ihre jeweilige Spielart der Religion die
Sich aus dem Animismus entwickelte

Der Animismus der alle Natur beseelte
War eine persönliche Art des Begreifens
Vorher unerklärlicher Komplexität wurde
Zur Poesie der Religion und umgekehrt

Im Animismus bekommt das leblose
Nebeneinander der Natur plötzlich Sinn
Wie einen höheren Zusammenhang
Wird die Natur beseelt und göttlich

In den Dingen sieht der Gläubige nun
Einen höheren oder tieferen Sinn der
Hilft alles Sein zu erklären auch sich
Grund und mehr zu leben zu geben

Ob es eines Grundes überhaupt braucht
Wem die erfundene Seele überhaupt nutzt
Wohin uns Glaube konsequent gedacht führt
Traut sich kaum einer jemals noch zu fragen

Schon in der Quelle versiegte aller Aberglaube
Der so heißt um elitäre Gläubige zu provozieren
Suchten wir keinen Sinn im Leben jemals mehr
Außer es jeden Tag möglichst zu genießen

Warum so wenige sich trauen diesen leichten
Schritt zum Genuss zu machen bleibt unklar
Konvention paart sich hier mit alter Angst
Die anerzogen wurde angepasst zu bleiben

Wer nach den Quellen der geglaubten Seele
Wie der erfundenen Götter vernünftig fragte
Käme schnell zur Erkenntnis wie fern uns
Aller Glaube nach der Natur eigentlich liegt

Doch die langen Zeiten der Anpassung
Haben unser Denken vielfach umgedreht
Die bloß phantasievolle Erfindung gilt nun
Vielen als Eigenschaft unlogischer Natur

Folgten sie der Systematik aller Natur
Legten sie naturwissenschaftliche Logik
Statt Konvention dem Denken zu Grunde
Das aber im Glaube meist nur Fühlen ist

Gefühle gegen alle Vernunft vermischt mit
Ängsten und den Bedürfnissen der Macht
Erfanden sich Menschen ihren Glauben
Weltweit immer irgendwie passend

Es ist das einfache System für eine
Verbindliche ethische Regelung an
Die alle Mitglieder gebunden sind
Was die Angst logisch noch verstärkt

Wie wertlos das System ethisch ist
Was nur auf gewissenlosen Gehorsam
Statt vernünftiger Reflexion setzt wird
Nach Kant für jeden logisch offensichtlich

Dennoch hielt sich das System bis heute
Weil Konventionen es einfacher haben
Als der kritische Verstand der stets ein
Selber denken von uns dazu verlangt

Eine obskure Quelle aus Ängsten hat
Sich so verselbständigt dass Menschen
Meinen darin heute Trost zu finden was
Ihre Ängste erst emotional begründete

So ist es wohl mit manchem Ding
Um Glaube und Religion es bleibt
Weil Sitte und Gewohnheit längst
Gegen alle Vernunft uns erhalten

jens tuengerthal 10.12.2018

Seitenheimat

Eine Heimat zwischen Seiten
Scheint ein Nichts aus Worten
Und beschreibt doch meine Welt
Besser als alle Bilder es könnten

Fühle mich an Bücher gebunden
Mehr als an Orte die jeder kennt
So liegt meine Heimat zwischen
Buchrücken fest eingebunden

Damit quasi beschränkt grenzenlos
Zählen andere Maßstäbe als für die
Reisenden die immer noch meinen
Da gewesen zu sein sei Bildung genug

Seitenweise blättere ich mich durch Welten
Die größer und bunter sind als alle Ziele
Zu denen Reisende meist geistlos humpeln
Dabei zerstörend was sie ansehen wollen

Wenn meine Reise hier einmal endet
Wie alle das nach der Natur eben tun
Möchte ich vielmehr gelesen als gesehen
In Bücherwelten mehr gelebt haben

Die Heimat sorgsam erhalten heißt
Sie Seite für Seite liebevoll erkunden
Ohne sie dadurch zu zerstören
Die Zukunft reist nur noch in Büchern

jens tuengerthal 10.12.2018

Demokratielektionen

Erteilen uns die Franzosen gerade
Eine Lektion in Sachen Demokratie
Oder sind es egomane Südländer
Die ihre Bedeutung überschätzen

Frankreich kennt das Revolutionäre
Als Element politischer Diskurse
Darum wird Gewalt nie demokratisch
Sondern offenbart nur deren Ende

Wenn sich eine Gruppe im Volk
Mit Gewalt lautstark durchsetzt
Zeugt dies nur von den Mängeln
In Diskurs und Demokratie dort

Wo eine nachhaltige Politik die für
Geteilte ökologische Verantwortung
Von Gebrüll im sozialen Mantel
Unterdrückt wird herrscht Diktatur

Wenn die Deutschen nun nicht mehr
Auf billigen Populismus aus Moskau
Hereinfallen verstehen sie Demokratie
Besser als viele aufgehetzte Franzosen

Demokratie bedeutet heute eben auch
Die Institutionen der Demokratie als
Zuständig zu akzeptieren auch wenn
Ein Beschluss mich persönlich ärgert

Hoffen wir Frankreich findet bald vom
Eher lächerlich revolutionären Kurs
Zurück zur verantwortlichen Demokratie
Das Schauspiel nervt langsam etwas

jens tuengerthal 10.12.2018

Verschrödert

Schröder hat es wieder getan
Der ehemalige Bundeskanzler
Putin-Freund und Russenbüttel
Äußerte sich zum Parteikurs

Der peinlich gegen Merkel einst
Verlor und nicht verlieren konnte
Meint öffentlich meinen zu müssen
Merz hätte dem Land besser getan

Wieder ein billiges Nachtreten
Ohne Niveau gegen Merkel
Zeugt vom beschränkten Geist
Missgünstiger kleiner Männer

Der letzte Siegertyp der Partei
Will zeigen wie es heute geht
Der jungen Vorsitzenden mal
Deduktiv Grenzen aufzeigen

Hätte die SPD Merkels Niveau
Würde sie es gelassen aussitzen
Es wäre Andrea Nahles zu gönnen
Nur Geduld siegt gegen Chauvis

So gesehen ist Schröder nützlich
Er zwingt zur klaren Abgrenzung
Gibt im Kontra deutlicher Profil
Hilft zu mehr Geschlossenheit

Ein kleiner Geist tritt billig nach
Wie sich Schröder immer eher
Neureich niveaulos verhielt so
Auch mit diesem Kommentar

Ob dieses eher unkultivierte eines
Lauten Aufsteigers zur SPD besser
Passt als preußische Bescheidenheit
Verrät viel über den Geist kleiner Leute

Armut ist keine Schande sondern Zufall
Häufig mehr als Ergebnis von Leistung
Kultur und Stil aber sind lernbar
Beides fehlt einem Schröder

Können in der SPD allein solche
Kleinen Männer mit Neigung zum
Schein groß werden für all die
Kleinen Geister die sie vertreten

Doch sind dies schon wieder zu viel
Worte über kleine Männer deren
Bedürfnis nach Aufmerksamkeit noch
Deren vergangene Bedeutung überstrahlt

jens tuengerthal 10.12.2018

Sonntag, 9. Dezember 2018

Glaubensbefreit

Waren Kulturen ursprünglich gläubig
Begann Kultur erst mit dem Glauben
Überwindet Hochkultur ihn endlich
Oder gab es nie Kulturen ohne ihn

Vieles wissen wir nicht mangels
Irgend schriftlicher Überlieferungen
Der Ulmer Löwenmensch aber
Weist auf frühen Glauben hin

Am Ende der letzten Eiszeit also
Vor rund 40.000 Jahren glaubten
Frühe Menschen wohl an etwas
Schufen zumindest Figuren dazu

Figuren die Mensch und Löwe
In der geschnitzten Elfenbeinfigur
Zu irgendwelchen Zwecken einte
Sehr aufwendig hergestellt wurden

So scheint der Ulmer Vorkriegsfund
Ein Hinweis auf frühe Religiosität
Die Menschen Grund gab dafür Zeit
Von über 400 Stunden zu investieren

Einige Kulturen verneinten jedoch
Die Existenz von Göttern völlig
Betrieben keinen Totenkult und
Waren ohne Himmel glücklich

In anderen Kulturen entwickelte sich
Freiheit von erfundenen Göttern mit
Dem höheren Stand der Entwicklung
Etwa bei den Griechen und Römern

Der marxistische Atheismus war nie
Ein solcher sondern nur eine weitere
Wahrheitslehre mit Glaubenssätzen
Warum er kulturell eine Religion ist

Dies zeigt sich häufig am Erstarken
Von Formen des Glaubens in allen
Kulturen die diese Form der Diktatur
Wieder überwanden um frei zu sein

Pygmäen und Eskimos jedoch etwa
Kannten keine organisierten Formen
Des Glaubens und lebten mit der Natur
Deren Wege sie als natürlich ansahen

Es finden sich noch einzelne Beispiele
Von Kulturen auch ohne Glauben aber
Sie sind universell betrachtet eher die
Ausnahme denn vernünftige Regel

Die Gesellschaften ordnenden Werte
Von Glaube und Religion haben sich
In verschiedenen Formen verbreitet
Finden sich in fast allen Kulturen

Epikur ließ im noch staatlich religiösen
Griechenland die Götter zumindest
In eine ferne unberührte Welt entrücken
Damit keiner vom anderen tangiert sei

Der Atheismus seiner Lehre wäre damals
Eine Straftat gewesen warum sich nicht
Sicher sagen lässt ob diese Lehre nur die
Offizielle Lesart verbotenen Denkens war

Lukrez war dahingehend bereits freier
In seinem Lehrgedicht gab er wieder
Was geistiger Konsens gebildeter Römer
In der Spätzeit der Republik bereits war

Epikur und seinen freien Garten verehrend
Fürchteten sie den Tod nicht und sahen
Es als Aufgabe ihr Leben zu genießen
Wenn es Götter gab waren sie irrelevant

Überliefert aus den frühen Kulturen sind
Vielfach Spuren ihrer Religiosität noch
Zumindest wurden sie bisher so gedeutet
Um eigenen Erwartungen zu genügen

Von Stonehenge bis zum Hinkelstein
Meinen wir Naturreligion zu erkennen
Wissen nicht ob ihnen die Astronomie
Wichtiger war als etwa Astrologie vielen

War die Himmelsscheibe von Nebra
Eine Sternenscheibe zur Orientierung
Oder Teil eines Gottesdienstes schon
Gar beides zusammen und parallel

Wir trennen Glaube von Wissenschaft
Was in früheren Zeiten unüblich war
Aber auch die Spuren etwas verwischt
Wie etwas zu verstehen ist bleibt unklar

Druiden waren Hohepriester wie zugleich
Mediziner und Kräuterkundige die auch
Vielfach historisches Erbe weitergaben
Teil der Kultur der Gemeinschaft eben

Seit Kant spätestens braucht unsere
Kultur keine Religion mehr um Moral
Oder ethische Werte zu definieren
Wir wurden sozial Glaubensbefreit

Ob der kategorische Imperativ nun
Mit seinem komplexen Denken echt
Befreite scheint mehr als fragwürdig
Er könnte viele schlicht überfordern

Ist damit der Glaube einfach nur
Die primitivere Ethik für schlichte
Gemüter die der KI übersteigt
Damit alle sich zurechtfinden

Dann spräche manches für einen
Ursprünglichen Glauben bei dem
Nur unklar ist womit er begann ab
Wann Menschen Götter erfanden

Warum befreiten sich Völker von
Der Herrschaft höherer Wesen
Nahmen andere sie niemals an
Während einige es bis heute tun

Die USA waren wesentlich freier
Von Religion als sie im Geiste
Der Aufklärung sich gründeten
Als Republik befreiter Kolonien

Was gab Islam und Christentum
Solange Gewalt und Macht sich
Über den ganzen Erdball bis heute
Mit ihrem Aberglauben zu verbreiten

Friedrich der Große schrieb noch
Als Kronprinz atheistische Werke
Zu denen er sich später nicht mehr
Äußerte die Ordnung zu wahren

Welche Werte vermitteln wir denen
Die vom Glauben befreit aufwachsen
Sofern sie der Ki geistig überfordert
Genügt für die Moral ein Grundgesetz

Lässt sich aus der Geschichte bereits
Der Schluss ziehen das Religion uns
Gute Werte vermittelt weil alle es tun
Oder spricht Masse gegen erlesen

Weit entfernt davon Glaubensbefreit
Bereits zu leben sind wir oft paradox
Zwischen Gewohnheit und Wissen
Lassen wir uns von Tradition treiben

Der Glaube ist heute eher Accessoire
Bestimmter Lebensumstände denn
Überzeugung und wird entsprechend
Flexibel zur Einrichtung bloß benutzt

Will die Auflösung der Strukturen
Als atheistischer Kantianer nicht
Beklagen doch der Ersatz ist oft
Von noch weniger geistigem Niveau

Heidegger Hitler Sartre und Stalin
Einte zumindest kein Glaube
Was sie nicht moralischer oder
Ethisch vorbildlicher machte

Sie waren theoretisch zumindest
Näher am KI als viele ihrer Opfer
Praktisch aber ferner als Gläubige
Die ethisch viel besser handelten

So können wir heute sagen dass
Die Welt ethisch besser wäre wenn
Werte ohne Glauben begründet sind
Aber praktisch kein Beispiel taugte

Die Beispiele der Kulturen ohne sind
Eher spärlich gesät was noch nichts
Über den Wert der Seltenheit sagt
Fraglich wären Glück und Freiheit

Angesicht der riesigen Windmühlen
Des Aberglaubens fragt sich ob der
Kampf für freie Vernunft hier lohnt
Oder nur zum Don Quijote machte

jens tuengerthal 09.12.2018

Herbstgrauen

Manchen ist der Herbst ein Grauen
Mit Nebel Nässe und weniger Licht
Wird es draußen richtig ungemütlich
Drinnen dafür noch viel schöner

Im schon dezembrigen Spätherbst
Bei grauem Regenwetter drinnen
Durch Bücherwelten trocken reisen
Macht das Leben reich und wunderbar

Wie liebe ich den sonnig bunten Herbst
Im späten September und Oktober
Wenn erste Winde Blätter verwehen
Die Kastanien uns entgegenfallen

Dann aber wenn viele Tiere schlafen
Sich bereits winterlich zurückzogen
Blühe ich in meinem Bücherturm auf
Zum draußen grau leuchtet es Innen

Bücher als innere Leuchttürme sind
Die Traumfänger meines wachen
Winterschlafs in der Bücherhöhle
Der mich licht durch graue Zeit führt

jens tuengerthal 09.12.2018

Verkehrstote

Wer von Verkehrstoten spricht
Meint nicht Opfer der Fortpflanzung
Sondern meist deren Gegenteil
Wenn es wen auf der Straße erwischt

Über eine Millionen jedes Jahr
Mehr als zweihunderttausend in China
Mehrere tausend noch hierzulande
Werden diese Toten gern verschwiegen

Ein Tod überflüssiger als der andere
Nehmen wir sie als Opfer der Mobilität
Die angeblich so nötig wäre bloß hin
Was ist uns Leben wirklich wert

Weniger Mobilität und mehr Innehalten
Täten Menschheit und Umwelt besser
Aber wen interessiert das am Markt
Wo Zeit eben auch immer Geld ist

Einen Moment innehalten aber
Für Millionen Tote jedes Jahr wäre
Zumindest mal eine Geste im Strom
Überflüssiger millionenfacher Vernichtung

Weniger Individualverkehr bei zugleich
Deutlich erhöhter Sicherheit im Alltag
Mit mehr Problembewusstsein könnte
Millionen Menschenleben retten

Erstaunlich wie wenig uns das kümmert
Wie sehr wir uns geschützt noch wähnen
Bis wir nicht mehr sind aber dann ist es
Auch egal was mit uns noch sein könnte

Wer nicht mehr ist macht nur Platz für
Neues Leben irgendwo sagt die Natur
Ohne Wert für den einzelnen dabei
Ein steter Fluss von Tod und Leben

jens tuengerthal 09.12.2018

Eitergelb

Gelb ist der Eiter
Wo Entzündung krankhaft wuchert
Breitet sich manch ungesundes aus

Gelb sind die Straßen Frankreichs
Auf denen Neid und Missgunst wuchern
Sich mit Gewalt durchsetzen wollen

Ist die Bewegung der gelben Westen
Ein Krebsgeschwür des Kapitalismus
Oder typisch französische Folklore

Vermutlich sowohl als auch am meisten
Wie sich eine egoistische Bewegung
Vorgestriger Autofahrer wandelt zeigt es

Es ist typisch französich wie das Gefühl
Vieler Franzosen zu diesen Protesten
Ein wenig trotzig revolutionär gern

Die Bewegung war schlecht und falsch
Benutzt von nationalen Kräften zu hetzen
Wandelte sie sich im Verlauf wieder

Das nur soziale Deckmäntelchen
Wandelte sich zum Zweck an sich
Plötzlich kämpfen sie gegens Kapital

So sehr die Mehrheit beobachtend
Lieber abwartete so breit wird die
Zustimmung der Nation mit der Hymne

Nationale und linke Kräfte vereinigt
Für eine bessere gerechtere Welt
Toben ihren revolutionären Geist aus

Wie geschickt Macron nun reagiert
Entscheidet über sein Schicksal
Nach einigen Zumutungen zuvor

Seine Bewegung aus der Mitte
Trat an Frankreich zu reformieren
All das braucht seine Zeit

jens tuengerthal 09.12.2018

Samstag, 8. Dezember 2018

Sozialmoral

Was ist die richtige Tugend
Woher rührt das Laster
War manches heute Laster
In früheren Zeiten eine Tugend

Viele der Laster rühren noch
Aus dem Leben in der Wildnis
In denen sie uns Schutz boten
Bedingung des Überlebens waren

Von der Völlerei bis zur Wollust
Beim Geiz wie beim Zorn galt
Sie sicherten das Überleben
Besser als manch andere Taten

Erst die Zivilisation wie mit ihr
Das Übermaß der Dinge machte
Ursprünglich nötige Eigenschaften
Zu Lastern die umdefiniert wurden

Erstaunlich wichtig war dagegen
Den frühen Kulturen die Ehrlichkeit
Während ihnen unsere Kultur heute
Als ein System der Lügen erschiene

Hochgehalten wird die Ehrlichkeit
Teilweise verbunden mit Wahrheit
Wer immer diese kennen soll von
Allen Kulturen durch die Jahrhunderte

Der Mord heute das schwerste Verbrechen
Was mit lebenslänglicher Haft geahndet
War lange eine Frage der Ehre für viele
Frauen heirateten nie keinen Mörder

So verkehren sich die Zeiten wieder
Lange galten Leutnants als ehrenvoll
Heute werden sie wohl eher bemitleidet
Werden Soldaten gern Mörder genannt

Neugeborene haben noch keine Moral
Was uns angeboren ist dient höchstens
Zum guten Überleben im Urwald sichert
Aber nie dauerhaft Erfolg in der Zivilisation

Als Krücke zur Vermittlung der Moral diente
In vielen Kulturen die Religion deren große
Rolle für den Erhalt von Staatswesen damit
Deutlich wird ohne sonstige Wertschöpfung

Schnell bekam die Moral religiöse Sanktionen
Weil übersinnliches vielfach wirkungsvoller war
Als vernünftige Erklärungen oder Vereinbarungen
Insofern ihr Triebmittel irrationale Angst noch ist

Die Ordnung eines Gemeinwesens stellt andere
Oft gegenteilige Anforderungen an die einzelnen
Als es das ursprüngliche Waldleben noch tat
So veränderten sich Werte und Anforderungen

Die Entwicklung eines Rechtsweges vorab
Der vor Gewalt den Schwächeren schützt
Diente der Befriedung und der Vermeidung
Von Fehden wie sie lange noch üblich waren

Der Staat schränkte so die Freiheiten ein
Gewährte dafür aber ein mehr an Schutz
Was im staatlichen Gewaltmonopol mündete
Dem wir heute körperliche Gewalt absprechen

Das Auge um Auge und Zahn um Zahn wie es
In Teilen des Alten Testaments noch gängige
Sozialmoral war wurde durch den Rechtsweg
Als langfristig friedlicher darum nun ersetzt

Spannend schließt sich nun die Frage an
Ob Moral Quelle oder Frucht der Religion
Einst war und diese ihrem Wesen gemäß
Anordnete oder dafür immer benutzt wurde

Liegt die Moral der Religion zugrunde oder
Ist umgekehrt die Moral aus ihr gewachsen
War die Religion ein einfaches Mittel bloß
Zur Ordnung der Verhältnisse durch Mächtige

Diese Fragen werden religiösen Menschen
Immer anders beantworten als Beobachter
Denen die jeweiligen Mythen fremd bleiben
Werden ein eigenes Kapitel der Moral bald

jens tuengerthal 08.12.2018

Glückohne

Ist Glück ohne denkbar oder
Macht weniger nie glücklicher
Sondern bringt nur mehr uns
Größere Befriedigung im Leben

Entsagung als eine Qual ist nur
Für Masochisten eine echte Lust
Genießer würden das verneinen
Aber auch ein zuviel stets meiden

Wenn was ist schon mehr quält
Als ohne etwas sein es je könnte
Stellt sich die Frage was gut tut
Wobei weniger mehr sein kann

Für manches was wir festhalten
Quälen wir uns mehr als nötig
Statt lieber zu genießen was ist
Halten wir vergangenes zu fest

Manchmal kann auch der Verzicht
Auf Kleinigkeiten das Vorhandene
Wieder genießen lassen statt vor
Allem mehr Eskalation zu fürchten

Es gibt ein Glück ohne viel mehr
Was nicht im asketischen Verzicht
Sondern im konzentrierten Genuss
Mehr liegt als Schlemmer denken

War wir wirklich brauchen erkennen
Genießen mit weniger freier zu sein
Um in vollen Zügen ganz zu genießen
Statt immer nur halb irgendwie gehetzt

Um so älter ich werde desto mehr
Weiß ich was ich brauche und will
Wie vieles mir völlig entbehrlich ist
Auf was er mir wirklich ankommt

Glück ohne mehr aber mit weniger
Taugte zum Motto unserer Zeit die
Weniger aufgeblasene Blender braucht
Aber mehr Genuss friedlicher Ruhe

Weniger immer schädliche Flüge
Dafür mehr klimaneutrales Tun
Als Genuss entdeckter Langsamkeit
Mehr Würdigung dessen was ist

Was brauche ich wirklich unbedingt
Worauf kann ich leicht verzichten
Wie sehr befreit mich das weniger
Wieviel mehr habe ich ohne vom Leben

Mit und ohne sind die Maßstäbe der
Scheinbaren ökonomischen Vernunft
Doch steigern wir unseren Wert noch
Viel mehr mit weniger als gleich allem

jens tuengerthal 08.12.2018

Adventen

Advent heißt Ankunft
Die Christen feiern hier traditionell
Die Ankunft ihres Herren also Jesus
Insofern dreieinig zugleich aller

Jenseits des Hokuspokus die Symbolik
Die der ehemals Fastenzeit widerspricht
Auch wenn Rom sie erst 1917 aufhob so
Feiert das Volk ein Lichterfest in dunkler Zeit

Die gläubigen Geister scheiden sich schon
Ob sechs oder vier Wochen also je nach dem
Wie der Mond julianisch oder gregorianisch steht
Dem schlichten Numerus bis zum 24.12. folgend

Über Quersummen und Symbolik dieser Zahlen
Gibt es genug müßige Spekulationen die zu gerne
Tiefgründiges mit dunkel untergetaucht verwechseln
Es sei in diesem Advent auch lieber darauf verzichtet

Spannender ist wie das Christentum sich verlagerte
In seinen Schwerpunkten auf dem Weg nach Norden
Die Symbolik und Bedeutung passend umdrehte
Statt Ostern wurde im Norden Weihnachten zum Kult

Die Wiedergeburt des Lichts zur Wintersonnenwende
Feierten die Heiden lange bevor die jüdische Sekte
Neue Deutungsmacht überall für sich beanspruchte
Warum die Alleskönner sie schlicht integrierten

Advent also die Ankunft wurde früher für Könige
Zeremoniell gefeiert wenn sie sich die Ehre gaben
Wir feiern die Rückkehr der Sonne in neuem Gewand
Weihnachten hat mit Christus überhaupt nichts zu tun

Manche lästern über das bloße Konsumfest
Als seien sie in Kommunen lebend was besseres
Müssten die dostojewkischen Urchristen spielen
Die Orthodox wenn Ostern ganz groß feierten

Lichterketten überall und leuchtende Tannen
Als Symbol des Lichterfestes in dunkler Zeit
Stehen im Rhythmus der Naturreligionen noch
Die Naturbeobachtung in einen Kult umsetzen

Das christliche Mäntelchen darum ist Staffage
Die mit der eigentlichen Mystik nichts zu tun hat
Doch bis heute hält der Norden lieber an seinem
Lichterfest fest statt den spirituellen Ostergeistern

Fausts Geisterlebnis in der Nacht vor Ostern steht
Symbolisch für den zentralen mystischen Kult der
Historisch kaum einem präsent oder vermittelbar
Für Wiedergeburt und spirituelle Geistigkeit steht

Weihnachten dagegen redet einfach von Geburt
Einem natürlichen Vorgang am Ende der Zeit
Ohne Zyklus also der Schwangerschaft bei der
Die Schlepperei durch Geburt beendet wird

So feiere ich den Advent gerne in natürlich
Heidnischer Tradition als Lichterfest bevor
Die Sonne wieder zum mehr sich wendet
An den ewigen Zyklus der Natur erinnernd

Götter und all der Aberglaube sind mir fremd
Christus ist für mich ein durchgeknallter Rabbi
Dem einige in freudiger Erwartung dann folgten
Schadet heute nichts mehr beim Lichterfest

Wir haben die schwere traumatische Erfahrung
Der christlichen Okkupation inzwischen weitgehend
Säkularisiert überstanden können deren Hokuspokus
In unser altes Lichterfest aus Tradition integrieren

Manchmal tut es gut die Dinge vom Kopf auf die
Füße zu stellen und sich der Natur zu erinnern
Um entspannt den Advent als das zu feiern was
Es im winterdunklen Norden immer war ein Lichterfest

jens tuengerthal 06.12.2018

Freitag, 7. Dezember 2018

Politpropheten

Jetzt kriechen wieder
Die Politpropheten raus
Wissen sicher wer untergeht
Weil eine die Wahl gewann
Auf die sie nicht hofften
Machen sie sich selbst
Zur tragischen Kassandra
Leider von lächerlicher Gestalt
Wer wollte Troja untergehen sehen
Warum glaubt keiner der Schönheit
Apolls hintergründige Rache
Seltsam nur wäre wenn wer
Den lächerlichen Narren glaubte
So ist es wohl da tragische Leben
Der Politpropheten nach Irrtümern

jens tuengerthal 07.12.2018

Muttimacht

Souveränität und Macht zeigen
Sich erst im Abgang in voller Größe

Wer über seine Nachfolge entscheidet
Ohne sich zu beteiligen ist machtvoll

Merkel hat ihre Kandidatin AKK durchgesetzt
Mit kleinen Stichen Merz vorab bloßgestellt

Den Rest erledigte ihr Volk gehorsamst
Sie wissen wem sie ihre Macht verdanken

Es war dennoch eine ganz echte Wahl
Sogar mit bewährten Tischwahlkabinen

Natürlich hätte es anders enden können
Wäre Mutti ängstlich statt souverän gewesen

Sie aber tat alles für ihre Kandidatin
Humorvoll wie versöhnlich dankbar

Wer sogar seine Gegner noch umarmt
Zeigt unantastbare wahre Größe damit

Sie ähnelt langsam der Queen ein wenig
Die beiden schätzen sich ja auch längst

Natürlich hat AKK auch für den Sieg gekämpft
Doch jeder wusste sie war Muttis Kandidatin

Die mächtigste Frau der Welt hat es allen
Am Ende nochmal gezeigt wie sie herrscht

Lästert über sie und spottet mit Lügen
Sie lehnt sich souverän zurück und siegt

Er kam sah und siegte sagte einst Cäsar
In göttlichem Dünkel Dritter Person schon

Merkel hat nichts dergleichen mehr nötig
Lässt sogar Seehofer ein Loblied singen

Wäre sie nicht demokratisch gewählte
Kanzlerin ihre Herrschaft wäre absolut

Katharina die Große ziert ihren Schreibtisch
Jene machtvolle Askanierin gleicht ihr sehr

Nie hätte ich gedacht so über diese Frau
Die nicht mal essen konnte zu schreiben

Sie hat viele überrascht und nicht nur den
Einst Andenpakt letzmals völlig entmachtet

Dies tat sie mit einem Lächeln im Gesicht
Nach ihrem vornehmen Rückzug mit dem Florett

Manch ländlicher CDU-Ritter zückte einst noch
Den Zweihänder lieber sie lachte nur darüber

Die Trumps und Putins mit diesem Lächeln
Vor die Wand laufen lassen wäre genial

Größe und souveräne wie elegante Ausübung
Von geliehener Macht zeigt echte Persönlichkeit

Kann mich davor völlig neidlos verneigen
Diese Frau hat es dezent allen gezeigt

Dieser Kurs verändert das Land und die Welt
Trump ist die Trotzreaktion scheinbar darauf

Doch der Kurs steht schon lange fest
Ein Merz hätte nur ein wenig gebremst

Es geht weiter wie gehabt und doch
Wird Merkel nun zur historischen Figur

jens tuengerthal 07.12.2018

Tischwahlkabinen

Sind sowas von richtig Deutsch
Wer sich je darüber Sorgen machte
Die CDU verstünde ihr Land nicht
Mit der Tischwahlkabine ist alles klar

Weniger Bewegung bei gleichzeitig
Höherer Bequemlichkeit werden so
Die Formen aufs Feinste gewahrt
Sie sind manifestierter deutscher Geist

Geschützt vor Nachbars bösen Blicken
Wählt so der Delegierte normgerecht
Entfaltet seine Burg als Heimat wieder
Die eine feste den Gläubigen sei

jens tuengerthal 07.12.2018

Mutti Adé

Merkel nimmt langsam Abschied
Von der Macht und ihren Spielen
Sprach wie befreit selbstironisch
Manche sahen Tränchen bei ihr

Sah und hörte keine Tränen
Es war nüchtern und trocken
Dabei intelligent und witzig
Typisch die reife Merkel eben

Einige werden darüber lästern
Andere respektvoll schweigen
Schwiege nun auch gerne
Ihre klugen Worte im Ohr

Was wurde über die Ossi-Frau
Bei ihrem Antritt noch gelästert
Sie hat es allen noch gezeigt
Behielt Humor und ging beizeiten

Wirkliche Größe zeigt sich darin
Zu wissen wann es genug ist
Ein Wechsel nötiger wird wer
Sich zurücknehmen kann

Viele kritisierten einst ihr Zögern
Etwa bei Hilfe für Griechenland
Oder der Reaktion auf Flüchtlinge
Als es schlicht wir schaffen das hieß

Viel mehr werden sie in Erinnerung
Loben für ihre weise Achtsamkeit
Die Zeit wird sie strahlen lassen
Weil sie kein Medien Star war

Preußisch korrekt erledigte sie
Anstehende Aufgaben zuverlässig
Selten mit großer Euphorie dabei
Dafür nüchtern und sachlich

Sachlich stets zu bleiben sei auch
Was ihre Politik ausmachte meinte
Die Kanzlerin in ihrer guten Rede
Die doppelbödig witzig wie nie war

Eine Hamburgerin kehrt heim
Zu ihrem letzten Parteitag denn
Warum sollte eine Frau die Curie
Wie Katharina verehrt sich das antun

Offen noch was aus der Partei wird
Ist es mir noch relativ egal weil es
So oder so das Gefüge verändert
Die einen stärkt andere schwächt

Rückt die Partei nun weiter nach rechts
Wird sich der AfD bald erledigt haben
Andersherum trifft es wohl die SPD
Was für die Demokratie tragischer wär

Hinter die starke selbstbewusste Mitte
Der Frauen die alles können kann nun
Keiner mehr zurück oder an warum es
Klüger sein kann es ihnen zu überlassen

Abwarten und Tee trinken heißt es nun
Was immer die Delegierten entscheiden
Es wird das Land irgendwann verändern
Was klingt als wäre Politik interessant

Am meisten beneide ich aber Merkel
Wobei der Neid es ihr mit Respekt gönnt
Dass sie bald viel mehr Zeit haben wird
Als dann hoch respektierter Pensionär

Sie wird es glaube ich zu schätzen wissen
Wieder in Ruhe gute Bücher zu lesen
Kartoffelsuppe selbst zu stampfen und nach
Neuland nur mal nebenbei zu zwinkern

jens tuengerthal 07.12.2018

Verdächtigungsglück

Manche verdächtigen gerne
Projizieren all ihre Zweifel
Auf ihren erwählten Verdächtigen

Unvorstellbar erscheint ihnen
Dass dieser nichts böses will
So wird ihr Wahn zur Realität

Sie reden von Vorstellungen
Als seien sie längst Wirklichkeit
Klagen nach diesen dann an

Natürlich sind die Klagen erfolglos
Wo nur Wahn bleibt fehlen die Beweise
Aber das nehmen Sie nicht mehr wahr

Vielleicht ist solche Wahrnehmung
Eine wirklich große Gnade verglichen
Sie formt die Welt nach ihrem Horizont

Welch Glück wenn immer sicher eintritt
Was allen unseren Vorstellungen auch
So oder so vollständig entspricht

Schade nur wenn daran die Realität
Die noch viel schöner sein könnte
Am Ende da unvereinbar scheitert

jens tuengerthal 07.12.2018

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Nickolügen

Gibt es überhaupt den Nikolaus
Sollen wir Kinder lieber anlügen
Oder die Wahrheit darüber sagen
Damit sie ohne Lügen aufwachsen

Bin gänzlich ohne all das aufgewachsen
Da wollten mich meine Eltern nie anlügen
Wir beschenken uns gegenseitig hieß es
Aus historischen Gründen zum Gedenken

Andere finden die Lügen so romantisch
Lachen jedes Jahr wieder über Geschichten
Die Kinder noch vom Nikolaus erzählen
Oder vom Weihnachtsmann und Wunschzetteln

Frage ich diese ob ihnen diese Lügen
Der Eltern nicht geschadet haben
Lachen sie nur und beteuern stets
Aufrichtig das Gegenteil und lügen weiter

Was ich davon halten soll wusste ich
Lange selber nicht so ganz genau
Heute bin ich da gelassener weil
Das eben auch ein Aberglaube ist

Der Aberglaube ist frei und gleich
Sogar die NASA pflegt ihn lange
Mit Santa Claus Verfolgung im Netz
So absurd es für Behörden klingt

Wer Spaß daran hat soll damit leben
Zum Glück war ich mir damals mal einig
Mit der Mutter meiner Tochter dass
Wir es lieber ohne Aberglaube machen

Andere lügen wieder weil ihnen anderes
Viel wichtiger ist als die Aufrichtigkeit
Gegenüber den eigenen Kindern die
Noch in einer anderen Welt leben würden

Zum Glück muss ich es nicht beurteilen
Denke ich heute gelassener als jemals
Mag doch jeder aussuchen was ihm gefällt
Der Geist der Aufklärung stirbt nicht daran

Vielleicht werde ich heute auch noch zum
Nikolaus für die eine oder andere ohne
Irgendwen dabei anlügen zu wollen
Einfach weil es so romantisch ist

So ist wohl manches grundsätzlich blöd
Nüchtern betrachtet völlig bescheuert
Hat nichts mit Vernunft noch zu tun
Aber dann doch wieder so schön

So möge jeder den Nikolaus genießen
Wie es ihm oder ihr gerade so gefällt
Muss nichts mehr besser wissen als
Andere Menschen nur glücklich sein

jens tuengerthal 06.12.2018

Lebensmitte

Wann ist eigentlich die Lebensmitte
Gibt es dafür ein konkretes Datum
Beruht es auf bloßen Schätzungen
Wird es vom Tod zurück gerechnet

Betrachte ich meine beiden Großväter
Habe ich die Mitte bereits überschritten
Schaue ich mehr auf den Durchschnitt
Bin ich jenseits aller Mitte schon lang

Nehme ich mein jetziges Alter als Ganzes
Lag die Mitte bei etwa Mitte zwanzig was
Etwa meine Frau noch nicht erreicht hat
Für sie liegt Mitte zwischen 12 und 13

Wenn ich alter Sack irgendwann 50 werden
Wird sie kurz davor 25 und wir Hälfteln also
Ob wir das dann auch mittig tun hängt von
Vielen verschiedenen Faktoren immer ab

So scheint die Mitte ein relativ weiter Raum
Zwischen noch nicht und schon vorbei liegt
Was gerade ist und uns darum immer wieder
Als Mittelpunkt des Lebens gerade erscheint

Irgendwann sind wir nicht mehr Jugendliche
Wollen aber auch noch keine Alten sein
Hoffen auf die doch irgendwie goldene Mitte
Deren Durchschnitt statistisch wohl steigt

Die Zukunft gehört sicher den Alten die sich
Nun in der Mitte wähnen um zu genießen
Zumindest kreist ihr Denken nicht weniger
Um die Mitte als schon in der Pubertät

So gesehen nähere ich mich gerade wohl
Unaufhaltsam der Mitte aller golden agers
Wie die Amis es im Schönsprech nennen
Was als Aussicht doch nicht so schlecht ist

Lebensmitte ist ein relativ ungenauer Begriff
Hatte Frauen zwischen 19 und jenseits 50
Auf Partnersuche also ein eher weites Feld
Um mittlere Gemeinsamkeiten zu finden

Beginnt die Mitte wo wir volljährig werden
Oder wenn keine Teenies endlich mehr
Noch als Twen oder erst ab 30 frühestens
Fühle mich erst seit 40 langsam mal so

Aber eben mal so und mal so und dann
Wieder ganz anders je nach Stimmung
Wenn ich in Clubs wild tanze bin ich jung
Am nächsten morgen dafür oft schon uralt

Wähnt sich meine 25 Jahre jüngere Frau
Weit jenseits der Mitte in ihrer Lebenserfahrung
Oder nur was ihren Teint betrifft aber niemals
Hinsichtlich Geist oder Erfahrung im Leben

Werde mich hüten dazu zu mutmaßen
Denn nichts ist ein größeres Tabu für
Männer als das Alter der Frauen egal
Welcher Mitte sie sich gerade nähern

War es bei mir jemals im Leben anders
Meinte ich nicht immer alles zu wissen
Wurde mir erst über 40 klar wie wenig
Überhaupt ich von allem verstehe

Wer sich in der Mitte wähnt meint auch
Die Welt drehe sich nur um ihn was
Gewisse Auffälligkeiten im Verhalten
Mancher Zeitgenossen verständlich macht

Rein mathematisch habe ich wohl meine
Halbwertszeit nun bereits überschritten
Aber was weiß ich schon von der Mitte
Wie dem dann nur noch halb fernen Ende

Müsste ich mir dann ein Ende auch setzen
Wenn ich was jetzt war Mitte nannte und
Dann das Doppelte bereits überschritt was
Ja jedem jedes Jahr im Leben passiert

So lasse ich die Mitte lieber gänzlich offen
Als ginge ich von hier bis Wladiwostok und zurück
Am besten noch zu Fuß ohne die etwa
Schwankungen des Klimas zu beachten

Was konkret mit Statistiken begann endet
Relativ absurd im offenen weiten Raum
Zwischen Taiga und Nichts der Eiswüste
Kommt es auf die Mitte nicht mehr an

jens tuengerthal 06.12.2018

Lebensende

Leben endet mit dem Tod
Fraglich nur welchem und
Wie lange wer es feststellt

Wir unterscheiden dabei
Den Hirntod als irreversibel
Vom nur relativen Herztod

Letzteren kenne ich schon
Vom ersteren weiß ich nichts
Wenn er da ist bin ich nicht mehr

Wer Leben vorher beendet wird
Als Mörder oder Totschläger bestraft
Außer er fährt Auto oder es ist seins

Bisher erlauben wir nicht Leben
Vorab günstiger zu verkaufen
Etwa um Rente noch zu sparen

Wir verbieten sogar die Hilfe dabei
Das Leben selbst zu beenden was
Wenn erfolgreich keinen Täter hat

Wir riskieren täglich massenhaft
Leben ohne schlechtes Gewissen
Wenn dies unsere Konvention ist

Welches Leben wieviel wert ist
Scheint dabei relativ veränderlich
Zwischen Auschwitz und Schlachthof

Trotz der real existierenden Relativität
Wollen wir Leben absolut schützen
Solange es nicht zu viel kostet dabei

Das Leben endet im Nichts
Das Nichts aber ist grenzenlos
Ohne Anfang und Ende

Sind wir also nur relativ tot
Oder waren wir nur relativ lebendig
Was bleibt fürs absolute übrig

Ende fängt an wie es aufhört
Anfang unterscheidet da fein
Dazwischen passiert relativ viel

jens tuengerthal 06.12.2018

Lebensanfang

Wann beginnt das Leben eigentlich
Mit der Vereinigung von Ei und Samen
Nach einigen Wochen der Existenz
Wenn es unabhängig leben kann

Bilden Kind und Mutter dabei eine
Natürliche Symbiose eigener Art
Über die kein Mann urteilen darf
Oder ist Leben egal wie geschützt

Grenzen ziehen ist immer schwer
Beschränkt unsere freie Natur
Sind diese überhaupt noch nötig
Um Mörder zu unterscheiden

Es wehren sich die gleichen gegen
Eingriffe in das Genom wie für den
Schutz der Freiheit durch Abtreibung
Was logisch eigentlich paradox ist

Zeit über das Leben zu reden
Wann es absoluten Schutz verdient
Wann es noch gar keines sein kann
Wann wir uns besser zurückhalten

Immer verdient es Schutz wenn
Individuell als solches lebend
Was für Leben in der Gebärmutter
Ab der Befruchtung sicher gilt

Soweit wir außerhalb befruchteten
Zumindest sicher ab der Einnistung
Was relative Grenzen bereits zeigt
Dennoch unterscheiden wir dabei

Sind pragmatisch zugunsten der
Armen Schwangeren wie ihrer
Damit eingeschränkten Freiheit
Frau ist also wichtiger als Leben

Leichen können noch gebären
Wie Kinder in sich wachsen lassen
Welches Leben da schutzwürdig ist
Würde logisch keiner mehr fragen

Wir schützen das Leben absolut
Wer Neugeborene tötet ist uns
Darum ein schlimmer Mörder
Wer vorher tötet aber nicht

Sind nach der Logik des Gesetzes
Nicht alle Verhütungsmittel die
Eine Einnistung befruchteter Eier
Verhindern stets Beihilfe zum Mord

Gilt die Strenge erst wenn wir nicht
Nur im Reagenz zeugen sondern
Auch gesund aufziehen können
Welche Unterscheidung ist gerecht

Egal was in diesem Bereich Recht wird
Wurde es immer über den Bauch der Frau
Die ein Leben lang für ein Leben danach
Verantwortlich gemacht werden kann

Leben beginnt nicht mit Sex
Welch naive Illusion ohne Natur
Leben beginnt nach dem Kampf
Ums Überleben nach dem Sex

Individuell neu wird die Existenz
Wenn sich Ei und Samen treffen
Damit eigentlich absolut geschützt
Geschähe nicht alles im Mutterbauch

Wir erlauben aus vernünftigen Gründen
Eine Relativierung des Lebens bereits
Ab seiner Entstehung wollen aber zugleich
Mit absolutem Anspruch schützen

Wir könnten die Grenzen damit logisch
Auch frei verschieben in jede Richtung
Also Leben erst eine Woche nach der
Geburt wie Monate davor beginnen lassen

Es ist eine bloß willkürliche Entscheidung
Beeinflusst von verschiedenen Faktoren
Soziologischen wie biologischen am Ende
Doch nur formal juristische Willkür

Was also ist uns das Leben wirklich wert
Können wir auch willkürlich beenden etwa
Wenn die angesparte Rente aufgebracht
Oder wäre das schon wieder ein Mord

Traue mich kaum soweit zu denken doch
Rein logisch relativiert sich der Wert des
Lebens absolut wenn ich damit anfange
Doch scheint es mir leider alternativlos

jens tuengerthal 06.12.2018

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Wunschlos

Wo wären wir wunschlos glücklich
Können Deutsche das je erreichen
Wäre es die Erfüllung aller Träume

Ist wer keine Träume mehr hat
Noch glücklich zu nennen oder
Nie weil das Ziel Glück genug

Könnte das Nichts ein Glück sein
Würde es eine Fee als Wunsch
Schenken können oder logisch nie

Wenn was es nicht gibt uns zu dem
Was nicht mehr ist bringen würde
Wäre nichts mehr von uns übrig

Weil aber aus nichts nichts wird
Also immer etwas war stellt sich
Die Frage zu keiner Zeit mehr

Die Beschäftigung mit dem Nichts
Hat so ganz nebenbei noch die
Schöpfungsgeschichte vernichtet

So ist das Nichts doch zumindest
Zu etwas nütze gewesen indem
Kein Nichts Erkenntnis schöpfte

jens tuengerthal 05.12.2018

Neulandterrain

Merkel hat erstaunlich viel Humor
Sogar im Neuland KI nimmt sie
Sich in Reden als Opfer hopps
Und nennt es nichtdurchschritten

Sie bleibt etwas spröde aber dabei
Mit Erfahrung gelassen gewandt
Weiß die Internetgemeinde genau
Zu nehmen wie sie es auch liebt

Ernst in der Sache aber dabei doch
Aufgrund von Erfahrung so gelassen
Dass sie sich sogar über sich lustig
Machen kann ohne Wimpernzucken

In solchen Momenten wird deutlich
Wie sehr ich sie vermissen werde
Wenn sie wohlverdient bald geht
Denke ich etwas wehmütig dann

jens tuengerthal 05.12.2018