Donnerstag, 14. September 2017

Einsamkeitsleid

Sich immerhin zu hören
Ist besser als gar nichts
Vom anderen zu wissen
In der so realen Ferne

So hangeln wir uns dann
Den Knopf im Ohr weiter
Von Tag zu Tag doch ist
Jedes Wort zu wenig

Zu wenig den Schmerz
Zu stillen der fühlen will
Zu wenig für zwei die sich
Zu gut kennen im Sehnen

Das Leiden an der Ferne
Ist auch groß und schön
Zeigt es uns doch wie groß
Diese Liebe sich anfühlt

Nicht ohne einander sein
Zu wollen sagt sich leicht
Wenn wir uns gerade ganz
Hatten ineinander versunken

Doch wissen wir es erst dann
Im Leiden ohne einander sicher
Dass alles so kommen wird wie
Wir es uns wortreich träumten

Nicht mehr ganz sein ohne dich
Sich nur halb fühlen am Morgen
Im leeren Bett gibt Gewissheit
Über die Größe dieser Liebe

So schafft unser beider Leiden
Auch Gewissheit füreinander
Bestätigt das schönste Gefühl
Erfüllt mich also auch mit Glück

So zeigt sich im Leben manchmal
Das Schönste erst wenn wir es
Gerade entbehren und schenkt so
Im Schmerz schönste Gewissheit

Sich räumlich trennen müssen
Um sich in der Ferne zu finden
In größerer Gewissheit der Liebe
Macht mich unglücklich glücklich

So ist die Dialektik wohl ein Teil
Unserer Natur mit der wir leben
Müssen warum wir sie besser
Genießen wie sie eben ist

Freue mich wie sehr ich dich
Voller Liebe vermisse und mehr
Noch an deiner Sehnsucht auch
Wie schön doch alles sein wird

So verwandelt sich das Leiden
Wenn es unerträglich schon scheint
Wieder in Glück durch die Teilung
Was alles doppelt schön macht

jens tuengerthal 14.9.2017

HiHa 048

Familienmacht

Große Familien
Beherrschten die Renaissance
Habsburg und Fugger

Medici mit Rom
Valois und Navarra
Viele Heinriche

Bürger wurden erst
Als Bänker allmächtiger
Geld trieb schon die Welt

Päpste mit Kindern
Huren mächtiger noch als
Alle Könige

Über allem weht
Der Geist der Antike weiter
Aus Büchern zurück

jens tuengerthal 14.9.2017

Tee Haiku 0027

Sektenwahrheit

Sekten verkünden
Ihre Wahrheit gern allen
Meinen es nur gut

Gut meinen ist meist
Das Gegenteil von gutem
Tun also egal

Sekten sind sowohl
Politisch als religiös
Selten so genannt

Heißen dann Kirchen
Oder die Partei beide
Haben immer recht

Nenne sie Sekten
Alle diese Besitzer
Höherer Wahrheit

Hoffen auf ein Heil
Mit ihrer Wahrheit selig
Glauben ans Böse

Was dort der Teufel
Ist da Kapitalismus
Beides ähnelt sich

Himmel oder doch
Lieber den Kommunismus
Klassenlos selig

Wahrheit wäre eins
Was irreal doch beides
Ohne Kompromiss

Freiheit sucht Wege
Miteinander doch eher
Wählt Demokratie

Macht für die Masse
Erscheint eher zweifelhaft
Betrachten wir sie

Alternativlos
Jedoch im Vergleich bis jetzt
Was hilft da Klagen

Abstand halten hilft
Den Überblick bewahren
Besser noch mit Tee

jens tuengerthal 14.9.2017

Nähegefühl

Sich Sorgen machen liegt
Eher nicht in meiner Natur
Manchmal passiert es doch
Dann ist leider meist was

An die Liebste besorgt heute
Gedacht als sie mit dem Rad
Dublin entdecken fuhr dort also
Halbblind und links verkehrend

Zwischen Bus und Straßenbahn
Plötzlich in den Schienen fiel sie
Wie ich viel später erst erfuhr
Voller Schrecken und Sorge

Sie hat es überlebt und ließ sich
Beim Erkunden nicht lange stören
Ein älteres irisches Ehepaar aber
Rettete sie von der Straße dabei

Weit weg ohne ihr helfen zu können
MIt also begründeter Sorge allein
War ich nur froh wie gut es ihr ging
Wie sie es tapfer alles überstand

Staune wie nah wir uns schon sind
Dass ich fühle wenn etwas passiert
Freue mich über diese große Liebe
Die solch ein Unfall noch vertieft

Noch näher aber fühlte ich mich
Als sie mir die Bilder schickte
Von den schönsten Buchläden
Die sie danach noch besuchte

So teilen wir auch die große Liebe
Zu den Büchern von der uns auch
Ein Unfall nicht abhalten kann wie
Glücklich bestaunte ich die Schätze

So wächst unsere Bibliothek nun
Auch von der Insel aus weiter
Teilen wir die bibliophile Liebe
Wie wunderbar nah sind wir uns

So endet der Tag nach einem
Großen Schreck selig verliebt
Voller Vorfreude auf das bald
Wieder gemeinsame Lesen

Nun teilen wir auch die Erfahrung
Des Fahrradunfalls noch beide
Wie froh bin ich dass es gut ging
Denk an meine Liebste auf der Insel

jens tuengerthal 13.9.2017

Mittwoch, 13. September 2017

HiHa 047

Traditionswege

Italien hatte
Die Renaissance mit ihrem
Befreiten Denken

Frankreich Aufklärung
Wie Revolution des Volks
Einen Montaigne

Deutschland dagegen
Schaffte bloß Reformation
Bleibt weiter gläubig

Schlug sich infolge
Lieber Jahrzehnte noch um
Den wahren Glauben

Auch Frankreich tat es
Mit den Hugenotten noch
Doch dann war Ruhe

Italien aber
Einig katholisch immer
War da wohl weiter

Damit alles so bleibt
Wie es ist muss sich logisch
Alles verändern

Die Reformation
War Revolution auf deutsch
Mit Genehmigung

Europa versteht
Wer seine Geschichte kennt
Die Geister formte

jens tuengerthal 13.9.2017

Tee Haiku 0026

Mittelstark

Liebe die Mitte
Extremisten streiten laut
Mag leise Töne

Wer noch Ruhe will
Wird lieber Mitte wählen
Als die Schreihälse

Trinke lieber Tee
Er ist auch unaufdringlich
Genuss im Stillen

Was wirklich fein ist
Braucht keine laute Werbung
Um besser zu sein

Mit Understatement
Zeigst du viel eher Format
Mehr sein als scheinen

jens tuengerthal 13.9.2017

Dienstag, 12. September 2017

Bildwechsel

Du wechseltest dein Profilbild
Wieder bist du wunderschön
Wie du dort auf der Insel fein
Bestrumpft im Fenster sitzt

Natürlich siehst du gut aus
Und doch fremdel ich erst
Mit dem neuen Bild von dort
Aus der Ferne in der du lebst

Was vertraut war ist schön
Alles Neue dagegen bleibt
Von da und so ist es fern
Es fehlt mir was gewohntes

Du bist in die Welt gezogen
Erkundest dein Universum
Schaue von Ferne voll Liebe
Dir dabei zu und staune nun

Warum konnte ich nicht sagen
Wie schön das neue Bild ist
Was es offensichtlich ja ist
Weshalb fremdelte ich so

Eine geht und einer bleibt
Diejenige die ging erlebt nun
Alles neu während ich bloß
Von Ferne alles bestaune

Freue mich sehr für dich
Wie du alles dort genießt
Seltsam wie Veränderung
Uns durcheinanderbringt

Nun bist du wirklich ganz da
Sehe dich überall im Fenster
Sitzen das irische Tagebuch
Bölls in deinen Händen halten

Bin auch darin immer bei dir
Und doch ist es nun wirklicher
Dass du ein neues Zuhause
Dort gefunden hast im Fenster

So sind es die kleinen Dinge
Die uns erst bewusst machen
Was sich verändert im Leben
Wenn einer mal nicht da ist

Nicht mal ein Jahr ist nichts
Gemessen am Leben das wir
Längst teilen wollen und teilen
Sag ich mir zur Beruhigung

Es war nur ein Bildwechsel
Nicht wichtig und ich bin so
Stolz wie schön meine Frau ist
Aber irgendwie fehlte mir was

Wir lieben uns und wissen darum
Sind glücklich ohne jede Frage
Nur der Schmerz des Vermissens
Wurde heute sichtbar größer

jens tuengerthal 12.9.2017

HiHa 046

Erfindergeist

Druckerpresse war
Schlüssel zur Reformation
Wort vervielfältigt

Gutenbergs Genie
Ließ Luther erst frei laufen
Dürer gab Bilder

Buchdruck wurde zum
Smartphone der Renaissance
Umsturz mit Worten

Frankreich druckte uns
Montaigne und Lukrez neu
Deutschland die Bibel

Wo steht Europa
Laizismus als Prinzip
Aberglaube noch

Glaubensfreiheit muss
Wieder neu gedacht werden
Eben ganz ohne

Was bleibt von Göttern
Wenn ohne alles sein kann
Denkt es zu Ende

jens tuengerthal 12.9.2017

Tee Haiku 0025

Innehalten

Einer gestorben
Alle gedenken seiner
Geboten traurig

Wenig Feinde hat
In der Politik nur wer
Keine Rolle spielt

Heiner Geißler hat
Gegner genug wohl gehabt
Bedeutend zu sein

Verdächtig allein
Wie gut alle nun reden
War lang genug weg

Sind sie nun Römer
Die nichts als gutes sagen
Über die Toten

Es bremst den Wahlkampf
Was besser für Merkel ist
Und Schulz ist egal

jens tuengerthal 12.9.2017

Montag, 11. September 2017

Inselgang

Erstmals allein erwacht
Fehlte meine Liebste sehr
An diesem sonnigen Morgen
Als der Himmel über Berlin
Mit kleinen Wölkchen blau war

Hörte und sah nichts von ihr
Vermisste sie über den Tag
Merkte was plötzlich fehlt
Der es sich vorher gar nicht
Vorstellen konnte wie es wäre

Dann kamen ihre vielen Bilder
War mit ihr in der allerschönsten
Bibliothek des Trinity College
Wanderte in Bildern mit ihr die
Küste in Wind und Wellen entlang

Wie traumhaft nah war sie da
Wie schrumpfte die Ferne uns
Wie schön wäre es dies zu teilen
Wie dankbar bin ich dafür dass du
Wie ich fühlst und dich sehnst

Den Gang über die Insel geteilt
Bildlich neues erobert was wir
Früher nur in Worten beschrieben
Ist so fühlbar präsent so bin ich
Dankbar für die heute Technik

Liebe braucht keine Technik
Sie fühlt sich einfach ohne alles
Aber mit wird das Vermissen
Doch irgendwie leichter
Und das ist gut so

jens tuengerthal 11.9.2017

HiHa 045

Zeitvergleich

Zeitvergleich über
Zeiten hinweg verführt uns
Zum falschen Denken

Was heute brutal
War damals völlig normal
Untereinander

Hinrichtung war ein
Volksfest in der Renaissance
Mord nur ein Geschäft

Drohnen gab es nicht
Atombomben warf keiner
Panzer nur Idee

Leonardo hat
Sie damals schon entworfen
Heute töten sie

Vergleich liegt eher
Daneben warum wir wohl
Besser nun schwiegen

Wortlos ist feige
Darum sparen wir uns nur
Den Vergleich künftig

jens tuengerthal 11.9.2017

Tee Haiku 0024

Fliegergruß

Flieger grüß mir die
Sonne die Sterne den Mond
Sangen einst alle

Nach 9/11
Wurde es eher zynisch
Flieger als Waffen

16 Jahre nun
Bombenterror weltweit ist
Genug Amerika

Schwört doch alle ab
Dem ollen Aberglauben
Gewalt hilft keinem

Seid lieber friedlich
Damit endlich Frieden herrscht
Krieg ist Terror

Trinke meinen Tee
Heute grüne Vanille
Vielleicht hilft es ja

jens tuengerthal 11.9.2017

Sonntag, 10. September 2017

HiHa 044

Freigeist

Solang wir fürchten
Etwas wäre über uns
Denken wir unfrei

Leben genießen
Wie Natur zu lieben reicht
Glücklich zu bleiben

Es geht um Menschen
Mehr als um Götter endlich
In der Renaissance

Schönheit würdigen
Heißt Menschen lieben können
Bedeutet erst Freiheit

jens tuengerthal 10.9.2017

Tee Haiku 0023

Sorgentee

Verwandte in Not
Sind mitten im Hurikan
Bangen um ihr Haus

Trinke dabei Tee
Unter blauem Himmel hier
Ist Natur friedlich

Sie wohl ohne Strom
Können keinen Tee machen
Hoffentlich geht es gut

Wie dekadent ist
Wer von seinem Tee erzählt
Während dort Not herrscht

Ändert sich etwas
Wenn ich keinen Tee trinke
Frage ich nun nicht

Klimawandel schafft
Starke Stürme überall
Zufall wen es trifft

Teilnahmslos wäre
Verkehrt unklar nur was sonst
Irgendwem helfen kann

Vielleicht hilft nachdenken
Merken nichts tun zu können
Macht bescheidener

Trinke meinen Tee
Freue mich darüber mehr
Zumindest etwas

jens tuengerthal 10.9.2017

Abflug

Die auf die ich abfliege
Ist nun auch abgeflogen
Und so nicht mehr da
Was uns unterscheidet

Bin ja immer da um zu
Bleiben wo ich bin weil
Bescheiden an Verstand
Mir voll genügt was ist

Harre hier ihrer wie der
Dinge die da kommen
Wer sich bewegt sieht mehr
Wer bleibt hat stets mehr Zeit

Folgt ihren immer Träumen
Auf die grüne Insel nun die
Schöne Fee die mich längst
Verzaubert und verliebt machte

Elfengleich schwebt sie nun
Westlich über das Wasser
Zu den Schafen und James
Der Odysseus neu erzählte

Möge sie sich nicht verirren
Wie der Grieche des Homer
Oder wie der des Joyce nur
Verlorene Zeit wiederfinden

Was weg ist ist nicht da
Wenn was nicht mehr da ist
Macht es uns bewusst was ist
Wie schön daran zu erinnern

Phasenweise Abwesenheit
Erhöht die Sehnsucht logisch
Exponentiell immer wieder
Ein Mittel gegen Monotonie

Zu schätzen wissen was ist
Besonders wo es nicht da
Lässt manches uns ertragen
Mehr ist nur anwesend sein

So gesehen ist es gut so
Über mehr denke ich erst
Nach wenn die Liebste dann
Irgendwann wieder da ist

Iens tuengerthal 10.9.2017

Samstag, 9. September 2017

HiHa 043

Zeitgleichung

Renaissance war auch
Die Zeit der Entdeckungen
Wie des Völkermords

Imperien wuchsen
Um die Welt herum wieder
Nach Europa kam das Gold

Die Macht des Goldes
Ließ Reiche auferstehen
Wie schnell vergehen

Bänker regierten
Erstmals die Welt unter Karl
Der Fürsten kaufte

Der letzte Ritter
War noch des Weltenkaisers
Opa gewesen

Verwandlung vom Reich
Ins Imperium war doch
Wenig märchenhaft

Gegenwart verklärt
Gerne Geschichte ohne
Zu wissen was war

jens tuengerthal 9.9.2017

Tee Haikus 0022

Von Enge und Weite

Enge der Formen
Kann Reize noch erhöhen
Wenn welche da sind

So folgt mein Frühstück
Einem festen Ritual
Zu dem Tee gehört

Teezeremonie
Würde ich es nicht nennen
So lang nichts abweicht

Suchen wir Regeln
Uns hier zurechtzufinden
Was wäre ohne

Auch Sex ähnelt sich
Mit kleinen Varianten
Doch in aller Welt

Noch mehr gemeinsam
Macht uns weniger einsam
Liebe ist heilsam

jens tuengerthal 9.9.2017

Danach

Ruhig liegst du neben mir
Sollte dir doch noch vorlesen
Von der Lust ganz erschöpft
Aber bist du eingeschlafen

Schreibe auf deinem Rücken
Den ich eben noch massierte
Kraule die eine Stelle am Hals
Doch dein Atem bleibt ruhig

Wie schön du so da liegst
Hat dich der Schlaf gefangen
Nach dem langen wilden Ritt
Denke ich nun völlig glücklich

Beieinander schlafen können
Kann manchmal schöner sein
Als nur miteinander wie alle
Fühle dabei immer mehr Liebe

Was für ein Glück sich zu haben
Wach kann jeder was wollen
Aber friedlich glücklich schlafend
Kann sich keiner einfach stellen

So spüre ich in deinem Schlaf
Unsere Liebe noch viel mehr
Vielleicht weil du nichts weißt
Oder weil ich schon träume

jens tuengerthal 9.9.2017

Freitag, 8. September 2017

HiHa 042

Glaubenszweifel

Glaube ist alles
Wo Zweifel kommen nicht mehr
Dafür kommt Freiheit

Renaissance begann
Mit Zweifeln am noch Glauben
Aus Vernunft heraus

Wiedergeburt da
Kritischer Geist geweckt
Aus antiken Schriften

Aus Büchern kam die
Freiheit wider den Glauben
Sie erhielten Geist

Hüte die Bücher
Als Quellen unsrer Freiheit
Für alle Zeiten

jens tuengerthal 8.9.2017

Tee Haiku 0021

Tageszeit

Nach ganz kurzer Nacht
Ist später Vormittag Morgen
So verschiebt sich Zeit

Erde umreisen
Verschöbe Zeit genauso
Nur unruhiger noch

Tee trinken aber
Hält alle Zeit feiner an
Drum bleib ich immer

jens tuengerthal 8.9.2017

Donnerstag, 7. September 2017

(S)exklusivvertrag

Vom Riesling verführt
Genossen wir uns ganz
Was wir immer gerne tun
Weil nichts schöner ist

Sie ist für mich die Beste
Ein Wunderweib in allem
Schöner als je geträumt
Einfach alles nur in einer

Sofort unterschrieb ich den
Exklusivvertrag darum mit ihr
Besser wird es mit keiner
Nie reicht eine an sie heran

Nun wollte sie mir sogar noch
Ihr Exklusivrecht dazu schenken
Alle Freiheit geben der Liebe
Die ich gar nicht mehr suchte

Da ich es nie besser haben kann
Lachte ich nur darüber doch nun
Weiser bestehe ich lieber auf den
Exklusivvertrag auch für mich

Wie könnt ich je wissen ob sie es
Nicht besser haben könnte sonst
Gönne ihr ja alles doch besser ist
Sich exklusiv sicher noch zu sein

Treue ist noch immer ein weites Feld
Der Exklusivvertrag beim Sex nicht
Wer alles mit einer hat sollte lieber
Sich diese Sicherheit gönnen

Brauche nichts mehr habe alles
Macht mich befriedigt zufriedener
Als viele falsche Hoffnungen je
Wieviel Energie setzt das frei

Nur wenige passen wirklich je
Zusammen wie ineinander dabei
Kommen dazu stets synchron
So ist das große Glück exklusiv

So lebe ich nun ganz exklusiv
Mit meiner Luxusfrau der ich
Ganz gehöre was irgendwie
Doch der schönste Luxus ist

jens tuengerthal 7.9.2017

HiHa 041

Aller Anfang

Renaissance begann
Zuerst mit dem Blick zurück
In die Antike

Vorbild an Wissen
Logik und Philosophie
Statt Aberglauben

Zweifel an Göttern
Wurden wieder Alltäglich
Statt tödliche Sünd

Den Weg zur Freiheit
Beschrieb schon Epikur wie dann
Lukrez in Versen

Ihre Entdeckung
Wiedergeburt genannt ward
Schlüssel zum Denken

Es wurde menschlich
In Kunst Leben und Denken
Ein Hoffnungsschimmer

jens tuengerthal 7.9.2017

Tee Haiku 0020

Geduldsgenial

Sitze beim Earl Grey
Denke über die Welt nach
Worauf es ankommt

Europa zeigt uns
Wie sicher Merkels Geduld
Zum Ziel doch noch führt

Ungarn wird bestraft
Kosten gerechter verteilt
Türkei muss warten

Leise abwarten
Statt zu laut schreien
Auf Dauer klüger

Wo Geduld noch siegt
Hat das Genie wohl Zukunft
Herrscht keine Dummheit

jens tuengerthal 7.9.2017

Spazierliebe

Zusammen zu gehen
Führt die Liebe spazieren
Teilt den geteilten Raum
Unterwegs wieder neu

Vielleicht darum fragen wir
Als Teenies willst du mit mir
Gehen wenn wir erste zarte
Liebe spüren ohne zu wissen

Umschlungen um den Block
Um sich später zu verschlingen
Unterwegs Lust bekommen
Aufeinander auf das ineinander

Zusammen zu spazieren ist
Speziell verliebt besonders
Reizvoll in bewegter Liebe
Die sich längst gefunden hat

Wie gerne flaniere ich mit
Meiner Liebsten um den Block
Die Liebe spazieren zu führen
Voller Vorfreude auf einander

Angekommen sein ausgehen
Klingt paradox und zeigt doch
Wie schön geteilte Welten erst
Durch die Teilung eins werden

jens tuengerthal 6.9.2017

Mittwoch, 6. September 2017

HiHa 040

Renaissancespiegel

Renaissance heißt die
Wiedergeburt der Antike
Nach lang dunkler Zeit

Nach Mittelalter
Wie vor Neuzeit gelegen
Wurde es menschlich

Sie spiegelt Menschen
Statt erdachter Götter nur
Lernt wieder Freiheit

Im Quattrocento
Wie im Cinquecento blüht
Es aus Italien

Dante und Dürer
Von Botticelli an bis
Da Vinci voll Lust

Licht ward geboren
Vernunft statt Aberglaube
Mehr Lust als Gebet

jens tuengerthal 6.9.2017

Tee Haiku 0019

Regenruhe

Wie schön ist es doch
Dem Regen still zu lauschen
Der alles sonst schluckt

Tee und Regen passt
Immer perfekt zusammen
Auch weil alles fließt

Regen ist lauter
Zugleich stiller überall
Ruhe macht glücklich

jens tuengerthal 6.9.2017

Dienstag, 5. September 2017

HiHa 039

Stellenanzeige

Wer wird der neue
Mittelalterverwalter
Mich langweilt die Zeit

Zu Christlich immer
Zu wenig Vernunft darum
Zu geistlos folglich

Es gab wohl Große
Doch immer eher trotzdem
Als noch zeitgemäß

Friedrich der Zweite
Das Staunen der Welt damals
Einziger Lichtblick

Karl der vermeintlich
Große lebte für seine
Macht ohne Erbe

Investitur war
Ernsthaft ein Streitthema damals
Wurde nie besser

Aberglaube blieb
Statt vorher alter Kultur
In dunklen Zeiten

jens tuengerthal 5.9.2017

Tee Haiku 0018

Stillewahl

Viel Lärm wird gemacht
Im Wahlkampf besonders gern
Wähle die Stille

Trinke meinen Tee
Lasse sie herumbrüllen
Schließe die Ohren

Lese Geschichte
Schreibe mehr über diese
Bin zeitversunken

Auf einer Insel
Mitten in Berlin lebend
Mit Büchern anstatt

Weniger ist mehr
Stille wird alles im Lärm
Ruhe bleibt länger

jens tuengerthal 5.9.2017

Liebesleiden

Wenn die Liebste leidet
Du nicht helfen kannst
Hilflos zu sehen musst
Wie ihr der Schädel platzt
Spürst du die Liebe tief

Glücklich nicht zu leiden
Bekümmert um so mehr
Ob ihrer Schmerzen doch
Willst du ihr einfach gut tun
Und hast nichts als Worte

Worte die eher zu laut noch
Sie mehr leiden ließen wohl
Die nichts geben können wo
Sie mit dem Schmerz allein
Verhallen besser in der Stille

Wissen da zu sein genügt
Nichts sagen ist nun mehr
So leidet der Dichter still mit
Mehr daran nichts zu können
Zumindest nicht mit Worten

Wortllos mit sich allein hier
Doch anwesend voll Liebe
Genügt manchmal weniger
Um mehr sich zu zeigen
Im da sein füreinander

jens tuengerthal 4.9.2017

Montag, 4. September 2017

HiHa 038

Geschichtselend

Manche Geschichte
Ist nur ein Elend gewesen
Zumindest ex post

Was blühte einst noch
Die Antike wie darbt da
Das Mittelalter

Geistlos und gläubig
Beten und arbeiten sie
Ein Leben für Gott

So endet das Grauen
Erst mit der Wiedergeburt
Der Antike gut

Dies Zeitalter ist
Eher zum vergessen wohl
Besser ist was kommt

jens tuengerthal 4.9.2017

Tee Haiku 0017

Bewerbungsbemühen

Bei einer Tasse
Earl Green denke ich über
Das Duell nun nach

Was ich nicht sah weil
Genug andere es tun
Meinung zu haben

Einer bewirbt sich
Die andere ist es schon
Keiner bemüht sich

So bleibt alles so
Wie es ist mit unserer
Sie kennen mich Frau

Es ist besser so
Denke ich und erledigt
Wahlen waren mal

jens tuengerthal 4.9.2017

Sonntag, 3. September 2017

Bombenstimmung

So eine Bombe
Ist eine scharfe Sache
Bis sie entschärft war

Ein Duell aber
Ist dagegen schon öde
Was sollte knallen

jens tuengerthal 3.9.2017

HiHa 037

Mitteleitrig

Gott bestimmte das
Leben im Mittelalter
Voller Phantasie

Hölle war wirklich
Himmelreich erstrebenswert
Leben Übergang

Statt glücklich zu sein
Mit dem Leben wurd alles
Ins Jenseits gelegt

So wurde verbannt
Was lustvoll schön war
Genuss gegeißelt

Wer hatte Gewinn
Vom Leben voller Qualen
Als Masochisten

jens tuengerthal 3.9.2017

Tee Haiku 0016

Sonntagmorgen

Am Sonntagmorgen
In der Sonne Tee trinken
Dem Frieden lauschen

Statt evakuiert
Früh morgens bereits verbannt
Mit Angst leben

Bombenfunde sind
Spuren des Krieges
Mitten unter uns

Mahnung für Frieden
Wären wir je vernünftig
Heut ein Happening

In den Nachrichten
Nach der Wasserstoffbombe
Vor den Flutopfern

jens tuengerthal 3.9.2017

Zu gut

Geht es mir zu gut
Fragte ich mich gerade
Als ich meine Liebste
Wieder träumend im Bett
Betrachtete vollkommen schön

Sie ist viel zu schön
Denk ich um wirklich zu sein
Zu perfekt in allem noch mehr
Wird ein Traum aller Männer
Immer wohl bleiben denk ich

Leidenschaftlich unersättlich
Zärtlich und zart immer noch
Wie wild wenn nötig auch
Sicher Traumfrau eines jeden
Wenn sie es nur auch wüsste

Dass sie etwas verwirrt wohl
Gerade mich schön findet ist
Kann ich verzeihen wenn auch
Nie verstehen was nichts macht
Solange sie glücklich damit ist

Sollte ich ihr wirklich sagen
Wie toll sie oder sie weiter
Träumen lassen sie hätte
Den Besten gefunden dabei
Hab ich doch schon dies in ihr

Besser geht  nicht denke ich
Hab es bestimmt zu gut so
Aber was soll ich klagen
Es ist wie es ist sag ich mir
Lass sie lieben wenn sie will

Vielleicht merkt sie irgendwann
Dass ich es viel zu gut habe
Dann ändert sich was oder nicht
Bis dahin genieße ich verliebt
Weiter es mit ihr zu gut zu haben

jens tuengerthal 3.9.2017

Samstag, 2. September 2017

HiHa 036

Bedeutungen

Wer war bedeutend
Im Mittelalter bis jetzt
Was ist Bedeutung

Barbarossa wohl
Mehr noch sein Enkel Friedrich
Karl ohnehin vorn

Mehr als alle Gott
In gläubigen Zeiten noch
Himmel und Hölle

Wer im Dunkeln fischt
Wird nur zufällig Licht sehn
So blieb es auch dort

jens tuengerthal 2.9.2017

Tee Haiku 0015

Herbstsonne

Fast sommerlich warm
Scheint die Herbstsonne in den
Übergangszeiten

Herbst und Winter sind
Teezeiten noch mehr immer
Die Mitte eben

Wer sich hier wohl fühlt
Ist darin noch geboren
Lebt in Harmonie

jens tuengerthal 2.9.2017

Freitag, 1. September 2017

HiHa 035

Womit begann das
Mittelalter nun genau
Historisch betrachtet

Kein Stichtag sichtbar
Begann es so offen wie
Es später endet

Der Untergang Roms
Oder Völkerwanderung
Islam oder nie

Zeiten fließen stets
Epochen sind bloß gemacht
Für uns Betrachter

Konstantin und Karl
Byzanz oder wieder Rom
Schwerter und Kronen

jens tuengerthal 1.9.2017

Tee Haiku 0014

Stimmungswechsel

Es wurde herbstlich
Unter dem grauem Himmel
Noch über Berlin

Gestern noch Sommer
Hat sich Licht hinter Wolken
Wieder gut versteckt

Schönste Zeit im Jahr
Alles draußen stirbt langsam
Macht der Tod schöner

Manche wechseln auch
Wie der Himmel die Stimmung
Zu allen Zeiten

Feiner Vanille Tee
In der Kanne neben mir
Kennt keine Launen

Darum trinke ich
So gerne Tee zu jeder
Zeit launenfrei da

jens tuengerthal 1.9.2017

Vorzärtlich

Noch allein spüre ich
Zärtlich überall in mir
Die Vorfreude schon
Auf meine Liebste

Morgen oder heute
Eigentlich schon nun
Kommt sie wieder her
Zu mir also uns jetzt

Sie kommt von daheim
Um heim zu kommen
Gab sie ihr Heim auf
Damit wir eines haben

Eins sein und haben
Im zusammen kommen
Ist wohl größtes Glück
Dankbar freue ich mich

Von den Fingerspitzen
Bis in meinen Schwanz
Fühle ich sie sehnsüchtig
Schon vorab und warte

Auf das Glück warten
Ist das größte Glück wohl
Übertroffen einzig noch
Von ihrem da sein dann

Träume mich zärtlich nun
In sie als wäre sie schon da
Weiß mich eins mit ihr dabei
Bin der glücklichste Mann

jens tuengerthal 31.8.2017

Donnerstag, 31. August 2017

HiHa 034

Kulturverdrängung

Wer Kultur verdrängt
Hat meistens eher keine
Hochkultur passt an

So das Christentum
Das wie Islamisten heut
Alle verdrängte

Glaube an Wahrheit
Noch dazu höher beschränkt
Logisch stets die Sicht

Manchmal dauert es
Bis die Vernunft wieder siegt
Wir kämpfen hier noch

Europa wurde
Im Mittelalter so blind
Wie blöd lange Zeit

jens tuengerthal 31.8.2017

Tee Haiku 0013

Unvergleichlich

Wohlig dampft der Tee
Heute grüner Darjeeling
Freue mich daran

Betroffen lesen
Von den Flutopfern westlich
Mehr aber östlich

In Texas keine
Fünfzig bisher dafür in
Indien tausende

Ersteres ist die
Schlagzeile letzteres
Kaum eine Meldung

Lebenswert ist wohl auch
Relativ zum Einkommen
Zumindest medial

jens tuengerthal 31.5.2017

Sehnsuchtswissen

Sich einsam sehnen ist traurig
Es gemeinsam tun wunderschön
Dann ist zwar noch jeder allein
Weiß aber um die Sehnsucht
Des Liebsten was wiederum
Sogar einsam glücklich macht
Dann fehlt der andere immer noch
Aber das Gefühl wächst stärker
Aus dem umeinander wissen und
So stärkt die Sehnsucht die Liebe
Was sonst könnten wir wollen
Und so genieße ich was ist lieber
Als an dem auch noch zu leiden
Weil die Liebe alles schöner macht
Bin ich ein glücklicher Genießer
Auch wenn du gerade so fehlst
Um das Glück deiner Liebe auch
Gebührend zu würdigen

jens tuengerthal 30./31.8.2017

Mittwoch, 30. August 2017

HiHa 033

Mittelordnung

Nach des Reichs Zerfall
Folgte Völkerwanderung
Chaos und Glaube

Die Kirche verband
Was nichts mehr zusammen hielt
Das erst gab ihr Macht

Ordnungssuche war
Was nötig war für beide
Das hielt sie stark

jens tuengerthal 30.8.2017

Tee Haiku 0012

Heißsauer

An heißen Tagen
Mag ich am liebsten Earl Grey
Tut Bergamote gut

Sind Gegensätze
Oder Ähnlichkeiten hier
Entscheidend für mich

Heiß und sauer wirkt
Besser als Vanille dazu
Die eher noch wärmt

Ist dies nun typisch
Nur für mich oder menschlich
Frag ich lieber nicht

Solang es noch wirkt
Ändert wohl keiner etwas
An Tee und Leben

jens tuengerthal 30.8.2017

Liebeslogik

Ich liebe dich mein Schatz
Schicke dir einen Schmatz

Ach ich liebe dich so sehr
Aber ich dich viel mehr

Das kann gar nicht sein
Das wäre jetzt gemein

Die Liebe ist so groß
Mehr als ein Elefantenkloß?

Liebe dich auch im Falle eines Falles
Und ich dich für immer über alles

Du kannst mich nicht mehr lieben
Habe sogar noch untertrieben

Vermisse dich schon so sehr
Und ich noch tausend mal mehr

Das geht aber doch gar nicht
Wer hält darüber wohl Gericht?

Aber ich sag doch die Wahrheit
Wäre das nicht große Eitelkeit?

Woher weißt du es dann
Weil die Liebe alles kann?

jens tuengerthal 29.8.2017

Dienstag, 29. August 2017

HiHa 032

Dunkeldichtung

Über das Dunkel
Dichten scheint unvernünftig
Sieht doch keiner was

Manchmal bringt mehr Licht
Mehr als Schweigen allein kann
Zum Mittelalter

Es bleibt dunkel dort
Nur sehen wir es klarer
Was allein gut ist

jens tuengerthal 29.8.2017

TeeHa 011

Super-GAU

Vanille tut gut
Voller Wärme in Ruhe
Im Tee genossen

Wahlkampf dagegen
Bringt weitere Unruhe
Wird selten Genuss

Zu Gaulands Worten
Ist Schweigen angemessen
Passt nicht zu Deutschland

In der Ruhe liegt
Mehr Entschiedenheit als
In der Empörung

Den Rest entsorgen
In Deutschland besser Richter
Als laute Henker

jens tuengerthal 29.8.2017

Montag, 28. August 2017

Fernnah

Noch ist die Liebste ganz nah
Liegt mir müde gegenüber
Bald ist sie dann nicht mehr da
Verliebt schau ich zu ihr rüber

Fern oder nah wird ganz egal
Wenn zwei längst wissen
Der andere ist die richtige Wahl
Liebe ist ein gutes Kissen

Umeinander wissen tut gut
Auch wenn Räume trennen
Gibt unsere Liebe mir Mut
Welch Traum dich zu kennen

jens tuengerthal 28.8.2017

Goethlich

Goethe hat heute
Geburtstag obwohl er doch
Schon länger tot ist

Daran zu denken
Hält zumindest mich wacher
Bis zum Ende

Verse dem Dichter
Der so göttlich noch reimte
Bleiben stets schlichter

jens tuengerthal 28.8.2017

HiHa 031

Uranfang

Antike begann
Mit Griechen aber was war
Etwa in Nebra

Wo Himmelsscheiben
Länger Kultur bezeugen
Die längst vergessen

Spurlos verschwand wohl
Manches in der Geschichte
Blieb ohne Worte

jens tuengerthal 28.8.2017

TeHa 0010

Montagmorgen

Der Montag beginnt
Himmelblau oben mit Tee
Unten sehr entspannt

Zeitung lesen wird
Auch online überflüssig
Im lästigen noch Wahlkampf

Scholz und Schulz
Zeigen warum diesmal nicht
Einer noch rot wählt

Merkel gelassen
Lässt den Gegner zappeln als
Aller Kanzlerin

jens tuengerthal 28.8.2017

Sonntag, 27. August 2017

Zauberschön

Bin ich nun völlig verzaubert
Weil ich mir ganz sicher bin
Dass meine die schönste ist
Oder hab ich einfach recht

Wie sollte es anders sein
Wo es doch so sichtbar ist
Für jeden mit offenen Augen
Dass keine ihr gleichen kann

Schauen wir jemals objektiv
Gibt es Geschmack für alle
Oder zählt Gefühl viel mehr
Als was andere meinen

Ganz egal was wer denkt
Sie ist einfach immer schöner
Wer wüsste es besser als ich
Der sie doch viel näher kennt

Sicher bin ich mir dabei auch
Weil ich sie über alles liebe
Was könnte sicherer machen
Als das ganz große Gefühl

Sie ist so zauberschön fast
Fehlen mir die Worte schon
Alles zu beschreiben doch
Seh ich es zum Glück immer

Überhaupt ist das Gefühl doch
Viel wichtiger als alle Schönheit
Die stets vergänglich bleibt wie
Uns die Barocke schon lehrte

Mehr noch als mein Gefühl aber
Verleiht mir das ihre hier Flügel
Wie sie zart ihre Liebe erklärt
Verwirrt wohl mich schön findet

Wieviel schöner noch wird sie mir
Durch ihren seltsamen Geschmack
Der mich ausgerechnet erwählte
Was schon ein seltener Zufall ist

Äußerlichkeiten sind es also
Weniger als echte Gefühle die
Den Blick auf sie klären warum
Klar wird wie schön sie doch ist

So bleibe ich ewig verzaubert
Von der schönsten der Schönen
Weil ausgerechnet mich sie wählte
Dann ist es wohl alles richtig so

jens tuengerthal 27.4.2017

HiHa 030

Unterscheidung

Mittelalter glaubt
Wo Antike noch dachte
Verstand trennt Welten

Renaissance dachte
Wieder wie die Antike
Reformation glaubt

Verstand und Glaube
Streiten stets um Vorherrschaft
Weiter bis heute

Trump mit Putin eins
Gegen Merkels Europa
Verstand scheint schwächer

jens tuengerthal 27.8.2017

HiHa 029

Grenzfluß

Wann Mittelalter
Oder Antike begann
Bleibt immer strittig

Verschiebt sich dabei
Je nach Sicht um tausende
Jahre nebenbei

Grenzen fließen wie
Immer im Leben fragt sich
Wozu überhaupt

jens tuengerthal 27.7.2017

TeeHa 009

Wahlskandal

Wahlen brauchen mehr
Skandale als Vernunft meinen
Medien stets fälschlich

Weniger davon
Wäre im Ergebnis immer
Wahrer als die Schau

Aber traut sich wer
Dies öffentlichrechtlich gegen
Quoten zu sagen

jens tuengerthal 27.8.2017

TeeHa 008

Der Tagesbeginn
Mit einer Tasse Tee bringt
Immer mehr Ruhe

Was nichts für die ist
Die Unruhe mehr suchen
Als Ausgleich finden

Spannend wäre nur
Ob solche etwas haben
Was mir je fehlte

jens tuengerthal 27.8.2017

Samstag, 26. August 2017

Feenkraft

Meine Liebste ist eine Fee
Zart und zierlich schwebt sie
Durch mein Leben das so
Verzaubert neu auch ward

Empfindsam ist sie auch
Voller Gefühl immer dabei
Was anstrengend sein kann
Und doch so wunderbar ist

Wie ein Hauch kam sie angeweht
War schüchtern erst wie höflich
Zurückhaltend wie bescheiden
Nimmt sie sich gern zurück

Bis die Tür hinter uns schloss
Der erste Kuss voll Leidenschaft
Nie enden wollte ich sie gleich
In der Küche schon nahm

Da erwachte dies scheue Reh
Wurde zur leidenschaftlichsten
Frau die ich je erlebte dabei
Entpuppte sich als omnipotent

Immer wieder kann und will sie
Reitet auf mir wie im Rodeo
Voller Kraft ohne eine Pause
Kommt sie jedesmal lauter

Die Kraft der Fee gleicht einem
Wunder das keiner glaubt der
Sie je sonst schweben sah die
So scheu sonst eher wirkt

Wer einst meinte der Mann sei
Dem Weib an Kraft überlegen
Kennt deren Ausdauer nicht
Meine Fee kann öfter als ich

Stolz und glücklich genieße ich
Die Gegensätze meiner Liebsten
Keiner kann sie sehen nur ich
Schreibe selig nun darüber
jens tuengerthal 26.8.2017

HiHa 028

Übergangsuntergang

Braucht Übergang erst
Untergang um vollständig
Dann auch da zu sein

Ging die Antike
Für unser Mittelalter
Oder umgekehrt

Auf der Vernichtung
Vorheriger Kultur erst
Baute dunkle Zeit

jens tuengerthal 26.8.2017

TeeHa 007

Teetrinker wollen
Es in Ruhe genießen
Brauchen also Zeit

Steh lieber früh auf
Als hektisch Tee zu trinken
Nehme mir die Zeit

Zeit haben macht reich
Sie sich nehmen ist Luxus
Darin leb ich gern

jens tuengerthal 26.8.2017

Freitag, 25. August 2017

Vollkommen

Bin vollkommen glücklich
Was immer Glück sein soll
Wohl für jeden was anderes
Habe ich alles je geträumte
In einer zusammen gefunden

Sie ist schöner als alle mir
Bin dabei klar völlig objektiv
Weil wir uns so lieben kann
Nichts näher der Wahrheit sein
Als mein verliebter Blick hier

Sie ist klüger als jede wohl
Was ich kaum beurteilen kann
Weil sie klüger als ich ohnehin
Zumindest mit Zahlen immer ist
Zähle ich für immer auf sie

Sie ist sinnlicher noch als ich
Zu träumen wagte in allem
Wir können uns überall riechen
Wie schmecken und dort auch
Ganz ineinander verschlungen

Sie ist alles was ich träumte
Wenn ich je wagte mir noch mal
Die vollkommene Frau zu träumen
Und das beste dabei ist sie denkt
Genauso von mir und sagt es

Sie hat also wohl einen Fehler
Dass sie mich weit überschätzt
Doch wäre es nun weise diesen
Ihren Irrtum aufklären zu wollen
Fragt sich der Dichter zögernd

Weit von jeder Weisheit jedoch
Nehme ich mir die Kanzlerin nun
Zum Vorbild und tue lieber nichts
Genieße was ist mit meiner so
Völlig vollkommenen Frau ganz

jens tuengerthal 25.8.2017

HiHa 027

Kulturwelten

Überall begann
Entwicklung etwa zugleich
Quasi synchron wohl

Ganz verschieden war
Was Menschen daraus machten
Wenig war je neu

Gleich und ungleich sind
Wir zugleich menschlich wie nicht
Wären gern noch mehr

jens tuengerthal 25.8.2017

HiHa 026

Untergangsprozess

Rom ging lang unter
Cäsar und Christus waren
Untergangsanfang

Mohamed dann in
Orient und Occident
Ende der Vernunft

Dessen Jünger noch
Haben Ostrom erobert
Im Mittelalter

Mittelalterlich
Blieb Sekte Islam immer
Statt Renaissance hier

Islam dafür hielt
Erinnerung an Wissen
Östlich noch wacher

Zwischen den Zeiten
Begann es mehr zu wandern
Verschob sich manches

jens tuengerthal 25.8.2017

HiHa 025

Antikenvolk

Groß wurden jene
Die Republiken waren
Kaiser starben aus

Das Volk machte groß
Fortschritt war da gemeinsam
In Rom umgekehrt

Sekte der Kaiser
Legitimierte Herrschaft
Als dann gottgewollt

jens tuengerthal 25.8.2017

TeeHa 0006

Teewahl

Welchen Tee ich trink
Ist wichtiger als die Wahl
Solang es so bleibt

Damit es so bleibt
Nehme ich es wichtiger
Nur nicht als den Tee

Wer die Wahl hat hat
Mehr als viele noch ohne
Darum wähle ich

jens tuengerthal 25.8.2017

TeeHa 0005

Weniger ist mehr
Sagen uns die Designer
Fraglich was noch bleibt

Politisch stimmt es
Zeigen Merkel und die Queen
Außer bei Kleidung

jens tuengerthal 25.8.2017

TeeHa 0004

Wahlgelassen

Manche regen auf
Wollen Stimmen erobern
Mit vielen Worten

Mutti macht wenig
Wie Schulz sich auch abzappelt
Sie bleibt gelassen

Sie macht was nötig
Erledigt ihre Arbeit
Das mögen wir hier

jens tuengerthal 25.8.2017

TeeHa 0003

Teetempo

Tee entschleunigt uns
Wird langsam immer besser
Braucht um gut zu sein

jens tuengerthal 24.8.2017

TeeHa 0002

Teezeit

Teezeit ist immer
Wo sich Zeit genommen wird
Tee zu genießen

jens tuengerthal 24.8.2017

TeeHa 0001

Teemehr

Teegenuss ist mehr
Als nur heißes Wasser mit
Geschmack zu trinken

jens tuengerthal 24.8.2017

Donnerstag, 24. August 2017

Tee Haikus

Parallel zu den Historischen Haikus entsteht nun eine Reihe Haikus, die sich mit der alten Tradition, des Teetrinkens und den Gedanken bei einer Tasse Tee beschäftigen. Es gibt außer der strengen Form des Haiku von 5-7-5 Silben hier keine inhaltlichen Vorgaben, wie auch die Gedanken bei einer Tasse Tee frei fliegen.

Tee belebt, fördert die Gesundheit und lässt wohl fühlen, wenn sich seine angenehme Wärme im Körper ausbreitet und sein verschiedenartiger Geschmack, je nach Garten oder Aroma im Körper sich entfaltet. Damit ist die beste Basis geschaffen, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und so durch die Tasse Tee einen Moment der Ruhe und des Innehaltens in unruhigen Zeiten zu  finden, sich bewusst Zeit zu nehmen, um zu genießen, was ist.

Wie und was der Teetrinker dabei genießt, braucht keiner Vorgaben oder Belehrungen - die einen ziehen Grünen Tee vor, die anderen bevorzugen Schwarzen, manche mögen es reich parfümiert oder mit besonderen Aromen, einige am liebsten natürlich oder für das Gewissen ökologisch korrekt. Das möge jeder so halten, wie es gerade gefällt.

Trinke meist und eigentlich den ganzen Tag über Grünen Tee, mal naturbelassen aus Darjeeling oder mit Jasminblüten aus China oder angereichert mit dem Aroma der Bergamotte als Earl Grey oder Green, immer wieder auch mit Vanille Aroma, weil ich Grünen Tee am bekömmlichsten finde. Wechsle zwischen diesen Sorten nach Laune ab, wenn ich nicht einer inneren Ordnung zur Gleichmäßigkeit aller folge. Bevorzuge meist losen Tee, doch gibt es auch erstaunlich guten Grünen Tee sogar in Tee-Beuteln beim Discounter inzwischen.

Jeder möge die Tasse Tee so genießen, wie es dem eigenen Geschmack am ehesten entspricht. Engländer und Ostfriesen, lieben den Tee gesüßt, schwarz, stark und mit Milch beziehungsweise Sahne und werden wohl ewig diskutieren, was zuerst in die Tasse gehört. Chinesen gießen die Teeblätter in der Kanne auf und tun dies mindestens dreimal, alles weniger gilt als snobistisch und ist verpönt. Manche Feinschmecker bevorzugen bestimmte Teegärten etwa in Darjeeling und können dabei herausschmecken woher der Tee kommt.

Eine wichtige Rolle für einen guten Tee spielt die Qualität des Wassers, bei der die Berliner mit ihrem zu sehr mit Kalk angereicherten Wasser eher leiden, es sei denn sie nehmen wie ich einige Jahre snobistisch auch Mineralwasser zur Teezubereitung, Darauf verzichte ich inzwischen aus ökonomischen und ökologischen Gründen aber habe zumindest Filter, in meinem Kocher, die den gröbsten Kalk filtern. Doch so klar wie in Bremen, Hamburg oder Braunschweig, gelingt Tee im Hauptdorf aus der Leitung selten.

Jenseits all dieser kleinen Feinheiten und Eitelkeiten der Feinschmecker ist viel wichtiger, sich Zeit für eine oder besser noch mehrere gute Tassen Tee zu nehmen. Das beginnt bei Grünem Tee schon bei der Zubereitung, wenn ich das Wasser nach dem Aufkochen wieder auf die gewünschte Temperatur abkühlen lasse. Das braucht eben Zeit, auch wenn findige und eilige Menschen längst Teekocher haben, die nur bis 85° passend erhitzen, ziehe ich es vor, es blubbern zu lassen, abzuwarten, um dann im gefühlt richtigen Moment aufzugießen.

Beginne den Tag mit einer heißen Tasse Tee und beende ihn meist auch bei einer Tasse Tee mit einem Buch in der Hand, wenn mich nicht vorher schon vergorener Traubensaft, also Wein zu anderem Genuß verführte. So ist mein Leben von Teetassen umrahmt. Manchmal trinke ich ihn aus Bechern, nutze sogar gelegentlich, gegen jede Teekultur, praktische Thermobecher. Meist bevorzuge ich mehr oder weniger zarte Teetassen, in denen der Tee mit möglichst großer Oberfläche sein Aroma gut entfalten kann.

Tee kann ich mit bestem Gewissen genießen, was mir etwa beim Rauchen nie gelang, so sehr ich diese eigentlich dumme Sucht in manchem wiederum schätzen lernte gerade nach einem Essen oder am Abend vor dem Café, früher auch schreibend mit der Pfeife im Mundwinkel, wovon ich aus Gründen der Vernunft inzwischen Abstand nahm, denn so viel können auch meine Liter Grüner Tee kaum heilen, was die Pfeife anrichtete, auch wenn sie wunderbar schmeckte und als entspannter Genuss zu mir passte.

Das Teetrinken ist, mit dem Kaffeetrinken nicht zu vergleichen. Es gibt dazu eine schöne Geschichte. Der Sultan fragte seinen Großwesir einmal vor langer Zeit, was denn das würdigere und feinere Getränk sei. Der Großwesir, dessen Vorfahren aus China einst kamen, schlug dem Sultan vor, dies solle doch besser die Schokolade als er entscheiden, da sie doch nicht befangen wäre. So schlug der Großwesir dem Sultan vor, je ein Stück Schokolade in eine Dose mit dem feinsten indischen Tee und eines in die Dose mit dem besten türkischen Mokka zu legen, danach würde die Schokolade ihnen schon sagen, welcher der beiden Genüsse der feinere sei. Der Sultan staunte, fragte sich, wie die Schokolade ihnen etwas erzählen sollte, fand die Idee eher verrückt, hielt jedoch seinen Großwesir für einen weisen Mann und dachte sich, probieren geht über studieren.

Wer einmal Schokolade über Nacht in Tee oder Kaffee legte, erkennt den Unterschied sofort. Während die Schokolade, die im Kaffee lag am nächsten Tag nach Kaffee schmeckt, nimmt der Tee über Nacht den Geschmack der Schokolade an. Tee ist zart und nimmt auf. Kaffee ist dagegen aufdringlich und verdrängt. Beides verrät  manches über seine Genießer und ihre Art des Lebens, ohne dabei ein allgemeines Urteil fällen zu wollen, da noch so viele andere Dinge den Charakter und das Wesen eines Menschen beeinflussen, verrät doch, was ein Mensch genießt, wie er es tut, manches über seine Art des Lebens.

So ging es auch dem Sultan, den der Großwesir die beiden Stücke Schokolade am nächsten Tag probieren ließ und der ihm den Tee mit dezenten Schokoladengeschmack dazu servieren ließ - nun wusste der Sultan welches Getränk das feinere und höflichere, einem großen Herrscher würdigere war, wie der Großwesir sagte, der von den chinesischen Kaisern und ihren speziellen Teesorten, die es nur am kaiserlichen Hof gab, erzählte. Der Sultan, der feiner und größer als die chinesischen Kaiser sein wollte, begann nun mit dem Teetrinken und im Reich brach eine Zeit von Frieden und Wohlstand aus und wenn sie nicht gestorben sind, trinken sie noch heute Tee statt Kaffee in diesem märchenhaften Sultanat.

Auch wenn ich als geborener Bremer den dortigen Duft der Kaffeeröstereien liebte, hat mich dies doch nie dazu verführt, ihn zu trinken oder zu mögen. Bin in einem Haushalt von Teetrinkern aufgewachsen und es schien mir diese Form, den Tag zu beginnen immer als die natürlich richtige und ich übernahm sie auch als meine und fühle mich damit bis heute wohl, entdecke gerade, während ich hier darüber schreibe, wie sehr ich ein Teetrinker bin und wie nah meinem Wesen dies zarte, unaufdringliche des Tees liegt.

Las gerade das Magazin der Tee-Kampagne, das mich inspirierte, meine früher Reihe der cup of tea, bei der ich meine Gedanken bei der ersten Tasse Tee aufschrieb, nun leicht verändert, in die strenge Form des Haikus gebunden, wieder aufzunehmen. Es ist thematisch so wenig gebunden wie meine Gedanken bei meinen vielen Tassen Tee am Tag, egal wo ich sie nun genieße und erhält seinen Rahmen durch die strenge Form des Haiku einerseits und andererseits den Hintergrund, dass diese Verse immer in einem Moment des Genusses zwischendurch geschrieben werden, in dem ich mir bewusst Zeit für eine Tasse Tee nehme.

Was daraus wird und wohin es wandert, weiß ich noch nicht und möchte damit die Leser so sehr überraschen wie mich - es wir eine Art Schreiben in den Pausen für die schönsten Momente des Innehaltens. Wer den ganzen Tag und das ganze Leben Tee trinkt, hat logisch viele solcher Momente und der Genuß beginnt jeden Tag neu - so ist das Innehalten für den Moment der Verzögerung, um sich darin bewusst zu werden, was wir tun - ein Kern jeder Teezeremonie - ein Teil meines Wesens geworden und indem ich es beschreibe und bewusster also noch genieße, freue ich mich an den vielen Momenten, die ich mir so nehme, um zu würdigen, was ist.

Mehr als Leben haben wir nicht, auch wenn manche an den Fortbestand der erfundenen Seele und ähnliche Dinge glauben, können wir zumindest sicher sagen, dass wir von diesen Dingen nie etwas wissen können und glauben mag jeder, was gerade gefällt. Sicher können wir uns nur unseres Seins und des empfundenen Genusses sein und diesen zu würdigen, sich für diesen Zeit zu nehmen, scheint mir immer mehr die sinnvollste Beschäftigung des Lebens, weil sie glücklich macht.

Vielleicht täte es vielen Menschen gut, sich mehr Zeit für eine Tasse Tee zu nehmen, um zu würdigen und zu genießen, was sie sind und haben, statt mit dem zu hadern, was nicht ist. So gesehen könnte die Tasse Tee, bemühten sich mehr Menschen darum, nähmen sich die Zeit zu genießen, mehr für den Weltfrieden vermutlich tun, als alle Abschreckungen und Verhandlungen zusammen, da sie uns Zeit zum Genuss schenkt und wer genießt, ist friedlicher im Leben. Was nun nach vereinfachter Küchenphilosophie und der Reduktion des Lebens auf bloßen Genuss anhört, entspricht in seinen Grundsätzen der epikureischen Philosophie, deren Lustprinzip die christlichen Sekten alle so lange erfolgreich verfolgten und verdammten.

Erhebe keinen Anspruch darauf, höhere Weisheiten oder gar eine Wahrheit zu verkünden, deren Behauptung für mich ohnehin immer nur davon zeugt, dass der Betreffende ein Lügner ist, weil kein anderer von sich behaupten könnte, die Wahrheit zu kennen. Was weiß ich schon, möchte ich mit meinem liebsten Küchenphilosophen Montaigne einwerfen, während ich in meiner Küche bei einer Tasse Tee sitze und diese Einleitung zu den neuen Tee Haikus schreibe. Dies zu fragen, scheint mir bescheidener als das behauptete Nichtwissen des Sokrates und entspricht eher meinen sicher geringeren geistigen Kräften als denen der beiden großen Vordenker.

Wenn es gelingt, einen Menschen durch die freien Gedanken in strenger Form bei einer Tasse Tee zum Nachdenken oder Innehalten zu bringen, ist schon alles gewonnen und da sie es zumindest für mich sind, haben sie ihren Zweck schon erfüllt. Wer diesen Gedanken teilt, sich auch an einer Tasse Tee erfreut und sich dadurch angeregt, erregt oder sonst zu mehr Genuss verführt sieht, hat vollkommen verstanden, was ich damit sagen wollte und ich wünsche dabei einen ruhigen, lustvollen Genuss im Sinne Epikurs.

Nun aber genug der Einleitung - es drängt mich mehr zum verdichten der Sprache, als zu weiteren prosaischen Ergüssen und ich freue mich am dampfenden Chung Hao in der zarten Tasse neben mir. Glücklich ist wohl zu nennen, wer diese Leidenschaft mit seinen Liebsten teilt und also bin ich wohl ein vollkommen glücklicher Mensch und freue mich im weiteren daran und wünsche viel Freude bei der weiteren Lektüre der Haikus zum Tee.

jens tuengerthal 24.8.2017

HiHa 024

Wendezeiten

Wendet Geschichte
Zwischen Zeiten überhaupt
Oder läuft sie ab

Mehr Kontinuum
Als Brüche entspricht Natur
Wer braucht da Wenden

jens tuengerthal 24.8.2017

HiHa 023

Untergangsfurcht

Kulturen mit Angst
Vorm irgendwann Untergang
Suchen Propheten anstatt

Jesus Mohamed
Brauchten sechshundert Jahre
Bis Freiheit verlor

Aberglauben herrscht
Noch immer unterm Koran
Nichts entwickelt sich

jens tuengerthal 24.8.2017

HiHa 022

Antikenrausch

Lange dachten wir
Die Antike sei edel schlicht
Weil Farbe verblasst

Eintausendvierhundert Jahr
Währte das Zeitalter von
Griechenland bis Rom

Der Untergang kam
Mit dem Christentum logisch
Verdummung folgte

jens tuengerthal 24.8.2017

Mittwoch, 23. August 2017

HiHa 021

Glaubenswahrheit

Warum glaubt noch wer
Höhere Wahrheiten statt
Kritisch zu denken

Ist Glaube Natur
Oder Aberglaube stets
Mehr Wille zur Macht

Nichts wissen können
Die große Freiheit immer
Liegt wohl nur wenigen

jens tuengerthal 23.8.2017

HiHa 020

Weltsichten

Welche Welt ist wahr
Was ist eigentlich wirklich
Wissen wir es je

Muss der Betrachter
Teil der Beschreibung heute
Eher noch mehr sein

War es je anders
Kannte wer Wahrheit zuvor
Mehr als wahr und falsch

jens tuengerthal 23.8.2017

HiHa 019

Weltwunderlich

Sieben Weltwunder
Beschrieb einst Herodot
Aus seiner Weltsicht

Babylon zuerst
Griechenland und Kleinasien
Natürlich Ägypten

Wo heute Türken
Unter Erdogan hausen
Ballten sich Wunder

jens tuengerthal 23.8.2017

Dienstag, 22. August 2017

HiHa 018

Zahllos

Hat alles Anfang
Oder endet Leben nie
Bleibt unzählbar noch

Natur ist endlich
Wie zugleich ohne Ende
Weil immer was ist

jens tuengerthal 22.8.2017

HiHa 017

Zeitenwende

Wir zählen die Zeit
Vom Jahr Null vor und zurück
Als gäb es Wenden

So bestimmt Glaube
Die Zeitrechnung lang ohne
Wissen und Verstand

jens tuengerthal 22.8.2017

HiHa 016

Zeitalter

Unendliche Zeit
Wird in Epochen geteilt
Unsre Zeitalter

Spiegelt die Zeit uns
Wenn wir sie unterteilen
Oder wir Zeiten

jens tuengerthal 22.8.2017

HiHa 015

Erdzyklen

Leben läuft zyklisch
Zwischen Geburt und Ende
Natur wiederholt

Sind wir einmalig
War es schon jemals einer
Ist es niemals so

jens tuengerthal 22.8.2017

HiHa 014

Weltgeschichte

Klima bestimmt viel
Vegetation wächst danach
Kultur entsprechend

Zählen Personen
Mehr als ihre Umstände
Was erinnern wir

jens tuengerthal 22.8.2017

HiHa 013

Parallelwelten

Lief die Entwicklung
Parallel oder synchron
Wann gab es Fortschritt

Religion bremste
Häufig jede Entwicklung
Sonst lief es synchron

jens tuengerthal 22.8.2017

Montag, 21. August 2017

HiHa 012

Westöstlich

Kultur wanderte
Stets über Handelswege
Hatte ihren Preis

Von West nach Ost wie
Umgekehrt befruchtete
Menschheit sich immer

jens tuengerthal 21.6.2017

HiHa 011

Orientantike

Sage wird real
Bei Griechen und Römern durch
Homer und Troja

Wie unterscheiden
Sich Märchen und Sagen noch
Im Aberglauben

jens tuengerthal 21.8.2017

HiHa 010

Hure Babylon
Kam noch vor den Ägyptern
Heute herrscht Islam

Jüdische Sekten
Prägen die Welten lange
Mit ihren Göttern

jens tuengerthal 21.8.2017

HiHa 009

Bibelmärchen

Die Bibel erzählt
Märchen über unsere
Kultur nach Glauben

Sagenhaft immer wohl
War sie niemals Geschichtsbuch
Aberglaube doch

jens tuengerthal 21.8.2017

HiHa 008

Kulturwurzeln

Sumer und Asyr
Sind die Wuzeln der Kultur
Vermuten wir noch

Vielleicht hielt dort nur
Alles länger als nördlich
Bloß klimabedingt

jens tuengerthal 21.8.2017

HiHa 007

Zivilkultur

Wann wird aus Kultur
Eine Zivilisation
Was unterscheidet

Staaten und Städte
Sind zumeist zivilisiert
Äcker kultiviert

jens tuengerthal 21.8.2017

Sonntag, 20. August 2017

HiHa 006

Todeskult

Angst vor dem Tode
Begründete die Kulte
Der Religionen

Sind diese Kultur
Durch Gewohnheit geworden
Was lebt davon noch

jens tuengerthal 20.8.2017

HiHa 005

Naturkult

Natur wurde Kult
Beobachtung deutete
Mehr in bloßes Sein

jens tuengerthal 20.8.2017

HiHa 004

Glaubenskukltur

Mit Glauben beginnt
Dessen Kultur zu wachsen
Wissen verliert sich

jens tuengerthal 20.8.2017

HiHa 003

Lustglaube

Lust oder Glaube
Sind öfter dialektisch
Als klare Wurzel

Beides bringt Kultur
Jedes zerstört alle auch
Wo  Ungleichgewicht

jens tuengerthal 20.8.2017

HiHa 002

Naturkultur

Natur war zuerst
Nur was ist Kultur danach
Oder eher Teil

Ist Kultur ein mehr
Menschlich gesehen oder
Natur variiert

jens tuengerthal 20.8.2017

Samstag, 19. August 2017

HiHa 001

Adam war Erster
Erzählt Märchenbuch Bibel
Als SIE noch übte

Eva aus seiner
Rippe brachte Erkenntnis
Mit Apfelessen

Vernunft weiß Natur
Ist und war immer alles
Anfang wie Ende

jens tuengerthal 19.8.2017

HiHa Historische Haikus

Einleitung

HiHa sind Haikus zu historischen Themen, die in ihrer strengen 3-Zeilen Form, die Geschichte der Menschheit erzählen. Knappheit zwingt zur Reduktion auf wesentliches. Was macht die Epochen der menschlichen Geschichte aus, gibt es dafür ein objektivierbares Geschichtsbild oder ist die Gewichtung immer subjektiv und lokal.

Die gewählte Form ist traditionell asiatisch, sogar noch eingeschränkter japanisch, der kleinen Insel im Pazifik, dessen Volk sich lange für die Welt hielt, die es noch länger nicht bei sich zuließ, von der abgeschottet diese Sonderlinge ihre Existenz begründen und damit einem anderen Volk in der Mitte Europas ähnelten, das sich auch gerne für etwas besonderes hielt, auch wenn sie auf keiner Insel sondern eher im Wald lebten.

Gerade hielt sich wieder ein anderes Inselvolk teilweise für etwas ganz besonderes, möchte sich darum aus der Mitte Europas verabschieden und beim großen Nachbarn im Westen, wollten sie sich ganz auf sich zuerst konzentrieren und taten dies unter einem möglicherweise bereits dementen, zumindest lange schlecht geführten Präsidenten bisher sehr rüpelhaft und unkultiviert, wie es neureichen Stammtischbewohnern eher entsprach als der Verständigung der Völker, was die Haiku als reduzierte Form noch näher legt - der Kontrapunkt zum Weltgeschehen, der über dieses berichtet - infolge seiner Dichte zum Innehalten zwingt. Von dem cholerischen Türkenonkel, der gerne aus den Überresten des einst osmanischen Reiches eine große Nation schmiedete, sie zuvor aber ins Mittelalter führen möchte, um nur sicher jeden Anschluss zu verlieren, sei lieber geschwiegen - es geht ja um bedeutende Geschichte, nicht Größenwahn und Potenzprobleme.

Wer immer über Geschichte schreibt, genau wie jene, die Geschichte schrieben, tut dies höchst subjektiv als einzelner, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben zu können, auch wenn gerade jene, die dies versichern, es um so lieber wollen. Was ich danach noch sagen soll, jeden Anspruch zu relativieren, keine Ahnung zu behaupten, die ich nicht habe, weiß ich nicht so genau, darum sage ich lieber dem Haiku entsprechend weniger.

Unübertroffen im bescheidenen Tiefstapeln war schon Ende des 16. Jahrhunderts Michel de Montaigne, mit seinem “Was weiß ich schon?” - dem schließe ich mich einfallslos an und maße mir noch zusätzlich an alle Ereignisse nach Laune zu gewichten, um in dieser historischen Dichtung auch einen möglichst authentischen Spiegel meiner selbst und meiner Vorurteile zu sehen. Da ich nicht von mir weg kann und alles, was ich schreibe, ohnehin gefärbt ist durch meine Überzeugungen, meine Herkunft und anderes, was mich prägte, kann ich statt dagegen zu kämpfen, Objektivität vorzutäuschen, die keiner je erreicht, auch aus Lust und Laune subjektiv über Geschichte schreiben, dann habe zumindest ich Spaß daran, um nichts anderes geht es ja im Leben immer und so lese wem’s gefällt, was ich hier tue, soll mir Spaß machen und unterhalten.

jens tuengerthal zu
Berlin den 19. August 2017

Freitag, 18. August 2017

Kriegsopfer

Schon wieder Tote
Im Krieg gegen den Terror
Wir sind halt im Krieg

Vielleicht merkt nun wer
Krieg hat keine Grenzen mehr
Oder Schlachtfelder

Opfer sind überall
Täter werden auch alle
Krieg ist der Terror

jens tuengerthal 18.8.2017

Vorspannung

Kurz vorm Gewitter
Schleichen die Menschen eher
Voller Erwartung

jens tuengerthal 18.8.2018

Donnerstag, 17. August 2017

Glücksdauer

Wie lang hält das Glück
Wenn zwei es sich versprechen
War es versprochen

Versprecher mit Folgen
Werden Ehe oft genannt
Mit und ohne Glück

Wer das Glück hütet
Verspricht sich weniger leicht
Bleibt länger glücklich

jens tuengerthal 17.8.2017