Donnerstag, 1. Februar 2024

Neidlos

Neidlos

Die Redewendung nig nig die schon
Seit langem in meiner Familie ein
Geflügeltes Wort ist wurde von einem
Onkel geprägt der damit den Blick auf
Die eigenen Eltern verwandelte wie
Dem liebevollen Gönnen Ausdruck gab
Es heißt Neid im gönnen und soll so
Bewunderung mit Liebe mischen
Also gut bürgerlich zeigen wie toll
Die anderen sind und ihre Leistung
Würdigen und anerkennen die im
Aufstieg ihren Ausdruck fand was
Die Abkürzung mit Doppelung also
Das nig nig noch ironisch pointiert
Doch frage ich mich inzwischen ob
Neid im Gönnen nicht viel weniger
Ist als neidlos mit Liebe zu sein um
Dem Neid die angemessene damit
Negative Position zu geben die ein
Gefühl der Missgunst eher verdient
Aber NML klingt eher medizinisch
Oder wie eine Koffermarke die
Gerne vornehmer wäre als sie ist
Bin lieber neidlos als mit Neid noch
Zu gönnen so liebevoll schön dies
Von meinem Onkel gemeint war
Der das Paradoxon pointierte wie
Damit eine Liebeserklärung an die
Eigenen Eltern dankbar machte
Warum es uns auch zum geflügelten
Wort in der Familie später wurde
Scheint es mir heute wichtiger
Ganz neidlos zu sein wie dabei
Liebevoll zu gönnen weil der Neid
Als Antrieb bürgerlichen Fleißes
Besser ausgedient hat um durch
Bedingungsloses Gönnen ersetzt
Zu werden was mir eher Ziel scheint
Als Neid es je sein sollte auch wenn
Was ich selbst gerne hätte nun den
Anderen zu gönnen noch mehr Größe
Zeigen könnte im preußischen Sinne
Warum so gut dies nig nig einst war
Es mir heute eher eitel scheint als
Ein Fischen nach Komplimenten wie
Großzügig in der Gier wir noch wären
Zwar könnte neidlos auch egal sein
Wenn es schlicht günstiger wäre es
Anderen zu gönnen weil für sich
Ohne jeden Belang doch scheint
Neidlos mir mutiger noch als ein
Irgendwie zugestandener Neid
Der nur durch Gunst überwunden
Auch wenn die Gunst damit kostbarer
Wird als wenn es uns nicht betrifft
Dabei fällt mir auf wenn ich nun
Neidlos im Gönnen bin dieses
Genau wie der Neid abgekürzt
Würde ich also keine Tradition
Im Wortlaut ändern müsste was
In alten Familien immer einfacher
Als jeder Wandel ist und so bleibt
Der Familien Code nig bestehen
Nur ich denke mir was anderes
Dabei was vermutlich nur für
Jene von Bedeutung ist die
Tatsächlich bis hierhin lasen
Wie alle die diese Redensart
Der Familie schon kannten
Was die Gruppe der Leserinnen
Die weiß was ich hier meine
Wohl relativ überschaubar macht
Zwei Hände voll wären schon viel
Aber gut darüber gedichtet zu haben
Neidlos mehrwert zu geben als Wort
Was ich hiermit neidlos würdige

jens tuengerthal 1.2.24

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