Samstag, 31. Dezember 2022

Horizontale

Horizontale

Die Horizontale sei die einzig aufrechte
Lebenslage belehrt uns Hans Castorp im
Zauberberg von Thomas Mann dem im
Lungensanatorium spielenden Roman
Der auch eine Kulturgeschichte des
Langen 19. Jahrhunderts wie seiner
Geistigen Strömungen ist die sich im
Sanatorium konzentrieren so einen
Spiegel einer untergegangenen Welt
Voller Ironie und Liebe geben was
Thomas Mann seinem Bruder Heinrich
Voraus hat der nur bissig karikiert wie
Im Untertan so ätzend sichtbar wird
Dem hässlichen Bild der Epoche die
Der Nobelpreisträger Mann mit Liebe
Immer malt was Heinrich nur im
Henri Quatre gelingt der Liebeserklärung
An sein französisches Exil während er
Sonst ein bitterer Ironiker von der
Plakativen Grobheit vieler Linker ist
Liebt Thomas Mann was er schafft
Bleibt auch in der Karikatur etwa von
Gerhardt Hauptmann der im Zauberberg
Als Minher Pepperkorn auftaucht noch
Liebevoll bis ins Detail aber bevor ich mich
Hier im Gegensatz der Brüder verliere
Welche im Ersten Weltkrieg noch in den
Bekenntnissen eines Unpolitischen gipfelte
Kehre ich zurück zur Liegekur wie den
Worten Hans Castorps der die Horizontale
Wie sie im Sanatorium Schatzalp üblich war
Die Lungentuberkulose zu heilen ob die
Damit verbundene Horizontale wirklich
Die einzig aufrechte Lebensart ist muss ich
Nicht entscheiden aber in dieser Nacht
Die als Nacht der Nächte unsinnig gilt
Einfach den ganzen Tag liegen zu bleiben
Schönste Nachtstunden hier in Erinnerung
Scheint mir angesichts des Krieges
Auf den Straßen von Berlin passend
Die einzig angemessene Lage zum
Wahnsinn vor der Tür wo alles knallt
Weil alle einen Knall hier haben
So hat mich der Infekt der hoffentlich
Nicht zu Corona nochmal mutiert vor
Dem Wahnsinn da draußen bewahrt
Ist die Horizontale die dem Leser
Einzig angemessene Lebensform
Denke ich und lasse Silvester so
Vorbeiziehen wie alles übrige von
Gelegentlichen Nickerchen unterbrochen
Habe ich den Tag lesend und dichtend
In der Horizontalen halb aufrecht mit
Lesekissen im Rücken verbracht was
Die einzig aufrechte Lage in dieser
Verrückten Nacht mir scheint ohne
Böllerattentaten zum Opfer zu fallen
Und so hat am Ende Hans Casorp
Mit seiner Behauptung richtig gelegen
Denke ich und bleibe lieber liegen
Solange die Idioten hier noch den
Innenhof zusätzlich befeuern was
Ein Wahnsinn mit Echo noch ist

jens tuengerthal 31.12.22

Lustfeuerwerk

Lustfeuerwerk

Lust entfacht ein Feuerwerk der Sinne
Was von alleine brennt wo entfacht
In bunten Flammen über alle Stränge
Schlägt um sich nur nah zu sein das
Wege ineinander findet die ohne ein
Feuerwerk abstrus uns schienen aber
Im Licht der Flammen der Lust zum
Hingebungsvollen Gottesdienst wird
Der einander lustvoll anbeten und wie
Schön ist die Lust wenn du die Schönheit
Hingebungsvoll anbeten kannst was
Den Sex über gewöhnliche Paarung
Zum natürlichen Zweck der Fortpflanzung
Weit erhebt und dafür das Feuerwerk
Entfacht was die Welt so vollkommen
Beleuchtet wie nichts sonst es kann
Egal wie wirklich die Wirklichkeit ist
Scheint sie im Lustfeuerwerk als
Vollkommen schön im Moment

jens tuengerthal 31.12.22

Liebesankunft

Liebesankunft

In der Liebe ankommen wollen ist müßig
Nie geschieht was wir unbedingt wollen
Im Gegenteil verhindert der Wille eher
Was gut und entspannt sein könnte weil
Erwartungen nur dazu da sind enttäuscht
Zu werden was jede Erfahrung bestätigt
Manchmal passiert es dennoch wenn
Am wenigsten damit gerechnet wurde
Dann lächelst du die Erinnerung wie
Dein Telefon bei jeder Nachricht an
Als ständest du unter Drogen noch
Was so ist weil die körpereigenen
Drogen der Hormone den Rausch
Verstärken wie verstetigen noch
Angekommen bist du dabei wenn
Alles in einer gut zu sein scheint
Du im Vertrauen erfüllt bist was
Alle anderen Erfahrungen leicht
Wieder vergessen lässt also eher
Blöd macht aber genau das ist
Die große Macht der Liebe die
Was klug wie berechnend macht
Ausblendet für den Wahn der Liebe
Die ein nur Gefühl wichtiger macht
Als alle sonst leitende Vernunft
Wenn beide nichts erklären müssen
Aber sich vollkommen verstehen
Das zumindest im Rausch meinen
Sind sie beieinander angekommen
Bis Zweifel das Gefühl verdrängen
So ist die kritische Vernunft die uns
Aufgeklärt vernünftig sein lässt ein
Kontrapunkt der Liebe die keinen
Zweifel mehr kennt wie absolut ist
Warum es für Aufklärer schwierig
Sein könnte in der Liebe anzukommen
Weil Aufklärung Befreiung aus der
Selbstverschuldeten Unmündigkeit ist
Während Liebe den freien Willen
Im Rausch des Gefühls betäubt
Aber da die Liebe alles kann wie
Tut was ihr gefällt können auch
Kritische Aufklärer verliebt sein nur
Erwarte bitte keiner dass es irgend
Vernünftiger dabei zugeht als bei
Jedem gefühlsduseligen Romantiker
Am Ende ist die Liebe doch immer
Was sie ist und was bleibt kam an
Der Rest verschwindet wieder

jens tuengerthal 31.12.22

Heinrichshenri

Heinrichshenri

Heute von Hermann Kesten noch in
Meine Freunde die Poeten gelesen
Wo er wunderbar plaudernd über
Dichter die er traf oder las erzählt
Dabei das große Werk auch von
Heinrich Mann vorstellt wie über
Die verschlungenen Wege dieses
Autors der viele Dinge schrieb die
Kesten spürbar so fern sind wie mir
Warum er sie nur aufzählt ohne
Mehr dazu zu sagen sich dafür voll
Auf den Henry Quatre konzentriert
Jenes Meisterwerk des Exils in dem
Heinrich Mann so wunderbar aus
Der Zeit der Hugenottenkriege wie
Damit der späten Renaissance die
Auch die Zeit Montaignes ist der
Ein Berater und Freund Henris war
Erzählt und gewagt Meinung macht
Was ich als ich das Werk vor über
Zwanzig Jahren las noch nicht so
Deutlich bemerkte wie im Untertan
Wo ich die zugespitzte Meinung
Eher hässlich und zu viel fand als
Schelte des Bürgertums dem die
Manns doch auch entstammten
Doch wird im Henri genauso wieder
Meinung gemacht wenn auch viel
Eleganter mit liebevoller Bewunderung
Für Henri den die Franzosen lieben
Sei es für den Hahn im Topf oder
Das Toleranzedikt gegenüber den
Protestanten zu denen er auch noch
Gehörte bevor Paris ihm eine Messe
Wert schien wie die Krone um die er
So lange gekämpft hatte wie schließlich
Für den Hahn Henri der in jedem Dorf
Gerüchten zufolge ein Kind zeugte
Sehr frei und vielfältig die Liebe lebte
Mit zwei Medici verheiratet war um
Die Krone zu bekommen wie zu halten
Seine Schulden zu bezahlen aber der
Seitenwechsel Henris oder sein lange
Schweigen in der Batholomäusnacht
In der seine Schwiegermutter einst die
Protestanten im Land metzeln ließ wie
Heinrich als sicher behauptet was aber
Bis heute in vielem noch unklar ist ob
Es ein Ausbruch des Volkszorns war
Oder die Kirche dies für die Krone
Frankreichs gefordert hatte auch die
Bewertung der Habsburger ist stets
Einseitig ablehnend aber es ist ein
Roman aus dem französischen Exil
Voller Liebe zu Frankreich die den
König so darstellt wie viele ihn noch
Bis heute sehen was jenseits aller
Historischen Wahrheit um die es im
Roman weniger geht als den Mut
Zur Meinung und Handlung dabei
Die Heinrich Mann treffend erfaßt
Er schildert den Henri Quatre von
Dem im ländlichen Frankreich bis
Heute so geschwärmt wird auch als
Liebeserklärung an sein Exilland
Tut dies mit Freude am Fabulieren
Der die Lektüre zum Vergnügen macht
Fand es passend wie Kesten so über
Viele Seiten nur von diesem Werk
Spricht was ich auch für das einzig
Wirklich bedeutende halte und so
Kann es zum Vergnügen gelesen
Ein gutes Gefühl für Frankreich wie
Den dort Geist geben wie ich ihn im
Grand Orient noch kennenlernte
Das ist kein historisch exaktes
Sittenbild einer Zeit sondern das
Liebevolle Bild der Franzosen die
Ihren Henri bis heute noch lieben
Für seine gefühlvoll wilde Art die
Auch dreimal die Kirche wechselte
Das beschreibt Kesten treffend

jens tuengerthal 30.12.22


Erschießungskommando

Erschießungskommando

Dieses Jahr sind wieder Böller erlaubt
Menschen investieren sehr viel Geld
In den großen Knall zum Ende was
Bei mir eher die Motivation weckt alle
Die da knallen sofort zu erschießen
Weil ich es als Angriff empfinde
Was ich natürlich nicht tun werde
Auch weil ich nicht schießen kann
Aber das Extrem zeigt genau wie
Fern sich Welten sein können wo
Die einen gerne laut knallen weil
Lärm für sie Freude ausdrückt
Denke ich dabei eher an Krieg
Lerne wieder Toleranz zu üben
Um keinen zu erschießen noch
Erschießungskommandos mir zu
Wünschen für alle Idioten was eine
Gute Übung in Gelassenheit ist
Damit jeder nach seiner Fasson
Glücklich werden möge und so
Haben die einen einen Knall die
Anderen einen was das Knallen
Betrifft und so sind wir alle etwas
Verrückt und damit lässt sich leben

jens tuengerthal 30.12.22

Endeausblick

Endeausblick

Das Jahr endet doch statt zurück
Was weniger erfreulich nun wäre
Kann ich auch nach vorne schauen
Ein Ende feiern nachdem so vieles
Nur besser werden kann warum 
Die Perspektive positiv für mich ist
Wie es manchmal besser scheint
Weiter zu gehen wenn es so ist wie
Dieses Jahr in vielem war weil es
Dann Vergangenheit einfach ist die
Neubeginn wieder zulässt auch
Wenn gute Aussichten gerade eher
Schwer fallen ist es noch besser
Was schwer war hinter sich zu lassen
Um beflügelt ins Neue zu starten
Aber es kostet zugegeben gerade
Mehr Phantasie als Realismus
Aber dann lebe diese als Hoffnung
Sich sicher sein zu können auch
Die schlimmsten Jahre enden wie
Das Leben irgendwann vorbei ist
Der Ausblick auf das sichere Ende
Kann gerade tröstlich auch sein
Was zumindest eine Perspektive
Ins Nichts am Ende schenkt
Und mehr bleibt nie

jens tuengerthal 30.12.22

Jahresgedenken

Jahresgedenken

Am Ende des Jahres gedenken wir
Gern dessen was war was dieses
Jahr nicht viel Freude machte mit
Krieg Tod und Krisen wie damit eher
Frustrierte als Ressourcen freisetzte
Ob es ein annus horribilis gleich war
Will ich nicht entscheiden trotz auch
Corona-Infektion die nicht so schlimm
Wie erwartet war sondern milde verlief
Aber zufällig neue Tore mir öffnete die
Das weitere Jahr begleiteten und so
Bringt manches Chaos auch schönes
Mit dem vorher nicht zu rechnen war
Es gab manche wunderbare Momente
Voller Freude in diesem Jahr an die ich
Lieber denken will als an das globale
Chaos in dem wir nur überleben und so
Konzentriere ich mein Gedenken statt
Auf die großen Ereignisse des Jahres
Lieber auf das kleine Glück was sich
Voller Liebe und Zärtlichkeit zeigte in
Manchmal überraschenden Begegnungen
Die sich gerne fortsetzen dürfen warum
Das Jahresgedenken überraschend gut
Für mich ausfällt dank der Menschen
Denen ich begegnen durfte was mir
Zeigt im kleinen kann viel mehr liegen
Als es im großen scheint und so endet
Was mit gruseligen Zahnschmerzen
Zum Jahreswechsel wie betäubt noch
Begann friedlich und guter Dinge für
Das was nun kommen mag denn
Auch wenn die Lage der Welt nicht
Wirklich rosig genannt werden kann
Bleibt das kleine Glück größer warum
Der Blick über das Jahr diesmal ganz
Bei mir im kleinen Kreis lieber bleibt
Es fühlt sich viel besser an auch wenn
Das fast biedermeierlich klingt

jens tuengerthal 30.12.22

Donnerstag, 29. Dezember 2022

Lustfließen

Lustfließen

Lust die sich tief erregend spürt
Fließt nicht nur ineinander über
Sondern mehr noch zusammen
Was den Sex zum Tanz um die
Erregte Mitte gleich einem Ballett
Macht das seine Musik findet im
Miteinander der Harmonien die
Keine Grenzen mehr kennen im
Fluß der Zeit durch Räume fliegen
Die einander ganz erfüllen wollen
Was im Überfluss der Lust einerseits
Als Glück für beide auch geschieht
Andererseits in der Harmonie dabei
Schönsten Ausdruck findet der sich
Tief und innig erspürt um auch im
Streben nach Befriedigung noch
Zusammenklang zu finden der
Einfach selig fließt sich im so
Fluss des Seins genug ist

jens tuengerthal 29.12.22

Liebeskampflos

Liebeskampflos

Manche ringen um und mit ihrer Liebe
Ihr Leben wird zum einzigen Wettkampf
In dem ihnen Siegen wichtiger ist als
Der Genuss der noch möglich wäre
Wollten sie weniger erfolgreich statt
Schlicht glücklich sein denke ich nach
Versuchen in der Liebe mit welchen
Die immer die Besten sein wollten
In egal was ehrgeizig damit waren
Sich dafür das Leben zur Hölle mit
Ewigem Kampf gegen alle machen
Möchte mich der Liebe viel lieber
Wenn sie auftaucht kampflos ergeben
Genießen was sein kann statt noch
Mit oder gegen wen zu kämpfen
Sage darum die Liebe ist stärker
Als alles was ich wollen könnte
Ergebe mich und genieße das
Solange wie möglich weil mir
Epikureisch vernünftig scheint
Sich dem was gut tut zu ergeben
Ergibt zumindest mehr davon
Was in der Liebe nie schadet
Kämpfe um keine denn was
Kommt um zu bleiben tut es
Der Rest darf gerne gehen
Sich seine Kämpfer suchen
Liebe lieber kampflos wer
Es zu würdigen weiß
Verdient es auch

jens tuengerthal 29.12.22

Klimatisiert

Klimatisiert

Gerade erzählten meine Schwestern
Wie sie in der Schule und im Büro
In dicker Jacke winterlich gekleidet
Mit eisigen Fingern arbeiteten weil
Die Temperaturen runter geregelt sind
Gas und Energie zu sparen ist was
Lange normal uns schien nicht mehr
Das wohltemperierte Leben scheint
So langsam Geschichte zu werden
Erzählte wie ich in meiner noch bis
Dato nahezu ungeheizten Wohnung
Im Schlafsack auf dem Diwan schrieb
Die Finger am Tee mir nur wärmte
Fragte mich zugleich ob es gut so ist
Weil es ein besseres Gefühl gibt für
Das Jahr und seine eben Wechsel
Die nicht wegklimatisiert werden
Sondern spürbar bleiben doch ist
Schreibtischtätigkeit nicht wirklich
Gut zu bewältigen wenn zu kalt
Was können wir ändern wenn wir
Nicht mehr vollklimatisiert leben
Wie können wir Energie sparen
Ohne dabei frieren zu müssen
Müssen wir uns mehr abhärten
Um weniger zu frieren oder das
Leben neu und anders denken
Statt immer nur weiter so wie
Es blind zu lange gelebt wurde
Vollklimatisiert ist Geschichte
Nun können wir wieder mehr
Mit der Natur leben statt sie
An unsere Wünsche anzupassen
Was gut zum Klimawandel passt
Es stehen andere Zeiten bevor
Vielleicht ist es gut so weil es
Besser tut mit dem zu leben
Was ist statt weiter dagegen

jens tuengerthal 29.12.22

Kosovochaos

Kosovochaos

Durfte im Sommer einer Kosovarin
Nahekommen die länger Berlinerin
Schon ist als die meisten die aber
Ihren Wurzeln verbunden blieb so
Die Amselprinzessin für mich wurde
Was den Kern des Problems dort
Schon sehr treffend beschreibt die
Identität auf doppelt symbolischem
Grund der Identität und Spaltung
Für beide zugleich in sich trägt so
Sorgt der Kosovo wieder für Chaos
Auf dem ewigen Brandherd Balkan
Welcher schwer zu ordnen nur ist
Ein Land was zwei Gruppen wollen
Dessen Mehrheit sich autonom als
Republik erklärte die anzuerkennen
Den Serben bis heute schwer fällt
Um die Serben dort zu schützen
Wie sie gerne noch behaupten
Wie ihre heilige Tradition im Kampf
Gegen die Osmanen zu verteidigen
Was im laizistischen Europa völlig
Egal längst sein sollte aber in den
Köpfen der Menschen weiterbrennt
Was dem Kampf der Basken wie
Der Katalanen und Nordiren gleicht
Wie es mit der Erbfeindschaft einst
Zwischen Deutschen und Franzosen
Nach vielen Kriegen auch noch war
Bis sie zum Kern Europas wurden
Spürte im Gespräch den Hass gegen
Die Serben die ihrer Familie wie so
Vielen Albanern dort im Kosovo einst
Antaten was nicht vergessen ist wie
Von Putin kräftig angefeuert wird weil
Ein Krieg in Europa ihn stärkte und so
Ist der Abbau der Barrikaden durch
Die Serben ein guter erster Schritt
Es ist der Kosovo Kern Europas
Das alte Illyrien aus dem einst
Alexander der Große auch kam
Sollte uns so wichtig sein wie die
Serben als Verteidiger gegen das
Osmanische Reich in Europa waren
Ihre Aufnahme weiter zu verknüpfen
Könnte helfen Serben und Kosovaren
Zu Brüdern zu machen wie es auch
Deutsche und Franzosen wurden
Europas große Aufgabe ist es für
Eine bessere Zukunft zu verbinden
Die jenseits der Nationen liegt was
Polen und Ungarn nicht begriffen
Aber der Kern sein soll der die
Imperialen Kriege verhindert
Damit wir alle Europäer sind

jens tuengerthal 29.12.22

Kenosis

Kenosis

Kenosis stammt aus dem Griechischen
Heißt Leerwerden oder Entäußerung
Paulus verwendet es im Brief an die
Philipper für Jesus was bedeutet er
Verzichtete auf göttliche Attribute bei
Der Menschwerdung daneben kann es
Die innere Leerung jedes Gläubigen
Für den Empfang göttlicher Gnade sein
Der Begriff wurde von protestantischen
Theologen lange diskutiert ob dann
Noch eine Spur von Gott da ist oder
Die Entleerung vollständig war wie die
Menschwerdung dann ganz und die
Spur Gottes eine rein geistige blieb
Doch spannender noch als diese
Diskussion über den Aberglauben
Der nur toleriert werden muss ist
Wie und warum Montaigne es als
Gedanken auch auf seiner Reise
Verwendet wie in den Essays
Was Gaspard Koenig dazu denkt
Der all die Spuren die wir gerne in
Sozialen Netzwerken hinterlassen
Als Spur unserer Zeit betrachtert
Mit Bildern von Orten an denen wir
Waren was das wichtigste für die
Reisenden oft scheint die damit 
Teil einer Menschheit sind die dem
Planeten ihre Spur einschreibt statt
Spurlos dezent zu sein wie es noch
Montaigne bestrebt war Koenig auch
Auf seiner Reise bemüht ist zu tun
Während all die abgelegten Bilder
Von unserer Sucht nach Ewigkeit
Zeugen wie den Spuren die wir
Dem Planeten mit unseren Reisen
Einbrennen die ihn weiter zerstören
So zeugen die Bilder vom Wahn
Der Menschheit zu erhalten was
Nie bleiben kann weil wir nach der
Natur endlich sind und besser ganz
Spurlos wieder verschwänden statt
Den Fußabdruck beim Klima immer
Größer werden zu lassen in dem
Paradoxen Streben nach bildlicher
Ewigkeit die in uns beim Betrachten
Alter Fotoalben aufsteigt als ob wir
Etwas mitnehmen oder halten je
Könnten nicht viel besser einfach
Spurlos verschwänden um nicht
Unseren Fußabdruck einzubrennen
Viel lieber wäre ich so spurlos wie
Ein Indianer auf der Jagd die ihre
Plätze ohne die Sehnsucht nach
Ewigkeit im Einklang zurücklassen
Doch dichte ich und hinterlasse so
Spuren wie andere mit Bildern und
So betrachtet ist Kenosis ein Wort
Was für den Umgang mit der Welt
Wie unseren mit dem Netz aktueller
Ist als je auch ohne alle Götter

jens tuengerthal 29.12.22

Luxusleben

Luxusleben

Was ist ein Luxusleben für mich
Worin liegt noch echter Luxus
Kommt es auf das an was ich mir
Leisten kann oder nicht um so
Dekadent wie möglich zu leben
Was gönnte ich mir dafür gerne
Worauf verzichtete ich lieber um
Mehr was ist zu genießen wie
Den Genuss dauerhaft zu haben
Luxus ist ein kostspieliger bis
Verschwenderischer Aufwand der
Den üblichen Rahmen übersteigt
Nur Genuss und Vergnügen dient
Sagt die lexikalische Definition doch
In dieser Bewertung klingt noch die
Protestantisch saure Doppelmoral
An die Genuss gerne bestraft statt
Sich daran freuen zu können was ist
Führe in mancher Hinsicht ein Leben
Mit minimalem Aufwand das sogar
Unter dem Existenzminimum teils ist
Weil ich nahezu keine Konsumgüter
Mehr brauche um glücklich zu sein
Aber führe in Hinsicht auf Bücher
Ein verschwenderisches Luxusleben
Lese nur die besten Bücher die ich
Finden kann lege alle schlechten weg
Bin völlig elitär in der Auswahl meiner
Lektüre und widme ihr gerne alle Zeit
Fasse niveaulose Bücher nicht mal an
Schaue am Schrott der Masse vorbei
Leiste mir einige der teuersten Bücher
Zumindest die am besten gemachten
Jedes mir wichtige Buch ist gebunden
Horte Massen von Büchern in denen ich
Sehr selten teilweise nur lese aber
Gönne mir den Luxus einer kleinen
Bibliothek als Lebensinhalt gerne
Der vieles anderes ersetzen kann
Bin arm und reich zugleich damit
Leiste mir lieber Bücher als Urlaub
Setze andere Prioritäten als andere
Finde es einen Luxus so reduziert
Wie nur möglich leben zu können
Wahre den Schein bürgerlichen Lebens
Aber brauche nichts als meine Bücher
Was für ein Luxus denke ich dabei
Lache mich ein wenig aus und nenne
Den Wahnsinn dann Freiheit

jens tuengerthal 29.12.22

Lebensexpeditionen

Lebensexpeditionen

Kann das Leben als Prüfung sehen
Oder als große Schule die uns vor
Immer neue Aufgaben stellt doch
Liegt mir beides fern weil es dabei
Suggeriert es gebe einen Weg der
Zum Ziel führte und richtig wäre
Was mir anmaßend verkehrt scheint
Lieber sehe ich es als Expedition in
Ein immer Neuland für alle die sich
In ihrem Leben zurecht finden müssen
Manchmal einen Kompass brauchen
Doch wie Ernst Jünger es so treffend
Formulierte noch in Siebzig verweht
Richtet sich der Kurs nach dem
Kap der guten Hoffnung nicht mehr
Nach Landmarken und der Blick geht
Zu den Sternen um seinen Weg zu 
Finden wie sich in sich zurecht was
Lebenslange Aufgabe uns bleibt die
Auch mit sich immer wieder ganz neu
Entdecken müssen denn wenig ist
So sicher wie die Veränderung in uns
Vom Gefühl bis zur Vernunft ist keine
Ordnung ewig gültig aber wer wagt
Die Expedition in sich zu beginnen
Kann erstaunliches entdecken was
Steter Veränderung durch Erfahrung
Noch unterliegt wobei die Aufgabe
Dabei Gelassenheit zu wahren wie
Zu genießen was ist ständig wächst
Staune auf dieser lebenslangen
Expedition mit mir in mich immer
Mehr was alles sein kann und wo ich
Bin und gerne bleibe worauf es mehr
Ankommt als ein Ziel zu erreichen
Musste viele davon aufgeben bis ich
Merkte was mich glücklich macht
Das gelebt zu haben ist vielleicht
Das wichtigste für mich gewesen
Aber wer weiß was noch kommt
Welches Neuland sich mir in mir
Überraschend noch auftut durch
Neue Liebe oder neues Wissen
So erfordert es viel Mut zu sich
Aufzubrechen ohne zu wissen
Wohin der Weg mich führen wird
Beruhigend nur ist sicher zu sein
Die Erde ist keine Scheibe werde
Weder an ihrem noch an meinem
Rand herunterfallen es geht halt
Einfach weiter bis ich wieder da bin
Wo ich zu mir losging

jens tuengerthal 29.12.22

Sesselreisen

Sesselreisen

Reisen bildet heißt es warum wohl
So viele Bildungsbürger auch reisen
Durch die Welt um dabei hinterher
So klug wie zuvor zu sein weil sie
Das Reisen vollauf beschäftigte für
Bildung also Lektüre kaum Zeit blieb
Neben der Erkundung der Orte auch
Wenn manche zuvor oder unterwegs
Zumindest Reiseführer lasen um den
Anschein von Bildung zu geben falls
Jemand sie fragen sollte ob sie dies
Oder jenes gesehen hätten dabei ist
Mehr Zeit mit unterwegs sein stets
Gefüllt als für Bildung je bliebe auch
Ist irgendwo gewesen sein keinerlei
Bildung sondern bloß Mobilität die in
Unseren Zeiten eher schädlich ist
Warum ich als Leser schon lange
Die Sesselreisen vorziehe bei denen
Durch die Welt gelesen wird wozu
Reisende eher nie kommen was für
Den Leser die schönste Reise ist
In seiner Bibliothek am besten Ort
Durch Zeit und Raum zu tingeln ist
Das schönste Erlebnis was ganz
Nebenbei noch bildet warum die
Aufmerksamen Leser oft weiter
Gebildet sind als viele die irgendwo
Waren ohne viel mitzubekommen
Weil die Bewegung den Geist
Bereits völlig lähmt wie nie die
Gesuchte Ruhe und Entspannung
Schenkt die viele im Urlaub suchen
Die der Leser ganz nebenbei findet
Weil gute Lektüre sie uns schenkt
So habe ich nach der gestrigen Reise
Im Sessel des ICE quer durchs Land
Heute erstmal in Ruhe auf dem Diwan
In vermissten und neuen Büchern
Gelesen und war dabei so unterwegs
Wie ich Reisen am meisten liebe
Im Kopf bei einer guten Tasse Tee
Muss ich nirgendwo mehr hin

jens tuengerthal 29.12.22