Wie begann die Welt und wie
Wird sie ein Ende finden lässt
Giacomo Leopardi in seinen
Großartigen Opuscula Moralia
Fragen und führt dafür ein wohl
Apokryphes Fragment des Straton
Von Lampsakos an das er
In einem Kloster auf dem Athos
Gefunden und übersetzt haben will
Von dem der Teil über das Ende
Wohl aus neuerer Zeit stammte
Oder zumindest dann vollendet
Erst wurde während der Ursprung
Genau die Ansichten des Straton
Wiedergibt der um 340 vor Christus
Geboren wurde und das von Aristoteles
Begründete Athener Lyzeum leitete
Sich aber mehr physikalischen Fragen
Zuwandte was ihm den Beinamen
Der Physiker eintrug so führte er wohl
Unter dem Einfluss des Epikur die
Teilchentheorie der Materie in die
Naturphilosophie der Peripatetiker ein
Er vertrat auch den Teilchencharakter
Des Lichts und spekulierte bereits
Lange vor Galilei über den Freien Fall
Daneben wird ihm eine atheistische
Naturphilosophie nachgesagt die alle
Natur als Mechanismus begreift in dem
Transzendente Einflüsse keine Rolle
Mehr spielten warum er alle metaphysischen
Erklärungen für Naturphänomene ablehnte
Vertrat daher einen strikten Empirismus der
Auf Beobachtung und Experiment allein setzte
Fragte nur nach dem Wie der Vorgänge
In der Natur nicht nach dem warum so nahm
Straton zentrale Eigenschaften des modernen
Wissenschaftsverständnisses schon vorweg
Wie alle materiellen Dinge ein Ende haben
Hatten sie auch alle logisch einen Anfang
Leitet er den Ursprung her nur die Materie
Selbst hatte nie einen Anfang existierte
Von jeher aus eigener Kraft sie sei nicht
Vergänglich wie die verschiedenen Formen
Des Daseins die sich aus ihr bilden wie
Die Welt die einen Anfang hat und ein Ende
So hätte die Materie Kräfte in sich die sie
Bewegen oder in verschiedene Richtungen
Treiben aus ihr unzählige Kreaturen forme
Die durch eine Ordnung verbunden seien
Sich also Welt nenne aber was ständig formt
Zerstört auch zugleich solange sie neues
Noch entstehen lässt gäbe es Leben aber
Wo nicht mehr sei sie untergegangen wie
Unzählige vor und nach ihr schon aber die
Materie aus der alles bestehe ginge nie
Verloren womit Straton schon 300 vor den
Energieerhaltungssatz quasi anders gesagt
Vorausnahm was aus purer Reflektion ohne
Eine Ahnung vom Kern der Atome wie ihrem
Wesen geradezu genial ist auch wie es
Leopardi noch über Jahre vorher in seiner
Geschichte wiedergibt zeugt von einer tiefen
Einsicht in die Vorgänge der Natur die wir
Noch lange nicht beweisen oder berechnen
Aber wohl weise schon erahnen konnten
Auch das erwartbare Ende der Welt leitet er
Physikalisch her und während sich Dinge
Wie Individuen wieder verlieren aber ständig
Neue sich entwickeln und entstehen schiene
Kein Ende absehbar wüssten wir nicht dass
Die Erde um ihre eigene Achse rotiere warum
Alles von den Polen zur Mitte gezogen würde
Bis sie irgendwann flach würde mit einem
Loch dann in der Mitte wie ein Ring der
Unter Last der Rotation zerbräche worauf
Die Reste in die Sonne wohl fielen oder
Auf andere noch bestehende Planeten
Was aber für alle Planeten wie auch die
Sonne gelten müsse weil alles was entsteht
Durch Wirkung der Kräfte wieder vergeht
Auch wenn wir nicht berechnen könnten
Wann dies geschehen würde doch wird
Die Kreisbewegung der Himmelskörper
Also das Fundament unserer jetzigen
Natürlichen Ordnung dafür sorgen dass
Dies Universum und seine Ordnung
Den Kräften der eigenen Ordnung folgend
Untergeht und sich selbst zerstört da aber
Zwar alle Planeten und Sterne eines Tages
Verschwunden sein werden aber nicht
Ihre Materie werden sich aus dieser neue
Kreaturen mit neuen Gattungen und Ordnungen
Bilden aus denen neue Welten wieder entstehen
So wird es zahllose Welten vor uns gegeben
Wie ebenso endlos viele nach uns doch über
Die Eigenschaften dieser können wir nicht mal
Vermutungen anstellen lässt Leopardi den Text
Von Straton oder wer immer ihn vollendete enden
Zwar lässt Leopardi Straton von Materie sprechen
Doch im eigentlichen geht es ihm um die Energie
Den Energieerhaltungssatz formulierte zwar erst
Helmholtz 1847 in Berlin der auch wenn Bohr ihn
Für Quantenprozesse zunächst bezweifelte heute
Für alle geschlossenen Systeme also auch das
Unermesslich große Universum als etabliert gilt
So hat der griechische Philosoph auf den Spuren
Des Epikur die Erkenntnisse unserer Physik über
2000 Jahre vorausgenommen weil er die Natur
Wie alles Sein logisch im Kontext verstand sich
Aus der Beobachtung schon vieles auch ergibt
Was der Aberglaube Jahrtausende verdunkelte
Der einen Schöpfer als Begründer annahm wie
Für den Anfang wilde Phantasien entsponn die
Menschen gerne glaubten um sich von der
Natur im werden und vergehen abzusetzen
Dem Leben höheren Sinn zu geben den es
Für Naturbeobachter nicht haben kann die
In allem werden und vergehen nur sehen
Dies aber nicht moralisch bewerten warum
Der Tod ihnen wie Epikur kein Schrecken ist
Sondern einfach nichts mehr was allen vorher
Qualen ein Ende bereitet der aber nicht da ist
Solange wir leben warum alle Furcht umsonst
Es steckt in dieser natürlichen Betrachtung der
Welt von Ursprung zu Untergang sehr viel
Kluge Philosophie die nicht am Sein leidet
Sondern es nimmt wie es ist statt noch eine
Seele oder Unsterblichkeit hinzuzudichten
Weil sie Sein als vergänglich begreift in
Der logischen Bewegung aller Natur vom
Anfang bis zum Ende in dem wir nur den
Kurzen Zwischenraum genießen können
Dem stimme ich nickend zu und denke
An die Versuche mancher späterer Physiker
Noch transzendente Phantasien in ihre Bilder
Von der Welt mit einzubauen wie auch im
Universum was sich selbst genügt noch
Raum für einen Schöpfer zu finden den
Keiner braucht als ängstliche Unvernunft
Es bleibt ein natürlich Kommen und Gehen
Mehr als genießen können wir nicht
jens tuengerthal 27.9.20
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen