Blut spielt eine große Rolle im Glauben - auf der ganzen Welt und seit vielen Jahrtausenden, soweit wir davon wissen. Vom Blutopfer bis zum geheiligten und verwandelten Blut, dem guten und dem bösen Blut - immer wieder taucht es auf und spielt seine eigene Rolle, scheint den Gläubigen viel mehr als der Energie transportierende Lebenssaft, der er biologisch ist. Wir sprechen vom Blutbad, wenn wir ein besonders grausames Gemetzel beschreiben wollen oder heute auch von einer sehr expressiven Theateraufführung sprechen, weil da eben Blut floß. Wer mir blutsverwandt ist, gehört zu meinen Angehörigen, ob ich mit diesen nun mehr oder weniger zu tun habe, sprachlich gehen wir von einer besonderen Nähe aus und so hat sich der Glaube an das irgendwie besondere im Blut, bis in die Gegenwart gehalten, in der wir längst Blut auch chemisch reinigen, spenden und genau auf seine Bestandteile untersuchen, es in Gruppen mit Eigenschaften unterteilen können, auch wenn wir aus guten Gründen nicht mehr von Rassen sprechen, die sich darin auch nicht unterscheiden. Wenn eine Liebe tragisch scheitert, kostet es uns viel Herzblut, sagen wir, auch wenn wir äußerlich unverwundet bleiben, können wir am gebrochenen Herz sterben, womit die Blutpumpe auch im Mittelpunkt unseres emotionalen Vokabulars steht. Die Lektüre in dem hervorragenden Band Blutsbande von Christina von Braun wecken manche Gedanken und regen zum weiterdenken an, was dies Blut ausmacht, wo der Glaube anfängt, wohin er uns verführt und was davon noch unserer Natur entspricht, nach der wir uns Gutes tun wollen.
Die Christen wie auch andere Religionen unterscheiden gutes und böses Blut. Das eine dient dem Glauben, das andere ist Zeichen niedriger Körperlichkeit, die der geistige Glaube gern überwinden möchte.
Gut ist jenes der Märtyrer, das im Kampf um den Glauben fließt, als Folge der Selbstgeißelung oder unverdienter Strafen, sowie das Blut Jesu, das im Abendmahl mit mehr oder weniger symbolisch, je nach Ausrichtung der Konfession, verwandelten Rotwein gereicht wird. Ob dieser eigentlich kannibalische Akt, den Religionsstifter zu sich zu nehmen, der, zur Erinnerung an sein Leiden, in jeder Kirche am Kreuz hängt, noch vernünftig verstanden werden kann, als Zeichen besonderer Gemeinschaft, das verbindet, mag dahinstehen - wie er in Zeiten von Corona wieder realisiert werden soll, ist genauso unklar. Hier jedenfalls wird die christliche Religion, die nicht mehr schächtet wie Juden und Muslime und deren Tierschützer diesen das religiöse Schlachten am liebsten verbieten würde, wie die Kinderschützer das Vorhautbeschneiden stoppen wollen, selbst ganz blutig und hält das auch für gut und moralisch hochwertig, weil es sie ihrem Gott näher bringt, dessen Lebenssaft sie ja durch den des Sohnes zu sich nehmen, der ohnehin nach christlicher Überzeugung Teil heiliger Dreieinigkeit ist, die das Blut gut und wertvoll macht, in das der durch Weihe gesegnete Rotwein sich verwandelte.
Den Juden oder Muslimen liegt dieser Bluttrank eher fern, aber auch sie unterscheiden gutes und böses Blut. Während das Regelblut den Juden als rein gilt, auch wenn sich der Sex in dieser Zeit zumindest nach orthodoxer Überzeugung verbietet, sondern viele Muslime ihre Frauen in dieser Phase als unrein aus, wie es auch Hindus tun. Auch die Christen haben eher ein Problem mit dem Regelblut, insofern es auf Körperlichkeit und Sexualität, also natürliche Fortpflanzung und also Sünde verweist und haben die Frauen entsprechend behandelt, sich unrein fühlen lassen, was in vielen so geprägten Kulturen bis in die Gegenwart fortdauert.
Es ist wieder die alte Geschichte von der Erbsünde und der Vertreibung aus dem Paradies, die sich die Juden als revolutionären Akt der Propaganda in früher Exilliteratur Babyloniens erdachten, der die Fortpflanzung und die mit ihr verbundene Lust als unrein verstehen lässt, die Geburt so schmerzhaft macht, auch wenn es der Natur nach schmerzhaft sein muss, wenn ein Kopf sich durch den Scheideneingang pressen will, weil dieser um ein vielfaches größer ist als etwa das Glied, was dort relativ schmerzfrei meist hineingleiten kann, sofern die vorige Erregung genügte, warum das zumindest geistige Vorspiel von so großer Bedeutung ist, gut ineinander zu finden. Sie taucht immer wieder an den unpassendsten Stellen auf und so natürlich auch bei allem was mit der Zeugung verbunden ist, weil diese am Anfang steht, wenn wir nicht irgendwelche Geschichten von Lehmklumpen oder Rippen glauben schenken wollen, wogegen alle Natur seit ihrem Bestehen erfolgreich zeugt und damit verschiedene halbe Chromosomensätze sich zu einem neuen vereinen lässt.
Böse ist alles, was auf die natürliche Körperlichkeit verweist und nicht durch einen spirituellen Akt geheiligt wurde, sei es als Märtyrer, die nach vorgeschriebenen Regeln erst so genannt werden dürfen oder durch die Weihe des Weins im Abendmahl, was den gleichen Stoff plötzlich gut macht, weil die christliche Religion mit ihrem Traum von geistiger Erlösung im himmlischen Paradies den irdisch unreinen und sterblichen Körper für die geaberglaubte Unsterblichkeit der dazu erfundenen Seele gerne überwinden möchte. Was früher noch stärker ausgeprägt war, wurde mit der Zeit den natürlichen Bedürfnissen der Praxis einer sich durch Aufklärung und Vernunft emanzipierenden Gesellschaft angepasst und längst dürfen sich auch Christen mit Freude fortpflanzen, statt das höchste Ideal nur in der Entsagung zu sehen.
Wichtig an diesem Ideal von Reinheit und Entsagung aber war, es hinderte viele Witwen an der Wiederheirat und bescherte der Kirche so manches Erbe, wodurch sie etwa im Mittelalter bereits ein Drittel aller französischen Länder durch Erbe an sich gebracht hatte und neben der mit ihr verbündeten königlichen Familie zum mächtigsten Grundbesitzer wurde, der sich jedoch nach Regeln, die erst mit dem Trientiner Konzil um 1200 verbindlich wurden, nicht selbst fortpflanzen durfte, sondern seine wohldotierten Pöstchen im Bündnis mit dem Adel verteilte, mit dem er lange um die Vormacht dabei kämpfte - etwa im sogenannten Investiturstreit, wo es darum ging ob auch Laien für Kirchenämter eingesetzt werden dürfen, die sogenannte Laieninvestitur oder die Kirche dort ein Monopol hatte.
So spielte das Blut beim Besitz keine Rolle sondern der Glaube, wie überhaupt der Glaube an die Vaterschaft, denn Wissen hatte ja keiner davon, wichtiger für die patriarchalen Linien war als die tatsächliche und nachweisbare mütterliche Verbindung, was die Kirche auch in zuvor matriarchal geprägten Regionen zur Not mit dem Schwert durchzusetzen wusste, womit wir wieder beim Blut wären, dass für die gute Sache des Glaubens auch fließen durfte.
Die Rituale der Hinrichtung nach dem Koran, wie sie auch der IS eine zeitlang sehr erfolgreich zumindest in der Medienwirksamkeit praktizierte, sind auch blutig, wie der Heilige Krieg ruhig blutig sein durfte, da den dort geopferten größtes Heil bevorstand, wenn sie für ihren Propheten in den Tod gingen, den realen Wert von Jungfrauen einmaldahingestellt.
Dass alle Menschen nur ein Leben haben, nicht wiederkehren, es keinen Nachweis für Seelenwanderung gibt, noch diese Erfindung überhaupt naturwissenschaftlich überprüfbar existieren würde, ist ein für Gläubige immer noch unfassbarer Teil der Natur, weil sie meinen durch ihren Aberglauben auch die Grausamkeit des Todes etwa ihres Messias überwunden zu haben. Auch wenn sich die großen Kirchen mit viel Realitätssinn und Interesse an ihrem Fortbestand mittlerweile mit den Naturwissenschaften ausgesöhnt haben und nur noch kleine Gruppen orthodoxer Fanatiker die Bibel wörtlich nehmen, ist der Fortbestand des seelischen Lebens für sie eine conditio sine qua non, also eine Bedingung ohne welche nicht. Dabei ist diese Grundlage der Einmaligkeit längst normaler Teil unseres Alltages, an den nur als Verzierung der Aberglaube der Fortexistenz angehängt wird, auch und gerade um den grausamen Tod des Stifters zu rechtfertigen, der ja ein Teil des geglaubten Gottes einerseits ist, andererseits aber auch ein Mensch war, also sterblich und blutend.
Generationen von Rittern zogen im Mittelalter und mehr noch in den spätmittelalterlichen Romanen von König Artus und seinem Gefolge durch die Welt, um den heiligen Gral zu retten, mit dem das Blut Jesu aufgefangen wurde, der dadurch ewiges Leben oder doch zumindest alles nur erdenkliche irdische Glück, am Ende jedenfalls seelische Erlösung dem Finder liefern sollte. So bewegt der Glaube Menschen zu vielem, auch zu grausam blutigen Kreuzzügen, die manchmal auch nur der Schwächung der östlich orthodoxen Konkurrenz galten aber zumindest war, wer dort sein Blut vergoß und sein Leben verlor ein Guter und wie er auch für die Eroberung der heiligen Stätten für die Christenheit blutig mordete, welchen Antisemitismus er auch entzündete, stand dies nicht seiner Heiligsprechung im Wege.
Wie wenig die inzwischen der Realität angepasste Form des Glaubens noch zu dem passt, was in den alten geistigen Idealen der frühen Sekte verkündet wurde, ist eine andere Frage. Spannend ist aber für die Unterscheidung von gut und böse auch in der Blutlinie, wie das Christentum mit aller Macht die patriarchale Erblinie durchsetzte, die nur auf Glaube beruht, während sich das rabbinische Judentum in der Diaspora in eine matriarchale Ordnung verwandelt wurde, die den Frauen aber auch strenge Grenzen setzte. Während die keusche, heilige Jungfrau Maria angebetet wurde, die ihr uneheliches Balg als von Gott empfangen verkaufen durfte, galt weibliche Sexualität als unrein und wurde ein großer Kult um die weibliche Jungfräulichkeit entwickelt, wie er in südlichen Regionen und unter dem Einfluss des Koran immer noch teilweise üblich ist, um so die Sicherheit des Erben als Sohn des Vaters zu sichern.
Insofern die patriarchale Linie nur auf dem Glauben an die Vaterschaft fußt, musste sie in der Realität diesen durch die erzwungene Keuschheit der Frauen sichern. Ein relativ schlichtes System, das die Konstanz der Blutlinie garantieren sollten und das Frauen bis heute weltweit noch mitspielen und dafür ihre natürliche Sexualität dem schlichten Bedürfnis nach Zeugung unterordneten. An diesem Punkt wird auch verständlich warum der für Frauen sexuell natürlich bessere Analverkehr, der dem Verlauf des nervus pudendus eher entsprach, ohne die Lust gleich mit der Gefahr der Zeugung zu verbinden, so erfolgreich tabuisiert wurde. Hier haben sich Generationen von Paaren und viele Frauen bis in die Gegenwart ihrer Freude an der Lust beraubt und fanden dies seltsame Verhalten völlig natürlich wie keusch, obwohl es in völligem Widerspruch zu ihrer Natur und dem eben Verlauf der Nerven steht. Aber dies hätte Frauen in ihrer Sexualität auch unabhängig von der Regelblutung gemacht und damit den Glauben eines wichtigen Faktors der Macht beraubt. So durfte nicht sein, was Natur wollte, die weibliche Lust wurde ein ewiges Tabu und ist es in vielem bis heute.
Sofern wir Tacitus und seinem Bericht über die Germanen Glauben schenken, wogegen in manchen sicher die agitatorischen Zwecke des Buches sprechen, aber doch zumindest in den Grundfragen von einer realen Beschreibung ausgehen, war das Blut und Bodenrecht der Germanen noch ein völlig anderes als es die sich auf diese Kultur mit rassistischen Phantasien berufenden Nazis meinten. Danach hatten die Frauen das Hausrecht und trugen die Schlüssel während die Männer, der Gerechtigkeit wegen, im Erntezyklus alle paar Jahre den Hof wechseln mussten. Sicher als Blutlinie war damit nur die mütterliche, die das Erbe weitergeben musste, von wem welche überlebenden Erben dann waren, spielte wohl eine geringere Rolle als die Mutterschaft und der Ort der Geburt. Damit konnte nur in mütterlicher Linie logisch geerbt werden, war die Verfügungsmacht über Grund und Boden an das Geschlecht gebunden, nur waren Männer dabei nichts als mobile Dienstleister der besitzenden Frauen.
Wie sich diese möglichen Strukturen auf das Verhältnis der Geschlechter auswirkten, wissen wir nicht, zumindest scheint es auch andere Konstruktionen gegeben zu haben als die ursprünglich patriarchale, möglicherweise waren ihrer Natur entsprechend Jäger und Sammler Kulturen viel stärker von Frauen geprägt, als wir es uns in klassischen Mustern denkend und Funde betrachtend vorstellen können.
Wie war eine Gesellschaft sozial organisiert, in der Frauen das Schlüssel- und Erbrecht hatte, während Männer die Waffen führten oder spiegelt sich in dem Bild des Tacitus nur der Blickwinkel des römischen Chauvis, der seine Gewohnheit umdreht, um die Römer zu erziehen, es nicht anders als durch seine Augen sehen konnte.
Sehen wir uns dagegen heutige Gender Diskussionen an, die immer mehr betonen, dass Geschlecht auch eine Entscheidung sei, fragt sich, ob dies eine natürliche Entwicklung in Folge fortschreitender Emanzipation an, die eben unserer Zeit entsprechen, in der wir das Geschlecht mithilfe von Hormonen und Operationen auch wandeln können, es also etwas künstliches hat oder doch eine Rückkehr zur natürlichen Egalität ist, in der jeder seinen Begabungen entsprechend wirkt und nicht seinem Geschlecht folgend, was formal zwar längst gesetzlich realisiert wurde, de facto aber durch rosa und himmelblaue Traumwelten der Geschlechter mit jeder Generation wieder unterlaufen wird, bei der es nur einige Ausreißer gibt, welche gerne Grenzen überschreiten, um jenseits ihrer Natur, andere Teile ihres Wesens zu realisieren.
Unklar ist dabei nur, ob es ein natürliche Verhalten geben kann und dieses ohne die Prägung durch Gesellschaft sich entwickeln würde, was dem Menschen gut tut und ob nicht mehr ohne eine klare Prägung sich verloren fühlten, als die wenigen Ausnahmen, die es in Offenheit leichter haben. Es ist ein Prozess der Emanzipation mit noch unklarem Ausgang, bei dem das Pendel auch wieder in die Gegenrichtung ausschlagen kann, wenn eine Studie das gerade verkündet.
Klar ist jedenfalls, dass sich durch die Relativierung der Geschlechterrollen auch die Rolle des Blutes verändert und es neue Definitionen von Verwandtschaft braucht oder wir schlicht alte reanimieren müssen. So hatten die Römer eine weit über die Blutsverwandtschaft hinausreichende soziale Verwandtschaft in der Adoptivkinder eine wichtige Rolle spielten, die jener der Blutsverwandten der eigenen Familie überlegen war. Diese wurden damit Teile eines Geschlechts, etwa der Julianer. So konnten Erben mehr nach Eignung als nach biologischem Zufall bestimmt werden. Allerdings spielen damit die Frauen als Blutzeuginnen des Nachwuchs sozial keine wichtige Rolle mehr, es wuchs eine patriarchale Kultur heran, wie auch in Griechenland, welche die Gründung der Kirche prägte oder der sich die Kirche anpasste.
Bei diesem Prozess der Anpassung aber spielte das Blut plötzlich wieder eine große Rolle und die Durchsetzung der patriarchalen Erblinie erforderte notwendig weibliche Treue, um den Glauben an die Vaterschaft zu sichern. Die reale Unsicherheit wurde durch vermeintliche männliche Allmacht und Herrschaft, die mit dem Schwert über die Schöße der Frauen wachte, kompensiert. Auch wenn diese sachlich keinen nachweisbaren Wert hatte, war der Glaube oder die Macht hinter ihm, scheinbar lange stark genug, ihn tausende Jahre dominant werden zu lassen und eine nur geglaubte Blutlinie zu kultivieren.
Mit Abstand betrachtet und jenseits der Sagen um rostende Keuschheitsgürtel, hat dies den Frauen aber trotz aller christlichen Unterdrückung und Entrechtung eine enorme Macht gegeben bei der Entscheidung über den Erben und damit die folgende Generation. Nach Aufweichung der alten Grenzen der Blutlinien sortiert sich nun alles neu. Sind Hausmänner nun die in germanischer Tradition mächtigeren Teile der Gemeinschaft oder bleibt die Doppelbelastung der Frauen, wie sie auch in der DDR realer existierend war als der Sozialismus je, natürlich, weil für viele die Verbindung nach der gefühlten Natur schon enger ist. In ihnen wuchs dies Wesen heran, zu dem Mann nur in einem Akt der Wollust sein Sperma absonderte. Andererseits gibt es Männer, die sich in der Rolle des Hausmannes viel wohler fühlen als in jeder anderen, während es Frauen gibt, denen der berufliche Erfolg näher liegt als die Pflege der Brut, habe ich als junger Vater mich mehr um meine Tochter gekümmert alses die Mutter konnte, weil es mir lag, ohne dabei eine Begabung zum weiblichen behaupten zu wollen.
So könnten die Genderdiskussionen, um Feminismus und Rollenverständnis eine neue Freiheit entwickeln, in der wir jenseits gewohnter Muster lernen können, zu unserer Natur zu finden. Fraglich nur, ob wir diese Elemente dann noch weiblich oder männlich wie nach Yin und Yang nennen müssen oder diese Grenze im Wesen überwinden sollten, um zu unserer Natur wieder zu finden. Was unsere Natur ist, ob uns also das Geschlecht schon im Blut liegt oder anerzogen ist, werden wir erst wissen können, wenn wir ohne Prägung aufwachsen können, was relativ unvernünftig und künstlich wiederum scheint, weil wir auch in unserem sozialen Kontext funktionieren müssen und die menschliche Entwicklung eben eine fortschreitende im Sinne der Aufklärung ist, warum niemand zurück zur Natur muss, von der wir nicht wissen, wie sie ist oder war, sondern nur in Mutmaßungen erkunden können.
Die Genderdiskussion weitet dabei den Horizont und ermöglicht es uns jenseits von Mustern zu denken. Sie ist damit ein Stück Zivilisation und Fortschritt und auch wenn Gegner wie Befürworter nun gerne die Natur für sich in Anspruch nehmen, im Blut hat das keiner liegen und es wäre so unnatürlich, eine Welt ohne Disposition zu simulieren, wie es falsch wäre, nicht den Versuch zu wagen, sich eine Gesellschaft zu denken, die ohne Prädisposition des Genus auskommt und was daraus würde, dahingestellt ob dies schon Menschenversuche sind, was den Befürwortern des status quo aber genauso nachgesagt werden könnte, auch wenn deren Versuch der Gewohnheit der Mehrheit entsprechen.
Ob uns all dies uns im Blut schon liegt, bleibt eine Glaubensfrage, wie die nach der Bedeutung des Blutes, mit all der aus ihr logisch resultierenden Unfreiheit. Ob sich in den virtuellen Paarungsgewohnheiten der Großstädter wie der Landevölkerung der Gegenwart eine gänzlich neue Entwicklung offenbart, in der Frauen zwar nach altem Muster stets und gerne betonen, keine One Night Stands zu wollen, um sich als anständig und beständig zu präsentieren, was sie sich von Männern zur Sicherheit gern wünschen, sofern sie technisch erfahren genug sind, de facto aber viel wählerischer als die meisten Männer sind und sich äußerst ungern überhaupt binden wollen, weil sie es nicht müssen, spannend wird, was aus einer so geprägten Gesellschaft werden kann, in der Frauen in Kenntnis ihrer höheren Potenz und sexuellen Natur entsprechend der Forschungen über den nervus pudendus und der Studien zu ihrem Wesen nach neuesten Gendertheorien, immer stärker die Führung übernehmen, weil des zufriedenen und erschöpften Männern langsam natürlich jeglicher Ehrgeiz dazu abhanden kommt, weil sie sich nicht mehr beweisen müssen, um geliebt oder begehrt zu werden und Frau sich nimmt, was ihr gefällt.
Was mich zum Thema Herzblut bringt, bei dem es weniger um den tatsächlich gepumpten Saft zur Sauerstoffanreicherung der Zellen geht, als, das, was wir mit echtem Gefühl verfolgen - wohin es die große Liebe zieht, ob es diese wirklich gibt oder das ganze Gerede von Liebe nur ein austauschbarer Terminus im konditionierten Paarungsverhalten ist?
Betrachte ich nur die Natur, neige ich dazu, sie für dominant und auch den Bindungswillen in der Liebe als Teil unseres Paarungsverhaltens zu sehen, der nur der optimale Aufzucht dient. Andererseits, weiß ich aus leidvoller Erfahrung auch, wie sehr die Liebe dich auch an deine Grenzen führt, dir jeglichen Lebenswillen dauerhaft rauben kann und nach dem Herzbruch und damit massivem Herzblutverlust nur noch funktioniert und überlebt wird ohne echte Leidenschaft, weil der Schmerz immer wieder größer wird, dahingestellt, ob so starke Gefühle von Liebe nun ihrerseits schon wieder als pathologisch zu bewerten sind, weil Liebe nach der Natur eben austauschbar ist und der Wechsel der Partner auch gut und gesund für die Gattung ist - dies mag nach der Natur so vernünftig erscheinen und leuchtet auch mir ein, dennoch weiß ich, wieviel stärker das Gefühl des gebrochenen Herzens über Jahre hinweg sein kann, wie es einen leer bluten lässt, im nur noch funktional ohne Überzeugung erledigten Leben, ohne zu wissen, ob dies das Ende war, als was es immer wieder in dunklen Momenten erscheinen kann oder doch nur ein Schatten von all dem Schönen, was folgende wechselnde Lieben immer wieder erfahren lassen, die der Sonnenschein der Zukunft sind, genügen doch die Gedanken daran schon ein blutendes Herz unruhig zu machen, denke ich und bin froh über gerade zumindest theoretischen Abstand zum Thema und fortbestehende Begeisterungsfähigkeit, die immer noch auf das Große hofft, was oder wer immer es dabei noch sein soll.
Das Herzblut ist jedenfalls ein komplexes Thema, auf das ich noch keine vernünftige und abschließende Antwort geben kann, es vermutlich nicht mal will, weil die Fähigkeit sich bedingungslos zu verlieben und vollkommen glücklich mit irgendwem zu sein, schon einen gewissen Grad an Schwachsinn voraussetzt, der sich jeder logischen Betrachtung dauerhaft entzieht und da ich diesen Ausnahmezustand ungern um der Vernunft willen dauerhaft ausschließen möchte, nehme ich die Unfähigkeit hier dauerhaft gültige Antworten zu finden, für das vielleicht Glück einer zeitweisen Illusion zumindest billigend in kauf. Im Wissen aus Erfahrung wie mörderisch die Liebe sich auf die psychische Stabilität und Gesundheit auswirken kann, würde der BGH vermutlich, wäre ich ein Autofahrer, einen mörderischen Vorsatz gegenüber sich selbst erkennen können, da ich aber auch dies für zweifelhaft halte, bleibe ich dabei in bezug auf das Herzblut zu sagen, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wann ich näher bei meiner Natur bin, wenn ich sie wie Kant vernünftig kritisch betrachte oder sobald ich mit vollem Gefühl brenne und mich am besten dabei gleich mit verbrenne, weiß ich nicht zu sagen, zumindest lassen letzte verbliebene Reste von Vernunft mich beides jenseits der wachsenden Summe betrachten und als Teil meines Wesens sehen - so sehr ich mich auch wehre, beides scheint ein Teil von mir - das ruhige kühle Blut der Vernunft wie das leidenschaftlich pulsierende, das dem verachteten Werther eher ähnelt und ich muss sehen, wie ich die Waage zwischen den beiden in meinem gelegentlich schwankenden Wesen halte und es nebenbei noch irgendwie überlebe.
Ist am Ende die große Freiheit, mit allen Teilen seines selbst leben zu können, weil Blut kühl und heiß sein kann und beides mich ausmacht, nicht als ewiges Schwanken zwischen den Extremen aber als einer, der von Pol zu Pol im Leben wanderte, um den Planet des eigenen Blutes gehörig zu vermessen. Kann mir kaum vorstellen, was nach dieser Summe vieler Extreme, wunderbarster Frauen, größter Erfüllung und manchmal, wenn auch zugegegeben selten, klarster Gedanken, noch kommen, lasse ich mich noch ein wenig überraschen - enden kann es von allein, bis dahin bleibt noch Zeit, sich ein wenig zu amüsieren, in die eine oder andere Richtung.
jens tuengerthal 18.6.20
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen