Sonntag, 10. Januar 2016

Kulturgeschichten 098

Grenzüberschreitung

Mit den Ereignissen von Köln sei
So sagte der CDU Vorstand eine
Grenze überschritten worden nun
Müsse gehandelt werden endlich

Es wird damit Entschlossenheit
Nach außen demonstriert auch
Wenn die Kanzlerin daran festhält
Es kann keine Obergrenze geben

Da alle Beteiligten wissen wie die
Rechtslage ist und sich nichts mehr
An dem was war ändern lässt ist es
Mal wieder viel Lärm um nichts

Fraglich nur ob daraus hier ein Kampf
Um die Macht wird oder wieder eine
Kömödie im shakespearschen Sinne
Wie sie Politik inszeniert um abzulenken

Sind die Ereignisse die sich in Köln wie
Andernorts abspielten der berüchtigte
Schritt über den Rubikon gewesen der
Alles verändert die Flüchtlnge betreffend

Die Aussagen dazu sind sehr different
Während ängstliche von Rechts einen
Angriff auf die Grundwerte eher bejahen
Nennen andere sie einen Ausrutscher

Was hat es mit dem Rubikon und den
Gefallenen Würfeln historisch auf sich
Wer prägte diese Worte und warum war
Dessen Handeln bedeutsam wie bedenklich

Am 10. Januar 49 vor Christus überschritt
Julius Cäsar mit seinen Truppen den Rubikon
In Richtung Rom und sprach die berühmten
Worte alea iacta est - der Würfel ist geworfen

Damit begann der Bürgerkrieg gegen seinen
Vorher Partner im Triumviat Pompeius den er
Am Ende zu seinen Gunsten entschied was
Cäsar genau sagte und wie ist noch strittig

Cäsar war zuvor vom Senat nach Rom gerufen
Wie aufgefordert sein Kommando niederzulegen
Pompeius hatte sich nach dem Tod seiner Frau Iulia
Cäsars Tochter zum alleinigen Konsul wählen lassen

Insofern wäre Cäsar Gefahr gelaufen sollte er ohne
Seine treuen Truppen nach Rom kommen zum
Opfer eines Prozesses gegen ihn oder verhaftet
Zu werden was ihn zur Überschreitung motivierte

Nach römischen Recht durfte kein Generals sich
Mit seinen Truppen Latium nähern und also die
Grenze des Rubikon nördlich dessen Gallia cisalpina
Lag überhaupt überqueren um Rom zu schützen

Nach Sueton einem Historiker und Beamten der
Etwa 70 nach Christus lebte sagte Cäsar zuerst

„Etiam nunc regredi possumus; quod si ponticulum transierimus, omnia armis agenda erunt.“
„Noch können wir zurück; wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.“
– Sueton: Divus Iulius, 31
Während er noch unschlüssig wartete
Sei eine schwarze Gestalt erschienen
Die zum Marsch im Fluss erst blies
Woraufhin Cäsar wie überliefert reagierte

„Eatur quo deorum ostenta et inimicorum iniquitas vocat. Iacta alea est.“
„Dorthin gehe es, wohin der Götter Zeichen und der Feinde Unrecht ruft. Geworfen ist der Würfel.“
– Sueton: Divus Iulius, 32f
Womit Cäsar deutlich machte wie klar
Ihm war dass seine Tat Folgen haben
Würde deren Ausgang er aber nicht
In diesem Moment absehen konnte

Plutarch der um die gleiche Zeit etwa
Seine moralischen Biografien schrieb
Meinte dagegen im gebildeten griechisch
Cäsar hätte es vielmehr so gesagt

„[7] […] πολλὰ δὲ καὶ τῶν φίλων τοῖς παροῦσιν, ὧν ἦν καὶ Πολλίων Ἀσίνιος, συνδιηπόρησεν, ἀναλογιζόμενος ἡλίκων κακῶν ἄρξει πᾶσιν ἀνθρώποις ἡ διάβασις, ὅσον τε λόγον αὐτῆς τοῖς αὖθις ἀπολείψουσι. [8] τέλος δὲ μετὰ θυμοῦ τινος ὥσπερ ἀφεὶς ἑαυτὸν ἐκ τοῦ λογισμοῦ πρὸς τὸ μέλλον, καὶ τοῦτο δὴ τὸ κοινὸν τοῖς εἰς τύχας ἐμβαίνουσιν ἀπόρους καὶ τόλμας προοίμιον ὑπειπὼν „ἀνερρίφθω κύβος“ ὥρμησε πρὸς τὴν διάβασιν“
„[7] […] Lange unterhielt er [Caesar] sich mit seinen Freunden, die ihn begleiteten, darunter Asinius Pollio. Er führte die Übel vor Augen, die die Überquerung des Flusses zur Folge haben könnte, und welches Urteil die Nachwelt über ihn fällen würde. [8] Schließlich verwarf er voll Leidenschaft alle Berechnungen und überließ sich dem, was kommen würde. Dabei sprach er die Worte derer, die einem ungewissen und gefährlichen Schicksal entgegengehen: „Hochgeworfen sei der Würfel“ und setzte sich zur Überquerung in Bewegung.“
– Plutarch: Leben des Caesar, 32, 7f
Er lässt als Anhänger des Platonismus
Cäsar eine klare Entscheidung treffen
Deren Ausgang nur ungewiss noch ist
Die er jedoch will und in Angriff nimmt

Der Grieche Appian dagegen der aus
Alexandria stammte und dort ausgebildet
In Rom Geschichstschreiber wurde sah es
Als Zitat eines bekannten Sprichworts

„καὶ πρὸς τοὺς παρόντας εἶπεν ἀνενεγκών: "ἡ μὲν ἐπίσχεσις, ὦ φίλοι, τῆσδε τῆς διαβάσεως ἐμοὶ κακῶν ἄρξει, ἡ δὲ διάβασις πᾶσιν ἀνθρώποις." καὶ εἰπὼν οἷά τις ἔνθους ἐπέρα σὺν ὁρμῇ, τὸ κοινὸν τόδε ἐπειπών: „ὁ κύβος ἀνερρίφθω“. [ho kybos anerriphtho]“
„Wieder aufmerkend sprach er [Caesar] zu den Anwesenden: ‚Auf diese Überquerung zu verzichten, meine Freunde, wird das schlimmste Übel für mich sein, sie zu unternehmen, das schlimmste Übel für alle Menschen.‘ Dann, wie von einer Eingebung durchdrungen, sagte er diesen geläufigen Satz: ‚Der Würfel sei hochgeworfen!‘“
– Appian: Die Bürgerkriege II, 35
Er sagt damit natürlich auf griechisch
Wie für gebildete Römer damals üblich
Das Cäsar genau wusste was er tat was
Andereseits wenn nicht ihm drohte

Er habe sich bewusst mit voller Kraft
Dem eben Schicksal des Krieges
Ergeben als es anstand weil alles
Übrige ihm schändlicher noch erschien

Athenäus von Naukratis der allerdings
Erst Anfang des dritten Jahrhunderts
Lebte ist der Spruch Cäsars spätestens
Im 200 vor Christus belegt bei Meander

„Α. […] οὐ γαμεῖς, ἂν νοῦν ἔχῃς, τοῦτον καταλείπων τὸν βίον. Γεγάμηκα γὰρ καὐτος · διὰ τοῦτό σοι παραινῶ μὴ γαμεῖν.
Β. Δεδογμένον τὸ πρᾶγμ' · ἀνερρίφθω κύβος.“
„A: Wenn du Verstand hast, heiratest du nicht und gibst nicht das Leben auf, das du führst. Ich war verheiratet, deshalb rate ich dir, es nicht zu tun.
B: Warten wir die Sache ab. Der Würfel werde geworfen!“
– Menander: Arrephoros oder Auletris, zitiert nach Athenäus von Naukratis Gastmahl der Gelehrten XIII, 8
Das berühmte Zitat Cäsars wäre danach
Nur ein griechischer Gassenhauer gewesen
Bei dem der Feldherr klassische Bildung
Bewies statt eigenen Geist quasi zitierte

Ob dieses nicht gekenzeichnete Zitat
Julius Cäsar damit als Plagiator offenbart
Ihm infolge die Kaiser- oder Autorenwürde
Aberkennt ist an dieser Stelle noch offen

Auch von Rücktrittsforderungen war noch
Nichts zu hören zumal sich hier deutlicher
Noch als im Fallen der Verteidigungsminister
Zeigt echte Militärs handeln lieber anstatt

Hintergrund dieses Marsches gen Rom war
Im Triumvirat mit Crassus und Pompeius
War Cäsar der schwächste der drei gewesen
Nach dem gallischen Krieg änderte sich dies

Crassus Tod und der Zuwachs von Ansehen
Für den Feldherren Cäsar hatten Pompeius
Dazu gebracht nach dem Tod seiner Frau
Die Macht alleine an sich zu reißen

Cäsar durfte als Gouverneur Galliens nicht
Die Bezirke Roms betreten zugleich machte
Er sich strafbar wenn er mit der Armee dort
Einreiste was den Spruch logisch erklärt

Er hatte mit seinen Truppen den Fluss noch
Aus der Provinz Gallien überschritten war in
Den befriedeten Bereich Roms eingedrungen
Hätte dafür angeklagt werden können

Doch eilte Cäsar sein Ruf als Feldherr
Lange voraus und seine Gegner wie Pompeius
Oder Cato fürchteten er käme mit seiner
Ganzen Armee und ergriffen vorab die Flucht

So war die Tat weniger schicksalshaft als
Der Ausspruch verkündete mit dem er
Seine vorgebliche Verteidigung der Republik
Deren Totengräber er wurde begründete

Viele erinnern den Spruch Julius Cäsars
Irgendwie und sei es aus Asterix Heften
Was immer sich tatsächlich zutrug war
Dem Feldherren wohl bewusst was er tat

Ob Merkel die Folgen von Köln ahnte
Als sie in ihre Mutter Theresa Rolle
Hineingeschrieben wurde und sie annahm
Scheint allerdings eher ungewiss

Ein alea iacta est hätte es getroffen
Sie öffnete die Grenzen weil nötig
Es ist müßig darüber zu debattieren
Wichtiger ist das wie im Rechtsstaat

Es gibt kein Zurück mehr nun warum
Das Gerede um illegale Obergrenzen
Wie unlautere Abschiebung müßig
Lieber über Lösungen nun zu reden ist

Aufmerksam sollte unserem sichtbar klugen
Justizminister gelauscht werden der sich zu
Den stupiden Pegiden so klar positionierte
Wie die Kanzlerin indirekt auch vorher

Der den diese Brandstifter zu ihrem Feind
Sich erkoren bemerkte nun zu Köln was
Aufhorchen lässt es gäbe bei dieser Form
Von Kriminalität eine langfristige Organisation

Dieses vermeintliche Wüten zu Silvester
War kein Feiertagsüberdruß sondern wohl
Eher eine gezielte Aktion interessierter
Kreise hinter den Tätern auf dem Platz

Wem dies Winken mit Asylbescheinigungen
Wie der Spott über Merkel schon seltsam
Vorkam der wird nun kritischer denken über
Die Kräfte hinter den Tätern hoffentlich

So sollten viele die nun Abschiebung laut
Schrieen und Gerechtigkeit fordern wie
Über Strafrechtsverschärfung räsonieren
Lieber schweigen und abwarten was war

Ein organisierter Terror gegen die Frauen
In Deutschland angestiftet vom IS um hier
Angst und Unfrieden zu stiften berechtigte
Als Terrorismus zur sofortigen Abschiebung

Sein wir weniger hysterisch sondern lieber
Aufmerksam gegenüber dem was war
Denken wir nach bevor wir Populisten
Die gegen den Islam hetzen folgen

Es mag sein dass nun die Würfel hier
Geworfen wurden und also gefallen sind
Deutschland sich passiv im Terrorkrieg
Befindet aufgrund seiner Beteiligung

Die Antwort auf die Einschleusung von
Terroristen unter dem Deckmantel von
Flüchtlingen ist wahrscheinlich und naiv
Wäre wer dies von vorhnherein ausschließt

Dumm aber und böse ist auch wer
Verkennt dass nicht mal 0,1% aller
Flüchtlinge daran je beteiligt war diese
Vor genau diesem Terror einst flohen

Die Würfel über Syrien fielen früher
Wie über den Bürgerkrieg in der Türkei
Wir liefern dort Waffen sind beteiligt
Die Flucht war vorhersehbar längst

Auch das die Türkei sobald sie den Krieg
Gegen die Kurden wieder aufnimmt die
Von ihr aufgenommenen Flüchtlinge
Noch weiterschicken würde war klar

Es sind noch 5 Millionen Syrer derzeit
Auf der Flucht und der Suche nach
Sicherheit und wenn darunter nur 0,1%
Terroristenhörige sind wird es lustig

Wollen wir nun die Opfer der IS wie
Die Flüchtlinge im Mittelmeer welche
Zu 99,9% aus Angst fliehen alle ersäufen
Aus Angst um unsere Sicherheit

Die Würfel sind gefallen es ist Krieg
Menschen sind auf der Flucht auch
Aufgrund unserer Mitverantwortung
Wir müssen helfen und integrieren

Es gibt keinen Weg jenseits des
Nun Rubikon notwendiger Integration
Wir müssen aktiv für Sicherheit sorgen
Wie zugleich konstruktiv integrieren

Darum nicht Strafen verschärfen sondern
Ruhig ermitteln und Terroristen können
Leicht inhaftiert oder abgeschoben werden
Ein Asylgrund liegt dort nicht mehr vor

Für 99,9% aber brauchen wir mehr Frieden
Mehr Willkommen als in Neufünfland wo
der größere Teil der über 870 fremdenfeindlichen
Taten inzwischen begangen wurde täglich

Köln bedeutet kein Ende der Toleranz
Sondern den Anfang der Arbeit die bisher
Der Staat wie seine Institutionen sträflich
Vernachlässigt haben aktiver Integration

Mehr Sicherheit in den Städten durch
Schlicht höhere Polizeipräsenz wie
Vernünftige Integration mit Perspektive
Sind die einzige Möglichkeit derzeit

Die Würfel sind gefallen lassen wir
Das Gerede um unmögliches lieber
Kümmern wir uns um das machbare
Fangen wir besser sofort damit an
jens tuengerthal 10.1.15
 


 

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