Mittwoch, 6. Januar 2016

Frauenliebe 019

Wasserliebe

Die große Liebe, die ich dafür hielt, verspielte ich fast beim Segeln oder was wir dafür hielten, wäre ein so eingängiger wie gewöhnlicher Satz, der dennoch kaum der Wahrheit entspräche, denn in Wirklichkeit gibt es selten das Ereignis an dem eine Liebe scheitert sondern es ist die Summe von Kleinigkeiten im Alltag, die uns dann stolpern und an einer Kleinigkeit hängen bleiben lässt.

Mein bester Freund gleichen Namens hatte ein Segelboot, also eigentlich nicht er sondern sein Vater, aber wir durften es nutzen und mit dem Boot fahren, das in den nahen Flußauen lag und es war Sommer. Leicht bekleidet machten wir uns auf, guter Dinge, ich mit dem Abitur in der Tasche und mein Freund bereits studierend in seinem Wagen in Begleitung der mehr als zauberhaften Tochter des Chefarztkollegen meines Vaters.

Eine rothaarige, halbfranzösische Schönheit mit langer dunkelrot gelockter Mähne, strahlenden Augen und allem, was Männer bezaubern konnte - ihre Herkunft, zur Hälfte aus altem französischem Adel zur anderen als Tochter eines nicht minder berühmten Vaters, taten ein übriges, dass wir beide unseren schönen Gast umschwärmten.

Dabei war mein Freund als Käptn der Jolle, mit der wir unsere Lustfahrt starteten, logisch im Vorteil, dass er es auch sonst später bei ihr war, weil seine Art einfach mehr ihren Geschmack traf mit seiner auch Zurückhaltung, die sie kommen ließ, als meine, die eher wollte und auf das Ziel aus war, ist eine andere Geschichte.

Verzwickt könnte dabei erscheinen, dass ich offiziell noch mit meiner Freundin, der vorher großen Liebe, zusammen war und er, eigentlich längst einverständlich verabredet, mein Nachfolger bei ihr werden sollte. Doch störte uns diese kleine Nebensache wenig beim noch absichtslosen Segelvergnügen, das anschließend zum Kentern führte, zumindest beinahe.

Wie genau es dazu kam, kann ich hier nicht wiedergeben, auch hat dieser kurze Turn meine Lust auf die Seefahrt nur mäßig erhöht, warum ich auch nicht mehr aus anderen Erfahrungen auf See schöpfen kann.

So ist es manches mal bei den abenteuerlichen Geschichten, die wir erst lange danach erzählen, dass wir die Legenden vermischen und daraus die einmalige Geschichte zusammenspinnen, die mit jedesmal leicht variierenden Nuancen erzählt wird. So entstanden wohl große Abenteuerromane, doch tauge ich betreffs der Seefahrt nicht zu solchen Geschichten, da auch dieses Abenteuer mich wieder darin bestärkte, mein Glück lieber nicht auf dem Wasser zu suchen, auch wenn ich sonst Feuchtgebieten nicht abgeneigt bin, gerne im Strandkorb am Meer sitze oder durch Häfen neugierig schlendere.

Während also mein Freund mit der Holden schwamm, die wir beide auf unsere je eigene Art unterschiedlich umschwänzelten, sonnte ich mich an Deck, wo eben auf einer kleinen Jolle dazu Raum war, damit das Boot beim Schwimmen nicht verlassen war. Was dann genau geschah, erinnere ich nicht mehr. Es war wohl ein Fallwind, der in diesen Flußauen häufiger vorkommt und sich in den Windungen zwischen Bäumen drehte. Selbiges machte er auch mit unserem stolzen Segelboot, vor allem mit dessen Baum, denn wir hatten wohl nicht das Segel für den kleinen Badehalt heruntergelassen. Während ich nach den beiden schaute, landete der Baum an meinem Hinterkopf und ich im Wasser und als ich so ernüchtert aus dem Sommermärchen wieder auftauchte, hatte sich das Boot umgedreht und wir alle leicht erschüttert, mussten sehen wie wir wieder an Bord kamen, dieses an Land bekamen und es zuvor noch umdrehten. Das musste logisch im tiefen Gewässer geschehen, damit nicht der Mast den Boden berührte. Irgendwie gelang uns das, wie auch die Bergung des Bootes und der anschließende Heimtransport des gekenterten Kahns, der zum Glück keinen schaden genommen hatten.

Außer meinem Hinterkopf hatte auch keiner Schaden genommen, untergegangen war nur ihre trocken Kleidung, die nun am Grund lag, wie unsere vermutlich auch. Sie war also naß ohne Kleidung, außer einem Bikini um ihre leicht androgyne mädchenhaft süße Figur und sofort wurden meinen ritterlichen Insitinkte in Konkurrenz mit meinem Revierverhalten wach und ich erbot mich sie heimzubringen und für trockene Kleidung zu sorgen.

Sie nahm an und mein bester Freund ließ mir den ersten Zug, wie so oft und ich gab den perfekten Gentleman, lieh ihr irgendwas von mir, in das die deutlich kleinere gut passte und führ sie, nachdem sie sich soweit wie möglich wieder hergerichtet hatte, zum Anwesen ihrer Eltern, das direkt in romantischster Lage am Fluss lag mit gerade noch Blick zum berühmten Schloss und eben dort verabschiedeten wir uns ebenso romantisch mit einem Kuss und verabredeten uns für einen Besuch am Baggersee.

Dieser Besuch an einem abgelegenen geheimen See wurde noch romantischer als ich mir träumen ließ - wir schwammen, nachdem wir den Zaun zum See überstiegen hatten, auf eine kleine Insel, wo wir uns gemütlich sonnten und sie sich irgendwann auch ganz nackt von meiner Zunge verwöhnen ließ. Die noch weitgehend unerfahrene Jungfrau hatte rotblondes Schamhaar und einen zauberhaft schönen Busen, wie es meine verklärte Erinnerung mir vorspiegelt nach dem kurzen Erlebnis.

Vermutlich ist dieses noch um einige Grade dadurch verklärt, dass wir am schönsten Punkt gerade unterbrochen wurden, oder noch davor, jedenfalls dann, als ich sie endlich aus ihrem Badeanzug gepellt hatte und mit dem Kopf zwischen ihren Beinen versuchte die Jungfrau spitzzüngig zu beglücken. Ihr Atem wurde etwas schneller, ich spürte ihre Feuchtigkeit und gerade als sie ihr Becken meiner Zunge antwortend, zu bewegen begann - noch vorsichtig schüchtern, denn zu was es führte, kannte sie ja nur aus geringer Erfahrung mit ihren Cousins in Frankreich, die aber wohl nie so weit bisher gingen und von ihrer großen Schwester dem Hören und Sagen nach - just also als ich die Lust in ihr spürbar weckte, kam ein Typ über unsere vermeintlich einsame Insel gestapft und fragte und in der dortigen Mundart, was wir denn hier wollten.

Häärräähh wasch mochtn iähr hiähr - haut ob des ist prifat!

Empörte mich noch, wie er es wagen könnte, warf ihr ein Handtuch über, unbesorgt ob meiner Blöße, doch machte er uns deutlich, dass dies ein privater Angelsee sei, nur für Vereinsmitglieder und wenn wir nicht sofort verschwänden er die Polizei riefe. Vermutlich hatten wir seine Gnade nur ihrem nackt noch zauberhafteren Anblick zur roten Mähne zu verdanken.

Das war der zweite Versuch mit jener Schönen, der irgendwie ins Wasser fiel, sie machte mir dann auf der Rückfahrt auch deutlich genug, dass sie mehr auf meinen besten Freund gleichen Namens stand, was mich zwar frustrierte, ich ihm aber, der nichts dafür getan hatte, sondern mir als erstem das Feld überlassen hatte, freundschaftlich gönnte und bei nächster Gelegenheit erzählte.

Er, der eigentlich meine damals noch Freundin wollte, hat diese Gelegenheit wohl auch erfolgreicher als ich genutzt, hat es aber auch nur als einen kurzen Flirt betrachtet und während ich meine Freundin real betrog, verkürzte er sich nur die Wartezeit auf diese emotional etwas und es scheint nett gewesen zu sein, beide redeten nicht viel darüber, wir haben uns dann Jahrzehnte nicht gesehen und gerade erst, ließ mir meine Mutter anläßlich der Beerdigung ihres Vaters, schöne Grüße von ihr ausrichten, die es wohl inzwischen an ein anderes Ende der Welt verschlagen hat.

Eine kleine Liebelei am Wasser, die zweimal in selbiges buchstäblich fiel, um sich dann aus den Augen zu verlieren, bleibt als einer der rothaarigen Träume in Erinnerung, der mir aber bewies, was wichtiger war als der nie Vollzug dieser Lust, wie gut es ist, unter Feunden gönnen zu können, auch wenn es manchmal schwer fällt, wir anerkennen müssen, dass manchmal der andere die besseren Chancen hat und die Welt sich dennoch friedlich weiterdrehte zwischen uns beiden noch viel Jahre, auch wenn noch mehr als eine uns doppelt kreuzte, aber das sind wieder andere Geschichten.
jens tuengerthal 6.1.16.

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