Dienstag, 5. Januar 2016

Kulturgeschichten 093

Kühnheitsende

Was kühn war beurteilen wir meist erst
Im nachhinein wenn längst geschah was
Dann als kühn oder tollkühn erscheint
Während wir damit beschäftigt noch sind

War es kühn von Kanzlerin Merkel sich
Ordnugnegemäß an das Grundgesetz
Zu halten gar den Zuzug zeitweise sogar
So zu erleichtern das immer mehr kamen

War es kühn von Gabriel die Geschäfte
Mit Waffen in der Region zu tätigen die
Folgerichtig zur Vertreibung führten oder
War es kühn so zu tun als sei es anders

War es kühn von Seehofer sich wieder
Aufzublasen mit Forderungen die klar
Gegen das Grundgesetz verstoßen
Nur um auf dem Populismus zu reiten

War es kühn vom AfD sich mit Pegida
Zu Dresden zu solidarisieren oder war es
Nur eine Offenbarung des Offensichtlichen
Angesichts einer Welle der Intoleranz

War es kühn zu glauben Deutschland könne
Menschen unabhängig von ihrem Aberglauben
Integrieren weil wir eine Wertegemeinschaft
In Europa verwurzelt geworden längst sein

Was macht überhaupt wen kühn und warum
Sind manche nur tolkühn andere gar gefährlich
Ist Kühnheit überhaupt ein Wert oder nur eine
Methode etwas zu erledigen egal was

Wäre Kühnheit nur die Methode der Erledigung
Käme es auf den Wert der Sache an sich
Überhaupt nicht an und ein Kühner wäre nur
Eben kühn etwas erledigendes was auch immer

Karl der Kühne der am 5. Januar 1477 fiel galt als
Kühn schon bevor er in der Schlacht geschlachtet
Und es dauerte noch 5 Jahre bis schließlich seine
Lande im Frieden von Arras geteilt wurden

Karl I. war Herzog von Burgund und Luxemburg
Einer Nebenlinie des Hauses Valois die alleine 13
Könige in Frankreich stellte und nach den zuerst
Karpetingern die am längsten regierenden waren

Der Vater des kühnen Karl war Philipp III. der Gute
Seine Mutter Isabella von Portugal und sie ließen
Den Knaben mit 20 Tagen bereits zum Ritter vom
Goldenen Vlies schlagen an ihrem prächtigen Hof

Mit 6 Jahren wurde Karl mit Katharina Valois der
12 jährigen Tochter des französischen Königs
Karl VII. verheiratet diese starb jedoch mit 18
Die erste Ehe Karls blieb also kinderlos

Mit 20 wollte Karl Margareta von York heiraten
Sein Vater hatte jedoch Isabelle de Bourbon
Vorgesehen die Kusine des Königs mir der er
Allein die Tochter Maria von Burgund bekam

Am Hof von Burgund lernte er den Dauphin wie
Späteren König Ludwig XI. kennen der dorthin
Nach dem Streit mit dem Vater flüchtete was
Den späteren Streit mit Burgund nicht verhinderte

Ludwig hatte kaum König geworden einige Städte
Burgunds für sich besetzt wogegen der Adel des
Landes aufstand wie ihn zum Rückzug zwang
Woraufhin Karl Ludwigs Tochter heiraten sollte

Diese Ehe kam jedoch nie zustande obwohl
Isabelle noch passend während der Verhandlungen
Zwischen Frankreich und Burgund verstarb
Beließ es der bald Herzog von Burgund dabei

Karl und Ludwig bekriegten sich noch zu vielen
Gelegenheiten bei denen Ludwig Aufstände
Etwa in Lüttich anstachelte und Karl dafür
In Frankreich mit seiner Armee einmarschierte

Nach dem Tod seines Vaters heiratete Karl
Seine frühe Liebe Margareta York die er zu
Brügge mit einem prunkvollen Fest feierte
Bei dem er in den Hosenbandorden kam

Karl lebte in überschwänglichem Luxus
Investierte viel in Kunst und Kleidung
Reformierte Armee wie Verwaltung
In Burgund als starkem Reich inmitten

Es begannen die Verhandlungen zwischen
Habsburg und Burgund mit Kaiser Friedrich III.
Die in der Hochzeit der Kinder der beiden
Maria und Maximilian gipfeln sollten

Bis dahin sehnte sich Karl noch danach
König in Burgund zu werden was aber
Die teils zuständigen Kurfürsten ablehnten
Schon pikiert über Karls Pracht jetzt

So hatte es der Herzog gewagt längeren
Hermelin als die Kurfürsten zu tragen
Als er auf dem Reichstag zu Trier erschien
Woran wir sehen Kleider machens nicht

In den nun folgenden Jahren wurde Karl
An allen Seiten seines Reichs in Konflikte
Mit kriegerischen Folgen verwickelt die
Auf Ludwigs Intrigen basierend schadeten

Bald verbündeten sich seine Feinde gegen
Den einsamen Karl der wiederum unterlag
Bis ihn die Eidgenossen in der Schlacht um
Lothringen töteten und beraubten

Erst Tage nach seinem Tod am 5.1.1477
Wurde die gefrorene von Wölfen bereits
Angefressene Leiche gefunden die nur
Ein Diener an alten Narben erkannte

So war der prächtige Renaissanceherzog
Am Ende gege verbündete Eidgenossen
Gescheitert es blieb die von ihm gestiftete
Ehe seiner Tochter Maria mit Maximilian

Erst vom Sieger René von Lothringen nur
In Nancy bestattet überführte ihn später
Sein Urenkel Kaiser Karl V. nach Brügge
Wo er bis heute standesgenäß ruht

Der Ehe von Maximilian und Maria nun
Die Burgund an Habsburg brachte entsprang
Philipp der Schöne der später Johanna heiratete
Die wahnsinnig wurde ob seines Todes

Vor dem frühen Tod des schönen Philipp hatten
Er und die Tochter von Ferdinand und Isabella die
Später Spanien erbte noch Karl gezeugt den V.
So blieben die Namen der Burgunder präsent

Mit Karl V. hatte der kühne Karl einen
Urenkel in dessen Reich die Sonne nie
Unterging der Spanien und Habsburg mit
Dem verbliebenen Burgunderland vereinte

Karl der Urgroßvater aber hat seinen
Beinamen wohl erst vom Urenkel mehr
Umgewidmet bekommen hieß er doch
Den Zeitgenossen noch der Tollkühne

Die Eidgenossen in der heutigen Schweiz
Denen Karl einst unterlag die ihn in letzter
Tollkühner Schlacht im Winter töteten gar
Nennen ihn bis heute einen Dummkopf

Die Macht des Urenkels wiederum der
Gechichte schrieb als Kaiser in dessen
Reich die Sonne nie unterging schrieb
Die Geschichte des Verlierers uns um

Spannend ist sein Scheitern an seinem
Vetter Ludwig XI. der alle Intrigen stiftete
Bei denen die Schweizer viel Glück hatten
So wurde Karl zur tragischen Gestalt

Jedoch was kümmert es die Erben wenn
Die Kinder gut verheiratet die alte Macht
Vergrößern und ausdehnen auch wenn
Mit ihm Burgund letzlich ausstarb

Der Hausorden der Burgunder aber das
Goldene Vlies trugen die Habsburger als
Weltmacht weiter bis zu ihrem Ende 1918
Noch gibt es den katholischen Orden

Kühn und Tollkühn liegen sich nah oft
In der historischen Betrachtung sind es
Nur winzige Grade die das eine vom
Anderen noch unterscheiden bis heute

Kühn war die Feststellung das Gesetz
Kenne keine Obergrenze beim Asyl da
Logisch mehr als leistbar kaum möglich
Sein kann je nur was das ist bleibt strittig

Während die einen in Sachsen sich schon
Von Promilleanteilen weit überfordert sehen
Klagen die anderen über hohe Prozente
Noch lange nicht sondern erledigen es still

In Preußen das nicht mehr ist galt einmal
Was der Feldmarschall Moltke sagte als
Ehre viel leisten und wenig in Erscheinung
Treten wie der große Schweiger es tat

Die Bayern machen es gern umgekehrt
Sie lassen ihren Horst laut jammern dass
Alles zuviel wäre und leisten dabei noch
Überdurchschnittliches auch in Krisen

Berlin dagegen im alten Preußen jammert
Zwar relativ wenig und seine Bürger leisten
Großes beim lautstarken Klagen schafft aber
Nicht annährend was Bayern bewältigt

Kühn wohl bleibt es nun für alle zu sagen
Wir schaffen das was einige nicht wollen
Wogegen manche den Aufstand proben
Fraglich nur ob es darum tollkühn sogleich

Wer in der Demokratie sein ganzes Gewicht
Im politischen Sinne hier allein gesprochen
Für ein schaffen wollen in die Waagschale
Wirft riskiert viel mehr als nötig wäre

Für kurzsichtige Menschen eine Situation
Die zu Panik führt weil sie kein Ende sehen
Während solche mit Perspektive es leichter
Nehmen im nur Übergang der Zeiten

Die Zuwanderung passt einer just dort
Aussterbenden Gesellschaft ideal wenn
Sie die Tragweite der Entwicklung über
Generationen sieht statt kurzsichtig

Die Frage ist nicht das ob sondern das wie
Kühn ist wer sagt wir schaffen das
Tollkühn nur wer meint wir schaffen es
Ohne etwas dafür ändern zu müssen

Tollkühn ist wer meint Grenzen sein noch
Eine Antwort auf Ströme die längst fließen
Als könnte ein Kinderstaudamm je den Rhein
Aufhalten in seinem Fluß durch auch Burgund

Ängstlich ist wer Grenzen schließt wo alle
Wissen Mauern sind keine Antwort sondern nur
Ausrede der Scharlatane im Populismus
Die sich vor Lösunguen lieber flüchten

Kühn und mutig dagegen ist wer nun als
Unternehmer sich aufstellt um denen die
Kommen und wollen dort Perspektiven
Langfristig zu geben wo keiner sie will

Es werden mit der Zeit in historischer
Betrachtung politischer Leistung viele
Urteile verfließen und manches noch
Werden die Erben günstig ändern

Merkel war kühn als es menschlich
Gerade nötig war das wird bleiben
Ob sie als Siegerin vom Feld geht
Ist irrelevant es zählt der Wille

Die ängsltichen Kleingeister dagegen
Bleiben nur als peinliche Ausrutscher
Uns in Erinnerung wie der Nazi-Onkel
Sie werden lieber verschwiegen werden

Die Bilanz der Flüchtlinge wird nicht
Bei den nächsten Wahlen gezogen
Sondern in 40 Jahren erst wenn sich
Zeigt wie wir dadurch wuchsen

Es wird auch in Europa abgerechnet
Wer viel leistet kann viel beanspruchen
Wer sich abschottet geht leer aus
So gesehen war sie cleverer als kühn
jens tuengerthal 5.1.16

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