Samstag, 14. November 2015

Kulturgeschichten 042

Jubelfest



Jubelfeste des Staates sind seltener
Am 3. Oktober feiert Deutschland
An seine Einheit erinnernd ein Volksfest
Auf der Fanmeile am 17. Juni und rotierend
In der irgendwo Provinz des Landes

Kaiserkrönungen haben wir nicht mehr
Kanzlerwahlen haben wenig Glamour
Der Bundespräsident bleibt auch als
Repräsentant ungewählter Amtsträger
Show ist nicht viel um den Beamtenstaat

Das hat sehr gute Seiten nach den
Erfahrungen mit deutschem Nationalismus
Der 2006 im Fußball eine nette Form fand
Ansonsten eher als zurückgeblieben gilt
Wie sächsische Pegiden in ihrer Angst

Fürsten die von Familie her herrschten
Schufen mit solchen Festen Identität
Banden ihre Untertanen und zeigten sich
Als großzügige erfolgreiche Herrscher
Deren Wirken gnädig zu sehen war

So tat es auch Georg der Reiche
Als Herzog von Bayern-Landshut
Als er in einem dreitägigen Fest
Seine Hochzeit mit Hedwig Jagiellonica
Der polnischen Königstochter feierte

Diese auch politische Hochzeit galt
Als ein starkes Zeichen im Bündnis
Gegen die Osmanen die Europa noch
Immer wieder bedrohten südöstlich
Bis vor Wien kamen auch später noch

In Wien herrschte derzeit gerade
Friedrich III. der Kaiser der lange
Vielen Historikern als faul galt
Weil er wenig reiste was aber
Ein unbegründetes Vorurteil war

Der Vater von Maximilian der auch
Als letzten Ritter bekannten Großvater
Karls V. begründete die Machtbasis
Habsburgs in Burgund durch Ehe
Von Maximilian und Maria später

Vor dieser Ehe musste er sich noch
Mit dem Brautvater Karl dem Kühnen
Ein wenig um Köln bekriegen doch
Blieben sich beide am Ende einig
Ihre Kinder sollten die Häuser verbinden

Karl zog ab und Friedrich bekam
Später sogar noch den höchsten
Orden der Burgunder jenen vom
Goldenen Vließ der dann unter
Maximilian zum Hausorden wurde

Als Friedrich aber das Reichsheer
Gegen den Burgunder bei Köln
Zusammenrief schrieb er zum ersten
Mal an die deutsche Nation um sie
Zum geeinten Kampf zu rufen

Als die Nation Kult wurde später
Im 19. Jahrhundert erst wurde auch
Die Landshuter Hochzeit zu solchem
Das Rathaus wurde passend ausgemalt
Die Landshuter Hochzeit zum Jubeltag

Bis heute wird jährlich dann aber im Sommer
Das rauschende Fest nachgespielt noch
Weil feiern eine Freude ist und Bayern
Bis heute gern ausgiebig feiern besonders
Wo sie lokalpatriotisch sich präsentieren

Die Hochzeit die hochpolitisch war wurde
Zuvor von Gesandtschaften ausgehandelt
In Krakau bevor sich Prinzessin Hedwig
Auf die zweimonatige Anreise machte über
Berlin Leipzig Regensburg Nürnberg noch

Bis sie vom Adel gebührend empfangen
Schließlich im festlichen Landshut eintraf
Der Kurfürst von Brandenburg Albert Achilles
Verglich die Hochzeit mit göttlicher Fügung
Zum Nutzen von Christenheit und Reich

Es traute sie der Erzbischof von Sazburg
Bernhard von Rohr und der Brautzug
Führte durch die ganze Altstadt zum
Rathaus wo Friedrich III. die Braut dann
Zum Hochzeitsreigen geleitete

An dem rauschenden Fest sollen bis zu
10.000 Gäste teilgenommen haben die
Speisten und tranken sich nebenbei noch
Bei einem Rittertunier vergnügten so wurden
Die Feiern von Chronisten genau beschrieben

Seit 1903 als zum ersten mal noch 145 Bürger
Am nachgestellten Jubelfest teilnahmen ist
Die Zahl derer auf über 2300 gewachsen
Die in historischen Gewändern die dort
Feiernden Stände fröhlich nachspielen

Was hat uns ein solches Fest heute noch
Zu sagen und wie passt es in eine Zeit
In der Krieg auf der Welt die Menschen
Zu uns fliehen lässt werden wohl manche
Nach Pariser Terror geneigt sein zu fragen

Doch ist an Jubelfesten nichts schlechtes
Geben sie denen dort Grund zur Freude
Lernen sie ihre Geschichte spielerisch
Kennen denn diese Hochzeit wie ihr
Kontext mit Kaiser waren besonders

Später sollte er mit seinem Bruder
Albrecht von Bayern-München sich
Noch mit dem Kaiser streiten dem die
Ausdehnung der Wittelsbacher gen Tirol
Mißfiel was zum schwäbischen Bund führte

Das sich Bayern-München bis heute noch
Im ganzen nicht mehr Reich einkauft was
Sie so erfolgreich macht kennen wir gut
Zum Unwillen mancher schlechter wohl
Noch wirtschaftenden Fußballvereine

Dieses Militärbündnis zwang die beiden
Herzöge aus Bayern zum Rückzug
Der folgende Frieden wurde sehr teuer
Doch wurde er später wichtige Stütze
Kaiser Maximilians gegen Ungarn und Schweiz

Feiern und Feste stiften Identität
Unter denen die dabei sind
Wie denen die davon hören nur
So ist die Landshuter Hochzeit längst
Wichtiger Teil deutscher Kulturgeschichte

Von gewählten Staatsoberhäuptern nur
Noch regiert bieten sich Hochzeiten nicht
Wirklich mehr an sollten die Politiker
Ihr Privatleben bitte privat leben
Ihre Feste ebenso finanzieren lassen

Immer noch wichtig aber ist das Element
Der Verbrüderung und Verbindung das
Solche Volksfeste schaffen wie wir es
Auf der Fanmeile in Berlin oder beim
Oktoberfest in München sehen

Jede Region im Land hat ihre Volksfeste
Bei denen sich Geschichte mit Jahrmarkt
Zu trunkenem Rausch mischt der auch
Heute noch manche Liebe oder gar Ehe
Stiften kann die Zukunft also garantiert

Das Fest als Gegensatz zur sonst Ordnung
Der Rausch als Ausbruch aus der Gewohnheit
Ist Teil unserer Kultur vom Kölner Karneval
Bis zum Bremer Freimarkt findet er sich
Auf eigene Art in allen Orten des Landes

Die Volksfeste sind immer wieder auch
Ein Tag tolerierter Grenzüberschreitungen
Mit denen als Ausbruch die sonst Ordnung
Gewahrt wie gesichert wird so finden sich
Auch neue Formen etwa mit der Love Parade

Der usprünglich nur der schwulen Identität
Dienende Christopher Street Day ist selbst
So ein Fest vielerorts geworden das sogar
Toleranz fördert bei gleichzeitiger noch
Fröhlicher Ausgelassenheit miteinander

Sollten wir nun im Schatten von Kriegen
Im Angesicht des Terrors lieber davon
Künftig absehen um die Toten zu würdigen
Oder sollte uns nichts vom Feiern abhalten
Als eine Art dennoch unserer Freiheit

Es werden uns wohl noch einige Prüfungen
Durch den Terror bevorstehen bis auch
Der letzte begriff wir müssen friedlich besser
Miteinander leben um glücklich zu werden
Statt einander Rache wieder zu schwören

So gesehen lasst uns feiern und die Feste
Genießen wie sie fallen wie wir sie auch
Nach der je Mundart nennen um damit
Kraft zu finden für den Weg zur Freiheit
Es scheint mehr zu helfen als zu schaden

Wichtiger aber als die Rechtfertigung
Dessen was ist wäre sich klar zu werden
Die Freiheit der Feste ist was wir lieben
Warum wir auch im Schatten des Terrors
Besser auf die Freiheit aufpassen sollten
jens tuengerthal 14.11.15






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