Sonntag, 8. November 2015

Kulturgeschichten 036

Monatsrevolutionäre

Revolutionen fallen auf Stichtage welche
Die bisherige Welt durch einen Umsturz
Mehr oder weniger erfolgreich veränderten

Das Gedenken dieser Tage verdrängt meist
Einen zuvor langen Prozess der Evolution
Der den Umsturz erst möglich machte
Dessen Verlauf im Ergebnis viel wichtiger ist

Vielleicht ist es Flucht vor der Komplexität
Die uns Ereignisse punktgenau reduzieren
Lässt statt sie als Prozess zu sehen der
Sie historisch betrachtet immer sind

Wer auf den Fluß der Zeit schaut wird
Viele Details sehen die erst den einen
Tag der meist unwichtiger ist als er
Nachher gemacht wird ausmachen

Der Blick auf die fließende Zeit statt
Auf einzelne Revolutionen die doch
Stets nur Stichtage sind gibt der Welt
Evolutionären Charakter wie die Natur

Darum erkennen wir wohl besser was
Zeit ausmacht wenn wir nicht nur auf
Einzelne Daten oder Punkte schauen
Außer als Brücke zwischen den Welten

Die Pegiden zu Dresden maßen sich an
Im Namen Deutschlands und der Tradition
Der Revolution von 1989 noch zu laufen
Was Land und Revolutionäre zurückweisen

Eine Bewegung ohne Ziel als die Angst
Vor einer anderen Kultur zu schüren will
Gerade keine Veränderung ihrer Gesellschaft
Sondern fürchtet alles Fremde wie die Pest

Als würde Deutschland an einem Promilleteil
Neuer islamischer Bürger zerbrechen oder
Wäre von der Aufnahme einer Million völlig
Überfordert die in großer Not sind

Es scheint als würden diese Nationalen
Als die sich fahnenschwenkend geben
Die stärkste Industrienation für einen
Überforderten Angsthasen halten

Einein Staat der nicht gewachsen genug
Wäre auch große Aufgaben zu bewältigen
So sind die Pegiden diejenigen wohl die
Deutschland schlecht und schwach reden

Stolz dagegen das Wir schaffen das
Der Kanzlerin die auf ihr Land vertraut
Die vielen Freiwilligen lobt die dem Staat
Bei der Lösung der Aufgabe helfen

Währenddessen wollen die vermeintlichen
Revolutionäre lieber Merkel stürzen wenn
Nicht sogar gleich aufhängen weil sie durch
Die kleine Aufgabe heillos überfordert sind

Es fehlt diesen möchtegern Revolutionären
Jeder Wille zur Gestaltung und Veränderung
Sie fürchten nur Kriminalität und Verlust
Werden dafür lieber selbst kriminell

So ist was gerne eine reaktionäre Revolution
Von der Straße wäre bloß eine Versammlung
Von jammernden wie jämmerlichen Terroristen
Die Hass und Gewalt im Land schüren

Dabei fehlt ihnen jeder Plan zur Gestaltung
Oder Veränderung bleiben sie stets von Angst
Nur getrieben voller Angst, sie könnten dabei
Zu kurz kommen am Ende voll Missgunst

Revolutionen macht dagegen der Wille
Zur Veränderung und Gestaltung aus
Der die Welt formen und gestalten will
Das Alte verlassen zu Neuem aufzubrechen

Sie mögen Ergebnis eine evolutionären
Prozesses sein aber sind doch stets
Getragen vom Willen zur Veränderung
Statt der Angst es könnte sich ändern

Pegida wird darum nie eine Revolution
Noch eine Bürgerbewegung wirklich
Sondern eine Versammlung beschränkter
Geister deren Angst gegen andere geht

Gleiches gilt logisch für die vermeintliche
Blaue Revolution des AfD der nur Greise
Mit Ewiggestrigen vereinigt zum Marsch
Ohne deutsche Geschichte aber stolz

Ob die Welt eine Revolution braucht
Um aus der Spirale des Krieges
Herauszufinden friedlich zu leben
Wird eine Frage der Zukunft sein

Bisherige Revolutionen betrachten
Könnte helfen eher zum Ziel zu finden
In einer Zeit voller Umbrüche die sich
Am Rande des Krieges befindet

Am Tag der Oktoberrevolution wurde
Die Welt eine andere für viele wenn
Auch der Akt des Umsturzes damals
Fast unbemerkt unblutig verlief

Der 7. November 1917 nach hiesiger
Gregorianischer Zeitrechnung war dort
Im russichen Reich der 25. Oktober
Nach dem noch julianischen Kalender

Hatten doch die orthodoxen Russen
Die päpstliche Reform abgelehnt
Waren beim alten Kalender geblieben
Und so gibt es eine Oktoberrevolution

Auch wenn diese eigentlich im November
Nach heutiger Zeitrechnung stattfand also
Nur zwei Tage vor dem berühmt berüchtigten
9. November der späteren Revolution hier

Einige Wochen vorher schon war Lenin im
Verplombten Wagon mit 31 Revolutionären
Durch Deutschland gereist und von der
Ostsee aus per Schiff nach St. Petersburg

Nach der Februarrevolution war der Zar
Bereits abgesetzt sowie eine noch
Provisorische Regierung eingesetzt worden
Die jedoch den Krieg noch nicht beendete

Russland als noch reine Agrarnation war
Von diesem ersten modernen industriellen
Krieg völlig überfordert und so stieg der
Druck auf die Regierung immer mehr

Es herrschte in Rußland ein nebeneinander
Von Duma dem Parlament und den überall
Sowjets als Arbeiter und Soldatenräten
Am 25.11. sollte dazu gewählt werden

Die Deutschen hatten sich erhofft durch
Die Heimreise Lenins als Vorsitzenden
Der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
Russlands als Gegner zu destabilisieren

Dazu flossen wohl mehrere Millionen von
Deutschland nach Russland um damit die
Bolschewiki zu fördern und zu finanzieren
Wie weit dies wirkte ist höchst umstritten

Während einige die Bolschewiki eher
Als Agenten des Deutschen Reiches heute
Sehen die den Krieg beenden sollten
Halten andere dies für völlig abwegig

Sicher scheint nur die große Expansion
Der Parteipresse der Bolschewiki hat
Von den deutschen Zahlungen profitiert
Der Revolution medial den Boden bereitet

Das Deutsche Reich hat in Russland aus
Strategischen Gründen investiert um zu
Destabilisieren wie Putin es hier tat mit
Medien und direkter Unterstützung

Wer davon überhaupt wusste unter den
Führern der Bolschewiki ist ungewiss
Lenin wird es wohl gewusst haben
Ob es Einfluss nahm bleibt unklar

Die Bolschewiki beherrschten längst die
Wichtigsten Sowjets und bewaffneten sich
Leo Trotzki führte den Petrograder Sowjet
Und wurde Organisator der Machtübernahme

Als Lenin im Oktober aus seinem finnischen
Versteck zurückkehrte wollte er den Umsturz
Weil er den Zeitpunkt für geeignet hielt
Und drängte die Partei zu diesem

Trotzki stellte nun auf Beschluss des Sowjets
Von Petrograd eine militärisch revolutionäre
Truppe aus Kronstädter Matrosen roten Garden
Sowie militanten Bolschewiki als Truppe auf

Als sich der Truppenkomandeur von Petrograd
Weigerte das Kommando abzugeben übernahm
Das Militärrevolutionäre Komitee des Sowjets
Von Petrograd dort die Befehlsgewalt unter Trotzki

In der Nacht zum 25. Oktober julianisch oder
7. November gregorianisch nahmen Truppenteile
Wichtige Punkte der Stadt ein der Aufstand begann
Der Aufstand der zur Revolution führte begann

Das Signal zum Sturm des Winterpalais
Den Sitz des provisorischen Parlaments
Gab der Kreuzer Aurora mit einem Schuß
Mit Platzpatronen aus der Bugkanone

In der folgenden Nacht kam es zum Sturm
Auf das Winterpalais und alle Mitglieder
Der Regierung wurden verhaftet bis auf
Den vorher geflohenen Ministerpräsidenten

Sie alle wurden freigelassen sofen sie
Schworen sich aus der Politik zurückzuziehen
Die Regierung wurde durch ein sozialistisches
Regime unter Lenins Führung ersetzt

Dabei floß kein Blut und die Machtübernahme
Durch die Bolschewiki erfolgte derart reibungslos
Dass viele Bürger es erst aus der Zeitung erfuhren
Auch die Wachen legten einfach die Waffen nieder

Lenin schrieb später dass der friedliche Übergang
Sich allein der Führung des Genossen Trotzki
Wie seiner umsichtigen Leitung dabei verdankte
Am Abend begann der allrussische Sowjetkongress

Im Kongress hatten die Bolschewiki mit den linken
Sozialrevolutionären die Mehrheit und beschlossen
Die Entmachtung der Gutsherren und Kapitalisten
Sowie die Drei Derkrete des Umsturzes

Einige Abgewordnete besonders der Menschewiki
Wollten angesichts des bewaffneten Aufstandes
Den Kongress lieber verschieben bis wieder
Frieden wäre doch die Bolschewiki siegten

Es ging weiter und der Kongress tagte
Bis in die frühen Morgenstunden des 8.
Nachdem der Winterpalast um 2h bereits
Gestürmt worden war ohne Gegenwehr

Hier wurden die ersten Normen des neuen
Sowjetischen Rechts gesetzt die lange nun
Gültigkeit hatten bis die Belagerung mit der
Banane den Sozialismus endgültig beendete

So schlecht er in manchem dann wurde
So viele Leben er weltweit wie dort noch
Kostete er hatte eine menschliche Vision
Der Gestaltung und nicht nur Angst

Das unterschied den Sozialismus von der
Heute sogenannten Volksbewegung der
Rechten die ohne Ideale nur ihre Angst
Als feige und fantasielos verteidigen

Wer sich vor der Islamisierung auch des
Abendlandes fürchtet scheint seiner Kultur
Wie seinen Werten wenig zuzutrauen
Glaubt nicht an ihre Weitergabe

Wer aufsteht um entsprechend der
Höflichkeit wie der Werte unserer Kultur
Gäste auf der Flucht willkommen zu heißen
Macht dem Land Ehre und hebt dessen Ruf

Wer stolz auf Deutschland sein möchte
Sollte die Rechten alle schnell vertreiben
Sie schaden uns wie der Zukunft mehr
Zerstören 40 Jahre gewachsenen Vertrauen

Eine Revolution wäre es wenn sich die
Ängstlichen Spießer aufmachten ihre Welt
In der muffigen Enge freudig zu öffnen
Den Gästen aus aller Welt irgendwann

Daran sollte Aufklärung arbeiten damit
Die Pegiden sowenig Zulauf finden wie
Der lächerliche AfD in seinen reaktionären
Mustern totaliärer Gesinnung allein

Revolution will neu gestalten
Wer nur zurück möchte will dies nie
Wagen wir die Revolution der Liebe
Um unsere Werte zu verteidigen
jens tuengerthal 8.11.15



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