Mittwoch, 4. November 2015

Kulturgeschichten 032

Herbstwinterkönig

Der Herbst ist der König des Winter
Der Zeit in der in Europa das Licht
Tag für Tag langsam dahin stirbt bis
Am dunkelsten Tag der Winter kommt

So mag der Winter im Januar sogar
Noch kälter sein doch ist er lichter
Immer noch als der dunkle Herbst
Den wir darum mit Kerzen beleuchten

Wenn der Herbst beginnt am Ende
Des langen Sommers der auch mal
Als kurze Hitze nur empfunden wird
Ist das Land noch ein anderes

Die schönsten Farben des Laubes
Kommen erst langsam und bis wir
Die Jahreszeit ganz würdigen ist
Sie schon fast wieder vorbei

Herbst und Frühling zwischen den
Kontrapunkten orgiastischer Zeiten
Von Winter und Sommer tragen
Je alles in sich im Übergang

Die Rede scheint vom Wetter nur
Doch handelt sie real von der
Kulturgeschichte die sich in den
Übergängen am klarsten zeigt

Zeiten des Umbruchs wie vor großen
Kriegen zeigen Schwankungen wohl
Die den Ausbruch ankündigen warum
Hier besondere Aufmerksamkeit nötig

Die Zeit vor und nach den Weltkriegen
War voller Spannung wie politischer
Polarisierung als stünde diese doch
Seltsame Ideologie im Mittelpunkt

Manche meinen in den 1. Weltkrieg
Stolperten wir wie Schlafwandler
Andere sehen darin schon mehr
Ein gezieltes Agieren der Monarchen

Diese Diskussion ist ein Thema für sich
Zu vertiefen bei Gelegenheit gern doch
Heute zum Gedenken an die Krönung
Des Winterkönigs nur Parallele noch

Wichtig aber bei diesem wie heute noch
Ist die Macht der Medien im Kampf um
Macht wie damit die Zukunft des Landes
Der sich in Schimpfworten schon zeigt

Der Winterkönig war ein Spottname
Seinen Anspruch zu bezweifeln während
Die Lügenpresse ein Hassname ist um
Eine totalitäre Ideologie zu verbreiten

Friedrich V. Kurfürst der Kurpfalz war ein
Opfer der Zeit wie eigener Unfähigkeit
Konflikte zu vermeiden die er nicht mehr
Lösen konnte die ihn überfordern würden

Die Betrachtung seiner Zeit wie seiner
Taten die den 30jährigen Krieg wohl
Entscheidend mitauslösten helfen uns
Eine Zeit im Wandel jetzt zu verstehen

Während weitgehend atheistische Ossis
Die Islamisierung des alten Abendlandes
Fürchten sehen andere endlich auch
Die Chance zum Perspektivwechsel

Friedrich stieg in Glaubenskonflikten auf
Und er scheiterte und verlor alles wieder
In den Konflikten des Glaubenskonfliktes
Seiner Zeit dem Kampf um Deutung

Am 4. November 1619 war Friedrich V.
Auf dem Hradschin zum König von Böhmen
Und damit dem Sachsenspiegel folgend
Zum doppelten Kurfürst gekrönt worden

Wie kam ein Kurpfälzer Fürst nach Böhmen
Was wollte der Heidelberger Calvinist der
Kein Wort tschechisch sprach an der Moldau
Statt über dem Neckar zu thronen

Ging es noch um Personen und ihre Macht
Oder wurde hier der Konflikt vorgegart
Der Europa verändern sollte erst den
Schrecklichen 30jährigen Krieg auslöste

Friedrich der V. wurde als Sohn von
Friedrich dem IV. geboren und seiner
Gattin einer geborenen Nassau-Oranien
Deren Mutter eine Bourbon war

Es versammelte sich also schon vorab
Genetisch sozusagen ohne es zu wissen
Noch zu dieser Zeit der europäische
Hochadel in dieses Knaben Blut

Die Kurpfalz teilte sich in 2 Gebiete
Die Oberpfalz im heute Bayern wie
Die Unterpfalz in der noch Kurpfalz
Von Heidelberg bis nach Mainz

Der Familienname Friedrichs war
Wittelsbach wie jener der Bayern
Doch bestand ein großer Gegensatz
Zwischen beider Häuser Glauben

Die Kurpfälzer waren Calvinisten
Während Bayern bekanntlich katholisch
Bis heute geblieben ist was um 1600
Noch genügte Kriege auszulösen

Zur Vertiefung seines religiösen Denkens
Wurde er zu seinem Onkel geschickt
Dem Fürsten von Sedan obwohl auch
Henry IV. ihn an seinem Hof gern wollte

Am Hof des klugen Königs in Paris der
Als König von Navara einst Protestant
Sich ganz der Toleranz verschrieb hätte
Friedrich womöglich Montaigne getroffen

Sein Lehrer dort war Theologe Tilenius
Durch den Kampf in Frankreich geprägt
Erzog ihn zur protestantischen Solidarität
Was Friedrich nachhaltig prägte

Auch wenn dieser Glaube letztlich
Sein Schicksal auch besiegelte
Weil er den nur Glauben über die
Natürliche Mechanik der Macht stellte

Er musste 1610 zurückkehren nachdem
Sein Vater Friedrich IV. an seinem wohl
Ausschweifenden Lebenswandel verstarb
Mit nur 36 Jahren noch jung auch damals

Bei seiner Rückkehr stritten sich dann
Die Pfälzer Verwandten um seine
Vormundschaft die nach der Goldenen Bulle
Dem Lutheraner aus Neuburg zustand

Gewollt war aber der aus Zweibrücken
So wurde dieser Calvinist Johann II.
Sein Vormund und Kuradministrator
Der Streit erledigte sich mit Volljäjhrigkeit

Friedrich wurde mit Elisabeth Stuart
Der Enkelin Maria Stuarts wie Tochter
Des englischen Königs Jakob I. verheiratet
Die er mit dem Elisabeth Tor begrüßte

In der wohl glücklichen und dynastisch
Erfolgreichen Ehe wurden 13 Kinder geboren
Von denen 5 die Mutter überlebten was
Zu dieser Zeit ein guter Schnitt war

Mit 18 kurz nach dem er die Regierung
Als Kurfürst antrat erkrankte er schwer
An einem Fieberanfall der ihn so schwächte
Dass er seinen Beratern die Geschäfte ließ

Der Plan Friedrich zum König von Böhmen
Einst zu machen reifte erstmals mit seiner
Englischen Hochzeit um endlich auch einen
Protestanten zum Kaiser zu machen

Dies geschah wie so oft um des Prinzips
Wegen nicht etwa aus Erfahrung oder
Bei Betrachtung seiner persönlichen
Eignung oder Reife ohne Controlling also

Mit der Pfalz und Böhmen hätten diese
Die Mehrheit im Kurgremium was für das
Haus Habsburg die größte Niederlage
Wohl gewesen wäre mit allen Folgen

Es ist müßig zu spekulieren was wäre
Wenn die Protestanten alle solidarisch
Gewesen wären mit dem Winterkönig
Sicher ist die Geschichte wäre anders

Bevor es soweit kam hatte Habsburg
Nach Rudolf II. den es selbst stürzte
Noch Mathias und Ferdinand II. auch
Als Könige von Böhmen wählen lassen

Ein Jahr nach Ferdinands Wahl aber
Rebellierten die evangelischen Stände
Es kam zum Ständeaufstand der dann
In den 2. Prager Fenstersturz mündete

Nach dem Fenstersturz versuchte schon
Christian von Anhalt der für Friedrich
Die Oberpfalz verwaltete und also direkter
Nachbar Böhmens war Friedrich vorzuschlagen

Doch noch wollten die Böhmen keinen
Calvinisten als Landesherren anstatt
Auch die anderen Fürsten waren wenig
Begeistert von Friedrich als König

Alle fürchteten dann einen großen Krieg
Da sie wussten wie wichtig Habsburg die
Stimme Böhmens unter den Kurfürsten
Ohne eigene sonst logisch war

Auch Jakob I. der sicher sich für seine
Tochter Elisabeth einen König als den
Standesgemäßen Gatten wünschte war
Nur begrenzt begeistert vom Plan

Dennoch organisierte Friedrich nun den
Einmarsch eines Heeres des Grafen Mansfeld
Das Pilsen als letzte katholische Bastion in
Böhmen eroberte das nun protestantisch war

Die Böhmen schlossen sodann als eine Art
NATO ihrer Zeit die Böhmische Konföderation
Setzten Ferdinand als König ab womit nun wohl
Der Dreißigjährige Krieg unausweichlich wurde

Nachdem Johann Georg von Sachsen sogleich
Die Wahl durch die Stände vorab ablehnte
Blieb nur noch Friedrich als Kandidat übrig
Während Ferdinand sich zum Kaiser wählen ließ

Zwei Tage bevor Ferdinand II. zu Frankfurt
Zum neuen Kaiser gewählt wurde wählten die
Böhmischen Stände Friedrich zu ihrem König
Und probten so den Aufstand gegen alle

Hatte sich doch Ferdinand sich noch mit allen
Kurfürstlichen Stimmen wählen lassen womit
Die Annahme der Wahl in Böhmen gegen das
Reich und seine Ordnung bereits stand

Warum Friedrich dann doch ganz allein annahm
Wurde viel spekuliert und Schiller schrieb es
In seiner Geschichte des 30jährigen Krieges
Elisabeth zu die er dort sagen lässt

„Konntest du dich vermessen, […] die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man freiwillig dir entgegenbringt? Ich will lieber Brod essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische schwelgen.“

Er begründete seine Annahme mit der
Religiösen Pflicht eines Kreuzritters des
Protestantismus auch wenn es gute
Ökonomische Gründe dafür wohl gab

Die protestantische Union aber riet ab
Die Krone anzunehmen der Konflikte
Die folgen würden wegen so auch
Die Niederlande Venedig und Savoyen

Einziger Fürsprecher war noch der
Fürst von Siebenbürgen Gabor Bethlen
Der eigene Interessen in Ungarn verfolgte
Österreich dort beschäftigen wollte

Friedrich gegen allen Rat wie gegen
Jede Weisheit nahm die Wahl an
Damit folgte er wie er meinte einzig
Dem willen des Allmächtigen - Amen

Die Krönung am 4.11.1718 im Veitsdom
Wurde mit einem rauschenden Fest
Zumindest in Prag beganngen während
Der Rest des Landes verwüstet war

Die Prager begeisterten sich für ihren
Neuen König vor allem aber für seine
Mal wieder hochschwangere Gattin
Die dennoch beschwerlich gereist war

Die Regierung dagegen wurde schwer
Der König hatte kaum eigene Einnahmen
War also auf Adel und Landtage zur
Erhebung von Steuern angewiesen

Der böhmische Adel und die Stände
Waren von den Türkenkriegen genug
Genervt dazu nicht länger bereit womit
Es kein Geld für die Verteidigung gab

Der Versuch des Hofpredigers dann
Den Tschechen den Calvinismus noch
Aufzuzwingen ging völlig schief so auch
Der calvinistische Bildersturm dort

Er führte zur Zerstörung des berühmten
Marienaltars von Lucas Cranach sogar
Das Grab des heiligen Wenzel schien
Den Böhmen vor Ort nun bedroht

Spottblätter mit der Aufschrift Winterkönig
Machten die Runde und die Böhmen lästerten
Was Friedrich mit Propaganda die ihn als
Winterlöwe bezeichnete sogleich konterte

Der erste mediale Krieg nahm seinen noch
Ungesteuerten Verlauf führte zu mehr
Hetze und Hysterie als alle noch ahnten
Die kein Netz oder freie Presse kannten

Der Kaiser beauftragte Herzog Maximilian
Von Bayern mit der Rückeroberung Böhmens
Da er selbst kein Geld für Soldaten hatte
Sollte sich dieser in Böhmen gütlich tun

Nebenbei versprach er ihm auch Friedrichs
Kurwürde in der Pfalz die ja Wittelsbach blieb
Auch der Sachse nahm Partei für den Kaiser
Wäre er doch selbst gern König geworden

Die Lutheraner in Sachsen predigten sogleich
Gegen die Calvinisten als Antichristen die am
Verrat des lutherischen Glaubens schuld wären
Die Stimmung kochte auf Krieg bevor er kam

Um den drohenden Krieg zu finanzieren trieb
Friedrich seine Kurpfalz in die Pleite versetzte
Seine Kronjuwelen und holte so 10 Tonnen Gold
Gen Böhmen ohne dass diese ihn noch retteten

Einzig die Niederlande gewährten einen kleinen
Zuschuß und stellten einige Soldaten in die
Kurpfalz ab alle anderen evangelischen Fürsten
Blieben noch dem Kaiser treu gegen den ihren

So gab es für den Kaiser den besten Grund
Die Kurpfalz zu annektieren durch Einmarsch
Und er schickte Spinola aus dem Elsass vor
Mit Truppen der spanischen Niederlande

Spinola besetzte sodann die Kurpfalz bis auf
Zunächst Mannheim und Frankenthal die noch
Englisch verteidigt wurden wie versprochen
Nach Mainz eroberte er langsam den Süden
Maximilian unterwarf zunächst noch die
Österreichischen Stände um sich sodann
Mit dem kaiserlichen Heer zu vereinigen
Gemeinsam zogen sie gen Böhmen

Zur Schlacht kam es am Weißen Berg
Das böhmische Heer wurde diesmal
Vernichtend geschlagen und Christian
Riet Friedrich zur sofortigen Flucht

Dieser rettete sich gerade noch gen
Breslau wo ihm die Schlesier aber
Die Untertützung verweigerten und floh
Dann gen Brandenburg und Niederlande

Der Kaiser rächte sich gut katholisch
An den Böhmen in IS Manier und ließ
28 böhmische Adelige köpfen und diese
An der Karlsbrücke öffentlich annageln

10 Jahre hingen die Köpfe und die Hand
Des protestantischen Anführers dort
Wahlkönigtum und Religionsfreiheit wurden
Abgeschafft die Protestanten ausgerottet

Böhmen blieb danach bis 1918 habsburgisch
Wurde vollständig rekatholisiert mit Schwert
Und viel Blut für den vermeintlich wahren Glauben
Dies Abendland muss vor ISIS verteidigt werden

Tilly eroberte Heidelberg mit Spinola gemeinsam
Nach elfwöchiger Belagerung schloss alle
Bis dahin protestantischen Kirchen und klaute
Die einzigartig berühmte Bibliotheca Palatina

Diese schenkte der gläubige Katholik
Aus Dank dem Papst der dies Raubgut
Bis heute zu seinen Schätzen zählt
Im Gegenzug spendete der Papst ihm

So finanziert der Papst die Kriege weiter
Der katholischen Liga die Roms Keller dafür
Mit Schätzen aus aller Welt füllte es ist
Ein ist ein guter Deal bis heute scheint es

Kaiser Ferdinand hielt sich an sein
Versprechen und übertrug wenn auch
Völlig illegal die Pfalz an Maximilian
Gemeinsam mit der Kurwürde

Der Kaiser verzieh Friedrich nie wieder
Sogar als dieser schriftlich um Verzeihung
Bat änderte dies nichts er blieb politisch
Wie militärisch erfolglos bis zu seinem Tod

Gustav Adolf schließlich eroberte die Kurpfalz
Von den Bayern zurück und wollte ihn wieder
Einsetzen sofern er ihm huldigte wozu es aber
Nach dessen Tod bei Lützen nicht mehr kam

Nur 13 Tage länger als der alte Schwede lebte
Friedrich noch bis er zu Mainz an der Pest
Elendig verstarb und erst sein Sohn wurde
Wieder Kurfürst der protestantischen Kurpfalz

Aus der Idee des Winterkönigs hätte viel
Wohl werden können und die Welt wäre
Womöglich eine andere geworden wären
Sie nicht so undiplomatisch vorgegangen

Es hätten 30 Jahre Krieg Mord und Raub
Mit Pest und allem Elend im ganzen Reich
Verhindert werden können wäre es weniger
Heißspornig als diplomatisch zugegangen

Verständliche Wut und ein gerechter Aufstand
Können die Welt bewegen und manche
Zum nachdenken gelegentlich bringen
Spuren hinterlässt nur was bleibt

In den Methoden unterschied sich auch
Das christliche Abendland nicht sehr vom IS
Weder die Katholiken in Prag noch die
Folternd marodierenden Schweden

Wer provoziert oder Streit beginnt ohne
Sich seiner Partner und einer Mehrheit
Sicher zu sein riskiert alles dabei zu
Verspielen ohne einen Plan auf Dauer

Darum ist es gut, diplomatisch zu handeln
Statt in zu schneller Leidenschaft mehr
Zu zerstören als zu erreichen weil alle
Politik die Kunst des Machbaren ist

Wer in der Politik zündelt riskiert Krieg
Alle die Dramen inszenieren wo es
Um Aufgaben geht statt um Theater
Wird zum Sicherherheitsrisiko

Das ist das Problem mit Pegida wie
Den Fanatikern vom rechten Rand
Darum muss gegen alle Spinner
Entschieden vorgegangen werden

Wer heute verharmlost oder gar
Die Intoleranz toleriert wird Täter
Manche verkennen wie sie zündelnd
Erst erzeugen wovor sie warnen

Krisen werden besser mit ruhiger
Hand gelöst als mit heißer Nadel
Warum das “wir schaffen das” der
Kanzlerin weiter führt als Panik

Es gibt keine wahre Religion
Wir verteidigen hier Werte der
Aufklärung auf die wir uns auch
Laut berufen sollten gegen alle

Was gut ist zeigt sich im Leben
Woran wer logisch denken kann
Leicht merkt woher Gewalt rührt
Wer dafür Verantwortung trägt

So ließ es schon Lessing in seiner
Ringparabel den weisen Nathan
Sagen und so zeigt sich wer was
Will außer Hass und Zwietracht

Es muss keiner Merkel Fan sein
Um zu erkennen dass er zur Lösung
Von Aufgaben keine Alternative gibt
Als wir schaffen das jetzt

Wer schwarz malt und nur das Scheitern
Beschwört leitet nicht aus der Krise je
Zeigt nur wie wenig er leisten kann
Wie überflüssig zur Lösung er ist
jens tuengerthal 4.11.15
 


 

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