Donnerstag, 12. November 2015

Kulturgeschichten 040

Damenwahl



Gedenke ich als Mann dem Frauenwahlrecht
Das am 12.11.1918 in Deutschland endlich
Aktiv und passiv beschlossen wurde
Fragt sich tue ich es als Mann oder Mensch

Es ist keine Frage ob ein Mann Mensch ist
Werden die empörten nun entgegnen doch
Fragt sich dann warum es für Frauen noch
Solange nicht selbstverständlich war und ist

Die alte Herrschaft, sic est!, bildet sich
Schon in der Sprache wieder sogar bis
In transzendente Gebiete des Aberglauben
An Gott den Herrn den es real nicht gibt

Ob alles alte darum schlecht ist bedarf
Vernünftigerweise heute keiner Diskussion
Fraglich nur wie aus der Bejahung des Guten
Eine Toleranz des Schlechten ableitbar ist

Männer und Frauen sind verschieden
Zumindest genetisch ein wenig
Was in manchem Verhalten auffällig wird
Begründet noch keine Rechte

Längst wissen wir heute sie können
Soweit wir sie lassen beide das gleiche
In ihrem je Beruf leisten wenn sie ihn
Nach Neigung wählen dürfen

Gewohnheit und Macht schlossen dies lange
Für eine Hälfte der Bevölkerung völlig aus
Während sie die andere Hälfte umgekehrt
Von der Herrschaft im Haus fernhielt

Als gelte noch altes germanisches Recht
Nach der die Frau Schlüsselherrschaft hat
Ohne linguistisch nach weiblicher Frauschaft
Hier weiter zu fragen folgen wir Gewohnheiten

Komisch fühlte ich mich anfänglich noch einer
Der wenigen Väter auf dem Spielplatz um die
Jahrtausendwende doch es wandelte sich
Normal war was längst gelebt wurde

Hier in Berlin vielleicht schneller doch längst
Ist auch in der Provinz der Hausmann normal
Werden Rollen bereitwillig getauscht manche
Gewohnten Muster wieder druchbrochen

Die Aufteilung der Bereiche nach Neigung wie
Talent scheint sinnvoll und würde vermutlich
Bessere Ergebnisse bringen als die bisherige
Nach Gewohnheit und geübter Rolle

Das Gen zum Putzen scheint mir zu fehlen
Auch wenn ich es wo nötig schon beherrsche
Also rein mechanisch wüsste was zu tun ist
Doch wüsste ich wenig was mir ferner liegt

Das zum Ordnung halten und lieben dagegen
Ist vorhanden warum es womöglich schon
Gut passt wenn sich Männer und Frauen auch
Mit unterschiedlichen Bedürfnissen ergänzen

Wie wir fortpflanzungstechnisch erst vereint
Ein Ganzes bilden und diesen Vorgang noch
Dank der Natur zu schätzen wissen zumindest
Teilweise so sehr dass wir ihn Liebe nennen

Aber das wäre nun ein ganz anderes Kapitel
Wir wollen nicht vom Frauenwahlrecht völlig
Abrdriften da es uns doch primär um dieses
Geht nur hilft der Umweg vielleicht verstehen

Die Sexualität könnte als Spiegel des eben
Natürlichen Verhältnisses der Geschlechter
Vielleicht gelten nur wird uns auch dies eher
Nicht zu einer angemessenen Sicht bringen

Es ist beim Sex wie bei allem auch bei
Starker Reduktion auf rein mechanische
Vorgänge unterscheidet sich diese noch
Von Mensch zu Mensch so sehr wie alles

Eine natürliche Dominanz aus dem Eindringen
Abzuleiten ist so absurd wie aus der eben
Notwendigkeit einer Errektion auf die sonst
Natürliche Unvollständigkeit zu schließen

Es lässt sich der Unterschied sichtbar machen
Fühlbar ist er im geteilten Alltag immer wieder
Auf völlig unterschiedliche Weise da Mensch
Sich aus Rollenmustern geistig befreien kann

Mehr Bildung und Befreiung aus der eben
Selbstverschuldeten Unmündigkeit führen zu
Mehr Autonomie in den jeweiligen Rollen damit
Zu einem weiteren Verschwimmen der Grenzen

Insofern ist es eine Frage von Begabung
Wie und ob wir uns bilden wollen also
Über den gewohnten Rollen schweben
Oder lieber Gewohnheiten nur folgen

Es ist nicht ersichtlich inwiefern die
Ausübung des Wahlrechts an ein irgend
Geschlecht gebunden wäre nicht mal
Mehr in der Verteilung der Neigung dazu

Es scheint uns heute völlig natürlich
Dass jeder seiner Neigung folgt dabei
Während Rollenmuster zunehmend mehr
Verblassen in konstruktiver Beliebigkeit

Dies war ein langer Weg und die ersten
Die ein Frauenwahlrecht forderten wie
Olympe de Gouges sahen sich teilweise
Völlig absurden Vorwürfen gegenüber

Olympe de Gouges war eine Revolutionärin
Frauenrechtlerin und Schriftstellerin im
Zeitalter der Aufklärung die sie prägte mit
Ihrer Erklärung der Rechte der Frau

Vermutlich war sie das Kind eines Gegners
Von Voltaire des Marquis de Pompignan
Der keine Vaterpflichten gegenüber seiner
Tochter hatte und auch nicht wahrnahm

Mit 17 wurde sie an einen Pariser Wirt
Gegen ihren Willen verheiratet der mit
Ihrer Mitgift eine Kneipe eröffnete jedoch
Bald nach der Geburt ihres Sohnes starb

Sie ging nun nach Paris und brachte sich
Selbst lesen und schreiben bei wurde
Zur Verfasserin zahlreicher Stücke
Wie Schriften gegen die Sklaverei

Sie schrieb ihre Autobiografie unter
Pseudonym als Briefroman in dem
Sie sich für die Rechter von Frauen
Mit Bastardkindern stark einsetzte

Bereits da plädierte sie für ein
Scheidungsrecht sowie das Recht
Sexuelle Beziehungen außerhalb
Der Ehe zu haben gegen die Moral

Als sie ihr Stück Zamor et Mirza
Gegen die Sklaverei bei der
Comédie Francaise einreichte
Musste sie dafür noch in die Bastille

Das brisante Stück hatte erst nach
Der Revoloution 1789 Premiere
Sie sah sich aufgrund ihrer Positionen
Zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt

Während der Revolution wurde sie
Zu einer eklatanten Verfechterin der
Menschenrechte auch der Frau wurde
Mitglied des feministischen Cercle de la bum

Erst 1791 dann veröffentlichte sie ihre
Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin
Ein Protest gegen männliche Privilegien
In dem sie eine egalitäre Verfassung fordert

In der Vorrede zur Erklärung der Rechte
Der Frau und Bürgerin schrieb sie 1791:

„Mann, bist du überhaupt imstande, gerecht zu sein? […] Kannst du mir sagen, wer dir die unumschränkte Macht verliehen hat, die Angehörigen unseres Geschlechts zu unterdrücken? […] Schau auf den Schöpfer in seiner Weisheit, […] betrachte die Geschlechter in der Ordnung der Natur. […] Allein der Mann […] will in diesem Jahrhundert der Aufklärung und des klaren Verstandes in durch nichts mehr zu rechtfertigender Unwissenheit despotisch über ein Geschlecht herrschen, das über alle geistigen Fähigkeiten verfügt. Er nimmt für sich in Anspruch, die Revolution für sich allein zu nutzen und seine Rechte auf Gleichheit einzufordern, um nur so viel zu sagen.“

Dennoch oder auch gerade deshalb
Wurde sie in der Zeit des Terreure
Unter Robbespierre mit dem sie
Zerstritten war verhaftet und als
Royalistin zum Tode verurteilt

Das Todesurteil gegen Olympe
Wurde am 3.11.1792 auf dem
Place de la Concorde durch die
Guillotine von Männern vollstreckt

Es sollte noch über hundert Jahre
Eines Kampfes gegen Ungleichheit
Dauern bis Frauen in Deutschland
Als Bürgerin wählen durften

Als erste bekam die britische Kolonie
Pitcairn eine Insel im Südpazifik 1838
Ein nachhaltiges Frauenwahlrecht
1853 folgte die Stadt Vélez in Kolumbien

Wyoming führe als erster neuzeitlicher
Staat 1869 das Frauenwahlrecht eint
Er wurde erst 1890 Teil der USA
Die noch lange nicht soweit waren

In Colorado entschieden sich 1893
Die Männer in einer Voksabstimmung
Für ein Frauenwahlrecht das zeitgleich
Auch die Frauen in Neuseeland erhielten

Das Commonwealth of Australia folgte 1902
Ein Jahr nachdem es unahbhängig wurde
Womit Australien der erste moderne Staat
Mit einem Frauenwahlrecht wurde

Finland damals noch russisches Fürstentum
Folgte damit 1906 als erstes europäisches
Land auf dem Weg zur Gleichberechtigung
1913 folgte Norwegen und 1915 Dänemark

In Russland erreichten die Frauen dann das
Volle Wahlrecht mit der Februarrevolution 1917
Polen und Österreich folgten auch im November
1918 wie Deutschland das diesem heute gedenkt

Die USA brauchten noch bis 1920 bis Frauen
Dort auch den Präsidenten wählen durften
Großbritannien folgte erst 1928 vollständig
Die Türkei brauchte unter Atatürk bis 1934

Frankreich selbst das Land in dem Olympe
Den Kampf darum begann brauchte bis 1936
Sich dafür zu entscheiden und dann noch
Bis 1945 es auch tatsächlich einzuführen

Die Schweiz brauchte noch bis 1971 um
Nach erfolgreicher Volksabstimmung auch
Den Frauen das Bundeswahlrecht zu geben
Kantonal brauchte Appenzell noch bis 1990

Liechtenstein war 1984 der letzte europäische
Staat der dies Recht einführte nachdem zuvor
Noch Volksabstimmungen dies abgelehnt hatten
Damit war Europa zumindest formal gleichberechtigt

In Saudi Arabien werden Frauen erstmals auch
Wenn nur kommunal am 12.12.2015 wählen
Dürfen aktiv und passiv daran teilnehmen
Eine sichtbar andere Welt für uns noch

Frauen hatten sich in Europa bereits
Während der Revolutionen von 1832
Wie 1848 für ihr Wahlrecht erfolglos
Stark gemacht ohne gehört zu werden

In Großbritannien kämpften die Sufragetten
Unter Christabell Pankhurst für die Rechte
Der Frauen auch zu wählen und sahen sich
Dafür öffentlichem Spott ausgesetzt oft

Gegen die Ausübung des Wahlrechts
Wurde mit Hinweis auf Traditionen auch
Im deutschen Kaiserreich argumentiert
Frauen wurden an ihre Natur erinnert

Ihre natürliche Rolle sei keine Politik
Sondern sich um Haus und Herd
Zu kümmern wie es später auch die
NSDAP im 3. Reich wieder vertrat

Weiterhin wirkte in einigen Staaten wie
Österreich Italien und Spanien die Moral
Als Zensus der Prostituierten zunächst das
Wahlrecht vorenthielt den Freiern aber nicht

In Spanien und Portugal hatte es aufgrund
Der herrschenden Diktaturen bis in die 70er
Gedauert bis Frauen politisch gleichberechtigt
Am öffentlichen Leben teilnehmen durften

Frauen wählen noch anders als Männer
So zeigt sich eine Abneigung gegen Risiken
Wegen der Anfälligkeit für Einkommensverluste
Nach Scheidungen und dortige Abhängigkeit

Deutschland wird seit 2005 erstmals von einer
Frau als Bundeskanzlerin regiert die es nun
Zur zweitmächtigsten Frau der Welt brachte
Auch wenn ihr Anfang holprig noch war

Schon in der Wahlnacht zeigte ein betrunkener
Kanzler Schröder in der Talkshow ein äußerst
Peinlich herablassendes Verhalten wie es nie
Männlichen Konkurrenten gegenüber passierte

Deutschland hat eine Verteidigungsministerin
Die sich auch vielen Anfeindungen gegenüber
Immer noch in einer Männerdomäne durchsetzt
Normal ist dies noch lange nicht

Auf den Spielplätzen zumindest hier am Berg
Zeigen sich ähnlich viele Väter wie Mütter
Vaterschaftsurlaub wird normaler und die Rolle
Als Hausmann wird weniger belächelt

Es ist noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung
An vielen Orten der Welt sind die Zustände für
Frauen mehr als dramatisch während hier auch
Männer zwischen den Rollen stolpernd jonglieren

Doch diese persönlichen Befindlichkeiten beim
Miteinander ändern nichts an den unstrittig
Zumindest formal gleichen Rechten der Menschen
Die Bürger werden nicht nach Geschlecht getrennt

Bis jeder seiner Natur entsprechend seine Rolle
Frei leben kann ist noch ein weiter Weg zu gehen
Wohin auch sexuelle und sonstige Neigung gehen
Ist zumindest die Möglichkeit dazu garantiert

Darüber heute nachzudenken wie auch über
Die eigene Rolle in einer Gesellschaft die
Auf vielen Ebenen im Umbruch ist könnte
Der Zukunft miteinander gut tun

Egal wie klug oder dumm jemand ist
Wir alle haben das gleiche Wahlrecht
Das ist gut so und sollten verteidigen
Um der Freiheit als Glück wegen
jens tuengerthal 12.11.15
 




 

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