Montag, 5. Oktober 2015

Kulturgeschichten 001

Mit dem heutigen Tag beginnt eine Serie, die in Versen Geschichte schreibt und nun täglich, neben dem sonstigen dichten, wieviel Zeit es auch immer findet und wieviel Musen es je hat, ein historisches Ereignis herausgreift und beschreibt, um zu erinnern, aber auch darüber hinaus als Genuß am Sein und seiner historischen Inseln im Meer der Kulturen der Welt.

Es gibt verschiedene Sichten wie Geschichte exakt oder ideologisch, objektiv oder gerade nie zu beschreiben sei auch in den Wissenschaften und die Freiheit des Dichters genießend, muss der Anarch keiner Norm gehorchen als seinem Gewissen bei der Beschreibung. So exakt wie möglich, so literarisch wie schön, so frei wie nötig - als eine Lust am Schreiben wie am Sein, das sich beim Blick auf das, was war und uns betrifft, noch mehr genießen lässt. Habe keinen Anspruch als den ästhetischen, könnte der Dichter schreiben und der Naturwissenschaftler stürzt sich auf die bloßen Fakten, wenn er Holzringe zählt, der Ideologe schaut ins soziale Umfeld, um was wichtig war, weniger wichtig zu nehmen in politischer Korrektheit - irgendwo dazwischen fände sich vielleicht ein goldener Pfad der Geschichtsschreibung aber ich kenne ihn sowenig, wie ich beanspruche, es richtig zu machen, sollte es geneigte Leserinnen unterhalten, wäre es des Glückes wohl genug, mehr wird nicht zu suchen sein im Leben als Glück, wussten schon die Epikuräer, auch wenn manchen Korrektheit und Präzison als solches erscheint, auch jenseits des einmal Preußen für knapp über 100 Jahre genannten Brandenburgs.

Es bleibt alles nur relativ exakt also, nach bestem Wissen und Gewissen und so wie es eben in die Verse dem Dichter passte, vor allem sind die Tagesereignisse, die Geschichte schreiben und erläutern nahezu wilkürlich gewählt, nach dem was dem Autor gerade am spannendsten erscheint, ohne pädagogischen Ansatz oder ideologische Richtung, die wir völlig umschiffen wollen, auch wenn der Versuch ein nahezu unmöglicher ist, denn wer ist schon wo völlig frei von allen Ideen und jeder Ideologie. Doch bevor ich weiter über das wie langweile, fange ich lieber mit dem was an und dann mögen alle für sich entscheiden, ob es unterhält, das Glück fördert oder dogmatisch verfehlter Irrtum ist.

Canossakrönung

Am 5. Oktober 1056 wurde Heinrich IV.
Der später nach Canossa ging um seiner
Kaiserkrone wegen als König gekrönt
Noch auf dem Sterbebett des Vaters
Im Alter von gerade fünf Jahren

Während seine Mutter Agnes von Poitiu
Die Tochter des Herzogs von Aquitanien
Schon eine Brücke nach Burgund baute
Wo der Pate des späteren Kaisers längst
Als Reformer aus dem Kloster Cluny
Bekannt war als Hugo von Cluny der dann
Wiederum in jenem Investiturstreit
Der Heinrich auf Knien nach Canossa
Sich vorm Papst zu beugen zwang
Vermittelte und Heiliger wurde der da
Noch einigen katholischen Kirche die
Das heilige römische Reich der Salier
Als Klammer einte wie heute Gesetze

Spannend wie die Mutter Agnes schon
Einen Gegenpapst einsetzte um sich
Nicht dem Willen der Kurie zu beugen
Während im Deutschen Reich noch die
Fürsten gegen die auch burgundische
Kaiserwitwe als Regentin intrigierten
Die den Reformern in Cluny weiter
Näher stand als Rom und wie Heinrich
Später um seine Macht dann rang
Nachdem seine Mutter längst den
Schleier genommen hatte wie damals
Der Rückzug ins Kloster noch hieß

Zuvor aber mit zarten zwölf Jahren
War der Knabe König entführt worden
Im Staatsstreich von Kaiserswerth
Hatte der Bischoff Anno II. von Köln
Damit die Reichsinsignien erpresst
Womit die Herrschaft bei ihm lag

Beteiligte der Entführung waren
Herzöge von Braunschweig und Bayern
Sowie die Bischöfe von Bremen und Mainz
Der Bremer Adalbert wurde dann gegen
Anno zum Vertrauten von Heinrich
Aus dessen sächsischen Grafengeschlecht
Wurden später die Wettiner das älteste
Am Ende im Reich regierende Geschlecht
Sehen wir vom sagenhaften Alter der
Obotriten zu Mecklenburg-Schwerin ab

Motive und Wirkung des Staatsstreichs
Blieben umstritten aufgrund Uneinigkeit
Was wohl besteht ist dass ein Männerbund
Im Reich eine zu mächtige Frau absetzte

Als Heinrich nach seiner Schwertleithe dann
Mit nur 14 Jahren schon noch jung
Seine Mutter rächen will und gegen
Anno vorgehen möchte stoppt ihn
Die Mutter als fromme Frau im Glauben

Kriege ziehen sich weiter durch das Leben
Des Vierten Heinrich der auch gerade
Wieder hochaktuell gegen Sachsen
Einen Krieg führte die sich von seinen
Burgen überfremdet fühlten und diesen
Zunächst verlor und dem Abriß zustimmte
Bis sich und da sind wir wieder fast
In der Gegenwart die Bauern der
Aufgehetzten sächsischen Stämme
Auf den Weg zum Aufstand nach Goslar
Gemeinsam machten was keiner im Reich
Dulden konnte warum der folgende Sieg
Glorreich genug wurde ihn zu entlasten

Der Streit um die Investitur also Besetzung
Von Bischofssitzen durch Papst oder Kaiser
Eskalierte mehrfach bis er schließlich
Im Schatten der Euphorie des Sieges
Über die aufmüpfigen Sachsen eskalierte
Heinrich Papst Gregor VII. Hildebrand
Wie der dann Papst einst getauft wurde
Nannte und zum Amtsverzicht aufforderte
Mit den öffentlichen Worten: Steige herab
Der Übermut des Hoftages von Worms
Führte wenig Monat später zur Exkomunikation

Die gläubige Welt des Mittelalters wurde
Von dieser Nachricht zutiefst erschüttert
Mit Heinrich solidarische Bischöfe wurden
Aus dem Amt verstoßen es ging um alles

Noch einen Monat endlich erreichte
Heinrich die Nachricht der Exkommunikation
Er weilte zu dieser Zeit in Utrecht zu Ostern
Als plötzlich die Kathedrale vom Blitz getroffen
Ausbrannte werteten seine Gegner dies als
Zeichen für Gottes Zorn gegen den König

Die Unterstützung des Königs schwand
Nach diesem himmlischen Zeichen rapide
Der Hoftag zur Absetzung Gregors wurde abgesagt
Die Herzöge und Bischöfe wandten sich gegen
Ihren gewählten König und forderten ihn auf
Innerhalb Jahresfrist Gande zu erbitten

Dafür reiste nun Herinrich zu Pferde
Wie irgendwann zu Fuß gen Italien
Wo der Papst nach Canossa flüchtete
Den reuigen Heinrich drei Tage lang
Barfuß im Büßergewand im Winter
Als Flüchtling der Kirche im Hof
Um Gnade betteln ließ und so war es
Heinrichs Pate Abt Hugo von Cluny
Der den Papst umstimmte zur Gnade

Ob dies eine kirchliche Buße war
Oder eher ein politischer Schachzug
Ist bis heute umstritten in der Lehre
Er erzielte jedoch die gewünschte Wirkung
Nur für kurze Zeit bis Rudolf von Schwaben
Sich von der Gegenseite zum König
Wählen ließ woraufhin Heinrich dann
Den Staufer Friedrich I. als Herzog dort
Einsetzte während Rudolf seinen Sohn erhob

Es kam zur Schlacht an der Elster
Im schönen Thüringen bei der Heinrich
Unterlag und Rudolf wenig später starb
Seiner Verletzung aus dem Kampf erlag
Das er dabei seine rechte Schwurhand verlor
War den Gegnern wieder ein Gottesurteil
Diesmal nur zugunsten Heinrichs

Nachdem er jenseits einiger Querelen
In Sachsen noch - die Zeiten ändern sich
Wohl selten wirklich - Sieger blieb
Begann er zu bauen und zu schenken

Die Salier Grabstätte Speyer wurde
Unter ihm zur großen und mächtigen
Kathedrale gebaut die bis heute noch
Den Rhein gut sichtbar eindrucksvoll prägt

So Gottes Segen und guten Willen gezeigt
Machte er sich auf gen Rom um dort
Seinen Gegner Papst Gregor VII. endlich
Abzusetzen was im zweiten Anlauf einig
Mit den südlich herrschenden Normannen
Glücklich gelang und sein Nachfolger
Krönte schließlich ihn und seine Frau
Ostern 1084 zum gottunmittelbaren Kaiser

Auch wenn kurz darauf von Gregor gerufen
Gegnerische Normannen Rom stürmten
Clemens III. ab und Gregor wieder als
Papst einsetzten und Heinrich Rom
Fluchtartig verließ blieb er Kaiser

Auch ohne die Verzeihung des bald
Darauf gestorbenen Gregor regierte
Der Kaiser nun nördlich der Alpen
Setzte Bischöfe Gregors ab
Krönte seinen Verbündeten Wratislaw
Zum König von Böhmen was blieb
Bis zum Ende des Reiches 1806
Auch wenn Habsburg dort herrschte

Der heute gekrönte Kaiser Heinrich
Zeigte sich als erster den Juden
Gegenüber tolerant und erließ
Dazu Edikte in Worms und Speyer
Setzte später sogar einen Bischof ab
Der in Mainz ein Progrom nicht
Aktiv genug verhindert hatte

Sein Sohn Konrad den er gerade
Noch als Nachfolger krönen ließ
Wandte sich in Italien den Gregorianern
Wie Normannen zu und seine Gattin
Die Tochter eines Kiewer Fürsten
Adelheid oder Paxredis mit Namen
Floh zum Sohn nach Italien
Beschwerte sich über die erduldete
Unzucht zu der Heinrich sie zwang
Ganz wie der Papst es wünschte

Erwartbar wurde Heinrich mal wieder
Exkommuniziert von Papst Urban
Es gab noch einige Unruhen und Aufstände
Bis schließlich sein Sohn Heinrich
Ihn nach Konrads frühem Tod
Trickreich und hinterhältig absetzte
Indem er ihn in eine Falle lockte
Nachdem er sich dem Vater zuvor
Noch formell unteworfen hatte

Der am 5. Oktober als König noch
Gekrönte spätere Kaiser Heinrich IV
Hat viel bewegt und am Ende
Doch im Konflikt mit Rom wenig
Erreichen können war der ewigen
Konkurrenz der Mächte im Reich
Unterlegen und die meisten denken
Bei Heinrich nur an Canossa
Einige noch an Speyer

Seine Bewertung ist noch immer
Umstritten da die Quellen vielfältig
Gegensätzliches verlautbaren
Vom grausamen Tyrannen zum doch
Mildtätig gerechten Helden
Ein Stück deutscher Geschichte
Das bis heute noch mit Canossa
In unserer alltäglichen Sprache
Präsent ist kann kaum unwichtig
Wohl genannt werden es bleibt
Eine vielfältige Erinnerung
Die vieles noch ausließ um noch
Ein wenig Maß zu halten
jens tuengerthal 5.10.15

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