Samstag, 24. Oktober 2015

Kulturgeschichten 018

Weltenherrscher

Geht es noch um die Weltherrschaft oder
Sind eher lokale Fragen mit denen sich
Herrscher heute hermuschlagem um
Irgendwie kurzsichtig zu überleben

Einzig verbliebene Weltmacht sind heute
Die USA die beim Versuch die Welt
Zu ordnen mehr mit dem Chaos noch
Beschäftigt sind das sie selbst stifteten

So brennt es zwischen Hindukusch und
Bagdad gelegentlich auch in New York
Um Damaskus von zwei Seiten derzeit
Befeuert wie mühsam noch gelöscht

Russland die riesige Nachfolgerin der
Einst UDSSR in den Grenzen des
Zarenreiches zwischen den Meeren
Sich ausbreitend wäre gern Supermacht

Real lässt es nur die Muskeln spielen
Wie die aufgeblasenen Typen am Strand
Die ein wenig posen vor den Mädchen die
Sie auslachen wie sich ihrer erbarmen

Weltherrscher gab es im Kalten Krieg nicht
Sowenig wie Hitler oder Stalin es wurden
Kein Napoleon dies Ziel erreichte noch
Queen Victoria es im Empire war

Der letzte Weltherrscher in dessen Reich
Die Sonne tatsächlich nie unterging wenn
Sie denn den Glücklichen dort je schien war
Karl V. gekrönt am 23.10.1520 in Aachen

Als er zum Kaiser des heiligen römischen
Reiches wurde war er schon 4 Jahre als da
Karl I. König von Spanien was der 1500 in
Gent geborene also bereits mit 16 wurde

Der Sohn Philipps des Schönen der ganz
Unschön früh starb und darum nie Kaiser
Wurde wie sein Vater Maxilimian I.
Es noch war bis Enkel Karl ihn beerbte

Wurde nach seinem Urgroßvater
Karl dem Kühnen dem Herrscher
Über Burgund benannt der über
Seine Tochter Maria die Gattin

Des letzten Ritters Maximilan I.
Den Habsburgern ihren Hausorden
Vom Goldenen Vlies brachte aber
Wichtiger noch eben Burgund

An Habsburg verheiratete das
Die Niederlande umfasste bis
Ins heute noch Burgund reichte
Als das alte Burgunderreich eben

So wurde auch Karl in Gent in den
Da kaiserlichen Landen geboren doch
Ging sein Reich weiter noch als das
Schon riesige des väterlichen Erbes

Aus dem kaiserlichen Hause Habsburg
Väterlicherseits stammend mit deren
Erblanden in Österreich wie Böhmen
Reicher noch gesegnet durch Burgund

Wurde es unermesslich durch die Ehe des
Schönen Philipp mit der Tochter von
Ferdinand und Isabella jenem Königspaar
Das in seiner Ehe die Krone Spaniens einte

Verband die Häuser Aragon mit Castilien
Schlug mit der Reconquista den Islam
Radikal zurück auf der iberischen Halbinsel
Schickte Christoph Kolumbus auf die Reise

Dieser Suche des neuen Seeweges
Nach Indien der Amerika entdeckte
Die Inkareiche kolonialisierte brachte
Unvorstellbare Goldschätze gen Spanien

So trat Karl V. als Karl I. zunächst das Erbe
Der Mutter an die in die Geschichte als
Johanna die Wahnsinnige einging aber
Von ihrem Sohn geliebt wurde

Wir wissen nicht ob Wahnsinn Liebe
Ausschlösse je oder es dahinstehen
Kann im übrigen weil dieser relativ ist
Nachgesagt wurde er ihr erst nach

Dem Tod ihres geliebten Gatten des
Schönen Philipp der sie in den eben
Wahnsinn zumindest ins Kloster trieb
Was auch ihr Sohn später wählte

So wurde sie nach dem Tod ihres
Vaters eben jenes Ferdinand der
Mit Isabella Spanien einte sowie
Dem Tod ihres Bruders Regentin

Gemeinsam mit ihrem Sohn Karl
Habsburg hatte nicht nur glücklich
Sondern sehr reich geheiratet erbte
Was keiner vorab für die Ehe ahnte

Wurde zum märchenhaften Weltreich
Was Karl nach seiner Abdankung
Zwischen Bruder und Sohn aufteilte
Es hatte zuviel von einem gefordert

Als letzter römisch-deutscher König
War er noch offiziell vom Papst auch
Gekrönt worden 1530 zu Bologna
Nochmal nach der heute Krönung

Diese beruhte auf dem alten Gesetz
Der Kaiserwahl durch die Kurfürsten
Die im Reich frei oder gut bezahlt
Dein neuen Kaiser als ersten wählten

Karl der Universalmonarch sah sich
Als ersten unter den Königen an
Wollte Friedenswahrer sein wie Beschützer
Des Abendlandes vor den Osmanen

Was seltsam schrecklich bekannt
Gerade in unseren Ohren noch klingt
Hatte für den Enkel von Ferdinand
Und Isabella noch reale Bedeutung

Er sah sich als Beschützer der Kirche
Kämpfte mit Franz I. von Frankreich
Der ähnlich dachte um die Vorherrschaft
Gestützt auf kolonialen Reichtum

Im Reich bemühte er sich rege
Um die Stärkung des Monarchen
In der Macht gegenüber den Ständen
Erließ die Constitutio Criminalis Carolina

Diese Peinliche Halsgerichtsordnung
War das erste deutsche Strafgesetzbuch
Wobei Peinlich die Pein als Schmerz
Aus der Strafe meinte nicht die Scham

Sie begründete Strafe aus Schuld
Nicht mehr aus dem nur Erfolg
Einer Tat und legte den nulla poena
Grundsatz erstmals fest im Reich

Nach diesem auch heute noch
Gültigen Grundsatz darf nur die
Tat bestraft werden die vor der Tat
Gesetzlich bereits bestraft wurde

Seine Wahl vor der Krönung in Trier
Hatten die Fugger zu Augsburg
Vorfinanziert womit der Kaiser auch
Schuldner dieser Bankiers wurde

Sein Scheitern gegenüber den
Reichsständen hing mit der just
Beginnenden Reformation zusammen
Deren Ausbreitung er nicht verhinderte

Er wollte die Spaltung überwinden
Ließ darum das Konzil von Trient
Einberufen das aber dann doch der
Anfang der Gegenreformation wurde

Doch scheiterte sein Bemühen um
Einen Ausgleich mit den Protestanten
Mündete sodann im Schmalkaldischen
Krieg den er gerade noch gewann

Zunächst versuchte er nach dem Sieg
Mit dem Augsburger Interim eine Lösung
Durchzusetzen die beiden im katholischen
Sinne vermeintlich gerecht werden sollte

Dies torpedierten die katholischen
Reichsfürsten um die Macht des
Kaisers im Reich zu schwächen
Verweigerten sie die Annahme

Als dann die evangelischen Fürsten
Allein gezwungen werden sollten
Kam es zum Fürstenaufstand der
Fast zu Karls Gefangennahme führte

Die verbündeten Protestanten hatten
Viel Land gewonnen und die übrigen
Katholischen Fürsten hatten nichts
Unternommen um der Macht willen

So kam es am Ende zum
Augsburger Religionsfrieden der
Das cuius regio, eius religio dann
Im ganzen Reich festschrieb

Das hieß das beide Religionen
Gleichbereichtigt waren aber der
Je Landesherr konnte die Religion
In seinem Land für alle bestimmen

Dabei bekamen die Bewohner aber
Das Recht das Land zu verlassen
Sich eine neue Heimat zu suchen
Eine neue Freiheit im alten Reich

Dieser Frieden erwies sich jedoch
Als erstaunlich haltbar befriedete
Das Reich bis 1618 als dann der
Dreißigjährige Krieg ausbrach

Karl hatte den Frieden mit den
Evangelischen Fürsten gebraucht
Um auf deren Hilfe gegen die
Anstürmenden Osmanen zu bauen

Während die Osmanen Ungarn
Bedrohten und Belgrad bereits
Erobert hatten stand Karl im Kampf
Mit der heiligen Liga um Frankreich

Der mit Franz I. geschlossene
Vertrag wurde wirderrufen da er ihm
Nur in Gefangenschaft zugestimmt
Ihn nicht frei geschlossen hätte

Während er sich um Frieden noch
In Italien bemühte wie mit Frankreich
Zogen die Söldner Karls gen Rom
Wo es zum sacco di Roma kam

Die Stadt wurde von Landsknechten
Geplündert der Papst floh in die
Engelsburg und wieder setzte sich
Karl für eine milde Behandlung ein

Diese nutzte ihm erst als auch die
Genueser unter Andrea Doria die
Seiten zum Kaiser wechselten den
Französichen Nachschub unterbachen

Bei den folgenden Verhandlungen kam
Es zum Damenfrieden von Cambrai
Den Margarethe von Österreich mit
Luise von Savoyen aushandelte

Danach verzichtete Frankreich auf
Alle Ansprüche in Italien und den
Niederlanden während Habsburg
Auf Burgund verzichtete

Der Frieden mit dem Papst brachte
Ihm die eiserne Langobardenkrone
Wie die päpstliche Krönung 1530
Als letztem deutschen Kaiser ein

Den Namen Protestanten verdanken
Die den Reformatoren folgenden
Gläubigen im Reich der Protestation
Der Reformierten in Speyer bis heute

Vom Strafrecht bis in viele Teile der
Später Gliederungen Deutschlands
Wirkt Karl der Kaiser in dessen Reich
Die Sonne nie unterging weiter bis heute

Als er zu Brüssel die Abdankung erklärte
Für die Herrschaft der Niederlande die
Er seinem Sohn Philipp übergab hielt er
Eine beeindruckend bescheidene Rede

Das Reich übergab er durch Rücktritt
Seinem Bruder Ferdinand auch wenn
Formal die Kurfürsten noch über die
Wahl entscheiden mussten zog sich
Der universale König schon zurück

Zum Abschluss der Betrachtungen zu
Karls sei hier aus seiner Rede zitiert
Die ein wunderbares Selbstbild geben
Warum dieser Kaiser erinnert wird

Auszug aus der Abdankungserklärung Kaiser Karls V. – Brüssel, 25. Oktober 1555

„Vor vierzig Jahren, am selben Ort, am Vorabend des Dreikönigstages, hat mich der Kaiser, mein Großvater, für volljährig erklärt. Dann wurde ich König von Spanien, dann selbst Kaiser – Ich habe die Kaiserkrone gesucht, nicht um über noch mehr Reiche zu gebieten, sondern um für das Wohl Deutschlands und der anderen Reiche zu sorgen, der gesamten Christenheit Frieden und Eintracht zu erhalten und zu schaffen und ihre Kräfte gegen die Türken zu wenden. Ich habe darum viel beschwerliche Reisen machen, viele beschwerliche Kriege führen müssen … aber niemals mutwillig, sondern stets sehr gegen meinen Willen als Angegriffener …“

„Große Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, und nur wenige bleiben mir: und um den Preis welcher Mühen! Das hat mich schließlich müde und krank gemacht. Ihr wisst alle, wie sehr … Ich habe alle Wirrnisse nach Menschenmöglichkeit bis heute ertragen, damit niemand sagen könnte, ich sei fahnenflüchtig geworden. Aber jetzt wäre es unverantwortlich, die Niederlegung noch länger hinauszuzögern. Glaubt nicht, dass ich mich irgend Mühen und Gefahren entziehen will: Meine Kräfte reichen einfach nicht mehr hin. Vertraut meinem Sohn, wie er euch vertraut, seid einig, übt stets Gerechtigkeit und lasset den Unglauben nicht in eure Reihen.“

„Was mich betrifft: ich weiß, daß ich viele Fehler begangen habe, große Fehler, erst wegen meiner Jugend, dann wegen des menschlichen Irrens und wegen meiner Leidenschaften, und schließlich aus Müdigkeit. Aber bewusst habe ich niemandem Unrecht getan, wer es auch sei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, geschah es ohne mein Wissen und nur aus Unvermögen: ich bedaure es öffentlich und bitte jeden, den ich gekränkt haben könnte, um sein Verzeihen.“

Dieser Kaiser ist nun Geschichte
Seine Bescheidenheit am Ende
Bleibt in Erinnerung auch wenn
Er durch politische Interessen
Immer wieder gebremst seinen
Traum von der universalen
Monarchie nicht in Ruhe leben
Die Früchte seiner Arbeit noch
Genießen durfte zeigt die Größe
Des Rückzuges was bis heute
Erinerungswürdig noch bleibt

Eine Bescheidenheit ob seiner
Fähigkeiten wie seiner Macht
Die nach menschlichen Kompromissen
Noch suchte miteinander

Wir stehen immer mehr Krisen
Wie ihren Folgen gegenüber
All unser Handeln wirkt global
Die Folgen treffen auch uns

Wo Bescheidenheit ob seiner selbst
Mit Verantwortung für die Macht so
Zusammentreffen haben Herrschende
Es zu Lebzeiten immer schwer

Wer im eigenen Land verehrt wird
Den verachten sie dafür in Übersee
Wer Gutes tut findet immer Gegner
Die es ihm übel nehmen politisch

Merkel erfährt dies als ungekrönte
Königin Europas derzeit sehr scharf
Wenn eine Krise herbeigeredet wird
Um eine andere nur zu verdecken

Es sind viele Fronten an denen Europa
Derzeit zu kämpfen hat und bedroht
Wird in Werten und Zukunft dabei sind
Die Vertriebenen Chance nicht Krise

Krisenhaft zeigt sich dagegen im Land
Wie auf dem Kontinent die populistische
Neigung zu einfachen Antworten um die
Rechtsradikalen Kräfte zu befrieden

Wie es für Karl keine einfachen Antworten
Im religiösen Konflikt gab es nur eine
Immer Suche nach Kompromissen war
Steht es auch um das soziale Europa

Wer die eine Grenze schließt wird die
Fliehenden an die andere schicken
Die Kunst der Kompromisse erst
Macht die Staatskunst zu einer

Darum wird es Europa gut tun
Sorgsam und vernünftig auf die
Zu schauen die Antworten suchen
Sie nach der Vernunft bewerten

Wer es sich leicht macht taugt selten
Zu mehr als heißer Luft während
Die mühsam Wege suchen selten
Helden sind auf den ersten Blick

Das Wir schaffen das Mantra aber
Ist kein sich leicht machen sondern
Die schlichte Erkenntnis des eben
Notwendigen was bleibt uns auch

Zu Ende gedacht bedeutete jeder
Andere Weg in Europa den Tod
Vieler Tausend im Mittelmeer
Eine Verlagerung des Elends

Kompromisse werden schwer
Weil Staaten egoistisch handeln
Die Größe weiter zu sehen macht
Erfolgreich und schreibt Geschichte

Der Erfolg Karls V. war seine Größe
Im Kompromiss wie sein zähes doch
Noch Verhandeln im Vertrauen statt
Auf schnelle Siege zu setzen

Die Kanzlerin hat keine schnelle Antwort
Auf die Frage der Vertriebenen außer
Europa schützt jeden Menschen ohne
Ansehen seiner Religion oder Herkunft

Es steht uns ein zähes Ringen bevor
Hoffen wir die Humanisten behalten
Weiter über die Populisten noch die
Oberhand für die Werte Europas
jens tuengethal 23.10.15






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