Dienstag, 27. Oktober 2015

Kulturgeschichten 021

Nationenträume

Manche in Europa sorgen sich
Um ihre Nation und was aus ihr
Werden wird unter dem Ansturm
Der Fremden aus andern Kulturen

Um so jünger die Nation als solche
Desto größer die Angst vor dem
Verlust dieses luftigen Ideals das
Nichts ist als ein begrenztes Sein

So sind es wieder die Grenzen
Um die sich manche fürchten die
Lieber nicht teilen wollen aus Sorge
Dabei zu kurz zu kommen immer

Die Polen wählten aus dieser Angst
Wieder die Partei des überlebenden
Kartoffelkönigs die Europa nichts als
Ärger nationaler Eitelkeit brachte

So haben die Ungarn es gewählt
Mit ihrem Zaunkönig Orban der sich
Nicht scheut sich lächerlich noch zu
Machen beim aufblasen ohne Antwort

Deutschland ist hier wie selten gespalten
Auf der einen Seite stehen ängstliche
Pegiden Christsoziale Aufbruchsreste
Mehr oder weniger nationaler Gesinnung

Von den Verrückten mit Glatzen sei hier
Gar lieber geschwiegen da diese ohnehin
Jenseits jedes Diskurses stehen weil ihr
Einziges Argument Gewalt noch ist

Auf der anderen Seiten die große Mehrheit
Der Bürger die in Verantwortung unserer
Geschichte sich bemühen im Alltag noch
Zu helfen wo sie können Leid zu lindern

An der Spitze dieser Humanisten steht
Noch immer die Kanzlerin die sogar
Selten viel Humor zeigt wie jüngst
Zu Nürnberg im Dialog mit dem Volk

Als zwei sich dort melden um ihr
Gegen den Ministerpräsidenten dort
Volle Zustimmung zu signalisieren
Lächelt sie und meint nun wären sie 3

Die Nation ist ein seltsames Gebilde
Erst im 19. Jahrhundert bildete sie sich
Jenseits von Frankreich und den USA
Erst langsam als eher Unglück heraus

Was wurde den Nationen nicht alles
Über die Jahre zugeschrieben desto
Enger die Menschen im eigenen Saft
Nur kochten je mehr meinten sie noch

Goethe schon riet den Deutschen sich
Lieber freier zu Menschen zu bilden als
Zur Nation auf die sie vergebens hofften
Nach Kaiserreich und vor Preußen

Hörten die Deutschen besser auf ihre
Dichter wäre ihnen wie der Welt wohl
Manches Unheil erspart geblieben doch
Noch immer raunen wir nur hintergründig

Ob souveräner Nationalstaat nun wirklich
Oder nur Büttel des großen Bruders durch
Verträge geknechtet wie diese es eben tun
Wie wir nicht seit dem Ring erst wissen

Mag dabei völlig egal sein wenn längst die
Nation schon aufgab was sie ausmacht
Bevor sie souverän wurde im Bündnis
Mit den Nachbarn die dies fürchteten

Die Verträge von Maastricht als Wurzelwerk
Der nun EU sind das Ende aller Nationen
Auch wenn manche noch brauchen dies
Vollen Bewusstseins zu realisieren

Den Nationalstaat macht aus allein über
Krieg und Frieden zu entscheiden wozu es
Der Finanzhoheit ohne Frage bedarf wie
Alle Kaiser zuvor schon lernen mussten

Ein Karl V. der sich seine Krönung als
Auch noch Kaiser teuer erkaufte mit den
Krediten der Fugger zu Augsburg lernte
Dies schnell wie keiner schon vorab also

Karl V. regierte noch über ein Reich das
Heute viele separate Nationen um den
Globus wie in Europa sind die doch nur
So souverän sind wie das Geld reicht

Manche Teile seines Reiches gehörten
Noch zu Italien das zerrissen war lange
Nach Auflösung des römischen Reiches
Zwischen verschiedenen Kronen

Den Norden regierte er teils als Erblande
Des Hauses Habsburg oder gar nicht wie
Venedig und lange dauerte es bis er auch
Die eiserne Krone der Langobarden trug

Der Kaiser des heiligen römischen Reiches
Ließ sogar wir berichteten gerade erst davon
Seine Truppen in Rom marodieren beim
Sacco di Roma das er beschützte eigentlich

Zumindest als Kaiser des heiligen römischen
Reiches in der Nachfolge Karls des Großen
Mehr noch als Ritter des Goldenen Vlies der
Die Christhenheit beschützen sollte nach außen

Doch machten Päpste einst mehr noch Politik
Mischten sich ein als Herren ihres Landes
Beriefen sich auf erfundene Götter als höhere
Legitimation und wurden so behandelt

Der Gottesstaat blieb Staat und Souverän
In Italien noch lange geschützt von den je
Verschiedenen Nationen die ihre Nähe zum
Erfundenen Gott dem Volk offenbaren wollten

Spät erst bildete sich Italien zur Nation erst
Unter Garibaldi im Risorgimento das sich
Am 26. Oktober 1860 auf einen König einigte
Dafür auf die Macht in beiden Sizilien verzichtete

Risorgimento bezeichnete dabei die Bewegung
Die nach dem Wiener Kongress von 1815-1870
Die Vereinigung der souveränden Staaten dort
Zu einem Nationalstaat Italien erstrebten

Durch Unabhängigkeitskriege erkämpft
Rief sich die junge Nation 1861 als konstitutionelle
Monarchie neu aus die dann 1870 mit der
Eroberung des Kirchenstaats vollendet wurde

Die Aufstände richteten sich im Süden
Gegen die Bourbonen als Herrscher
Über das Königreich beider Sizilien
Im Norden gegen das Haus Habsburg

Die Revolution begann im Königreich
Beider Sizilien und wurde organisiert
Durch den freimaurerähnlichen Bund
Den Carbonari als revolutionärer Elite

Guiseppe Mazzini schließlich organisierte
Den noch Geheimbund erfolgreich neu
Aufmerksame Leser werden den Namen
Schon aus Manns Zauberberg kennen

Sein Motto das heute aufhorchen lässt
War Italien schafft es alleine für ein freies
Italien das in einem Europa der Völker
Einst aufgehen sollte dem wir näher sind

Diesem Geheimbund Junges Italien
Der zum Vorbild vieler später wurde
Schloss sich auch Guiseppe Garibaldi
Der noch immer Nationalheld bald an

Versuche Garibaldis wie Manzinis
Die Republik 1848 zu gründen scheiterten
Woraufhin beide flohen doch wuchs
Damit das nationale Bewusstsein

Unter Napoleon III. kam es zu einer
Stärkung der Einigungsbewegung
Mit dem Sieg in der Schlacht von
Solferino war die Lombardei gewonnen

Venetien blieb da noch habsburgisch
Doch war der Friede von kurzer Dauer
Volksabstimmungen bestätigten den
Wunsch nach einer großen Einigung

Nach 5 Jahren Exil in den USA kehrte
Garibaldi zurück nach Italien landete
Mit seiner 1000 Mann starken Truppe
Der Mille aus Freiwilligen in Sizilien

Er eroberte zunächst Palermo
Sodann Neapel und vertrieb den
Damit letzten Bourbonen von dort
Stand bereits kurz vor Rom damit

Dies wurde dem Haus Savoyen
Das den Königsanspruch durch
Die Rothemden gefährdet sah
Doch zuviel und sie griffen ein

Sie vereinbarten mit Napoleon III.
Die Eroberung auch Umbriens wie
Sonstiger Ländereien wenn Rom
Dafür noch unangetastet bliebe

Nach dem Sieg gegen die Truppen
Des Papstes vereinigten sich die
Von König Viktor Emanuel II. mit
Denen der Freischärler Garibaldis

Dann kam es am eben 26.10.1860
Zum legendären Treffen bei dem
Garibaldi Viktor Emanuel begrüßte
Als nun König von Italien vorab

Bis zum folgenden März noch
Dauerte es bis der König es auch
Wurde zu Turin was schon vorher
Hauptstadt der Savoyer war

Giuseppe Garibaldi spielte auch
In der Freimauerei eine wichtige
Rolle in Italien und im Bunde
Als geistiger Reformer dort

Die Entwicklung des Nationalstaates
Aus nationalrevolutionärer Bewegung
Heißt heute noch Garibaldi-Lösung
Anders als die durch Reformen von oben

Die Ideen Manzinis wie Garibaldis
Sind im Europa der EU weitgehend
Realisiert worden mehr noch als sich
Beide damals wohl träumten

Dennoch laufen die Staaten noch immer
An nationalen Krücken wieder wird
Über neue Grenzen im grenzenlosen
Europa voller Angst naiv debattiert

Naiv weil wir es besser wissen doch
Es keine einfachen Antworten gibt
Auf nationale Fragen zwischen Staaten
Es fast so komplex ist wie in der Liebe

Naiv auch weil das Europa der EU
Den Nationalstaat de facto beerdigte
Mit der Währungsunion wurden die
Ahnungslosen Staaten postnational

Dies bedauern die Anhänger der
Nationalen Vergangenheit während
Es die Europäer bejubeln so wurde
Aller Nationalismus zur nur Folklore

Ein Stück Kulturgeschichte wie die
Geschichte der Nationen über die
Hier berichtet wurde deren Sein
Aber immer nur Fiktion blieb

Eine tödliche Fiktion für zuviele
Grenze in noch immer manchen
Köpfen und Kohl und Mitterand
Verdanken wir dessen Ende

Wer in Europa noch für nationale
Interessen gegeneinander kämpft
Hat die EU logisch nicht verstanden
Wird den Schaden davon haben

Das wofür Garibaldi und Manzini
Noch einig kämpften ist Geschichte
Der Nationalstaat ist nur noch Folklore
Wovon sie träumten wird Realität

Fragt sich nur wann die Nationalisten
Als geistige Ritter der Vorzeit endlich
Erkennen gegen Windmühlen noch
Anzukämpfen an allen Grenzen

Eines nur literarisch zum Ende noch
Eine Rolle spielt diese Bewegung auch
In Tomasi di Lampedusas großen Roman
Der Leopard als Lektürenempfehlung

Hellsichtig sind die Worte dieses Romans
Die er zur Revolution spricht von der hier
Berichtet wurde im Angedenken des just
Treffens von Garibaldi mit dem König

"Wenn wir nicht auch dabei sind, bescheren die uns die Republik. Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muß sich alles ändern."
jens tuengerthal 26.10.15




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