Freitag, 16. Oktober 2015

Kulturgeschichten 011

Kulturgeschichten 011

Staatsstreicheln

Staatsstreiche klingen nach Dramatik
Nach Umbruch und Sturz mit dem Ziel
Die bestehende Ordnung umzuwerfen
Eine neue zu errichten auf dem Opfer
Der untergegangenen Ordnung noch
Klingt nach Gewalt und Wechsel

Manchmal aber wird all dies nicht
Ganz so ernst genommen von den
Am Umsturz beteiligten Revolutionären
Oder dient der Umsturz im Ergebnis
Mehr der Unterhaltung denn dem
Hehren Ziel das schlicht nur noch
Eine Form der Bereicherung ist

Dennoch verändert jeder Umsturz
Die Kultur in der er stattfindet
Danach ist das Leben ein anderes
Manchmal durch die Verteilung der
Macht gelegentlich aber auch durch
Unseren Blick auf die Macht die
So relativiert anders gesehen wird
Neue Horizonte auf Dauer eröffnet

Über todernste Dinge lachen können
Nimmt dem Grauen nichts von seinem
Eben Grauen macht es aber eträglicher
Lässt uns mit dem was ist gut leben

Dann kann es dahinstehen ob etwas
Unerträglich ist da das Ertragen
Bereits zur Heldentat voller Genuß
Werden kann statt des Fremdschämens
Wie es viele Bundebürger gerade wieder
Gegenüber dem Osten empfinden
Besonders bei Sachsen und Pegiden
Diese einzig profitorientierten Mitbürger
Deren größte Sorge ist zu kurz wieder
Zu kommen oder in ihrer nie selbst
Gekannten christlichen Kultur gefährdet
Zu werden weil andere anders sind

Erstaunlich sind die Helden von Leipzig
Wie die Idioten von Legida noch die
Bürger einer Stadt die jedoch noch
Immer ohne Perspektive bleibt
Umgeben von sterbenden Landschaften
Deren Blüte bald so lange zurück liegt
Wie ihre gute Zukunft entfernt noch
Wenn das nicht immer Traum bleibt
Finden sich die Xenophoben international
Unter ähnlichen Vorurteilen zusammen
Was die absurde inhaltlsose Propaganda
Verständlich macht die nur Happening ist
Das austauschbare Titel der Hysterie
In jeder Generation wohl hat
Während besorgte Bürger sich ab 33
Um die Rasse sorgten fürchten die
Sozialisierten Atheisten die Religion
Statt die Freiheit davon vorzuleben
Beschränken sie den Horizont nun
Auf ein erfundenes mittelalterliches
Abendland das schon in der Romantik
Des Ritterkultes des 19. Jahrhunderts
So lächerlich wie überflüssig war

Vielleicht sind die Pegidisten wie die
Vielen besorgten Sachsen in ihren
Längst aussterbenden Landschaften
Nicht ganz so blöd wie sie aussehen
Was auch tragisch ungerecht wäre
Sondern sind in ihrer ganzen Inszenierung
Der typisch zonengabischen Enge
Wie Angst um den Wohlstand den
Die Muselmänner nun bedrohten
Einfach ein Treppenwitz der Geschichte
Dann wären die von dort geistig noch
Befeuert brennenden Heime wohl nur
Das Feuerwerk einer absurden Komödie

Vielleicht ist es besser über manche
Streiche zu lachen weil wer sie dann
Zu ernst nimmt aus dem Kopfschütteln
Nicht mehr herauskommt was dann
Konsequent auch nur zur Verblödung
Führen könnte und die Unterschiede
Zwischen Sachsen Mecklenburg und
Dem gelassenen Rest einebnete
Woran wir unschwer erkennen was
Die Gefahren der Egalität auch sind
Hinter der alles allzuleicht verschwimmt

Sich darum den Streichen widmen
Denen heute gedacht wird und die
Zwar wenig änderten aber doch eine
Bewegung im Denken auslösten
Einen Kaiser schallend lachend
Gnade vor Recht ergehen ließ
Während König Friedrich II.
Der Philosoph und Soldat war
Grimmig wurde bevor er schnell
Zurückschlug aber dazu gleich
Es sei gedacht dem Berliner Husarenstreich
Wie dem Hauptmann von Köpenick
Wie diese in aktuellen Kontext von
Betrug Moral und Empörung gestellt
Von VW über Banken zu Beckenbauer

Am 16. Oktober 1757 fand überraschend
Der Berliner Husarenstreich statt bei der
Berlin für einen Tag nur besetzt wurde
Im Rahmen des siebenjährigen Krieges
Vom Reichsgrafen Hadik von Futak
Der auf Vorschlag Karl Alexanders
Von Lothringens handelte des kleineren
Bruders von Franz Stephan dem späteren
Kaiser Franz I. dem Gatten Maria Theresias

Als Graf Hadik mit einer kleinen Truppe
In Radeburg nahe Meißen lagerte
Stand Berlin aus strategischen Gründen
Für ihn und seine Truppe frei und offen
Dies wollte er nutzen um Berlin im
Handstreich zu nehmen um dort eine
Hohe Kontribution zu fordern bis er
Nach seinem Husarenstreit wieder
Verschwinden wollte

Sein Korps lagerte er kurz vor dem
Angriff in Elsterwerda und konnte dort
Auf Berlin angreifen mit immerhin
5100 Mann verschiedener Truppen
Er brach mit 3500 Mann auf verteilte
Andere auf Flügel wie als Nachhut
Kam am 15.10. in Königswusterhausen an
Schickte seine Truppen noch in der Nacht
Gen Berlin wohin sie bis zum damals
Schlesischen Tor durch die Wälder
Getarnt marschierten um dann
Über eine große Fläche verteilt
Lagerfeuer in der Nacht zu entzünden
Damit wollten sie mehr Truppen
Vortäuschen als sie tatsächlich hatten
Was die Erpressung von 300.000 Talern
Als Brandsteuer garantieren sollte

Der einem Militärgouverneur unterstehende
Berliner Senat sah sich aber außerstande
Darüber zu verhandeln woraufhin Graf Hadik
Mit 1500 Mann gegen das Schlesische Tor
Stürmte dort die Wächter überrannte
Zwei preußische Bataillone völlig aufrieb
Die in der Louisenvorstadt standen
Binnen Minuten erledigt waren

Die preußische Infanterie die noch mit
300-400 Mann am Kottbusser Tor stand
Ergriff die Flucht wurde aber gestellt
Geschlagen und gefangengenommen

Elisabeth Christine die Frau Friedrichs
Und also Königin von Preußen
Verließ die Stadt in Begleitung von
Kommandant von Rochow gen Spandau
Gemeinsam mit dem Staatsschatz
Der so in Sicherheit gebracht wurde

Um eine Plünderung zu vermeiden
Zahlte die Stadt 200.000 Taler als
Kontribution sowie 25.000 sofort
Die an die Truppe verteilt wurde
Sodann meldete Hadik mit einer
Eilstaffette Prinz Karl von Lothringen
Die Erstürmung der Stadt nach Plan
Nannte sie Aus den Mauern von Berlin

Als Friedrich daraufhin Moritz von Dessau
Als Entsatz gen Berlin schickte genügte
Das er sich der Stadt bis auf zwei Stunden
Genähert hatte damit sich Graf Hadik
Von alleine wieder entfernte bei sehr
Geringen Verlusten von nur 10 Toten
28 Verletzten und 4 Pferden

Auf dem Rückweg erpressten sie noch
30.000 Taler aus Frankfurt an der Oder
Wohin eine Abteilung geschickt wurde
Kleine Scharmützel gab es noch zwischen
Den Husaren des Obristen Ujházy und
Denen des Generals Seydlitz bei denen
Ujházy 20 Mann verlor sowie dann noch
Eine Patrouille mit 50 Husaren geriet
Anschließend noch in Gefangenschaft

Der Husarenstreich von Berlin war
Ein voller Erfolg für Hadik der noch
Ein lobendes Dankschreiben von
Maria Theresia erhielt sowie das
Großkreuz des Maria Theresia Ordens
Friedrich der Große dagenen war
Höchst empört und soll diesen
Husarenstreich nie verziehen haben
Auch wenn er glimpflich davon kam

In der Verfilmung dieser stürmischen
Aktion der Husaren durch die DEFA
Spielte Manfred Krug den Husarengeneral
Andreas Hadik von Futak

Ein anderer Husarenstreich fand statt am
16.10.1906 als Friedrich Wilhelm Voigt
Ein Schumacher aus Ostpreußen
Mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten
In der Uniform eines Hauptmanns das
Rathaus zu Köpenick besetzte
Den Bürgermeister gefangen nahm
Die Stadkasse raubte was zu einem
Ereignis im ganzen Reich wurde
Den Ausdruck Köpenickiade prägte
Carl Zuckmayer zu seinem Stück
Der Hauptmann von Köpenick inspirierte

Voigt war bei der Köpenickiade bereits
Mehrfach vorberstraft wegen Diebstahls
Urkundenfäschung und Raub hatte bereits
Viele Jahre im Gefängnis zugebracht
Warum ihm in Mecklenburg-Schwerin
Wie in Berlin der Aufenthalt verboten war

Für seinen Coup auf die Köpenicker Kasse
Hatte er sich bei verschiedenen Trödlern
Die Uniform eines Hauptmanns des 1.
Garde-Regiments zu Fuß zusammengestellt

So uniformiert rekrutierte er an der
Militärbadeanstalt Plötzensee seine
Truppe beim Wachwechsel aus dann
10 Gardesoldaten mit Hinweis auf
Eine allerhöchste Kabinettsorder

Mit diesen machte er sich mit der
Berliner-Stadtbahn auf den Weg
Nach Köpenick und behauptete
Es sei ihm aufgrund der Eile
Nicht möglich gewesen noch
Kraftwagen zu requirieren

Nach Bier und Essen am Bahnhof
Marschierte er mit seiner Truppe
Zum Rathaus ließ alle Ausgänge
Besetzen und untersagte allen
Besuchern und Beamten jeglichen
Verkehr auf den Gängen mit seiner
Geliehenen militärischen Autorität

Sogleich verhaftete er dann den
Oberstadtsekretär Rosenkranz
Wie Bürgermeister Langerhans
Ließ sie in ihren Dienstzimmern
Festsetzen und bewachen zugleich
Befahl er anwesenden Gendarmen
Die Umgebung sicher abzusperren
Was diese gehorsam preußisch taten

Er gab vor die Stadkasse beschlagnahmen
Zu müssen und ließ sich den Betrag
Vollständig auszahlen und quitierte
Als v. Malzahn H.i.1.G.R. was der
Name seines letzten Gefängnisdirektors
Wie in Preußen mit viel Klang war

Er beschlagnahmte noch 2 Kutschen
Ließ die beiden Gefangenen unter
Bewachung wie dem Eid nicht etwa
Zu fliehen zur Neuen Wache bringen
Befahl den Soldaten noch eine halbe
Stunde das Rathaus zu bewachen
Nahm den Schatz mit sich ging damit
Zum Bahnhof trank ein Helles in einem Zug
Um sodann den nächsten Zug wieder
Gen Berlin zu nehmen wo er sich
Von einem Herrenausstatter neu
Einkleiden ließ

Er flog wenig später nur auf weil
Ein ehemaliger Zellengenosse
Der von dem Plan wusste ihn verriet
In der Hoffnung auf Straferleichterung
So wurde Voigt alias der Hauptmann
Von Köpenick zu 4 Jahren Gefängnis
Verurteilt aber schon nach 2 Jahren
Von Wilhelm II. begnadigt der selbst
Schallend darüber gelacht hatte

Er sagte zu dem Husarenstreich wörtlich

“Da kann man sehen was Disziplin heißt. Kein Volk der Erde macht uns das nach!”

Die Welt und das lachende Deutschland
Stimmte dem zu auch den Worten des
Kaisers der Voigt genialen Kerl nannte
So wurde der Hauptmann von Köpenick
Zum Eulenspiegel preußischen Militärs
Die Unterhaltungsindustrie bot Voigt viel
Für die Verwertung seiner Geschichte
Womit er nach seiner vorzeitigen doch
Begnadigung endgültig in diese Branche
Mit Erfolg wechselte

Die Kommentare in den Medien waren
Voll Schadenfreude über das Militär
Das in Preußen vielen zu mächtig
Aber so naiv vorgeführt werden konnte
In seinem blinden dümmlichen Gehorsam
Dem eine bloße Uniform genügte damit
Ein Volk wie seine Diener blind gehorchten

Gespielt wurde der Hauptmann von Köpenick
Von nahezu allen Größen des Theaters
Wie Films und zog die Menschen an
Zumindest zeigt es heute noch was Titel
Wert sind trägt sie nicht das Wesen
Wie leicht sich eine Gesellschaft noch
Täuschen lässt bis zur Lächerlichkeit
Nutzen wir nur ihre Schemen aus

Wie VW just jahrelang mit einer Software
Den TÜV betrog und sich sauber gab
Die Firma von Hitlers Volkswagen als
Sozial und fortschrittlich geltend
Ein Haufen von Betrügern zu lasten
Aller vom Staat dabei lang privilegiert

Schauen wir auf die Skandale
Bei Banken oder im Fußball merken wir
Das Land der Saubermänner ist doch
Ganz schön schmuddelig sogar das
Sommermärchen 2006 war vom einst
Kaiser Beckenbauer noch gekauft
Die Geschäfte der Deutschen Bank
Werden lieber beschwiegen solange
Noch wie meist gegen sie ermittelt

Der Hauptmann von Köpenick wurde
Nicht nur durch Zuckmayers Stück
Ein deutscher Held der wohl dem
Deutschen Michel ähnlich ist
Denkt mancher nun hofft es
Insgeheim denn soviel Humor
Witz und Wagemut hätte mancher gern

Leider zeigt sich der Deutsche derzeit
Lieber als mißgünstiger Neider auch
Der fürchtet überrannt zu werden
Von Vertriebenen die eine neue Heimat
Finden wollen und fürchtet eher deren
Angebliche Kriminalität statt Humor
Beim Betrug des Staats zu haben

Das Stück ist also vielfältig aktuell
Gibt manchen Grund nachzudenken
Fangen wir lieber gleich damit an
Denn wie sagte Goethe so treffend
Zur Nation zu bilden ihr Deutschen
Ihr hofft es vergebens bildet lieber
Freier zu Menschen euch aus
jens tuengerthal 16.10.15








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