Sonntag, 25. Oktober 2015

Kulturgeschichten 020



Abendlandsretteter

Während Hogesa durch Köln marschiert
Auf der Suche nach möglichst Randale
Was sonst wollten Hooligans noch je
Verstecken sie sich hinter der Rettung
Des Abendlandes wie jene Pegiden
Die montäglich marschieren im Osten der
Weniger rot als beschissen bräunlich ist

Was macht das Abendland noch aus
Dessen Überfremdung die Schläger
Fürchten wie die Nachbeter der klar
Rechtsradikalen Animateure östlich
Haben die vermeintlich empörten Bürger
Je selbständig kritisch denken gelernt
Hat es noch Werte und wenn welche

Die es verteidigen wollen als christilich
Gegen die vermeintliche Bedrohung
Durch einen Islam den es bei ihnen nur
In Promillezahlen gibt haben weniger
Christentum um sich als Indien je hatte
Noch wohl die Werte des Christentums
Überhaupt verstanden ginge es um dieses

Das unzufriedene Volk schlägt sich untereinander
Mal sind die einen gut dann die andern böse
Den anderen scheint es logisch umgekehrt
Inmitten die Polizei als Feind beider gern
Die Bullen genannt könnten Kulturverteidiger
Hier mehr sein als all die Schläger die nur
Wie richtig auch immer Randale suchen

Ist die Reduktion so einfach und können
Der schwarze Block und die Hooligans
Gleichgesetzt werden nach der Wirkung
Oder müssen die Rassisten unterschieden
Werden von denen die das Gute wollen
Müsste nicht jeder Demokrat entschieden
Etwas gegen Salafisten hier haben

Bedroht der Islam wirklich Europa
Weil verängstigte Flüchtlinge vor dort
Fanatischen religiösen Kriegern fliehen
Vernichtet sich dieser dort nicht selbst
Indem er die Eliten zu uns fliehen lässt
Was immer ich vom Aberglauben halte
Macht dieser flüchtige mir keine Angst

Es gab Zeiten da der Islam Europa
Mehr als nur bedrohte sondern noch
Vielmehr erfolgreich eroberte wie
Einst in Spanien oder bis vor die Tore
Wiens das sich mühsam nur hielt
Dank des tapferen Max von Baden

Viel früher aber noch suchte der Islam
Von Spanien aus womöglich schon
Nach Frankreich vorzudringen um auch
Den Norden zu erobern wie die einen
Ängstlich schon lange verkünden was
Sogar literarisch von Houellebequ jüngst
Thematisiert als irgendwie unklar was

Es war noch vor dem großen Karl 732
Dessen Großvater um genau zu sein
Der noch Hausmeier der Merowinger
Karl Martell schlug in der Schlacht von
Tours und Poitiers am vermutlich denn
Mehr wissen wir nicht so genau noch
25.10.732 die Araber aus Spanien zurück

Das diese Schlacht im arabischen noch
Schlacht an der Straße der Märtyrer heißt
Macht sie bedeutender als sie vermutlich
Je für die Zeitgenossen war die sie kaum
Erwähnen denn als Fußnote am Rande
Außer sie verfolgen eine Absicht damit
Etwa ihren Stamm zu erheben

Gerne wurde lange vor allem im sehr
Nationalen vergangenen und vorvergagenen
Jahrhundert dieser Schlacht gedacht
Als Rettung des Abendlandes vor dem
Islam der es vermutlich nie bedrohte
Woran die Erzähler mehr Interesse hatten
Als an der Aufdeckung der Wirklichkeit

Jede Geschichtsforschung färbt diese ein
Nach ihrem Gusto wie aus ihrer Sicht
Daran ändert die lauterste Absicht nichts
Das Bewusstsein macht es wohl etwas
Besser allein es hilft nicht weiter bei der
Erkenntnis was war sind wir immer
Auf unseren Horizont angewiesen

Dieser Ausflug könnte fast spannender
Noch werden als das eigentliche Thema
Ob die Märsche der heute ängstlichen
Idioten den Heldentaten des Karl Martell
Von einst eher gleichen oder deren Gegner
Vielmehr das Abendland heute verteidigen
In seinen Werten und was diese sind

Doch führt uns die bloße Selbstreflexion
Nicht weiter als diese es immer tut wo
Sie sich ausgiebig im Spiegel betrachtet
Zur geistigen Onanie ob der eigenen doch
Bedeutung uns wird die sie nie hat da das
Denken über etwas nie die Sache selbst ist
Noch das Bewusstsein Tatsachen ändert

Das wir uns mit der einen oder anderen
Sicht je wohler fühlen mag sein hilft aber
Wenig weiter insofern es nur subjektiviert
Keine allgemeine Aussage mit mehr an
Wahrheitsgehalt aufstellen kann doch
Zumindest kann der Geschichtsschreiber
Bekennen es aus Leidenschaft zu tun

Lassen wir dahinstehen ob es je eine
Wahre Sicht der Dinge geben kann
Welche mehr für sich hat ob nicht auch
Die Wirklichkeit aus Sicht der Teilnehmer
Nur öde eingefärbte Natur ist die jeden
Geist dahinter vermissen ließe denn
Erlaubt ist was gefällt mehr nicht

Unstrittig gilt Karl Martell als Verteidiger
Des Abendlandes bis heute auch wenn
Er selbst sich eher zufällig als Sieger
Einer Schlacht sah vor der er sich
Lange zu drücken versuchte während
Sie für die anderenen gelaufen war
Bevor sie für ihn richtig begann
Wir wissen wenig genaues um
Diese berühmte Schlacht bei der
Angeblich das Abendland gerettet
Wurde vor islamischer Bedrohung
Auch wenn es mehr so scheint als
Habe sich ein Angreifer zurückgezogen
Nachdem die Sache für sie erledigt war

Der Norden damals noch weitgehend
Unkultiviertes wildes Land war für die
Söhne Mohameds offensichtlich nicht
So interessant dass sie alles taten
Ihn doch noch zu erobern sondern es
Bei dem für ihren Heerführer tödlichen
Ausflug bewenden ließen künftig

Die Verteidiger des Abendlandes wären
Danach von ihrem Gegner mitten in der
Schlacht aus ihrer Sicht im Stich gelassen
Worden weil diese es nicht wert fanden
Sich für dies kühle Land weiter umzubringen
Wie die Römer ihren Limes zogen irgendwo
Genügten die Pyrenäen den Muselmanen

Wo keine echte Bedrohung fehlt es am
Echten Heldentum auf das dann später
Karl der Große seinen Stamm pflanzte
Der als Karolinger Europa mehr prägte
Als die irgendwie gewonnene Schlacht
Seines Großvaters gegen die Nachbarn
Die historisch wohl unbedeutend ist

Spannender ist das die Franken damals
Von Truppen der Langobarden wie auch
Der Friesen untertützt wurden die nicht
Gerade Nachbarn waren was aber die
Strategische Verzögerung der Schlacht
Durch Karl Martell logisch erklärt er hoffte
Wohl die Friesen kämen noch an

So wie einst Wellington es über 1000 Jahre
Später bei Waterloo über die Preuße sagte
Als er meinte er hoffe es werde Nacht und
Diese unter Blücher kämen was sie taten
So spielte Karl Martell in Aquitanien einst
Auf Zeit und gewann damit erstaunlich
Vor allem auch für ihn selbst wohl

Die reinen Zahlen der Schlacht lesen sich
Hochdramatisch zunächst werden aber
Relativert vor der Geschichte im Detail
So standen 15.000 abendländische Krieger
Deren 20.000 der Muslime gegebüber
Erstere verloen 1-2000 Mann während
Letztere 5000 einfach liegen ließen

So gesehen war die Rettung des Abendlandes
Für den Islam teurer als für die Christenheit
Sehen wir davon ab dass die Eroberer
Bereits Tours geplündert hatten zuvor
Nichts sonst erwateten mehr aber dafür
Ihren Anführer liegen lassen mussten
Unklar wie gut dieser dafür ersetzt wurde

Keiner weiß heute genaues wann und wo
Die Schlacht stattfand nur irgendwie eben
Bei Tours und Poitiers wird vermutet
Was auch für das Datum noch gilt wo
Zwischen 18. und 25. noch geschwankt wird
Was logisch dann auch für den Verlauf gilt
Niemand weiß wirklich etwas ganz genau

Aber für Helden des Abendlandes
Braucht es sichtbar weniger Fakten
Oder saubere Zuverlässigkeit dazu
Genügt ein gutes Gefühl irgendwie
Ganz genau wie 2006 beim einst
Sommermärchen das vielleicht auch
Wie alles im Leben gekauft wurde

Vermutlich verhält es sich mit den
Helden wie mit den Verteidigern
Des Abendlandes in der Regel
Die es tun reden nicht viel darüber
Während die anderen mehr reden
Als je leisten nur in Erscheinung
Gern öffentlich treten dafür

Als während der Schlacht noch
Die ersten 7 Tage nur mit Geplänkel
Vergingen da Karl auf die Verbündeten
Wartete genügte dies den Arabern
Ihre Beute bereits gen Süden
Zu bringen so dass es nur noch
Um die Ehre vermutlich ging

Als es endlich Zur Schlacht kam
Griffen wohl die Araber zunächst
Die Langobarden an wurden aber
Unter Verlusten zurückgeschlagen
Dabei fiel auch ihr Anführer wohl
Beide Seiten zogen sich dann
In der Dämmerung ins Lager zurück

Als die Verbündeten am nächsten Tag
Das Lager der Araber erstürmten
Hatten diese es bereits verlassen
Nur die Leiche ihres Anführer sowie
Einige Fahnen zurückgelassen
Waren den Weg der Märtyrer gegangen
Wie sie es in ihrer Chronik nannten

Der spanische Verfasser der
Mozarabischen Chronik stellte dort
Den Arabern die Europenses noch
Gegenüber ohne von einem geeinten
Abendland je auszugehen wie sich
Später in der Geschichte zeigte wo
Franzosen sich mit diesen verbündeten

Die Schlacht geriet fast in Vergessenheit
Bis Edward Gibbon einer der bedeutendsten
Britischen Historiker der Aufklärung in
Aufstieg und Fall des römischen Imperiums
Der Schlacht epochale Bedeutung zumaß
Gar meinte es gäbe längst in Paris wie
In London Moscheen sonst gälte der Islam

Dies bezweifeln die modernen Historiker
Die der Schlacht um Konstantinopel 718
In der die Araber geschlagen wurden
Noch größere Bedeutung zumaßen
Byzanz über Jahrhunderte zum Schutzschild
Europas gegen das Kalifat damit wurde
Dem beständige Angriffe noch galten

Dagegen waren die gelegentlichen Beutezüge
Gen Frankreich strategisch völlig unbedeutend
Wird die Schlacht nur historisch noch
Verklärt ohne auch für Zeitgenossen
Je diese Bedeutung besessen zu haben
Andererseits nannten auch die Muslime
Dies die Schlacht der Millionen Tränen

Bis heute hält sich auf beiden Seiten
Hartnäckig der Aberglaube von der
Rettung des Abendlandes dessen
Eroberung wohl nie geplant war
Was mit nationaler Verklärung mehr
Als mit Fakten zu tun hat wie es
Auch bei den heutigen Rettern ist

Hogesa demonstrierte weit unter Erwartung
Zu Köln während sich die Mehrheit dort dem
Entschieden entgegenstellte nur massives
Polizeiaufgebot einen Zusammenstoß
Diesmal verhindern konnten alles relativ
Friedlich zu Ende ging nur eben besser
Vorbereitet als beim ersten Versuch

Randale ging mehr von linken Autonomen
Wohl aus als von Hooligans die nur noch
Vereinzelt Feuerwerkskörper warfen
Fraglich bleibt nur wer dort die Werte
Des Abendlandes verteidigt oder nicht
Wovon eine Gefahr für den Frieden
Hier derzeit ganz real ausgeht

Bei bereits über 550 fremdenfeindlichen
Anschlägen in diesem Jahr wird klar
Wer den inneren Frieden im Abendland
Mit Gewaltphantasien und Lügen beflügelt
Wo die Ordnung in Gefahr ist die doch
Der Staat zu wahren verspricht warum
Klar sein sollte gegen wen es geht

Die vorgeblichen Retter des Abendlandes
Gefährden das tolerante Miteinander
In Europa wie den Frieden im Land um eine
Radikale Minderheit mit Gewalt durchzusetzen
Dagegen muss deutlich Position bezogen
Wie in der Bekämpfung vorgegangen werden
Das Abendland ist nur von innen gefährdet
jens tuengerthal 25.10.15



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