Samstag, 12. September 2020

Inkompatibilität

Schön wieder eine Covidiotin
Dachte ich schon gestern
Als sie beim Flirten andeutete
Mit Mundschutz habe sie es
Weniger warum sie lieber
In eine Bar wollte als zum
Gallery Weekend mit mir
Wovon sie erst begeistert
Darauf schon vorsichtig
Aus unguter Erfahrung
Läutete ich den Rückzug
Noch möglichst höflich ein
Deutete an wie gut ich
Die Politik dabei fände
Worauf sie feststellte
Da wären wir dann wohl
Unterschiedlicher Meinung
Welch weise Erkenntnis
Dachte ich grinsend aber
Sagte nur dann könnte es
Schwierig werden ohne
Noch Hoffnung zu haben
Es sei mehr zu erreichen
Als bestenfalls noch seine
Ruhe voreinander zu haben
Leider wollte sie mich noch
Bekehren als Freidenkerin
Die sie sei wäre das für sie
Kein Problem aber die pro
Regierung seien intolerant
Leugneten das Wissen
Andersdenkender seien stets
Dogmatisch während sie offen
Für alle die Freiheit verteidige
Daraufhin erwiderte ich dass
Die Freiheit die Leben anderer
Zu gefährden und mit Rechten
Sich solidarisieren keine sei
Die geschützt werden müsse
Sondern schlicht asozial weil
Eine Millionen Tote eben keine
Basis für Diskussionen mehr sei
So schön sie sei es würde wohl
Schwierig gehen miteinander
Konnte ich noch mehr sagen
Fragte ich mich etwas verwirrt
Worauf ich als manipuliert beschimpft
Mit Videos der Kennedy-Rede
Ungefragt beschickt wurde
Als ich daraufhin nochmal um
Ruhe bat mit dem Versprechen
Sie auch nie wieder zu belästigen
Wurde mir gesagt ich begriffe
Wohl nichts sei also ein Idiot
Worauf ich noch einmal bat
Keine Belästigung mehr von
Covidioten zu erhalten
Was sie zum Anlass nahm mich
Als Mann ohne Hirn zu titulieren
Und sogleich zu blocken was
Wieder zeigt bestimmte Welten
Sind derzeit schlicht inkompatibel
Der höfliche Abschied liegt nicht
Allen Menschen scheint auch
Eine Frage von Bildung zu sein
Lächelte und innerlich weiterging
Wie gut dass die Mehrheit noch
Vernünftig ist statt im Wahn
Asozialen Scharlatanen zu folgen
So trennt sich Spreu vom Weizen
Manche Diskussionen sind noch
Völlig entbehrlich denke ich
Werde mich künftig nur noch
Höflich verabschieden gegen
Verschwörung hilft keine Vernunft
Nur Abstand bringt noch etwas
Zumindest erstmal Ruhe

jens tuengerthal 12.9.20

Terrorkultur

Wir leben seit dem 11.9.2001
In einer anderen Kultur die
Von Angst vor dem Terror
Geprägt und verändert ist
Auslöser waren Anschläge
Von Al Qaida in den USA
Flugzeuge als Waffe benutzt
Einstürzende Hochhäuser
Stimmung wie im Krieg
Multikulti war vorher
Danach blieb Misstrauen
Was kommt in Zukunft
Solange die Angst regiert
Bleibt der Terror mächtig
Den Frieden gewinnt nur
Wer die Angst ablegt
Eine Kultur des miteinander
Pflegt statt zu kämpfen
Hoffen wir auf mehr Mut
Zu einer Kultur des Friedens
Sonst bleiben Terror und Angst

jens tuengerthal 11.9.20

Freitag, 11. September 2020

Familienzukunft

Hat Familie noch eine Zukunft und wenn ja welche?

Wir sind in einem Prozess der Veränderung, dessen Ausgang noch nicht absehbar ist. Noch stehen in unserer Gesellschaft mehrere Modelle von Familie nebeneinander, doch setzt sich das neue Modell, bei dem beide Eltern gleichberechtigt Verantwortung für familiäre Aufgaben übernehmen, immer mehr durch. Gleichzeitig fürchten die Anhänger des traditionellen Modells der Familie um deren Zukunft und verfechten dies auf verschiedenen Wegen. Ein Zeichen waren die lange Vorbehalte in Teilen der Politik gegen die Homo-Ehe als gleichberechtigtes Familienmodell.

Im Gegensatz zu Frankreich fand dies im protestantischer geprägten Deutschland große Zustimmung in breiten Kreisen der Bevölkerung und kann heute als akzeptiert gelten. Damit erhält der kulturelle Begriff der sozialen Familie größere Bedeutung, der im übrigen schon immer der Kitt war, der Großfamilien zusammenhielt und der stark auch auf der emotionalen Ebene verwurzelt ist, was wiederum auf eine Stärkung der Sozialkompetenz schließen lässt, die heute auch als Führungsqualität von größerer Bedeutung ist, als die früher vorrangigen Macher-Qualitäten, die eher Testosteron gesteuert waren und damit mehr von Männern wahrgenommen wurden.

Inwieweit die verstärkte Übernahme von Elternzeit durch Väter, die das nicht mehr als Karrierehindernis betrachten, schon zu einer neurologischen Veränderung bei den Betreffenden Vätern geführt hat, also die Mutterareale im Hirn stärker aktiviert wurden, konnte noch nicht nachgewiesen werden, doch ist davon auszugehen, was auch für die Entwicklung der Familie eine Veränderung bedeuten wird, da nun beide die Tragweite der jeweiligen Aufgaben kennen und übernehmen können. Der transparentale Weg ist sozial längst eingeschlagen worden. Dies wird das Leben in den Familien langfristig verändern.

Seit Beginn der verstärkten Gleichberechtigung und der häufigeren Übernahme von Elternzeit durch Väter ist zumindest die Scheidungsquote in Deutschland von 52% auf 43% zurückgegangen, was eine überzufällig deutliche Entwicklung zeigt. Mehr Verständnis füreinander in allen Bereichen verursacht wohl ein besseres Miteinander, Die typische Trennungszeit für Eltern junger Kinder, die von den Aufgaben einseitig überfordert sind, ging merklich zurück.

So könnte der scheinbar nur soziale Aspekt stärkerer Gleichberechtigung für eine höhere Stabilität der Familien im konservativen Sinne sorgen, weil auch die sozialen Aufgaben gemeinsam wahrgenommen werden. Die Reformen des Familienrechts, die Gegner für die Aufgabe der klassischen Familie lange hielten, auch weil Männer sich lange nicht vorstellen konnten, selbst die typisch weiblichen Aufgaben, zumindest jene, die lange so gesehen wurden, wahrzunehmen, führten bereits zur Senkung der Scheidungsrate.

Aber auch im Falle einer Trennung, bleiben die vorher Partner nicht mehr lange alleine, sondern gründen eher, oft mit anderen getrennten Elternteilen, eine neue Familie, in denen dann gemeinsame und vorige Kinder zusammenleben. Das sogenannte Patchwork-Modell ist längst normal geworden und wird auch von den Kindern selten als schwierig wahrgenommen. Es gibt dort, neueren Studien zufolge, keine höhere soziale Auffälligkeit als in herkömmlichen Familien. Im Gegenteil weisen diese Modelle sogar oft auf eine besonders hohe Sozialkompetenz hin, womit, was früher als Schande der Scheidung galt, die Ausdruck für ein soziales Scheitern war, heute den Weg zu neuer Kompetenz und Anerkennung eröffnen kann. Das Stigma der Scheidungskinder wird zur besseren Chance der Kinder in Patchworkfamilien, die früh eine höhere Flexibilität erlernen.

So werden alte Begriffe, den Anforderungen der Lebenspraxis entsprechend umgedeutet und helfen so das alte Familienmodell der neuen Zeit anzupassen, womit es wider Erwarten besser am Leben gehalten wird, als viele Kulturpessimisten lange unkten, die transparentale Elternschaft und Hausmänner schon als den Anfang vom Untergang des Abendlandes sahen. Dieser Tonfall, insbesondere noch aus Kreisen der AfD, des früher FN in Frankreich oder der Anhänger von Trump ist ein typisches Beispiel für Fake-News, den die Praxis der letzten Jahrzehnte immer deutlicher widerlegt. Vor allem die gesunkene Scheidungsrate, auch aufgrund höherer Sozialkompetenz der Beteiligten, weist auf eine positive Entwicklung des eigentlich konservativen Familienmodells unter neuen progressiven Vorzeichen hin.

Inwieweit diese positive Entwicklung durch Migration von Personen aus traditionell konservativeren Regionen, die noch stärker religiös geprägt sind, verändert werden könnte, ist nicht bekannt. Der Anteil ist allerdings so gering, verglichen zur Gesamtbevölkerung, dass es vermutlich nicht deren langfristige Entwicklung verändern wird. Jedoch ist auch bei Migranten der zweiten und dritten Generation eine immer stärkere Übernahme der lokalen Gewohnheiten, die dann mit einem sozialen Aufstieg einhergehen, zu beobachten. Zwar wird vermutlich jeder Ausnahmen kennen, die jedoch diese bleiben und auf die Entwicklung keine gravierende Bedeutung haben. Dabei wird auch verstärkte Bemühung um Integration wichtig sein, mit der auch staatlicherseits die gewünschte Entwicklung unterstützt werden kann. Im Gegenteil zu den Vermutungen der Schwarzmaler, werden die Migranten vermutlich eher die Emanzipation in ihren Heimatländern voranbringen, als die hiesige zurückdrehen.

Auch wenn ich selbst die Erfahrung machen konnte, dass die Partnerschaft mit jemandem, der einem traditionellen Millieu entstammt und die hiesigen Werte teilweise ablehnt, zwar zu einer Stagnation der eigenen Entwicklung führte, weil ich als Mann, von Natur aus träge, gerne wieder auf das alte Modell umschwenkte, solange es gefragt war, aber irgendwann auch feststellen musste, dass diese Art des Miteinanders langfristig keine Zukunft hatte, weil das, was heute Partnerschaft ausmacht, die wechselseitige Übernahme von Aufgaben und Erleichterung im Alltag, sich so nicht realisieren ließ eher Konfrontation und Konflikte alltäglich wurden, die vorher überwunden waren.

Das Rad lässt sich zwar scheinbar und zeitweise, wie es die USA unter Trump gerade noch erleben, zurückdrehen oder zumindest anhalten aber für die langfristige Entwicklung haben solche Ausreißer keine Auswirkung, sie werden historisch bedeutungslose Versuche, die keine Zukunft mehr haben. Vor allem hat sich das alte Modell hinsichtlich der Stabilität der Familien nicht bewährt. Im Gegenteil haben die neuen Modelle zu mehr Konstanz und weniger Trennungen geführt, weil die Aufgabenteilung das Miteinander verbessert.

Wie schnell sich diese Veränderungen im Gehirn manifestieren werden, sich die bei Männern erst sozial zu aktivierenden Mutterareale nachweisen lassen, wird die Forschung in Zukunft ergründen können. Sofern dauerhafte Übung sich wohl auch auf das Erbgut auswirken kann, die frühere Annahme einer klaren Trennung von Anlage und Erziehung ist insoweit wohl auch hinfällig, könnte die geänderte Praxis langfristig zu einer Veränderung der Sozialstruktur der Gesellschaft führen, weil sich die sozialkompetenteren Menschen auch im Miteinander anders verhalten, mehr Lösungen suchen, als Probleme wälzen, die Entwicklung sehr konstruktiv sein könnte.

Insoweit stimme ich Christina von Braun in ihrem positiven Resümé zur Zukunft der Familie zu und das dies auch an der Einführung der homosexuellen Ehe liegt, die gleichfalls zu einer stärkeren Stabilisierung der sozialen Verhältnisse geführt hat, halte ich auch für naheliegend. Widersprechen möchte ich ihr aber am Ende bei ihrer absurden These die Psychoanalyse, jene von Freud begründete postreligiöse Sekte, sei ein gutes Modell zum Verständnis sozialer Prozesse der Zukunft. Ganz im Gegenteil halte ich die Jünger des Unterbewusstseins eher für vorgestrig und das System, so gute und wichtige Beobachtungen es brachte, für ungeeignet einen konstruktiven und bewussten Prozess der sozialen Transformation in Gang zu bringen oder zu begleiten.

Wem nutzt an dieser Stelle ein erfundenes Unterbewusstsein, das den Analytikern eine priesterartige Stellung bei der Auslegung des eigenen Seins gibt, die der katholischen Dogmatik nicht unähnlich ist?

Die Veränderung der Familie infolge höherer Gleichberechtigung und die Entwicklung der transparentalen Elternschaft, in der beide bewusst beide Aufgaben übernehmen, braucht keine Auslegung des Seins aus dunklen Gründen des Unterbewussten, was primär auf die Sexualität mit ödipalen Modell schaute, was auch Christina von Braun kritisiert. Dennoch hält sie als Wissenschaftlerin das unwissenschaftliche Modell der Psychoanalyse, das auf dem nur geglaubten Unterbewusstsein als Einflussträger aufbaut, für geeignet, eine bewusste Gestaltung der neuen Freiheit zu begleiten. Das ist im besten Falle vorgestrig, so gut und bereichernd ihr Buch bis dahin war, ist dieses Ende ein wenig unwürdig und kaum zeitgemäß, zumindest nicht einer freieren Zukunft zugewandt.

Die Psychoanalyse ist das Gegenteil von Aufklärung im kantschen Sinne. Sie wühlt in dunklen Löchern, die sie mit ihrer Dogmatik in das unfrei machende Unterbewusstsein projiziert. Damit ist kein aufgeklärt, emanzipiertes und gleichberechtigtes Verhalten langfristig erreichbar, im Gegenteil. Die Entscheidung für die Familie der Zukunft sollte bewusst erfolgen und ist nur dann ethisch gut und richtig, wenn sie aus dem Bewusstsein frei gestaltet wird. Die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung entsprechend der natürlichen Gleichheit soll bewusst gelebt werden, nicht aus erfundenen Abgründen des Unterbewusstseins abgeleitet werden, die nicht weiterführen als zur Sekte der Psychoanalyse, die eben genau nicht konstruktiv gestaltet, sondern nur Probleme aus unklaren Gründen konstruiert.

jens tuengerthal 11.9.20

Donnerstag, 10. September 2020

Transelternnatur

Ändert sich die Natur der Eltern durch ihre Rolle?

Neue Studien belegen, dass sich der Teil des Gehirns, der bei Frauen für die Sorge für die Kinder zuständig ist, auch bei Männern in dieser Rolle entsprechend verändert. Die Studie wurde zuerst bei homosexuellen Paaren durchgeführt, bei denen ein Partner die Mutterrolle übernahm. Die Entwicklung entsprach der bei Frauen und die entsprechenden Regionen im Gehirn wurden neurologisch aktiviert. Die jeweilige kulturelle Aufgabe kann also eine biologische Veränderung im Gehirn bewirken. 

Das Gehirn ist nicht festgelegt sondern ein flexibles Organ, das sich den Bedingungen seiner Umwelt erstaunlich schnell anpassen kann. Wie neuere neurologische Studien auch an Schlaganfall und Schädelhirntrauma Patienten zeigen, können andere Regionen des Gehirns die Funktion des beschädigten Bereichs vollständig übernehmen. So ist das Gehirn und damit die menschliche Natur also nicht einfach festgeschrieben, sondern wird durch soziale Prozesse und die Übernahme von Aufgaben verändert.

Was für die Funktionsübernahme nach einem Schlaganfall oder sonstigem Hirnschaden gilt, wird auch für andere Bereiche der kontinuierlichen Nutzung gelten. So wird die Übernahme neuer sozialer Funktionen bestimmte Bereiche stärken und mehr Anforderungen dahingehend entwickeln lassen. Ob aufgrund dieser Anforderungen gleichzeitig die traditionell männlichen Bereiche, die vielfach durch Testosteron gesteuert und befeuert wurden, abnehmen und das ein Schaden wäre, ist eine andere Frage.

Innerhalb weniger Jahre hat sich das gesellschaftliche Verständnis der Vaterrolle hierzulande verändert. Während ich zu Beginn meiner Vaterschaft noch meist der einzige Vater auf dem Spielplatz war, ist es heute ein Selbstverständnis in breiten Schichten geworden, dass sich die Aufgaben geteilt werden und Väter sich in früher typisch mütterlichen Aufgaben üben. Es ist davon auszugehen, dass dieses veränderte Selbstverständnis auch zu einer Veränderung im Gehirn der engagierten Väter führt, die damit neue Bereiche aktivieren, die vorher jahrhundertelang in der patriarchal dominierten Gesellschaft brachlagen.

Dieses neue Selbstverständnis der Männer zeigt sich auch in traditionell strukturierten Unternehmen immer mehr, wo es normal wird, dass Väter ihre Elternzeit nehmen oder nicht Vollzeit arbeiten, um gemeinsam die elterlichen Aufgaben mit ihrer Partnerin wahrzunehmen. Es konnte dabei bisher nicht nachgewiesen werden, dass dies zu einer verstärkten Impotenz der so tätigen Männer geführt hätte. Dagegen wurde verstärkt eine Kompromissbereitschaft und Kooperationsfähigkeit auch auf Seiten der Väter wahrgenommen, die also durch ihre Rolle eine höhere auch beruflich wichtige Sozialkompetenz entwickelten.

Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich junge Frauen auch bewusst ihre Partner nach deren Fähigkeit und Bereitschaft zur Übernahme der Vaterrolle aussuchen. Während früher ein hohes Einkommen und die mit ihm verbundenen Statussymbole als Vorteil auf dem Heiratsmarkt galten, ist heute väterliche Erfahrung und Sozialkompetenz, also die Aktivierung auch anderer Bereiche des Gehirns wichtiger geworden. Eine Familie zu gründen und erfolgreich, im Sinne von langfristig und glücklich, darin zu leben, erfordert heute andere Fähigkeiten als noch in meiner Jugend und Männer tun gut daran, ihr Hirn in diesem Bereich zu aktivieren, wenn sie auf dem Partnermarkt nachhaltig erfolgreich sein wollen.

Damit zeigt sich auch, dass, was bei Gender-Studies sonst als bemüht verspottet wurde, eine neurologische Grundlage hat und die Veränderung der sozialen Bedingungen dazu geführt hat, dass erfolgreich eine Familie eher gründen kann, wer diese soziale Qualitäten mitbringt, die im Hirn trainierbar sind. Die Idee transparentaler Elternschaft, bei der beide abwechselnd alle Aufgaben übernehmen und dies auch können, die noch vor einer Generation undenkbar war und von Teilen der Gesellschaft nachwievor als unnatürlich bezeichnet wird, warum die Diskussion zum Thema immer noch zu Konflikten führt, heute bereits immer größere Normalität erreicht.

Habe es selbst gelebt, wenn auch mit zuerst inneren Widerständen, weil ich mich in der Mutterrolle in meiner Männlichkeit beschränkt sah, warum ich Aufgaben wie das Putzen mit besonderem Widerwillen nur hinter mich brachte, als es noch neu und ich ein Sonderling dabei war, der vermutlich Testosteron getrieben auch gerne seine Männlichkeit unter Beweis stellen wollte, so lächerlich fernliegend diese Versuche teilweise waren. Sehe es bei meinem Schwager, der auch die Rolle des Hausmanns übernahm und sie vermutlich noch besser ausfüllt als ich es damals konnte, der noch das Gefühl hatte als ältester Sohn der Familie doch zu einer höheren Aufgabe geweiht zu sein. Als könnte es in einer Familie eine wichtigere Rolle geben, denn die Mutterrolle, die für den Fortbestand, den Zusammenhalt und das Aufwachsen der Kinder sorgt aber als in einem patrilinearen System geprägter ältester Sohn, lag mir eine solche Betrachtung noch völlig fern.

Die Lektüre von Christina von Brauns Blutbande hat mich insoweit deutlich weiter gebracht und mein Verständnis für die Austauschbarkeit der Rollen und den Wert der jeweiligen Aufgaben erhöht, was für eine Zeit schon meinen Alltag prägte. Kann dazu aber von mir sagen, wie fern mich diesem emanzipierten Selbstverständnis, was ich über Jahre lebte, wiederum die Beziehung zu einer jungen Frau gebracht hat, die vom Elternhaus aus noch stärker von der balkanischen Kultur geprägt war, den Feminismus lächerlich fand und die Typen, die Mutterrollen übernahmen eher lächerlich machte, selbst keine Kinder wollte. Zwar hat die Beziehung zu einer fünfundzwanzig Jahre jüngeren Frau mein Denken und mein Selbstverständnis nicht grundlegend mehr verändern können, aber die dort stärker geforderten testosteron basierten Teile des Gehirns, bewirkten eine gewisse Verwirrung und Veränderung, die ich lange nicht verstand, weil vorher weniger genutzte Areale neu aktiviert wurden und ich mich selbst fragen musste, welche Rolle ich neben einer hochintelligenten aber anders sozialisierten Frau spielen sollte, was zu erwartbaren Konflikten führte, die am Ende nicht lösbar waren. So gesehen ist die Rückkehr zur erlernten Position als engagierter Vater auch infolge der Lektüre der Blutsbande, eine sehr positive Wirkung der Lektüre, die vielleicht sogar brachliegende Hirnareale wieder aktivieren könnte.

Deutlich aber zeigt es, wie stark auch geringe kulturelle Unterschiede sich auf das Miteinander und die Verständigung auswirken können und wie sehr auch soziale Kontakte unser Gehirn und seine Funktionsfähigkeit beeinflussen, weil wir, was wir nicht mehr benutzen auch schnell deaktivieren, während uns wesensmäßig fremde Muster anderer Kulturen zu unlösbaren Konflikten führen können, die wir froh sein können, überwunden zu haben. Das Ideal hoher Flexibilität bei der Übernahme von Aufgaben, die nicht mehr mit der anderen Natur verbunden werden, ist eher fähig, gemeinsame Wege zu gehen, als die Kompromisslosigkeit alter Strukturen, die logisch mit kollidierenden Erwartungen zu Konflikten führen musste. So hat die Beschäftigung mit der Kulturgeschichte der Familie, wie sie Christina von Braun in ihren Blutsbanden erzählt, meinen Horizont nicht nur erweitert, sondern sogar geholfen typische innere Konflikte zu erkennen und zu lösen, die mich schon lange begleiteten und mich ex post mit der vorigen Rolle nicht nur zu versöhnen, sondern mich stolz darin als einen, wenn auch etwas widerwilligen, Vorreiter zu sehen, der schon einmal die künftig wichtigen Areale im Hirn aktivieren konnte.

Spannend ist am Ende dieses Buches, von dem nur noch das Resümé auf mich wartet, wie sehr die klassische Unterscheidung von Biologie und Kultur verfließt und beide sich gegenseitig beeinflussen. Es gibt keine feste Natur und Biologie, sondern auch diese wird durch Veränderungen in unserem Denken verändert. Es stehen uns spannende Zeiten bevor.

jens tuengerthal 10.9.10

Sexquali

Was macht Sex wirklich gut
Sind es bestimmte Techniken
Dass beide dabei kommen
Am besten zusammen
Was ich früher stets dachte
Orgasmen überschätzend
Ist es Harmonie und Nähe
Zählt zuerst der Egoismus
Der sich befriedigen will
Genügt wenn eine bebt
Ist er schnell und wild oder
Erotisch wie spielerisch
Was bleibt was kommt
Was verschwindet wieder
Warum hinterlässt Porno
Wie Prostitution mehr Leere
Als Erfüllung zu schenken
Wie fasse ich richtig an
Bei Frau immer anders
Je nach Stimmung Zyklus
Person Uhrzeit unterschiedlich
Bei Mann immer gleich
Kann ich dazu etwas sagen
Frage ich mich gerade
Aber ehrlich gesagt hab ich
Keine Ahnung davon
Fragt mich nie davor
Danach weiß ich es
Es hängt an vielem
Mindestens zwei sind
Meistens daran beteiligt
Dazu Männer und Frauen
Zumindest bei uns Heten
Was soll ich da sagen
Bessee schwiege ich
Manchmal geht es gut

jens tuengerthal 10.9.20

Erotikerfahrung

Was schafft erotische Stimmung
Miteinander wie überhaupt so
Frage ich mich und denke dabei
Scharf nach was ersteres hilft
Kombiniert eher weniger bringt
Weil Triebe selten denken aber
Gewollte Erotik eher peinlich ist
Wenn die Puffelsmuze plötzlich
In Strapse vor dir tanzt bist du
Am Ende eher verwirrt als geil
Wo der Dame aus Versehen
Der Rock etwas verrutscht
Den Strumpfansatz nur zeigt
Reizt das wie nichts anderes
Weder Alter noch Schönheit
Zählen für die Erotik wirklich
So führt die erotische Absicht
Meistens eher zum Gegenteil
Was nur Liebe noch zart tarnt
Erotische Stimmung geschieht
Wo wir nicht danach drängen
Der Spannung Raum geben
Zwischen uns zu wachsen
Was mehr sein kann als alles
Das sich gern erotisch nennt
Dies wechselt je nach den
An der Lust dabei Beteiligten
Wie Stimmung und Zeitpunkt
Beim Sex endet die Erotik meist
Manchmal bleibt sie auch noch
Als unerlöstes Wunder zurück
Für dann sicher nächste male
Die Kenner zu schätzen wissen
Erotik befriedigt sich nicht mehr
Aber reizt bis zum Wahnsinn
Sie ist der große Zauber
Neben sonst nur Natur

jens tuengerthal 10.9.20

Andenken

Denke immer an dich
Dabei und sonst auch
Egal mit wem bist du
Immer da und also nie
Sonst dächte ich nicht
Sehnsüchtig an dich
Die für immer weg ist
Dann wärst du ja da
Was kitschig klingt
Alles was da ist fehlt
Nie nur was weg ist
Wird durch sein nichts
Immer kostbarer mir
Darum haben wir so
Andenken eigentlich
Völlig bescheuert wohl
Gut dass du weg bist
Sonst dächte ich nicht
Immer für immer an dich
Aber ist jetzt auch egal
Weiß ja nicht mal mehr
Wer du eigentlich bist

jens tuengerthal 10.10.20

Bibliotheksdiwan

Eine Bibliothek ist der schönste Ort
Den ein leidenschaftlicher Leser je
Für sich finden kann weil zugleich
Heimat und ganze Welt in einem
Auch wenn sie bescheiden eher
Wenig mehr braucht es zum Glück
Mit vorhandenen Mitteln bestückt
Enthält sie so viele Geschichten
Das eine Leben kaum reicht sie
Alle gelesen zu haben doch mehr
Noch ist sie Teil des Leben dessen
Der in einer solchen leben darf
So freue ich mich jeden Tag daran
Wieviel schöne Bücher um mich sind
Liege auf dem Diwan in der kleinen
Bibliothek im Seitenflügel hier am
Helmholtzplatz mitten in Berlin wo
Draußen das Leben meist tobt
Was den Leser nicht tangiert doch
Wieviel schöner noch wird diese
Welt voller Bücher die doch schon
Mehr ist als ich zu träumen wagte
In Erinnerung der Lust die ich hier
Mit wunderbaren Frauen erlebte
Wie ich sie nackt vor Büchern 
Voller Glück betrachten durfte
Ihnen so nah wie nur möglich war
Höchste Lust in Gegenwart von
Vielen Büchern genießen durfte
Dankbar denke ich wenn alleine
Wie gerade dem Regen lauschend
Wie reich mein Leben doch war
An Büchern und Frauen bis jetzt
Welch Gnade es eigentlich ist
Dies zu erleben und zu genießen
Komme was immer wolle habe ich
Auf dem Diwan in der Bibliothek
Ein wunderbares Leben gehabt
Mehr als Liebe und Literatur ist
Kaum vorstellbar mir und also
Bin ich glücklich mit dem was ist
Auf dem Diwan in der Bibliothek
Die bescheiden mir Welt genug
Wer immer kommt um zu bleiben
Während der Wind mit dem Regen
Die Bäume im Hof wild bewegt
Der Herbst als Lesezeit beginnt
Habe ich die ganze Welt um mich
Voller Erinnerungen und Bücher

jens tuengerthal 9.9.20

Mittwoch, 9. September 2020

Relativvater

Verschwindet der biologische Vater?

Die Reproduktionsmedizin macht den biologischen Vater überflüssig. Dieser bekommt sein Geld für die Samenspende, danach ersetzt ihn technisch der geistige Vater im Labor wie nach der Geburt der soziale Vater in der Familie.

Potenz ist damit kein Maßstab möglicher Fortpflanzung mehr, diese kann durch finanzielle Mittel erworben werden. Lesbische Beziehungen brauchen bald gar keinen Mann mehr, um Kinder zu bekommen, sobald sich, was im Versuch schon glückte, aus Körperzellen Samenzellen zu machen, durchsetzt. Damit ist der biologische Vater de facto überflüssig geworden, um Nachwuchs zu zeugen.

Nach der Relativierung seiner sozialen Rolle verliert der Mann damit auch seine biologische Notwendigkeit, beruhigend dabei kann für davon frustrierte Männer nur sein, dass es der momentan biologisch noch für nötig gehaltenen Mutter vermutlich bald ähnlich geht und wir uns als zur Zeugung überflüssige Wesen nun allein dem Vergnügen dabei widmen können, wie es uns Epikur schon vor über 2200 Jahren weise riet, weil das Leben keinen Zweck verfolgt, als glücklich zu sein.

Zum Glück macht der Vorgang der Zeugung den meisten Beteiligten noch relativ viel Freude, warum nicht gleich mit einem Aussterben der überflüssig gewordenen Gattung zu rechnen ist, wie es die Natur sonst über einige Generation mit überflüssig gewordenen Funktionen macht, die sich in ihrer Funktion erledigt haben.

Ob Menschen also in einigen tausend Jahren noch funktionierende Geschlechtsteile haben oder sich dieser Bereich dank der labormmäßigen Herstellung optimierter Menschen erledigt, könnte eine spannende Frage sein, die allerdings so weit in die Zukunft greift, dass ich mich dazu lieber enthalte. Auch ob die Tendenz zum Unisex in Mode und Gesellschaft, schon eine soziale Vorstufe dieser Entwicklung ist oder eher Ausdruck eines Kampfes um Emanzipation, möchte ich lieber offen halten, um mich bei diesem Thema nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, was sich als Mann beim Thema Feminismus immer empfiehlt.

Spannend könnte aber sein, ob sich unser Sexualverhalten ändert, sofern es nicht mehr der Fortpflanzung sondern allein der gegenseitigen Befriedigung dient. Fraglich könnte dabei etwa sein, ob dann Frauen mehr auf ihre persönliche Lust achten als bisher und wie sich Paare unter den veränderten Rahmenbedingungen verständigen können. Werden wir die reine Lust als solche genießen können oder werden wir überflüssig gewordenen Väter noch impotenter als uns der Konsum des mit Hormonresten weiblicher Verhütungsmittel angereicherten Trinkwassers ohnehin schon lange macht?

Wie wird sich das Sexualverhalten ändern, sofern die Männer nicht mehr zur Arterhaltung, um eine Frau werben müssen, sondern dies zum gegenseitigen Vergnügen tun sollen oder werden sich dann alte Riten umkehren und Frauen plötzlich um Männer werben, die sie befriedigen sollen, die aber davon genervt, betonen, es ginge ihnen in der Begegnung nicht nur um Sex?

Werden die Männer sich lieber wieder mehr der Onanie widmen, die weniger zeitaufwendig und anstrengend ist, keine sonstigen Spielchen braucht, mehr Zeit für andere Hobbys lässt?

Die Befreiung der Väter aus ihrer biologischen Funktion gibt ihnen auch die Chance, in der sozialen um so mehr zu glänzen. Zwar stellt sich die Frage, ob die Bindung auch ohne biologische Verwandtschaft noch so innig ist, aber zumindest besteht die theoretische Chance zu einem aufgeklärt positiven Umgang damit, dahingestellt, was die Praxis und die männliche Neigung zur Trägheit anschließend daraus macht.

Wie wird sich der Markt der männlichen Bewährungsproben auf vielen Gebieten verändern, wenn diese als Beweise der Potenz nicht mehr nötig sind, sollten Porsche und Ferrari umsatteln oder schon Konkurs anmelden, weil ihre Schwanzverlängerungen keiner mehr braucht?

Der Untergang des Pharmaherstellers Pfizer mit seinen Viagra-Pillen wird verschmerzbar sein, wobei nicht klar ist, ob die Nachfrage nicht noch viel größer wird, weil mit Wegfall der natürlichen Motivation noch weniger Männer einen Grund sehen, sich aufzurichten, statt gemütlich schlaff in der Ecke zu hängen, wie es ihrem Wesen entspricht, was zumindest friedensstiftende Wirkung weltweit haben könnte.

Es wird sicher noch viele Generationen dauern, bis normal wird, was gerade beginnt und das lächerlich pubertäre Verhalten von Trump oder Putin belegt, wie stark das Bedürfnis nach alten männlichen Mustern in vielen schlichteren Gemütern noch ist, so untauglich sie praktisch auch sind, doch das sind nur die üblichen Zuckungen in Extreme, die beim Untergang alter Strukturen anstehen, wie sie der Islamismus noch zeigt, bevor sich die Mehrheit der intelligenten Muslime von ihrem Aberglauben so abkehren wird, wie die Mehrheit der europäischen Christen von dem ihren und er wie aller Hokuspokus nur noch ein Vergnügen für das Privatleben wird, damit der alte Straßenräuber genannt Prophet endlich seine Ruhe hat.

Amüsant daran ist, die Parallelität der verschiedenen Kulturen zu beobachten, die teilweise noch in mittelalterlichen oder älteren Strukturen hinsichtlich ihrer Sozialgewohnheiten feststecken. So kommen sich die Einwohner fortgeschrittener Kulturen auf der Welt wie in einem ethnologischen Museum vor, dürfen das aber nicht denken oder sagen, um niemanden zu diskriminieren, auch wenn kulturelle Entwicklung schlicht linear verläuft und die Überwindung des Aberglauben hier zwar schon in der Aufklärung begann aber immer noch mit unterschiedlich benannten Ausläufern zu kämpfen hat, die sich in Esoterik, Tempeln wie Kirchen bis zum Yoga tummeln.

Yoga als eigentlich autoritäre indische Lehre, der viele Großstädterinnen zumindest gymnastisch hinterherlaufen, ohne das geistige System und seine Verknüpfungen zu reflektieren ist ein typisches Beispiel für das Wiederaufflammen des postreligiösen Aberglauben anstelle der Vernunft, was natürlich kein vernünftiger Mann heute laut sagen würde, der sich lieber sexuell an der erhöhten Dehnbarkeit still erfreuen sollte, wäre er klug, denn manche Debatte kann auch mit aller Vernunft nicht vernünftig geführt werden und es könnte nur verlieren, wer es wagt eine Mode der bewusst und gelassen, ökologisch korrekt lebenden Menschen als atavistisch autoritär und völlig unvernünftig infrage zu stellen, warum auch ich solchen Unsinn lieber lasse und die Damen mit ihren Matten freundlich anlächle.

Was wird also aus uns Vätern im Zeitalter unserer biologischen Überflüssigkeit frage ich mich am Ende nochmal und komme zu dem Schluss, am besten wäre es entspannter Genießer zu sein, sich weniger um die üblichen Schemen zu kümmern und in alten Rollen sich profilieren zu wollen, sondern was bleibt, zu genießen, wie es ist, mehr geht ohnehin nie und so könnte ihre biologische Überflüssigkeit als Väter die Männer zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückbringen als gemütliche Genießer, was auch ein ökologisch sehr nachhaltiges Leben ermöglichte - dahingestellt, ob Frauen damit klar kämen aber auch darauf käme es dann letztlich künftig nicht mehr an. Vielleicht müssen diese ihre Erwartungen genauso schnell beerdigen, wie wir unsere Rollenmuster mit dem bekannten Potenzgeprotze, es könnte lustig werden und Männer und Frauen könnten sich vielleicht endlich aufrichtig begegnen und geistig voneinander mehr profitieren statt überholte, langweilige Spiele zu spielen, die nur einer sehr atavistischen Form der Bestätigung dienen, die uns immer noch vieles ertragen lässt, worüber ein Kant, der nicht ohne Grund unverheiratet blieb, nur müde gelächelt hätte.

jens tuengerthal 9.9.20

Missgeburten

Gibt es überhaupt Missgeburten
Oder ist alles plangemäß manches
Nur ungewohnt fragt sich nicht mehr
Wer Montaigne gut las der gewohnt
Nüchtern aber liebevoll berichtet
Wie ihm siamesische Zwillinge
Die damals noch unbenannt
Von Bauern der Umgebung
Die zeigend Geld verdienten
Vorgeführt wurden die am Bauch
Verbunden nur einen Kopf hatten
Aber aus je zwei Öffnungen ihr
Wasser und Stuhlgang ließen
Er berichtet dabei noch von
Anderen Fehlbildungen aber
Bemüht sich die Abweichung
Als nur ungewohnt darzustellen
Meint in der Natur hätte alles
Seinen Zweck manchmal nur
Könnten wir ihn nicht erkennen
Es sei meint Montaigne der
Von Zwillingen wenig wissen
Kann am Ende der Renaissance
Nichts wider die Natur sondern
Alles ihr gemäß manchmal nur
Erschiene uns etwas ungewohnt
Doch sollten wir alles Erstaunen
Über abwegige Erscheinungen
Der uns umgebenden Natur
Lieber ablegen lernen was
Weise und tolerant scheint
Mehr zur Integration täte als
Deren zwangsweise Durchsetzung
Nennen wir nichts mehr behindert
Dafür mit Montaigne variantenreich
Was Natur so erschafft könnte
Das miteinander menschlicher
Werden und sein

jens tuengerthal 9.9.20

Moriamoritate

Die Geschichte vom Lager
In Moria auf der Insel Lesbos
Ist auch das alte Lied vom
Versagen europäischer Kraft
Wo geteilte Verantwortung
Fraglicher als Zuschüsse war
Flüchtlinge plötzlich Migranten
Zur Relativierung genannt
Für viele Bedrohung waren
Vor allem innenpolitisch
Weil Populisten gegen diese
Lautstark als Gefahr agierten
Nun ist das Lage abgebrannt
Das überbelegt von Corona
Bedroht unhaltbare Zustände
Zur Abschreckung pflegte
Brandstiftung wird vermutet
Vielleicht auch von Innen als
Schrei nach Aufmerksamkeit
Nun muss etwas geschehen
Meinen Gute wie Böse die
Sich wechselseitig dafür halten
Mit den Slums am Tor Europas
Über das was wird mutmaßlich
So lange gestritten bis jede
Mögliche Lösung sich erledigt
Was wir wollen oder eine
Taugliche Antwort dort wäre
Ist unklar vor allem wer dabei
Den ersten Schritt tut offen
So geht es irgendwie weiter
Die 12.000 dort kein Problem
Was nach ihrer Rettung kommt
Könnte eines werden falls
Erdogan die Tore öffnet
Bald Klima nicht Krieg viel mehr
In der ganzen Welt vertreibt
Bis dahin sollten wir Antworten
Haben um gerüstet zu sein
Dafür ist Moria nur das Vorspiel
Die Ouvertüre der Weltoper
In der es um Sein und Haben geht
Wer überlebt und übrigbleibt beim
Spiel was Flüge täglich verstärken
Zeit es so deutlich zu sagen
Denn in Moria brannte nicht
Die Moral von Europa sondern
Eine Fackel der Zukunft
In der noch wer leben will

jens tuengerthal 9.9.20

Coronatrennung

Nun habe ich die erste
Coronatrennung erlebt
Mochte sie sehr gern
Es war schön miteinander
Auch ziemlich zärtlich
Wie etwas leidenschaftlich
Es gab einiges verbindendes
Fand sie auch wirklich schön
Vieles fühlte sich gut an
Dann gestand sie mir
Sie sei eine Covidiotin
Wie ich sie in Versen nannte
Wäre auch auf der Demo
Wie ihre ganze Familie
Darauf zog ich mich 
Ganz entschieden zurück
Wer mit Rechtsradikalen
Demonstriert ist mir fern
Heute wollten wir uns
Würdevoll verabschieden
Nach Wegen noch schauen
Was uns gelungen ist
Liebevoll am Ende aber
Im Gespräch lagen Welten
Diesmal zwischen uns
Sie kam mit anderen Quellen
Nicht die gesteuerten Medien
Wie die Covidioten so gerne
Die das Risiko leugnen
Um ihrer Freiheit willen
Lieber andere Leben riskieren
Für Verschwörungstheorien
Gegen eine Regierung brüllen
Die mit ruhiger Hand viele
Leben rettete schlimmeres
Hierzulande verhindern konnte
Schauen wir nach Europa
Gegen Masken für Schüler
Sei sie ohne Argumente
Sie schien wie ferngesteuert
Brachen es irgendwann ab
Es konnte nicht gehen
Dabei mochten wir uns
So etwas tut schon weh
Vielleicht kommen mal
Andere Zeiten wenn wieder
Mehr Vernunft überall herrscht
Bis dahin geht es nicht
Corona steht zwischen uns
Hab sie wirklich sehr lieb
Aber diese beiden Welten
Sind gerade unvereinbar
So frisst Corona auch mal
Noch ganz zarte Gefühle

jens tuengerthal 9.9.20

Dienstag, 8. September 2020

Tapferkeitstugend

Montaigne lesen tut immer gut
Bringt zum Nachdenken auch
Über schlechte Gewohnheiten
Wie das warum unserer Wertung
Was vieles wieder infragestellt
Was ihm auf dezente Art gelingt
Die manchmal erst ganz langsam
Klar und deutlich wird während
Es bei der Lektüre abstrus scheint
Lächle ich oft im nachhinein mehr
Weil er wirklich gewitzt erzählt
Den Horizont dabei erweitert
Heute über Tapferkeit und Tugend
Staunte ich über seine absurden
Möglichst abgelegenen Beispiele
Auch die nahen ganz aktuellen
Klangen eher nach Boulevard
Vom Mann der sich das Glied
Abschnitt aus Frustration über
Das eigene Versagen am Ziel
Bei der so lange Angebeteten
Um es dieser dann zu schicken
Oder der genervt über die ewige
Eifersucht seiner Gattin der er
Es dann ins Gesicht warf aus
Lauter verstümmelnden Trotz
Worüber ich innerlich laut lachte
Oder auch die Suizidentin die
Nachdem sie ihr Mann jahrelang
Quälte und verprügelte beschloss
Der Qual ein Ende zu setzen
Zuvor ihre Dinge noch ordnete
Allen klaren Verstandes schien
Dann von der Brücke ins Wasser
Sprang und wortlos dort ertrank
Auch die indischen Witwen die sich
Nach Montaignes Erzählung darum
Drängen dem geliebten Gatten als
Erste in die Flammen folgen zu dürfen
Weil sie das als Lieblingsfrau zeige
Wie der Todesmut muslimischer Kämpfer
Die völlig dem Schicksal vertrauen
Was von Gott schon festgelegt sei
Warum sie sich auch ohne jede Angst
In den Kampf stürzen können dessen
Ende wie das ihre schon lange zuvor
Von höherer Macht bestimmt wurde
Wie der Glaube wohl vielen Menschen
Unglaublichen Mut verleiht was heute
Die Liebe gelegentlich noch schafft
Sofern sie uns nicht lächerlich macht
Was aller Erfahrung nach viel häufiger
Vorkommt als wir uns gern eingestehen
Ob das Wagnis der Liebe damit Beispiel
Für Tugend und Tapferkeit eher wäre
Wie er es für Eingeborenenvölker noch
Beim Tod des einen Gatten berichtet
Wäre auch einen Gedanken wohl wert
Scheint mir sogar viel näher zu liegen
Als die abstrusen Berichte Montaignes
Die aber wie so typisch für ihn bewusst
Besonders abwegig gewählt wurden
Um die Tugend der Tapferkeit damit
Als solche eher infrage zu stellen
Denn das erwartete Loblied zu singen
Weil sie immer wieder Menschen zu
Völlig absurden Verhalten führt was
Allerdings die große Ähnlichkeit mit
Der Liebe weiter offenbart welche
Darin wohl immer ungeschlagen bleibt
Allerding selten als Tapferkeit gerühmt
Während dafür die Beispiele Montaignes
Den Tugendcharakter der Tapferkeit
Deutlich infrage stellen weil er meist
Mörder Attentäter oder Menschen
Nahe dem Wahnsinn dafür anführt
Wobei sich die Frage stellt ob dies
Nicht viel mehr Wahnsinn offenbart
Derer die so darüber urteilen wollen
Es sei wie es sei zumindest hat die
Lektüre von Montaigne wieder mal
Gute Gedanken geweckt zu denen
Als bleibender vielleicht gehört dass
Die Liebe das größte Wagnis bleibt
Was wir eingehen können im Leben
Die uns jenes leicht riskieren lässt
Weil im Verhältnis nicht Wert hat
Der Todesmut der Verzweifelten
Dem Fatum der Gläubigen gleicht
Das Montaigne wiederholt anführt
Als quasi Hinnahme des Schicksals
Was den erwartet der liebt und sich
Damit den Gefühlen anderer ausliefert
Die kommen und gehen wie sie wollen
Womit ich sicher sagen würde dass
Die Liebe höchste Tapferkeit fordert
Dahingestellt ob sie Tugend noch ist
Oder eher eine Form von Wahnsinn
Was sich manchmal sehr nahe steht

jens tuengerthal 8.9.20

Muttertechnik

Wird die Mutter technisch ersetzbar?

Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit durch künstliche Befruchtung und der künstlichen Herstellung von Keimzellen, wird die Mutter technisch ersetzbar, sobald es gelingt, Kinder außerhalb der Fruchtblase, im Labor heranwachsen zu lassen, was wir bei Tieren längst schaffen. Dann können auch homosexuelle Paare ohne Einschaltung Dritter eigene Kinder bekommen, indem aus den Zellen des einen eine Samen- oder Eizelle hergestellt, je nachdem, was fehlt und Befruchtung, wie heute schon möglich, wie Reifung, was noch nicht gewagt wurde, im Labor durchzuführen.

Damit könnten Frauen langfristig von der Lebensgefahr der Schwangerschaft befreit werden und das Geschlechtsleben würde überflüssig oder diente nur noch dem Vergnügen, wie es in Zeiten des Online-Dating langsam Gestalt annimmt, wo der sexuelle Austausch und die jeweilige Verfügbarkeit immer möglich ist, nicht mehr durch zyklische Abläufe der Natur behindert werden müsste. Viele Frauen, die ihre Regel als Belastung empfinden oder die in einer Schwangerschaft sehr litten, würden diese Möglichkeit als Erleichterung empfinden.

Dann könnten junge Menschen eine bestimmte Menge Eizellen oder Spermien einfrieren lassen, um die Erzeugung von Kindern auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wie es die Unternehmen Facebook und Apple schon ihren Mitarbeiterinnen angeboten und finanziert haben, um nicht durch die lästige Unterbrechung einer Schwangerschaft oder die Aufzucht von Kindern in ihrer Karriere gestört zu werden, was sicher einen Beitrag zur Gleichberechtigung leisten würde und die Chance der Frauen erhöhte, schneller in Führungspositionen ihrer Qualifikation entsprechend zu gelangen.

Inwieweit dies psychisch schadete, wäre eine andere Frage, doch auch bei schon im Labor erzeugten Kindern sind dadurch keine auffälligen psychischen Schäden bekannt geworden und die Aufzucht im Labor böte gewiss größere Sicherheit und die optimalen Bedingungen für Kinder.

Längst ist der Handel mit Ei- oder Samenzellen von Leistungsträgern wie Frauen mit Abschlüssen einer der Ivy-League Universitäten in den USA zu einem guten Geschäft geworden, so können diese jungen meist weißen Frauen, bis zu 50.000 Dollar für eine ihrer Eizellen erhalten und damit auch gut ihr Studium finanzieren. Männliche Spermien sind dagegen deutlich weniger wert, was den Bedingungen des Marktes entspricht, da diese jederzeit leicht produzierbar sind, während eine Frau für gewöhnlich nur eine Eizelle im Monat bildet. So sorgt der Markt der künstlichen Befruchtung zwar für eine faktische Ungleichheit und eine bevorzugte Stellung der Frauen, die jedoch, im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit nach Jahrhunderten der Benachteiligung, als verschmerzbar angesehen werden kann. Als Eizellenspenderinnen sind auch Frauen geeignet, die noch nie sexuellen Verkehr hatten. Es ist mir bisher nicht bekannt, ob deren Zellen im Sinne der Exklusivität noch höhere Preise am Markt erzielen, Frauen also bewusst mit ihrer Jungfräulichkeit, diesem atavistischen überholten Gut und Gerücht, Handel betreiben könnten. Auch das scheint im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit ethisch verantwortbar.

Seit auch die Transplantation einer Placenta mit anschließender Schwangerschaft möglich ist, der erste Fall glückte vor Jahren in Schweden, könnten sich Frauen, so lange sie es wollen, von den lästigen Bedingungen ihres Zyklus befreien, also auf die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut so lange verzichten, bis sie eine eigene Gebärmutter brauchen und sich diese dann passend einsetzen lassen oder aus eigenem Zellgewebe züchten lassen, was bei Tierversuchen bereits gelungen ist.

Ob diese technische Zukunftsvision, die Mütter im natürlichen Sinne überflüssig machte bei der Erzeugung von Kindern ein Horror wäre oder ein großer Schritt auf dem Weg zur Emanzipation und Gleichberechtigung, wird sicher noch lange gestritten werden, wobei beide Seiten Argumente für sich haben. Schlagend bleibt aber, dass im Sinne der Gleichberechtigung nicht mehr verlangt werden kann, dass Frauen ihr Leben für Kinder gefährden und jede Schwangerschaft ist eine Lebensgefährdung, wie einen großen Teil ihres Lebens durch hormonelle Beeinträchtigung benachteiligen lassen müssten.

Wie weit diese Zukunftsvision zu einer Überwindung der geschlechtlichen Unterschiede auch in Kleidung und Leben führen wird, ist eine soziologisch spannende Frage, die teilweise schon ihren Ausdruck im einheitlichen Look vieler junger Menschen in den Großstädten findet. Zwar gibt es dabei immer noch Ausbruchsmöglichkeiten je nach Neigung, aber es ist davon auszugehen, dass wir uns weiter von der klassischen Unterscheidung nach dem Geschlecht entfernen werden. Unklar ist dabei noch, inwieweit uns diese Entwicklung stärker zu unserer Natur führt oder von ihr entfernt. 

Vermutlich muss auch dabei im Einzelfall stärker unterschieden werden. Ob sich ein junger Mensch lieber als Mann oder als Frau kleidet und zeigt, wird dann eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Neigung sein, die sich auch wieder beliebig ändern kann, was zumindest die Freiheit der Einzelnen erhöhte und die Gefahr der Diskriminierung verhinderte, wenn der Wechsel der Identität, die früher geschlechtlich war, duch bloßen Geschmack und Laune ersetzt würde.

Zwar blieben nach der Natur die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale erhalten, doch auch daran ließe sich wohl hormonell einiges ausgleichen. Unklar nur, ob diese Vision mehr Menschen glücklich machte oder zunehmende Verwirrung hinsichtlich der eigenen Identität stiftete.

Spannend wird, wie die klassische Mutterrolle dann von wem unter welchen Bedingungen wahrgenommen wird. Nach allem, was bisher durch Studien bekannt ist, fehlt Kindern, die in homosexuellen Familien aufwachsen nichts und sie leiden nicht mehr an psychischen Mangelerscheinungen als Kinder aus heterosexuellen Familien. Im Gegenteil findet sich dort eher ein höherer Anteil an gut ausgebildeten und sozial starken Familien.

Sofern die künstliche Erzeugung auch dabei helfen kann, genetische Defekte auszugleichen und Krankheiten zu verhindern, hätte sie auch einen gesundheitspolitischen Vorteil, der auf lange Sicht der Gesellschaft hohe Kosten ersparte. Inwiefern die Aufzucht unter optimalen Bedingungen im Labor nicht entscheidende Vorteile gegenüber dem immer riskanten natürlichen Weg hätte, um den Kindern optimale Chancen für den bestmöglichen Start ins Leben zu geben, wird eine für die weitere Entwicklung wichtige Frage.

Eltern wollen das bestmögliche für ihre Kinder, was eine natürliche Neigung zu sein scheint und insofern dies unter Laborbedingungen viel eher möglich wäre als im bloß realen Leben, spräche viel dafür die natürliche Schwangerschaft bald aufzugeben, den Frauen die damit verbundenen Beeinträchtigungen zu ersparen, allen Beteiligten damit ein besseres Leben zu ermögliche.

Ob es dann irgendwann ein staatliches Interesse gibt auch die weitere Aufzucht der Staatsbürger unter optimalen technischen Bedingungen zu ermöglichen, also auch die sozialen Eltern langfristig technisch zu ersetzen, ist eine andere Frage, über die wir noch zu wenig wissen, sie ernsthaft zu erwägen, doch insofern im Bereich der künstlichen Fortpflanzung die Realität immer wieder die gesellschaftliche Entwicklung überholte, sollte hier nichts ausgeschlossen werden, was zu einer Elitenaufzucht im Elfenbeinturm führen könnte, die aber die Gefahr von Ausreißern, wie etwa im Fall Trump, der hauptsächlich mit seiner Selbstüberschätzung auftrumpfen könnte, deutlich verringerte und auch die Zahl derer, die auf solche Populisten hereinfallen, durch verbesserte Bildung und Intelligenz verringerte, warum es im Sinne der Demokratie wünschenswert sein könnte, viele künftige Konflikte verhinderte.

Klingt das nach einer Horrorvision einer technisierten Zukunft, die den Menschen von seiner Natur entfernt oder ist es eine riesige Chance für viele Menschen, die ohne körperliche Risiken ihrer Neigung entsprechend leben könnten?

Wollen wir in einer so optimierten Gesellschaft leben oder tun wir es längst und wagen es nur selten, die Konsequenzen unseres Handelns zu Ende zu denken?

Habe keine sichere Antwort, beobachte nur interessiert, wie sich nach der klassischen Vaterrolle auch die Aufgabe der Mutter bald technisch erledigen könnte und frage mich, ob diese Chance denjenigen Menschen genommen werden darf, die es sich wünschen, nur um eine Natur hochzuhalten, die eben manchmal auch nur suboptimal funktioniert, woraus die Frage resultiert, ob irgendwer Menschen zwingen kann unter schlechteren Bedingungen zu leben, als es möglich wäre, nur weil uns das Neue noch ungewohnt und seltsam erscheint, nicht das Risiko schwerer Krankheiten, unter denen Menschen leiden, zu verringern, wenn wir es können und ob es überhaupt eine Grenze des möglichen geben muss oder Grenzen immer nur dazu da sind, überwunden zu werden auch bei der klassischen Mutterrolle.

jens tuengerthal 8.9.20

Datingrituale

Wo sich zum Zwecke der Paarung
Gedatet wird folgen viele Ritualen
Auch gegen eigene Neigungen um
So Erwartungen zu genügen auch
Wenn solche jede Liebe töten wirkt
Die Gewohnheit stärker als Triebe
Zerstört manch zarte Neigungen
Lieber statt zu reflektieren woher
Dies seltsame Verhalten stammt
So sparen sich Frauen sehr gerne
Trotz vorhandener Neigung auf
Um die Spannung zu erhöhen wie
Sich nicht unter Wert zu verkaufen
Diesmal alles richtig zu machen
Es eben alle so machen würden
Wovon Ausnahmen seltener sind
Als sich die Regel stets erfüllt
Manche küssen nie beim ersten mal
Andere beginnen den Sex aber
Wehren sich gegen ihre Natur die
Längst Bereitschaft signalisierte
Als würde diese Zurückweisung
Den eigenen Wert noch erhöhen
Auch wenn es mit etwas Erfahrung
Eigentlich nur vorhersagbar langweilt
Es laufen diese Spiele die gemischt
Aus Verweigerung und Negierung
Der eigenen Bedürfnisse ablaufen
Seit Menschengedenken ähnlich ab
Sie unterscheiden sich nur in Nuancen
Wie Sex meist nach immer gleichen
Schemen abläuft die irgendwann nur
Noch anöden werden außer beide
Finden etwas darüber hinaus aneinander
Zumindest Befriedigung miteinander
Wer sich davon befreit gewinnt immer
Doch gelingt das kaum einer je wie
Männer brav ihre drängelnde Rolle spielen
Das Gefühl von Begehren zu vermitteln
Für das Frauen so vieles auf sich nehmen
Selbst oft das Gefühl haben sie wollten
Diese eine nun wirklich unbedingt sich
Entsprechend lächerlich darum bemühen
Was nüchtern betrachtet eigentlich eher
An Gesetze des Marktes erinnert als
Tatsächliche Annäherung von Menschen
Die natürlichen Bedürfnissen folgen
Manchmal können wir sie umkehren
Dann bemühen sich Frauen um Männer
Was deren Begehren eher erschlaffen lässt
Damit praktisch untauglich macht
Weil sie die Trophäe nicht gegen Widerstand
Erjagen mussten als sei die Begegnung
Zweier Menschen ein bloßes Ritual noch
Bei dem wir ohne Verstand nur schlichten
Reaktionsmustern folgen auch wenn
Die natürlichen Bedürfnisse eigentlich
Etwas anderes sich wünschen würden
Handeln wir wie ferngesteuerte Puppen
Um das erwartbare Ziel zu erreichen
Mit mehr oder weniger Mühe irgendwann
Halbwegs befriedigt ineinander zu stecken
Die Erfahrung zeigt das Frauen die sich
Besonders um die Spannung bemühen
Diese so taktisch erhöhen wollen meist
Umgekehrt proportional viel empfinden
Verhältnismäßig seltener Befriedigung
Beim Sex finden können was also die
Taktik als Wertschöpfung zum Zwecke
Der Tarnung ganz schlicht erklärt
Wer wenig zu bieten hat verkauft sich
Gern besonders teuer um damit den
Eigenen Wert scheinbar zu erhöhen
Dem Begehren mehr Dauer zu geben
Männer spielen dieses Spiel meist
Umgekehrt genauso mit meinen
Sogar gerade die besonders zu
Wollen die sich unerreichbar geben
Die folgende sichere Enttäuschung
Aller Beteiligten wäre vermeidbar
Befreiten wir uns von Gewohnheiten
Redeten jemals offen miteinander
Statt sich etwas vorzuspielen doch
Gibt es wenig Hoffnung dass sich
Daran noch etwas ändern wird
Weil Menschen lieber immer tun
Was sie schon lange kennen statt
Befreit neue Wege zu genießen
Beobachte dies eher amüsiert
Breche mal aus der einen Rolle
Dann aus der anderen aus
Spreche es manchmal direkt an
Was selten etwas ändern kann
Wer ist schon frei von Gewohnheit
So spielen wir einfach weiter davon
Vermutlich beiderseits gelangweilt
Manchmal passiert doch etwas
Im übrigen geht es ja immer nur
Um das eine was nichts ändert
Besser nie so gesagt wird aber
Geben wir die Hoffnung schon auf
Es könnte anders werden schiene
Vermutlich das Ergebnis noch
Weniger reizvoll als so warum
Fast alle weiter mitspielen bis
Wer etwas sagt und so ändert
Weil Langeweile zu groß wurde
Vielleicht ändert sich ja was
Fraglich nur was dann wäre
Was solchen Aufwand wert
So geht es weiter wie immer

jens tuengerthal 7.9.20

Montag, 7. September 2020

Materincertinum

Wird auch die Mutter heute unsicher?

Das Kontinuum bei aller Betrachtung der Familie war, dass im Sinne der Blutlinie, die Mutter als sicher galt. Ihr wurden, neben dem natürlichen Stillen, was Männer nie übernehmen konnten, außer mit der Flasche, lange Zeit viele Aufgaben aus diesem Bereich zugewiesen, mit denen sie dann als natürlich verbunden galt, womit sich die diese Geschichte schreibenden Männer des größten Teils häuslicher Aufgaben entledigte. Frauen identifizierten sich lange Zeit mit diesem Aufgabenkreis und sahen ihn als natürlich ihren an.

Dies galt zu einer Zeit, als Kinder meist noch natürlich in einer ehelichen Verbindung gezeugt wurden. Das hat sich bis heute sehr verändert. Die Veränderung ging einher mit der Möglichkeit zur In-vitro-fertilisation (IVF) ab 1978 wie der Entwicklung der Leihmutterschaft und der parallel immer stärkeren Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen. Zur IVF kamen noch andere Methoden hinzu, die eine größere Sicherheit gaben.

Erst 1930 war der weibliche Zyklus und sein Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit erforscht und erkannt worden. Die weibliche Sexualität und ihr Zusammenhang mit dem nervus pudendus ist erst seit wenigen Jahren bekannt. Bis dahin waren weibliche Lust und deren möglicher Zusammenhang mit der Befruchtung eine black box über die viel gemutmaßt und wenig wissenschaftlich gewusst wurde. Inzwischen ist bekannt, dass, neben dem monatlichen zyklischen Eisprung, auch in Ausnahmefällen ein solcher durch hohe Erregung ausgelöst werden kann. Nicht bekannt ist, welche Faktoren dabei noch eine Rolle spielen könnten. Für viele Menschen ist die weibliche Sexualität noch eine black box, die weiterer Aufklärung bedarf und nicht wenige Frauen haben sich damit abgefunden, beim Sex keine Befriedigung zu finden und sehen die Mutterrolle noch immer als ihre natürliche Aufgabe an, betrachten Sexualität nur als notwendiges Mittel oder Übel zu diesem Zweck, der immer wieder auch ihr Leben gehfährdete. 

Seit Erfindung genügend starker Mikroskope Mitte des 19. Jahrhunderts, wissen die Menschen theoretisch genau, wie die Befruchtung der verhältnismäßig riesigen Eizelle mit dem winzigen Spermium abläuft, aber vieles dabei blieb noch Theorie. Schlussfolgerungen daraus werden erst ganz langsam gezogen und die Rolle der Frau veränderte sich im folgenden Jahrhundert auch aufgrund des Beharrungsvermögens vieler Männer nur langsam,

Seit eine befruchtete Eizelle, von wem auch immer, einer Leihmutter eingesetzt werden kann, steht die reale Mutter der intentionalen gegenüber, was eine spannende auch juristische Diskussion beginnen ließ, die bisher meist zugunsten der intentionalen Eltern entschieden wurde, die in der Regel wohlhabender und gebildeter waren, während Leihmütter, die ihren Bauch auch aus pekuniären Gründen zur Verfügung gestellt hatten, häufig aus sozial schlechteren Verhältnissen kamen.

Doch fragt sich, wer nach der Natur mehr Recht an dem Kind hat und es stärker prägte. Ob die Prägung durch die Monate der Schwangerschaft, in der ein einfacher Zellhaufen zum Mensch wird, nicht stärker ist, als die bloß genetische Verbindung auf der aber die patrilineare Theorie der Blutsverwandtschaft aufbaut, der unser Rechtsverständnis zugrunde liegt. In Deutschland ist die Leihmutterschaft derzeit verboten. In den Niederlanden, in Dänemark, Spanien oder den USA ist sie erlaubt. Doch weigerten sich deutsche Ämter schon, intentionale Eltern, die ihr Kind in den Vereinigten Staaten von einer Leihmutter hatten austragen ließen, als juristische Eltern eintragen zu lassen und sahen nur die Möglichkeit der Adoption vor, die an andere juristische Hürden gebunden ist, erzeugten so für Eltern und Kind eine Situation rechtlicher Unsicherheit, die schwer erträglich ist.

Ist eine Mutter also auch Mutter, wenn sie das Kind nicht ausgetragen hat aber ihre Eizelle mit einem Spermium des Vaters befruchtet wurde, wird dabei eine wichtige Frage sein, die viel über das Verständnis von Elternschaft aussagt. Nach dem alten Verständnis, wären sie es genauso wie Eltern, deren Kind in vitro gezeugt wurde. Verhält es sich anders, könnte nun fraglich sein, wenn die Mutter oder der Vater unfruchtbar sind und eine fremde Eizelle mit einem Spermium der intentionalen Eltern befruchtet wurde oder umgekehrt, bei häufigerer väterlicher Unfruchtbarkeit, eine Eizelle der Mutter mit einem Spermium von einem Dritten befruchtet wurde.

Hier stehen die intentionalen und sozialen Eltern, den natürlichen gegenüber und wie weit sind diese natürlich, wenn das Kind im Labor gezeugt und der Leihmutter bereits als so gezeugtes Lebewesen eingesetzt wird. Ob damit ein Samenspender immer verantwortlich und Vater ist oderer die Verantwortung für die Verwendung seines Spermas und die Folgen mit der Spende abgibt, bleibt unklar. Inwieweit haben Kinder einen Anspruch darauf, ihre natürlichen Eltern kennenzulernen, was das deutsche Recht bejaht, das amerikanische teilweise verneint, und wie wichtig ist es für ihre Persönlichkeit und ihr Heranwachsen, zu wissen, welche genetische Prägungen sie erfuhren, über deren Auswirkungen wir noch ganz wenig wissen, wird in Zukunft immer häufiger fraglich sein.

Es ist schön, wenn unfruchtbare oder teilweise unfruchtbare Eltern, sich so den Kinderwunsch erfüllen können. Doch wer darüber entscheiden darf, ob Kinder einen Anspruch haben, ihre natürlichen Eltern kennenzulernen, wird künftig geklärt werden müssen. Wie es sein wird, wenn Kinder vollständig im Reagenzglas und im Brutkasten heranwachsen und wem das Kind zugeordnet wird, wenn der genetische Anteil nur von einem Teil stammt, könnte strittig werden, spätestens, wenn es zu Trennungen kommt. Darauf ethische und philosophische Antworten im Sinne der Kinder zu finden, dürfte für die Zukunft wichtig sein.

Soziale Elternschaft spielt damit eine immer größere Rolle und die amerikanischen Gerichtsentscheidungen deuten daraufhin, dass den intentionalen Eltern ein Vorrang vor den natürlichen eingeräumt werden könnte. Aber noch schwimmen wir hierzulande, wo die Leihmutterschaft noch verboten ist, im rechtlich relativ freien Raum. Dürfen Kinder, die etwa in den USA nach Leihmutterschaft als natürliche anerkannt sind, in Deutschland anders behandelt werden oder wäre das eine Ungleichbehandlung, wird letztlich vermutlich das Bundesverfassungsgericht entscheiden und dabei wird auch das aktuelle Rechtsempfinden, also ein relativ unklarer Faktor eine Rolle spielen und wer nun wirklich die Mutter ist, worauf es dabei ankommt, wird angesichts neuerer Technik immer weiter verschwimmen.

So bewegen wir uns hin zu einer immer größeren Gleichberechtigung, die auch bei der ganz großen Mehrheit längst im Rechtsgefühl angekommen ist, wissen aber noch nicht, wie wir welche Rollen künftig ausfüllen werden und ob es noch auf diese ankommt. Wie ist es, wenn intentionale Eltern das optimalste gesundeste Spermium für ihren Nachwuchs im Katalog auswählen und es dann mit einer ebenso gesunden gespendeten Eizelle im Reagenzglas zu ihrem bestmöglichen Kind vereinen lassen, was in der intentionalen Mutter oder im Labor heranwächst, könnte schon ganz bald real fraglich sein. Dann besteht keinerlei genetische Verwandtschaft, was in manchen Konstellationen empfehlenswert sein kann, wenn etwa beide Partner einen genetischen Defekt aufweisen. Genügt dann ein Vertrag mit dem tätigen Unternehmen, was die Befruchtung durchführt, Elternschaft rechtlich zu begründen, verhält es sich anders, wenn die intentionale Mutter das Kind dennoch austrägt oder wäre eine solche Ungleichbehandlung eine Diskriminierung, die unzulässig sein muss, werden bald wohl Gerichte entscheiden müssen.

Sollte es eine Priorität der sozialen Elternschaft gegenüber der natürlichen geben in Fällen der künstlichen Befruchtung, könnte damit das soziale Elternmodell das natürliche rechtlich verdrängen. Dies könnte auch im Interesse der Kinder sein, denen es sicher am besten bei denjenigen geht, die diese als eigene wollten. Allerdings würde dann diesen Kindern der Bezug zu ihren natürlichen Wurzen fehlen, was auch seltsam klingt und zu weiteren paradoxen Ergebnissen führen könnte. Fraglich könnte infolge auch sein, inwieweit das Adoptionsrecht noch verfassungsgemäß ist.  Weitere rechtliche Unsicherheit über ihre Eltern, wäre sicher nicht im Interesse der Kinder und so stehen in dieser Frage wohl künftig schwer lösbare Entscheidungen an, die weite Auswirkungen auch auf das Verständnis der Gesellschaft haben.

Für eine prioritäre Behandlung der sozialen Elternschaft spricht auch der alte lateinische Rechtsgrundsatz des pacta servanda sunt, dass Verträge stets einzuhalten sind. Allerdings könnte fraglich sein, ob ein Vertrag, der die natürlichen Elternschaft benachteiligt oder ausschließt nicht sittenwidrig wäre. So sind am Ende mal wieder viele Fragen offen und es wird schwer hier eine einheitliche Antwort zu finden, weil unsere Technik längst weiter ist, als es das Recht verantworten oder regeln kann und vermutlich habe ich dabei noch viele kritische Fragen übersehen.

Zumindest ist die früher sichere Rolle der Mutter dabei immer weiter und unsicherer zu werden, so auch in den Fällen, wo zusätzlich noch von einer dritten Person etwa die Mitochondrien geliefert werden, weil bei einem der Beteiligten insofern ein Mangel besteht. Ob wir hier eher ausschließen oder einschließen sollten, könnte für die Zukunft wichtig sein. Vielleicht ist es dann falsch, davon auszugehen, dass ein Kind immer nur zwei Eltern hat, sondern es auch viele sein können, wie es bei sich neu vereinenden Eltern schon vorkommt, die gemeinsame und fremde Kinder zusammen als Familie erziehen. Im Sinne der Kinder wäre hier ein Gebot der Gleichbehandlung ganz wichtig. Dies kann jedoch auch zu einer weiteren Aufspaltung der Mutterrolle im Rahmen der künstlichen Befruchtung führen. Inwieweit diejenigen, die im Labor die künstliche Befruchtung vorgenommen haben, dann auch noch zu den erweiterten natürlichen Eltern zu zählen sind, wird auch diskutiert werden müssen, denn eigentlich sind sie es, die das neue Leben herstellen und damit sind sie, so abstrus es klingt eigentlich die natürlich verantwortlichen Eltern, auch ohne jede Blutsverwandtschaft, womit der Begriff der Mutter und der Elternschaft jenseits der sozialen Eltern sehr weit wird, was nicht zum Schaden der Kinder sein muss.

Bin gespannt, wie offen wir damit künftig umgehen werden, wie viele alte religiöse Dogmen in diese Diskussion hineinspielen werden, welche Rolle die Mütter sich suchen und was dann noch als sicher gelten wird. Insofern befinden wir uns gerade am Anfang eines Weges, dessen Ende wir noch nicht absehen können. Es wird unsere Aufgabe sein, aus mehr Optionen mehr Freiheit zu machen, statt uns an alten Mustern festzuhalten, die gegen die normative Kraft des Faktischen unnötig einschränken. Es einfach laufen zu lassen, wäre naiv. Genauso falsch aber wäre es, zu meinen, wir könnten dies abschließend regeln und feste ethische Normen dafür aufstellen, wie es die Bundesrepublik derzeit noch versucht. Wir stoßen in vielem an die Grenzen des Regelbaren und müssen es neu denken, um für neue Entwicklungen, taugliche Antworten zu finden, ohne unseren Horizont in zu enge Grenzen einzubinden. Auch die Mutter ist nicht mehr sicher, wichtig ist nur, dass die Kinder das Gefühl haben, sicher eine zu haben, auf die sich verlassen können.

jens tuengerthal 7.9.20

Sonntag, 6. September 2020

Elternschaffen

Was macht heute Elternschaft aus und was unterscheidet sich vom alten Modell?

Eltern wurden lange Zeit nur heterosexuelle Paare. Auf sie war das System eingestellt und ausgelegt. Dies hat sich mit der Legalisierung homosexueller Partnerschaften und der Liberalisierung der Gesetzgebung zur künstlichen Befruchtung geändert.

Die klassische Familie war blutsverwandt, bestand aus Vater, Mutter und einer unterschiedlichen Anzahl von Kindern. Sie zeugten ihre Kinder meist natürlich. Infolge war die Mutter sicher. Väter dagegen immer unsicher, warum strenge moralische Regeln für Frauen die Illusion von Sicherheit erzeugen sollten, woraus ein ganzes System sexueller Moral und kodifizierter Unlust entstand. Auf diesem durch das Christentum geprägten System, das in seiner patrilinearen Form primär der Diskriminierung der Frauen diente, um die natürliche männliche Unsicherheit und geringerte Potenz zu tarnen, basiert unser Moralsystem, was wir lange für gut und angemessen hielten. Dies überkommene System, das die Psychoanalyse noch ein Jahrhundert verstetigte und die transzendierende Seele sinngleich durch das Unterbewusstsein ersetzte, wird durch die Kenntnis von künstlicher Befruchtung, die Legalisierung der homosexuellen Ehe und die neurologische Forschung zum Nervus Pudendus infrage gestellt.

Auch homosexuelle Paare dürfen nun legal Kinder bekommen, indem sie sich als Frauen künstlich befruchten oder bei Männern eine mit ihrem Spermium befruchtete Eizelle austragen lassen oder bald auch künstlich heranwachsen lassen. Damit ist das alte Denken der Sexualität zum Zwecke der Fortpflanzung überholt und das Elternmodell der heterosexuellen Beziehung auch. Vielmehr dient die Sexualität der Befriedigung und Elternschaft kann unabhängig von einer vorigen sexuellen Beziehung entstehen über die Adoption hinaus, wie Christina von Braun in ihrem Buch Blutsbande klug und detailliert ausführt.

Dabei stellen sich neue Fragen der Verwandtschaft. Wenn ein homosexuelles Paar ein Kind bekommt, fragt sich, wer dabei welche Rolle übernimmt. Ist bei einem lesbischen Paar die natürliche Mutter auch in der Beziehung die soziale Mutter oder kann das variieren, wird umgekehrt bei einem schwulen Paar der Spender des Spermiums auch natürlicher Vater im sozialen Bereich oder ordnet sich die Beziehung zum Kind unabhängig von der genetischen Beteiligung, wird sich mancher fragen oder ob die alten Rollen in diesen neuen Beziehungen ausgedient haben. Dagegen spricht, dass homosexuelle Paare meist auch intern gewisse Rollen übernehmen, wie sie klassischen Musterne entsprechen.

Die früher Zweifel, ob das Aufwachsen in einer homosexuellen Familie den Kindern schadet, kann nach bisherigem Wissen wohl verneint werden, Im Gegenteil, gelten diese als überdurchschnittlich gute, soziale und gebildete Eltern und entsprechend gut geht es den meisten Kindern aus solchen Beziehungen, wie erste Studien zum Thema belegen.

Um die Mutterrolle zu teilen, wollte ein lesbisches Paar, der einen von ihnen die künstlich befruchtete Eizelle der anderen einsetzen lassen. Dies wurde von einem französischen Gericht für unzulässig erklärt, weil die für eine künstliche Befruchtung mit fremder Eizelle nötige eigene teilweise Unfruchtbarkeit nicht gegeben war, eine künstliche Befruchtung also nicht medizinisch indiziert war. Dabei hätte diese Möglichkeit den lesbischen Paaren eine stärkere Chance zur gemeinsamen Beteiligung und Identifikation geboten, was dem Bestand der Familien sicher gut getan hätte. Hier wäre es spannend, wie langfristig der EuGH oder das Bundesverfassungsgericht entscheidet und ob im Rahmen einer vollständigen rechtlichen Egalität eine solche Diskriminierung zulässig sein kann oder der natürliche Schutz der Gesundheit Vorrang hat, wofür relativ wenig spricht. 

Teilweise kann der andere Elternteil bei homosexuellen Paaren auch an der künstlichen Befruchtung im Labor direkt teilnehmen und so quasi mit zeugen, was sich wohl ziemlich großer Beliebtheit inzwischen erfreut, weil der mechanische natürliche Vorgang der Produktion, wohl noch eine stärkere Identifikation ermöglichen soll, als die Übernahme der sozialen Rolle in der Partnerschaft. Dann war derjenige auch tatsächlich an der Entstehung des Kindes beteiligt und hat so auch realen Einfluss auf das werdende gemeinsame Kind genommen.

Auch bei heterosexuellen Eltern finden sich inzwischen Freunde in Partnerschaften als Co-Eltern zusammen, die aber sonst keine Liebesbeziehung verbindet und tun dies mit dem Argument, dass ein so wichtiger Vorgang wie die Zeugung und gemeinsame Erziehung eines Kindes, besser nicht auf einer relativ unsicheren emotionalen Basis, als die sich Liebe ja immer wieder, allen vorigen Versprechen zum Trotz, erweist, zu beginnen sei. Eine gute Freundschaft oder eine vertraglich geregelte Partnerschaft, was ein wenig an alte Ehemodelle erinnert, sei dafür besser geeignet und täte den Kindern besser, weil die durch emotionale Beziehungen immer wieder sicheren Auseinandersetzungen um Gefühle verhindert werden könnten. Wie weit das langfristig wirklich besser funktioniert, was passiert, wenn sich einer der Erziehungspartner in einen Dritten verliebt, der andere aber nicht, ist noch relativ unklar und es werden sich vermutlich, wie immer in menschlichen Beziehungen die üblichen Probleme einstellen. Bestätigen würde ich aber aus eigener Erfahrung, dass Beziehungen, die mehr auf Vernunft als auf große Gefühle setzen, eine höhere Stabilität garantieren und große Liebe kein Faktor für große Dauer ist, sondern wie alle Gefühle eben schwanken kann.

Insofern die Sexualität von der Fortpflanzung durch künstliche Befruchtung getrennt wird, die auch in der Früherkennung Vorteile bietet und die emotionale Belastung senken kann, könnte diese unabhängig etwa in offenen Beziehungen genossen werden, dient sie primär der Befriedigung, was immer mehr Paare probieren, um nicht an den üblichen ersten Klippen der Eifersucht zu scheitern, wobei nicht garantiert ist, dass eine solche vernünftige Konstellation diesbezüglich anfällige Personen wirklich schützen kann vor den zerstörerischen Gefühlen der Besitzergreifung. Zumindest kann ich immer mehr Paare hier in Berlin beobachten, die eine solche Konstellation leben und damit nicht unbedingt unglücklicher werden, sondern dies auch als eine Phase ihres gemeinsamen Lebens betrachten, in dem sie eben auch anderen Menschen begegnen und nichts notwendig ausschließlich wäre.

Was zählt, ist, wie Kinder am besten leben und aufwachsen. Dabei zeigt sich, dass es wichtiger ist, dass die Eltern glücklich sind, als in welcher Konstellation oder Beziehung sie leben, weil glückliche und also entspannte Eltern verständnisvoller und gefühlvoller mit ihren Kindern umgehen können. Die Elternbeziehung ergibt sich aus dem sozialen Kontext und dem jeweiligen Rollenverhalten. Längst leben auch viele heterosexuelle Paare nicht mehr nach klassischem Modell. War selbst einige Jahre Hausmann und als Vater vielfach in der klassischen Mutterrolle, was mir weder geschadet noch meiner Männlichkeit Abbruch getan hat, auch wenn ich anfänglich etwas brauchte, mich in diese Konstellation hereinzufinden, weil ich mit dem klassischen Modell aufgewachsen bin.

So wenig adoptierte Kinder durch die Adoption Schaden nehmen, so wenig leidet die Beziehung der Kinder zu ihren Eltern daran notwendig, ob von einem die Eizelle oder das Spermium kommt und vom anderen nicht, was schon aus früheren Fällen der künstlichen Befruchtung bekannt ist. Die Ausgestaltung der sozialen Beziehung kann von der sogenannten natürlichen Verwandtschaft sich völlig unabhängig entwickeln und es kommt vor, das Kinder zu dem genetisch nicht verwandten Elternteil eine innigere Beziehung entwickeln, weil diese ihm wesensmäßig näher sind, was auch immer an inneren oder äußeren Faktoren diese Entwicklung beeinflusst. Noch wissen wir zu wenig über die Prägung und ihre Auswirkungen, wie über den Einfluss der Erbanlagen auf die Entwicklung des Charakters, hier eine sichere Aussage zu machen.

Zumindest hat sich infolge der künstlichen Befruchtung das Verständnis von Elternschaft und die Akzeptanz Homosexualität wie der gesellschaftliche Umgang damit stark zum positiven verändert. Dem entspricht auch die Gesetzgebung, die 2017 endlich den Weg für die Ehe für alle koalitionsübergreifend frei machte und damit auch eine neue Form der Legalität und Verwandtschaft schuf, die für Kinder aus diesen Beziehungen auch viele etwa erbrechtliche Vorteile mit sich bringt und es den Eltern erleichtert, die Kinder als gemeinsame anzunehmen.

Während es bei heterosexuellen Paaren eine Tendenz zur Auflockerung der alten Konstellationen durch neue offenere Varianten gibt, um auch verkrustete sexuelle Strukturen aufzubrechen und jeder auf seine Art, glücklich zu werden, neues zu probieren, was auch die alte Beziehung bereichern kann, aber über Jahrhunderte tabuisiert wurde, ist unter homosexuellen Paaren die Neigung zur traditionellen Ehe größer, die ihnen nun endlich geöffnet wurde.

Ob dies zu einer größeren Stabilität der Ehen beiträgt oder die traditionelle Familie gefährdet,  kann noch nicht sicher gesagt werden. Zwar ist es seit Menschengedenken üblich, dass sich Partner auch außerhalb ihrer ehelichen Verbindung sexuell vergnügen, wobei es aufgrund der patrilinearen Strukturen und der davon geprägten Sexualität mehr Männer waren, die davon sprachen, weil Frau, auch der pater incerta Problematik wegen, sich da lieber bedeckt hielt und Männer im klassischen Rollenverständnis ihrer Gattin noch lange nicht gestatteten, was sie sich selbst erlaubten. Warum die Logik der Gleichverteilung von Männern und Frauen den Herren so lange nicht erschloss, dass wenn sie Geliebte haben, ihre Gatinnen es genauso tun, erschließt sich der kritischen Vernunft nicht, hängt aber vermutlich mit der christlichen Tabuisierung zusammen, die über lange Zeit das vernünftige Denken sehr in Mitleidenschaft zog, wie es der Islam in den entsprechenden Regionen bis heute tut. Doch ein offener Umgang damit, ist, sehen wir von der Tradition im Hochadel ab, der sich Mätressen hielt oder auf dem Land das ius prima noctis wahrnahm, seit der Zeit der römischen Republik oder spätestens seit der Christianisierung nicht mehr unbedingt üblich und könnte ein neues Verständnis von Partnerschaft herbeiführen, was sehr positive Effekte haben, zumindest mehr sexuelle Befriedigung erreichen könnte.

Spannend ist beim Blick in die Geschichte, das germanische Modell, von dem Tacitus berichtet, wie glaubwürdig dieses römische Ertüchtigungsbuch auch immer sein mag, der Haus- und Schlüsselherrschaft der Frauen, die mit ihren Kindern auf dem Hof lebten, den die Männer im Rahmen der 3 Felderwirtschaft alle drei Jahre wechseln mussten, womit sich die Vaterfrage nur teilweise und bedingt stellte und auch die der sexuellen Abwechslung durch Partnerwechsel, der formal angeordnet war, erledigt wurde. Fraglich bliebe bei einem solchen Modell natürlich, wie mit dem auch unabhängig vom gesellschaftlich gewünschten Verhalten entstehenden Gefühlen umzugehen, welche Rolle die Liebe dabei noch spielte und wer welche Aufgabe im Elternverhältnis wahrnahm. Zwar werden sie dreiviertel des Jahres mit Ackerbau und Jagd genug beschäftigt gewesen sein, doch gab es auch lange dunkle Wintermonate, in denen sich viel miteinander beschäftigt werden musste und es ist anzunehmen, dass die Hüterinnen der Häuser hierbei die Tendenz bestimmt haben werden, woran sich, wären die Männer ehrlich, nie wirklich etwas geändert hat, denn vermutlich hat sich im Verhältnis der Menschen untereinander nie grundlegendes verändert und dürfte das Sozialverhalten von der Sexualität bis zur Kindererziehung nur in Nuancen variiert haben bis in die Gegenwart. Was uns über Gefühle und Leidenschaften aus frühesten schriftlichen Quellen berichtet wird, unterscheidet sich in nichts von dem, was wir bis heute tun und empfinden.

Auch wenn wir gerne meinen in der absoluten Neuzeit zu leben, mit dem Computer gleichsam das Rad neu erfunden zu haben, was auch nicht völlig falsch ist, weil wir über das Netz auch immobil überall sein können, Reisen sich erledigt hat, manche nur noch etwas brauchen, es zu merken, hat sich das Wesen des Menschen, seine sozialen und sexuellen Neigungen seit der Steinzeit nicht wirklich verändert, allein die Formen des Zusammenlebens haben sich immer wieder graduell verändert. Möglicherweise kommt nach knapp zweitausend Jahren christlicher Prägung im patriarchalen und patrilinearen System nur eine Rückkehr zu Modellen, wie sie unsere Vorfahren vor der römischen Kultivierung schon lebten und die vielleicht für weniger dauernde Unzufriedenheit sorgten. Es zeigt sich aber auch an diesem Modell, das Elternschaft unterschiedlich gedacht werden und Familie verschiedene Zusammensetzungen haben kann aber dennoch funktioniert, nicht nur ein Modell den Weg zum Glück bietet.

Die künstliche Befruchtung hat so die Familien für die Homosexuellen geöffnet, dem folgte der Gesetzgeber mit der endlich vollständigen Gleichstellung und gleichzeitig beginnt mit der Auflösung der klassischen Strukturen von Familie ein neues Verständnis auch der heterosexuellen Ehe zu wachsen, weil nicht einfach eine Form richtig und seligmachend ist. Es wird spannend, wie lange wir noch brauchen werden, um auf eine Art miteinander zu leben, die alle Beteiligten in der Familie glücklich machen kann und was an neueren oder älteren Modellen dabei übrig bleibt in einer noch ungewissen Zukunft der Familie und der Elternschaft.

jens tuengerthal 6.8.20

Liebesbeziehung

Warum scheitern so viele Lieben
Was macht eine Beziehung glücklich
Kann sie es dauerhaft noch sein
Ist Freiheit zentrale Bedingung
Für andauerndes Glück mit dem
Alle Beteiligten gut leben können
Warum fühle ich mich erstickt
Durch Erwartungen in der Liebe
Laufe vor Eifersucht schnell weg
Ersticke wo ich sie erlebe elend
Frage ich mich immer wieder
Der mit dem Ideal von Familie
Als umfassender Lebensform
Aufwuchs und es leben wollte
Die bürgerliche Familie zu erhalten
Wie von den Eltern schon vorgelebt
Auch wenn vieles dagegen sprach
Doch wie wäre eine Nichtbeziehung
Anstatt der Versuche die da ohne
Jede Erwartung spannungsfrei blieb
In ganz vieler Hinsicht erfüllend
Wo nicht nicht gemeinsam müsste
Unbenannt alles enthielt ohne den
Ständigen Stress enttäuschter Erwartung
Wie ich ihn aus Beziehungen kenne
Immer wieder ähnlich erlebte
Dennoch absolut zuverlässig dabei
Von Liebe längst getragen aber
Ohne Ring oder Hoffnung auf ein
Immer gemeinsames Leben
Das mögliche dafür genießend
Solange es ist wie es ist
Woran sich nichts ändern muss
Vielleicht wird mir langsam klar
Wäre dies die beste Liebesbeziehung
Erwartungslos dennoch erregend
Könnte alles gerne so bleiben
Wie anderes nebenbei auch
Gemeinsam den Augenblick
Als würde er je verweilen
So glücklich wie möglich
Statt großer Liebe liebevoll
Miteinander zu genießen
Ist besser als vieles zuvor

jens tuengerthal 6.9.20


Sexkultur

Ist Sex Ausdruck von Natur oder Zeichen der Kultur?

Der Vollzug der Ehe geschieht durch den Beischlaf, regelte das bürgerliche Gesetzbuch, nach dem früher auf Vollzug geklagt werden konnte, aber keine Vollstreckung durch den Gerichtsvollzieher durchsetzbar war, die fortgesetzte Verweigerung war jedoch ein Scheidungsgrund. Auch aufgrund dieser alten Rechtssicht, wehrten sich manche gegen die Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand, weil dies der Natur der Ehe, als auf Fortpflanzung gerichtete Gemeinschaft, widersprechen würde.

Dies hat sich glücklicherweise inzwischen geändert. Die Vergewaltigung in der Ehe, deren Opfer meist Frauen waren, ist strafbar. Auf Vollzug der Ehe kann nicht mehr geklagt werden und die Scheidung braucht keine Gründe mehr.

Nicht geändert hat sich der Streit über die Natur, auch wenn er sich deutlich gewandelt hat, das Bewusstsein für Recht und Unrecht ein anderes wurde. Während Ende der siebziger noch viele Menschen meinten, Homosexualität sei eine Frage der Erziehung, warum deren Einfluss zurückgedrängt werden müsse, gehen die allermeisten Menschen heute davon aus, dass es eben ein Teil der Natur dieser Menschen ist und nichts abartiges oder krankes wäre, wie lange im konservativen und religiösen Bereich geäußert wurde. Einzig im sehr konservativen, religiösen Bereich fällt noch gelegentlich die Äußerung, Homosexualität sei unnatürlich, was sich schon an der Art des Geschlechtsverkehrs zeige, von dem die wenigsten wirklich Ahnung haben.

Diese Sichtweise fand lange auch im Strafrecht über § 175 StGB seinen Niederschlag, der inzwischen aufgehoben wurde. Nach wie vor wird in religiös geprägten oder autoritären Staaten Homosexualität verfolgt und Menschen dafür diskriminiert. Dies geschieht meist mit dem Argument, es sei unnatürlich oder krank, müsse behandelt und bestraft werden. Besonders islamische Länder tun sich dabei mit Sanktionen bis zur Todesstrafe hervor. In den westlich geprägten Gesellschaften gilt Homosexualität heute mehrheitlich als eine schlichte Neigung nach der jeweiligen Natur, die nicht gegen die guten Sitten verstieße.

Berlin war hier, schon mit einer relativ toleranten Politik im Kaiserreich, auch wenn die Harden-Eulenburg-Affäre vom Gegenteil und alten Vorurteilen zeugte, ein Vorreiter und wurde es in der Weimarer Republik noch mehr. Dazu trugen auch die Forschungen eines Magnus Hirschfeld bei, der als Arzt und Sexualwissenschaftler auf diesem Gebiet forschte und Mitbegründer der ersten Homosexuellen Bewegung wurde. Sein Motto, per scientiam ad iustitiam, durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit, könnte bis heute große Bedeutung haben und sollte den vernünftigen Umgang mit den jeweiligen sexuellen Neigungen prägen. Er lebte in der Zeit des Nationalsozialismus im Schweizer und französischen Exil, die Bücher aus der Bibliothek seines Berliner Instituts wurden von den Nationalsozialisten verbrannt und er geschmäht. Er war schon nach einer Vortragsreise in die USA 1931 nach ausdrücklichen Warnungen, er war bereits 1921 von völkischen Rowdys angegriffen und schwer verletzt worden, nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt und lebte im Exil mit seinen beiden Geliebten in einer Ménages à trois und verstarb 1935 in Nizza. Ob er selbst Transvestit war, weil er im einschlägigen Berliner Eldorado verkehrte und dort Tante Magnesia genannt wurde, bleibt unklar - es könnte auch ein typischer Fehlschluss seiner Gegner aufgrund einer seiner Publikationen zum Thema sein.

In den immer noch teilweise evangelikal und konservativ religiös geprägten USA hat diese totalitäre Weltsicht in einigen Staaten auch Einfluss auf die Gesetzgebung. So ist in einigen Bundesstaaten der Analverkehr eine Straftat, egal ob unter homosexuellen oder heterosexuellen Paaren, weil er gegen die Gebote der Schrift verstieße und unnatürlich wäre. Wie sich solche sektenartigen Anschauungen mit einer freiheitlichen Demokratie vereinbaren lassen, bleibt unklar. Allerdings wurde die homosexuelle Ehe bereits im Jahr 2015 in den USA per Bundesgesetz zugelassen. Vorreiter für die Rechte der Schwulen waren immer Kalifornien und New York, wo auch der große Umzug für deren Rechte nach dem Aufstand in der Christopher Street seinen Anfang nahm, der inzwischen weltweit verbreitet ist und als CSD abgekürzt auch in Deutschland zahlreiche Ableger vor allem in Berlin und Köln gefunden hat.

Die Bestrafung des Analverkehrs zeugt von der durch christliche Dogmatik geprägten patrilinearen Anschauung der Sexualität, die auch die Mehrheit der Frauen mitbestraft und ihnen, vergleichbar der im afrikanisch-arabischen Raum verbreiteten Klitorektomie, die Chance zur Freude am Sex nimmt. Wie die Forschung der Neurologie vor einigen Jahren bestätigte, ist der weibliche Nervus Pudendus, bei über 95% der Frauen nur anal stimulierbar, warum diese Art des Geschlechtsverkehrs eigentlich die natürliche wäre, ginge es darum im Bereich der Sexualität Befriedigung zu finden.

Die auch aus den USA stammende Erfindung de G-Punktes trug dazu bei, dass sich viele Frauen, die durch den Verlauf des Nervs intravaginal nicht stimulierbar waren, schlecht fühlten, ihre sexuelle Befriedigung sich auf klitorale Stimulation beschränkte, ein Höhepunkt beim Geschlechtsverkehr für sie die große Ausnahme war und die sexuelle Revolution nichts zu ihrer Befreiung tat, sondern sie nur weiter verunsicherte. Dabei ist die Forschung dazu schon bald 300 Jahre alt, als Madame Pompadour, die Geliebte Ludwigs XVI. und große Aufklärerin eine Studie in Auftrag gab, die erforschen sollte, ob die Fähigkeit der Frauen zum vaginalen Orgasmus mit dem Abstand von Klitoris und Scheideneingang zusammenhinge. Sie kannte dies aus eigener Erfahrung und wollte wissen, wie vielen Frauen es so ginge und ihre Studie ergab schon, dass es ein sehr großer Teil war.

Zwar lag sie mit ihrer Annahme falsch, dass es am Abstand von Klitoris und Scheideneingang lag, entscheidend ist vielmehr der Verlauf des Nervs hinter der Klitoris, der eben bei einigen wenigen Frauen natürlich die obere Scheidenwand berührt, an jener Stelle, die für den G-Punkt lange gehalten wurde, den es nicht gibt, bei den meisten aber höher verläuft und nur durch den anus innerlich stimulierbar ist was aber durch jahrhundertelange christliche Sexualmoral verpönt war und als schmutzig galt. Sexualität für Frauen sollte nicht der Lust dienen, sondern der Zeugung von Nachkommen. Frauen die natürlich Lust empfanden, galten als verdächtig und schon in frühen biblischen Texten, die später unterschlagen wurde ist das Gegenbeispiel der Lilith, Adams erster Frau genannt, die dann durch das mehrheitliche Eva-Modell verdrängt wurde, mit der sich viele Frauen identifizieren konnten, weil die natürliche Stimulation, die den Männern ihre überlegene Potenz demonstrieren könnte, in den patriarchal strukturierten Gesellschaften verpönt war.

Frauen können, bei der ihrer natürlichen Sexualität entsprechenden Stimulation häufiger  als Männer und haben den wesentlich größeren Schwellkörper als Männer mit ihrem Glied, nur verläuft dieses Sexualorgan um den nervus pudendus eben innerlich und konnte darum die letzten 2000 Jahre erfolgreich geleugnet werden, um allein der männlichen Sexualität, die zur Fortpflanzung nötig war, eine Priorität einzuräumen, die weibliche aber, die deren körperliche Überlegenheit auf sexuellem Gebiet offenbart hätte, vollständig zu ignorieren und negieren und nur ein kleiner Prozentsatz von Frauen konnten so Befriedigung beim Sex erlangen, während der Rest schauspielerte, ertrug oder andere Prioritäten setzte. Der Satz, ich genieße es, begehrt zu werden oder Nähe ist ist mir wichtiger, ist dafür typisch.

So hat die christliche Kultur über Jahrhunderte die Sexualität aus männlich schlichter Sicht dominiert und dem größeren Teil der Menschen die Chance zum gemeinsamen Genuss geraubt, nach dem die Natur uns streben ließe, wäre sie nicht dogmatisch mit Tabus kulturell überformt. Dies hatte für viele ein unbefriedigendes Ergebnis, was auch an einer mangelnden Kommunikation liegt.

Viel mehr Frauen könnten auch vaginal Befriedigung erlangen, hätten zumindest die Chance dazu, sofern der Nerv vor dem Sex infolge ausreichender Stimulation, die geistig oder körperlich erfolgen kann, je nach Neigung und Situation, bereits angeschwollen wäre. Darum ist das Vorspiel so wichtig, zumindest einem Teil eine höhere Chance auf Lustempfinden beim Verkehr zu geben. 

Natürlich und erfolgreicher wäre der vorsichtige und sorgsame Analverkehr, der auch ein sicheres Verhütungsmittel für die fruchtbaren Tage wäre, was die schädliche Hormongabe durch die Pille und andere Eingriffe entbehrlich machte. Dabei könnte jede Frau stimuliert werden, sogar solche, die noch den grausamen atavistischen Brauch der Klitorektomie erlitten, wie Wissenschaft und Erfahrung bestätigen können.

Jedoch ist es der Kultur gelungen, diesen Bereich zu tabuisieren und sorgloser und wenig feinfühliger Umgang damit, hat dies anerzogene Abneigung bei vielen Frauen verstärkt. So kommt ein großer Teil der Paare um die Chance jemals eine erfüllende Sexualität gemeinsam kennenzulernen und Millionen von Frauen ertragen das seit Jahrtausenden, weil die Sexualität schon lange von der Kultur destruktiv dominiert wurde.

Das natürliche Streben nach Befriedigung ist bei allen Menschen vorhanden. Allerdings wird es durch Erziehung, Religion und Gesetze teilweise in Grenzen gestellt, die dies für den größeren Teil der Frauen relativ unmöglich macht, ihnen die gemeinsame Befriedigung verwehrt und sie über Generationen lernten, dass ihre Befriedigung keine Rolle spielt beim Sex.

Kenne auch weibliche Mitglieder der für ihre freie Sexualität berühmten Kommune 1, die mir im Gespräch gestanden, der tolle freie Sex, wäre gar nicht so toll gewesen, sondern eine Sache der Typen und um ihre Befriedigung als Frau, sei es dabei nur theoretisch gegangen, sie wären noch nie beim Geschlechtsverkehr zum Höhepunkt gekommen. Diese Erzählung habe ich inzwischen von so zahlreichen Frauen gehört, das sie das Zahlenverhältnis der Neurologe, von 95 zu 5 bestätigen können. Dennoch spielen viele Frauen beim Sex großartige Höhepunkte vor, die sie real nie erleben konnten, um auch in heutiger Zeit noch als gut und sexy zu gelten, was in unserer Kultur eine neue Anforderung an die Frauen ist, die mit der vorgeblichen Entdeckung des G-Punktes und seltsamen Büchern wie, jede Frau kann kommen, zum Dogma wurden.

Fragte ich nach, warum sie denn stöhnten oder Sex mit solch großer Anspannung betrieben, wenn sie doch keine Befriedigung dabei fanden, hörte ich immer wieder, dass die Typen das doch erwarteten, es schneller vorbei sei, wenn sie ein wenig stöhnten und spielten und das gehöre dazu und sei eben der Preis der Liebe wie der Sehnsucht nach Liebe. Auch hier zeigt sich wieder ein kulturelles Verhalten, was den natürlichen Bereich der Sexualität dominiert.

Noch komplexer wird es beim Blick auf die verschiedenen Neigungen dabei, ob es nun SM oder BDSM oder sonstige Varianten von Verkleidung und Spiel sind, zeigt sich bei diesen Bedürfnissen ein enger Zusammenhang von kultureller Prägung und natürlicher Neigung, bei dem die genauen Wurzeln kaum mehr unterscheidbar sind. Manche Frau sagte mir schon, sie möge es gern natürlich und keine abstruse Sachen, auch wenn sie bei dem sogenannten vermeintlich natürlichen Sex noch nie Befriedigung gefunden haben. Sie waren sich aber sicher alles andere als das sie nicht befriedigende bekannte Programm unnatürlich zu finden und nicht zu wollen, ohne sich sicher zu sein, was zu ihrer Befriedigung beitragen würde oder wie diese gemeinsam erlangt werden könnte, was ja das Ziel aller Sexualität sein sollte, da wir uns ansonsten auch auf Onanie beschränken könnten. Doch das Dogma der Zeugung und die mit ihm verbundenen kulturellen Tabus sind vielfach stärker als die eigene natürliche sexuellen Neigungen.

So hatte ich einmal eine Geliebte, die dem Analverkehr gegennüber aversiv war, aus möglicherweise auch religiöser Prägung oder schlechter voriger Erfahrung, die ich aber mehrfach streichelnd anal befriedigt hatte, während ich dabei ihre Klitoris küsste, was zusammen besonders stark wirkte und sie reagierte anal mit heftigen Kontraktionen beim Höhepunkt, während vaginal nichts passierte. Dies legte ich ihr dar, sie blieb aber bei ihrer von Tabus geprägten Überzeugung und lehnte es weiterhin ab, so dass wir nie gemeinsame Lust fanden und sich das Thema irgendwann erledigte, weil es irgendwie unbefriedigend blieb.

Diese Verschränkung von Kultur und Natur zeigt sich gerade in dem, was wir unnatürlich finden oder für natürlich halten, auch wenn es nur das Produkt kultureller Dogmatik ist und nichts mit unserer Natur zu tun hat, zu der uns der offene Diskurs zum Thema aber wieder führen könnte, womit ein typisch kulturelles Produkt zu einem besseren Verständnis der eigenen Natur und dem lustvollen Umgang mit ihr führen könnte, was zeigt guter und schöner Sex kann aus unserr Natur kommen, wenn wir lernen dazu kultiviert und offen miteinander umzugehen.

jens tuengerthal 5.9.20#