Freitag, 21. August 2020

Altersvorteile

Im Alter verlieren wir
Immer mehr wie uns
Häufig in Klagen über
Verluste wie Leiden daran
Vom Geist bis zur Potenz
Schwindet immer schneller
Was übermütig einst machte
Als Lebens höchstes Ziel
Uns glänzend einst erschien
Wird lächerlich mit Erfahrung
Schienen schöne Frauen mir
Einst nahezu jede Mühe wert
Verbog ich mich oft für Liebste
Sie bei Lust und Laune zu halten
Lasse ich heute gelassen ziehen
Was sich nicht bemüht oder passt
Genieße was bleibt dafür mehr
Weiß was nicht alleine kommt
Ist keinen Gedanken mir wert
Verlor an Kampfkraft wohl wie
An Antrieb um eine zu ringen
Noch für jede mich zu erheben
Gewann dafür an Gelassenheit
Wie Sicherheit im Wissen das
Kein Kampf im Leben lohnte
Was passt sich alleine findet
Wer wirklich will auch bleibt
So kann ich in der Minne wie es
Montaigne für das übrige schrieb
Ruhig sagen alles zu seiner Zeit
Findet sich was passt alleine
Nach seiner Natur muss keiner
Erkämpfen was zu ihm gehört
Für das was das Alter raubt
Schenkt es Gelassenheit
Die in so vielem das Leben
Uns ruhig wertvoller macht
Dachte lange was ich alles
Im Leben erreichen wollte
Genieße nun lieber was ist
Mehr als ein Hemd nimmt
Keiner am Ende noch mit
Nichts braucht es dann mehr
Dafür bis dahin genossen
Haben was Leben schenkte
Macht mich restlos zufrieden
Wo sich Liebe findet dies Glück
Gemeinsam zu genießen ist es
Gut so wo nicht keinen Gedanken
Wert weil alles seine Zeit hat
Planlos für die Zukunft dafür
Von allem Ballast befreit leben
Was ist ohne jede Erwartung
Gibt Leben und Liebe erst die
Freiheit glücklich zu gehen
Wenn es denn soweit ist
Bis dahin ganz da zu sein

jens tuengerthal 21.8.20

Bücherbetrachten

Manchmal betrachte ich nur
Die Bücher um mich herum
Freue mich an ihrer Schönheit
Streichle ihre Rücken ganz zart
Bin dankbar glücklich über die
Schätze mit denen ich lebe
Die ein erfülltes Leben geben
Als Leser wie als Bewohner
Einer kleinen Bibliothek die
Schon durch Anwesenheit
Glücklich zufrieden macht
Denke daran was alles noch
Zu lesen vor mir liegt wohin
Die Lektüre meine Gedanken
Entführen wird in die Welt
Ohne den Ort zu verlassen
Umfasst eine Bibliothek
Die ganze Welt für mich
Betrachte meine Bücher
Dabei voller Dankbarkeit
Was bin ich für ein reicher
Glücklicher Mensch heute
Der wenig mehr noch will
Beim Bücherbetrachten merkt
Wie wenig es nur braucht
Zufrieden zu leben stets
Auf Reisen zwischen Seiten
Ohne irgendwohin zu müssen
Wird Genügsamkeit zur Tugend
Helfen Bücher mir klimagerecht
Glücklich künftig zu leben

jens tuengerthal 20.8.20

Donnerstag, 20. August 2020

Liebesenttäuschung

Sich in der Liebe zu täuschen
Ist grausam enttäuschend
Besser noch ist es vorher
Zu erwachen um sicherer
Enttäuschung vorzubeugen
Mehr als einmal schon hätte
Die Liebe mich fast umgebracht
Klüger geworden bin ich nicht
Habe nie der Liebe abgeschworen
Bereue keinen Moment auch
Wenn das Leiden danach groß
Immer wieder war und sein wird
Wuchs ich damit an Erfahrung
Lernte wunderbare Frauen kennen
Nah und näher als je gehofft
Habe ein reiches Leben geführt
War wen ich liebte es auch wert
Enttäusche mich nur danach um
Nicht länger getäuscht zu sein
Wie weiter offen für die Liebe
Die in vielen Varianten erscheint
Von wilder Leidenschaft bis zu
Ruhiger Beständigkeit die darum
In der Lust nicht weniger
Leidenschaftlich sein muss
Vielleicht kommt einmal eine
Um zu bleiben und dann ist es
Gut so bis es weiter geht
Solange ich lebe und liebe
Was bliebe auch sonst als
Ersatz schönster Erfüllung
Habe ich nichts als die Liebe
Und ein paar Bücher noch
Aber das ist ja auch so eine
Liebe von mir irgendwie

jens tuengerthal 20.8.20

Feigheitsfolter

Feigheit sei die Mutter
Der Grausamkeit betitelt
Michel de Montaigne sein
Essay das von Beispielen
Von der Antike bis zu den
Klassischen Texten wimmelt
Für feige Grausamkeiten
Im Krieg oder Duell die so
Seine vernünftige Sicht wohl
Belegen helfen klug wie frech
Uns vorführen wie lächerlich
Feige ist wer den Gegner tötet
Was er als zu normal sieht
In seinen Zeiten in denen eine
Maria Medici strategisch auch
Gegner scharenweise vergiftete
Die Bartholomäusnacht noch
Ein Gemetzel ohne gleichen
Unter Protestanten brachte
Die in den Hugenottenkriegen
Immer wieder zurückschlugen
Bis Henri die Macht ergriff der
Als Konvertit Toleranz predigte
Waren es grausame Zeiten die
Keine 26 Jahre nach dem Tod
Des großen Essayisten sogar
In den 30jährigen Krieg führten
Der für feige Grausamkeit bekannt
Die aber nichts gegen die später
Feigheit von Nazis in Lagern 
Wie Atombomben auch war der
Amerikaner heute mit Drohnen
Leicht Konkurrenz machen die
Ein feiges Großmaul wählten
Um sich über das Ergebnis
Ohne jedes Niveau zu wundern
Was die Geschichte fortschrieb
Die Montaigne in der Antike begann
Es hat sich nichts geändert nur
Wer feige ist foltert grausam von
Der Inquisition bis Guantanamo
Offenbart Mangel an Größe die
Durch quälende Grausamkeit von
Feiglingen ohne Würde ersetzt
Wer wirklich Mut hat stellt sich
Dem Gegner lieber ideologisch
Denn Fanatiker wurden noch nie
Auf dem Schlachtfeld besiegt
Dafür leicht offen und in Freiheit
Was ihnen so fern liegt somit
Ihre Beschränkung offenbart
Was mutiger ist als von Ferne
Mit überlegener Technik billig
Mittelalterliche Krieger schlicht
Wegzubomben was alleine das
Völlige moralische Versagen
Des Westens bereits offenbart
Der besser seine Werte auch
Ihnen entsprechend verteidigte
Damit nicht länger nur Feigheit
Des großen Bruders die Welt
Regiert der die Regierung sich
Wählt die zu ihm auch passt
Spannender aber als das Land
Tief im Westen mit wenig Kultur
Wäre zu fragen wie sich all dies
Auf die engste Verbindung die
Menschen aus Gefühl finden
Auswirkt was die Liebe lehrt
Wer dort feige wie hinterhältig
Agiert und wer mit offenem
Visier in diesen Kampf zieht
Erzählt viel über Vertrauen
Was jemand wert sein kann
Denn letztlich ist die Liebe
Die schwerste Schlacht die
Wir im Leben zu kämpfen haben
Wer hier Scheingefechte führt
Schwächt sich auf Dauer nur
Wer einmal lügt bleibt dabei
Ehrlichkeit zahlt sich aus mit
Weitem Blick über das offene
Visier das den Ängstlichen in
Schwerer Rüstung den Blick
Für alle Zeiten wohl verstellt
Sie in sich gefangen hält als
Eben feige Opfer ihrer Ängste
Wie gut tut es davon frei zu sein
Niemals grausam sein zu müssen

jens tuengerthal 20.8.20

Mittwoch, 19. August 2020

Bücherwohnen

Lebe zusammen mit Büchern
Habe sie nicht nur überall
Auch stapelweise rumstehen
Lese auch regelmäßig in vielen
Nicht um Gerechtigkeit bemüht
Folge ich dabei dem Gefühl
Wähle nach Laune was gerade
Zu meinen Gedanken passt
Wechsel damit die Welten
Gerne täglich nach Stimmung
Folge keiner Systematik dabei
Sondern plaudere mit denen
Die mich gerade anlachen
Zum Glück sind Bücher selten
Zickig sondern lassen sich meist
Widerspruchslos dort weiter lesen
Wo ich zuletzt stehen geblieben
Bin ein leidenschaftlicher Leser
Aber nach Maßstäben des Marktes
Viel zu langsam und unstet weil ich
Keines schnell erledige sondern
Lieber mit Unterbrechungen frei
Genieße wie es gerade einfällt
Darum eher zufällig mal für
Neuerscheinungen zu begeistern
Die aber auch angelesen gerne
Ein Jahr noch herumliegen weil
Gerade anderes mich fesselt
Tauge wenig als Buchhändler
Als Rezensent eher zufällig
Lasse meine Gedanken lieber
Frei fliegen als Moden zu folgen
Wie sie Messen gern setzen
Nehme Montaigne als Vorbild
Was den Buchhandel eher
Zur Verzweiflung wohl trieb
Genieße dieses Zusammenleben
Mit schönen Büchern was alles
An Unterhaltung meist übertrifft
Was sich im Alltag so findet nur
Manchmal lenken noch Frauen
Vom vollkommenen Glück ab
Denke das nimmt mit dem Alter ab
Und die Bibliothek wird bleiben

jens tuengerthal 19.8.20

Superlatief

Oh du liebe Liebste
Denn liebste Liebste
Wäre doppelt gemoppelt
Im einmaligen Superlativ
Höbe sich wieder auf
Kennst du die Grammatik
Der Liebe auch wirklich
Tief war ich heute in dir
Erfüllt wollüstig dabei
Überschwemmten wir uns
Auf dem Gipfel angekommen
Kommend vor Glück wie
Dabei fließendem Sekret
Was weniger sinnlich klingt
Als es immer wieder war
Tiefer ineinander geht nichts
Am tiefsten aber rührt das Herz
Heute viel mehr als je zuvor
Als du mich plötzlich Liebster
Genannt im also Superlativ
Hab es so auch schriftlich
Nun neugierig wohin es führt
Mit höchster Steigerung in der
Offiziell Nichtbeziehung oh du
Am Ende stets liebe Liebste
So ist die Grammatik der Liebe
Verbeugung und Steigerung
Dabei lustvoll inbegriffen

jens tuengerthal 19.8.20

Schläfer

Schlief lange sehr sehr wenig
Fürchtete etwas zu verpassen
Wie noch mehr all die Träume
Die ungefragt gelegentlich kamen
Verlorene Illusionen vorgaukelten
Schlimmer noch suchen ließen
Was besser vergessen würde
Verzweifelt noch retten wollten
Was für immer verschwunden
Statt sich endlich selbst zu retten
So wurde ich fast unbemerkt
Ein Nichtschläfer der nur mal
Pflichtbewusst stundenweise ruhte
Froh wenn es traumlos endete
Leben wieder weiterging was aber
Immer erschöpfter dabei wurde
Nie ausgeruht immer angespannt
Hielt ich den Zustand für normal
Drama der Hochbegabung halt
War eine wohlklingende Ausrede
Sich Wahnsinn nicht zu gestehen
Leben war eben zu ertragen
Bis es irgendwann sicher endet
Die Gewissheit zumindest blieb
Schlaf bedrohte das Gleichgewicht
Durch Herrschaft der Traumwelten
Die doch längst gestorben waren
Ging es nach meinem Willen
Irgendwann schlief ich wieder
Ungeplant aber völlig erschöpft
Holte sich der Körper nach dann
Über einem Jahr wieder zurück
Was er ganz natürlich brauchte
Es geschah planlos machte erst
Hinterher bewusst was lange fehlte
Was schlaflos mir normal schien
Aber was weiß schon wer sein Herz
Für immer verloren glaubte von Ruhe
Wenn jeder Schlag schmerzvoll ist
Mit dem das Herz lebendig pumpt
Menschen können jahrelang ohne
Richtigen Schlaf sie werden nur
Wahnsinnig dabei wie ich merkte
Als der Wahnsinn wieder endete
Weiß nicht was wirklich normal ist
Wie Wahnsinn davon unterschieden
Merkte nur wie anders Leben wird
Wie der Blick drauf ausgeschlafen
Ein völlig anderer wieder wird
Denke an Friedrich den Großen
Der es auch über Jahre probierte
Bis der Körper wieder gewann
Werde kein Langschläfer mehr
Doch die todesnahe Bettflucht
Fand ein vernünftiges Ende was
Viel von Liebe und Wahnsinn
Erzählen könnte aber genug
Vom Leben was sich rettet sagt
Wenn der Körper die Regie führt
Was eine nette Geschichte wäre
Die zu erzählen zumindest lohnte
Bevor wir weiterschlafen im Leben
Weil wer nicht schläft nicht mehr lebt

jens tuengerthal 19.8.20

Dienstag, 18. August 2020

Selbstverständnis

Las gerade von einem Piloten
Der verzweifelt um seinen Job
Den gut bezahlten noch bangt
Kauft Flugtickets wie Klopapier
Als sei Fliegen noch normal
Klüger wäre es diese endlich
So zu benutzen also künftig
Auf das Fliegen zu scheißen
Es passt nicht mehr in die Zeit
Corona hat die Welt verändert
Es wird noch etwas dauern
Bis es die letzten begreifen
Was selbstverständlich war
Wird es nicht mehr sein
Reisen wird asozialer Luxus
Was es ökologisch lang schon
Auch wenn die Impfung kommt
Wird diese nur begrenzte Zeit
Vor einer Variante schützen
Neue stehen schon bereit
Wir müssen unser Leben
Wie ungesunde Gewohnheiten
Endlich radikal ändern
Luxus wird ein anderer künftig
Wer jetzt richtig investiert wird
Statt auf Mobilität noch immer
Lieber ins Dasein investieren
Es hat eine bessere Zukunft
Ist nachhaltig und einfach
Noch sind es Unkenrufe doch
Bisher kam alles wie erwartet
An dieser Stelle bedichtet
Will keine Kassandra je sein
Lieber den neuen Weg nun
Gemeinsam verantwortlich gehen
Brechen wir auf da zu bleiben
Dieses mehr zu genießen

jens tuengerthal 18.8.20

Montag, 17. August 2020

Leseblüten 001

Heute mal wieder zwischen
Sechs Büchern gewandert
Als literarischer Flaneur
Liebe den Wechsel der Welten
Der den Geist wach hält noch
Statt bloßer Unterhaltung
Oder gar medialer Berieselung
Tauche ich in literarische Welten
Die völlig unterschiedlich oft
Zufällig nebeneinander stehen
Als würde ich zappen aber
Heute wuchsen plötzlich
Ungeahnte Verbindungen
Von Christina von Braun die
In den Blutsbanden so klug
Die Entstehung des modernen
Judentums nach der Aufklärung
Beschrieb ging es in das Berlin
Des Nationalsozialismus der
Die vielfältige jüdische Welt
Zerstörte wie Jens Bisky in
Seiner Biografie einer Stadt
Einfühlsam beschreibt wie
Der Terror immer mehr wurde
Viele wegsahen oder mitmachten
Von Bisky ging es zu Borchardt
Wo der Berliner Jude aus 
Bester bürgerlicher Familie
In Weltpuff Berlin gerade den
Sex mit 3 jungen Damen wie
Das schicke Ambiente nebenbei
Eben gute bürgerliche Welt
Feinsinnig anschaulich beschreibt 
Wie im nächsten roten Band aus
Wagenbachs Reihe schließlich
Der anarchistische Bankier dem
Gesprächspartner erläutert 
Warum er Anarchist wurde was
Schliesslich fast naheliegend
Bei Giacomo Leopardi in dessen
Opuscula Moralia weiter geht
Das im Gespräch zwischen
Prometheus und Momos dem
Dieser die Würde seines Werks
Des Menschen vorführen will
Sich als Lorbeer würdig zu zeigen
Was gründlich misslingt diesmal
Angesichts verbrannter Witwen
Ein ironisches Ende fand in
Einigen Seiten in Henschels
Menetekel aus der Anderen
Bibliothek wieder mal vertraut
So baut sich ein Zusammenhang
Der Welten in der Lektüre auf
Die völlig unterschiedlich war
Doch ähnliche Fragen der Moral
Unterschiedlich beantwortete
So ein geistiges Bild malte
Was viele Seiten beleuchtet
Die Basis bildet von der ich
Als literarischer Flaneur lebe
Die Geschichten und Verse
Langsam wachsen lässt
Saatgut wie die Trommel
Zum Rhythmus der Bewegung
Der Gedanken mir sind die
Erst lesend zu tanzen beginnen
Weil auch eine kleine Bibliothek
Genügt den Geist zu bewegen

jens tuengerthal 17.8.20

Absolutismusmist

Kann die Liebe absolut sein?

Der kluge Einstein lehrte uns für die Physik, dass alles relativ ist und diese Weisheit wurde gern auf das Leben übertragen. Ob etwas fest und unvergänglich ist oder nur eine Form von Energie, hängt auch von der Beschleunigung der Masse ab, kurz gesagt, E=mc².

War immer auf der Suche nach der großen Liebe und dachte schon das eine oder andere mal, ich hätte sie gefunden, die ewige Suche und der stete Wechsel hätte ein Ende, ich wäre angekommen und alles könnte bleiben, wie es ist. Wiederholt versprachen wir uns das auch, wie Verliebte es so gerne tun und ich war trotz der Wiederholung eigentlich immer davon überzeugt, es könne nun für immer so bleiben.

Trotz tiefster emotionaler Überzeugung, die mich sogar mein Leben für die Liebe hätte geben lassen, weil dem Absolutismus eben jede Relativierung fehlt, hielt es nie für immer sondern nur eine relativ lange oder kurze Zeit.

Wäre ich klug, lernte ich daraus, nicht mehr auf die absolute Liebe zu hoffen, weil sie nur enttäuschen kann und dafür die relative mehr zu genießen, wie ich es gerade tue. Dennoch bleibt im Hinterkopf, das aller menschlichen Erfahrung widersprechende Ideal der absoluten Liebe, wie ich es schon gelegentlich empfand und wie ich es gern den Rest meines Lebens leben würde, obwohl ich weiß, eigentlich ist aller Absolutismus Mist, entspricht nicht den vielen Schattierungen des Lebens, in denen nichts immer gut ist und das Absolute sich meist als absolute Katastrophe erweist, die alles erfasst und das Denken lähmt.

Vernünftig wäre, einen guten Kompromiss zu suchen, damit zufrieden zu sein, statt auf ein Ideal zu hoffen, was es nicht gibt, weil nichts absolut ist, sondern immer von vielen Umständen abhängt, die wir nie alle überblicken können. Was funktioniert, ist gut und allem mangelt es an irgendwas, weil nichts vollkommen ist, außer unserer Phantasie, die jene Hoffnung und Erwartung erfand, die ewig weitersuchen lässt aber eigentlich nur unglücklich macht, weil nichts ewig ist und wir nur Glück haben können, wenn das Leben unter Fortdauer der Liebe endet, was aber für den, der übrig bleibt, meist eher ein noch größeres Unglück ist.

Frage mich also, woher resultiert diese Sehnsucht nach dem Paradies der Liebe, die für immer hält und in der alles gut ist?

Mit dem Bild vom Paradies, habe ich eigentlich schon die Antwort angedeutet, fällt mir dabei gerade auf. Es ist das religiöse Ideal vom Paradies, in dem alles vollkommen und glücklich ist, was uns danach streben lässt. Jene Sage, welche die Juden im babylonischen Exil erfanden, um in ihrer erstmals aufgeschriebenen Religion einen Gegenentwurf zum Gilgamesch-Epos zu bringen, der ihre Leute bei der Stange hielt und besser schien, weil es ja als vollkommene Harmonie beschrieben wird.

Während im Gilgamesch Epos Herikat durch Rasur seines Pelzes und Wochen bei einer Hure, die ihn in der Kunst von Liebe und Lust unterrichten soll, welche die Babylonier fein unterschieden, zum Menschen wird, also einen vernünftigen Weg zur Zivilisation durch Bildung und Kultivierung geht, wird der vom allmächtigen jüdischen Gott in eine vollkommene Welt gesetzte Mensch im jüdischen Mythos, der auch die christliche wie die islamische Welt entscheidend prägte, aus dem Paradies vertrieben, weil er vom Baum der Erkenntnis aß, sich also das ethisch nötige Bewusstsein von gut und böse verschaffte.

Wen wundert es da noch, dass wir Kinder dieser vom alten jüdischen Mythos, so schlecht und unsinnig er auch ist, geprägten Kultur noch vom Paradies träumen und es uns jenseits aller Vernunft lieber erhoffen, statt uns bewusst die Welt so schön wie möglich zu machen?

Dies obwohl uns klar sein könnte, es gäbe kein gutes Leben, ohne die Erkenntnis von gut und böse, wir dämmerten nur blöde im Paradies dahin, von der Gnade des gern ungnädigen und strafenden Gottes abhängig. Es kann also in der Welt keine Erfüllung ergeben, entweder wir geben unser Bewusstsein auf, um paradiesisch zu empfinden, was uns dann nicht mal gut erschiene, weil wir ja gut und böse nicht unterscheiden könnten oder wir finden uns damit ab, auf ewig Vertriebene zu sein und auf ein imaginäres Jenseits zu hoffen. Keine wirklich erfüllende Lebensaussicht für meinen Geschmack.

Warum es die monotheistischen Religionen mit ihren absurden Heilsversprechen dennoch geschafft haben, die Welt zu dominieren, habe ich bis heute nicht verstanden, auch wenn ich die politischen Zusammenhänge kenne, verstehe, warum diese Sekte den römischen Herrschern gut in den Kram passte, Mohamed als Sektengründer die Sage auch für sich nutzte und mit dem jenseitigen Heilsversprechen vielen Hoffnung schenkte, beides den lokalen Herrschern gut passte, viele Menschen Sehnsucht nach einer höheren Antwort oder einem Grund für ihr Sein haben, was einfach ist und erfüllt genannt werden kann, wenn wir es schaffen, es zu genießen.

Aber dies warum des Glaubens ist gerade nicht mein Thema, es war nur der kleine Ausflug, der zu erklären versuchte, warum wir dazu neigen, einem ungesunden Ideal der Liebe zu folgen, das nur unglücklich machen und schief gehen kann, weil nichts absolut und paradiesisch ist und wenn es das wäre, auch nach der alten Sage nur unter der Bedingung der Ahnungslosigkeit von gut und böse sein könnte.

Was will ich im Paradies, wenn ich dort gar nicht mehr wüsste, wie gut es mir geht?

Dann könnte ich das vermeintliche Glück nicht genießen, weil es bloß der Normalzustand wäre. Frage ich mich wie Sex im Paradies wäre, der nach der Natur auch immer aus der Spannung der Gegensätze besteht, bliebe auch ein enttäuschendes Ergebnis und so genieße ich lieber das mögliche hier, statt auf anderes jenseitiges zu hoffen oder mir Götter zu erfinden und dabei könnte es mir eigentlich gut gehen, wäre da nicht dieser idiotische Traum von der großen Liebe, die nie endet und für immer bleibt.

Als Staatsform hat der Absolutismus ausgedient und Politiker unserer Zeit, mit einer Neigung in diese Richtung von Trump über Putin bis Kim offenbaren meist über kurz oder lang ihr Scheitern, wie Deutschland es unter Hitler zuletzt erleben durfte. Am effektivsten und flexibelsten reagiert dauerhaft die offene Gesellschaft, die Mehrheiten demokratisch sucht, statt deren Prinzipien mit Tricks aushebeln zu wollen, die nur einen Schein wahren. Erfolgreich ist, wer Kompromisse und Verständigung sucht, sich vernünftig beraten lässt, statt seine Meinung für absolut zu halten, auch wenn sie, wie unter Corona in den USA gerade sichtbar, hunderttausende Menschenleben kostet.

Die Wirtschaft ist zu vernetzt und reagiert zu schnell auf unklare Situationen als das sich Staaten, die am Markt erfolgreich sein wollen, den Absolutismus noch auf Dauer leisten können, auch wenn China gerade einen anderen Eindruck macht, ist dies nur als ein Übergangsphänomen zu bewerten, was die Zeit korrigieren wird und im übrigen aber auch nicht Thema dieses Essays.

Die Sehnsucht nach absoluter Liebe, die völlig glücklich macht, ist dennoch tief in mir, auch wenn mir alle Argumente klar machen, es ist Unsinn und die Erfahrung bestätigt hat, umso absoluter eine Liebe gelebt wurde, desto unglücklicher machte sie im Ergebnis. Nie habe ich so lange gebraucht, das Leben wieder genießen zu können, wie nach der letzten großen Liebe, die alles versprach und vom Paradies der gegenseitigen Liebe schwärmte, die für sie alles und für immer wäre, für die sie ihr Leben geben wollte, was mich jede Relativierung, die alle Vernunft diktierte, aufgeben ließ und im Ergebnis logisch todunglücklich nur machen konnte.

All das weiß ich, habe ich oft genug durchdacht, kritisch abgewogen und verstanden. Weiß, wie gut es mir ohne den tödlichen Absolutismus geht und wie schön das relative Glück ist, was ich nach Möglichkeit genieße. Habe so gesehen alles und könnte zufrieden sein, wäre da nicht diese Sehnsucht, die nie Erfüllung finden kann und welche die von mir in so vielem verachtete Romantik erst so groß schrieb, von der ich mich als Aufklärer mit dem Verstand distanziere, die aber die Herrschaft über mein Gefühl noch nicht ganz aufgegeben hat.

Als Kantianer ist mir klar, wie unaufgeklärt und also unmündig dies absolute Gefühl ist, was nicht glücklich machen kann, sondern nur eine ewig ungestillte Sehnsucht wach hält, die logisch unfrei macht und wie habe ich mich unter dem Diktat der Launen dabei versklavt gehabt, im vermeintlichen Paradies friedlich leben zu können, um schließlich beim Einsatz der Vernunft daran zu scheitern, weil es kein realistisches Paradies geben kann, das vernünftige Kompromisse sucht, um so relativ glücklich wie möglich zu sein, sondern sogenannte große Liebe immer dramatisch und absolutistisch herrschen will, was zu einem freien Geist nie passt.

Kant hat nie geheiratet, hatte wohl ein Verhältnis mit seiner Haushälterin, doch darüber wird dezent geschwiegen, es spielt keine Rolle und er lebte seine Überzeugung in Freiheit konsequent. Denke er war dabei relativ glücklicher in Summa als diejenigen, die auf der steten Achterbahn großer Gefühle unterwegs sind, auf die ich auch für einen guten Kompromiss lieber verzichten würde, vernünftig betrachtet.

Frage mich nun, inwieweit die dennoch Sehnsucht Teil meiner Natur ist oder Resultat der Kultivierung mit der elenden Adam und Eva Geschichte, die inzwischen noch um Varianten von Romeo und Julia bereichert wurde, die aber ähnlich absolutistisch wie tödlich war, wird das Eis relativ dünn auf dem der Verstand noch steht.

Spüre mein Herz schmerzhaft schlagen bei dem Gedanken den Traum von großer Liebe endgültig zu beerdigen, um mit dem möglichen glücklich zu leben, aber höre zugleich den Verstand laut applaudieren und erleichtert seufzen. Ob das nun ganz natürlich ist, ich ein großer Liebender aus meinem Wesen heraus bin und bleiben möchte oder das nur ein Produkt meiner Prägungen und dem sozialen Traum von Familie ist, weiß ich nicht so genau zu sagen.

Vermutlich spielt beides eine Rolle. Betrachte ich mein ideales Bild von der Liebe, die eine gewollte Hingabe aneinander ist, sich gegenseitig gut will, erfordert dies absolute Freiheit und alles, was dem entgegenwirkt, kann nur schaden und sollte nicht weiter ernst genommen werden, ist eine Sklaverei des Aberglaubens, die wir endlich überwinden sollten, ich zumindest, wenn ich frei sein und glücklich leben und lieben will. Dann kann die Liebe zwar absolut sein aber ist, wenn sie es ist, im Ergebnis so ungesund wie jeder Absolutismus und sollte vergessen und überwunden werden, um frei zu sein. Sage es mir, lese es noch dreimal und vielleicht wirkt es irgendwann auf Dauer und der ungesunde Herzschlag der großen Sehnsucht hört auf, weil er nie gut tun kann, egal mit wem.

Nur so ein wenig Vorfreude und kleine Sehnsucht, im vernünftigen Ausmaß scheint mir langfristig tolerabel und ich bin gespannt, ob mein Herz so vernünftig ist, wie ich gerne wäre, um dauerhaft, glücklich zu leben. Der Absolutismus in der Liebe ist eine Krankheit, die zu häufig tödlich endet, als das er harmlos abgetan werden sollte. Es gibt nicht nur die eine, in Berlin gibt es viele wunderbare Frauen und wenn es mit einer zeitweise relativ schön und befriedigend für beide ist, wäre schon das Optimum erreicht und alles übrige fließt eben immer.

jens tuengerthal 17.8.20

Sonntag, 16. August 2020

Sommerlust

Sommer macht Lust
Durch mögliche Leichtigkeit
Sommer raubt Lust
Durch klebriges Schwitzen
Dazwischen lavieren wir
Immer mal unentschieden
Bis der Körper eben tut
Wss seine Sache ist
Nach der erotischen Natur
Die unter der Hitze
Gelegentlich zerfließt
Wie wir ineinander
Wo wir nicht zuvor schon
Im Schweiße unseres Angesichts
Voneinander abglitten
Und so fließt am Ende
Doch wieder alles

jens tuengerthal 16.8.20

Genidentität

Was macht Identität und Verwandtschaft aus?

Während der argentinischen Militärdiktatur wurden tausende Menschen ermordet und verschwanden teilweise spurlos. Ihre Kinder wurden von Angehörigen der neuen Eliten aufgenommen und als adoptierte groß gezogen, fern ihrer eigenen Familie.

Gegen diesen Kinderraub wehrten sich, wie Christina von Braun in ihrem Buch Blutsbande berichtet, die Mütter der Opfer und also die Großmütter der entführten Kinder, die nach dem Ort ihres Widerstands Madres de la Plaza de Mayo genannt wurden.

Sie setzten nach dem Ende der Diktatur in Zusammenarbeit mit Genetikern Zwangstests durch, die Gesetz wurden und mit denen sie die Kinder ihrer ermordeten Kinder in ihre Familie zurückholen wollten.

Ob das legitim und gut für die Kinder war, entschieden Gerichte, womit zumindest ein gewisser Schutz der Kinder gewährleistet wurde. Unklar ist, wie dieser Zwang zur Untersuchung der genetischen Identität für die Kinder war, die längst in einer anderen Familie aufgewachsen und integriert waren.

Hier fragt Christina von Braun vorsichtig, was familiäre Identität ausmacht, ob das Blut, also die natürliche Verwandtschaft entscheidend sein oder Familie nicht vielmehr ein soziales Konstrukt ist, unabhängig von genetischer Verwandtschaft, wie es die Sozialwissenschaften ohnehin eher vertreten.

Würden diese Kinder dann nochmal zu Opfern der längst beendeten Diktatur, wenn sie, um nachträglicher Gerechtigkeit wegen, aus ihrer nahen sozialen Familie gerissen würden und dafür in die ihnen sozial ferne genetischen Familie müssen?

Dies scheint auf der einen Seite natürlich und gerecht, es ist ja die Familie, in die sie hinein geboren wurden. Andererseits haben sie mit der natürlichen Familie keine soziale Beziehung, werden also in eine fremde Welt gestoßen, was traumatische Folgen haben kann.

Was macht ihre Identität aus und wer sind sie wirklich?

Familie ist eben immer auch der soziale Zusammenhang, in dem wir aufwuchsen und der uns damit geprägt hat. Habe immer versucht, meine Partnerinnen in meine Familie zu integrieren. Dabei aber auch Fälle erlebt, wo das einseitig war, weil sie nichts mit ihrer Familie zu tun haben wollten, weil diese ihnen angeblich nicht gut tat. Was ich immer akzeptierte, wenn auch unwillig, was blieb mir auch übrig, fand es aber immer komisch und letztlich fehlte damit eine wichtige Bindung an die eigenen Wurzeln. Es ging in diesen Fällen im Ergebnis nie gut, dahingestellt ob es allein daran lag.

Für mich ist Familie wichtig für das Verständnis meiner Identität, erklärt mir vieles über mich, meine Neigungen wie meine Aversionen. Ohne dieses Wissen und diesen Zusammenhang würde mir etwas fehlen.

Ob dieser allerdings aus der genetischen Nähe resultiert oder aus dem sozialen Kontext der Großfamilie resultiert, in dem ich aufwuchs, wüsste ich nicht zu sagen. In meiner Erinnerung sind es die sozialen Ereignisse und der Kontext, in dem ich aufwuchs.

Es taucht bestimmtes Verhalten in  meiner Familie über Generationen immer wieder auf. Von der Neigung zur Rührung bis zur Cholerik. Ob dies nach Vorbild angenommen oder durch die Gene zumindest mitbedingt ist, wüsste ich nicht zu sagen. Für beides spricht einiges.

Erst, indem ich mich etwa dem Element der Cholerik bewusst stellte, konnte ich es weitergehend überwinden, was für eine Prägung durch Erfahrung spricht. Indem ich nun darüber schreibe, wird der Prozess noch offener und klarer - aber es wird dieses Jekyll und Hyde Element auch wieder wie eine Urkraft spürbar, der ich quasi ausgeliefert war, wenn sie auftrat ohne bewusste Möglichkeit der Steuerung, was sehr für eine Anlage spricht.

Denke, es ist wichtig für Menschen auch ihre natürliche Herkunft zu kennen, um sich ganz zu verstehen. Aber die soziale Prägung wirkt sicher in noch mehr Bereichen. 

Vielleicht können wir uns eine Familie aussuchen, wenn wir, warum auch immer, mit der natürlichen nicht klarkommen. So wie viele von uns auch irgendwann eine eigene Familie mit ausgesuchtem Partner gründen. Dennoch bleibt manches in uns, das die Identität bis zur Symbiose ausmacht, was wir durch Anlagen geerbt haben. Beides macht erst kumulativ unser Sein aus, warum im argentinischen Beispiel auch die zwangsweise Rückführung, so gerecht sie scheint, mehr Probleme verursachen, als lösen könnte.

Es gibt in diesem komplexen Bereich keine einfachen Antworten aber viele offene Fragen, warum wir vermutlich am besten im Einzelfall unter Abwägung aller Umstände entscheiden, statt auf klare und einfache Lösungen zu hoffen. Weil wir alle und das Leben eben komplex und kompliziert ist, braucht es viel Vorsicht, so gerecht wie nur möglich zu handeln.

jens tuengerthal 16.8.20

Samstag, 15. August 2020

Sexgefühl

Sex braucht keine Liebe, funktioniert auch ohne gut, manchmal sogar besser, weil dieses große und komplexe Gefühl, was so oft mit Erwartungen verbunden ist, im Zweifel vieles mit sich bringt, was beim Sex stören kann und den nötigen Egoismus eher behindert. Darüber schrieb ich schon in einem Essay und dazu möchte ich gar nicht viel sagen an dieser Stelle. Hatte schon ganz hervorragenden Sex ohne große Liebe, wenn auch den besten meist mit, weil Sex eben auf Dauer immer besser wird, Übung den Meister macht und dabei es langfristig miteinander zu tun und auszuhalten, hilft eben die Liebe. Allerdings ist die Gewohnheit auch der größte Feind der Erotik und die schleicht sich in Partnerschaften zu gerne ein, wobei dann Lust durch Liebe ersetzt wird und keiner mehr zufrieden ist. Warum beim egoistischen Streben nach Befriedigung die altruistische Liebe, die dem Partner sich schenken möchte, im Weg stehen kann, kennt wer jemals liebte und damit an seine körperlichen Grenzen stieß. Habe diese Erfahrung mit proportional zur Größe der Empfindung gegenläufig abnehmenden Potenz kennengelernt und habe lange gebraucht, es zu verstehen und dagegen wirken zu können. Es ist vermutlich völlig normal und leichter lässt sich damit umgehen, würde ich nach meiner geringen Erfahrung vermuten, wenn die Partner offen darüber reden.

Wie wichtig beim Sex die Kenntnis der Anatomie ist, besonders der wesentlich komplexeren weiblichen, habe ich auch bereits an anderer Stelle zum nervus pudendus, dem innen liegenden Schlüssel zur weiblichen Sexualität, dessen Schwellkörper und dessen Potenz jeden Mann blass aussehen lässt, ausführlich beschrieben, auch dazu an dieser Stelle kein weiteres Wort. Wobei ich die Beschäftigung mit diesem genialen Nerv, seinem Verlauf und seinen Fähigkeiten für enorm wichtig zum technischen Verständnis des Sex halte, wie er funktioniert und warum manches anatomisch wichtig ist, was Männer fälschlich mit ihrer schlichten anatomischen Konstruktion für emotionalen Kitsch halten, um dieses geniale Nervenbündel seine volle Lust und Fähigkeit entfalten zu lassen.

Doch mit diesem letzten Satz bin ich ganz unauffällig beim Thema dieses Essays gelandet, dem richtigen Gefühl beim Sex, was den guten Liebhaber vom schlichten Mechaniker unterscheidet, der Knöpfchen drückt und auf das entsprechende Ergebnis hofft, was sich dann aber selten so einstellt, weil beziehungslose sexuelle Akte eben gefühllose Mechanik sind, ihnen das Moment der Zugewandtheit fehlt, die das Vertrauen bringt, was eine Öffnung ermöglicht, die im Beben ihre höchste Erfüllung am Ende zeigt.

Könnte auch, nachdem ich mit mehr als einer Frau Sex in den letzten 40 Jahren hatte, nicht sicher sagen, was der entscheidende Punkt ist, auf den es ankommt, eine Frau sexuell zu erregen. Würde eher sagen, es ist nahezu bei jeder anders und dazu noch reagieren alle unterschiedlich nach Zeitpunkt der Berührung. Eine Klitoris zu rubbeln, wie es beim männlichen Glied relativ schlicht funktionieren kann, funktioniert nie einfach so und wenn sind mechanisch stärkere Berührungen nur im Zustand hoher Erregung angemessen.

Die Berührung und was als gut und schön empfunden wird, verändert sich im Laufe des Sex - wenn Mann sich nur merkt mit welcher Bewegung er sie das letzte mal zum Höhepunkt gebracht hat, wird er damit sicher keinen Erfolg haben, wenn er, sogar beim gleichen Gegenüber, versucht die Erregung zu wecken, was eben mechanisch völlig andere Berührungen erfordert. 

Dies muss vorsichtig ertastet werden, kann je nach Verlauf des Zyklus, emotionaler Stimmung, Wetter, voriger Erregung und vieler anderer mir ohnehin nicht ersichtlicher Gründe, wer wäre ich, zu glauben, ich könnte eine Frau wirklich verstehen, wo ich sie bewundern und lieben kann, wäre es genug, anders sein. Manche mögen keine direkte Berührung ihrer Klitoris, andere nur hoch erregt, einige genau dann nicht, aber dafür die indirekte Stimulation und auch da unterscheidet sich die gewünschte Intensität von Moment zu Moment und es gibt kein Schema, was Männer sich so gerne wünschen, um es einfach zu haben, wie es richtig wäre. Es ist ein lebendiger Prozess an dem sehr viel hängt auch an Gefühl, Angst, gesellschaftlichen Erwartung, Zweifeln, Sehnsüchten, dem Drang gefallen zu wollen und manches anderes mehr, was meinen schlichten Horizont vermutlich weit übersteigt.

Auch darum würde ich nie von mir sagen, ich wüsste, wie eine Frau zu befriedigen oder anzufassen ist. Das weiß keiner, vermutlich nicht mal sie selber immer, sondern das hängt an einer ganz komplexen Gemengelage auf die wir uns vorsichtig und eben mit Gefühl einlassen können, um gemeinsam Lust zu entwickeln. Frage gerne beim Sex, ob meine Partnerin dieses oder jenes besonders mag, es so schöner ist, wenn es nicht schon ihre Reaktion in Atmung und muskulärer Anspannung offenbart, was zumindest die Chance erhöht, nicht völlig falsch zu liegen.

Es gibt da nichts, was immer gilt oder immer funktioniert. Aber immer braucht es dafür viel Gefühl und die Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen, um genießen zu können, was sein kann. Genau darum braucht guter Sex viel Gefühl und Offenheit für den anderen in seiner Situation.

Es führt nicht weiter, wenn Mann etwa seine Finger in die noch kaum erregte Scheide der Frau steckt, um auf den angeblichen G-Punkt zu drücken, den es ohnehin nicht gibt, weil der nervus pudendus eben nur im erregten Zustand und bei einem ganz geringen Anteil von Frauen überhaupt vaginal stimulierbar ist. Aber wer mit Gefühl und im richtigen Tempo, was auch je nach Situation anders sein kann, die genügende Erregung beim Gegenüber erreicht hat, kann auch an Stellen erregen, von denen der andere vorher nichts ahnte.

Ein Beispiel wäre die Stelle, an der bei Frauen der nervus pudendus in die Wirbelsäule übergeht, was auch nicht überall gleich ist, sondern vorsichtig dort gesucht werden kann, wo das Gesäß sich zu teilen beginnt am Ende der Wirbelsäule und wo eine indirekte vorsichtige Massage die gleiche Wirkung haben kann wie ein feinfühliges Lecken der Klitoris, sich nach Auskunft der Frauen nur durch die indirekte Stimulation sensationell überraschend schön anfühlen soll, was wiederum zeigt, es gibt beim Sex viele Umwege und indirekte Wege, die neue schöne Arten der Erregung wecken können, für die es aber eben viel Gefühl braucht.

Auch dieser Punkt am Ende der Wirbelsäule führt, wie die vordere Perle selbst, bei falscher, zu grober oder zu sanfter Berührung je nach Zeitpunkt, zu keinerlei Erregung. Dafür ein Gefühl zu entwickeln, nie zu meinen, sicher zu wissen, wie Frau funktionierte oder welche Knöpfe gedrückt werden müssten, ist, aus meiner geringen Erfahrung, die hohe Kunst beim Sex, der sich auf das Gegenüber einlässt, es wahrnimmt und sich eben feinfühlig um dessen Erregung bemüht. Dabei heißt feinfühlig immer auch, im entscheidenden Moment auch mal kräftiger oder grober sein sollen aber eben genau dann, nicht davor und nicht danach.

Guter Sex ist für mich darum immer ein Balanceakt auf dem Hochseil, bei dem du nie weißt, was als nächstes nötig oder richtig ist und dabei hilft auch alle Erfahrung nichts, weil jede Frau in jedem Moment anders reagiert, auch wenn es gewisse Ähnlichkeiten aufgrund der anatomischen Nähe schon gibt, verbietet sich jedes Schema, sondern die Kunst besteht genau darin, die richtigen mechanischen Bewegungen im richtigen Moment zu machen, was keiner vorausberechnen oder wissen kann, sondern worauf du dich eben mit Sexgefühl einstellen musst. Es gibt keinen situativen Ratgeber, dieses Buch wäre zu dick und zu komplex, da müssen wir uns auf unser Gefühl verlassen.

Vermute, das Gefühl am wichtigsten für das gute Zusammenspiel ist, auch wenn es manchmal nach der Natur einfach so funktioniert, weil es passt, beide in einem ähnlichen Erregungszustand sind oder warum auch immer, ist die Voraussetzung der Harmonie ein Gefühl füreinander, wie ein sich einlassen aufeinander. Dies verbunden mit guter Kenntnis der Anatomie, die Männern zumindest das Gefühl theoretischer Sicherheit gibt, was viele an Betriebsanleitungen so lieben und warum sich mancher Mann schon eine Betriebsanleitung für die weibliche Sexualität gewünscht hat.

Die meisten von uns wollen es ja gerne gut machen und ihre Partnerin befriedigen, ihr das Gefühl größten Glücks schenken und hätten darum gerne eine Art Schaltplan. Als ich anfing mich mit dem nervus pudendus und seinen neurologischen Funktionen zu beschäftigen, war ich zuerst auch völlig euphorisch und dachte nun den Punkt gefunden zu haben, mit dem weibliche Sexualität auf Knopfdruck funktioniert. Hielt die Funktion des Nervs typisch männlich für einen Schaltplan.

Den gibt es aber nicht, Auch wenn du anatomisch alles richtig machst und eine genaue Kenntnis der komplexen weiblichen Anatomie ist sicher eine Hilfe, es zu verstehen, kann ohne das richtige Gefühl für die richtige Situation alles schief gehen, dann passiert nichts. Es gibt nichts, was immer funktioniert und immer richtig wäre. In jeder Situation kann je nach Zeitpunkt, Bedingungen und vielem mehr, alles anders sein. Darum ist es so wichtig, nach meiner Erfahrung, die zugegeben überschaubar ist und weit unter 500 Beispielen liegt, sich auf die Situation einzulassen, nichts zu erwarten, sondern sich vorsichtig voran zu tasten, im wahrsten Sinne des Wortes, um ein Gefühl füreinander zu entwickeln, was beim one night stand selten nur gelingen kann.

Es braucht nicht viel Erfahrung für guten Sex, schadet zwar vermutlich nicht aber kann auch abstumpfen und mechanisch werden lassen, sondern ein Gefühl füreinander und Offenheit für die Empfindungen des Gegenübers. Sich darauf fragend und neugierig jedesmal wieder einzulassen, um mit jeder Begegnung Neuland zu erobern, weil zumindest jede Frau anders als die andere ist, scheint mir die Basis für guten Sex, der eben viel Gefühl dabei braucht. Das muss keine Liebe sein, was aber auch nicht schaden muss, es manchen sogar leichter macht, sich insoweit auch gegen moralische Skrupel zu öffnen, um einander gut zu tun. Wichtig ist nur mit viel Gefühl bei der Sache zu sein, um einander erspüren zu können, sich nicht nur ineinander irgendwie zu befriedigen, sondern wirklich Sex miteinander zu haben, was eine der schönsten Erfahrungen überhaupt sein kann. Liebe ist kein Muss beim Sex, Gefühl schon und alles andere ergibt sich aus der Bereitschaft aufmerksam aufeinander zu sein.

jens tuengerthal 15.7.20

Freitag, 14. August 2020

Erbgutkapital

Ist unser Erbgut ein kapitaler Wert?

Die Isländer haben ein Buch der Isländer online verfasst, indem alle Inselbewohner mit ihren Vorfahren und ihren genetischen Belastungen und Verwandtschaften erfasst sind. Auf dieses Buch hat jeder Zugriff, der einen isländischen Pass hat und kann sich mit dessen Nummer dort einloggen. Betrieben wird es von einer Firma, die mit den Daten Geld verdient. Wie Isländer sich davor schützen können durch die dort hinterlegten Daten je benachteiligt zu werden, weiß ich nicht, könnte aber spannend werden etwa im Bereich Krankenversicherung, womit wir schon im Bereich Kapital und Kosten sind.

Mit der Entschlüsselung unseres Erbguts tauchten viele neue Firmen auf, die auf dem riesigen Markt der Gentechnik schnelles Geld witterten und verdienten. In Europa obliegen sie teilweise, wie in Deutschland wesentlich strengeren Beschränkungen als etwa in den USA, auch Großbritannien ist in der Gentechnik liberaler als Zentraleuropa bisher.

Das Kapital für die Forschung am Genom muss aufgebracht werden und wer der Industrie schneller interessantere Ergebnisse liefern kann, bekommt mehr Drittmittel und die Höhe dieser Mittel wiederum entscheidet auch über die Höhe der staatlichen Förderung, womit die für den Markt interessanteste Forschung am leichtesten die höchsten Mittel akquirieren kann. Dahingestellt, ob das im Interesse der Wissenschaft oder der dies fördernden Gesellschaften ist, die sich von der Förderung die bessere Heilung von Krankheiten oder erblicher Schäden erhofft, von der sonstigen Grünen-Gentechnik hier einmal ganz abgesehen.

Manche fürchten, wir öffneten mit der Gentechnik die Büchse der Pandora oder nutzten als Zauberlehrlinge, den Besen, den wir nicht beherrschen. Es wird in der neuesten Forschung natürlich Neuland erkundet, dessen Folgen wir noch nicht ganz absehen können. Damit könnten wir ein hohes Risiko eingehen, falls kleine Veränderungen etwa am Erbgut, größere und gravierendere Folgen haben, als wir bisher absehen oder kalkulieren können, weil unser Horizont diesbezüglich noch nicht weit genug sein kann, weil wir noch nicht das ganze Zusammenspiel der verschiedenen biochemischen und neuronalen Verbindungen dort überblicken können, nur kleine Ausschnitte zu verstehen beginnen, mit denen wir aber am ganzen Körper arbeiten, ohne die Folgen vollständig kalkulieren zu können.

Damit werden Experimente an Menschen durchgeführt, die für die ganze Menschheit folgen haben könnten, von denen wir noch nichts ahnen, was klar gegen eine Anwendung am Menschen nach bisherigen Status des Wissens spräche.

Andererseits bietet die Gentechnik und die Arbeit mit dem Erbgut die Chance viele unheilbare und tödliche Krankheiten endlich behandeln, Patienten heilen zu können. Wie könnte nicht alles unternommen werden, um tausende Menschenleben zu retten, sei es bei der Behandlung von Krebs, AIDS oder aktuell Covid19 und seinen Varianten, über die wir auch noch wenig wissen, wäre die andere Frage, beginge nicht unterlassene Hilfeleistung, wer da die Forschung auch mit halbem Wissen unterließe, die so große Chancen uns bietet?

Auf dieser ethisch problematischen Basis, die keine sicheren Antworten geben kann, sondern eine Abwägung verschiedener suboptimaler Lösungen immer sein muss, die den besten und menschlichsten Kompromiss suchen, agieren nun am Kapitalmarkt notierte und erfolgreiche Unternehmen, die den möglichst größten Gewinn versprechen sollen, um so Anleger zur Investition zu locken. Sie verdienen Geld mit dem Wissen über das Erbgut und den Möglichkeiten dieses zu verändern, wofür Firmen Medikamente entwickeln oder Methoden des direkten Zugriffs geben.

Neuerdings wird immer mehr Geld heute von Unternehmen verdient, die uns vorgaukeln, sie könnten uns genaue Informationen über unsere genetische Herkunft geben, aus welchen Teilen also unser Erbgut zusammengesetzt und für welche angeblichen Rassen oder Regionen das spezifisch sein soll. Warum eine solche rassistische Praxis legal ist, die noch dazu bei zu geringer Tatsachengrundlage falsche Informationen vortäuscht, dafür aber Unmengen an Informationen über Erbgut von dafür noch bereitwillig zahlenden Kunden erhält, ist mir nicht ersichtlich. Diese neue genetische Familienforschung steht in bester Tradition der Nürnberger Gesetze und gehört, auch wenn sie nichts als saubere Gentechnik anwendet, dringend sanktioniert, da sie Rassismus und genetische Separierung unter dem vorgetäuschten Mantel der Aufklärung fördert.

Fragwürdig aber könnte auch sein, dass Firmen mit der Entschlüsselung des Erbguts Geld verdienen wollen und damit dem, was unser ureigenstes Erbmaterial ist, aus dem jede Zelle entsteht. Im Zeitalter des Internets ist Information und die Fähigkeit sie zur Verfügung zu stellen, das größte Kapital, wie wir an einem Unternehmen wie Google sehen können. 

Wem aber gehört das Erbgut, wenn nicht jedem einzelnen Menschen selbst?

Ist die Fähigkeit darin lesen zu können, mehr als eine Kulturtechnik, die jeder nutzen dürfen sollte wie Lesen und Schreiben?

Kann, wie es bisher schon in der Grünen-Gentechnik geschieht, an einem entdeckten Genom ein Patent angemeldet werden, damit dessen Nutzung und der daraus gezogene Gewinn einem Unternehmen zusteht oder gehört dies den einzelnen Menschen als lebenden Eigentümern?

Sofern damit dem Unternehmertum und der Forschung vorrangig Schutz vor dem Recht der Einzelnen an ihrem Genom gegeben würde, verlören diese damit das Eigentum und also auch das Recht, damit Gewinn zu erzielen an ihren eigenen Körper, damit gehörte die Kenntnis über die Zusammensetzung als Wissensschatz einem anderen und wir hätten dann, seit Abschaffung der Sklaverei erstmals wieder, eine neue Form fremden Eigentums am eigenen Körper, was sich scheinbar viele in den Auswirkungen noch nicht klar gemacht haben.

Schon die Grüne-Gentechnik hat vorgemacht, was passiert, wenn Unternehmen plötzlich Eigentum an von Ureinwohnern seit Generationen genutzten Pflanzen haben, welche Macht sie damit erwerben und wie sehr sie damit gegen den Gleichheitsgrundsatz und das selbstbestimmte Leben verstoßen hinsichtlich der Nahrungsmittel, die genutzt werden, des Saatguts, seiner Zusammensetzung und vieler anderer Bereiche.

Dies hat in der Landwirtschaft andererseits große Vorteile, macht die Verwendung von Giften unnötig und bietet größere Sicherheit bei den Ernten, die nicht mehr so schnell Schädlingen oder Veränderungen des Klimas zum Opfer fallen. Insofern die Erforschung teuer und aufwendig ist und eben zu einem nicht geringen Teil auch von Firmen bezahlt wird, ist es systemimmanent logisch, dass diese versuchen, den maximalen Gewinn dabei zu realisieren, um auf ihre Kosten zu kommen.

Fraglich jedoch sollte hier, wie noch viel mehr beim menschlichen Genom sein, wie die Gewinne zu verteilen sind und wie hoch der Anteil derjenigen sein müsste, deren Genom erforscht wird, ob die für sonstiges Eigentum geltenden Rechte hier noch anwendbar sind. Auch bei der Grünen-Gentechnik und ihren Folgen merken wir schon, dass die Arbeit am Erbgut unser ethisches System an seine Grenzen bringt und die Regeln des bürgerlichen Rechts nicht einfach übertragbar sein können auf die Natur.  

Es wird für die großen Krankheiten, mit denen sich die Menschheit in unseren Tagen quält, vermutlich keine Lösung ohne Gentechnik geben. Fraglich ob solche Hilfe oder heilende Medikamente, wie es längst der Fall ist, Eigentum von Firmen sein darf, die den Zugriff im eigenen Interesse nach den Gesetzen des Kapitalmarkts organisieren müssen, um ihren Gewinn im Interesse ihrer Anleger zu optimieren. Die dabei widerstreitenden Interessen ähneln denen bei der Kollision von Grundrechten. Das Eigentum des Investors, der sein Kapital möglichst optimal nutzen muss, stößt mit dem Eigentum am eigenen Körper zusammen, was, wäre es nicht so absurd, weil es ja um die menschliche Existenz geht, die es ohne Körper nicht gibt, noch zur Not auf einer Ebene diskutiert werden könnte.

Ob dabei das vorrangige Eigentum des Inhabers der Genome seines Körpers, Vorrang vor dem Wert des Wissens haben muss, das ihn retten soll, könnte juristisch sogar strittig sein. Unstrittig aber sollte sein, dass der Schutz des Lebens Vorrang vor dem des Eigentums hat, was die anderen Diskussionen überflüssig machte, sofern es hier einschlägig wäre. Vielleicht bietet der Schutz des Lebens und die Anerkennung des Eigentums am eigenen Körper, den Schlüssel zur Klärung der Verhältnisse auf lange Sicht und auch der manchmal erstaunlichen Verquickung von Medizin und Industrie, die eigentlich gegenläufige Interessen verfolgen müssten, folgte der Arzt noch den Prinzipien des Hippokrates.

Wir tragen alle unser Erbgut in uns und sollten uns des Wertes dieses Kapitals so bewusst sein, dass dieser auch einen Anspruch auf Beteiligung und Vergütung geben müsste, sofern wir die Regeln des Marktes im Bereich der Gesundheit für gut und zulässig halten, was jedoch mangels tauglicher Alternativen gerade keine weiterführende Diskussion wäre, also dahinstehen kann, sie gelten, auch wenn wir sie fragwürdig finden und es braucht also eine entsprechende Lösung statt absurder antikapitalistischer Rhetorik. Eine Lösung könnte es sein, die Bürger am Gewinn zu beteiligen oder die kostenlose Nutzung der aus dem Genom und seiner Kenntnis gewonnenen Produkte zu garantieren, was zwar den Gewinn der beteiligten Firmen verringerte aber dafür das Gesundheitssystem entlastete, ohne den Markt gleich völlig infrage zu stellen - vor allem auf Grundlage eines eigenen Rechts, die Position der Bürger gegenüber Staat und Industrie stärkte, was endlich wieder liberale Freiheitsrechte ohne den Schrei nach dem Sozialstaat stärkte.

Es gibt den Kapitalmarkt und er gibt auch viele Chancen, Dinge zu realisieren. Dagegen zu argumentieren, dass Unternehmen Gewinne machen wollen, weil wir es ethisch fragwürdig finden, führt selten langfristig weiter. Die Gewinne und den Markt zu nutzen, um die Beteiligung zu verbessern, böte der Gesellschaft dagegen eine Chance, die nachhaltiger gerecht sein könnte, als die vielen schief gegangenen Versuche in den Fußstapfen von Marx & Co in den letzten 100 Jahren. So betrachtet liegt in der unternehmerischen Nutzung des menschlichen Genoms vielleicht eine Chance für eine Stabilisierung der Demokratie und der Gesellschaft, die höher sein könnte als das momentane ethische Risiko des Umgangs damit bei unklarer Tatsachengrundlage, sofern wir es wagen den Gedanken des Eigentums am Genom zu Ende zu denken, liegt es nahe, die damit erzielten Gewinne gerecht zu verteilen, ohne dafür den Markt infrage stellen zu müssen.

jens tuengerthal 14.8.20

Mauerbauern

Gestern erinnerte Berlin
An den Mauerbau noch
Heute möchte ich gerne
Wenn auch irgendwie ungern
Mal wieder daran erinnern
Dass die Erben derjenigen
Die Mauern bauten sich
Heute Linke nennen nur
Zum Glück Opposition sind
Im Bund noch aber längst
Regierung in Berlin wurden
Wer sie wählt wählt damit
Die Erbauer der Mauer
Wie ihre Erben mit die einst
Die bürgerliche Kultur in
Ostelbien nachhaltig zerstörten
Für eine totalitäre Ideologie
Die Saat diese Mauer sitzt
Tief noch in den Köpfen
Wer heute mit deren Erben
Koaliert ist für Bürger unwählbar
Verspottet damit die Mauer
Wie deren Opfer alle noch
Ideologie verharmlosen weil
Wo links genannt tolerabel
Zeugt nur von Blindheit
Auf einem Auge die leider
Zunehmend normal wird
Sozialismus war immer totalitär
Gleicht darin anderen Ideologien
Verteidigen wir in Erinnerung
An die Mauer lieber die Freiheit
Statt deren Erben zu tolerieren
Damit der Spuk ein Ende findet

jens tuengerthal 14.8.20

Donnerstag, 13. August 2020

Blutgeld

Wie sehr ist unser Körper Kapital geworden?

Blutgeld meinte im germanischen Recht den Betrag, den ein Täter an die Angehörigen seines getöteten Opfers zahlen musste, andererseits wird damit heute noch der Belohnung bezeichnet, die derjenige bekommt, der einen Mörder oder sonstigen Verbrecher anzeigt.

Im Neuen Testament wird das Geld, was Judas für den Verrat Jesu erhält auch als Blutgeld bezeichnet, jedoch handelt es sich dabei lediglich um Bestechungsgeld, weil Judas keinen Straftäter verriet, worüber heute vermutlich gestritten würde, da Jesus als permanenter Unruhestifter auch als Terrorist gelten könnte, wie Dostojewski schon so stark in seinem Großinquisitor vorführte.

So betrachtet hat der Körper schon lange einen Wert, der als berechenbar gilt. Das Leben eines Europäers ist etwa 1,6 Millionen Euro wert, das eines Afrikaners vor Ort deutlich weniger, wie Gerichte durchschnittlich entscheiden.

Darüber hinaus aber hat der Handel mit Organen und anderen Körperprodukten wie Blut, Sperma und Eizellen einen ganz eigenen Markt geschaffen, der vielfach längst an der Börse notiert, auch Gegenstand der Spekulation am Kapitalmarkt ist.

Auf diese Verquickung, die in Europa teilweise bei Organen und Eizellen aus moralischen Gründen beschränkt wurde, weist Christina von Braun in ihrem Buch Blutspuren hin und zeigt damit, was Blutgeld heute eigentlich ist.

Von den 148.000 Blutspenden, die patriotische Amerikaner nach 9/11 wirklich spendeten, wurden nur etwa 248 für die Versorgung der Opfer verwendet. Der weitaus größere Teil ging in die Blutindustrie, die das Plasma für Medikamente und zu sonstigen Zwecken verwendete, daran gut verdiente.

Der Markt auch für eigene organische Produkte und das eigentlich Eigentum der sogenannten Spender wie ihre weitergehende Haftung bei Spermien und Eizellen, der sich viele nicht bewusst sind, könnte auf einen freiheitlichen Umgang damit hindeuten, den es aber de facto nicht gibt.

Tatsächlich heißen die Empfänger von Blut, Eizellen und Sperma nicht umsonst Blut- bzw. Samenbanken. Diese und die Industrie dahinter verdienen gut auf dem Markt, Kunden zahlen reichlich. Die eigentlich Eigentümer der Körper aber werden ganz passend Spender genannt, bekommen nur einen kleinen Obolus für ihre Körpersäfte und zählen oft zu den Ärmsten der Gesellschaft. Entsprechend sind die Spenderzentren in den USA meist in den ärmsten Gegenden angesiedelt.

So bildet das Blutgeld am Kapitalmarkt die tatsächlichen sozialen Verhältnisse nur ab. Fraglich wäre, was eine gerechte Alternative wäre und wie die sogenannten Spender gerecht beteiligt werden könnten am Gewinn, der mit ihren Körperprodukten erzielt wird.

Hier könnte fortbestehendes Eigentum eine Lösung anbieten oder eine Beschränkung des Marktes, die aber vermutlich wirkungslos auf dem Weltmarkt verhallte, solange dieser keiner einheitlichen ethischen Kontrolle unterliegt.

Blut, das unser Lebenssaft ist, gerne zur Bezeichnung von Verwantschaft genutzt wird, ist so auch zum Produkt des mächtigen Kapitalmarktes geworden. Fragen wir uns noch oft genug, was unser Menschsein ausmacht und ob wirklich alles am Markt handelbar sein muss?

Wer könnte Grenzen ziehen, wenn wir ethisch der Meinung sind das nicht?

Trage seit Jahren natürlich einen Organspenderausweis, finde das richtig und vernünftig, mit meiner Leiche kann die Wissenschaft machen, was sie will. Aber gehörten nicht meine Erben zumindest dafür angemessen entschädigt?

Kann es richtig sein, dass wir Individuen als edle Spender gehalten werden, während Banken mit unserem Körper viel Geld verdienen?

Es stellen sich viele Fragen zum Blut heute neu, vor allem aber, wie wollen wir leben und welche Werte bestimmen unser Sein.

jens tuengerthal 13.8.20

Klimareisen

Corona machte allen deutlich
Die Zeit des Reisens ist vorbei
Manche brauchen noch etwas
Bis sie die neue Zeit verstehen
Hoffen es geht weiter wie zuvor
Doch das weiter so scheitert
Spätestens am Klimawandel
Wenn nicht zuvor die Seuchen
Alle Uneinsichtigen dahinraffen
Natur sich damit selbst heilt
Wird der Klimawandel mit stets
Neuen Katastrophen aufräumen
Unter den noch Überlebenden
Warum es Zeit ist für endlich
Klimaneutrales Reisen ohne
Sich wegzubewegen mit den
Schon gedruckten Büchern
Was Menschen mit Geist genügt
Bei denen ohne hilft auch kein
Reisen für weiteren Horizont
Wie lange es noch dauern wird
Bis sich die Vernunft durchsetzt
Entscheidet darüber wieviele
Menschen noch geopfert werden
Für ein untaugliches Vergnügen
Mit unkalkulierbarem Risiko
Wer weitermacht tötet also
Was Verantwortung weckte
Bei denen die es fühlen denn
Reisen ist schlicht asozial
Bücher gefährden niemand
Erweitern Horizonte nachhaltig
Reisen um die Welt stehen
Bei mir zahlreich im Regal
Andere waren bereits überall
Nachäffen oder hinterherlaufen
Um sich als Forscher zu fühlen
Ist ein zu lächerliches Hobby
Dafür weiter Leben zu opfern
Das Klima mehr zu gefährden
Ist bestenfalls unverantwortlich
Lest lieber Bücher anstatt
Die Zeit der Reisen ist vorbei
Erobern wir das Leseland mit
Klimaneutralen Reisen die
Für Generationen gedruckt
Schon lange bereitstehen
Wirklich den Horizont erweitern
Die Chancen stehen sehr gut
Dass dann mehr bei sich
Endlich ankommen

jens tuengerthal 13.8.20

Mittwoch, 12. August 2020

Flaneurlust

Den Flaneur reizt der Blick
Ihn befriedigt es flanierend
Sinnlich schönes zu entdecken
Es ist die Liebe auf einen Blick
Ohne jede Berührung betasten
Nur die Augen das Objekt der
Vorübereilenden Begierde in
Der rastlosen Großstadt die
Immer beschäftigt schon im
Wesen Kontrapunkt der stets
Schwebenden Leichtigkeit des
Bindungslos verbindlichen
Flaneurs als Gentleman ist
Dessen Lust ihren Gipfel
Allein in Blicken wie Gedanken
Als orgiastisches Verweilen
Im Glück des Seins findet

jens tuengerthal 12.8.20

Sommererotik

Der Sommer zeigt sich am Ende
Nochmal besonders heiß was zu
Leichterer Kleidung Lust macht
Es so doppelt heißer werden lässt
Am liebsten wären die meisten
Ganz nackt statt zu schwitzen
Was Natur aber keine Erotik wäre
Doch zeigt was guter Sitten wegen
Noch gerade getragen wird mehr
Als es verbirgt und erhöht noch
Den Reiz beim Gang um den Platz
Wo mehr oder weniger spärlich
Bekleidete schöne Menschen 
Andere übersehe ich einfach
Sehe nur viele Schöne um mich
Mehr von sich zeigen als sonst
Zwar lässt schon die Vorstellung
Sich wildem Sex hinzugeben
Schon zu sehr schwitzen als das
Die Ausführung hier nötig wäre
Der Reiz bleibt bloß visuell als
Erotischer Augenblick verfliegend
Doch freut sich das Auge um so
Mehr am hier und dort Tiefblick
Oder den Kurven umspielenden
Stofffetzen die Wäsche zeigen
Was manche nur in kauf nehmen
Nutzen andere sichtbar verspielt
Zu zeigen was sie zu bieten haben
Auf diesem städtischen Marktplatz
Der Sommererotik den der Flaneur
Genüsslich mit offenen Augen wie
Freude am Detail nun umschlich
Langsam genug nicht zu zerfließen
Rasch genug nicht aufzufallen
Manchmal erschöpfte oder freche
Blicke lächelnd erwidernd ohne
Jede weitere Absicht zeigt sich
Berlin von seiner schönsten Seite
Wenn hinter der nächsten Ecke
Sichtbare Kurven stoffumspielt nur
Mehr zeigen als verbergen weißt du
Wieder wie schön das Leben doch
In dieser Stadt im Sommer sein kann
Im berührungslosen Genuss der die
Erotik des Sommers fliegen lässt

jens tuengerthal 12.8.20

Aufklärungsgefühl

Mit Martin Mosebach über die Aufklärung und ihre führenden Köpfe zu lesen, ist ein wenig wie mit dem abgedankten Papst über erotische Literatur zu debattieren. Da schreibt ein hochgebildeter Mann aus bestem bürgerlichem Haus, der genau darauf auch wert legt aber zugleich eben auch ein erzkatholischer Anhänger der lateinischen Messe und der Rückkehr hinter die Reformen des II. Vatikanum ist, der Antiaufklärer schechthin, der noch Nicolaz Goméz Davila traf und den konservativen kolumbianischen Aphoristiker sehr verehrt, der die Aufklärung als geistiges Grauen behandelt für seine Werte, als leichtfertige Bewegung, die nichts als Unruhe in die von Gott für ihn festgefügte Welt brachte.

Nun ein sprachlich so brillantes wie teuflisches Essay in dem Band Schöne Literatur gelesen über die Herausgabe der Briefe von Madame du Châtelet, der Geliebten Voltaires, die bei der Geburt des Kindes schließlich starb, dass ihr ein wesentlich jüngerer Liebhaber machte, den sie, wie Mosebach genüsslich zitiert, bis zum Wahnsinn liebte, ohne dass es diesen größer tangierte, da dieser, die von ihr auch im Titel dieser Ausgabe propagierte Kunst, etwas weniger zu lieben, wohl beherrschte, die den Liebenden die Kontrolle und die Macht lässt, die ansonsten so gerne völlig verloren geht.

Da ist die Châtelet ganz Dame ihrer Zeit und Kind der Aufklärung, verficht die Grundsätze ihres lange Geliebten Voltaire, der sie doch eines Tages verließ, die Übersetzerin Newtons, kluge Mathematikerin und Mitarbeiterin unter anderem d’Alemberts und Diderots an der Encyklopädie, auch wenn sie wie in ihren Briefen lesbar Mensch und an der Liebe leidend ist, hält sie noch prinzipiell die Grundsätze der Vernunft hoch und erkennt wie wenig Rettung die Liebe und der Wahnsinn bieten, auch wenn sie, allzumenschlich in ihren Briefen, diesem gelegentlich verfällt als hoch emotionaler Mensch.

Eine großartige vielfältige Frau der Zeit der Aufklärung, die jung unglücklich verheiratet, dennoch ihren eigenen Weg ging, nicht nur Geliebte Voltaires war, sondern dessen Denken entscheidend mit ihrer klaren naturwissenschaftlichen Weltsicht prägte, großen Geistern wie Holbach und Grimm nahe stand, mit der ganzen aufgeklärten Welt korrespondierte und dennoch nüchtern und gut rechnen konnte, Naturwissenschaftlerin war, die in ihren späten Liebesbriefen, der unglücklichen Verehrung des jungen Gigolo, sich aber als ganzer vielseitiger Mensch auch voller Gefühl und Leidenschaft jenseits aller Berechnung entpuppt, was Mosebach ihr etwas bösartig, aber für ihn vermutlich erwartungsgemäß, als einzig menschlich auslegt.

Mosebach ist klug und gebildet genug zu wissen, wo er in diesem 1999 in der FAZ erschienen Artikel, der eine Herausgabe der Briefe kommentiert, den Dolch ansetzt, die Aufklärung als absurd und unmenschlich, weltfern darzustellen und die Protagonistin in die leidende Frauenrolle zu drängen nach katholischem Muster, die eben ihrer Natur entspräche, nur weil sie zufällig bei der Geburt starb, auch wenn sie der Tod nicht interessierte, wie sie Lukrez und Epikur zitierend, also klar antikatholisch geschrieben hatte. Das scheint Mosebach unvorstellbar und da ist er ein schlichter Gefangener seiner beschränkten Glaubenswelt, der alles außer ihr nur lächerlich herabwürdigen kann, statt sich mit dem ganzen Menschen Madame du Châtelet auseinanderzusetzen, die so vielfältig wie klug war, bügelt er hier, eine große Aufklärerin nach katholischer Manier billig ab und nennt es nur menschlich, wo sie der Vernunft fern im Liebeswahn dem Geliebten schrieb, was ein so gerinschätziges Frauenbild offenbart, wie den Reaktionär und Feingeist in sehr ungünstigem Licht erscheinen lässt. 

So sehr Mosebach für seinen feinen kritischen Blick auf die Literatur zu loben ist, etwa in dem Essay über Flaubert, den er fein beschreibt und schildert, so platt und durchsichtig agitatorisch wird er beim Bericht über eine große Aufklärerin, wollte ich dem klugen Frankfurter freundlich, würde ich sagen, war eben nicht sein Thema und es gibt keinen Grund, anders als freundlich zu sein, in der besten aller Welten - aber dieses Essay kann doch nur als Mahnung, wie es nicht gemacht werden sollte, empfohlen werden und wie ein reaktionärer Horizont versucht ein Frauenbild zu zementieren, wenn auch auf elegante Art, was nicht mehr in die Zeit passt und gegen das jeder emanzipierte Mensch protestieren muss.

jens tuengerthal 12.8.20

Impfpopulisten

Putin beginnt als erster zu impfen
Der Patriot russischer Größe fühlt
Ähnliche Bedeutung wie bei Sputnik
Markiert wieder den starken Macher
Lässt sogar seiner Tochter vorab als
Autoritären Vertrauensbonus impfen
Was an sowjetische Zeiten gemahnt
Wie seinen Populismus offenbart
Der nie in der Demokratie ankam
Wege der Sicherheit dafür umgeht
Die gut bezahlte Anwälte erstritten
Warum jeder Arztbesuch bereits zum
Aufklärungshorror für viele wird deren
Ängste in Eventualitäten noch steigen
Es gehört die Einwilligung in alles heute
Zur Mutprobe vor jedem Eingriff der dann
Ungeahnte Gefahren mit sich bringen kann
Warum sich fragt wie so viele noch leben
Trotz vielfach ärztlicher Behandlungen aber
Es ist diese Aufklärung eben auch ein
Produkt des Rechtsstaates wie der endlich
Mündigen Patienten die nicht länger mehr
Halbgötter in Weiß anbeten müssen um
Ohne Wissen auf Heilung nur zu hoffen
Sondern berechenbare Therapien bekommen
Was in Russland gerade umgangen wird
Mit hohem Risiko für alle Teilnehmer die
Jenseits der Studien behandelt werden
Die Wissenschaft für erforderlich hält
Damit erhöht Putin das Risiko etwaiger
Fehlschläge und Nebenwirkungen bei
Impfungen eklatant was riskanter ist
In Anbetracht aufgeheizter Stimmung
Etwa in Deutschland wo Impfgegner sich
Mit Homöopathen auf Corona-Demos treffen
Verschwörungstheorien laut zu verbreiten
Obwohl der starke Mann im Kreml bei den
Populisten links wie rechts noch hohe
Zustimmung erhält der auch diese Aktion
Vermutlich nichts anhaben wird weil das
Politische Gefühl hier viel stärker ist als
Kritische Vernunft je sein könnte zumal
Wo Wellen des Populismus hoch wogen
Verstand nicht sehr gefragt mehr ist
Auch wenn Russlands Vorstoß nun
Wissenschaftlich klingt ist es doch
Wieder nur schlechter Populismus der
Im Ergebnis mehr schadet als nutzt
Weil er das Vertrauen in Impfungen
Die notwendig zur Überwindung sind
Schwinden lässt für Wettbewerb der
Mit Regelverstoß falschen Glanz nur
Auf vermeintliche Sieger wirft die eher
Disqualifiziert gehören wie unter Putin
Russland groß im Doping stets blieb
Ohne wirkungsvoll bestraft zu werden
Wirft auch dieser Impfwettkampf der
Gegen alle Regeln verstößt alleine
Ein Licht auf schlechte Politik Putins
Der Aktionismus in Diktatorenmanier
Benutzt für Momente zu glänzen
Bleiben wir ruhig und vernünftig besser
Potemkinsche Dörfer haben nur große
Fassaden aber immer wenig dahinter

jens tuengerthal 12.8.20

Dienstag, 11. August 2020

Lebensrelativ

Ist das Leben absolut wertvoll
Oder je nach Umständen relativ
Wann wissen wir es zu schätzen
Wo findet Quälerei besser ein Ende
Ist die Würde absolut dazugehörig
Relativieren wir sie nach Umständen
Was schützen wir absolut daran
Warum werdendes Leben relativ
Welchen Grund gibt es für ein Ende
Oder nie einen weil Leben absolut ist
Wäre Sterbehilfe dann ein Mord
Viele Fragen stellen sich zum Leben
Seinem Wert in der Relation zu den
Umständen mit denen wir leben
Unser Staat schützt Leben absolut
Bis auf das werdende aus Gründen
Der Grundrechte werdender Mütter
Was manche Katholiken als relativ
Schwierig empfanden während andere
Pragmatisch vernünftiger dachten statt
Von Glaube Staat bestimmen zu lassen
Für den nur Leben nach dem Tod absolut
Das hier geschützte aber nur relativ
Wertvoll immer war was schwierig
Mit irgend Vernunft vermittelbar noch
Doch haben wir bei Sterbenden immer
Wieder mit dem relativen Wert des
Verbleibenden Lebens zu tun was
Besonders liebende Angehörige oft
Schmerzlich umtreibt ohne Antwort
Die irgend Gewissheit böte weil wir
Außer dem Leben absolut nichts haben
Was sicher wäre nur der Aberglaube
Verkündet gerne ohne Garantie anderes
Aber das ist relativ egal solange wir leben
Danach aber auch weil wir nicht mehr sind
Was es uns wert ist zu entscheiden aber
Bleibt eine schwere Entscheidung immer
Nach Glück zu streben eine Antwort
Mit Lust und Liebe leben ein Weg

jens tuengerthal 11.8.20

Lustrelativ

Gibt es die absolute Lust
Was wäre sie wenn oder
Ist sie wie alles nur relativ
Von Umständen abhängig
Nie für immer definierbar
Wüsste es immer weniger
Nach allem was ich probierte
Weiß ich was ich sehr mag
Wo ich mich angemacht fühle
Aber auch das schwankt nach
Den sonstigen Umständen wie
Das Verhalten dabei wechselt
Je nach Stimmung und Situation
Was sanft zärtlich beginnt kann
In wilde heiße Lust umschlagen
Auch erste große Geilheit wird
Unter zarten Küssen sanfter Sex
Der vollkommen dann erscheint
Obwohl ohne alle Leidenschaft
Kann langsamer Sex erfüllend sein
Im anderen Moment braucht es viel
Kraft und Hingabe an den Moment
Um gemeinsam zu genießen was
Die Krönung des guten Sex ist
Wie die Berührung der Klitoris nie
Gleich ist als wäre es ein Knopf
Der weibliche Lust auslöst sondern
Sich wechselnd den Umständen wie
Der Lust anpasst die auch zeigt wie
Der nervus pudendus reagiert mal
Direkt berührt wild macht zuerst aber
Vorsichtig indirekter stimuliert die Lust
Erst langsam wecken kann ist die
Geteilte Lust flexibel und wandelbar
Dabei braucht es viel Gefühl für die
Situation an die sich Berührungen
Wie Bewegungen miteinander anpassen
Vollkommen und ganz zu genießen
Keinen absolut gültigen Fahrplan je
Gleichzeitig zu Kommen schien mir
Lange Zeit als der Gipfel aller Lust
Doch ist das Nachbeben der Liebsten
Die selig in deinem Arm dann liegt
Mindestens genauso erfüllend noch
Weil es auch das emotionale Moment
Beim Sex schenken zu wollen bedient
Inzwischen brauche ich keinen Gipfel
Mehr zu besteigen um das Glück ganz
Genießen zu können weil die Lust mehr
Als nur Höhepunkte ist wie die Alpen
Weit mehr als ihre nur Gipfel sind sich
Wahre Schönheit in tiefen Tälern zeigt
Der Genießer nichts absolutes braucht
Lieber relativ häufig länger genießt
Um mehr von der Lust zu haben
Statt nach oben zu galoppieren
Lieber im gemächlichen Trab alles
Ganz und in Ruhe zu genießen weil
Große Lust am schönsten ist wo sie
Gekommen ist um zu bleiben statt
Sich nur ineinander zu erschöpfen
Im Überfluss der Lust ergossen kann
Manche Überschwemmung wohl gut tun
Doch bleibt von langsamer Lust mehr
Für beide miteinander übrig weil Lust
Niemals Leistungssport sein sollte auch
Wenn Sex körperlich genauso wirkt
Aber auch da gibt es gute Sprinter
Wie ausdauernde Läufer oder auch
Hoch- wie Weitspringer je nach Ort
Möge es jeder auf seine Art genießen
Nur absolut sollte es nie sein damit
Relativ genug Zeit bleibt noch sich
Voller Lust einander hinzugeben

jens tuengerthal 11.8.20

Liebesrelativ

Die Liebe ist absolut relativ
Sie ist absolut im Moment
Bei nur relativer Gültigkeit
Auf Dauer betrachtet was
Bei der Realisierung äußerst
Schmerzhaft sein kann ist
Die der Liebe innewohnende
Logik nach ihrer Natur ohne
Als Betroffener zu fabulieren
Scheint sie wie eine Krankheit
Die den Geist eher verwirrt
Jeden sonst klaren Blick trübt
Solange wir von ihr gefangen
Manchmal überlebt sie uns
Was als Traum lebendig bleibt
Macht meist eher nur traurig
Da Liebe eben Leben fordert
Vollzogen wie gelebt werden will
Zehrt sie einsam nur noch womit
Nicht mehr Geliebte wie Überlebende
Leben lernen müssen was am besten
Mit gehöriger Relativierung geht aber
Vielen schwerer fällt als einst Liebe
Die kommt um zu bleiben wenn wir
Uns trauen sie zu lassen was auch
Vielen aus Erfahrung schwer fällt
Warum sie nur noch relativ wenig
Zulassen weniger verletzlich zu sein
Was die falsche Relativierung aber
Sein könnte auf der Suche nach
Dem großen gemeinsamen Glück
Was nach vielen Versuchen endlich
Einmalig für immer sein soll auch
Wenn Vernunft lehrte es als relativ
Für den wunderbaren Moment besser
Zu genießen als verweilte der Augenblick
Doch ohne Risiko kommt keine Erfüllung
Was die Liebe relativ gefährlich macht
Aber dafür so absolut schön auch
Wenn wir ausnahmsweise wagen
Was jedesmal absolut neu scheint
Entgegen aller relativierenden Erfahrung
Womit sich am Ende wieder zeigt
Die Liebe lässt sich nicht greifen
In ihrem Schwanken zwischen
Absolut und relativ im Wesen
Wir können sie nur genießen
Was genug immer sein sollte

jens tuengerthal 11.8.20

Montag, 10. August 2020

Bücherwechsel

Wechsle gern die Bücher
Nach Stimmung und Thema
Lese lieber viele lange als
Eines schnell zu Ende weil
Die Abwechslung den Genuss
Noch zusätzlich erhöht aber
Vor allem auf ewig verlängert
Andere wechseln Programme
Etwa beim Fernsehen was mir
Eher fern liegt der lieber viele
Bücher abwechselnd liest dem
Leser eher nahe liegend warum
Steter Wechsel das Leben auch
Immer wieder aufegend verlängert
Im Leben zwischen Bücherstapeln

jens tuengerthal 10.8.20

Versagermahnmal

Trump will sich verewigen lassen
Am berühmten Mount Rushmore
In Stein gehauen werden wie seine
Großen Vorgänger einst wurden
Bevor die Geschichte ihn erledigt
Als unfähigsten aller Präsidenten
Der die meisten Amerikaner durch
Präsidiales Versagen bei völliger
Uneinsichtigkeit auf dem Gewissen hat
Die Welt und sein Land von einer
Krise in die nächste stürzte die
Durch seine Unfähigkeit wie auch
Totale Inkompetenz begründet ist
So gesehen wäre ein Mahnmal
Sicher eine gute Idee um kommende
Generationen vor dem Populismus
Gepaart mit Dummheit zu warnen
Die mangelnde Bildung für einen
Ausweis seines Talents hält an dem
Es offensichtlich am ehesten mangelt
Ob dieses Großmaul noch einsieht
Was er seinem Land andtat ist unklar
Viel hat er bisher nicht begriffen doch
Wäre ein Mahnmal für bald schon
Zweihunderttausend Tote angemessen
Vielleicht auch als Zielscheibe dann
Für die Wut danach wenn alle begreifen
Wie dieser Mann Amerika zurückwarf
Mit kurzsichtiger America first Politik
Die Zeichen der Zeit völlig verkannte 
Als Führungsmacht erledigte wie dann
In der Krise zusammenbrechen ließ
Ohne je Verantwortung zu übernehmen
Vielleicht würde Amerika etwas lernen

jens tuengerthal 10.8.20

Habenichts

Die freie Gesellschaft definiert
Den Erfolg zuerst durch Besitz
Ein Habenichts ist also erfolglos
Auch wenn er überlegen wäre
Weil unabhängig vom System
Weiter dächte als Teilnehmer
Würde er nichts gelten weil der
Erfolg an die systemimmanente
Leistung geknüpft wird statt den
Geistigen Wert oder Wohlbefinden
Als Maßstab dafür zu wählen doch
Waren es selten oder nie diejenigen
Die ihre Existenz an Geld hängten
Welche die Gesellschaft veränderten
Sondern eher diejenigen welche es
Um der Sache wegen taten was
Dafür spräche die Gewichtung nun
Endlich zu ändern damit alle ein
Auskommen haben dafür dann ihre
Fähigkeiten unabhängig nutzten
Statt nur den schnellen oberflächlichen
Markt als Maßstab noch zu wählen
Andererseits liegt der Markt auch
In der Natur des Menschen da dort
Jeder nach seinen Fähigkeiten nach
Erfolg und Glück streben kann wenn
Die Bedingungen frei und gerecht sind
Nicht Monopole weiter alles dominieren
Alle Bürger bereits zu den Sklaven der
Erbsenzähler machte statt den Staat
Unabhängig vom Markt zu sehen
Wäre das jemals realistisch noch
Oder ein Sieg totalitärer Ideologien
Die Freiheit für Schutz beschneiden
So fragt sich ob nicht der Habenichts
Eigentlich der Erfolgreichste Bürger
Wäre weil er den Zwang überwand
Ein Grundeinkommen was ich lieber
Bürgergeld nenne um damit dabei das
Bürgerliche Element zu betonen was
Jenseits der Märkte existieren könnte
Erlaubte eine neue Existenz in einer
Kultur die sich ihres Wertes auch
Bewusst wäre jenseits aller Preise
Die der Markt zufällig gerade fordert
Das System würde Freiheit anerkennen
Statt konformes Verhalten zu verlangen
Wagten wir uns dies zuzutrauen aber
Solange mehr Neid und Misstrauen
Die vermessene und berechnete Welt
Regieren wird es schwierig diese Kultur
Als wertvoll zu kultivieren da der Staat
Nur ein System für zulässig noch hält
Ist es Zeit dem Nichts wert zu geben
Um zu entdecken was sonst da ist

jens tuengerthal 10.8.20

Kandidatenkür

Die SPD macht vieles falsch
Kaum einer kennt schon die
Vorsitzenden namentlich als
Peinliche Sieger des linken
Flügels der alten Partei die
So oft ins torkeln gerät wenn
Beide Seiten sich bekämpfen
Kaum noch fliegen kann weil
Harmonischer Flug logisch
Auch einen harmonischen
Flügelschlag braucht statt
Hysterisch lautem Geflatter
Nun aber machte sie völlig
Überraschend alles richtig
Kürte Scholz zum Kandidaten
Für die Zeit nach Merkel
Was eine große Chance ist
Den Kandidaten zu etablieren
Der Staatsmann klar kann
Für die gemäßigte Mitte steht
An Schmidt etwas erinnert
Erwischte die Christdemokraten
Damit eiskalt warum jene nun
Lautstark lästern um abzulenken
Es hätte schlimmer kommen
Können denk ich und der könnte
Kanzler ohne weiter zu spalten
Was daraus wird bis nächstes Jahr
Zeigt die Zeit in aller Ruhe
Viel Zeit ihn zu verbrennen
Zumindest mal Presse auch
Ohne lächerlichen Ausschluss

jens tuengerthal 10.8.20

Sonntag, 9. August 2020

Büchergeliebte

Habe so manche Geliebte
Unter meinen Büchern und
Wie gerne gebe ich mich
Ihnen wieder lustvoll hin
Entblöße sie ganz langsam
Seite für Seite auch sinnlich
Lasse den Geist unter ihnen
Beben und erlebe so stets
Neue Höhepunkte als Leser
Gestehe ganz offen ich finde
Lesen schöner Bücher geil
Weil es mich so tief berührt
Den besten bin ich ganz treu
Besuche sie seitenweise gern
Auch immer wieder lasse mir
Beim erotischen Akt des Lesens
Als großer Genießer alle Zeit
Quickies mit seichter Lektüre
Oder Paperbacks sind eher
Für Anfänger oder unterwegs
Der beste Sex mit Büchern
Nimmt sich Zeit und ist dabei
In feinem Material gebunden
Wenig lohnt sich so sehr wie
Die Hingabe an gute Bücher
Die doppelt alles zurückgeben
Erregen unterhalten belehren
Ein wahrhaft orgiastisches
Wohlgefühl in mir hinterlassen
Befriedigung schenken die
Länger fortwirkt als vieles
Was Erotik sonst anbietet
Die so oft sportlich endet
Geistige Wesen reduziert
Auf bloß tierisches Verhalten
Was fraglos bebend schön ist
Aber weniger hinterlässt als
Der gute Sex mit Büchern

jens tuengerthal 9.8.20

Daumig

Über den Daumen sagen wir
Um ungefähre Peilung oder
Etwa geschätzte Berechnung
Als stimmig nur ungenau noch
Zu benennen aber zugleich
Drücken wir auch die Daumen
Wenn wir Glück wünschen
Was auf alle Sitten zurückgeht
Wie Montaigne im Essay erzählt
Der es auf Tacitus verweisend
Germanischen Häuptlingen als
Ursprünglichen Ritus zuschreibt
Die es beim Händedruck taten
Wie geritzt Blut so tauschten
Ihre Bruderschaft zu besiegeln
Andere amputierten die Daumen
Im Kampf und am Rudern die
Gegner für immer zu hindern
So spielen die Daumen seit
Uralten Zeiten eine große Rolle
Für Treue wie Kampfkraft von
Der uns heute eher sagenhafte
Erinnerung über die Zeiten blieb
Im ungenauen peilen wie im eher
Abergläubigen Glückwunsch der
Dennoch Tradition uns wurde
Wie so manche Rituale die wir
Zu selten noch hinterfragen
Kritisch denkend zu bleiben
Sich dies bewusst zu machen
Könnte ein Stück Aufklärung
Weiter zur endlich Befreiung aus
Selbstverschuldeter Unmündigkeit
Also gut sein auch ohne es noch
Am Daumen mit pi zu messen
Womit es am Ende wieder 
Von Montaigne zu Kant ging

jens tuengerthal 9.8.20

Überfluss

Manchmal verspielen wir
Was kostbar sein könnte
Für trügerische Hoffnung
Des Vielleicht leichtfertig
Dann wieder kommt auch
Unerwartet schönes noch 
Dazwischen ohne Wissen
Was wird oder bleibt ist
Alles im steten Fluss
Seiner wie unserer Natur
So liebten wir uns bis zum
Überfluss voller Erwartung
Die nur enttäuschen konnte
Weil keiner da sein kann
Der nicht wirklich da ist
Wo andere ihn erwarten
Das Kommen und Gehen
Geht immer weiter bis wir
Wider alle Erwartung einfach
Stehen bleiben da zu sein
Komme was wolle was
Logisch nicht lohnen kann
Aber wann ist Liebe das
Schon und überhaupt

jens tuengerthal 9.8.20

Samstag, 8. August 2020

Bücherorte

Wohnungen mit Büchern sind
Wohlfühlorte für mich während
Sonst wenig mich so fesseln kann
Zeigt eine schöne Bibliothek viel
Von ihren Bewohnern die sich
Als Leser dabei offen zeigen
Viele interessiert eher was wer
Für einen Beruf hat oder wohin
Es diejenigen im Urlaub zieht
Was sie von der Welt sahen
Welches Auto sie fahren wie
Gediegen sie eingerichtet sind
Was sie anziehen oder auch
Unter ihren Kleidern tragen
Zwar freue ich mich auch sehr
An schöner Wäsche bei Damen
Falls ich sie mal sehen darf
Was Glück genug sein kann
Doch interessiert mich mehr
Welche Bücher sie lesen
Ob sie eine Bibliothek haben
Wie sehr sie Literatur lieben
Was ihnen als Leser wichtig ist
Da können sie so sexy sein
Wie nur irgend vorstellbar
Sofern Netflix die Bibliothek
Bereits ersetzt hat sind sie
Für mich völlig langweilig
Wer schlechte Bücher lobt
Lädt auch nicht zu mehr ein
Was hier sehr streng klingt
Ist schlicht ehrliche Erfahrung
Die manches schnell erledigt
Keiner ist darum schlechter
Weil er wie Trump nicht liest
Aber wer diese Liebe teilt
Macht mich mehr als neugierig
Wer einen Bücherort hat
Ist ein guter Gesprächspartner
Denke ich für mich in meinem
Bibliophil beschränkten Horizont
Der sich zumindest nach langer
Lektüre seiner Scheuklappen
Meist relativ bewusst ist

jens tuengerthal 8.8.20

Sommerfrische

Was könnte schöner sein
Als bei zu großer Hitze draußen
Mit wenig Bewegung drinnen
Schöne Bücher zu lesen
Frage ich mich just dabei fern
Des Trubels der Seen wie Orte
An denen sich Massen gerne
Geballt miteinander vergnügen
Mit einem kühlen Buch das
Einen Kontrast zur Sonne bietet
Vielleicht Nansens Arktisexpedition
In Nacht und Eis als er sich dort
Mit der Fram über den dunklen
Winter einfrieren ließ für Monate
In dem scheinbar ewigen Eis
Welch genüssliche Vorstellung
Oder mit Forster auf dessen
Reise um die Welt umgekehrt
In die Nähe der Antarktis zu segeln
Von Eisvögeln und Pinguinen lesen
So finden sich in vielen Büchern
Kühlende Stellen für erhitzte sowohl
Körper wie Gemüter was oft
Miteinander einhergeht wie auch
Umgekehrt der von Lektüre
Abgekühlte Geist eher zur
Gelassenheit statt Hysterie neigt
Warum ich diese Sommertage
Zu gerne zur Lektüre nutze
Mögen andere Sonnenbaden
Genieße das Bücherbad zum
Geerbten Ventilator glücklich
Bewege nach Möglichkeit nur
Seiten wie den kühlen Geist
In der literarischen Sommerfrische
Trinke dazu wie immer Tee denn
Wer sollte sich als treuer Leser
Schon vom Wetter stören lassen

jens tuengerthal 8.8.20

Morgenlust

Wie wunderbar ist es doch
Am Morgen kaum erwacht
Lustvoll ineinander zu gleiten
Wenn der noch Morgentau
Spürbar feuchter Träume
Auf erste Versteifung trifft
Es verschlafen ineinander
Fließt um am Ende nach der
Unerwarteten Morgenlust
Im völligen Überfluss sich
Treiben zu lassen dabei
In erster Dämmerung schon
Danach wieder in die weite
Traumwelt zu segeln die
Dichter so gern besingen
An einem Sommermorgen
Während Geliebte ganz erfüllt 
Fern nah im irgendwo kreuzen
Sind Träume ewige Nahrung
Der Verse aller Zeiten wohl
So unwirklich sie auch sind

jens tuengerthal 8.8.20

Freitag, 7. August 2020

Liebeslust

Wie eng hängt die Liebe
An der Lust die Natur ist
Uns zum geilen Tier macht
Während die Liebe uns über
Uns hinaus wachsen lässt
Dem anderen zuerst gut will
Sucht die Lust Befriedigung
Was sie egoistisch tut will
Die Liebe sich verschenken
Dazwischen versuchen wir
Wege miteinander zu finden
Voller Lust und Liebe gut
Wenn beides zusammenkommt
Beide zusammen kommen
Aber ein Zusammenhang
Wie gerne behauptet besteht
Dabei nicht wir hoffen nur
Alles miteinander zu finden
Genießen wir es wo es ist
Jedes für sich ganz dabei
Aber sehen wir es lieber
Nicht im Zusammenhang
Es könnte Leben leichter
Auf Dauer uns machen
Ohne eines gegen das
Andere aufzurechnen
Was alle unglücklich macht
Wir nennen es Ehe

jens tuengerthal 7.8.20

Überraschungswellen

Wellen kommen nicht einfach
Sie kündigen sich vorher an
Vor einem Tsunami kann so
Schon vorher gewarnt werden
Sogar das chaotische Meer
Lässt sich also berechnen
Darum gibt es Warnsysteme
Auch der Wetterdienst warnt
Lang vor kommenden Stürmen
Naturgefahren werden berechenbar
Nur bei Corona staunen alle noch
Wenn die angekündigte 2. Welle
Wieder kommt und wiegeln ab
Auch wenn alle längst wissen
Was exponentielles Wachstum
In kürzester Zeit bedeuten wird
Gelten Zahlen die vorher noch
Den Lockdown rechtfertigten als
Kontrollierbar wie berechenbar
Bis zufällig die Kontrolle entglitt
Schulen werden wieder geschlossen
Nachdem vorher abgewiegelt wurde
Unbedingt begonnen werden musste
Vor dieser Welle wurden wir gewarnt
Trotzdem wollten alle in den Urlaub
Was logisch unsicher sein musste
Wurde vorschnell für sicher erklärt
Der Tourismusindustrie zu helfen
Die Wirtschaft wieder anzukurbeln
Als sei es irgend sinnvoll zur Zeit
Etwas kurzfristig zu erlauben was
Bald wieder schließen muss um so
Falsche Hoffnung von Normalität
Bei gern Gutgläubigen zu nähren
Wie wäre es konsequent zu sein
Den neuen Ausbruch zu verhindern
Mehr Leben damit zu retten statt
Sich ahnungslos überraschen zu
Lassen als wüssten wir nicht was
Ganz schnell wieder drohen kann
Es gibt bei Corona diesmal keine
Überraschungswelle mehr darum
Müssen wir unser Leben ändern
Dies langfristig besser planen
Neue Prioritäten achtsam setzen
Keinen Urlaub irgendwo noch buchen
Als wäre die Welt noch die gleiche
Sagen wir lieber deutlich und klar
Das Risiko bleibt bis zur Impfung
Lässt sich auch dann nicht völlig
Ausschließen nur ein wenig dämpfen
Dies wird mindestens ein Jahr dauern
Bis dahin können wir in aller Ruhe
Die Langsamkeit entdecken um so
Leben zu retten statt uns kurzsichtig
Asozial vergnügen zu wollen es ist
Klar die nächsten Viren kommen sicher
Richten wir die Wirtschaft darauf ein
Bauen Sektoren ohne Zukunft ab
Also Flugverkehr und Tourismus
Stärken dafür nachhaltig sinnvolle
Die Krisen vernünftig vorbeugen
Ohne die Wirtschaft zu zerstören
Es gibt viel dafür nun zu tun nur
Überraschungswellen gibt es nicht
Für alle die logisch kritisch denken

jens tuengerthal 7.8.20