Mittwoch, 19. August 2020

Schläfer

Schlief lange sehr sehr wenig
Fürchtete etwas zu verpassen
Wie noch mehr all die Träume
Die ungefragt gelegentlich kamen
Verlorene Illusionen vorgaukelten
Schlimmer noch suchen ließen
Was besser vergessen würde
Verzweifelt noch retten wollten
Was für immer verschwunden
Statt sich endlich selbst zu retten
So wurde ich fast unbemerkt
Ein Nichtschläfer der nur mal
Pflichtbewusst stundenweise ruhte
Froh wenn es traumlos endete
Leben wieder weiterging was aber
Immer erschöpfter dabei wurde
Nie ausgeruht immer angespannt
Hielt ich den Zustand für normal
Drama der Hochbegabung halt
War eine wohlklingende Ausrede
Sich Wahnsinn nicht zu gestehen
Leben war eben zu ertragen
Bis es irgendwann sicher endet
Die Gewissheit zumindest blieb
Schlaf bedrohte das Gleichgewicht
Durch Herrschaft der Traumwelten
Die doch längst gestorben waren
Ging es nach meinem Willen
Irgendwann schlief ich wieder
Ungeplant aber völlig erschöpft
Holte sich der Körper nach dann
Über einem Jahr wieder zurück
Was er ganz natürlich brauchte
Es geschah planlos machte erst
Hinterher bewusst was lange fehlte
Was schlaflos mir normal schien
Aber was weiß schon wer sein Herz
Für immer verloren glaubte von Ruhe
Wenn jeder Schlag schmerzvoll ist
Mit dem das Herz lebendig pumpt
Menschen können jahrelang ohne
Richtigen Schlaf sie werden nur
Wahnsinnig dabei wie ich merkte
Als der Wahnsinn wieder endete
Weiß nicht was wirklich normal ist
Wie Wahnsinn davon unterschieden
Merkte nur wie anders Leben wird
Wie der Blick drauf ausgeschlafen
Ein völlig anderer wieder wird
Denke an Friedrich den Großen
Der es auch über Jahre probierte
Bis der Körper wieder gewann
Werde kein Langschläfer mehr
Doch die todesnahe Bettflucht
Fand ein vernünftiges Ende was
Viel von Liebe und Wahnsinn
Erzählen könnte aber genug
Vom Leben was sich rettet sagt
Wenn der Körper die Regie führt
Was eine nette Geschichte wäre
Die zu erzählen zumindest lohnte
Bevor wir weiterschlafen im Leben
Weil wer nicht schläft nicht mehr lebt

jens tuengerthal 19.8.20

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