Donnerstag, 10. Juni 2021

Diwanesisch

Diwanesisch

Goethe schrieb den Divan einst nach
Lektüre des großen Persers Hafis
Auch als Huldigung zu Teilen dabei
Manch alte Weisheit im Versgewand
Doch neben einigem was fast nach
Gereimter Bauernregel schon klang
Versteckt sich tiefe Weisheit verbunden
Mit großer Toleranz und insgeheim eine
Wunderbare verborgene Liebesgeschichte
Mit Marianne von Willemer oder zumindest
Ein literarischer Flirt mit der Gattin eines
Frankfurter natürlich Bankiers der zwar
Von sich sagte er käme aus einfachen
Verhältnissen war aber eher vornehmes
Understatement war so luden sie den
Geheimen Rat auch in ihre Gerbermühle
Ein wo er es sich länger gut gehen ließ
Ihnen zum Abschied noch das Ginkgo
Gedicht in Heidelberg schenkte die gute
Marianne war ein später Flirt des schon
Sechsundsechzigjährigen Dichters der
In den wechselseitig gedichteten Versen
Der Suleika ein unsterbliches Echo fand
Wer den Divan neben dem Schatten von
Hafis dessen Verse ihm sein Verleger
Cotta geschickt hatte auch im Lichte der
Liebesgeschichte aus der Gerbermühle
Mit der vormals Schauspielerin Marianne
Liest wird noch einen anderen Ton hören
In jener Auseinandersetzung mit dem
Werk des persischen Dichters das auch
Wie so oft eine Geschichte Goethes ist
Auch eine Liebesgeschichte zarter Art
Nachdem des Dichters Gattin Christiane
Einen Schlaganfall erlitten hatte was
Ohne Wertung hier bemerkt sei denn
Der Ton des Divan wandelt sich wohl
Vom philosophischen zum emotionalen
Was vereint den ganzen Goethe zeigt
Wie die Verse zum stirb und werde
Ohne das wir nur ein trüber Gast
Auf dieser Erde noch wären was
Zwar eine spirituelle Illusion ist
Die aber netter klingt als die
Sonst Prosa der Wirklichkeit

jens tuengerthal 10.6.21

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