Freitag, 10. Januar 2025

Lektürentagebuch 10.1.25

Lektürentagebuch 10.1.25

Heute Nacht noch im Büchspazierer
Gelesen wie Schascha Carl begleitet
Für überraschendes Chaos sorgt was
Erstaunliche Wendungen offenbart

Wie sie dadurch Tore öffnet wie
Gespräche beginnen lässt mit
Denen vorher keiner rechnete 
Durch die Überraschung gewinnt

Das Kind als zunächst unwillkommener
Fremdkörper verändert die Geschichte
Auf anarchisch unerwartete Art wird
Zum belebend chaotischen Element

Eine nette Plauderei bei der die
Bücher im Mittelpunkt stehen was
Liebevoll mich dazu lächeln lässt
Wie weiter noch gespannt hält 


Hermann Kesten über Stefan Zweig
Einen der damals erfolgreichsten Autoren
Zu lesen machte mich gleich neugierig
Wie erlebte Kesten ihn und wo

Er beginnt mit dem glücklichen Menschen
Der sich nach sechzig Jahren umbrachte
Der Freiheit wegen in Brasilien am Ende
Verließ eine Welt die erst barbarisch wurde 

Noch acht Tage zuvor hatte er ihm zum
Montaigne den er gerade in Brasilien
Vollendete noch geschrieben dass er
Neugierig auf die Nachkriegszeit wäre

So interessierte ihn an Montaigne zuerst
Wie er frei blieb in einer Zeit die herzlos
Wie fanatisiert in Glaubenskriegen war
Damals die Hugenotten nun die Nazis

Ein sanftes Herz soll der große Freund
Der Dichter und Denker gehabt haben
Fand immer Zeit für seine Freunde noch
War ein stolzer nobler Bürger dabei

Er starb wie ein Philosoph gelassen 
Wie er der Welt in seinem Abschiedsbrief
Noch nach seinem Tod ruhig erzählte
Der so vielen das Leben noch rettete

Er schied aus freiem Willen mit klarem
Verstand aus dem Leben ging als ein
Inzwischen heimatloser früher Sohn
Eines jüdischen Wiener Millionärs

Kesten beschreibt das Leben Zweigs
Als von der Geburt bis zum Tod stilisiert
Ein großer Pazifist mit Liebe zur Literatur
Wie zum großen freien Geist 

Diese letztere hob ihn aus seiner engen
Bürgerlichen Welt deren Erbe er war der
Schüler Bewunderer und Patient Freuds
Macht die französische Revolution in 

Seiner Marie Antoinette zu einer bloßen
Fussnote der Psychoanalyse die er in ihr
Bestätigt noch findet was das Denken der
Psychoanalyse literarisch weit verbreitete

Ganz anders als er sich in seiner
Autobiografie Die Welt von gestern zeigte
War Zweig ein komplexer wie auch
Komplizierter Großbürger in allem 

Ein im Kern bescheidener Mensch
Der die Welt viel zu tragisch nahm
Kesten erzählt von teils komischen
Treffen in London oder Nizza noch

Wie er in Paris andere ungefragt
Rettet die kein Geld mehr haben
Zeigt einen großzügigen Gönner 
Der literarisch zweitklassig blieb

Erzählt vom gemeinsamen Sommer 
Mit Joseph Roth in Ostende und wie
Roth die Großzügigkeit Zweigs auf
Humorvolle Art für sich zu nutzen weiß

Wie Zweig ein Hedonist der feinsten
Sorte war der seine Leser in Massen
Durch geistige Mittel für noble Ideale
Noch begeistern konnte was er liebte 

War ein nobler großzügiger Mensch
Der vielen Gutes tat und so etwa die
Insel Bibliothek noch anregte die bis
Heute schöne Bände immer bringt

Großzügig bezahlte er das Leben
Vieler Kollegen wie Joseph Roth oder
Ernst Weiß denen er Renten zahlte
Versuchte alle noch mit Visa zu retten

Beschreibt Stefan Zweig als einen
Stolzen gutmütigen Bürger immer
Den ein Hitler vertrieb wie seiner
Heimat Europa damit beraubte

Von Zweigs angeblichen Exibitionismus
Den sein früherer Freund Bruno Geiger
Wie spätere Biografen und Psychologen
Thematisieren schreibt Kesten nichts

Finde diese private sexuelle Neigung zu
Unwichtig darauf weiter noch einzugehen
Einmal hätten sie ihn wohl fast erwischt
Danach wurde nichts mehr bekannt

In Erinnerung eines von vielen geliebten
Autors dessen Werk zwar Schwächen hatte
Der aber menschlich dafür glänzt scheinen
Absurde Wege sexueller Befriedigung egal

Stefan Zweig nicht zu mögen fällt heute
Schwerer als freundlich zu ihm zu nicken 
Immerhin erreicht sein Schreiben bis heute
Viele Menschen auch auf moralische Art

So gesehen könnte Stefan Zweig und
Seine immer wieder Renaissance auch
Ein Grund in zur Hoffnung für alle sein
Nur mehr humanistisch als literarisch 


Mit Egon Friedell bleibe ich nun den
Wiener Juden zumindest treu der das
Kapitel Le Grand Siecle natürlich mit
Richelieu beginnt der den Absolutismus

Unter den drei folgenden Ludwigs erst
Nach Henri Quatres kurzer Regierung
Möglich machte und das Fundament
Des späteren Staates damit auch legte

Er gilt als Begründer der Macht des
Hauses Bourbon die Europa lange
Infolge noch prägen wird auch wenn
Die Medici Mütter wichtig waren 

Dabei trieb den Kardinal der erst
Die Mutter und dann den Sohn
Entmachtete wohl eher der typisch
Französische Zentralismus noch an

Richelieu realisierte die Politik als
Kunst der unerlaubten Mittel ohne
Alle Prinzipien was sich auch im
Dreißigjährigen Krieg schon zeigte

Dort siegten der Kaiser und die
Spanier nur nicht weil Frankreich
Deren militärische Macht schwächte
Ein Kardinal der Rom schwächte 

Zugleich nahm er den Hugenotten
Ihre Festungen wie er ihnen dafür
Religionsfreiheit und Ämterzugang
Tolerant großzügig gewährte 

Er behandelte auch seine Kirche
Als Teil des Staates nicht diesen 
Als Teil der Kirche nur was ihm viel
Zuspruch in Frankreich brachte

Er begründete Frankreichs Politik
In den Kolonien und versuchte sich
Madagaskar zu schnappen was 
Aber nur begrenzt gut gelang

Das französische Canada ist sein
Kind auch gewesen wie französisch 
Guyana in Südamerika bis heute doch
Störte der Zentralismus beim Raub

Er schützte die heimische Industrie
Durch hohe Zölle und erleichterte den
Verkehr und Handel durch neue bald
Prachtvolle baumbestandene Chausseen

Auch kulturell war er vielfältig tätig
Ließ das Palais Cardinal das spätere
Palais Royal erbauen gründete erste
Zeitungen und die Académie Francaise

Was eine präzise genaue Sprache brachte
Die unter höchster Aufsicht stand aber der
Poesie all ihre Farbigkeit damit raubte bald
Formal und kalt lebensfern noch wurde

Unter Richelieu entstand auch der erste
Große Salon im Haus des liebenswürdigen
Marqise der Rambouillet wo sich Aristokratie
Geistige Elite traf Erlesenheit erstrebte

So schuf Richelieu das Fundament der
Als Grand Siecle bekannten Epoche in
Geistiger politischer wie ökonomischer
Hinsicht ein vielfältiges Genie

Weitere kritische Anmerkungen zum
Zentralismus wie zum Absolutismus
Den Richelieu entschieden vorbereite
Erspart sich Friedell was klug ist

jens tuengerthal 10.1.25

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