Montag, 20. Januar 2025

Lektürentagebuch 20.1.25

Lektürentagebuch 20.1.25

Manchmal hängen Tagebücher noch
Leben und Lektüre hinterher weil viel
Anderes geschieht was am eigentlich
Wesentlichen des Seins mich hindert

Was eigentlich wesentlich ist wird 
Für das Leben wie die Lektüre wohl
Umstritten sein je nach Größe des
Dazu befragten Kreises unendlich

Doch sind für mein Urteil weniger
Die Krimis von Lieschen Müller noch
Eine Meinung der Masse entscheidend
Sondern allein mein ästhetisches Gefühl

Vielleicht könnte ein allgemeiner Maßstab
Die Gruppe aller epikureisch kantisch
Geprägten Intellektuellen die in Berlin
Um den Helmholtzplatz leben noch sein

Was sich meines Wissens beschränkte
Auf den Autor dieser Zeilen der ohnehin
Meist lieber für sich ist warum es keinen
Maßstab außer mir für mich braucht

Habe also und darum meine Welt
Allein auf mich gestellt wie Stirner es
Im Einzigen uns philosophisch empfahl
Lese gerne was ich für klug halte

Diesmal in der Nacht zu Sonntag wie
Am Sonntagmorgen noch ergänzend
Las der Flaneur wunschgemäß vor
Aus der Reise um meinen Garten

Dieses wunderbare auch von mir
Sehr geliebte Buch von Alphonse Karr
Hier in der Ausgabe der Anderen Bibliothek
Machte jede weitere Diskussion entbehrlich

Vorgelesen wurden nahe den Gärten die
Kapitel XVII und XVIII die da heißen 
Mein Bach und die Anthropophargen
Über selbiges Gewässer und die Mücken 

Wunderbar fühlt sich Karr in den Bach
Der seinen Garten durchquert ein welchen
Sein Bruder gerne am Ende noch kurz
Bevor der sich ins Meer dort stürzt nutzte

Für Wasserkraft um ein Mühlrad damit
Anzutreiben was schleifen und mahlen soll
Was mir erst sehr vernünftig erscheint aber
Diesem all seine Freiheit damit raubte

Schadet es einem Bach wirklich wenn
Er nicht mehr frei fließen kann hat er
Ein menschliches Empfinden dabei
Auch auf den nur letzten Metern

Wie sehr der Natur menschliche
Lenkung schadete und welche dafür
Katastrophen sie verursachte ist
Durch Überschwemmungen bekannt

Der Wahn menschlicher Herrschaft
Über die Natur hat schon viele Menschen
Infolge getötet unser Klima ruiniert und
Wieder wetten die USA auf Öl allein

Ob die Welt darum hoffen soll
Diese mögen ganz schnell am
Markt scheitern wie verenden
Sei hier noch dahingestellt

Dies alles spricht gegen eine auch
Effektive Nutzung der Natur als bloße
Wasserkraft andererseits lehrt uns
Die Erfahrung eine bloße Mühle

Bevor ein Gewässer sich ins Meer
Ergießt nutzt mehr als sie schadet 
Doch wichtig bleibt in diesem Kapitel
Der Gedanke weniger ist mehr

Wie Natur besser ohne unser
Eingreifen regelt was nötig ist
Gut mit ihr leben zu können 
Sollte mehr Bescheidenheit lehren

Weniger gerade lukrative Chancen
Am Markt zu nutzen als dafür mehr 
Rückbau und Freiraum der Natur
Die unsere Regeln eher nur stören

Darüber mehr nachzudenken im
Verhältnis zur Natur ist sicher ein
Guter Rat den viele Amis bis heute
Noch nicht verstanden haben

Weiß nicht ob ein Bach wirklich
Ein Empfinden für Freiheit je hat
Aber sicher wird es gefährlich
Wenn Mensch es regeln will


Bei den Anthropophargen hier
Genannten Mücken die sich
Ohne jede Angst wie todesmutig
Auf riesige Wesen stürzen um

Nahrung also Blut anzuzapfen
Handelt es sich um vielfältig
Völlig unterschätzte Genies von 
Kaum bekannter großer Schönheit

Diese beschreibt Karr wieder sehr
Feinfühlig mit Begeisterung auch
Für die winzigen Details ihres
Aufwachsens in stehendem Wasser 

Wie die Mücken bevor sie als 
Solche auf dem Wasser schlüpfen
Als winzige Delphine dort leben
Bis sie sich schließlich verpuppen

Die Schale der Verwendung vom
Wassertier Mini Delphin zum dann 
Fliegenden Insekt erfolgt verpuppt
Unserem Auge also unsichtbar

Doch wie junge Helden fahren sie
In der Schale ihrer Puppe als frisch
Geschlüpfte Mücken noch über das
Gewässer was sie ausgebrütet hat

Wer erreicht das rettende Ufer noch
Um dort dann fliegen zu lernen oder
Erhebt sich vom Wasser aus dazu
Sofern es nicht in diesem ertrinkt

Wie genial oder gemein ist eine
Natur die Mücken aus winzigen 
Delphinen wachsen lässt wie dort 
Zu schlüpfen wo es tödlich für sie ist

Über die Menschenfresser die auf
Reisen ihm drohen könnten schrieb
Er dem Freund im Brief zu Anfang
Um  der Sorge Ausdruck zu geben

Beruhigt sich jedoch wie selten
Diese Spezies inzwischen wurde 
Schon aus geschmacklichen Gründen
Auch sei der Freund ja zu schlank

In diesem liebevoll humorvollen Stil
Geht es weiter und wie er sich am
Ufer des Bachs im überschwemmten
Gebiet selbst den Stacheln aussetzt 

Beschreibt dabei gekonnt auch das
Werkzeug das sie zum anbohren nutzen
Was sie im Futteral am Kopf tragen und
Das sie für Leckerbissen alles riskieren

Ist die Mücke ein Gourmet oder eher
Gourmand die sich gerne überfressen
Was lässt ihre Bisse bei uns jucken
Welch Schönheit verbergen sie dabei

So lehrte Karr auch mich die sonst so
Lästigen Mücken anders zu sehen um
Vielleicht nicht einfach tot zu schlagen
Wenn ihr Diesen mich wieder nervt
Wo ich weiß wie komplex sie sind

Alphonse Karr ist immer lohnend
Wie eine befriedigende Lektüre
Die einen neuen Blick auf die Natur
Als geniale überlegene Künstlerin lehrt

Sei allen Liebhaberinnen der Natur zur
Lehrreichen Lektüre wie zum Genuss
Dringend empfohlen ist dabei auch eine
Philosophie des langsamen Lebens

So lehrte dieses Buch mich möglichst
Nicht mehr zu reisen um dafür die viel
Größeren unbekannten Schönheiten
In nächster Nähe zu entdecken

jens tuengerthal 20.1.25

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen