Montag, 27. Januar 2025

Lektürentagebuch 27.1.25

Lektürentagebuch 27.1.25

In Franz Hessels Heimlichen Berlin
Vom Besuch der allem überdrüssigen
Karola bei Wendelin gelesen wo sie
Beschließen nach Italien zu fahren

Was viel zu knapp zusammenfasst
Wovon Hessel plaudernd erzählt
Wie die Bankiersgatt8n sich völlig
Überflüssig in ihrem Leben fühlt

Gatte Schwester Oda und Kind
Ihr alles abnehmen wie jeden
Wunsch bevor er groß wurde 
Schon ungefragt erfüllen darum

Dringend eine Aufgabe sucht
Während Wendelin von der Mutter
Auf das Gut der Onkels gerufen
Wo sie auch lebt dort zu lernen

In Landwirtschaft zu machen was
Doch für Söhne von Familie sehr
Gut und bodenständig wäre die
Herkunft mit der Zukunft verbände

Einen Brief von Kusine Jutta die
Gut verheiratet ist mit einem halt
Bankier lässt er hinein plätschern
Deren Sehnsucht nach Wendelin

Vielfältig begehrt gibt Wendelin
Der mit Fuchs geschmückten 
Karola hier den Vorzug die ihn 
Erst beauftragte um dann doch

Sich selbst auf den Weg zu machen
Mit dem sich vermutlich alle Träume
Von Italien bald wieder erledigen
Doch bleibt der Leser hier gespannt

Wie Karola die nun beschäftigt ihn
Zum Abschied auf die Stirn küsst
Verschwindet und von in ihr nur ein
Zerknülltes Taschentuch übrig blieb

Jene seltsam gebrauchte Trophäe
Die meist liegen bleibt wo eine Dame
Sich vorher erhoben hat was wie eine
Duftmarke ihrer physischen Existenz ist

Wie feinsinnig ironisch Hessel erzählt
Mit tiefem Blick auf die Verhältnisse
Wie die Gefühle der Bewohner dieser
Schon dadurch besonderen Umstände da

Die Freude am kleinen Detail wie das
Gespür für die Bedürfnisse in den noch
Besseren Verhältnissen die aber auch
Gerne über schwere Zeiten klagen

Franz Hessel schildert von Innen das
Leben wie die großen Gefühle derer
Zwischen Großbürgertum und Adel
Eine bis heute noch eigene Welt die
Ihre Etikette nun versteckt zelebriert 

Der Flaneur lustwandelt zwischen
Den Salons im feinen Westen vom
Überdruß zur Sehnsucht nach echter
Leidenschaft die sie nur träumen 

Eine mir nicht unbekannte Welt die
Irgendwie längst Geschichte wurde
Ohne durch etwas adäquat im nun
Digitalen Zeitalter ersetzt zu werden 

Die Welt eines Thomas Mann der
Auch Walter Benjamin entstammte
In der ein Dietrich Bonhoeffer noch
Aufwuchs damals schon in Dahlem

Jene gehobene wohlsituierte Welt
Die nahe am Abgrund wandelte 
Ihren Luxus mehr schätzte als die
Grundbedürfnisse zu kennen 

Hessels langsame geniale Sprache
Zeigt den großen Künstler wie den
Feinsinnig bürgerlichen Flaneur der
Sich der Verhältnisse wohl bewusst

Eine untergehende Welt beschreibt 
Die sterbend noch eleganter wirkt
Am Abgrund noch balanciert aus
Freude am vergangenen Glanz

jens tuengerthal 27.1.25

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