Welterlesen
Manche laufen durch ferne Länder
Etwas über diese zu erfahren dabei
Zerstören sie mehr als sie sehen
Sind Teil einer lästigen Horde nur
Orte die ich gesehen haben muss
Gibt es nicht mehr in meinem Leben
Dafür unendlich viele die ich mir in
Einem Leserleben erlesen habe
Länder Welten Orte Räume Zeiten
Alles durchquerte ich lesend schon
Nahm es mit der Lektüre in mich auf
Lebte zeitweise auch in Syrien
Las von Märkten und Städten die es
So längst nicht mehr gibt konnte den
Zauber des Orients ohne seinen Fluch
In Ruhe im Sessel hier genießen
Reiste lesend durch China teils mit
Staunenden Europäern dann wieder
Aus chinesischer Feder sogar um
Diese auch Teekultur zu verstehen
Durch das Weltall reiste ich einst
In den Sterntagebüchern von Lem
Mit Georg Forster reiste ich um die
Welt wie an den Niederrhein noch
Bei letzterer Reise war noch der
Junge Alexander Humboldt als
Reisebegleiter mitgekommen dessen
Reiseberichte mir Südamerika zeigten
Mit Montaigne ritt ich von seinem
Schloss über Deutschland nach Rom
An der Seite Heinrich Harrers wie
Sven Hedins ging es nach Tibet
Goethe nach Italien begleitet auch
Wenn früher selbst dort gewesen
Käme es mir fast absurd heute vor
Die Bibliothek dafür zu verlassen
Es ist eine erlesene Welt großer
Ihre Reisen beschreibenden Autoren
Glücklich sich dafür Zeit zu nehmen
Habe ich die Welt längst mir erlesen
Wenn ich Lust auf Paris habe ziehe ich
Einen Band der intrigenschwangeren
Tagebücher der Brüder Goncourt aus
Der Sammlung und fühle genug davon
Große Reisende der Antiken machten
Wohl den Anfang der Sammlung die
Eine erlesene Welt mir erschloss
Denke ich etwa an Odysseus
Auch der Zauberberg beginnt als eine
Reise nach Davos wo ich einst noch
Skifahren lernte als ich noch diesem
ÖKologisch eher zweifelhaften Spaß
Ohne schlechtes Gewissen nachgab
Weil es so geil war während ich heute
Lieber Hans Castorps Schneeerlebnis
Lese statt selbst darin zu stecken
Wie mit Musil in das Österreich der
Späten Kaiserzeit dazu was eine ganze
Welt an Geschichten in sich trägt von
Roth bis Zuckmayer und viele mehr
Orte die ich lesend erreiche liegen
Dem Leser und Dichter viel näher
Als die zu denen ich lästig fuhr um
In einer Masse dumm rumzustehen
Kenne Venedig schon lange aus den
Tagebüchern Casanovas wie vieler
Anderer literarischer Quellen bei denen
Der Tod in Venedig nicht fehlen darf
Mit Massen dorthin fahren wie sich im
Gedränge noch durchwühlen statt in
Ruhe darüber zu lesen ist für eher
Schlichte Gemüter ein Vergnügen
Genieße es mir die Welt viel mehr
Erlesen zu erschließen dann ganz
Exklusiv im Luxus meiner Bibliothek
In egal welcher Zeit dort zu sein
Es sind genug Menschen gereist
Fand jede unnötige Fortbewegung
Schon immer eher lästig ist etwas
Für Nomaden nicht für Kulturwesen
Will ich wissen wie es irgendwo ist
Kann ich in der Bibliothek darüber
Berichte Geschichten und mehr lesen
Habe am schönsten Ort die Welt zu Gast
Erlesene Welten sind für mich die
Vornehmste und schönste Art zu
Reisen für Kulturmenschen während
Nomadische Banausen noch reisen
Es ist egal was dabei wem besser tut
Ob die erlesenen Welten vornehmer sind
Da sein nur für schlichte Gemüter das
Sich hinlegen noch ersetzen muss
Solange keine Form zu leben der anderen
Schadet wie deren Grundlagen zerstört
Mögen alle nach ihrer Fasson von mir aus
Auch selig werden und bleibe ich hier
Insofern es leider im Klimawandel noch
Anders ist und Reisen mehr zerstört als
An geistigem Gewinn nicht bringt wäre
Eine Änderung überlebensnotwendig
Sich die Welt erlesen ist der beste
Ausstieg aus der Droge Reisen die
Nur schlichtes Gemüt wie zu wenig
Phantasie offenbart und zerstört
Wo all dies unschädlich möglich
Werden sollte irgendwann möge
Jede nach ihrer Fasson selig werden
Wer schreibt der bleibt lieber
jens tuengerthal 18.5.24
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