Seinsmuseum
Was von meinem Sein wäre
Eine ganze Ausstellung wert
Welche Geschichten erzählte
Das Museum meines Seins
Wären es zuvorderst meine
Liebes und Lustgeschichten
Die in ihrer Vielfalt besonders
Genannt werden könnten
Nicht etwa der Vielzahl wegen
Denn was sind schon Nummern
Verglichen mit Gefühlen die
Wirklich nah an mich kamen
Existenziell bedeutend wurden
Bis zum Zweifel an der eigenen
Weiterexistenz ohne was wohl
Eine der entscheidenden Erfahrungen
Des Lebens war ohne je Romantiker
Gar ein Werther sein zu wollen
Scheint mir dies doch bedeutend
Oder eher mein Unfall als ich
Einmal tödlich verunglückte wie
Wenig später auf der Straße noch
Reanimiert wurde ohne mich an
Irgendetwas davon zu erinnern
Warum es ein leerer Raum würde
Dem Nichts was nach uns kommt
Am ehesten entsprechend der
Vermutlich nur für mich noch von
Interesse wäre andere wohl kaum
In mein Seinsmuseum locken könnte
So wenig wie alte Liebesgeschichten
Wäre nicht die Sammlung meiner
Bücher und wo ich sie wie fand
Viel interessanter als die eher
Persönlichen Dinge wie
Familie Liebe Lust und Tod
Was hätte letzterer überhaupt
Je im Museum des Seins zu suchen
Der doch das Gegenteil bloß ist
Wenn wir also nicht mehr sind
Hat es mein Leben geprägt einst
Hunderte in der Krebsbaracke in
Rohrbach in den Tod begleiten
Zu dürfen oder ist das einfach nur
Ein Schüler und Studentenjob wie
Andere bedienten oder Burger buken
Was am Sein wäre bewahrenswert
In einem Museum des Seins
Überlege ich und frage mich wie es
Mit den bürgerlichen Ritualen meiner
Familie wäre mit denen ich aufwuchs
Die heute kaum einer mehr kennt
Wie aus einer anderen Zeit scheinen
Wäre die Geschichte meines Sex für
Die Besucherinnen spannender oder
Der Philosophie die von der Aufklärung
Über die Freimaurer zu Kant und Stirner
Vielleicht ginge mit eigener Variante
Eine kurze Epoche in der Berliner Politik
Die mich darin bestätigte lieber nicht
Parteilich sein zu wollen überlege ich
Wie stellte ich das Sein museal dar
Auf was käme es mehr an um mich
Als Mensch dahinter zu verstehen
Sollte sich der Einzelne besser nie
So überschätzen ein Museum für
Sein unbedeutendes Sein einzurichten
Denke ich der Museen eigentlich liebt
Weil sie meinem Wesen als Flaneur
Wie Betrachter des Seins entsprechen
Sollte ich all die Cafés des Flaneurs
Beschreiben oder nachbauen damit
Zuschauerinnen es wiedererkennen
Ein Gefühl bekommen oder nur jene
In denen ich Dates hatte wobei sich
Fragt in welchen ich keine hatte
Ob es so etwas noch gibt hier
Vielleicht sollte ich mir bevor ich
Lange darüber nachdenke was
An meinem Sein museal werden sollte
Wie die Sammlung kaputter Taschenuhren
Darüber nachdenken ob das was ich war
Irgendwen interessieren könnte wenn ich
Einmal nicht mehr bin womit die Idee
Eines Seinsmuseums schnell endet
Wer wollte sich schon so überschätzen
Lieber stapele ich da doch tief wie es
Schon der alte Moltke als Ideal verkündete
MIt viel leisten und wenig in Erscheinung treten
Auch wenn er nun neben der Goldelse in
Weißem Marmor steht sollte ich lieber
Bevor ich mich musealisiere so bedeutend
Für die Geschichte werden nur ohne Krieg
Denke ich lächelnd und schließe diese
Verse zu unbedeutendem Thema
jens tuengerthal 7.1.24
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