Liebesmitte
Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben
Media vita in morte sumus ist der Beginn
Eines gregorianischen Chorals von Notker I.
Der Notker der Stammler oder der Dichter
Auch genannte lebte im 9. Jahrhundert im
Kloster St. Gallen besonders berühmt war
Sein Werk über Karl den Großen was mir
Gerade weniger wichtig erscheint als der
Gedanke der Todesgegenwart als Mittel
Die Liebe zu würdigen denn wenig nur
Liegt im gerade Krieg uns so nah wie
Der immer gegenwärtige Tod den die
Christen noch fürchten vom dem sie
Darum in Notkers Choral wie in seiner
Bearbeitung durch Martin Luther stets
Die Erlösung vom Ende erbitten was
Ein furchtsames mir fremdes Weltbild
Offenbart denn was soll mich jemals
Der Tod angehen der nie ist wo ich bin
Aber da ist wo ich nicht mehr da bin
Darum ohne jedes Interesse für mich ist
Doch ist die Umgebung stets auch Teil
Des eigenen Lebens warum das nun
Große Sterben im Krieg nebenan den
Tod präsenter macht als er lange war
Wir mitten im Leben plötzlich dem Tod
Näher kommen als lange geahnt nach
Jahren des Sterbens an der Pandemie
Fällt deren langsames Abflauen mit dem
Sterben im Krieg zusammen der sich
Vermutlich nur noch auf die Ukraine
Beschränkt ein großes Morden erst
Einläutet was danach schreit zu fragen
Wo die Liebe nahe dem Tod bleibt
Ob sie mit ihm immer per du ist
Wie wenn der Tod ein Meister aus
Deutschland wäre dessen Bewohner
Ihrer Natur nach Liebende wären
Oder jenseits aller Logik eher über
Das Ende besser jammern können
Als die Gegenwart zu genießen aus
Gründen ihrer Vergangenheit bis in
Alle Zukunft und wann die endet aber
Nachdem ich den Werther beerdigte
Der mich viel zu lange noch an der
Verlorenen Liebe sterben lassen wollte
Wurde das Leben voller denn je mit
Allem was nur irgend sein konnte
Nie zuvor ich zu träumen gewagt
Ohne noch etwas wollen zu müssen
Nichts mehr suche ich heute noch
Um dafür um so mehr zu genießen
Was sich findet zwischen den Zeilen
Aber was weiß ich schon denke ich
Von der Liebe oder den Frauen aber
Lieber an Montaigne als den Tod
Ohne das Nichts je zu fürchten
Denn wie sollte Nichts etwas tun
Der sich erst über den Lukrez
Mit dem Tod den er zu lange
Fürchtete noch versöhnte als
Er sich längst gestorben wähnte
Den Reitunfall doch noch überlebte
Wie ich den Fahrradunfall mit 16
Ist erst wer lange voller Sehnsucht
Nach dem endlich Ende war versöhnt
Mit dem Leben komme was wolle
Oder wer auch immer mit dir dabei
War zumindest die Summe aller
Geschenkten wie geteilten kleinen Tode
Eine im ganzen positive Bilanz was
Alles Sein am Ende dank der Liebe
Auf seinen Uranfang wieder reduziert
Den Natur voller Lust uns schenkte
Was mir mitten im Leben genügt
So mag die Liebe Unsinn sein
Doch kann es dahinstehen
Denn was gut tut ist gut
jens tuengerthal 3.3.22
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