Freitag, 16. Mai 2025

Lektürentagebuch 16.5.25

Lektürentagebuch 16.5.25

Einfühlsam erzählt Franz Hessel in
Das Lederetuis über die Eifersucht
Die jene schon etwas reifere Dame
Völlig hinter sich gelassen hätte 

Wie sie in dem hier imaginierten Brief
An ihren jüngeren Geliebten schreibt 
Was sie auch ihm verdankte oder
Einer Geschichte mit ihm in Paris

Als er kam und sie für ihn schon
Ein Zimmer reservierte in seinem
Hôtel der l’ Univere et du Portugal
Was er doch so gern immer hatte

Wie einmal nichts frei war aber dann
Doch ein an eine Dänin vermietetes
Zimmer einige Tage untervermietet 
Von ihnen genutzt werden konnte 

Wie er wie immer zauberhaft schrieb
Ihr täglich seine Liebe versicherte wie
Er keine andere Frau interessant fand
Was sie nur in ihrem Verdacht bestätigte

Warum sollte wer auch so zauberhaft sein
Wenn da nicht längst eine andere wäre
Jung und weißblond sah sie diese schon
Vor sich die aus gutem Hause wohl kam 

Immer hätte sie ihm gesagt er solle doch
Bitte offen sagen wenn ihn eine andere
Junge und sportliche mehr interessierte
Sie spürte die andere und wollte gehen 

Dann kam er war wieder bezaubernd
So vergaß sie alle Vorsätze ganz
Am nächsten Morgen musste er
Ganz früh geschäftlich in die Stadt

Sie blieb noch im Bett und schlief
Träumte befingerte seine Sachen
Seine Uhr und schlüpfte in seine
Ihr viel zu großen Pantoffeln verliebt

Dann öffnete sie den Nachttisch
Entdeckte darin ein elegantes Etuis
Vornehm und guter Geschmack
Dachte sie noch verliebter in ihm

Ohne irgend spionieren zu wollen 
Öffnete sie das Etuis und da fielen
Fotos der eleganten sportlichen
Jungen weißblonden Dame heraus

Wie jene die sie in ihrem Träumen
Schon lange gesehen und sie war
Wirklich schön er bewies guten 
Geschmack auch bei seiner Geliebten

Alt fühlte sie sich nach der Nacht
Ungeschminkt noch und gerade
Erst aufgestanden hässlich verglichen
Nackt wollte sie die Fotos ansehen

Aber es ging nicht er konnte ja auch
Jeden Moment wieder kommen da
Wollte sie bereit und angezogen sein
Ging ins Bad und machte ihr Gesicht

Wollte ihn erwarten machte einen Plan
Wie sie ihren Abschied nahm nachdem
Sie ihn mit der Wirklichkeit konfrontierte
Wollte sie stolz und frei allein gehen

Dann kam er wieder hereingestürmt
Schon davon fast  verliebt gab 
Sie Ihm das Etuis das er neugierig betrachtete ohne die Bilder zu kennen

Nichts hatte der Ignorant von all den
Kämpfen in ihr mitbekommen nicht
Bemerkt wie extra hart sie sich ihr
Gesicht diesmal gemacht hatte 

Männer spüren einfach nichts
Von den großen Gefühlen einer Frau
Was die Welt wirklich bewegt ignorieren
Diese kleinen Jungen und stürmen herein 

Doch sie hatten sich einfach nur blamiert
Schämte sich unendlich und seitdem
Habe sie mit Eifersucht kein Problem mehr
Nie wieder auch künftig ist erledigt

Vielleicht war dies Etuis aber auch
Nicht von der Dänin und er konnte 
Sich nur perfekt zusammennehmen
Dann liebte sie ihn wohl eben dafür

Eine wunderbare Geschichte der
Eifersucht die wie immer auf einem
Hirngespinst nur beruht aber alles
Dabei infrage stellen kann für nichts

Wie gut kennen wir alle diese Dramen
Die immer irgendwie peinlich enden
Wo wir das süß finden verliebt genug
Noch sind wenn es nervt besser gehen

Habe dies lange verkannt dabei schon
Große fast tödliche Dramen aus stets
Lächerlicher Eifersucht miterlebt ohne
Gelassen darüber lachen zu können

Eher fühlte ich mich davon gewürgt
Blieb mir bei Eifersucht die Luft weg
Dennoch blieb ich oft noch zu lange
Obwohl ich es längst besser wusste 

Eifersucht ist Besitzdenken es geht
Dabei darum nicht zu kurz zu kommen
Das ist das Gegenteil von Liebe logisch
Nur wann ist die Liebe das je wirklich

Nun wo ich jede Suche aufgab und
Die paar Jahre die mir noch bleiben
Lieber ungestört mit Büchern verbringe
Lächel ich theoretisch einfach darüber

Praktisch kommt es manchmal nicht
Nur in der Literatur überraschend anders
Aber das interessiert jetzt wohl keine
Mehr noch darum enden die Verse hier

jens tuengerthal 16.5.25

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