Lektürentagebuch 15.5.25
Unter dem Titel der Hosenboden erzählt
Franz Hessel von der Suche nach einem
Flicken für die zerrissene Hose seines
Sohnes in Paris der ihn flanieren lässt
Schon der Weg zu dem ersten Laden
Mit der Hose im Gepäck erzählt viel
Vom Flaneur als Vater und Mensch
Den die anderen halt losschicken
Weil der eigene Flickschuster keinen
Passenden Flicken hatte schickte er
Ihm zu Madame Maintenant in der so
Langen Avenue du Maine
So ging es durch einen so langen wie
Abwechslungsreichen Dauerjahrmarkt
Doch weil die Avenue lang und der Weg
Weit war kaufte er noch eine Zeitung
Las im Gehen ein wenig darin von dem
Weizen der ins Meer geschüttet wurde
Wovon er Hunger bekam und sich ein
Hörnchen und einen Milchkaffee holte
Warum der so Frankreich erfahrene
Hessel hier Hörnchen statt Croissant
Wie Milchkaffee und nicht café au lait
Sehr deutsch schreibt lässt staunen
Kurz vor dem Viadukt der Eisenbahn
Entdeckt er den Laden der Madame
Maintenant die er gleich europäisch
Frau Jetzt Miss Now Signora Ora taufte
Dem feinen Humor zum Trotz aber
Empfing ihn Monsieur Maintenant der
Sogleich dutzende Flickenballen zum
Vergleich noch durchblätterte für ihn
Versunken in diese Tätigkeit wie ein
Bibliophiler nahm er nichts mehr wahr
Stattdessen kam Frau Jetzt die Hessel
Nun als Matrone Frau Gegenwart nannte
Die Gattin von milder Üppigkeit was
Wieder eine so liebevolle Beschreibung
Einer leicht rundlichen älteren Dame ist
Schaute dem Mann ehelich teilnehmend zu
Doch es fand sich in den vielen Heften
Voller Flicken kein passender worauf
Monsieur in den Keller hinabstieg unter
Dem Beifall seiner Ehefrau die blieb
Während der längeren Suche in den
Ungezählten Stapeln unterhielt sich
Die Ehefrau mit dem Erzähler über
Grundsätze der Kindererziehung
Als er schließlich wiederkam und sich
Sogleich entschuldigte nichts wirklich
Passendes gefunden zu haben bittet
Der Ich-Erzähler um Entschuldigung
Für die lange Verzögerung für nichts
Worauf sie sich wieder entschuldigen
Leider nichts exakt passendes zu haben
Aber verwiesen ihn gleich weiter
Leider kam er nicht mehr dazu diesen
Hinweisen zu folgen weil er Paris nun
Verlassen musste mit seinen Kleinbürgern
Die Flicken des alten Europa aufheben
Er wünscht ihnen dass sie sich bald ein
Häuschen in der Ille der France beziehen
Ihre Kaninchen dort mit dem Kohl aus
Ihrem gut gepflegten Garten füttern
Dieses so zärtliche Genie was noch
Aus der Suche nach dem passenden
Flicken eine des alten Europa macht
Ist eine literarisch menschliche Freude
Mit dem Kapitel der Märtyrer endet der
Bücherwahn von Flaubert vor Gericht
Das über den Mord und die Brandstiftung
Wie andere Straftaten in Barcelona urteilte
Angeklagt ist der arme in sich völlig
Zusammengesunkene Giacomo der
Mönch Büchernarr und Händler der
Für seine Bibliothek alles tun wollte
Die in Spanien einmalige Bibel die er
Aus den Flammen rettete wurde bei
Ihm gefunden und genügte daher
Dem Staatsanwalt zur Ankage
Auf die Anklage folgt das Plädoyer
Seines Anwalts der noch ein
Exemplar der Bibel unter seinem
Talar hervorzauberte als Entlastung
Doch Giacomo bittet den Richter
Um Verurteilung bekennt sich aller
Taten auch des Mordes schuldig
Für den es keinerlei Beweise gab
Er sei Gefangener seiner Sucht
Der Tod möge ihm befreien doch
Der Brandstiftung sei er unschuldig
Dennoch nehme er alles auf sich
Am Ende bittet Giacomo der Mönch
Der Bücher seinen Anwalt einmal
Noch in die Bibel auf spanisch das
Andere Exemplar schauen zu dürfen
Was nun passiert mögen die Leserinnen
Selbst erkunden im Bücherwahn dieser
Fein erzählten Geschichte eines echten
Bibliomanen der sich dafür verlor
jens tuengerthal 15.5.25
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