Donnerstag, 22. Mai 2025

Nazierbe

Nazierbe

Wie verhält es sich mit dem Erbe
Des Nationalsozialismus in der
Eigenen Familie und mit was davon
Wuchs ich noch ganz normal auf

Die Eltern waren während des 
Krieges noch keine fünf Jahre
Ihre Erinnerung war lückenhaft
Anders dagegen die Großeltern

Erlebte noch alle vier lange bis
In meine erwachsenen Zeit es gab
Teilweise erstmals Gespräche zum
Thema was mit Kindern schwer fiel

Die Großmütter haben sich wohl eher
Angepasst ungestört leben zu können
Doch differieren da die Erzählungen
Die Bremer Großmutter sprach spät

Also im hohen Alter plötzlich vom
Widerstand wie der Ehrung ihrer
Schwiegereltern die angeblich ein
Jüdisches Ehepaar versteckt haben

Zumindest für möglich hält das auch
Die eigene Mutter inzwischen die schon
Wusste wann ihre fast hundert gewordene
Mutter Geschichten passend erfand

So tauchte die Geschichte vom
Widerstand auf als es Mode wurde
Marion Gräfin Dönhoff so erfolgreich
Das Erbe der Familie noch hochhielt

Hatte im Studium auch einen Freund
Aus einer alten preußischen Familie
Die eng dem Widerstand verbunden
Dafür schon namentlich berühmt war

Dort sprach ich auch mit obiger wohl
Irgendwie Tante Marion die noch von
Der Zeit erzählte wie eine andere Tante
Deren Mann noch hingerichtet wurde

Der Widerstand wurde dabei lebendig
In Geschichten noch spürbar was die
Ferne Sage der mutigen in Helden uns
Ganz menschlich nah noch brachte

Es waren wohl beide Großväter eher
Gegen das Hitler Regime aber wie weit
Oder laut der Widerstand wurde ist
Dabei eher umstritten gewesen

Die Bremer Großmutter war gerne
Preußisch kaisertreu auch noch in
Ihrer Jugend in Hannover und Bremen
Erzählte von Hindenburg und mehr

Letzterer war wohl ein Nachbar noch
Irgendwo an der Eilenriede in Hannover
Dazu gibt es noch nette Sagen der
Familie die heute komisch klingen

So nannte sich die Bremische Großmutter
Die später in Bremen mit Preußens wohl
Irgendwie befreundet war gerne noch
Deutschnational was heute eher verpönt

Aber mit Hitler hatte sie nichts am Hut
Auch wenn der ja für Ordnung sorgte
Sie schwamm dezent mit wohl eher
Diese Geschichten sind allen bekannt

Ihr Vater mein Urgroßvater wurde noch
Der Sage nach verhaftet weil er seinen
Jüdischen Bankier höflich grüßte worauf
Ihn seine Arbeiter wieder herausbrüllten

So lange die offizielle Version während
Die spätere ergänzt wurde noch um den
Anruf der Urgroßmutter bei Göring dessen
Ingenieur er im Ersten Weltkrieg noch war

Dies alles nachdem Baron Richthofen 
Verschwand den er zuvor betreute
Jedenfalls kam er dann wieder frei
Belege dazu gibt es natürlich keine

Die Männer  stellten es auch als Väter
Anders dar denn als Großväter doch
Gab es wie ich später über meine
Loge in Straßburg erfuhr wohl ganz

Konkrete Kontakte zur Resistance durch 
Den väterlichen Großvater obwohl dieser
All dies jedenfalls im Gegenwart der
Grossmutter noch entschieden abstritt 

So war mein Grotepater genannter
Väterlicher Großvater.mehreren alten 
Ehemaligen Kämpfern dort ein Begriff
Dann wird es schon fast sagenhaft

Der mütterlich hanseatische hielt sich
Dazu vornehm sehr dezent zurück
War ab 43 in russischer Gefangenschaft 
Wo er viele Jahre nur mühsam überlebte 

Einmal traf ich noch Herrn Berggruen
In seinem Museum in Berlin der Grotepater
Wie wir Enkel ihn alle.nennen sollten 
Aus Pariser Zeiten kannte und lobte 

Ganz erstaunlich war wie er ihn als
Ehrenwert bescheiden dabei lobte 
Seine aufrechte Gesinnung als Kadett
Der nie mehr sein wollte als er war

Was an seinem Kontakt zu Harry Kessler
Wie manchen anderen Köpfen sowohl
Von Widerstand wie NS Regime dran war
Werde ich nicht mehr real überprüfen

So hätte er jede offizielle Ehrung stets
Zurückgewiesen er habe nur im Stillen
Gewirkt was gut preußisch klingt aber
Weniger zu seiner Eitelkeit passte

Habe dort teilweise nachgeforscht
Er war wohl auch in einer wichtigen
Schlüsselstellung bei Goerdeler für
Kontakt nach Paris vorgesehen

Vermute seine Schweigsamkeit
Hängt eher mit einer Pariser Liebe
Zusammen die er der Großmutter
Wegen bis zum Ende verschwieg 

Zumindest führten sie nach außen
Über 50 Jahre eine glückliche Ehe
Die kaum ohne übliche Untiefen die
Zeiten überstanden haben dürfte

Kann all das weder belegen noch
Werde ich diese fast sagenhafte
Geschichten weiter überprüfen die
Auch im Gespräch mit Goerdelers

Tochter vor Ewigkeiten in Heidelberg
Anklang und Bestätigung fand wie
Das Schicksal der jüdischen Familie
Die wohl Paradies hießen im Haus

Am Osterdeich in Bremen viel mehr
Auf Sagen und Erzählungen beruht
Zumindest verbrachte ich dort auch
Das erste halbe Jahr meines Lebens

Es fallen so verschiedene Geschichten
In der Familie zusammen etwa auch
Der Bruder des Großvaters der ein
Nazi Funktionär im Norden war 

Dieser war Pfarrer bevor er sich zur
Parteiarbeit ganz entschloss und
Nach 1945 nahm die Kirche ihren
Verdienten Mann gerne wieder auf

Aber das ist nur die Version meines
Großvaters seines Bruders dessen
Ältester Sohn wiederum den ich noch
In Heidelberg kannte erinnerte anders 

Die Stiefurgroßmutter war auch eine
Anhängerin Hitlers es gab in ihrem Erbe
Schriften mit vielen Anstreichungen wie
Kommentaren der resoluten Lehrerin

Ihre Ausgabe von Mein Kampf war
Lange in meinem Besitz aber da ich
Ihr Verschwinden mit einem früheren
Freund verbinde belasse ich es dabei

All dies schreibe ich aus dem Kopf im
Fundus meiner Erinnerung stöbernd
Natürlich werden für mich als Autor alle
Mitglieder der Familie künftige Figuren 

Weiß nicht was alles von welchen Sagen
Der Familie wahr ist muss es niemand
Beweisen ernte nur in dem reichen Feld
Ihrer Geschichten und Sagen noch

Nebenan ist die Schließmannstraße
Wo eine ganz liebe Freundin lebt und
Der Olle Kaufmann traute auch den
Alten Sagen des Homer mehr zu 

So nehme ich manches für wahr
Was ich nie belegen könnte aber
Freue mich die Sagen dazu zu erzählen
Wie wirklich die Wirklichkeit immer ist

Gut erzählt wird sie zumindest Teil der
Kulturgeschichte als Epos oder Roman
Dabei lasse ich es in diesen Versen
Zur Familie nun der Rest wird sagenhaft

jens tuengerthal 22.5.25

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