Sonntag, 25. Mai 2025

Lektürentagebuch 25.5.25

Lektürentagebuch 25.5.25

Den Sonntag genutzt mal wieder in
Ein Glücksritter von Peter James Bowman
Über die englischen Jahre des uns als
Gärtner so berühmten wie berüchtigten 

Fürsten Pückler-Muskau zu lesen der
Dort in Absprache mit seiner geliebten
Frau Lucie einer Hardenberg Tochter
Auf Brautschau für seinen Garten war

Eigentlich war er glücklich verheiratet
Aber er brauchte ganz dringend nun
Englisches Geld seine Parkpläne noch
Realisieren zu können warum auch

Die gute Lucie in seine Pläne einwilligte
So hoffte er in der in kurzen Saison die
Passende Braut zu finden und überlebte
Sonst möglichst sparsam in London

Mit englischer ironischer Distanz erzählt
Bowman von den Krankheiten wie den 
Orgien und der Finanzierung des Lebens
Durch Kartenspielen in seinem Clubs

Zitiert dazu auch aus den Briefen an
Lucie der er von seiner Liaison mit
Einer erst sechzehnjährigen Modistin
Aus Frankreich voller Lust schreibt 

Wie er dabei von deren scheinbar
Echter Freude am Sex schreibt verrät
Viel über die sonst Gewohnheiten dabei
Auch die Geschlechtskrankheit infolge

Dieses schon gescheiterte Vorhaben
Das nur noch ein wenig fortgesetzt wird
Gibt schöne Einblicke in einer Zeit die
Offiziell in England als prüde gilt


Weiter ging es mit Marcello Fois großen
Roman Mercede und der Meisterschmied 
Indem die langsam Erinnerungen von
Gavino an die verhängnisvolle Nacht

In der er missbraucht wie auch gleich
Fast umgebracht wurde mit denen
An seinen Bruder mischen der im
Traum ihm erzählt wie es wirklich war

Warum er nicht mehr leben konnte
Nach der Befreiung der Bäckerei
Vom dort plündernden Pöbel aus
Dem die Kinder aufeinander schossen

So stark diese Fois schreibt so zugleich
Unerträglich sind eine Schilderungen die
Das sich anbahnende Unglück noch selig
Mit großer Langsamkeit oft umkreisen


Über die Agonie wie den himmlischen
Rächer in der Hölle des Bibliomanen
Bei Charles Asselineau gelesen der
Fein vom Unglück dabei berichtet

Wie er durch Regen und Sturm
Nach seinem Zuhause ging wo er
Triefend ankam aber sich auf sein 
Bett freute selig den Lukrez zu lesen

Wie er dieses atheistische Meisterwerk
Zur Philosophie des Epikur gerade in
Die Hand nahm als er einen Mann sah
Der seine private Bibliothek inspizierte

Dieses Werk das auch Montaigne wie
Friedrich der Große so liebten hier in
Der Novelle erwähnt zu in lesen lässt
Das Herz seines Anhängers beben

Wie dieser große und hagere Mann
Der ihm gänzlich unbekannt war aber
Sich bewegte als dürfe er dies wird
Im Kapitel der himmlische Rächer

Mit leichten Gruseln beschrieben
Auch wie er sich mit ihm aufmacht
Nun zu den Kais zu gehen klingt
Nach einem Traum des Bibliomanen 


Von Paris aus ging es nach Davos
Wo im Zauberberg Thomas Mann
Über das der Sitte entsprechende 
Ignorieren des einjährigen schreibt 

Wie sich sogar die Stör an diese
Sitte hält deren Bildungsschnitzer
Sonst längst Legende sind und wie
Der ohnehin schweigsame Joachim

Noch stiller wird nur angesichts des
Schon im August fallenden Schnee
Seinen deutlichen Unwillen bekundet
Der anderes noch vermuten lässt

Nun erläutert Hans dem Vetter warum
Dieses Wetter jenseits aller Erwartungen
Das dem Zyklus widerspricht mit dem
Wir rechneten die Lebensfreude nähme

Begründet dies alles sehr vernünftig
Mit humorvollen Einschüben was aber
Vetter Joachim noch weiter empört der
Schließlich Türen knallend geht

Dieser Anfall von Empörung vielleicht
Sogar Jähzorn wie das Kapitel betitelt
Ist völlig untypisch für Joachim den sonst
Eher sehr schweigsame Hanseaten

Deutet es auf eine Übersättigung hin
Die der vom Militär träumende junge
Mann nun erreicht hat und die infolge
Zu gefährlichen Entschlüssen führt

Sehr fein dosiert werden hier noch die
Großen emotionalen Ausbrüche welche 
Zur so gesehen dann nur noch wenig
Überraschenden Flucht führen

Spannend wäre ob dieser unzeitgemäße
Wintereinbruch im August als Auslöser
Eher benutzt wird Abstand zu suchen
Wie dafür sein Leben zu riskieren

Ist der Entschluss unabhängig vom
Zufälligen Wetter längst gereift ist
Dieses nur der letzte in Tropfen oder
Doch zentral kausal für Joachim

Wie der junge Mann der sonst so
Streng sittsam seinen Dienst versteht
Sich über nur Wetter erregt ist eher
Unpassend für einen Offizier

Doch braucht was lang schon gärt
Keinen großen Auslöser um einen 
Ordentlichen Ausbruch des Inneren
Vulkans infolge zu erreichen 

Genau das erlebt der darob erstaunte
Hans Castorp hier und es zeigt sich
Wie angespannt längst sein kann was
Noch scheinbar ganz ruhig sich gibt

Sind die stillen Wasser nun tiefer oder
Hochexplosiv eher  weil es immer nur
In ihnen brodelt statt darüber zu reden
Fragt nur wer an Heilung glaubt


Ganz zauberhaft fein erzählt dafür
Franz Hessel als Flaneur in dem Kapitel
Nordwesten schon vom Umland der
Invalidenstraße in heute Mitte 

Wie dort wo Friedrich einst für seine
Invaliden Maulbeerplantagen anlegte 
Damit sie Seidenraupen züchteten
Für ihre Auskommen heute Museen stehen

Wo heute die Dinosaurier im Museum
Für Naturkunde immer noch zu sehen sind
Wie die naturkundliche Sammlung von
Alexander von Humboldt den Kosmos zeigt

Beschreibt die berühmten Gräber auf dem
Invaliden Friedhof noch wo von Winterfeldt
Über Tauentzuen einige der Großen liegen
Denen Schinkel die Baldachine entwarf

Wie ihn darauf die Tram vorbei am
Hamburger Bahnhof der längst ein
Verkehrsmuseum enthielte das heute
Der modernen Kunst dafür ist brachte

Auch an Humboldthafen und dem
Lehrter Bahnhof ging es vorbei wie
Dem alten Zellenengefängnis von
Dem er fast beim Strafgericht war

Dieses eigentliche Ziel aber ignorierte
Hessel lieber für einige Schritte im dort
Kleinen Tiergarten wo er auf die Wagen
Für Milch der Meierei Böller traf 

Mehr von Hessel im Nordwesten lese ich
Vermutlich heute Nacht weil er doch eine
Freude als Erzähler wie als Beobachter 
Im Kern als Flaneur immer ist

jens tuengerthal 25.5.25

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