Parallelwelt
Sich eine Parallelwelt einrichten
Hat viele Vorteile im Alltag weil es
Den lästigen Kontakt mit der auch
Nur normativen Wirklichkeit minimiert
So ist meine Parallelwelt die nun ein
Leben lang zusammengetragene
Sammlung von Büchern in der ich lebe
Sie formt auch meinen Blick auf die Welt
Häufiger in den Gedanken von Autoren
Längst vergangener Zeiten scheint mir die
Grusellige Gegenwart und ihre Sprache
Immer mehr befremdlich fern heute
Thomas Mann Franz Hessel Goethe wie
Viele andere große Literaten bestimmen
Diese Parallelwelt und meine Sprache
Mehr als mich die Gegenwart berührt
Dies finde ich sprachlich ausgezeichnet
Wie meinem Gefühl näher als das nur
Rudimentäre Sprechen vieler deren Worte
Durch Serien wenn noch geprägt sind
Höre ich diese so gegenwärtigen reden
Scheinen sie mir geistig so hohl und
Zerschnitten wie ihre Netflixlektüre
Die ihnen täglich mehr Geist raubt
Kaum noch schaffen sie ganze Sätze
Vergessen den Inhalt zwischendurch um
In Floskeln dafür zu sprechen die nur
Ihre innere Hohlheit leider offenbaren
So habe ich mich inzwischen lieber
In geistigen Welten eingerichtet die
Alle bewegten Bilder verschmähen
Was mich aus der Welt weiter entfernt
Sich nun eine Parallelwelt einzurichten
Die in vielem außerhalb der Gegenwart
Liegt klingt romantisch für einen der
Aufklärung verpflichteten Geist
Als würde ein E.T.A Hoffmann die
Parallelwelt die mir Gegenwart wird
Mit seinen Figuren möbliert haben
In der ich mit ihnen diskutiere
Treffe Thomas Mann und Franz Hessel
Wie Borchardt Goethe Wieland Diderot
Diskutiere mit Kant und Stirner aber
Meide Marx für die Humboldt Brüder
Reise mit Michel de Montaigne mehr
Als ökologisch fragwürdig in der nur
Wirklichkeit je um Zeit zu lesen zu haben
Da meine Parallelwelt gedruckt ist
Suche selten oder wenig nur noch
Das Gespräch mit realen Menschen
Die den Bewohnern meiner Bibliothek
Selten geistig das Wasser reichen können
Fragte jemand ob ich damit nicht vor
Der Wirklichkeit fliehen würde wäre
Die jubelnde Antwort natürlich JA denn
Welcher in Ort ist geistig erstrebenswerter
Seid ehrlich redet ihr lieber am Tresen
Mit angetrunkenen Hohlköpfen über die
Täglichen Belanglosigkeiten ihrer völlig
Unwichtigen Existenz oder mit Goethe
Debattiert ihr lieber mit Musil und Mann
Über den Roman der Zukunft oder mit
Dem Wirt deiner Bar über esoterische
Romane wirrer Verschwörungstheorien
Zugegeben verirre ich mich noch
Manchmal gezwungenermaßen in die
Untiefen der Realität doch bin ich stets
Froh in geistigen Welten wieder zu sein
Nirgendwo fühle ich mich mehr Zuhause
Als zwischen Buchseiten die mir ein
Geistiges wie sprachliches Universum
Voller Schönheit täglich offenbaren
Der Satz ich bin nicht von dieser Welt
Ist für mich kein Sciencefiction sondern
Ausdruck meiner erlesenen Wirklichkeit
Die grenzenlose geistige Heimat mir ist
Es können diese Welten auch parallel
Gut existieren und manchmal noch
Besuche ich die eine oder andere noch
Als Flaneur der schaut was es so gibt
Nichts geht mir über meine Bibliothek
Worüber manche schon beleidigt klagten
Was ich mir künftig lieber erspare nur
Wer geistige Welten teilt darf bleiben
Wer hier mehr den Staub sieht als das
Geistige Universum eines Literaten der
Möge gerne putzen und sonst fern bleiben
Der Parallelwelt in der ich für mich bleibe
jens tuengerthal 26.5.25
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