Mittwoch, 21. Mai 2025

Lektürentagebuch 21.5.25

Lektürentagebuch 21.5.25

Mit Marcello Fois und der Offenbarung
Des Johannes um die es gerade geht in
Mercede und der Meisterschmied heute 
Nur auf zwei Seiten beschäftigt

Zugegeben war das Bild des blutroten
Himmel mit den violettfarbenen Wolken
Aus denen das Blut auf die Felder fließt
Dem Atheisten zu abstruser Hokuspokus 

Die kabbalistische Zahlenspielerei war
Der abstruse wenn auch dabei noch
Relativ schlichte Abschluss der mir 
Sagte heute keinen sardischen Wahn


Weiter ging es darum lieber mit der Reise
Ins Paradies von Heinrich und Christine
Gondela mit bremisch hanseatischem
Humor der mit zugegeben mehr liegt

Die Wanderung mit Begleitung ging
Bis nach Aussig und dann die Elbe 
Entlang bis zur Burg Schreckensheim
Wurde am Ende wieder ein Marsch

Von der Burg an fanden sie noch eine
Böhmische Führerin deren deutsch sie
So wenig verstanden wie sie das ihre
Aber die sehr um Nante bemüht war

Nante ist der Spitzname von Christine
Gondela diese fanden sie bei ihren so
Großzügigen Gastgebern dort die jede
Bezahlung dafür natürlich ablehnten

Ob das unserer Gastronomie heute
Auch gut stände oder ihr Ende wäre
Hier dahingestellt ist es wieder eine
Der so liebevollen Geschichten dort 

Auch wie sie das am Gipfel genossene
Bier ihren Nektar nennen oder sich der
Alte Führer mit über sechzig doch am
Ende noch verirrte ist liebevoll erzählt


Weiter gewandert nun in einem weiteren
Band der wunderbaren Anderen Bibliothek
Dem ganz frühen dritten Band in dem es
Mit Johann Gottfried Seume nach Syrakus

Im Jahre 1802 ging was an schwülen
Tagen Anfang Dezember 1801 in Grimma
Begann wo er seinen Tornister schnürte
Im Trupp gen Meissen aufbrach

Dort mit einem Lied zu wie er schreibt
Göthens Kennst du das Land begrüßt
Lese es und vervollständige in mir
Wo die Zitronen blühen voll Freude

Zumindest fängt die Wanderung damit
Besser an als die zu lange Eloge an
Rechtfertigungen vorab die schon sehr
Nach schlechtem Gewissen klangen

Bin gespannt auf mehr von Seumes
Berühmter Wanderung die auch als
Ganz früher Band der Bibliothek noch
Im Tiefdruck fühlbar besonders ist


Nun ging es als Reisender gen Wien
Mit Johann Kaspar Riesbeck der seinen
Bericht als die Briefe eines reisenden 
Franzosen lieber vorsichtig tarnt

Nach langer Vorbemerkung über das
Wesen der Menschen die teilweise
Fast revolutionär frei anmuten aber
Ohne jeden Zusammenhang hier sind

Kommt Riesbeck auf die Wiener zu
Sprechen die als Publikum besonders
Grob stolz schwerfällig und dumm wären
Verglichen mit den Parisern dazu noch

Käme ein ausschweifender Hang zur
Schwelgerei dabei sei auch ihre gern
Gelobte Gastfreiheit nur ein Vehikel
Ihren so großen Stolz zu zeigen

Die meisten hätten über den Augen
Auf die Stirn geschrieben nicht wahr
Wir sind andere Leute als die Pariser
Essen und Trinken wäre doch besser

Die tägliche Tafel bestünde aus sechs
Acht oder zehn Gerichten mit bis zu vier
Gattungen Wein dazu also reichlich aber
Ihm fehlten die freundschaftlichen Essen

Dafür gäbe es platte Scherze und Spott
Der Mittelstand hätte schon Komödianten
An ihrer Tafel die Ehrwürdigen kommen
Neben Frauen die sie dann necken 

Er staunt wie die Schauspieler dafür
Die Sprache der Fischweiber derbe
Auch bei Tisch pflegten und deren
Benehmen er schlicht pöbelhaft nennt 

In Wien ging das Frühstück bis zum
Mittagessen das sich dann bis zum
Nachtmahl fortsetzt nach dem es
In das Schauspiel endlich geht

Es gäbe über 70 Kaffeehäuser wie
Zahlreiche auch edle Bierhäuser doch
Geht das ewige Essen Trinken und
Spielen noch weiter alle flüstern nur

Die Wiener zeichnete es aus dass die
Knochen unter den Augen ein wenig
Vorstehen das Kinn platt und spitz 
Ansonsten sei dort nichts zu lesen

Wenn sich also wie die Physignomik lehrt 
Die Seele im Gesicht spiegelt hätten die 
Wiener wohl keine Seele was eine der
Eher gewagten Thesen doch ist

Er beobachtete den Mittelstand denn
Der Adel in Europa sähe überall gleich aus
Und der Pöbel gehöre ja eigentlich nicht
Zur Gesellschaft dazu schreibt Riesbeck

Es gäbe in Wien wohl einige der
Allerbesten Kurtisanen in Europa
Joseph wird als menschlicher Kaiser 
Beschrieben der beim Volk blieb

Schwärmt wie Eugen von Savoyen
Nach seinen militärischen Erfolgen
Zum Dogen der Wiener Kultur wurde
Kritisiert dagegen Maria Theresia

Deren schwache Seite seien die Pfaffen
Sie wollte alle Untertanen zu Engeln mit
Ihrer frustrierten Frömmigkeit machen
Auch achte sie noch spanische Etikette 

Schwelgerei und Protz seien hier größer 
Als in Paris und es gäbe größere und
Reichere Paläste auch dafür würde 
Weniger für die Armen gesorgt

Außergewöhnlich mutig schreibt hier
Riesbeck als angeblicher Franzose der
Gut wusste warum er anonym lieber
Veröffentlichte im Jahr 1783

Die Blicke verschiedener Reisender aus
Der Zeit um 1800 teils noch vor teils 
Nach der Revolution geben einem sehr
Weiten Blick auf den Geist der Zeit

Allein für diese Reiseberichte die jede
Eigene Reise überflüssig machen lohnt
Die Andere Bibliothek immer wieder die
Geist und Schönheit wunderbar vereint

jens tuengerthal 21.5.25

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