Freitag, 2. August 2024

Lektürentagebuch 2/8/24

Lektürentagebuch 2/8/24

Viel schöne Literatur gelesen wie
Durch sie beim Denken und Dichten
Beflügelt worden durch Schönheit
Wie die Gedanken anderer dazu

Frage mich manchmal ob nicht 
Gespräche überschätzt werden
Literatur und Dichtung nicht eher
Für sich lesend entstehen kann

Merke wie gut es mir auch tut
Gelegentlich den Ort dabei zu
Wechseln in Bar oder Café nur
Wie egal andere dabei mir sind

Manchmal plaudere ich ein wenig
Wie es die Höflichkeit gebietet doch
Schreibe ich lieber egal wo für mich
Was an Gedanken dort mir kommt

Freue mich über wunderbare wie
Allerliebste Musen die zusätzlich
Noch die Sprache beflügeln doch
Was es wird kommt nur aus mir

Vermutlich sind nicht alle Dichter
So autistisch wie ich doch ist die
Insel auf der ich lebe für mich wohl
Wichtigste Quelle der Inspiration
 
Heute mit Proust begonnen um das
Urlaubsgefühl in la recherche an der
Atlantikküste zu genießen ohne dazu
Den heimischen Diwan zu verlassen

Ein wenig Sommerfrische noch dazu
Im Grandhotel das sich der arme Poet
So wenig leistete wie selbst reiste doch
Gibt es lesend genug Sommergefühl

Am Abend schon in der Dunkelheit kehren
Sie in der Kutsche der Herzogin zurück die
Gleich mit zum Essen kommt wie sie alle
Gespräche auf ihre Art führt und bestimmt

Viel wird von den Höflichkeiten der Herzogin
Erzählt die zum alten Adel gehört sich aber
Dabei zugleich so sehr selbst noch lobt dass
Die Schau ein wenig peinlich erzählt wirkt

Fein die Beobachtungen Prousts für seine
Protagonisten und ihr Wesen wie sie mit
Übetriebenem Understatement und dazu
Anekdoten sich viel zu wichtig nimmt

Wenn er dazu schreibt sie sei sich der
Gnade ihrer Herablassung bewusst
Wird die nonchalante Überlegenheit
Der Großmutter noch viel deutlicher

Sie hat die Majestät und Größe alles
Für selbstverständlich zu nehmen wie
Ihre Freundin sich vorführen zu lassen
Darüber milde nur zu lächeln noch

Der Ich-Erzähler bemerkt all die kleinen
Nuancen und Eitelkeiten der Herzogin
Nutzt sie die Größe seiner Großmutter
Als natürlichen Adel so zu bescheiben

So bekommt die nur großbürgerliche
Jene hohe Würde aus ihrem Verhalten
Von der ihre Freundin nur plaudert die
Dabei zu sehr Klüngel noch spielt

Immer mehr lerne ich Andrzej Bobkowski
Lieben den klugen Polen der in dem Band
Hinter dem Wendekreis ganz wunderbare 
Erzählungen aus dem Exils versammelte

Hier noch in Paris zeigt sich der große
Fahrradenthusiast bei einem Gespräch
In der Fahrradwerkstatt über politische
Wie wirtschaftliche Zustände Frankreichs

Als feiner Beobachter und guter Kenner
Des kritisch zweifelnden Tons den die
Franzosen untereinander anschlagen
Was den Kurs des Landes betrifft

Zuvor beschrieb er schon mit feinem
Blick die Fahrt des Präsidenten auf
Dem Champs Elysee die den Verkehr
Für einen Moment einfach anhielt

Er sieht den Menschen in der Rolle
Wie das Netzwerk um ihn in dem er
Der Erwartung gemäß führen soll als
Puppe die nur vorne dafür steht

Von Paris aus ging es nach Schwaben
Mit Asfa-Wossen Asserate dem Neffen
Von Kaiser Haile Selassi in seinem Buch 
Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle 

Im Kapitel über die berühmt berüchtigte
Schwäbische Kehrwoche die schon 1492
Also im Jahr der Entdeckung Amerikas
Vom Herzog eingeführt wurde um so

Die Straßen sauber zu halten und wie
Eben diese schwäbische Reinlichkeit
Zum Fetisch eigener Art wurde der bis
Heute einen ganz eigenen Stolz bildet

So gibt es für die schwäbische Hausfrau
Wir erinnern uns an Merkels Vergleich
Zu Zeiten der Finanzkrise wo unsere
Kluge Kanzlerin diese als ein Muster

Der Solidität wie Zuverlässigkeit anführte
Welche ihre Finanzpolitik leiten solle was
In Anbetracht der realen Schulden die
Riskiert wurden sicher gewagt war

Doch gibt es für diese kein schöneres
Kompliment als wenn wer feststellt hier
Sei es so sauber da könnte doch gleich
Von der Treppe gegessen werden

Mit viel Augenzwinkern erzählt der Autor
Von seiner Studienzeit in Tübingen wie
Den Erfahrungen als Äthiopier da noch
Im so urdeutschen Schwabenländle

Ein wenig westlich von Schwaben noch
In Baden Baden schreibt Arnon Grünberg
In Gstaad wie sie nach dem unglücklichen
Todesfall doch wieder überraschend

Haus Sonnenhügel verlassen, um gen
Straßburg zu fahren in ein neues Kapitel
Des Lebens aufzubrechen bei dem sie mit
Herrn Ceccarelli als Bewacher reisen

Der frische Witwer braucht sie dringender
Als Haus Sonnenhügel und dessen etwas
Sehr pragmatische Wirtin unklar nur ist
Wohin dieser neue Weg real führen wird

Die Kehrtwenden und skurrilen Wenden
In diesem an Absurditäten an der immer
Grenze zum Ekel nicht armen Roman
Machen ihn gerade so lesenswert

Aus der noch Kinderperspektive des
Bisher unbeschulten Analpheten über
Seine Erfahrungen zu lesen macht es
Noch etwas seltsamer bei der Lektüre

Gstaad ist ein wunderbarer Roman
Aus dem Leben in kleinen Hotels wie
Den seltsamen sexuellen Bedürfnissen
Seiner Gäste und dem Kind dazwischen

Was unvereinbar scheint wird mit dem
Größten Selbstverständnis zusammen
Komponiert eine absurde Geschichte
Aus Sicht des Ich-Erzählers 

jens tuengerthal 2.8.24

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