Donnerstag, 22. August 2024

Lektürentagebuch 22/8/24

Lektürentagebuch 22/8/24

Die beiden Freunde streifen weiter
Durch Museen und Buchläden in
Paris und verweilen ein wenig bei
Den Bouquinisten am Seineufer

Was mit der unechten Opposition
Im Exil die keinen Bezug hätte noch
Harmlos begann wird zum Streit über
Echtheit der jeweiligen Systeme

Wie schnell findet die eben noch
Beschworene Freundschaft ein
Ende zwischen Gandhi und
Bobkowski wie Grenzen in den

Immergleichen Argumenten des
Kalten Krieges die austauschbare
Hohlphrasen nur sind hinter denen
Sich nahezu nichts inhaltlich verbirgt 

Auf einer Seine Brücke stehend drischt
Gandhi die Formeln herunter die bald 
Verschwörungstheorien sich nähern
Mit nichts an Inhalt dafür riesige

Szenarien des Schreckens entwirft
Die dem Kapitalismus wie der nur
Vorgeblich freien Welt drohten für 
Die nur der Kommunismus noch

Menschliche Auswege zu bieten hätte
Lässt jedes Argument der realen
Unfreiheit im Ostblock abprallen weil
Es nur eine Reaktion ohne eigenes wäre

Wer einmal Sahra Wagenknecht mit
Ihrer perfiden Mischung aus Lügen
Mit gefährlichem Populismus lauschte
Wie kritisch analysierte wird wissen 

Was der wie ein Funktionär plötzlich
Scheinende Gandhi von sich gab um
Das Hohelied des Kommunismus gegen
Den verlogenen Westen anzustimmen 

War er vom Osten auf Bobkowski als
Alter Freund angesetzt worden oder
Ein Überzeugungstäter wofür die
Beschriebene Aufregung spricht

Ein Mann im Auftrag des Geheimdienstes
Der darum auch immer genug Geld hat
Fragt sich der Leser ohne dass Bobkowski
Argumente dafür noch liefert im Text

Die schlüssigen Argumente der Freiheit
Verhallen im Nebel der Agitation die
Sich sachlichen Fragen hoch emotional 
Wie damit aufbrausend entzieht

Am Ende verabschieden sich zwei
Freunde ohne sich zu verstehen
Gefangen in den Formeln des
Kalten Krieges der gerade begann 

So ist diese Begegnung wie der sie 
Am Ende sprengende Diskurs sowohl
Große Literatur in der Dramatik wie 
Kulturgeschichte im inhaltlichen

Wie groß ist es wenn Bobkowski
So die Zeitgeschichte in der ganz
Persönlichen Begegnung spiegelt
Als Drama einer Freundschaft 

Zwei die sich ganz nah waren
Einander fliehen müssen weil
Unverständnis auch Wut erzeugt
Verlieren sich mit nur Floskeln

Fast unerträglich war es zeitweise
Zu lesen so nah fühlte ich es als
Kind des Kalten Krieges und doch 
Wie klar und groß geschrieben

Bobkowski lohnt als Lektüre auf
Ganz vielfältige Art und Weise
Als Literatur als Kulturgeschichte
Wie zur Selbstbefragung auch

Wo stand ich in diesem Konflikt
Wie lebendig ist diese Geschichte
Wer durchschaut die Populisten je
Was macht Literatur mit dem Denken

jens tuengerthal 22.8.24

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